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STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF

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Academic year: 2021

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(1)©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF. 15. JAHRGANG Offizielles Organ der Naturschutzbehörde, der Landesgruppe des ÖNB, der Bergwacht, des Vereines für Heimat­ schutz und des W ald­ schutzverbandes. INHALT : Es muß w as g'scheh'n — geschieht es auch? An der Schwelle einer neuen Baugesinnung? Das Feuer übernehm en, n ic h t die Asche! Kv ,etenzänderung im Naturhöhlenschutz Expertenkonferenz der beam teten N aturschutz­ referenten in W els Frühlingsblum en Vom Europarat Leser schreiben Berganemone Foto: Dr. Pauli-Anthony. 1. QUARTAL 1975.

(2) 2. STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. Es muß was g'scheh'n — geschieht es auch? Ja h re stä tig k e itsb e ric h t 1974 des N atu rsch u tzreferates des A m tes d er S teierm ärk isch en L an d esreg ieru ng S chw erpunkte d e r fachlichen A rb e ite n w a re n w iederum g ep lan te F e rien sied lu n g en u n d A p p a rte m e n th ä u se r (w obei b em e rk t w erd en muß, daß sich die w irtschaftliche R estrik tio n auch in diesem Z usam m enhang b e m e rk b a r m acht), fe rn e r S chiliftanlagen u n d A bfahrtspisten, ü b e rla n d H ochspannungsleitungen, Flugleit- u n d S atelliten em pfangsanlagen. B esonders erfreulich is t d er en g ere K o n tak t m it d er für W a sse r­ bau m aßn ah m en zu stä n d ig e n F achabteilung d er L and esb au d irek tio n h in­ sichtlich d er n u n m eh r im v e rs tä rk te n M aße erforderlichen Berücksichti­ g ung ökologischer G ru n d sätze im n a tu rn a h e n W asserb au , auf G rund ein er im J a h re 1974 e rg a n g e n e n D ien stan w eisu n g des B undesm iniste­ rium s fü r Land- u n d F orstw irtschaft; in sb e so n d e re h a t dadurch das P ro je k t d e r S u lm reg u lieru n g im Bereich d e r u n te r Schutz steh en d en L eibnitzer S ulm auen ein e w esentliche Ä n d eru n g zu g u n sten d e r N a tu r­ sch u tzin teressen erfah ren . Som it w ird in K ürze die P ro jek tau sfü h ru n g im In tere sse des H ochw asserschutzes fü r d as S iedlungsgebiet v o n Leib­ nitz u n d d e r an g ren zen d en G em einden m it einem b e d eu te n d g erin g e­ re n K osten au fw an d m it gleichzeitiger M öglichkeit d er A u sg estaltu n g d er Sulm auen zu ein em h e rv o rra g e n d e n E rholu n gsgebiet (N aturpark) b eg o n n e n w e rd e n können. Die B etreu u n g d e r A lp e n g ä rte n in Bad A u ssee u n d auf d er R annach b ei G raz w u rd e in Z u sam m en arb eit m it d e r L andesgruppe S teierm ark des ÖNB fo rtg esetzt; w ä h re n d d e r A lp e n g a rte n a n der P ötschenstraße bei Bad A u ssee sich zur v o llste n Z u fried en h eit entw ickelt, gibt es beim A lp en g a rte n auf d er R annach noch v ersch ied en e Problem e zu lösen, bis endlich durch B ereitstellu n g ein es D ienstpostens für ein en g ee ig n e­ te n G ä rtn e rm e iste r im R ahm en d es G razer S tad tg arten am tes die V o r­ au ssetzu n g en geschaffen sein w erd en , um m it einem system atischen A u fb au zu b eg in n en ; d a n n w e rd e n sich e rst alle b ish er g ele isteten In v estitio n e n b ez a h lt m achen.. Naturschutzbeirat Die T ä tig k e it des L an d esn atu rsch u tzb eirates erfu h r durch die Be­ stellu n g v o n L a n d esb au d irek to r i. R. W . H o frat Dipl.-Ing. Franz Schön­ beck u n d des n e u e n L an d esn atu rsch u tzb eau ftrag ten, Dipl.-Ing. D oktor Steinbach, zum G eschäftsführer w ie d e r e in e n A ufschw ung; insb eso n d ere w u rd en im v e rg a n g e n e n J a h r fo lgende Problem e b eh an d elt: Das v o n einem U nterausschuß e rste llte n e g ativ e G utachten ü ber eine F erien sied lu n g zw ischen Bad M ittern d o rf u n d O bersdorf w urde zustim m end zur K enntnis genom m en u n d die B ehörde ersucht, einen ab leh n en d en Bescheid zu erlassen . Bezüglich d er E rrichtung e in er H o tel­ anlage in d er N äh e des B ades H e ilb ru n n bei M ittern d o rf w u rd en auch.

(3) ©NaturschutzbundSTEIRISCHER Steiermark, Austria,NATURSCHUTZBRIEF download unter www.biologiezentrum.at. 3. die A b än d eru n g sp län e als u n b efried ig en d b ezeichnet u n d d er e rw ä h n te U nterausschuß ersucht, sich noch ein g eh en d m it diesem P ro je k t zu b e ­ fassen; ebenso soll auch das P ro je k t e in e r F erien siedlung in W örschachw ald noch e in g e h e n d e r g e p rü ft w erden. Im H inblick darauf, daß d as G esäuse w ie d e rh o lt schw eren stö ren d en E ingriffen au sg e se tz t w ar, die b ish er ab g e w e h rt w e rd e n k o n n te n (wie z. B. Errichtung e in e r B u n d esh eerk asern e am G esäuseeingang, Errich­ tu n g ein e r W a sse rk ra fta n la g e v o r d en E n n sk atarak ten , A u sb au d er B undesstraße zu e in e r Schnellstraße, v e rb u n d e n m it zw ei n e u e n Brükken), w u rd e d er A n tra g auf V erleih u n g des eu ropäischen N aturschutz­ diplom s m it gleichzeitiger Ü bernahm e des P ro te k to ra te s ü b er das N atursch u tzg eb iet G esäu se durch d en E u ro p arat w ärm sten s begrüßt. Die G eologische A b te ilu n g am L andesm useum Jo a n n e u m u n d das LudwigB oltzm ann-Institut fü r U m w eltw issenschaften, L andschaftsökologie und N aturschutz in G raz w u rd e n geb eten , im E in v ern ehm en m it dem G eo­ logischen In stitu t d er U n iv e rsitä t fü r die E rstellung v o n ausführlichen F achgutachten zu sorgen. D er S e k tio n e n v e rb a n d S teierm ark des ö s t e r ­ reichischen A lp e n v e re in s w ird die in te rn a tio n a le B edeutung des G e­ säu ses für d en T ourism us u n d die B ergsteiger h e rv o rh eb en . A uf G rund ein es ausführlichen w issenschaftlichen G utachtens des Zoologischen In stitu te s d e r U n iv e rsitä t Graz, w onach d e r B estand der W einbergschnecken w eg en d es ja h re la n g e n Sam m elns b e re its sehr b e ­ d ro h t erscheint, em pfahl d er B eirat auch fü r das J a h r 1975 eine Scho­ n ung in d e r W eise, daß in b estim m ten G eb ieten je zw ei J a h re kein e S am m elbew illigungen e rte ilt w erd en , w ä h re n d im d ritte n J a h r w ied er gesam m elt w e rd e n dürfe. Im Z usam m enhang m it v ersch ied en en g ro ß räu m ig en P ro je k te n (An­ lag e v o n kün stlich en Seen, A u sb eu tu n g a u sg e d eh n te r Schotterfelder, A usführu n g v o n A u to b a h n tra sse n u. dgl.) w u rd e b etont, daß es für den N a tu rh a u sh a lt ä u ß e rst gefährlich sei, solche P ro je k te ohne ausreichende ökologische U ntersu ch u n g en u n d ohne p räzise V o rstellu n g e n d a rü b er zu p lan e n bzw . auszuführen, w ie diese P ro je k te nach ih re r F e rtig stel­ lu n g a u sse h e n u n d sich a u sw irk e n w ürden. Es w u rd e d a h er em pfohlen, g e eig n ete L an dschaftsarchitekten u n d Ö ko lo g en schon b ei d er Planung, ab er auch danach, näm lich bei d e r A usführung, heranzuziehen. W ie d e rh o lt w u rd e festg estellt, daß zahlreiche P ro jek te m it b e ­ trächtlichen L an d esm itteln au s w irtschaftlichen Ü b erlegungen g efö rd ert w erden, gleichzeitig ab e r w ä re es oft seh r zw eckm äßig, auch d arau f Einfluß zu, n ehm en, w ie sie au sg efü h rt w erden. Um zu g ew äh rleisten , daß sie sich optim al in die Landschaft einfügen, w u rd e em pfohlen, e in en diesbezüglichen A ppell a n die L an d esreg ieru n g zu richten. Im südlichen G razer Becken sin d durch unsachgem äße Schotter­ entn ah m en u n d m an g elh afte R ek u ltiv ieru n g en arg e V erw ü stu n g en in der Landschaft e n tstan d en . M it U n terstü tzu n g des R eferates für L andes­.

