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STAHL UND EISEN ZEITSCHRIFT FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN

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STAHL UND EISEN

Z E I T S C H R I F T F Ü R DA S D E U T S C H E E I S E N H Ü T T E N W E S E N

Herausgegeben vom Verein Deutscher Eisenhüttenleute G eleitet von Dr.-Ing. Dr. rnont. E. h. O . P e t e r s e n

unter Mitarbeit von Dr. J. W. Reichert uncl Dr. W. Steinberg für clen wirtschaftlichen Teil

HEF T II 16. M Ä R Z 1939 59. J A H R G A N G

Schrott im A ußenhandel.

Von D r. J . W . R e i c h e r t in Berlin.

(Der Umfang des Außenhandels. Gründe fü r den erhöhten Schrottbedarf. Schrottpreisentwicklung von 1933 bis 1938.

Abwehrmaßnahmen gegen die Schrottverknappung. Die Haupteinfuhrländer. Außenhandelsübersicht. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika als Schrottlieferer und -Verbraucher. Die sonstigen Hauptausfuhrländer. Ausblick.)

U m f a n g d e s A u ß e n h a n d e l s .

D

ie Gründung der I n t e r n a t i o n a l e n S c h r o t t - K o n ­ v e n t io n (ISC .) im F rü h ja h r 19 3 7 hat blitzartig die Bedeutung des Schrottaußenhandels ins hellste L ich t ge­

rückt. Z w ar h at es schon vo r Jah rzeh n ten einen Sch rott­

verkehr von L an d zu L a n d gegeben, diese Bezüge waren jedoch auf den V erkehr aus nahegelegenen Län dern be­

schränkt. Ein e Ausnahm e hiervon m achten nur die W eiß­

blechabfälle und alten Konservendosen, die selbst aus über­

seeischen Ländern bezogen w urden, ferner diejenigen S ta h l­

schrottmengen, die Italien und Ja p a n aus den Vereinigten Staaten von N ordam erika, ferner aus A ustralien usw. be­

zogen haben. Im m erhin sind bis zu den K risen jahren 1 9 3 1 und 19 32 die Schrottm engen, welche die Ozeane gekreuzt haben, wohl nicht über 1 M ill. t gekom m en. D as B ild hat sich im L au fe weniger Ja h re vö llig verändert. Im Ja h re 1937 sind allein aus den am erikanischen H äfen 4 Mill. t Schrott ausgeführt worden, die ihren W eg teils nach Ja p a n , teils nach europäischen Stahlländern genomm en haben. Die Gesamtmenge, die 19 3 7 im S c h r o t t a u ß e n h a n d e l um ­ gesetzt worden ist, überschritt 6 % M ill. t. Vorstehende Zahlen verstehen sich ohne diejenigen Schrottm engen, die mit den zum A bw racken bestim m ten Schiffen von einem zum anderen Lan de schwimmen.

Der W elthandel in R o h e is e n u n d H a lb z e u g zu­

sammengenommen hat dagegen 19 3 7 etw a 4 Mill. t betragen1 ).

Dagegen dürfte der W eltverkehr in E i s e n e r z dem E ise n ­ inhalt nach in den letzten Ja h re n durchschnittlich 20 Mill. t erreicht haben und der W elthandel an W a lz w e r k s - F e r t i g e r z e u g n i s s e n etw a 1 4 % M ill. t.

G r ü n d e f ü r d e n e r h ö h t e n S c h r o t t b e d a r f . Die Steigerung der Außenhandelsum sätze in Schrott ist auf mehrere U rsachen zurückzuführen. Zunächst ist fe st­

zustellen, daß niem als zuvor die S t a h l g e w i n n u n g d e r W e lt in so m ächtigen Sprüngen gestiegen ist w ie im V erlauf der Jah re 19 3 3 bis 19 3 7 . In diesem Z eitrau m fan d eine Verdoppelung der Stahlerzeugung statt, indem die Leistung des ganzen E rd b alles von 68 um w eitere 68 au f insgesam t 136 Mill. t Stahlerzeugung gebrach t worden ist. V ergleicht man die größten früheren Aufstiegszeiten, so ergibt sich folgendes B ild :

Der Zuwachs der R ohstahlerzeugung der E rd e betrug in den vier Jah ren von 19 0 9 bis 1 9 1 3 insgesam t 22 M ill. t,

25 u . m

•) Vgl. J . W . R e i c h e r t : S tahl u. E isen 58 (1938) S. 1251/55.

in den vier Ja h re n von 19 2 5 bis 19 2 9 insgesam t 29 Mill. t, in den vier Ja h re n von 19 3 3 bis 19 3 7 insgesam t 68 Mill. t.

Diesem stürm ischen W achstum der Stahlerzeugung und der dadurch hervorgerufenen riesigen N achfrage nach E in ­ satzm itteln fü r die Stahlw erke w ar die R o h e i s e n e r z e u ­ g u n g nicht gewachsen. Z w a r w ar im Zeitraum 19 3 3 bis 19 3 7 die Roheisenerzeugung der W elt um nicht weniger als 54 M ill. t erhöht worden. A ber gegenüber der gleichzeitig um 68 Mill. t vergrößerten Stahlgew innung ist die Roheisen­

gewinnung um 1 4 Mill. t zurückgeblieben.

Wenn es auch nicht an Hochöfen in der W elt gefehlt h ätte, um eine solche Mehrmenge zu erschm elzen, so waren leider nicht die notwendigen E rze greifbar. W irft m an einen B lick au f die Bew egung der E r z f ö r d e r u n g im Vergleich zur Roheisengewinnung der W elt, so betrug in Mill. t :

im J a h re die E rz­

förderung

die Roheisen- gew innung

V erh ältn is d er E rz­

förderung z u r R o h ­ eisengewinnung (R oheisen = 100)

1913 . . . 178,0 80,0 222

1929 . . . 201,0 98,9 203

1932 . . . 77,0 39,7 194

1933 . . . 92,0 49,5 186

1934 . . . 121,0 63,2 192

1935 . . . 140,0 74,5 188

1936 . . . 173,4 92,0 188

1937 rund 215,0 104,2 206

D as 1 9 1 3 günstige V erhältnis reichlicher Erzförderung zum B ed arf der H ochofenwerke ist in keinem der folgenden Ja h re m ehr erreicht worden. V erhältnism äßig am weitesten ist die Erzförderung 19 3 3 zurückgeblieben, wenn auch die starke Erhöhung der Leistu n g des Erzbergbaus seit 19 3 2 an sich nicht un terschätzt werden soll. H ier zeigt sich nicht nur der E influ ß des spanischen K rieges und der B eein träch ­ tigung der spanischen Erzlieferungen, sondern auch das Z u ­ rückbleiben der französischen Erzförderun g u. a. m.

Stets ist es so gewesen, daß Schrott als N othelfer und Lückenbüßer einspringen m ußte, wenn der E in satz an R o h ­ eisen in den Stahlw erken nicht schnell genug erhöht werden konnte. W ährend die N achfrage nach Roheisen ziemlich stetig verlaufen ist, w a r die N achfrage nach Schrott großen Schw ankungen unterw orfen. H ier herrscht tatsächlich eine große Sp run gh aftigkeit. Infolgedessen ziehen die Sch rott­

preise, soweit sie sich frei bewegen können, viel schneller an, als dies bei R oheisen, H albzeug oder W alzw erksfertig­

erzeugnissen der F a ll ist. Je d e n fa lls w aren P reisschw an­

kungen bis zu 50 und 6 0 % im V erlau f m ehrerer A u fstiegs­

jah re keine Seltenheit.

325

(2)

3 2 6 S ta h l u n d E ise n . J . W. Reichert: Schrott im Außenhandel. 59. Jahrg. Nr. 11.

D ie S c l i r o t t p r e i s e n t w i c k l u n g v o n 1 9 3 3 b is 1 9 3 8 . W ie w ar nun die Preisentw icklung fü r Stahlschrott in den hauptsächlichsten L än d ern ? (Siehe Bild 1.)

