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Neue Ideen in der Epoche der Aufklärung - Mysterys Deutsch Kl. 8-10

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Academic year: 2022

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Stefan Schäfer: Mysterys Deutschunterricht 510 © Auer Verlag

Hinweise zum Einsatz im Unterricht

Es ist schon in der Sachanalyse gesagt worden, dass das Mystery auf die Epoche der Aufklä- rung zielt. Dieser Hinweis ist wichtig, um einem möglichen Missverständnis vorzubeugen: Die Durchführung des Mysterys ist nämlich nicht an eine Lektüre des Schauspiels „Nathan der Weise“ gebunden, auch wenn zumindest die Ringparabel vertiefend dazu natürlich gelesen werden könnte. Das Mystery könnte im Gegenteil sogar mit Zitaten eines anderen wichtigen Vertreters der Aufklärung, nämlich Georg Christoph Lichtenberg, begonnen werden (siehe unten). Lichtenbergs Aphorismen könnten zum einen neugierig auf diese besondere Zeit machen, zugleich aber auch genutzt werden, um erste Merkmale der Epoche zu sammeln bzw. die Schüler über den Charakter der Epoche begründete Vermutungen anstellen zu las- sen, etwa in der Form: Aphorismen üben Kritik, regen zum Denken an, zielen auf Mündigkeit o. Ä. Diese Hypothesen ließen sich als Tafelbild (etwa Mindmap) sammeln und dann mit den Erarbeitungsergebnissen des Mysterys vergleichen.

Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799): Aphorismen

Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?

Nichts setzt dem Fortgang der Wissenschaft mehr Hindernis entgegen, als wenn man zu wissen glaubt, was man noch nicht weiß.

Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen, es muss anders werden, wenn es gut werden soll.

Vom Wahrsagen lässt sich wohl leben, aber nicht vom Wahrheit sagen.

Wir haben keine Worte, um mit dem Affen von Weisheit zu reden. Der ist schon weise, der den Weisen versteht.

Nichts kann mehr zu einer Seelen-Ruhe beitragen, als wenn man gar keine Meinung hat.

Man spricht viel von Aufklärung und wünscht mehr Licht. Mein Gott, was hilft aber alles Licht, wenn die Leute entweder keine Augen haben oder die, die sie haben, vorsätzlich verschließen?

Das Mystery bietet sich zur Erarbeitung in den Klassen 9 oder 10 an. In diesen Klassenstu- fen sollten die Schüler schon weitgehend selbstständig zu den verschiedenen Teilthemen, die durch die Erweiterungskarten aufgerufen werden (Handel und Handwerk, Öffentlichkeit, Emanzipation der Frau, …), vertiefend recherchieren und ihre Mitschüler informieren können.

Dies könnte ggf. auch fächerübergreifend mit Geschichte und/oder Politik (Sozialkunde) geschehen.

Ebenfalls mithilfe von Referaten ließen sich weitere Autoren, wie eben Georg Christoph Lichtenberg oder auch Johann Christoph Gottsched, sowie weitere Werke Lessings (insbe- sondere „Miss Sara Sampson“, 1755; „Minna von Barnhelm“, 1767; „Emilia Galotti“, 1772) im Unterricht vorstellen.

Das geht uns alle an – neue Ideen in der Aufklärung Lehrerhinweise

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Stefan Schäfer: Mysterys Deutschunterricht 510 © Auer Verlag

Arbeitsblatt

Einstiegsgeschichte

Als der reiche Kaufmann Nathan einst von einer langen Geschäftsreise in seine Heimat zurückgekommen war, erfuhr er von seiner Haushälterin Daja, dass während seiner Abwe- senheit sein Haus abgebrannt, aber seine Tochter Recha von einem jungen Ritter im letzten Moment vor dem sicheren Feuertod errettet worden ist. Kaum dass er das gehört hatte, als ihm schon seine Tochter Recha entgegengestürmt kam.

„Mein Kind, mein liebstes Kind!“, rief Nathan voller Freude und Glück.

„Vater, ihr habt es schon gehört?“, sprudelte es ganz aufgeregt aus Recha heraus, „ein Engel hat mich errettet, ich habe ihn selbst gesehen!“

„Als Engel scheint er dir, meine liebe Recha. Und wirklich war dieser junge Mann wie ein Engel für dich! Und ich danke Gott, dass er ihn uns geschickt hat.“

„Aber nein“, sagte Recha voller Überzeugung, „es war nicht so, als ob jemand ein Engel gewesen wäre. Es war ein wirklicher Engel.“ Und auf Nathans skeptischen Blick wiederholte Recha noch einmal: „Es war gewiss ein wirklicher!“

„Aber warum muss es denn ein Engel sein? Reicht dir ein Mensch nicht?“

Recha schwieg.