(4) 4. STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. u n d R egio n alp lan u n g b e i d e r L an d esam tsd irek tio n w u rd e die A u sa r­ beitu n g ein es L andsdiaftsp fleg e- u n d -g estaltu n g sp lan es durch ein en L andschaftsarchitekten in A u ftra g gegeben, um zu prüfen, ob und a lle n ­ falls u n te r w elchen V o ra u sse tz u n g e n d ieses G ebiet re k u ltiv ie rt w erd en u n d eine E rh o lu n g sfu n k tio n erfü llen kön n te. G rundsätzlich sei jedoch in e rs te r Linie auf die W ied erg ew in n u n g landw irtschaftlicher P ro d u k tio n sfläch en o d er v o n b estim m ten B iotopen für Pflanzen u n d T iere h in z u a rb e ite n ; in H in k u nft so llte n u n b ed in g t auch K au tio n en v e rla n g t w erd en , um d ie D urchsetzung v o n versch ied e­ n en A u flag en zu erm öglichen. Durch ein en U nterausschuß so llen Richt­ lin ie n fü r die G e sta ltu n g v o n B o d en en tn ah m estellen im Zuge v o n b e ­ hördlichen G en eh m ig u n g sv erfah ren a u sg e a rb e ite t w erden. B esondere B eachtung fan d das P ro je k t ein e r 380 K V -Leitung v o n K ärn ten ü b e r die K oralp e in die S teierm ark. Um großflächige T rassenaufhiebe in W ald fläch en zu v erm eid en , so llen die L eitungsseile durch entsprech en d e rh ö h te M a ste n über d e n W a ld h in au s gefü h rt w erden. H insichtlich d e r w e ite re n V erb a u u n g im B ereiche um d en S tu b en ­ b erg see w u rd e em pfohlen, A u sn ah m eg en eh m ig u n g en e rst nach V o r­ liegen ein es en d g ü ltig en , v o n d e r G em einde beschlossenen Flächenw idm ungs- u n d B eb au u n g sp lan es zu erteilen . Bei d e r A u sfü h ru n g b e ­ re its gen eh m ig ter B au ten m ü ß te u n b e d in g t die E inhaltung bzw. A u s­ führung d e r g e ste llte n B edingungen u n d A u flag en g ew ä h rle iste t w e r­ den, d a so n st je d e B ew illigung zu e in e r F arce w ürde. Bei d e r A u sfü h ru n g ein es F e rie n h a u sp ro je k te s auf d e r T urracherh öhe w u rd e em pfohlen, daß b ei d e ra rtig e n G ro ß b au v o rh ab en die e in ­ zeln en B au etap p en g e n au so en tsp rech en d g e sta lte t sein m ü ssen w ie das g esam te V orh ab en . Ein T eil des gesch ü tzten G rü n g ü rtels d e r L an d esh au p tstad t G raz im Bereich des K a lv a rie n b e rg e s soll durch sechs- bis achtgeschossige W ohnblocks fü r z irk a 3000 P e rso n e n v e rb a u t w erden. Dies h ä tte zur Folge, daß d as L andschaftsschutzgebiet in diesem Bereich se in en Sinn u n d Zweck vo llk o m m en v e rlö re u n d dadurch au fg ehoben w erd en m üßte. Im ü b rig e n w u rd e auch auf d ie L u ftg ü tek arte v o n G raz verw iesen , w onach im In te re sse d e r E rh altu n g des „Sozialen G rüns" je d e G rün­ fläche u n b e d in g t zu e rh a lte n sei; je d e V erb a u u n g w ü rd e d a h e r den Sinn d er U ntersch u tzstellm ig in F rage stellen. Die Entw icklung d e r S tad t n ähm e auf die E rk e n n tn isse d e r U rban b io lo g ie u n d G rün rau m p lan u n g noch v ie l zu w en ig Rücksicht. Die V erb a u u n g d ie se r „G rünoase" im Bereich des K a lv a rie n b e rg e s im Z u sam m enhang m it dem G rü n streifen e n tlan g d e r M u r w ä re d a h e r ein e au sgesprochene F eh lleistu n g u n se re r G esellschaftspolitik. D er B eirat em pfahl d a h e r a n stelle e in er V e rb a u ­ u n g im Z usam m enhang m it e in e r zu n eh m en d en V erschlechterung d er u rb a n e n W o h n v e rh ä ltn isse (Luftgüte, Lärm) die A u sg e sta ltu n g als Er­ ho lu n g srau m fü r d ie A llg em ein h eit..

(5) ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF. 5. Legistische Arbeiten a) D er b e re its im O k to b e r 1973 in d e n S teierm ärkischen L andtag eingebrachte E ntw urf fü r ein neu es, zeitg em äßes N aturschutzgesetz w u rd e durch die erfo lg te A uflösung des L andtages hinfällig. Da im J a h re 1974 e in n e u e s R aum ordnungsgesetz u n d ein A b fallb eseiti­ gu n g sg esetz b eschlossen w u rd e n u n d in K raft g e tre te n sind, w ar es erforderlich, d e n E ntw urf des N atu rsch u tzg esetzes neuerlich zu ü b e r­ arb e ite n u n d zeitg em äß e E rk en n tn isse zu berücksichtigen, dam it die hoffentlich le tz te F assu n g d ieses G esetzes dem n e u e n L andtag zur B eschlußfassung v o rg e le g t w e rd e n kann. b) Die N eu fassu n g en des N aturw acht-(B ergw acht-)G esetzes sow ie eines C am pinggesetzes w u rd e n m it d en In te re sse n v e rtre tu n g e n ein g e­ h e n d b e ra te n u n d d en B u n d eszen tralstellen z u r V orbegutachtung üb erm ittelt. (F ortsetzung folgt). An der Schwelle einer neuen Baugesinnung? V o n D ipl.-Ing. Dr. Jö rg S t e i n b a c h „Kunst u nd N a tu r sei eines n u r.“ N icht n u r in d e r S teierm ark , a b e r h ie r b esonders, h a t sich in den le tz te n zw ei bis d rei J a h rz e h n te n ein e B aupraxis ein g en istet, d ere n Folge eine u n e rh ö rte V erhäßlichung d e r S iedlungsräum e u n d vielfach eine S tö ru n g o d er Z e rstö ru n g v o n w e ite n L andschaftsteilen w ar. W en ig ­ ste n s zw ei H au p tü b el sin d es, die ja h rz e h n te lan g u n g ezü g elt ih re O pfer v o n d e r schönen steirisch en Landschaft g e fo rd e rt haben: 1. D ie w ilde Z ersied elu n g 2. D er D ilettan tism u s im B auschaffen Zur w ild en , u n g eo rd n eten S ied elei sei gesagt, daß sie v ie le V ä te r hat. Es w a r in e rs te r Linie das U nv erm ö g en d e r V o lk sv e rtre te r, recht­ zeitig g e e ig n e te G esetze zu schaffen. Die G eschichte d er R aum ordnungs­ g esetzg eb u n g spricht Bände. Zu d en V o lk sv e rtre te rn zäh len nicht zu ­ le tz t ein e erdrü ck en d e Z ahl v o n B ü rg erm eistern als B aubehörde e rste r Instanz, die beg reiflich erw eise d e n W eg d e r g e rin g eren W id erstän d e v o rg ezo g en h ab en , u n d schließlich ih re B ausachverständigen, d enen Ä sth e tik u n d lan d schaftsgerechtes B auen e n tw e d er nicht seh r a n g e le ­ g en o d er F rem d w ö rter w a re n oder die ih re A rb e it m ehr als „Job" d en n als A ufgabe b e tra c h te ten u n d sich m it d e r Ü berprüfung d e r tech­ nischen N o rm en a lle in b eg n ü g ten . D er D ilettantism us: W in k le r h a t aufgezeigt, daß d er größte Teil d er E in fam ilienhäuser, die in d e r N ach k rieg szeit g e b au t w o rd en sind, v o n D ile tta n te n „geplant" w u rd en : v o n d en B auw erbern selbst, v o n B ekannten, V erw an d ten , M a u re rm e iste rn u n d B aum eistern. L etztere zäh len in so fern b ed au erlich erw eise zum Teil auch dazu, als es leid er.

(6) 6. STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. eb en nicht genügt, sich m it d e r S tatik zu fried en zugeben u n d die Ein­ fügung in d en u m g eb en d en Raum, die B au ästh etik schlechthin, m ehr o der m in d er dem Zufall zu ü b erlassen . D arü b er h in au s ab er w irk ten noch and ere F ak to ren : a) Der Individ u a lism u s: J e d e r d arf bauen, w ie es ihm gefällt. Rück­ sicht auf v o rh a n d e n e K ulturlandschaft-E nsem bles, d en u m gebenden N a tu rrau m bzw. auf das „A uge" d er ü b rig en B etrachter w erd en gar nicht in E rw ägung gezogen; p ersönliches G u td ü n k en ist Trum pf. Die Folge ist ein K u n te rb u n t v o n Form en u n d F arben, dem je d e in n ere geg en seitig e B eziehung fe h lt u n d das desh alb auch im m er tro stlo s und häßlich w irk en m uß u n d auch tatsächlich w irkt. b) Das D ikta t d es M aterials: D er Zweck h e ilig t die Form en, die B austoffe d ik tie re n vielfach das A ussehen. Eine Fülle v o n M a te ria ­ lien überschw em m t d en v o r die W ah l g e ste llte n B auschaffenden. Sein seh r augenblickliches G efühl u n d sein eben falls g e rad e so ausgerich­ te te r Geschm ack bestim m en nun, w as 100 o d er 150 J a h re m öglicher­ w eise v o n A b e rta u se n d e n M enschen w ohl m it V erg n ü g e n betrach tet w e rd en sollte. Die F olg en sin d ein e Fülle v o n F ehlgriffen und Kitschigkeiten, die d en o h n eh in schon recht u n p ro p o rtio n ie rte n B auge­ b ild en d e n le tz te n „Schliff" v erleih en . Fünf o d er zehn J a h re sp äter sag t d er B etrachter — „ja, das h a tte m an dam als eb en so .. ." c) Die U nbescheidenheit — das Im poniergehabe. A uffallen w ollen um je d e n Preis! Schon die G a rte n m a u e r aus te u e rste m B ruchstein — m öglichst m aterialfrem d errich tet — v e rrä t schon: h ie r w o h n t ein b e ­ so n d erer M ensch; die G ieb elw än d e w om öglich g rell w eiß, w o dunkles M aterial m eist p a sse n d w äre, d am it auch noch aus zehn K ilom eter E ntfernung zu e rk e n n e n ist: h ie r w o h n t d e r M eier! In d en F orm en und P ro p o rtio n en das gleiche: ein „Stockhaus" w ie in d er S tadt m uß es sein. Ein D enkm al für d e n E rbauer. d) Die n a tu rh a ite oder b eb a u te U m gebung w ird nicht gesehen. Das b eg in n t bei d er W ah l d e r H ausform in B eziehung zum B auplatz, wo das H aus in d en H an g g e ste llt w ird, das in die E bene gehört, u n d um ­ g e k e h rt . . . e) Der V e rlu st der H arm onik. M an k ö n n te d iese R eihe noch lange fortsetzen, w as ab e r nicht Ziel dieses k le in e n A rtik els sein soll. V iel­ m ehr soll h ie r v ersu cht w erd en , allein aus den Form en der um geb en d en N aturräum e R ückschlüsse auf die Q ualität v o n B auiorm en zu ziehen. Bei allen M ein u n g sv ersch ied en h eiten um das h eu tig e B auschaffen v ersteig e n sich m anche, die sich für k o m p e te n t h alten , in schw indlige H öhen v o n T heo rie u n d W eltan sch au u n g , a n sta tt ganz b ie d e r am B oden der W irk lich k eit zu b leiben, w o so m ancher M ist w eg z u k e h re n w äre. Es fü h rt auch se lte n zu einem g u te n Ende, w en n B auschaffende und P la ­ n en d e g lauben, ih r W e rk lo sg elö st v o n d er U m gebung b etrach ten und b eg rü n d en zu dürfen. A b er es ist b ed au erlich erw eise v ie le ro rts die P ra ­.