In D e u t s c h la n d schw ankte der Preis im Ja h re 19 3 3 frei rheinisch-westfälischen Verbraucherwerken etw a zwi­

schen 32 und 36 M Jl je t. E r stieg im darauffolgenden Ja h r bis auf 4 1 J lJ t und wurde, um weiteren Verteuerungen der Stahlerzeugung vorzubeugen, dann von der Ueberwachungs- stelle fü r Eisen und Stahl als H öchstpreis gebunden.

In dergleichen Zeit blieb der b e l g is c h e S t a h l s c h r o t t ­ p r e i s m it geringen Schwankungen in der Nähe von 200 belg. F r. Dagegen stieg im V erlauf der Jah re 19 3 3 und 19 34 sowohl der e n g lis c h e als auch der a m e r i k a n i s c h e Sch rott­

preis. Je n e r erhöhte

ß.Fr.

m

700 650 600 550

450 60 - 55 50 45

500

50 40 35 . 3 0 35 30 15 10

——

Deutschland,

l a

Sfahtschrott IVerkseink. -P reis freirheinisch-w estfP erbn-tV erk mtjPM Png/and, N orth o f Png/. deary steetscrap tg. l/£

Be/gien, Sonderschrott m t/be/g.Fr.

Pereinigte Staaten, Heavy m e/ting steel, Pittsburg tg. I/$

«V / \

Die Preise der einzelnen Länder müssen im Pahmen der fü r ihre Landeswährung

geltenden Maßstäbegegeben werden. _

Pin berg/eich der Kurven untereinander is t nur hinsichtlich der eigenen Bewegung richtig, da die Währungsverhältnisse derfhemden L ander manchen Schwankungen ausgesetzt waren. Pücksch/üsse aufdie annähernde Hohe dergegebenen Preise in _

Pe/chsmark ausgedrücht sind allenfalls richtig fü r die bereinigten Staaten und Großbritannien ab Januar 133U und fü r ße/gien abApri/ 793ß.

l I l l 1 1 l l I l l

B i l d

1333 133V

1. Schrottpreise sich von etw a £ 2.-.-

auf etw a £ 2 .14 .-, die­

ser dagegen von 8,50 auf 14 ,5 0 § /t im Feb ru ­ ar 19 34 . Von da ab bis zum En de des Jah res beruhigte sich dann der englische Schrott- ggg preis und blieb etwa bei £ 2 .10 .- bis 2.12 .-.

Dagegen w ar der am eri- w o kanische Schrottpreis 19 3 4 erst wieder rück- 350 läufig, und zwar bis auf 10 ,5 0 $ ; alsdann erhöhte er sich, stieg 350 unausgesetzt drei Jah re lang und erreichte im Dezember 19 3 4 13 ,0 0 $ , Dezember 1 9 3 5 1 4 ,1 5 sS , Dezember 19 3 6 18 ,3 0 $ . Seine höchste Spitze lag im F rü h jah r 19 37 m it über 23 $ . Der englische Preis folgte dem amerikanischen nur zögernd und in immer größerem A b ­ stande. E r blieb m it

£ 3.7.- bis 3.8.- seit dem F rü h jah r 19 3 7 in der Nähe des deutschen Preises auf gleicher Höhe. Hierin zeigt sich der W ert der V erständigung der englischen Stahlw erke m it der englischen Schrotthändlerschaft.

Wie in dem Schrottausfuhrland N ordam erika, so begann im L au fe des Jah re s 19 36 auch in Belgien und L u xem bu rg eine wilde Preisbewegung. D as Ausm aß der belgischen Preissprünge übertraf in der Zeit von 19 36 bis 19 3 7 sogar die sonstigen Vorbilder spekulativer Preisbeeinflussung;

denn von etw a 230 belg. F r stieg der Schrottpreis fa st ohne R ückschlag in steilem Anstieg bis zum Sommer 19 3 7 auf die unerhörte Höhe von 8 10 belg. F r. A n dieser E n tw icklu ng des belgischen Schrottpreises w aren die zahlreichen euro­

päischen Schrottkäufer, näm lich Englan d, Polen, Italien, D eutschland, und sogar Ja p a n m it schuld. H ier zeigten sich die Folgen eines sinnlosen W ettrennens um den greifbaren Schrott.

N ächst dem französischen und belgischen Schrottm arkt stand der h o llä n d is c h e stets im M ittelpunkt der A u fm erk­

sam keit europäischer Schrottbezieber. D ort herrscht A u s­

fuhrfreiheit. Deswegen treffen sich dort alle möglichen Ein käufer, die sich denn auch 19 36 und 19 3 7 gegenseitig die Preise hochtrieben.

A b w e h r m a ß n a h m e n g e g e n S c h r o t t v e r k n a p p u n g . Die belgische R egierung g riff zu dem M ittel eines Aus­

fuhrverbots und einer Beschränkung der Ausfuhrmenge, dam it sich die auf den Sch rott angewiesenen belgischen Stahlw erke eindecken konnten. Stellte sich doch heraus, daß auch der sonst in F ran kreich reichlich fließende Schrott weder fü r die belgischen H üttenw erke noch für andere Nach­

barländer zu haben w ar.

F r a n k r e i c h h atte im Dezem ber 19 36 eine Ausfuhr­

abgabe eingeführt, die zunächst 70 F r fü r die Tonne betrug.

Später w urde bekanntlich diese A usfuhrabgabe auf 200, dann 300 und schließlich vorübergehend auf 500 franz. F r er­

höht. K ein Zweifel, daß dadurch die A u sfuh r von Schrott emp­

findlich verteuert und schließlich bis 1938 un­

terbunden worden ist.

E n g la n d war seit Jah ren dabei, seine Stahlgewin- 315g nung auszudehnen.

3.10.0 ^ t a t t w ‘e f™her größere Mengen an 3.5.0 Fertigerzeugnissen 3.0.0 vom europäischen 3.15.0 Festlan d zu beziehen.

3.10.0 w a r die „Reorgani- 3.5.0 fiat'° n “ der engli­

schen W erke darauf S'°'° eingestellt, die eigene 1.15.0 Erzeugung an Roh- 1.10.0 stah l und Halbzeug 1.5.0 sowie Fertigerzeug­

nissen zu erhöhen.

-4 _

I I I II I I I I I 1 1 I I 1 I II I I I I I I II I I 1 II I I I I \n J

£ 4.0.0

1.0 .0 0.15.0

1935 1936 1937 1938

in Deutschland, England, Belgien und

0.10.0 0 .5 .0 fen.

0

Die Folge davon war eine größere Abhän­

gigkeit von Rohstof- Seit dem Jahre

den Vereinigten Staaten von Nordamerika von 1933 bis 1938.

Q u e l l e n a n g a b e n . D e u tsc h la n d : „ S ta h l u n d E ise n “ ; E n g la n d : „ T h e I r o n a n d Coal T rad es R ev iew “ ; B elg ien : „ S ta h l u n d E ise n “ ; V erein ig te S ta a te n :

„T h e I r o n A ge“ .

19 3 2 hat England fast Ja h r fü r Ja h r 1 bis 2 Mill. t Rohstahl mehr erzeugt. Die englische Roheisen­

erzeugung w ar trotz dem starken K a u f schwedischer E rze nicht mitgekommen, der B ed a rf an Sch rott erhöhte sich im m er stärker, und zwar um so m ehr, als das A bw rackgeschäft, das 19 33 noch 1,8 Mill. Bruttoregistertonnen um faßt h atte, bis 1936 um etw a 1 Mill. t zurückgegangen w ar. H ier genügte es nicht, daß im F rü h ja h r 19 37 eine V ereinbarung zwischen der eng­

lischen Stahlindustrie und dem englischen Schrotthandel über die Einstellung der Sch rottausfuh r getroffen wurde.

