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Politische Geographie des Mamlükenreichs.

Kapitel 5 und 6 des Staatshandbuchs Ibn Fa41alläh al-'Omari's eingeleitet, Ubersetzt und mit Anmerkungen verseilen von

Biohard Hartmann.

Einleitung.

1. Die Banü Fadlalläh.

äihäb ad-DTn 'Abu 'l-'Abbäs 'Aljmed b. Jahjä b. Fadlalläh b.

Mugalll b. Da'gän b. galaf al-'AdawI stammte aus altarabischem

Geschlecht, das in al-BuniUus in Unterägypten ansässig war, und 5

führte seinen Stammbaum auf den zweiten Chalifen 'Omar b. al-

IJattäb zurück, ein Anspruch, der übrigens nicht allgemeine An¬

erkennung fand^). Besonders unter den Nachkommen Kalä'ün's

spielte die Familie im Staatsdienst des Mamlükenreichs eine be¬

trächtliche Rolle. 10

Der erste von den Banü Fadlalläh, der das Amt des Staats¬

sekretärs (Katib as-Sirr) bekleidete, war unseres 'A^jmed Oheim

äaraf ad-Dln 'Abu Muhammed 'Abd al-Wahhäb, geb. 623 = 1226.

Nachdem er in seiner Jugend den Genüssen des Lebens nicht ab¬

hold gewesen, nahm er seit seinem Eintritt in den Staatsdie''8t eine i6

strengere Lebenshaltung an. Seine Laufbahn als Staatssekretär

beg^n er noch unter Baibars in Damaskus. 692 = 1293 wurde

er durch al-'ASraf IJalil in gleicher Funktion nach Kairo berufen.

Als an-Näsir Muhammed 709 = 1309 zum dritten Male zur

Regierung kam , wurde Saraf ad-Dln wieder auf die seither von 20

seinem jüngeren Bruder Muhji ad-Dln Ja^jä eingenommene Staats¬

sekretärstelle in Damaskus zurückversetzt. In Damaskus blieb er

bis zu seinem Tode im Jahre 717 = 1317«).

Der eben genannte Jahjä, der Vater unseres 'Aljmed, war ge¬

boren 646 = 1248. Seine ersten Sekretärdienste tat er unter den «5

Auspizien seines älteren Bruders Saraf ad-DTn in der Kanzlei zu

Damaskus, kam später vorübergehend nach Hirns, vertrat unter

1) Vgl. WUstenfeld, Oöttinger Stndien, 1847, II, S. 416 = 456 u.id 432

= 472.

2) Beruht anf Ibn Hagar, Br. Huseum, Hs. Or. 3043, fol. 182a; vgl. al- Kutnbl, FawSt, II, 28 ff. ; Orientalia, ed. Juynboll, II, 327.

Zeitichrift dar D. H. O. Bd. 70 (1916). 1

(2)

2 R. Hartmann, Politische Geographie des MamWeenreichs.

Lägin 697 = 1298 zeitweilig seinen älteren Bruder in Kairo,

brachte aber den größten Teil seines Lebens in Damaskus zu bis

zur dritten Regierungszeit an-Näsirs. Damals verlor er seine Stellung,

kam aber später wieder zu Ehren. So finden wir ihn 727 = 1327

6 wieder als Staatssekretär in Damaskus, 729 = 1329 in Kairo.

732 = 1331/2 wurde er nochmals nach Damaskus versetzt, kam

aber ein Jahr später endgültig nach Kairo zurück, wo er 738 =

1338 starb. Wenn auch anscheinend von anderem Charakter, mehr

nachgebend und anpassungsfähig als sein energischerer nnd selbst-

10 bewußterer älterer Bruder, erfreute er sich doch kaum geringerer

Anerkennung von Seiten der Herrscher. Diese beiden sind es ge¬

wesen, die ihrer Familie noch für geraume Zeit eine glänzende

Stellung im Staatsdienst gesichert haben. Jahjä durfte es noch

erleben , daß seine Söhne ihm zu Nachfolgern heranwuchsen. Da

15 es ihm nicht vergönnt war, wie er wünschte, in Damaskus zu sterben,

wurde er nach seinem Tode , nach vorläufiger Beisetzung auf dem

Karäfa - Priedhofe , nach Damaskus überführt und in as-Sälihijja bestattet^).