(7) STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. 7. xis. Ein w a h re r F ortsch ritt ist vom B auschaffenden n u r zu erw arten , w en n die Schöpfer ihr Licht w ied er in den H in terg ru n d ste lle n u n d den F ord eru n g en d er V orgefundenen U m gebung vo ll R echnung trag en . In diesem Sinne sei h ie r v ersucht, d em jenigen, d er in d er Landschaft b au e n will, zu zeigen, w as es an B erücksichtigungsw ürdigem zu se h en gibt u nd in w elcher W eise die F orm en d er n a tu rh a fte n Landschaft ihre F or­ d eru n g e n an die g u t ein g efü g te A rch itek tu r stellen. V orausgeschickt m uß w erden, daß Schönheit d er A rch itek tu r im n a tu rh a fte n Raum d o rt e n tste h e n k ann, w o h a rte W id ersp rü ch lich k eiten m it dem V orgefunde­ nen U m raum v e rm ie d e n w erden. D azu m uß d er U m raum z u e rst optisch durchforscht w erd en . 1. ü b e re in stim m e n d ste lle n w ir fest, daß w e ite ste G ebiete u n se re r g em äßig ten Zone das W esen sm erk m al trag en , bezüglich d er Form en u n e rh ö rt m an n ig faltig zu sein. W ir fin d en ein e Fülle u n reg elm äß ig er Form en, die alle im w esen tlich en v o n rundlichen od er in allen R ichtun­ gen schräg la u fe n d e n L inien b eh errsch t sind. Die senkrechte G erade gibt es w ohl auch, a b e r sie tr itt nie deutlich h erv o r. W as w ir v e rg e b ­ lich suchen, ist die h o rizo n tale G erad e in ein ig erm aß en deutlicher A usbildung. Da sind, v om G ro ß en zum K leinen g eseh en — zu e rst die w elligen B ergrücken, dachförm ige P ersp ek tiv en , die sich k u lissen h aft nebenu nd h in te re in a n d e r reihen. D ann kom m en die R änder d er W ie sen und W äld er, die F lu rg eh ö lzstreifen m it ih re n u n reg elm äß ig en Linien u n d schließlich Büsche u n d Bäum e. S elbst d er Baum w eist, sofern er nicht vom M enschen b e w u ß t au s dem g eschlossenen B estand freig estellt w o rd en ist, im m er n u r w enig sen k rech te G erad e (nämlich im Schaft) auf. Auch in d er h o riz o n ta le n F läch en stru k tu r g ib t es in ein er natürlichen o der n a tu rh a fte n Landschaft w en ig g erad e Linien, so n d ern stän d ig w ech­ selnde gek rü m m te Linien. 2. S eh en m ü ssen w ir w e ite rs lern en , daß je d e Fläche in d er L and­ schaft stru k tu rie rt ist, w odurch so g e n a n n te h a rte L inien nicht Vorkom ­ m en können. 3. In F arb e u n d In te n sitä t sind u n se re N a tu rrä u m e durch v o r allem tiefe, m a tte F arb en u n d re la tiv d u n k le W irk u n g gekennzeichnet, ganz beso n d ers in d er la u b fre ie n Ja h re s z e it u n d in d e r F ichtenregion. Soll ein B au w erk n u n in die Landschaft ein g efügt w e rd en (auch in ein e b e re its b e b a u te Landschaft), so b e d e u te t dies im m er ein U nterordnen. G ut ein fü g en h e iß t so u n te ro rd n e n , daß das ü b e rg e o rd n e te (das V o rh an ­ dene) gew innt. W ill ich ein H aus d e r u m g eb en d en N a tu r einfügen, m uß ich die „K onstru k tio n slin ien " d er N a tu r an alo g übern ehm en. W as ich also k ein esfalls ü b e rn e h m e n darf, ist ein esteils die b eto n te senkrechte G erade, sie kom m t in d er N a tu r optisch kau m vor. Z w eitens die lange W aagrech te, fü r die das gleiche in d er oberflächlich b e w eg te n Land-.

(8) ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. 8. STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF. Ausgew ogene Bauformen, leider eine Seltenheit! Alle Kräfte sind zu sammeln, um einer guten Baugesinnung zum Durchbruch zu verhelfen. Eine A nregung für Planschaffende und Bauwerber, wie man von den schmal­ brüstigen „Stockhäusern" bei Erfüllung sämtlicher Raumansprüche und keines­ w egs durch M ehrkosten belastet, abgehen könnte (Modell: Architekt W inkler)..

(9) ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF. 9. M oderne A rchitektur — hier in etw as strenger Linienführung. G ute Synthese aus der Bedachtnahme auf eine jahrhundertealte steirische Kulturlandschaft und m odernste W ohnansprüche bei gleichzeitiger V erneigung vor den Forde­ rungen des Naturraum es. A rchitektur kleingeschrieben! W as ist I h r e Empfindung beim Anblick dieses bizarren M onsters mit dem „Pappe"-Dach?.

(10) ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. 10. STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF. schaft gilt. W e n n ich also schon g erad e Linien, ebene Flächen aus k o n ­ stru k tiv e n G rü n d en brauche, d an n w e rd e n diese eh er aus dem Bereich schräg g e n e ig te r E benen zu h o len sein, ganz b eso n d ers dort, w o es um den A bschluß nach o b en geht. D azu m uß m an w issen, daß das A uge beim „A btasten", beim opti^ sehen E rfassen aller G eg en stän d e, kau m H o rizontal- o der V e rtik a l­ b e w eg u n g en v o llfü h rt. M uß das A uge n u n ü b e r g rö ß e te Strecken stren g h o riz o n ta le n o d er v e rtik a le n L inien folgen, b e d e u te t dies schon rein physiologisch ein e n w id ern atü rlich en Zw ang. Ist n u n die U m ge­ bung — w ie bei freisteh en d en , v o n n a tu rh a fte n R äum en u m gebenen B auw erk en d e r F all — v ie lg e sta ltig u n d stru k tu rie rt, so m uß je d e B au­ form, die die v e rtik a le o d er (und) h o rizo n tale E rstreckung b eto n t, in W idersp ru ch zur n a tu rh a fte n U m gebung g eraten . Die B ehauptung, ein G eb äu d e w ie das h ie r ab g eb ild ete füge sich in die N a tu r u n d Landschaft ein, ist b esten falls eine halb e W a h rh eit; lä ß t m an a u ß e r B etracht, daß d asselb e B auvolum en noch häßlicher g e­ sta lte t w e rd e n k ö n n te, d an n k a n n m an ruh ig sagen, eine solche B ehaup­ tu n g sei Lüge o d er Z eichen v o n A h n u n g slo sigkeit. A b e r e b e n d arin lieg e n ja die g an zen Irru n g e n h e u tig e n Bauschaffens. 0 D er Zweck h e ilig t die tro stlo se n Form en. 0 Das B auw erk w ird d er U m gebung aufg ed rän gt, sta tt aus ihr g eb o ren zu w erd en , aus ih r zu w achsen. % Die V erb in d u n g m it d e r le b en d ig en N a tu r ist dem M enschen nicht m eh r M aßstab. Die R eihe k ö n n te noch lan g e fo rtg e se tz t w erden. Das A uge w ill also nicht v e rg e w a ltig t w erden. Das ästhetische Em pfinden des M enschen, das etw as tie fe r d rin n en sitzt, natürlich noch v ie l w eniger. J e s tä rk e r also n u n ein geom etrisches Elem ent ü b erd ies g eg en ü b er dem a n d e re n ü b erw ieg t, d esto g rö ß er k a n n die S törung des optischen G leichgew ichtes sein, das ich so n st ü b erall in d er N a tu r v o r­ finde u n d das im B etrachter b e re its als Engram m e x istiert. Dies fü h rt zur E rkenntnis, daß die g u te „P roportion", die H arm onie, eines der w e se n t­ lichsten K riterien für ein B auw erk sein muß. D iese H arm onie w u rd e uns in J a h rta u s e n d e n g eleh rt. H ab en w ir sie w eggew orfen und v e r ­ gessen? W e n n es w ied er K u ltu r g eb en soll — B au k u ltu r — m üssen der M asse v o n A h n u n g slo sen o d er N ü tzlich k eitsd en k en d en L eitbilder g e ­ geb en w erden. U nd w en n n u n die S p ö tter a u ftre te n u n d düm m lich ü b er den S teirischen „Hut" (Steildach) w itzeln, d an n m uß m an sie fragen, w as sie d en n an W e rte n u n d B au k u ltu r in den le tzte n dreißig J a h re n g e­ schaffen haben, w elche A lte rn a tiv e n d e n n jem als an g eb o ten w orden sind? Es ist w irklich ein e Schande, w as an V erhäßlichung u n se re r ste iri­ schen L andschaften durch m eh r o der m in d er anonym es B auen gesche­ h e n durfte. Es ist Z eit u m zu d en k en u n d um zukehren. W ie d er B auer.