Denn hierbei konnte es sich nur um die Erhaltung von vielleicht 10 0 000 t Sch rott handeln. D as w ar also kein Ausgleich fü r das verringerte A bw rackgeschäft. Auch die Sam m elm aßnahm en, die in E n g lan d wie in Deutschland und anderen Län dern zunächst auf dem Wege einer Presse­

werbung eingeleitet worden sind, konnten das große Loch nicht stopfen.

B lickte man sich in der W elt um , dann nahmen die staat­

lichen A u s f u h r v e r b o t e oder mengenmäßigen A u s f u h r ­ b e s c h r ä n k u n g e n von V ierteljah r zu V ierteljahr zu. Ganz vereinzelt w urde, wie es bereits fü r Fran kreich geschildert worden ist, auch eine A usfuhrabgabe eingeführt, die der Ausfuhrverringerung dienen sollte.

Die hauptsächlichsten A usfuhrländer, die noch kein A usfuhrverbot erlassen hatten, w aren die Vereinigten Staaten

(3)

16. März 1 9 3 9 . J . W. Reichert: Schrott im Außenhandel. Stahl u n d Eisen. 327 von Nordam erika, ferner H olland, B ritisch-Indien und

Australien. Diesen w enigen freien M arktgebieten stand eine lange Reihe von sehrottbedürftigen Abnehm erländern gegenüber, die ohne R ü ck sich t aufeinander ihre Ein käu fe besorgten, und die sieh gegenseitig nicht nur die Preise für Schrott, sondern auch fü r die Seeverfrach tun g in die Höhe trieben und in die Lieferu ng von Schrott im m er schlechterer Beschaffenheit einwilligten. E s w a r k lar, daß die H erstel­

lung von Neueisen schon lange nicht m ehr w irtschaftlich war, nachdem der Schrottpreis den Roheisenpreis über­

schritten hatte.

So lag eigentlich der G edanke einer internationalen E in ­ kaufsverständigung in der L u ft. K a u m w ar er zwischen einigen führenden Industriellen ausgesprochen, so hatte er auch schon gezündet und w ar zur V erw irklichung reif. Zu Hilfe kamen die günstigen E rfah ru n gen , die m an m it der im Jahre 19 3 3 wieder gegründeten Internationalen R o h ­ stahl-Gemeinschaft gem acht hatte. D as V ertrauen, das innerhalb der internationalen Stah lverb ände im L au fe der Zeit geschaffen worden ist, kam der G ründung der ISC . zugute. Nach den im M ärz 19 3 7 in P aris erörterten V or­

schlägen sollte die neue Internationale Schrott-Vereinigung sowohl dem gemeinsamen E in k a u f als auch der gemein­

samen Verteilung dienen. E s bedurfte nach der Pariser Sitzung nur einer zweiten Besprechung in Venedig, um die ISC. flott zu machen.

D ie H a u p t e i n f u h r l ä n d e r .

Welche Län der mußten au f das Zustandekom m en und eine glückliche W irksam keit einer internationalen Schrott­

kartellierung besonderen W ert legen? Zweifellos waren es diejenigen Länder, die von alters her ausgesprochene E in ­ fuhrländer waren, die ohne ausländischen Schrott ihre Stah l­

erzeugung weder hätten aufrechterhalten noch ausweiten können. H ier sind v o r allem zu nennen Ja p a n , Italien und Polen.

J a p a n s S c h r o t t e i n f u h r hielt sich bis 1926 jährlich im Rahm en einer Menge von 10 0 000 t. Sie stieg jedoch dann fast von Ja h r zu J a h r und betrug

19 2 7 228 000 t 19 3 3 1 0 13 000 t 1928 367 000 t 19 3 4 1 4 13 000 t 19 2 9 496 000 t 19 3 5 1 692 000 t 19 30 488 000 t 19 3 6 1 509 000 t 19 3 1 296 000 t 19 3 7 2 740 000 t

19 3 2 559 000 t 19 3 8 2 500 000 t (geschätztj.

hi vorstehenden Zahlen sind nicht diejenigen Alteisen- mengen enthalten, die Ja p a n durch das A b w racken einge­

führter und eigener alter Schiffe gewonnen hat.

I t a l i e n w ar schon früher als Ja p a n auf dem W elt­

schrottmarkt als G roßeinkäufer bekannt. Schon 19 2 9 er­

reichte seine E in fu h r nahezu 1 000 000 t. Sie betrug 1929 995 000 t 19 3 4 732 000 t 1930 855 000 t 19 3 5 990 000 t 19 3 1 6 13 000 t 19 36 400 000 t •>

19 32 474 000 t 19 3 7 545 000 t

19 33 630 000 t 19 3 8 600 000 t(geschätzt).

Im Gegensatz zu Ja p a n h at die E in fu h r Italien s keine Zunahme erfahren, sondern ist im Gegenteil in den K risen ­ jahren bis 19 32 auf die H älfte gesunken. Italien kan n auf dem Schrottm arkte der W elt nicht als besonders treibende K raft angesehen werden. E s legt WTert d arau f, die Selb st­

versorgung in E rz zu erhöhen und dam it die Schrotteinfuhr knapp zu halten.

Das drittstärkste E in fu h rlan d ist au f längere Sich t ge­

sehen P o le n . Seit 19 2 9 werden folgende Jah resbezüge aus dem Ausland verzeichnet:

19 2 9 5 16 000 t 19 3 4 308 000 t 19 30 334 000 t 19 3 5 360 000 t 1 9 3 1 367 000 t 19 36 4 51 000 t 19 32 1 2 3 000 t 19 3 7 6 4 1 000 t

19 3 3 3 1 3 000 t 19 38 4 15 000 t (geschätzt) B e i keinem Stah lland der W elt hängt die Stahlerzeugung in so weitgehendem Maße von der Schrotteinfuhr ab w ie bei den bisher betrachteten Ländern Ja p a n , Italien und Polen.

Die Stahlerzeugung beruhte im D urchschnitt der letzten fünf Ja h re au f der Schrotteinfuhr

bei Polen zu nahezu 4 0 % bei Ja p a n zu etw a 3 5 % bei Italien zu etw a 3 3 % .

Zwischen den vorgenannten H aupteinfuhrländern und den folgenden, neuerdings die Schrotteinfuhr pflegenden Ländern ist ein großer Unterschied, w eil diese nur zu einem ve rh ält­

nism äßig geringen Teil ihre Stahlerzeugung auf die E in fu h r von frem dem Schrott begründet haben. D as trifft vo r allem auf En glan d und D eutschland zu. E nglands E in fu h r kam im D urchschnitt der letzten fü n f Ja h re 6 und die deutsche etw a 3 % der Stahlerzeugung gleich. Diese beiden Län der h atten bis vor etw a fü n f bzw. sechs Ja h re n eine größere A us- als E in fu h r. B e i D eutschland änderte sich das im Ja h re 19 3 3 . B e i E n glan d w ar die U m kehr im Ja h re 19 34 .

S c h r o tt a u ß e n h a n d e l D e u ts c h la n d s u n d E n g la n d s.

J a h r D eutschland England

A usfuhr E in fu h r A usfuhr E in fu h r

1929 237 900 358 400 430 700 68 700

1930 253 600 161 500 181 900 218 800

1931 308 900 89 700 174 200 97 700

1932 293 300 99 100 108 800 117 200

1933 186 700 347 900 240 900 106 100

1934 94 600 500 900 227 500 353 300

1935 74 400 276 900 170 900 443 400

1936 57 800 331 900 141 400 1 102 600

1937 2 700 557 600 232 800 966 100

1938 17 900 1 146 000 176 000 640 700

Seit 19 3 7 steht D eutschland m it seiner E in fu h r auf der Höhe Polens und Italiens. E n glan d dagegen h at 19 3 6 mit seiner Schrotteinfuhr die Grenze von 1 0 0 0 000 t üb er­

schritten.

Alle anderen L än d er blieben in ihrem E in fu h rb edarf w eit hinter den oben erwähnten H auptbezugsländern Ja p a n , Englan d, Polen, Italien , D eutschland zurück (vgl. Zahlen- l(i fei 1).

