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Messbar oder nicht?!

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126 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Februar 2014 | www.pta-aktuell.de

F

ragt man Menschen da- nach, was sie mit Intel- ligenz assoziieren, wird man Antworten wie

„schnelle Auffassungsgabe“, „ist schlau“ oder „weiß viel“ erhalten.

Das zeigt, dass jeder zwar eine Vor- stellung davon hat, was Intelligenz ist und dass es etwas mit geistigen Fähigkeiten zu tun hat. Es zeigt aber auch, wie schwammig der Begriff eigentlich ist.

Intuitiv Probleme lösen Intelli- genz bezeichnet die Fähigkeit, Neues schnell verarbeiten zu können. Das heißt, je intelligenter ein Mensch ist, desto einfacher und rascher findet er Lösungen für unbekannte Probleme.

Intelligenz hat daher also zuerst ein- mal nichts mit Erfahrung oder an- trainiertem Wissen zu tun. Sie kann aber sehr wohl durch Lernen beein- flusst werden.

Das „Denkvermögen“ ist aber keine Erfindung unserer Zeit. Philoso- phische Auseinandersetzungen mit Denken und Verstand gab es in allen Hochkulturen seit der Antike. Doch erst Anfang des 19. Jahrhunderts ver- suchte man, dieses Denkvermögen als „Intelligenz“ wissenschaftlich zu messen. Dabei wird die Forschung des französischen Pädagogen Alfred Binet als der Beginn der heutigen In- telligenzforschung gesehen.

Erster Intelligenztest 1905 ver- öffentlichte Binet zusammen mit seinem Kollegen Théodore Simon

einen Test mit 30 nach Schweregrad gestaffelten Aufgaben in den Berei- chen Logik, Lösen von Alltagsprob- lemen und Gedächtnisspanne. Den Durchschnittswert bildete dabei das

„Grundalter“, in dem alle Aufga- ben richtig gelöst wurden, und das mit dem Lebensalter nicht unbe- dingt korrelieren musste. Mit jeder bewältigten schwereren Aufgabe einer höheren Altersklasse wurde zum „Grundalter“ ein bestimmter

Faktor hinzu gezählt. Heraus kam dann das „Intelligenzalter“. Aller- dings konnte dieser Test nur bis zu einem Alter von 15 Jahren durchge- führt werden, danach konnte Binet keine altersspezifischen Aufgaben mehr finden. Er postulierte daher, dass die Entwicklung der Intelligenz mit 15 Jahren abgeschlossen sei. Der

„Binet-Simon-Test“ ist heute noch Grundlage für alle Intelligenztests.

Mittlerweile ermittelt man aber einen Intelligenzquotienten. Dabei geht man davon aus, dass die Intel- ligenz in der Bevölkerung normal verteilt ist. Diese Normalverteilung beziffert man mit 100. Ein IQ unter 100 ist daher unter-, einer über 100 überdurchschnittlich.

g-Faktor nach Spearman Dem britischen Psychologen Charles Spearman fiel 1923 bei einer Unter- suchung verschiedener Intelligenz- tests etwas Eigenartiges auf: Wenn die einzelnen Testmodule auch un- terschiedlich gut beantwortet wur-

den, so korrelierten sie doch mitein- ander. Wer in einigen Testmodulen überdurchschnittlich gut abschnitt, der schnitt auch im ganzen Test eher gut ab. Andersherum waren Proban- den, die einzelne Testblöcke unter- durchschnittlich gut beantworteten, im ganzen Test eher schlecht. Die Korrelation war zwar gering, jedoch signifikant genug, dass Spearman da- raus den Schluss zog, dass es einen übergeordneten Intelligenzfaktor

geben müsse. Er nannte diesen Fak- tor den Generalfaktor (g-Faktor) und begründete damit die Faktoren- theorie in der Intelligenzforschung.