(11) STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. 11. o der F o rstm an n d en Baum pflanzt, d en e r se lb st nicht m ehr ern tet, so m uß je d e r B auende an die V erpflichtung g e g en ü b er den nach ihm K om ­ m en d en g em ah n t w erden . Die M enschen la sse n sich hinsichtlich ih res V erm ögens, K unst zu „ sehen“, in m e h re re G ru p p en ein teilen . Zw ischen denen, die K unst schaffen, u n d denen, die k e in e rle i „O rgan" fü r das Schöne besitzen, b ew e g t sich die w ohl ü b e rw ie g e n d große Z ahl derer, die zw ar fühlen, w o Schönheit u n d H arm o n ie b esteh en , ih re K riterien ab er nicht a r ti­ k u lie re n könn en , geschw eige d en n rep ro d u zieren . Für d ie je n ig e n v o r allem m uß es L eitbilder geben. W e r h a t in den le tz te n 30 J a h re n solche gezeigt? Ich k en n e k au m Welche. M oden und Stile aus aller W e lt sind im unendlich g ed u ld ig en Schm elztiegel S te ie r­ m ark zu sam m engeronnen. Bei k o n se q u e n te r A n a ly se je n e r frü h er b esch riebenen E rfordernisse des N atu rra u m e s an e in optim al ein g efü g tes B auw erk kom m en w ir zu dem E rgebnis, daß die steirischen H au slan d sch aften beisp ielsw eise in erstaunlich hohem M aße d iesen E rfo rd ern issen R echnung tragen. H eu te w issen w ir, daß d iese H au sfo rm en b e ste n s g e eig n et sind, in m o d ern er W eise a b g ew an d elt zu w erd en , u n d in d ie se r W eise alle h e u tig en A n ­ sprüche e rfü llen la sse n (W inkler). Bezüglich d e r K rite rie n v o n b efried ig en d in den n a tu rh a fte n U m ­ raum in te g rie rte n B au k ö rp ern k ö n n e n w ir abschließend feststellen, daß sie k la r je n se its v o n U rte ile n aus in d iv id u ellen G eschm acksem pfindun­ gen zu ste lle n sind. Eine v e rb a le D arlegung solcher K riterien w ird n ö tig sein, um Planschaffenden u n d B eu rteilen d en gültige und durch­ schaubare E n tsch eid u n g sg ru n d lag en zu verschaffen.. An unsere Leser und Mitarbeiter Vor Ihnen liegt das erste Heit des 15. Jahrganges unserer kleinen Zeitschrift. W ie Sie sehen, ist sie schöner geworden: das Papier bes­ ser, der Druck größer und der Umschlag zweifarbig. Der Verbesse­ rung der Ausstattung steht gegenüber, daß der „Naturschutzbrief“ hinfort nicht mehr zweimonatlich, sondern vierteljährlich erscheint, was aber wiederum dadurch ausgeglichen wird, daß wir den Umfang der einzelnen Hefte erheblich vergrößert haben. Damit und mit den laufenden Erhöhungen der Herstellungskosten verbunden ist freilich auch eine Erhöhung des Druckkostenbeitrages für den gesamten Jahrgang von S 15,— auf S 20,—, sicher Größenordnungen, die wohl vertretbar und zumutbar sind. Allen unseren treuen Lesern und Mitarbeitern wünschen weiter­ hin viel Freude am neuen, alten „Steirischen Naturschutzbrief Schriftleitung und Verwaltung.

(12) 12. STEIRISCHER ©Naturschutzbund Steiermark, NATURSCHUTZBRIEF Austria, download unter www.biologiezentrum.at. V EREIN FÜR H E IM A TSC H U TZ. Das Feuer übernehmen, nicht die Asche! D er zw eite Teil e in es anläßlich des A ltsta d tk o n g resses in G raz v o n Prof. H an s S e d l m a y r g e h a lte n e n V o rtra g s e n th ä lt grundsätzliche G edanken, die u n s w e rtv o ll erscheinen. Sie w e rd en allerd in g s auch in ein zeln en P u n k te n W id ersp ru ch finden. ' Red. V om S inn des J a h re s zum Schutz des eu ropäischen K u lturerbes: Die unb ed ach te deutsche Ü b ersetzu n g v o n „patrim oine cu ltu rel" oder „cultural h e rita g e ", „arch itectu ral h e rita g e " m it „D enkm alschutz" ist falsch, irrefü h ren d , v e re n g t im V e rstä n d n is d e r Ö ffentlichkeit die w ah re A ufgabe. Daß das nicht m eh r zu ä n d e rn ist, ist seh r schade! Um zum B eispiel in einem B undesland fü r das J a h r 1975 eine g rö ß ere A nzahl ein zelner B au d en k m äler in d iv id u ell u n te r Schutz zu stellen, dazu braucht m an k e in „E uropäisches D en km alschutzjahr", dazu g en ü g t das altm odischeste D enkm alschutzgesetz, u n d die Ö ffentlichkeit w u n d e rt sich höchstens, w aru m das nicht schon lä n g st geschehen ist. D er E u ropa­ ra t w ill m ehr: Er w ill d e n Schutz des eu ropäischen K ulturerbes. Dazu g e h ö re n nicht n u r die eu ro p äisch en A ltstä d te u n d O rtsk ern e, so n d ern die europäische K ulturlandschaft, so w eit sie noch in ta k t ist. D er Sinn eines solchen J a h re s u n d e in e r solchen „B ew egung", die ja m it dem J a h r 1975 nicht enden, so n d e rn d a u e rn u n d sich n o d i ste ig ern soll, ist noch nicht genug durchdacht, nicht ü b e rzeu g en d g en u g beg rü n d et. W o r­ um ging es im G runde? D er V e rtre te r des E u ro p arates h a t die D evise des E uro p arates a u s­ gegeben : „Eine Z uk u n ft fü r u n s e re V erg an g en h eit." W e n n d ieser L eit­ spruch so klug, so d ifferen ziert u n d so realistisch au sg eleg t w ird, w ie das durch H e rrn E lb eit g eschehen ist, so k a n n m an dem Satz n u r voll zustim m en. W ir w o llen die glorreiche bauliche V e rg a n g e n h eit u n se re r A ltstä d te nicht durch k a lte „B etonbom ben" v erlieren , so w ie w ir D res­ d en u n d u n g e z ä h lte a n d ere A ltstä d te E uropas durch heiße Bom ben v e r ­ lo re n haben, so n d e rn als in seinem W e rt noch nicht genug e rk a n n te s K apital fü r u n se re Z uk u n ft b ew ah ren . In so fern k ö n n te m an d e n L eit­ spruch auch u m k eh ren : „Die V e rg a n g e n h e it (genutzt) für u n se re Z u­ kunft." Doch das eigentliche M o tiv für d ieses B ew ahren-W ollen lieg t tiefer, u n d zw ar in d e r u n b e stre itb a re n T atsache, die alle Lebens- und Schaffensgebiete ü b ersch attet: Es lieg t in dem u n g e h e u re n K am pf d er S elb stb eh au p tu n g des L eben d ig en g eg e n ü b e r dem Leblosen. N icht so se h r die V e rg a n g e n h e it w o llen w ir b e w a h re n als das Lebendige, das v o n L eblosigkeit b e d ro h t ist. Das m ag auf v ie le n G eb ieten beim e rste n A ussprechen einleuch­ ten, ab er d er G ed an k e scheint zunächst auf Bauten, seien es alte oder.

(13) STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. 13. neue, nicht an w en d b ar. D enn alles B auen a rb e ite t ja m it leb lo se r M a­ terie. D ie w underschönen, m it so v ie l F eingefühl aufgenom m enen und au sg e w ä h lte n G esam t- u n d T eilb ild er v o n Schw eizer A ltstäd ten , die P rofesso r K n o ep fli in seinem V o rtra g gezeig t hat, sind alle au sn ah m s­ los schon im A nblick „lebendig", ob es n u n dörfliche Ensem bles, b e ­ scheidene o d e r an sp ruch sv o lle S täd te o d er S tad tteile, ob es B auten u n d K om plexe d e r G otik, d es Barocks o d er des K lassizism us w aren, dessen leichte K ühle im m er noch „lebt". Das g ilt fürs G anze w ie für je d en Teil, jed e s H aus, je d e s Profil. A lles m o d ern e B auen (von e in e r versch w in d end k le in e n M in o rität abgesehen) ist d a g e g e n „leblos", u n d auß erd em — das g e h ö rt d azu — ortlos, geschichtslos u n d gesichtslos. A uch d afü r h a b e n w ir in m ehr als einem V o rtra g B eispiele g eseh en ; es gib t v iel schlim m ere: das berüch­ tig te „M ärkische V iertel" in Berlin, F ra n k fu rt-W est o d er Parsch-Süd in Salzburg. D ieser U nterschied: „lebendig — leblos" h a t m it „gut" und „schlecht" nichts zu tun. A uch die S pitzen w erk e des „m odernen" Bauens, ja oft g e ra d e sie, zeig en d as w ie die — re in ästhetisch b etrach tet — faszi­ n ie re n d e n eisig en K ristalle ein es M ies v a n d e r Rohe. D er U nterschied ist so ek latan t, daß aus d en B ildern d e r A ltstäd te, die P rofessor K noepfli zeigte, schon ein ein zeln es m o d ern es H ochhaus, egal ob g u t oder schlecht, „h erausfiel" u n d als ein F rem d k ö rp er em pfunden w urde. U nd zw ar w eg en se in e r S tarrh eit, se in e r H ä rte u n d sein e r K älte. Doch „leblos" sin d m o d ern e N e u stä d te u n d die G ebäude, aus d e n e n sie sich zusam m ensetzen, nicht n u r im A nblick, sie sind le b en s­ frem d bis lebensfeindlich auch in ih re n Folgen. Sie lassen ein „gutes Leben" nicht aufkom m en, sie fö rd ern die v iel b e re d e te „Einsam keit in d e r M asse" u n d dam it die D epression, die K rankheit, die K rim inali­ tät, die V erzw eiflung, d e n S elbstm ord. Es h a t v iel zu la n g ged au ert, bis m an das ein g eseh en , u n d noch länger, bis m an es zu g eg eb en hat. Erst die J a h re se it 1968 h a b e n die A u g en geöffnet. H eu te schreibt jed e T ageszeitu n g , die g e ste rn noch die gleichen G ebäude hochgelobt hat, ü b e r diese G efah ren des m o d ern en B auens fü r das Leben. In ihrem tief m enschlichen Buch „Tod u n d L eben g roßer am erik an i­ scher Städte" (am erikanische A u sg ab e 1961, deutsche 1963 bei U llstein) b eschreib t die am erikanische A rch itek tin u n d A rc h itek tu rk ritik erin Ja n e Jacobs, w ie so g ar in ein em a lte n V iertel, das v o n m o d ern en S täd te­ p la n e rn als „Slum" bezeichnet w ird u n d in dem sie selb st län g e re Z eit g ew o h n t hat, w arm es, kom m u n izieren d es m enschliches L eben u n v e r­ gleichlich b e sse r g e d e ih t als in je n e n tro stlo se n H ochhausgruppen m it sta u b ig e r R asenfläche dazw ischen, in w elchen m an die au sg esied elten glücklichen B ew ohner des „Slums" unglücklich macht. In b e ste r A bsicht natürlich..