A uch auf der Seite der Ausfuhrländer zeigte sich die W irkung von K rise und K onjun ktur. E s ist ein ständiges A u f und A b in den Ausfuhrm engen, sei es, daß sich zeitweilig weniger K äu fer fanden, sei es, daß das Angebot der A u sfu h r­

länder selbst gewissen Schwankungen unterworfen w ar, wie es durch die E n tw icklu ng der Rohstahlgew innuug, seiner Verarbeitung in den W alzwerken und der w eiterverarbeiten­

den Industrie und durch die Abbrüche bedingt ist.

Die hauptsächlichsten Aenderungen in der Ausfuhr zeigen sich, vo n D eutschland und Englan d, die schon oben erw ähnt worden sind, abgesehen, in der grundlegenden Aenderung der V e r e i n i g t e n S t a a t e n v o n N o r d ­ a m e r i k a . E s verdien t festgehalten zu werden, welche erstaunliche Ausfuhrentw icklung der am erikanische Schrott im L a u fe des jüngsten Jah rzeh n ts genommen h at. E s betrug die Sch rottausfuh r aus den Vereinigten Staaten von N ord­

am erika 19 29 19 30 19 3 1 19 3 2 19 3 3

566 000 t 364 400 t 13 8 300 t 2 3 1 200 t 785 800 t

19 34 . . 19 3 5 . . 19 3 6 . . 19 3 7 . . 1938 rd.

1 864 500 t 2 1 3 7 600 t 2 003 900 t 4 1 6 1 400 t 2 700 000 t.

(4)

3 2 8 S ta h l u n d E is e n . J . W. Reichert: Schrott im Außenhandel. 59. J ah rg. N r. 11.

Zahlentafel 1. A u ß e n h a n d e l in Länder

Deutsches Reich1) Ostmark . . . Belgien-Luxem- burg . . . . Frankreich2)

Großbritannien Dänemark . . Finnland . . . Italien . . . . Südslawien . . Niederlande . . Norwegen . . Polen . . . . Rumänien . . Rußland . . . Schweden . . Schweiz . . . Spanien . . . Tschecho-Slowakei Ungarn . . Europa einschl.

Rußland . . Vereinigte Staaten Kanada . . Mexiko . . . Amerika . . Britisch-Indien Japan . . . . Mandschukuo . Asien . . Australien3)

I n s g e s a m t

1930 1931

S c h r o tt 1 9 2 9 b is 1 938 (M en gen in m etr. t).

E i n f u h r ______________ _____

1933 | 1934 | 1935

1932

358 419 6 272 145 312 103 581 68 711

4)200

4)3 000 994 746

4)2 0000

15 146 516 443

4)1 0000

4 841 27 052 827 212 491 294 162

91 927 123 644

4)10000

161 504 89 707 99 134 347 864 4 655 7 232 29 611 25 978 76 105 196 485 132 855 96 227 142 547 135 883 164 255 171 334 218 753 97 730 117 211 106 059

. 4)100

4)1 000 4)1 000 4)1 000 4)2 000 855 383 612 995 474 186 630 035 4)5 000 4)5 000 4)5 000 4)10 000 22 994 27 965 10 002 8 776 333 763 366 733 122 979 313 203 4)3 000 4)3 000 4)5 000 4)10 000 6 125 15 539 2 095 7 776 29 520 72 034 54 745 60 080 2 766 3 367 8 916 7 307 257 089 161 640 127 193 69 175 77 603 39 769 26 845 22 247 1 914 21 896 25 126 28 852 2 199 721 1 857 975 1 406 153 1 917 013 27 922 16 539 9 931 57 987 108 022 69 159 55 937 43 610 4)5 000 4)5 000 4)5 000 4)10 000

500 872 36 267 142 317 105 113 353 340 4)200 4)10000 731 708 4)20000 14 813 5 713 308 110 4)15 000 1 759 96 184 9 621

*)100000 59 679 51 395

276 862 32 488 65 138 94 621 443 440 201 18 981 989 995 32 463 23 494 360 289

27 115 70 342 10 285

■)100 000 56 929 52 670

1936 1937 1938«)

331 870 557 632 1 146 048 22 149 67 505 45 000 106 593 123 784 75 000 52 336 30 749 16 500 1 102 562 966 067 640 700

419 593 600

2 960 11 360 15 000 400 426 545 053 600 000 43 022 26 286 30 000 16 907 28 307 32 000 451 418 641 373 415 000 36 836 24 082 52 500 106 166 96 901 11 000

9 350 3 095 1 700

4)100 000 ¡4)100 000 100 00O 84 527 256 104 170 000 48 876 56 870 58 000 2 916 417 3 535 761 3 409 018 45 132

54 124 4)25 000

65 804 96 431 42 099

145 537 67 266 32 500

82 9 46 10 000 17 7 9 09 1 50 000 57 900 60 000 225 571 I 140 944 90 698

1 745 496 456

3 138 488 921

2 340 295 579 498 201 492 059 297 919

4)200______

¡3 505 175 12 832 724

70 1 111 597 124 256 204 334 245 303 318 7 55] 220 000

1 150 ' 4 3 82 1 7 54 1 609 1 238 1 63 7 3 500 559 080 1 012 961 1 412 988 1 692 055 1 509 020 2 740 000 2 500 000 5 2 7 3 6 9 9 2 7 5 7 901 1 000 560 230 11 017 343 ! 1 420 015 L 694 363 1 513 015 2 742 538 2 504 500

4)100 292 213 553 60(1

2 246 592 ¡2 037 251 1.3 045 953 14106 462 (4 554 302 |4 674 948 6 597 607 ¡6134148 Zahlentafel 1. A u ß en h a n d el in S c h r o tt 1929 bis 1938 (M engen in m etr. t). - Fortsetzung.

Länder

A u s f u h r

1929 1930 1 1931 1 1932 1933 1 1934 1935 1936 1937 19384)

Deutsches Reich1) Ostmark . . . . Belgien-Luxem­

burg ...

Frankreich2) . . Großbritannien . Dänemark . . . Finnland . . . . I t a l i e n ...

Südslawien . . . Niederlande . . . Norwegen . . . P o l e n ...

Rumänien . . . Rußland . . . . Schweden . . . Schweiz . . . . Spanien . . . . Tschecho-Slowakei Ungarn . . . . Europa einschl.

Rußland . . .

237 890 21 844 310 037 520 628 430 733 4)90 000 16 272 613 22 704 2 558 9 757 87 155 153 2 483

253 640 8 462 382 996 548 911 181 901 4)50 000 58 164 260

26 691 2 290 7 614 65 258 65 1 885 24

308 925 20 042 192 920 479 464 174 213 4)30 000 17 164 616

18 902 2 109 4 653 70 283 24 1 097

85

293 286 8 540 121 493 349 044 108 782 4)30 000

1 173 706 33 576 568 3 556 62 918 2 78 821

186 679 15 129 j 274 154 376 970 240 919 4)40 000 7 239 125 57 742 266 8 149 71 388 131 30 801

94 553 15 544 337 268 620 551 227 523 4)60 000

1 269 147

43 138 1 588 8 892 78 878

939 1 500

74 404 6 319 424 316 744 110 170 945 85 304 396 2 261 121 233 237 4)40 000 394 894 7 090 67 135

'277

57 760 18 889 545 597 688 850 141 396 87 954 86 45 354 318 156 4)40 000 825 40 12 191 14 473 52 101

128

2 654 12 005 342 879 213 949 232 831 ] 122 541

236 10 267 509 707 4)40 000 1 033 3 100 18 10 565 97 564

.

125 32

17 938 5 000 440 000 1 400 000 176 000 88 500 50 100 245 000 40 000 400 2 000 18 000 75 000

150

2 008 571 1 694 055 1 467 350 1 186 371 1 511 490 1 759 522 1 857 203 1 978 845 1 589 516 1 508 138 Vereinigte Staaten

Kanada . . . . M ex ik o ...