Dieser letzte Zug zeigt uns, wie sehr sich die Banü Fadlalläh

!0 in Damaskus heimisch fühlten. Daß sie schon um 700 = 1300

zu den Honoratioren dieser Stadt gerechnet wurden , dafür spricht

auch die Tatsache, daß die Mongolen damals unter anderen Geiseln

von dort auch einen weiteren Bruder der beiden genannten Staats¬

sekretäre, Badr ad-Dln Muhammed, wegschleppten, der erst 704 =

26 1 30 5 wieder zurückkehrte*).

In seinem hohen Alter wurde Jahjä die Bürde seines verant¬

wortungsvollen Amtes schwer, und es war nur natürlich, daß er

sich in seinen Söhnen Stützen heranzuziehen suchte. Und zwar war

es zunächst unser äihäb ad-Din 'Ahmed (geb. 700 = 1301), der

so seinem Vater in den Amtsgeschäften beistand. Besonders war es

seine Funktion, dem Sultän die Korrespondenz vorzulesen. Offenbar

nicht allzu lange vor seines Vaters Tode kam es aber zu einem

Bruch zwischen ihm und dem Sultan an-Näsir. Von den Streng¬

gläubigen wurde dem Sultan seine angebliche Begünstigung der

85 Christen sehr übel genommen. Nun wollte er auf den Antrag des

allgewaltigen Statthalters von Damaskus, Tengiz, das dortige Staats¬

sekretariat wieder einem ehemaligen Kopten übertragen. Darüber

erboste sich 'Ahmed; es kam zu einer ärgerlichen Auseinandersetzung,

die 'Ahmed damit abbrach, daß er dem Sultän in barschen Worten

40 den Dienst aufsagte: hidmatuka 'alajja harämMn ^ich kann dir

nicht mehr dienen!' Der alte Muhji ad-Dln Jahjä gab sich alle

Mühe, den Sultän milde zu stimmen. Ihn ließ der Sultän das un¬

gebührliche Benehmen des Sohnes auch nicht entgelten. 'Ahmed

1) Siehe Br. Museum, Ms. Or. 3044, fol. 160»; Orientalia, ed. Juynboll, II, 345, 348. 353, 368.

2) Siehe MakrizI, Histoire des Sultans Mamlouks (trad. Quatrem&re), II, 2 S. 160, 245, 272.

(3)

R. Hartmann, Polüitche Geographie des Mamlükenreichs. 3

wurde nur Hausarrest zudiktiert, und seine Stelle seinem jüngeren

Bruder 'Ala ad-Din (geb. 712 = 1312/3) übertragen. Nach Jahjas

Tode rückte 'Alä' ad-Din, der schon zu seinen Lebzeiten mit der

Geschäftsführung betraut ward, gewissermaßen automatisch in seine

Stelle ein. 'Ahmed beging nun die Unvorsichtigkeit, durch Ein- s

reichung einer Bittschrift um Reiseerlaubnis nach Damaskus die

Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Anstatt seinen Wunsch gewährt