(14) 14. STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. V on d en nicht m in d er ö d en E infam ilienhaus-V ororten, die auch uns nicht e rsp a rt w o rd en sind, schreibt sie: „W ir h a b e n W o h n v ie rtel für m ittlere E inkom m en g eb au t, die, w a h re W u n d er an Langw eile und U niform ität, fest v e rrie g e lt sin d g eg en jegliche Schw ungkraft oder L ebendigkeit ein es G ro ß stad tleb en s." Leblos ist ab er auch die nur m useal k o n se rv ie rte A ltstad t. S tellen Sie sich b itte vor, daß in ein er G asse, zum B eispiel in d e r G e treid eg asse v o n Salzburgs säm tliche H äu ser so fü r d en A nblick k o n se rv ie rt w ä re n w ie M ozarts G eb u rts­ haus: ein H erd, auf dem n iem an d kocht, ein Bett, in dem niem and schläft, ein Instru m en t, auf dem niem an d s p i e l t . . . A uch w e n n T au sen d e n e u g ie rig e r T o u risten durch die S traße ström ten, w ä re sie k au m erträglich, w en ig er erträglich als die R u in en ­ stra ß e n v o n Pom peji. D as G ed a n k e n e x p erim e n t soll n u r zeigen, daß auch v o n m u se a le r S eite h e r die L eblosigkeit v o rdringt. Im m er m ehr alte G ebäude, fü r die sich k e in leb en d ig er Zweck m ehr findet, v e rw a n ­ deln sich auf d e r g an zen W e lt in M useen. O ft — beso n d ers bei G e­ bäuden, die dem m o d ern en L eben so en tfrem d et sind w ie Schlösser (und n e u e rd in g s auch Kirchen) — ist das die einzige A rt, sie ü b e r­ h a u p t zu erh alten . Doch nicht n u r m it d e r V erw an d lu n g a lte r G ebäude in M useen b re ite t sich L eblosigkeit aus, so n d ern auch m it d er V e rw a n d ­ lung in Banken, V ersicherungen, in B üros aller A rt; dort, w o ein st Leben w ohnte, h a u s t je tz t d e r A p p arat. W eil die m o d ern en N eu stä d te , die te u re n w ie die billigen, dem L eben des m o d ern en M enschen, d e r doch d e r M ensch aller Z eit ist (weil er ein L eb ew esen ist), k ein e b efried ig en d e B ehausung g eben k o nnten, sucht das m o d ern e L eben sich in d en A ltstä d te n e in zu q u ar­ tieren. „In W a h rh e it zieh en w ir vor, in d e n S traßen und P lätzen d er alte n Z en tren zu leben, nicht so sehr, w eil w ir vom H eim w eh nach ein er W elt b ew e g t sind, die u n w ied erb rin g lich ist, so n d ern w eil die n eu e S tad t ih r V ersp rech en nicht g e h a lte n hat, w eil sie k ein e b e fried i­ g enden L eb en sb ed in g u n g en b ietet." (R oberto Pane auf der M ailän d er T rien n ale 1957!) D ieses u n g e h e u re E xperim ent n e n n t sich „R evitali­ sierung". Schon in dem W o rt kom m t zum V orschein, daß es um das L ebendige geht. Ein B eispiel d afü r h a t Prof. R affaele M a zza n ti an der R evitalisieru n g v o n V ie rte ln B olognas gezeigt. A uch in seinem Bericht kam die E rfahrung zu W ort, daß e in M erk ­ m al des L ebendigen sein e V ielfalt ist. Sie w ird v o n dem Biologen Konrad Lorenz b e stä tig t: „M an v ergleiche se h e n d e n A uges das alte Z en­ trum irg e n d e in e r S tad t m it d er m o d ern en P erip h erie o der auch diese schnell in das Land sich fressen d e K ulturschande m it d en v o n ihr noch nicht an g eg riffen en O rtschaften. D ann v ergleiche m an ein histologisches Bild v o n irg en d ein em n o rm alen K ö rp erg ew eb e m it dem eines b ö sartig en Tum ors. Es h a t eine v e rz w e ifelte Ä hnlichkeit m it ein er L uftaufnahm e.

(15) STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. 15. e in e r m o d ern en V o rstad t, die v o n k u ltu rv e ra rm te n A rch itek ten ohne v iel V orb ed ach t u n d in eiligem W e ttb e w e rb en tw o rfen w urde." Die A n alo g ie h a t e in e n tiefen G rund; er lieg t darin, „daß im noch g esu n d en R aum ein e V ielfalt seh r versch ied en er, ab er fein differen­ z ie rte r u n d e in a n d e r e rg ä n z e n d er B aupläne v erw irk lich t w aren, die ihr Ebenm aß In fo rm atio n en v e rd a n k te n , die in lan g er historischer Er­ fah ru n g gesam m elt w o rd e n w aren , w äh re n d in dem vom T um or und der m o d ern en T echnologie v e rw ü ste te n R aum n u r ganz w enige, aufs ä u ß e rste v erein fach te K o n stru k tio n en das Bild beherrschen". (Aus „Die acht T od sü n d en d e r M enschheit".) R ev italisieru n g = R ü ck v erleb en d ig u n g : n eu es L eben soll in die alte n G ebäude einzieh en . W ie schw ierig das im ein zeln en zu v e rw irk ­ lichen ist, zeigt m eh r als ein es d er R eferate dieses K ongresses. U n­ möglich ist es nicht, doch das V o rh a b e n h a t natü rliche G renzen. Je d e n ­ falls ist d er F o rtsch ritt da, w o in einem H aus, ein e r G asse, einem V iertel das städtische L eben w ied er sta rk zu w e rd e n beginnt. N icht m inder schw ierig u n d nicht m in d er w ichtig ist es, v o n d en „lebendigen" A lt­ stä d te n stu fen w eise Ü b erg än g e h e rz u ste lle n zu je n e n B ezirken d er Stadt, in d en en ein leb lo ses B auen „am P latze" ist, w ie in F abriken, ihrem A re a l u n d ih rem Z ubehör. Doch das ist schon ein an d eres P ro ­ blem : das d er Industrielan d sch aft, die alles versch lingen m öchte. So g eseh en w ird d e r K am pf fü r die „lebendige A ltstad t" zu einem Sonderfall in dem v iel u m fassen d eren K am pf für das L ebendige und gegen das Leblose. Er w ird zu einem S onderfall je n e s U m denkens, das, se it län g e re r Z eit v o n ein zeln en m iß v erstan d en en , v e rh ö h n te n oder totg esch w ieg en en P io n ieren auf v ie le n G eb ieten gefordert, n u r selten durchged ru n g en u n d e rst se it w en ig en J a h re n „populär" gew o rd en ist. D ieser K am pf w ird auf d e rse lb e n Ebene g ekäm pft w ie d er Kam pf g egen die Z erstö ru n g d er le b e n d ig e n W elt: v o n W asser, Luft, Erde u n d Le­ bensm itteln . „B auen als U m w eltzerstörung" n e n n t sich deshalb m it Recht das 1973 ersch ien en e Buch des Schw eizer A rchitekten Rolf K eller (V erlag für A rch itek tu r A rtem is, Zürich) m it sein en e rsch ü ttern d en B ildern u n d la p id a re n k u rz e n T exten. Es so llte zur o b lig aten B etrach­ tung un d L ek tü re in allen Schulen ein g e fü h rt w erden. „Alle red en zw ar vo n d er U m w eltzerstö ru n g , m ein en jedoch, sie betreffe n u r die T eile W asser, Luft u n d M üllb eseitig u n g : k e in e r re d e t v o n d er Z erstö ­ ru n g durch das Bauen. W aru m se h e n w ir diese D im ension der Z e rstö ­ ru n g nicht? W ir v e rs te h e n N e u b a u e n a p rio ri als A ufbauen. W ir seh en n u r nach K riterien , die w ir un s ein p ro g ram m ieren ließen." W ir sehen erst h eu te, w ie leb lo ses B auen die Landschaft, die A ltstadt, das europäische K u ltu rerb e zerstö rt. Im S ek to r d es „Bauens" w a r ein es d e r e rste n G ebiete, in dem der G eist des L ebendigen sich g eg en die leb lo se S tarre durchgesetzt hat, d e r S traßenbau. H ier ist d er große P io n ier A lw in Seifert gew esen. In.