565 957 111 409

364 387 32 680

138 303 22 298

231 162 20 389

785 780 145 874

1 864 533 93 998

2 137 622 116 879

2 003 873 227 747

4161 428

! 146 281

2 700 000 i 120 000

Amerika . . . . 677 366 j 397 067 160 601 251 551 931 654 1 958 531 2 254 501 2 231 620 4 307 709 2 820 000 Britisch-Indien ! 80 706 67 071 90 899 103 965 102 709 55 459 57 843 100 861 80 440 44 000 Japan ... 15 563 9 658 9 005 12 486 8 338 17 515 15 849 12 064 4)8 000

60 000

Mandschukuo . . . 35 155 76 355

A s i e n ... 96 269 76 729 99 904 116 451 111047 1 72 974 73 692 148 080 164 795 1 104 000 Australien3) . . . 1 4)30 000 1 4)20 000 4)15 000 4) 15 000 4)20 000 4)30 000 50 026 1 49 962 68 064 70 000 I n s g e s a m t : 2812 206 ¡2187 851 1 742 855 |l 569 373 |2 574 191 3 821 027 ¡4 235 422 4 408 507 ¡6 130 084 14 502 138

~ /~'p.

4) Ab 18. Februar 1935 einschl. Saarland. •— 2) Bis 17. Februar 1935 einschl. Saarland. — 3) Wirtschaftsjahre. ) schätzt, 1938 nach bisher veröffentlichten Ausweisen.

(5)

16. März 1939. J ■ W. Reichert: Schrott im Außenhandel. S tahl u n d E isen. 329 D ie V e r e in ig t e n S t a a t e n a ls S c h r o t t l i e f e r e r u n d

- V e r b r a u c h e r .

Welche Bedeutung h at nun die A u sfu h r im Vergleich zur Versorgung der V ereinigten S ta a te n ? H ierüber spricht sich der Bericht der U n it e d S t a t e s T a r i f f C o m m is s io n Nr. 12 8 : „Iro n & Steel“ , vom H erb st 19 3 8 aus. Diesem Bericht ist folgende Zahlentafel entnommen w orden:

V erb rau ch , E in fu h r u n d A u sfu h r an S c h r o tt der V e r e in ig t e n S t a a t e n (in 1 0 0 0 lo n g to n s ).

Ja h r Geschätzter

Verbrauch Einfuhr Ausfuhr Verhältnis der Ausfuhr zum

Verbrauch Zehnjahres-

durchschnitt

1919—1928 26 OOO 110 146 0,6 %

1929 38 000 100 557 1,5 %

1930 27 000 37 359 1.3 %

1931 18 000 24 136 0,8 %

1932 10 000 16 228 2,3 %

1933 17 000 63 773 4,5 %

1934 19 000 52 1835 9,7 %

1935 26 000 74 2104 8,1 %

1936 36 000 152 1936 5,4 %

1937 40 000 95 4095 10,2 %

Demnach erreichte die Ausfuhrm enge der Vereinigten Staaten im Ja h re 19 3 4 m it 1 ,8 M ill. t nahezu 1 0 % des d a­

maligen G esam tverbrauchs. Aehnlich liegt es im Ja h re 19 3 7 mit dem Prozentverhältnis, w ährend inzwischen die A u s­

fuhrmenge 4 M ill. t überschritten h at. So erheblich die A u s­

fuhr an Schrott auch angestiegen ist, so hat sie doch keines­

wegs die am erikanische Stahlindustrie daran gehindert, ihre Stahlerzeugung zu erhöhen, solange N achfrage nach Stahl- und W alzerzeugnissen bestanden hat. H at doch die amerikanische Stahlerzeugung in den fü nf Ja h re n 19 3 3 bis 1937 folgende E n tw icklu ng genom m en:

19 33 . . 23 737 000 t 19 3 6 . . 48 737 000 t 19 34 . . 26 637 000 t 19 3 7 . . 5 1 54 3 000 t 19 35 . . 34 774 000 t 19 3 8 . . 28 8 5 1 000 t Wenn im vergangenen Ja h re die am erikanische S ta h l­

erzeugung auf etw a 29 M ill. t rü ckläu fig gewesen ist, so h at dies ganz andere Gründe als etw a die Schrottausfuhr.

Der oben erwähnte am tliche B erich t behandelt auch die parlamentarischen Vorgänge, die sich au f die Sch rottaus­

fuhr aus A m erika beziehen. D em K ongreß in W ashington wurde 19 3 7 ein A n trag au f E rh a ltu n g der heim ischen Schrott- und Erzversorgun g vorgelegt. E in anderer A n trag zielte auf die U nterbindung der Schrottausfuhr ab. E in dritter Gesetzentwurf w ill die A u sfu h r nicht nur von Schrott, sondern auch von Roheisen, ferner von Eisenerz und fertigen Eisen- und Stahlerzeugnissen, die fü r m ilitärische Zwecke hergestellt worden sind, verboten wissen.

Mit R echt bem erkt der am tliche B erich t vo n W ashington zu den parlam entarischen E rörteru ngen über die Sch rott­

frage folgendes:

E tw a die H älfte der am erikanischen Schrottm enge kommt von der eisenerzeugenden In du strie selbst. Die andere H älfte ist sogenannter M arktschrott, w ie er aus A b ­ brüchen entsteht sowie in den B etrieben der V erarbeitung entfällt. Selbst wenn m an die A u sfu h r zu der zugekauften Schrottmenge in V ergleich setzt, dann kom m t sie nicht höher als 2 0 % . B eim A u sfuh rsch rott handelt es sich in erster Linie um Sch rott, der in den großen Städ ten und Industriegebieten im Seeküstengebiet entfällt. N icht nur an der nordatlantischen Seeküste ist der E n tfa ll viel größer als der B ed arf der nahegelegenen Stah lw erke und Gieße­

reien; auch die südatlantische, ferner die G olf- und die

pazifische K ü ste haben viel m ehr Sch rottentfall als B ed arf.

U eberall in den Küstengegenden der Vereinigten Staaten herrscht also ein großer Schrottüberfluß. E s liegt nahe, daß dieser Schrott, sofern sich ausländische Liebhab er finden, ausgeführt w ird, da die F rach tkosten zu den Seehäfen sehr gering sind, w ährend die Frach tk osten vo n der K ü ste zu den im Landesinnern gelegenen Stahlw erken und Gießereien ungleich höher sein würden. Deswegen konnte nach A nsicht des am tlichen B erichtes ein großer Teil des A usfuhrschrotts g a r nicht von der am erikanischen Industrie gebraucht werden. D azu kom m t nach des V erfassers M einung die T a t­

sache, daß der Ausfuhrschrott großenteils von m angelhafter Beschaffenheit ist.

V or allem aber ist eine B efürch tun g seit Gründung der IS C . hin fällig geworden, näm lich die, daß die A usfuhr verteuernd w irke und die Selbstkosten der am erikanischen Industrie erhöhe. Die IS C . kann den Nachweis erbringen, daß sie von Anbeginn an auf die spekulativ überhöhten Schrottpreise gedrückt und sie erheblich gesenkt h at. In N ordam erika erreicht diese Schrottpreissenkung ein großes M aß; ist doch der Preis auf F rach tgru ndlage Pittsburg von über 23 § im F rü h ja h r 19 3 7 innerhalb Ja h re sfrist bis auf 1 0 § gesunken, und der Preis hat sich auch neuerdings nur wieder bis 1 5 oder 1 6 $ gehoben. A u ch der belgische Schrottpreis, der m it etw a 8 10 belg. F r seit 19 3 7 seine höchste Höhe erreicht h atte, ist im Ja h re 19 38 viele Monate lang bis auf 380 belg. F r gesenkt worden. D as ist ein hin­

reichender Bew eis dafür, daß die IS C . nicht nur auf die Belange ihrer eigenen M itglieder bedacht w ar, sondern auch zum Nutzen der Stahlindustriellen gehandelt hat, aus deren Län dern gewisse Ueberschußm engen an Schrott bezogen werden.