zu sehen, wurde er, da die Rücksicht auf seinen Vater nun in Weg¬

fall kam, Sa'bän 739 = Januar-Februar 1339 festgenommen. Erst

nach mehreren Monaten wandte sich sein Los zum Bessern. Der lo

Sturz von Tengiz dürfte ihm die Bahn freigemacht haben. 741 =

1340 wurde er zum Staatssekretär in Damaskus ernannt. Doch

für den Staatsdienst war 'Ahmed offenbar nicht geschaffen. Schon

nach zwei Jahren 743 = 1342 wurde er durch seinen Bruder Badr

ad-Din ersetzt. Badr ad-Dln starb noch vor dem Bruder 745 = 15

1344/5 in Damaskus^). Sihäb ad-Dln 'A^med wird seine Muße¬

jahre zu wissenschaftlichen Studien verwertet haben. Als 749 =

1348 die Fest ausbrach, beschloß er die Wallfahrt zu machen. Zu¬

nächst ging er mit seiner Frau nach Jerusalem. Als diese aber

dort gestorben war , kehrte er nach Damaskus zurück , wo er am so

9. Du '1-Higga, dem Tag von 'Arafa, im Jahre 749 = 28. Febr. 1349

einem Anfall von Quartanfieber {rih') erlag*).

Zwanzig Jahre überlebte ihn sein jüngerer Bruder 'Alä' ad-Din, der Nachfolger seines Vaters auf dem Staatssekretärposten in Kairo.

Er starb erst 769 = 1367/8 in dieser Stadt«). 25

Auch nach dem Tode der zweiten Generation der Banü Fadl¬

alläh , die dem Staat ihre Dienste widmete , war die Rolle der

Familie nicht ausgespielt. Im Jahre 769 = 1367/8, also dem

Todesjahre seines Vaters, wird Badr ad-Din Muhammed b. 'Alä'

ad-Dln Staatssekretär in Kairo; wir dürfen also wohl annehmen, so

daß er der unmittelbare Nachfolger seines Vaters war. Nach

wechselnder Laufbahn starb er 796 = 1393/4 in Damaskus*).

Einen weiteren Sohn des 'Alä' ad-Din, der ebenso wie sein Onkel

Sihäb ad-Din 'Ahmed hieß, finden wir 775 = 1373/4 als Staats¬

sekretär in Damaskus, wo er schon 777 = 1375/6 im Alter von ss

etwas über 30 Jahren starb ^). Ein Enkel unseres 'Ahmed endlich,

der ebenfalls denselben Namen führte, wurde 782 = 1380/1 tum

Staatssekretär in Damaskus ernannt*).

Es ist also keine Übertreibung, wenn MakrizT') davon spricht,

1) Siehe Orientalia, ed. Juynholl, II, 378 und 382.

2) Siehe Brit. Museum, Ms. Or. 3043, fol. 611>; KutubT, FawSt, I, 9ff.;

Weil, Geschichte der Chalifen, IV, XXIII und 397.

3) Siehe Orientalia, ed. Juynboll, II, 367 und 423.

4) Siehe ebenda, II, 421, 458, 475, 483.

5) Siehe ebenda, II, 435 und 440.

6) Siehe ebenda, II, 450.

7) Siehe Makrlzi an der oben S. 1, Anm. 1 angegebenen Stelle.

1*

(4)

4 E. Hartmann, Politüehe Oeographte des Mamlükenreichs.

daß die Banü Fadlalläh dem Mamlüken-Sultanat etwa ein Jahr¬

hundert lang die Staatssekretäre gestellt hahen. Diese Tatsache ist

um so beachtenswerter als die Herrschaft selbst so zahllose Male —

und nicht immer auf friedlichem Wege — von einer Hand in die

6 andere überging. Freilich wir können die Sache — und vielleicht

mit mehr Recht — auch so atiffassen, daß bei dem häufigen Wechsel auf dem Thron eine feste Tradition in den höheren Beamtenstellen

doppelt nötig war: ohne erfahrene Beamte, die dem wilden Spiel

um die Macht als unbeteiligte Zuschauer gegenüberstanden, hätte

10 man einfach nicht auskommen können.