(16) 16. STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. seinem Buch, das d e n v erh e iß u n g sv o lle n T itel „Im Z eita lte r des L eben­ digen" trä g t (1942), fin d e t m an die schlag en d sten B eispiele u n d G egen­ beispiele, w ie d ieselb e m o d ern e B auaufgabe auf leblose W eise v e r­ fehlt o d er auf leb en d ig e W e ise b e w ä ltig t w erd en k an n : d e r Bau e in er Straße, ein e W ild w a sse rv e rb au u n g , ein e F lußregulierung. A b er noch dreißig J a h re nach S eifert m ü ssen B iologen w ie Lorenz u n d M enschen seh en d en A u g es g eg en die E n tstellu n g ein es leb en d ig en Strom es, d er Donau, zu e in e r Folge to te r Bassins, K loaken, käm pfen, in d e n en alles Leben stirbt. U nd noch ist im S traß en b au d er K am pf g egen die sinnlose H y p ertro p h ie v o n V e rk e h rsb a u te n aller A rt, g egen den P aro x y sm u s des V e rk e h rs nicht gew onnen. H offnung gibt, daß h e u te d e r K am pf fü r leb en d ig eres B auen nicht m ehr n u r v o n K u n sth isto rik ern , L andschaftsschützern u n d nam en lo sen M enschen g u te n W illen s g efü h rt w ird, so n d e rn v o n fü h ren d en A rchi­ te k te n u n se re r Zeit. Ein e rs te r W a rn ru f kam v o n dem g e n ia le n K o n stru k teu r O tto Frei, als er 1962 sein en A rtik e l „B auen fü r m orgen" schrieb (Zeitschrift „W ort u n d W ah rh eit"). D er T ex t so llte als F lu g b latt an alle S tu d en ten d er A rch itek tu r v e rte ilt w erd en : „Die A rch itek ten d er h e u tig e n W e lt erfü llen nicht die A ufgaben, die v o n d er G em einschaft a n sie g e ste llt w erd en ." Sie erfü llen sie nicht, „w eil sich v ie l zu w en ig e A rch itek ten ih re r p ro d u k tiv e n M ittlerro lle zw ischen d er m ath em atisch -ab strak ten u n d d er leb en d ig en W elt b e ­ w ußt sind". Der e rste Schritt, um d iese Rolle w ie d e r zu übernehm en, w äre, die U n v erträg lich k eit des L eblosen m it dem L ebendigen zu erk en n en , falls dazw ischen nicht v e rm itte lt w ird: „W ir v erg essen , daß das a lt­ ü b erkom m en e B auen v ie l leb en d ig er w a r als u n se r heutiges. Das B auen in se in e r G esam th eit g e se h e n h a t noch nie so sta rre B aum etho­ den an g ew en d et w ie heu te." D er K am pf für die leb en d ig e A ltsta d t ist also nicht „rom antisch" (im ab w e rte n d e n Sinn) u n d h a t m it dem gräßlichen W o rt „N ostalgie" ü b e rh a u p t nichts zu tun, so n d e rn er ist realistisch, w eil er u n v errü ck b are U nterschiede d er W irklich k eit, w ie leblos u n d lebendig, an e rk en n t. Er ist nicht rückschrittlich, so n d e rn g ib t dem W o rt „Fortschritt", in das so v iele H offnungen in v e stie rt w o rd e n sind, sein en g u ten Sinn zurück. D enn es ist ein F ortsch ritt nicht zu ein e r belieb ig en, so n d ern zu ein er m enschlicheren M od ern ität. Um das, w orum es h e u te ü b e ra ll im Schaffen u n d D enken — und eb en auch in d e r „A ltstad t" — geht, in sein er g an zen T rag w eite u n d in seinem v o lle n U m fang zu sehen, m uß m an sich bew ußtm achen — und es ist noch v ie l zu w e n ig e n b ew u ß t — , daß das in d u strielle System , w elches u n se r L eben bestim m t, in ein vollkom m en n e u es V erh ältn is.

(17) STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. 17. z u r W e lt des L eblosen g e tre te n ist. D arauf h ab e ich v o r 25 J a h re n auf­ m erksam gem acht, e tw a s sp ä te r V aiagnac, H ans Freyer, A rn o ld G ehlen. In z w e ih u n d e rt J a h re n , m it d er G eschw indigkeit eines um sich g reifen d en B randes, h a t es H u n d erte v o n M illio nen M enschen in eine U m w elt v e rse tz t, in d er sie nie v o rh e r g e le b t h a tte n : in eine d om inant leb lo se U m w elt. M ehr u n d m eh r sind organische Stoffe durch a n o rg a ­ nische e rse tz t w orden, o rganische K raft durch anorganische K räfte; täglich a rb e ite n m eh r u n d m eh r M enschen im anorganischen Sektor. Schon ist e in an organisches N etz v o n „Leitungen" alle r A rt ü b e r d en E rdball gew orfen. Das au szu fü h ren ist h ie r nicht möglich, a b er auch nicht nötig. Es g e n ü g t zu b ed en k en , daß h e u te w ahrscheinlich in einem e in zig en J a h r m eh r an an o rg an isch er M aterie d e r Erde en trisse n w ird als frü h e r in Ja h rh u n d e rte n o d er so g ar in Ja h rta u se n d e n . D as k ö n n te sich e rs t än d ern , w en n die R eserv en d e r E rde an M eta lle n erschöpft sind. Daß sie unerschöpflich sind, g lau b t h e u te niem and m ehr. D er d a u e rn d e U m gang m it Leblosem züchtet D enkform en u n d H an d lun g sw eisen , die dem L eblosen a n g e p a ß t sind, aber, a n g ew en d et au f L ebendiges, d ieses stö ren , v e rstö re n , zerstö ren . In d en A ltstä d te n v e rte id ig e n w ir also d as Lebendige (in jed em Sinn) g eg en d as Leblose, u n d zw ar m it w achsendem Erfolg. Die Fe­ stu n g des L eblosen a b e r is t h e u te eb en das leb lo se Bauen. Um so w ich­ tig e r w äre es, w ie d e r zu e in e r A rch itek tu r zu kom m en, die so w ie das a lte B auen aller Z eiten u n d V ö lk e r es v e rste h t, den to te n Stoff zu b e ­ leben. Daß dies durch ein e n W a n d e l d e r G esellschaftsordnung gesche­ h e n kö n n te, ist nicht zu e rw a rte n , d en n das leb lo se B auen ist v o n d en v e rsch ie d e n ste n G esellsch aftso rd n u n g en (links, M itte u n d rechts) ü b e r­ n om m en w orden. Zu e rw a rte n ist es n u r davon, daß d ie A rch itek ten sich ih re r A ufgabe erin n ern , M ittle r zw ischen d e r W e lt des M ath em a­ tisch -A b strak ten u n d d e r W e lt des M enschen zu sein, u n d daß die B au­ h e rre n erk e n n e n , daß n u r so w ied er ein e m enschenw ürdige S tadt e n t­ ste h e n kann. J e tz t e rk e n n t m an d e n k a ta stro p h a le n Irrtu m d e r B ehauptung, die un s lang e als „Dogma" e in g e p rä g t w u rd e u n d noch h e u te in den K öpfen d e r M itte lstä n d le r sp u k t: J e d e r „gute" m o d ern e Bau m üsse sich m it je d e r „guten" a lte n A rch itek tu r v e rtra g e n . D as D ogm a w a r falsch, w eil d er U nterschied d er ä sth etisch en Q u a litä t m it dem v iel fu n d am en ta lere n U nterschied: leb en d ig — leblos nichts zu tu n hat. A uch ein S pitzenw erk d es m o d ern en B auens w ie das b erü h m te Seagram -H aus w ü rd e das S tad tb ild S alzburgs eb e n so se h r stö re n w ie Salzburgs E uropa-H otel, w elches gew iß nicht v o n M ies v a n d e r R ohe ist. G ropius' berü h m tes „B auhaus" w äre am R ande des M irab ellg arten s ebenso fehl am P latze w ie das im Bau befindliche B ürohaus M ozarteu m -U niversität, dessen A rch itek t gew iß k e in G ropius ist..

(18) 18. STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. W er h e u te an diesem D ogm a noch festh ält, m acht sich m itschuldig an d e r E n tstellu n g u n s e re r A ltstäd te. H ier h a b e n K älte, Starre, M ono­ tonie, R aster nichts zu suchen; g efo rd ert ist ein B auen im „esprit de finesse", nicht im „esprit de g eo m etrie". G ute B eispiele und G eg en b ei­ spiele zeigt d er für das E u ro p a ja h r g e d re h te englische Film: „A fu tu re for th e past." In d e r E rkenntnis, daß es ih re e rste A ufgabe ist, das Lebendige aller Form en a lte r K unst zu b e w a h re n u n d die L eblosigkeit fern zuhalten, findet die T ä tig k e it d er D enkm alpflege h e u te ih re eigentliche Rechtfer­ tigung. L eblosigkeit schleicht sich oft m it d en k le in ste n D etails ein: des M aterials, d e r Farbe, d er technischen P rozedur; nicht nur d er lieb e G ott sitzt im D etail (A by W arburg), so n d ern auch d e r Tod: d e n Leichnam untersch eid en im M om ent des E rsto rb en sein s vom leb e n d en Leib n u r k le in ste Züge, fu n d am en tal ab er d e r C h a ra k te r des S tarren u n d K alten, d en m an ihm ansieht. Die L eblosigkeit kam oft im G efolge d er A bsicht, d en verm eintlich „ursprünglichen" Z u stan d ein es B aues w ied erh erzu stellen , ein U n ter­ fangen, so frag w ü rd ig w ie das, e in altes G esicht durch S pannen d er H au t u n d Schm inken in se in e n „ursprünglichen" Z u stand zu versetzen . Es ist gut, w e n n diese kosm etische P hase d er D enkm alpflege ü b e rw u n ­ d en w ird. H eu te is t das e rste K riteriu m dafür, ob ein „denkm alpflegen­ der" Eingriff g elu n g en ist o d er nicht, die F rage, ob die L ebendigkeit des alte n W e rk s — u n d d am it sein e A u th e n tiz itä t — b e w a h rt o d er g e ­ m indert w o rd e n ist, ob sich die allgem eine L eblosigkeit v e rb re ite t h a t od er nicht. Das T hem a u n se re r Z eit ist in a lle n G eb ieten die B ehauptung des L ebendigen g eg e n ü b e r dem L eblosen. D enn auch die Seele, d er G eist, die P erso n k ö n n e n n u r d o rt g edeihen, w o die V erh ältn isse des Lebens in O rdnu n g sind. Die vom E u ro p a ra t fü r 1975 a u sg eg eb en e D evise „Eine Z ukunft für die V erg an g en h eit" n eh m en w ir an, jedoch m it dem V orbehalt, noch ein en Satz h inzuzufügen: „W ir w o llen au s d er V e rg a n g en h eit das F euer ü b ern eh m en , nicht die A sche" (Jean Jau res).. Eine interessante Exkursion Reg.-Rat Ing. Anton Walter vom Verein für Heimatschutz und Heimat­ pflege in Steiermark leitet anläßlich des Europäischen Jahres des Heimat­ schutzes und der Denkmalpflege eine Fahrt zu den drei Juwelen Öster­ reichs vom 29. Mai bis 1. Juni 1975. 1. Tag: Graz—Rust (Musterbeispiel einer Kleinstadt)—St. Pölten.. 2. Tag: St. Pölten—Krems. Besichti­ gung der Stadt und der „Vorstadt" Stein. — Entlang der Donau bis Linz. 3. Tag: Linz—Salzburg. Stadtbesichti­ gung. Maria Plain. 4. Tag: Salzburg — weitere Stadtbe­ sichtigungen — Graz. Kosten: Für Fahrt in gutem Auto­ bus, Nächtigung in guten Hotels, Halb­ pension, Eintritte, Reiseleitung S 1000,—..