D ie s o n s t ig e n H a u p t a u s f u h r l ä n d e r .

D ie nächstgrößten A usfuhrländer sind Frankreich, Belgien-Luxem burg und H olland, die räum lich Zusammen­

hängen. Im L a u fe des jüngsten Jah rzeh n ts sind aus diesen Län dern wiederholt Jahresm engen von über 1 M ill. t Schrott herausgeflossen, so z. B . 19 3 4 bis 19 3 7 . J a , bis zum Ja h re 1 9 3 3 w a r die A u sfu h r dieser Län dergruppe zusammen­

gerechnet um fangreicher als die am erikanische Schrott­

ausfuhr. A uch innerhalb dieser Landesgruppe h at sich die Größenordnung geändert. B is 19 3 6 w ar eigentlich F ra n k ­ reich ständig das größte Schrottausfuhrland. Im Ja h re 19 3 7 dagegen w a r die Ausfuhrm enge H ollands erheblich bedeutender, nachdem F ran kreich eine hem m end wirkende A usfuh rabgabe eingeführt h atte.

Von europäischen Län dern h at ferner, w ie bereits oben erw ähnt, E n g la n d J a h r fü r Ja h r größere Schrottm engen abgegeben. Von überseeischen Gebieten sind ferner noch als bedeutende A u sfuhrländer A u stralien und Indien zu nennen.

A u s b l i c k .

Die F ra g e nach der künftigen E n tw icklu n g des Schrott­

außenhandels ist nicht leicht zu beantw orten. E s liegt nahe,D "

daß a u f die überraschende Ausdehnung des Außenhandels eine Z eit schrum pfender U m sätze erfolgt, w ie das Ja h r 19 3 8 es bereits fü r einzelne L än d er zeigt. E s ist noch nicht lange her, daß in Zeiten des N iedergangs der W eltstahlw irt­

sch aft die Außenhandelsum sätze kaum höher als insgesam t 2 M ill. t Sch rott betragen haben, also w eniger als den dritten Teil des jetzigen U m fanges erreichten. Selbst von N ieder­

gangszeiten abgesehen kan n der F a ll eintreten, daß die Sam m elm aßnahm en einer A nzahl vo n Län dern erfreuliche Ergebnisse zeigen, und daß dann sofort die N eigung zum E in k a u f ausländischen Schrottes nachläßt. A b er auch der

(6)

330 Stahl u n d Eisen J . F. L. Elliot: Die Internationale Schrott-Konvention. 5 9 . J a h r g . N r. 11.

M angel an D evisen oder sonstigen internationalen Zahlungs- m öglichkeiten legt dem Auslandsbezug von Schrott Schran­

ken auf. Hinzu kom m t, daß die Selbstversorgungsbestre­

bungen durch die Erschließung neuer heimischer E rzvo i- kommen und der Steigerung der Erzförderung wie der E i z-

verhiittung eine große E n tlastu n g schaffen werden, nament­

lich insoweit, als die E rze, w ie es zum Teil bereits eingetreten ist, billiger werden und es viel w irtschaftlicher ist, die Stahl­

erzeugung stärker auf den Roheiseneinsatz als auf die Schrottverw endung abzustellen.

D ie Internationale Schrott-K onvention.

Von J . F . L . E l l i o t in London, P räsid en t der Internationalen Schrott-K onvention .

D

er A u fsatz „S ch ro tt im Außenhandel“ aus der F ed er von D r. J . W. R e i c h e r t hat, in bewundernswert k larer D arstellung die springenden Punkte hervorgehoben, die sich im zwischenstaatlichen Schrotthandel im L au fe dei jüngsten zehn Ja h re beobachten lassen. D eutschland und Englan d sind selbst ebenso wie Polen, Italien und Ja p a n Einfuhrlän der großen Ausmaßes geworden. Gegenüber der in den ersten Ja h re n des laufenden Jah rzeh n ts nur et\va 2 M ill. t betragenden W elthandelsm enge in Schrott ist im Ja h re 19 3 7 im Außenhandel der W elt ein Schrottum satz von 6 y 2 M ill. t erreicht worden. A u f Grund der jüngsten E rfahru ngen glaubt D r. J . W . R eichert, in naher Zukunft ein gewisses Zusam m enschrum pfen des staunenerregenden Um satzes im W elthandel voraussehen zu können; es handelt sich dabei um eine natürliche E n tw icklu ng, die sich infolge geringerer Stahlerzeugung mehrerer Län der schon während des Ja h re s 19 38 angekündigt hat.

B lick t m an w eiter in die Z uku nft, so w ird augenschein­

lich die neuere Bew egung des internationalen Sch rott­

geschäfts weitgehend davon abhängen, welche Maßregeln von der Internationalen Schrott-K onvention , deren erster Präsident zu sein ich die E h re habe, ergriffen werden. In dieser Gedankenverbindung d arf ich w ohl den Faden der Erörterung dort aufnehmen, wo D r. R eicherts geschichtliche B etrach tun g aufhört.

Die hauptsächlichsten Aufgaben und F rag en , m it denen sich die Internationale Schrott-K onvention (ISC .) in den ersten drei V ierteljahren seit ihrer Gründung auseinander­

zusetzen h atte, bestanden überwiegend darin, tro tz ernster Schrottverknappung in der W elt zugunsten ihrer zwölf M itgliederländer riesige Mengen einzukaufen. Diese V er­

knappung ging H and in H and m it großen Preissteigerungen, wie D r. R eichert es dargestellt hat. D er am erikanische Preis, der den Schrottw ert auf dem W eltm arkt wohl am besten w iedergibt, erhob sich in den Ja h re n 19 3 4 bis 19 36 von 10 ,5 0 auf 18 ,30 $ je Tonne und zu B eginn des Ja h re s 19 3 7 sogar bis zum H öchststände von über 23 $. In diese Zeit fie l die Gründung der ISC .

Gegen Ende des Ja h re s 19 38 hatten die M itgliederländer zusammen 3,2 5 M ill. t Sch rott eingeführt, und zw ar den H au p tteil dieser Menge durch V erm ittlung der K onvention.

Ih re Aufgabe w ar es, die großen Schrottm engen zu m öglichst niedrigen Preisen zu buchen, die V erschiffung in zweck­

m äßiger Reihenfolge vorzunehmen, die F rach tsätze auszu­

handeln, die Lieferungen nach gerechten Grundsätzen an die M itgliederländer zuzuteilen und die Zahlungsbedingungen zu regeln.

W ill m an bessere Einkaufsbedingungen durchsetzen, dann ist es erklärlicherw eise vo rteilh after, wenn sich die K äu fe r zusammenschließen, als wenn sie einzeln ihre G e­

schäfte m achen. D eshalb ist es nicht überraschend, daß sich der nordam erikanische P reis gegen E n d e 19 3 7 bis auf 1 3 $ h at senken lassen, w ar doch auch ein Nachlassen der am eri­

kanischen Schrottnachfrage von E influ ß . Doch die P re is­

beeinflussung w ar nicht das einzige Ziel der Maßnahmen der IS C . D em B estreben, von irgendeiner V ersorgungs­

quelle zu m öglichst niedrigen Preisen einzukaufen, ist die E rw äg u n g übergeordnet, den w irtschaftlichen Zufluß allen fü r die A u sfuh r erreichbaren Schrotts zu jeder Zeit sicherzustellen. A u f diese W eise erfüllt die Konvention die w ichtige A ufgabe, die Kenntnisse über alle zusätzlichen Versorgungsm öglichkeiten zusam m enzutragen, ferner alle Einfuhrbedürfnisse ihrer M itglieder zusammenzufassen und auf diese W eise auf dem kürzesten und wirtschaftlichsten Wege A ngebot und N achfrage auszugleichen.