Hierarchie der Faktoren Spear- mans Theorie wurde weiterentwi- ckelt. So entstanden Modelle, die davon ausgingen, dass einzelne kog- nitive Leistungen zwar spezifische Intelligenzfaktoren darstellten, sie alle aber von dem übergeordneten Generalfaktor begrenzt würden. Der Psychologe Raymond Bernard Cat- tell entwickelte 1971 eine spezielle Faktorentheorie. Er unterschied die genetisch bedingte „fluide Intelli- genz“ von der erworbenen „kristal- lisierten Intelligenz“. Während die fluide Intelligenz Problemlösung, Auffassungsgabe und Situations- orientierung umfasst, basiert die

„kristallisierte Intelligenz“ auf der Erfahrung und dem angeeigneten Wissen. Somit konnte der Begriff differenzierter betrachtet werden, jedoch wurde dadurch auch eine

Intelligenz ist die Summe der kognitiven Fähigkeiten – darüber herrscht Einigkeit.

Doch wie entstehen diese Fähigkeiten, wie misst man sie, wie beeinflussen sie unser Leben? Auf diese Fragen sucht die Forschung seit über 100 Jahren Antworten.

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PRAXIS IntellIgenz

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Februar 2014 | www.pta-aktuell.de

Diskussion angeheizt, die bis heute eines der Hauptprobleme der Intel- ligenzforschung darstellt.

„Nature“ oder „Nurture“? Ist In- telligenz angeboren oder erworben?

Kann Intelligenz durch das Milieu beeinflusst werden? Das Thema wird in Fachkreisen hitzig diskutiert, denn je nachdem, wie Studiener- gebnisse interpretiert werden, kann sich das unmittelbar auf die Lebens- situation der Menschen auswirken.

Das extremste Beispiel dafür waren die Rassegesetze der Nationalsozi- alisten, die übrigens von führenden Psychologen wie Cattell und Spear- man unterstützt wurden.

Spätere Untersuchungen in den USA schienen zu zeigen, dass bestimmte ethnische Gruppen und Mitglieder sozial niedrigerer Schichten weniger intelligent wären. Auch dies gefähr- liche Ergebnisse, die diskriminierend interpretiert wurden. Tatsächlich ist Intelligenz zu einem geringen Teil erblich, sie kann jedoch durch äu- ßere Faktoren signifikant beeinflusst werden. Diese Erkenntnis führte dazu, Frühförderungsprogramme einzuführen, um die Chancengleich- heit zu erhöhen. Bewiesen ist mittler- weile auch, dass ein Jodmangel in der Schwangerschaft intelligenzmin- dernd wirkt, ebenso wie andere Risi- kofaktoren, so zum Beispiel Alkohol

oder Drogen. Doch die Frage nach Genetik oder Milieu trennt die For- scher bis heute in zwei Lager.

Mit Vorsicht genießen Wie Den- ken genau funktioniert, können wir bisher nur im Ansatz verstehen.

Dazu kommt, dass Intelligenz etwas sehr Individuelles ist. Die kogni- tiven Fähigkeiten sind darüber hi- naus auch noch von der jeweiligen

Tagesform abhängig. Wiederholt man Intelligenztests, wird man niemals dasselbe Ergebnis bekom- men. Das ist jedoch eine Grund- voraussetzung für hieb- und stich- feste wissenschaftliche Ergebnisse.

Die Psychometrie, also die Wissen-

schaft des psychologischen Mes- sens, wird immer eine „weiche“

Wissenschaft bleiben. Unter diesem Gesichtspunkt muss man auch die Intelligenzforschung kritisch sehen.

Gleiches gilt damit auch für Intelli- genztests. Sie werden heute häufig durchgeführt, um die Eignung von Menschen für einen bestimmten Beruf zu testen. Dabei decken sie unterschiedliche Arten von kogni-

tiven Fähigkeiten ab. Meist werden das logische Denken, die sprach- lichen Fähigkeiten, das Abstrak- tionsvermögen und manchmal auch die praktische Intelligenz getestet.

Allerdings gibt es nicht den „einen“

Intelligenztest, vielmehr existiert

eine Fülle von Tests und auch der Begriff „IQ“ ist daher nicht als Maß- stab zu sehen. Tests können also nur eine Tendenz widerspiegeln, als Be- werbungsinstrument sind sie über- haupt nur dann zugelassen, wenn standardisierte Tests unter Aufsicht eines Psychologen durchgeführt werden. ■

Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist

© alphaspirit / fotolia.com

»Wiederholt man Intelligenztests,

wird man niemals dasselbe Ergebnis bekommen.«

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