Stammbaum der Banü Fadlalläh.

galaf Dagln MugallT ÖamSl ad-DTn Fadlallüh

MuhjT ad-DTn JahjS Badr ad-Dln Huhammed

t 749 t 706

Saraf ad-Dln t 717 Salih ad-Dln

' 'AbdallSh

^_J_^

NSsir ad-Din Huhammed ')

t 764

SihSb ad-DTn

*Ahmed t 749 Nagm ad-Dln

Huhammed SihSb ad-DTn

'Ahmed

Badr ad-DTn Huhammed

t 745 Badr ad-DTn

Muhammed t 796

'AIS' ad-DIn 'AIT t 769 SihSb ad-DTn

'Ahroed t 777

'Izz ad-DTn Hamza")

t 769

2. 'Ahmed b. Fadlalläh's wissensohaftlioher Lebensgang«).

Es entsprach dem Lebenskreis, in dem Sihäb ad-Din 'Ahmed

hineingeboren war, daß er eine vorzügliche Ausbildung in den

arabischen Wissenschaften erhielt. In die Sprachwissenschaft führte 16 ihn Kamäl ad-Din b. Kädi Suhba (t 726 = 1325/6)*) ein, also offen¬

bar ein Glied der Gelehrtenfamilie, deren Name später in der ara¬

bischen Literaturgeschichte guten Klang erhalten sollte.

Naturgemäß standen im Lehrgang die theologisch-juristischen Fächer obenan. Im HadTt, in dem u. a. al-Haggär (f 730 = 1329/30)»)

to sein Lehrer war, hörte er nach dem Zeugnis von ad-Dahabi mit

diesem zusammen auch bei einer gelehrten Dame namens Sitt al-

1) Siehe Orientalia, II, 413.

2) Siehe ebenda, II, 483.

3) Siehe außer den oben genannten Quellen noch Quatremere in Notices et Extraits, XIII, 151 ff.; Brockelmann, Geschichte der arabischen Litteratur, II, 141.

4) Siehe Orientali», II, 348. 5) Siehe ebend», II, 351.

(5)

R. Hartmann, Politische Geographie des Mamlükenreichs. 5

5u(Jät bint a§-Slr5zi^). In der Jurisprudenz werden unter seinen

Lehrern genannt Sihäb ad-Dln b. al-Magd (t 738 = 1337/8)*)

und Burhän ad-Din b. al-Firkäl) al-Fazäri (f 729 = 1328/9)8).

Von besonderer Bedeutung mag für seine Entwicklung, wie wir

vielleicht aus seinem Konflikt mit dem Sulpn schließen dürfen,

der Unterricht der bedeutendsten Persönlichkeit seiner Zeit, des

durch seine theologische Gelehrsamkeit wie seinen Charakter gleich hervorragenden Puritaners Tal^T ad-Din b. Taimijja (f 728 = 1327/8)*)

gewesen sein, der nicht bloß durch seine unbeugsame Kritik der

Auswüchse des Islams die muslimische Welt tief, durch die wahhä-

bitische Bewegung bis heute fortwirkend, beeinflußt, sondern auch

in den Stürmen der wilden Mongolenzeit oft einen tatkräftigen

Bückhalt für die Bevölkerung von Damaskus gebildet hat.

Vielleicht noch wichtiger als das Studium der eigentlich isla¬

mischen Disziplinen war als Vorbereitung auf seine Beamtenlauf¬

bahn fur 'Atmed b. Fa4lalläh das der verschiedenen Zweige des

'Adab, der schönen Künste. Männer wie Sams ad-Dln b. as-Säir

(t 722 == 1322)») und al-Wadä'i (t 726 = 1326)«), die wir

unter seinen Lehrern finden, haben auch in der Literaturgeschichte

ihren Namen hinterlassen. Noch bekannter sind Kamäl ad-Dln b.

az-Zamlakäni (f 727 = 1327)') und 'Abu Jajjän (f 745 = 1345)«).

Daß 'Aljmed als künftiger Kätib as-Sirr bei Sihäb ad-Dln 'Abu

't-Tanä Mahmüd (f 725 = 1325)»), der selbst lange dieses Amt

bekleidete, in der denkbar besten Schule war, zeigt uns das ürteil,

das man über diesen fällen konnte : daß es in seinem Fache seines¬

gleichen seit dem bekannten Kädi al-Fä^il nicht mehr gegeben habe ^ö).