„Ist es, weil es anders ganz natürlich, ganz alltäglich klänge?“, bohrte Nathan wegen Rechas Schweigen nach. „Ist es darum weniger ein Wunder, weil dich ein Mensch in letzter Minute vor dem sicheren Tod bewahrt hat?“

„Verzeih, Nathan, dass ich mich einmische“, wandte sich nun die Haushälterin Daja an Nathan, „aber was schadet es denn, wenn Recha lieber denkt, von einem Engel statt von einem Menschen erretet worden zu sein?“

„Ja, es schadet allerdings. Kommt, hört mir zu!“

Warum beharrt Nathan so darauf, dass kein wirklicher Engel für die Rettung Rechas verantwortlich gewesen ist?

Lösung:

1. Lest gemeinsam die Kärtchen. Ihr könnt sie euch auch gegenseitig vorlesen.

2. Versucht nun, die Frage zu lösen, indem ihr die Kärtchen so anordnet, dass sie eine sinnvolle Struktur ergeben. Nicht alle Kärtchen müssen eingesetzt werden.

3. Klebt anschließend die geordneten Kärtchen auf das Plakat und verbindet sie so miteinander, dass ein Zusammenhang zu erkennen ist. Ergänzt gegebenenfalls passende Oberbegriffe.

4. Schreibt eure Lösung der Frage in einem oder zwei Sätzen auf das Arbeitsblatt.

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Stefan Schäfer: Mysterys Deutschunterricht 510 © Auer Verlag

Basiskärtchen

Minerva spendet das Licht der Erkenntnis

Das Zeitalter der sogenannten Auf- klärung, das Zeitalter des Lichts, umfasst in Deutschland ungefähr das 18. Jahrhundert.

Die Aufklärung ist keine deutsche, sondern vielmehr eine europäische Epoche. Später gelangte die Idee der Aufklärung auch nach Amerika.

Der Aufklärung geht es darum, dass sich die Menschen frei machen von äußerer Bevormundung. Sie sollen lernen, selbst zu denken und ihre Vernunft zu gebrauchen.

Die äußere Bevormundung bestand politisch vor allem durch die absolute Herrschaft des Adels.

Die Aufklärer wollten Vorurteile und Aberglauben durch das Mittel der Vernunft bekämpfen.

Vernunft und Verstand sind die maß- geblichen Instanzen, aus denen sich das Handeln ableiten sollte und die es folglich zu fördern gilt.

Das Ziel der Literatur und Kunst war es entsprechend, die Menschen zu bilden und zu erziehen.

Zentrale Anliegen der Aufklärung fin- den in der Parole „Freiheit! Gleichheit!

Brüderlichkeit!“ der Französischen Revolution von 1789 ihren Ausdruck.

In Fragen der Religion galt das Gebot der Toleranz. In der Zeit der Aufklärung wurde Religion zunehmend zur Privat- angelegenheit der Menschen.

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Stefan Schäfer: Mysterys Deutschunterricht 510 © Auer Verlag

Erweiterungs- und Vertiefungskärtchen

Vertiefung

In der Literatur spielten das Theater, das zugleich ein Ort der bürgerlichen Öffentlichkeit war, und die Entwicklung des sogenannten bürgerlichen Trauer- spiels eine wichtige Rolle.

Im bürgerlichen Trauerspiel waren erst- mals Bürger die Helden und nicht mehr Adlige. Auch die dramatischen Konflikte spiegelten die Lebensumstände des Bürgertums.

Eine weitere Textsorte war die Fabel, durch die mehr oder weniger direkt Kritik an der Gesellschaft geübt werden konnte und die die Leser außerdem zu eigenständigem Denken anregte.

Wichtigster Dichter der Aufklärung in Deutschland war Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781). Lessing hat bürgerliche Trauerspiele wie „Emilia Galotti“, aber mit „Minna von Barn- helm“ auch ein bedeutendes Lustspiel verfasst.

G. E. Lessing Bis heute am bekanntesten ist aber wohl Lessings großes Toleranz-

drama „Nathan der Weise“, in dem der Gedanke der Gleichheit der Religionen eine zentrale Rolle spielt.

Lessing hat sich aber auch theoretisch mit dem Theater auseinandergesetzt.

Er gilt als Begründer der modernen Literatur- bzw. Theaterkritik.

Auch die Fabel nutzte Lessing gerne als literarisches Instrument der Kritik. Er hat sich dabei auch theoretisch mit der Fabel auseinandergesetzt.

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