(19) ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF. 19. Kompetenzänderung im Naturhöhlenschutz M it der B u n d esv erfassu n g s-N o v elle 1974, BGBl. N r. 444, sind h in ­ sichtlich d e r S tärk u n g d e r L andesk o m p eten zen einige W ünsche des B undeslän d er-F o rd eru n g sp ro g ram m s in E rfüllung gegangen. So g elten nu n m eh r gem äß A rt. IX d ie se r N o v elle ab 1. Jä nner 1975 als la n d e s­ rechtliche B estim m ungen: das N a tu rh ö h len g esetz, BGBl. Nr. 169/1928, sow ie die V e ro rd n u n g ü b e r die Errichtung d es H öhlenbuches (BGBl. Nr. 66/1929), die V e ro rd n u n g zur V erh in d eru n g v o n Schädigungen der nach d em N a tu rh ö h le n g e se tz gesch ü tzten N a tu rd en km a le, die für den allg em ein en Besuch erschlossen sind, sow ie ü b er d en B efähigungs­ nachw eis des A ufsich tsp erso n a ls, in d e sse n B egleitung d e r Besuch sol­ cher N a tu rd e n k m a le erfo lg en d arf (BGBl. N r. 67/1929, i. d. F. BGBl. Nr. 139/1929), die V e ro rd n u n g ü b e r die O rganisation und den näheren W irk u n g sk re is d er H ö h len ko m m issio n (BGBl. N r. 68/1929) sow ie die V ero rd n u n g ü b e r die O rganisation und den n äheren W irk u n g sk re is des Speläologischen In stitu te s (BGBl. Nr. 69/1929). Som it tre te n a n die S telle d e r Z u stän d ig k eit des B undesdenkm al­ am tes die B ezirk sv e rw a ltu n g sb e h ö rd e n u n d an die S telle des B undes­ m inisteriu m s für Land- u n d F orstw irtsch aft als B erufungsbehörde die L andesregierung (Am t d er S teierm ärk isch en L an desregierung, Rechts­ ab teilu n g 6, G raz-Burg). A nläßlich d er am 13. u n d 14. N o v em b er 1974 in W els sta ttg e ­ fu n d en en E x p erten k o n feren z d e r B u ndesländer ü b e r d en Schutz d er N atu rh ö h le n w u rd e n fo lgende F e stste llu n g e n getroffen: a) A b 1. J ä n n e r 1975 m uß die V o llzieh u n g des N atu rh ö h le n g ese tze s auch b ei d en B e z irk sv erw altu n g sb eh ö rd en als e rste r Instanz g ew äh r­ le iste t sein, b) zu r V erm eid u n g v o n rech tsw id rig en H and lu n g en an N a tu r­ h ö h len soll die Ö ffentlichkeit d a rü b e r in fo rm iert w erden, daß das N a ­ tu rh ö h len g esetz b is z u r E rlassung n e u e r lan d esrechtlicher R egelungen als L andesgesetz w e ite r in G eltung b le ib t u n d som it k e in g esetzes­ freier R aum e in tritt, c) das B und esd en k m alam t w ird ersucht, daß das auf G rund des N atu rh ö h le n g e se tze s g efü h rte H öhlenbuch sam t d en d azu g eh ö rig en B escheiden u n d B eilagen anläßlich des K om peten zübergangs um gehend d e n L ändern ü b e rg e b e n w ird; d a die B ezirk sv erw altu n g sb eh ö rd en schon b ish e r alle Bescheide u n d H öhlen b u ch ein lagen e rh a lte n haben, sind diese zu sam m eln u n d ähnlich w ie im N aturdenkm albuch nach d e n naturschutzrechtlichen B estim m ungen übersichtlich (gem eindew eise) einzuordnen, d) d a rü b e r h in au s w a r die E x p erten k o n feren z d er A nsicht, daß das g elten d e N atu rh ö h le n g e se tz durch n eu e lan desgesetzliche R egelungen erse tzt w e rd e n sollte, w o b ei v o n d en b e w ä h rte n B estim m ungen dieses.

(20) 20. STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. G esetzes au szu g eh en u n d auf ein e K o o rd in ieru n g a lle r n eu zu e rla s­ sen d en L andesgesetze Bedacht zu n eh m en w äre; diesbezüglich w u rd e ein e A rb e itsg ru p p e z u r E rstellu n g ein es M u steren tw u rfes gebildet, d e r E x p erten d e r L änder V o rarlb erg , Tirol, K ärnten, N ie d e rö ste rre id i und des S peläologischen In stitu te s des B u ndesdenkm alam tes in W ien an ­ gehören. C. F.. Expertenkonferenz der beamteten Naturschutzreferenten der Bundesländer in Wels Kurz v o r J a h re s e n d e fand in W els die jährliche E xperten k o n feren z d e r b e a m te te n N a tu rsc h u tz re fe re n te n a lle r B undesländer m it ih re n S achverstän d ig en statt, b ei w elcher w ie d e r zahlreiche F rag en u n d P ro ­ blem e v o n allg em ein er u n d g ru n d sätzlich er B edeutung b e h an d e lt w o r­ den sind; so w u rd e z. B. im R ahm en des N a tu r- u n d Landschaftsschutzes e in Bericht d es V o rsitz e n d e n d e r ö ste rre ic h isc h en N a tio n alp a rk k o m ­ m ission ü b e r d e n Stand d e r B em ühungen zu r V erw irklichung des N a ­ tio n a lp a rk p ro je k te s „H ohe T au ern " z u r K enntnis genom m en u n d em p­ fohlen, v o n M in d e sta n fo rd e ru n g e n zum Schutze v ersch ied en er Z onen nicht ab zu g eh en u n d d ie B em ühungen zu r K läru ng alle r offenen F ra ­ g en zielstreb ig fortzu setzen . F ern er w u rd e n v ersch ied en e A u ffassu n g en ü b e r d e n Begriff „N a­ tu rp a rk " d isk u tiert, so daß ein e einh eitlich e M einung in a lle n L andes­ g esetzen v e ra n k e rt w e rd e n sollte; d e r T itel „N aturpark" d ü rfte je d e n ­ falls n u r durch ein e V ero rd n u n g d er L an d esreg ieru n g v e rlie h e n w e r­ den. Die L än d er W ien, N ie d e rö ste rreic h u n d S teierm ark w u rd e n e r­ sucht zu p rüfen, ob die G rü n d u n g ein es D achverbandes d er N a tu r­ p a rk trä g e r u n te r B eteiligung d er L änder zw eckm äßig erscheint. Das im m er h ä u fig e r zu b eo b ach ten d e D auer-C am ping m it W o h n ­ w agen, M obilheim en, G roßzelten, W ohn- u n d K a jü tb o o te n w ird zu einem im m er sch w erw ieg en d eren P roblem u n d ste llt d en V ersuch ein er U m gehung d er b aurechtlichen B estim m ungen dar. Eine Studie ü b e r alle g eg e b e n e n v erw altu n g srech tlich en M öglichkeiten soll die G rundlag e fü r ein e k o o rd in ie rte R egelung in a lle n B undesländern bieten. Da die A n b rin g u n g v o n L uftw arn ein rich tu n gen bei Seilbahnen, H ochspannungsm asten, H och h äu sern u n d d ergleichen in zunehm endem M aße lan d sch aftsstö ren d w irk t, soll m it dem V erk eh rsm in isteriu m F ühlung aufgenom m en w erd en , um diese W arn zeichen in d e r A rt d er A u sführu n g u n d in ih re r A nzahl auf e in u n b ed in g t n o tw en d ig es A u s­ m aß im H inblick d a ra u f zu b eschränken, daß ohnedies M indestflug­ h ö h e n festg eleg t sind. H insichtlich des Schutzes v o n T ieren w u rd e eine A rb eitsg ru p p e geb ild et u n d ersucht, je n e T ie ra rte n n am entlich anzuführen, die nach.