B eträch tlich e Ersparnisse h at die M ehrheit der Stahl­

w erke dank der IS C . gem acht. F ern er sind inländische Schrottm arktregelungen geschützt worden. Ebenso sind E rfolge in den Vereinbarungen zu verzeichnen, mittels deren die A u sfuh r von Sch rott überw acht w ird, der in irgend­

einem Lan de an fällt und von den heim ischen Stahlwerken benötigt w ird. D as ist gewiß ein einfacher Grundsatz, der aber nur durchzuführen ist, wenn alle K äu fer jedes Landes eine geschlossene K örp ersch aft bilden, und wenn sie aus­

schließlich über diese K örpersch aft die E in fu h r betreiben.

E s besteht A u ssicht, den gleichen Grundsatz auf den Ab­

w racksch rott von Schiffen auszudehnen, ein Schritt, der in der Vergangenheit auf gewisse Schw ierigkeiten gestoßen ist, und zw ar zum Teil im H inb lick auf den höheren Wert, der dem A bw racksch rott eigen ist, ferner wegen des Um­

stands, daß es im V erhältnis zur Leistu ngsfähigkeit der Ab- w rackuntem ehm ungen nicht genug Schiffe gibt.

Ich versuchte zu zeigen, daß die Maßregeln der Kon­

vention soweit w ie m öglich auf einen stabileren Zustand zugunsten der A usfuhr- und E in fu h rfirm en hinzielten. Ge­

wisse U rsachen, die außerhalb des Einflußbereichs beider M arktparteien liegen, haben in der Vergangenheit außer­

gewöhnliche Preisschw ankungen hervorgerufen, die jedoch, auf lange Sich t gesehen, fü r keinen vo rteilh aft waren. Wenn der Schrott billig ist, fü h rt seine E in fu h r zur Schädigung der heim ischen Roheisenerzeugung; ist er dagegen teuer, steigert er die K osten der Stahlerzeugung erheblich und schreckt den V erbrauch zurück. Die Organisierung des Welt­

schrottm arktes ist deshalb doch etwas mehr als bloß ein zulässiger Versuch der zusammengeschlossenen Industrien, Preisschwankungen auszugleichen und unwirtschaftlichen W ettbew erb im E in k a u f auszumerzen. Die Einstellung der IS C . ist vö llig derjenigen der Internationalen Rohstahl- G em einschaft gleich. E s dürfte wohl fü r das Stahlkartell außerordentlich schw ierig sein, auf den Ausfuhrmärkten die Stahlpreise auf einer Höhe zu halten, die den Verbrauch anregt und vor den wie Pilze aus dem Boden schießenden heim ischen W ettbew erbsbetrieben schützt, wenn die Kosten der w ichtigsten R ohstoffe überm äßig ansteigen. E s gibt in diesem Sinne keinen Grund, w arum nicht eine ähnliche O rganisation geschaffen w erden könnte, um den Einkauf und die V erteilung von Eisenerz zu regeln. Dadurch, daß die Behörden der verschiedenen L än d er ihre Genehmigung und Förderun g den Maßnahmen der ISC . haben zuteil werden lassen, ist die hohe B ed eu tung dieser Körperschaft vom Stan d p u n k t der nationalen Versorgung hervorgehoben.

R ohstoffquellen sind infolge von wirtschaftspolitischen

(7)

16. März 1939. H . Buchholtz: Desoxydation und Festigkeitseigenschaften von Stahl. S ta h l un d Eisen. 331 Handelshindemissen bereits so b eschränkt, daß jede auf

der Grundlage des tatsächlichen B ed arfs au f E rleich te­

rung der V ersorgung und der Zuteilung hinzielende Maß­

nahme einen nützlicheren B e itra g zur politischen Befriedung liefert, als dies der bloße H ändlerstand punkt tu t. Diesen Gedanken vorzutragen fühle ich m ich erm utigt durch die Kenntnis, daß die IS C . au f die Treue und M itarbeit ihrer Mitglieder bauen kann, obwohl der „F ro n tw ech sel“ von übersteigerter N achfrage zu überm äßigem Angebot, wie es im letzten Ja h r zu beobachten w ar, dahin fü hrte, die A b ­ hängigkeit von der zentralen K örp ersch aft fü r die Gegen­

wart weniger dringlich erscheinen zu lassen. Im kurzen Zeitraum von zwei Ja h re n — am 10 . A p ril w ird die K o n ­ vention ihren zweiten G eb urtstag feiern — haben w ir einen vollständigen K onjun kturw echsel im Sch rottgeschäft er­

lebt, und unser Zusam m enschluß hat sich durchaus bew ährt.

Der Z ukunft können w ir m it dem größten V ertrauen entgegensehen. D eutschland und E n g lan d waren wohl die

ersten Län d er, die eine Ordnung auf den Inlandsm ärkten einführten. Wenn sie große Mengen Eisenerz einführen, so kom m t es daher, daß sie beide ein ähnlich starkes B ed ürfnis nach frem den eisenhaltigen R oh stoffen haben. Diese ihre Interessengem einschaft w ird stets eines von vielen Gliedern einer starken K e tte darstellen. W irksam ere M ittel des Schrottsam m elns und der Aufschließung neuer E rzlager in verschiedenen Län dern werden dazu führen, die v e r­

hältnism äßig große N achfrage nach Auslandsschrott herab­

zum indern, w ährend anderseits der D rang jun gin d u striali­

sierter L än d er zur Sch rottausfuh r zunehmen w ird. Wenn diese überflüssigen Mengen nicht zum Abfluß gebracht werden, könnten sie zur G ründung neuer Stahlw erke in jenen Län dern führen. E in w eiterer w ichtiger P u n k t ist die strategische Bedeutung von reichlichen Sch rottvorräten . In all diesen F ällen ist die ISC . berufen, eine im m er be­

deutendere R olle darin zu spielen, die nationalen Belange in gutem G leichgew icht zu halten.

Der Einfluß der D esoxydation auf die Festigkeitseigenschaften von Stahl, vor allem in der W ärme.

\ on H e r b e r t B u c h h o l t z in Düsseldorf.

Nach Untersuchungen in Gemeinschaft mit R. P u sch und K. L inden.

Mitteilung aus dem Forschungsinstitut der Mannesmannröhren-Werke, A.-G., Duisburg-Huckingen.

[Bericht Nr. 349 des Stahlwerksausschusses und Nr. 460 des Werkstoffausschusses des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute*).]

(Einfluß geringer Alum inium zusätze auf die Korngröße, auf das Verhalten bei der Wärmebehandlung und damit auf die Festig­

keitseigenschaften von Stahl bei Raumtemperatur. Versuche über die Ausw irkung der Desoxydation m it Silizium , Mangan, Kalzium oder A lu m in iu m auf Korngröße und Festigkeitseigenschaften. Bessere Dauerstandfestigkeit grobkörniger Stähle.)

D

ie D esoxydation bezw eckt die w eitgehende Entfernu ng des Sauerstoffs aus dem flüssigen S ta h l unter B ildu ng gasförmiger oder leicht abscheidbarer flüssiger R eaktion s­

erzeugnisse. A ls E n dglied in einer K e tte m etallurgischer Einzelmaßnahmen hängt der E r fo lg der D esoxydation w eit­

gehend von der Schm elzführung, besonders von der E n t­

kohlungsgeschwindigkeit und der T em peratur, ab. E s wäre daher irrig, w ollte man eine bestim m te Arbeitsw eise bei der Desoxydation ohne K enntn is der übrigen Einflußgrößen auf andere Verhältnisse übertragen. D ie H erstellung eines Stahles m it engbegrenzten E igen sch aften erfordert vielm ehr vom Fachm ann K enntn is und A b w ägu n g der w ichtigsten Einflußgrößen, die nicht nur von O fenart zu O fenart, sondern auch bei gleicher O fenart zeitlich und graduell verschieden wirksam werden. W enn es auch bisher noch nicht gelungen ist, klare Beziehungen zwischen dem Sau erstoffgehalt des Stahles und seinen technologischen Eigenschaften fe st­

zustellen, so beweisen doch die E rfo lg e bei der H erstellung von Stählen m it geringer A lteru n gsan fälligkeit oder m it einer bestim mten Korngröße, w ie w i c h t i g die genaue K e n n t n is d er D e s o x y d a t i o n s m i t t e l u n d i h r e r b e ­ so n d e re n W ir k u n g au f die Stahleigenschaften ist.