(21) STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. 21. jag d w irtsch aftlid ien G esich tsp u n k ten ja g d b a r sein sollten, w äh ren d alle ü b rig e n T ie ra rte n d e r N atu rsch u tzg esetzg eb u ng u n te rlie g e n sollen. Im R ahm en d er B ehandlung v o n v erw altu n gsrechtlichen A n g e le­ g en h eiten w u rd e n alle L änder, die an n e u e n N atu rsch u tzg esetzen oder V ero rd n u n g en a rb e ite n , ersucht, sich an die fe stg eleg ten G rundsätze der K oo rd in ieru n g v o n n aturschutzrechtlichen B estim m ungen sow ie an die a u sg e a rb e ite te n N aturschutz-B egriffsdefinitionen zu h alten, d a es auch u n te r fö d eralistisch en G esichtspunkten w en ig sinnvoll erscheint, w enn die e in zeln en landesrechtlichen N atursch u tzbestim m ungen allzu­ seh r v o n e in a n d e r abw eichen. F e rn e r s te llte die K onferenz ü b erein stim m en d fest, daß die Bergu n d N atu rw ach en ein es d er w esen tlich sten In stru m en te prak tisch er N atu rsch u tz tä tig k eit bilden, u n d ih r A ufgab en b ereich durch e n tsp re ­ chende, m it d en ein z e ln e n B u n d eslän d ern k o o rd in ierte gesetzliche Be­ stim m ungen festzu leg en w äre. Im R ahm en d e r In te rn a tio n a le n A n g e le g e n h e iten w u rd e ein Be­ richt ü b e r die T ä tig k e it d e r N aturschutzkom m ission des E u ro p arates m it In te re sse gehört, eben so w u rd e die b e v o rste h en d e Ü bernahm e des ö sterre ic h isc h en D okum en tatio n s- u n d Inform atio nszentrum s für N atu ru n d U m w eltschutz vom ö ste rre ic h isc h en N atu rschutzbund durch das Land S te ie rm a rk m it B efriedigung zu r K enntnis genom m en, da dam it sein. B estand u n d w e ite re r A u sb au im In te re sse aller B undesländer g e ­ sichert erscheint. Die vom E u ro p a ra t u n d d er U ICN (In tern atio n ale U nion zum Schutz d er N atu r, m it dem Sitz in d e r Schweiz) a n g ereg te A nlage eines E uropäischen In v e n ta rs sch ü tzen sw erter u n d g e fäh rd eter Land­ schaften w u rd e als fü r d en in te rn e n A m tsbereich zw eifellos w ertv o lle A rb e itsu n te rla g e b e fü rw o rte t u n d ein e M itarb eit zugesichert. V on d e r K onferenz w u rd e die v om E u ro p arat an g ereg te A b h altu n g eines In te rn a tio n a le n K urses ü b e r a n g ew an d te Ö kologie in alpinen G eb ieten in Innsbruck g rundsätzlich se h r b e g rü ß t u n d eine T eilnahm e v o n L ä n d e rv e rtre te rn in A ussicht genom m en. D ieser K urs soll „Ent­ scheidun g sträg er" d e r öffentlichen V e rw a ltu n g e n auf die unb ed in g te N o tw en d ig k e it d e r v o lle n B erücksichtigung ökologischer G rundsätze b e i alle n M aßnahm en u n d A u sfü h ru n g en v o n E ingriffen in alpinen G eb ieten b eso n d ers aufm erk sam m achen. Eine vom E u ro p a ra t p ro p a g ie rte „ak tiv e N a tu rerzieh u n g " w ird v o n d en B u n d eslän d ern für ä u ß e rst w ichtig erachtet. D ie L ä n d erv er­ tr e te r w e rd e n sich bem ühen, die erw ü n sch ten U n terlag en zu beschaf­ fen u n d für die B efolgung d e r au sg esp ro ch en en E m pfehlungen ein zu ­ tre ten , d a die W eck un g des V e rstä n d n isse s fü r alle n atü rlichen V o r­ g än g e schon b eim K lein k in d b e g in n e n m uß u n d V o rau ssetzu n g für die E rk en n tn is sp ä te re r Schutzm aßnahm en bildet..

(22) 22. STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. Die A u sa rb e itu n g e in e r Liste v o n g e fä h rd e ten P flan zen arten soll ein B eitrag fü r eine g esam teu ro p äisch e K am pagne zum Schutz g efäh r­ d eter P fla n z e n a rten d arstellen ; in Z usam m en arb eit m it den einschlägi­ gen botan isch en In stitu te n so llen alle g e fä h rd e ten P flan zen stan d o rte und P flan zen arten erfaß t w erd en . Die A bsicht, die In te rn a tio n a le A lpenkom m ission (CIPRA) zu re ­ o rg an isieren , w u rd e zur K enntnis genom m en; die G ründung1“des in den S ta tu te n v o rg e se h e n e n „N atio n alen K om itees" erscheint dringlich. ü b e r E inladung d er R egierung d er B undesrepublik D eutschland w ird d er E u ro p a ra t im J u n i 1975 in H am burg ein e In te rn a tio n ale K on­ ferenz ü b e r „Erholung in d e r Landschaft u n d Schutz d er N atu r" ab h al­ ten, an d er auch „Fallstudien" aus Ö sterreich b e re itg e ste llt w erd en sollen. A nläßlich d e r R atifizieru n g ein e r v o n d er UNESCO a u sg e a rb e ite ­ te n K on v en tio n ü b e r d e n Schutz v o n F euch tg eb ieten als L ebensräum e für W asser- u n d W a tv ö g e l v o n in te rn a tio n a le r B edeutung sollen in die dem Ü bereinkom m en b e ig e le g te Liste folgende G ebiete aus Ö ster­ reich aufgenom m en w erd en , u n d zw ar: das G ebiet des N eu sied le rsees einschließlich d er Lacken im S eew inkel, die M archauen bei M archegg, die S tau seen am u n te re n Inn sow ie das R hein d elta am B odensee. Im R ahm en o rg an isato risch er A n g e le g e n h e iten w u rd e ü b e r die E ntsendung d e r N a tu rsc h u tz re fe re n te n d er L änder in das V e rw altu n g s­ k u ra to riu m des L udw ig-B oltzm ann-Institutes für U m w eltw issenschaften, Landschaftsökologie u n d N aturschutz in G raz b e ra te n u n d eine M it­ a rb e it em pfohlen. A bschließend w u rd e es als w ünsch en sw ert bezeichnet, eine Be­ stan d sau fn ah m e je n e r V e re in ig u n g e n fü r N atu r- u n d U m w eltschutz v orzunehm en, die m it d en N atu rsch u tzb eh ö rd en d er B undesländer e r­ folgreich Z usam m enarbeiten. Die nächste K onferenz soll A nfang O k to b er 1975 in Tirol, in einem T eilgebiet des N a tio n a lp a rk e s H ohe T auern, stattfin d en ; u n te r an d erem sollen die durch E n tw ässeru n g en u n d F lu ß b eg rad ig u n g en e n tste h en d e n Problem e b e h a n d e lt w erd en , so daß S tu d ien ü b er ökologische N achteile an zu stellen u n d zu e rh e b e n w ären , bei w elchen E ntw ässeru n g en vom ökologischen G esich tsp u n k t m eh r Schäden als N u tzen en tsteh en . C. F.. Frühlingsblumen W e r am M o rg en durch die S traßen d er S tad t w a n d e rt u n d in den Bereich v o n Schulen gerät, b eg eg n et Scharen v o n K in d ern m it ihrem Schulgepäck, u n d nicht w e ­ nige v o n ih n en tra g e n B lum en und Z w eige fü r „die L ehrerin" oder. für d e n U nterricht m it. In d er R e­ gel sind es F rühblüher, W e id e n ­ kätzchen, Schneeglöckchen, M ärzen­ becher, S eidelbast, Enzian, M ai­ glöckchen, K n a b en k ra u t und v ie ­ les andere, a b er v o rw ieg en d sind es teilw eise o der ganz geschützte.

(23) ©Naturschutzbund Steiermark, Austria, download unter www.biologiezentrum.at. STEIRISCHER NATURSCHUTZBRIEF. Pflanzen. Es ist m ir nicht b ek an n t, ob die K inder au s eigenem A n ­ trie b o der „im A u ftrag " L ehrm a­ te ria l in die Schule brin g en , doch ist das eine w ie das a n d ere nicht zulässig, so fern es geschützte P flanzen betrifft. Es soll h ie r durchaus nicht der S tan d p u n k t des stra fb a re n T a tb e ­ sta n d e s h e ra u sg e ste llt w erd en , d er K ern d er Sache lieg t v iel tiefer. Es geh t nicht um die geschützte Pflanze, obw ohl L ehrer w ie Schü­ ler d arü b e r Bescheid w issen m üß­ ten u n d es oft auch w issen, so n ­ dern es g e h t um die E instellung zur N atu r, es g e h t um die G esin ­ nung. W as so n st v e rb o te n ist, ist für die Schulen auch nicht erlau b t. Die K inder le rn e n jedoch in d er Praxis, daß m an u n g e stra ft oder gar b elo b t A u sn ah m en m achen k a n n und V orschriften ü b e r N a ­. 23. turschutz nicht allzu stren g zu n e h ­ m en braucht. U nd dann: Die K in­ der k e n n e n k e in M aß u n d b rin g en alles, w as sie finden. Die W ä ld er u n d A u en in S tad tn äh e w erd en buchstäblich abgew eidet. In der Schule sind die Pflanzen in ein p a a r S tunden w elk und unschein­ b a r gew orden, das In teresse an ih n en erlischt, die B lum en w erd en lieg en gelassen, w eggew orfen. So le rn e n die K inder das V ernichten, Z erstö ren , W egw erfen. Die Liebe zur N atur, die A chtung u n d V /ertschätzung ih rer G eschöpfe w ird d a­ durch b estim m t nicht gefördert. U nd doch b ö te sich gerad e in d ie ­ sen F ällen die b este G elegenheit, den K indern den richtigen W eg zu w eisen. G eschieht das w ohl auch im m er? W. M uck. Vom Europarat Die Europäische Kommission zum Schutz der Natur und der natürlichen Hilfsquellen beim Europarat in Straß­ burg wird vorerst ihren Namen nicht ändern. Dieses beschlossen die stän­ digen Vertreter der Minister der ein­ zelnen Europaratsmitgliedsländer wäh­ rend ihrer 229. Sitzung in Straßburg. Beibehalten werden sollen ferner der ständige Ausschuß, ein unmittelbar vom Europäischen Naturschutzaus­ schuß eingesetztes und aus dessen Reihen gewähltes Gremium von Fach­ leuten, sowie die Arbeitsgruppe, die sich mit Fragen des Europadiploms für Schutzgebiete befaßt. Neu geschaffen wurden jedoch die folgenden drei Unterausschüsse: 1. Unterausschuß zum Schutz von Hora und Fauna und deren Lebens­ räume,. 2. Unterausschuß zur Planung, Pfle­ ge und Bewirtschaftung (Management) der natürlichen Umwelt, 3. Unterausschuß für Informations­ wesen, Ausbildung und Erziehung. Je nach Schwerpunktprojekten kön­ nen diese Gruppen wiederum ad-hocArbeitskreise einsetzen. Alle Unterausschüsse haben inzwi­ schen ihre Beratungen schon aufge­ nommen; Österreich ist vorläufig nur in den Ausschüssen eins und drei vertreten. Bei der nächsten V ollsit­ zung der Europäischen Naturschutz­ kommission im Herbst 1974 wird die endgültige Zusammensetzung der Un­ terausschüsse beschlossen werden, so daß Österreich wieder in allen drei Ausschüssen vertreten sein könnte..

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