U n t e r d e n D e s o x y d a t i o n s m i t t e l n , die m it dem Sauerstoff des Stahles feste R eaktionserzeugnisse bilden, nimmt das A lu m in i u m e in e S o n d e r s t e l l u n g insofern ein, als es stärker als jedes andere M ittel die Gebrauchs­

eigenschaften des Stahles gü n stig oder ungün stig beeinflußt.

Nach sorgfältiger V ordesoxydation in hom öopathischen Dosen angewendet, h at A lu m inium eine V ielzahl günstiger Wirkungen. Dagegen w ird es, ohne jede R ü ck sich t au f die Schmelzführung als A llh eilm ittel z. B . dem unberuhigten

*) Erstattet in der gemeinsamen Vollsitzung des Stahl­

werks- und Werkstoffaussehusses am 4. November 1938. — Son­

derabdrucke sind vom Verlag Stahleisen m. b. H., Düsseldorf,

Postschließfach 664, zu beziehen.

S ta h l in die B lockform zugesetzt, die U rsache schwer­

wiegender Stahlw erksfehler. Diese Erscheinungen erklären die Abneigung m ancher Stahlw erker gegen die D esoxydation m it A lum inium , um so m ehr, als es zur Z eit noch kein ge­

nügend sicheres V erfahren gibt, w ährend des Schm elz­

verlaufs und der V ordesoxydation den Sau erstoffgeh alt der Schm elze und dam it die zur Erzielun g bestim m ter E igensch aften notwendige Alum inium m enge festzulegen.

Diese U nsicherheit zw ingt dazu, durch planm äßige Versuche die zur Erzielun g einer bestim mten Stah lgü te günstigste Schm elzführung, besonders die gerade eben notwendige Alum inium zugabe, von F a ll zu F a ll zu erm itteln. So sind in den Stahlbetrieben der M annesmannröhren-W erke bereits vo r Ja h re n Schm elzführung und D esoxydation planm äßig au f die G ebrauchseigenschaften der jew eils vorgesehenen Stah lgüte abgestellt und entw ickelt worden. E s gelang — um nur zwei B eispiele zu nennen — , schon früh zeitig, durch weitgehende D esoxydation laugenrißbeständige R öhren­

stähle herzustellen bzw. die Zusam m enhänge zwischen der Alum inium zugabe in der Pfanne und der W eichfleckigkeit von E in satz- und Vergütungsstählen prak tisch aufzu­

klären.

U nter dem Stich w ort der K o r n g r ö ß e n r e g e l u n g h at man in A m erika den besonderen W irkungen des Alum inium s eine ganz außerordentliche B each tung geschenkt. D a hier­

über, ebenso w ie über den deutschen A n te il an dieser F ra g e , hier schon eingehend berichtet worden is t1), kann m an sich d arau f beschränken, die besonderen W irkungen einer D es­

oxydation m it Alum inium a u f Korngröße und F e stig k e its­

eigenschaften ganz kurz zu streifen und durch einige B e i­

spiele aus eigenen U ntersuchungen zu belegen.

D Vgl. zusammenfassenden Bericht von 0 . L eih en er: Stahl u. Eisen 56 (1936) S. 1273/78 (Werkstoffaussch. 354); ferner E. H o u d rem o n t und H. S chräder: Stahl u. Eisen 56 (1936) S. 1412/22 (Werkstoffaussch. 358).

(8)

332 S tahl u nd Eisen. H . Buchholtz: Desoxydation u n i Festiqkeitseigenschaften von Stahl. 5 9 . J a h r g . N r. 11.

Schmelze 1 /I! -Zusatz =Okg/i

Schmelze 5 A I-Z usatz =

R ockw ell -C -H ä rle

E in s a tz g e h ä rte te r u n le g ie rte r S ta h l m it rd . 0,15 % C.

O 70 2 0 3 0 W SO 60 70

Rockwell- C - Härte

G e h ä r te te r S ta h l m it 0,5 % C.

X 500

Schm elze 3

Bild

Schm elze 2 S chm elze 1 S ch m e lze 5

1 und 2. Einfluß von Aluminium auf die Oberflächenhärte abgeschreckter Stähle.

Schm elze 4

Einfluß von Aluminiumzusätzen bei der Wärmebehandlung.

Außer den jedem Stahlw erker bekannten unliebsam en W irkungen des Alum inium s beim Gießen äußert sich sein Einfluß am augenfälligsten in der V e r r i n g e r u n g der K orn ­ größe oderrich tiger des K o r n w a c h s t u m s b e s t r e b e n s und der U eberhitzungsem pfindlichkeit. Im Sinne der K eim ­ theorie, die durch die neuesten Untersuchungen von E . H o u - d r e m o n t und H . S c h r ä d e r 2) als endgültig gesichert an­

gesehen werden kann, h at der m it Alum inium behan­

delte S ta h l ein e r h ö h t e s U m w a n d l u n g s b e s t r e ­ b en und dam it eine v e r­

m inderte H ärtb ark eit. Dies äußert sich grundsätzlich gleich artig bei E in satz- und V ergütungsstählen in einer zoo 300 m eso 600 verringerten R an d h ärte, E in h ärtetiefe und geringe­

ren K ern härte nach dem Abschrecken. Bilder 1 und2 geben als Beispiele H ä u fig ­ keitskurven der Ober­

flächenhärte abgeschreck­

ter Stähle m it verschieden hohem Alum inium zusatz A V u m in iu m zu sa tz in g / l

Bild 3. Einfluß des Aluminium­

zusatzes in der Pfanne auf die Abschreckhärtbarkeit von un­

legiertem Stahl mit rd. 0,5 % C (Proben mit 20 mm Dmr. bei 860 0 in Oel abgeschreckt; Punkte entsprechen jeweils dem Maxi­

mum von Häufigkeitskurven.)

in der Pfanne wieder, und zw ar fü r einsatzgehärteten unlegierten Stah l m it rd. 0 ,15 % C und fü r vergüteten Stah l m it 0,5 % C.

Entsprechend dem H ärtegefüge entsteht aus dem ohne Alum inium zusatz hergestellten gut härtbaren S tah l durch

2) Arch. Eisenhüttenw . 12 (1938/39) S. 393/404; Techn.

M itt. K rupp, A: Forsch.-Ber., 1938, S. 139/56.

w a c h s e n d e Z u g a b e v o n A lu m in i u m ein Stah l m it N e ig u n g z u r W e i c h f l e c k i g ­ k e i t , und schließlich ein schlecht härtb arer Stahlm itgeringer R a n d ­ härte und großen Streu ­ ungen der O berflächen­

härte. Bild 3 gibt einen A n h alt fü r den Ein flu ß der Alum inium zusätze auf die O berflächen­

härte eines V ergütungs­

stahles aus dem H och­

frequenzofen. M it dem Absinken der H ä rtb a r­

keit w ird bekanntlich die „n atü rlich e“ K o rn ­ größe und die U eberhit­

zungsem pfindlichkeit ebenfalls verringert.

B ereits Zusätze von 10 0 bis 200 g A l/t genügen bei diesem K oh len stoff­

geh alt zum U m schlag vom Grobkorn- zum Fein k orn stah l.

Bild 4 zeigt die U e b e r h i t z u n g s k u r v e n von un­

legiertem S tah l m it 0 ,5 % C, der einm al m it Ferrosüizium, zum ändern m it Silikom angan und schließlich mit Alu­

m inium d esoxyd iert w urde. D er m it Alum inium desoxy- dierte Fein k orn stah l bleibt zunächst durch die Ueberhitzung

G lü h tem peratu r in °C

Bild 4. Ueberhitzungskurven von grob-, mittel- und fein­

körnigem unlegierten Stahl mit 0,5 % C.

Referenzen

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