Die praktische Ausbildung im Kanzleidienst hat er gleichwohl

gewiß nicht in erster Linie bei diesem Lehrer, sondem bei seinem

Vater genossen. Und es kann kein Zweifel sein, daß er für den

Beruf des Staatssekretärs, was die Kenntnisse betrifft, in der vor¬

züglichsten Weise ausgerüstet war. Trotzdem war seine Beamten¬

laufbahn keine glückliche. Das scheint an seinem Charakter gelegen

zu haben. Es fehlte ihm an der dafür nötigen Schmiegsamkeit.

Ja, der brüske Bruch mit dem Sultän läßt auf unbeherrschten Jäh¬

zorn schließen.

War 'Ahmed durch seinen Charakter behindert, es den

andern Gliedern seiner Familie in der Beamtenlaufbahn gleich zu

tun , so war er auf seinem eigensten Gebiet dazu bestimmt , dem

1) Über Frauen als Vermittlerinnen des Hadit s. Goldziher, Huhammeda- nische Studien. II, 405 ff.

2) Siehe Orientalia, II, 367; JA., 9. sir., III, 455, n. 53.

3) Siehe Brockelmann, II, 130. 4) Siehe ebenda, II, 100 ff.

5) Siehe ebenda, II, 9. 6) Siehe ebenda, II, 9.

7) Siehe ebenda, II, 71. 8) Siehe ebenda, II, 109.

9) Siehe ebenda, II, 55; JA., 9. sir., VI, 277 f., n. 32.

10) Siehe JA., 9. sir., VI, 230.

(6)

6 R. Hartmann, PolitUehe Geographie des Mamlükenreichs.

Namen der Banü Fadlalläh mehr als jene es vermochten, bleibenden Klang zu verschaffen. Sein eigenstes Gebiet vrar die Gelehrsamkeit.

Elf Werke von ihm in Poesie und Prosa zählt der Bibliograph

Häggl IJalifa auf. Die meisten von ihnen sind freilich der Ver-

5 gessenheit anheimgefallen. Ein Werk zum Lob der Familie des

'Omar b. al-gattäb verdient besondere Erwähnung, weil es mit der

von 'A^med aufgestellten Behauptung der Herkunft seines Geschlechts

von dem zweiten Chalifen in Zusammenhang steht. Daß er als

Dichter Beachtenswertes geleistet hat, wird von seinen Biographen

10 hervorgehoben^). Seinen dauernden Buhm verdankt 'Ahmed b.

Fadlalläh vor allem zweien seiner Prosawerke, der kleinen Schrift

Ta'rif bil-Mustalah aä-^arif, von der hier zwei Kapitel in Über¬

setzung vorgelegt werden, und seinem Hauptwerk, dem monumen¬

talen Masälik al-'Absär fi Mamälik al-'Amsär, was in lateinischer

16 Übersetzung, in der uns die arabischen Büchertitel noch immer

weniger unerträglich klingen als in wörtlicher deutscher Wieder¬

gabe, von Flügel und Wüstenfeld als Viae oculorum de historia

principum magnarum urbium bzw. als Lustrationes oculorum per

regha magnarum urbium übertragen ist. Nach den Proben aus

«0 dieser Art Enzyklopädie geographisch-historisch-biographischen Cha¬

rakters , die uns Quatremöre in den Notices et Extraits , XIII , im

Auszug übertragen zugänglich gemacht hat, müssen wir den 'A^med

b. Fadlalläh al-'Omari zu den bedeutendsten Vertretern der historisch¬

geographischen Literatur der Araber rechnen, ünd ein Einblick

26 in den inhaltlich freilich bescheideneren Ta'rif wird dieses ürteil nur bestätigend ergänzen können. In den Feinheiten der arabischen

Stilistik wohlbewandert, die Sprache mit der Meisterschaft des

Stilisten eigenen Charakters handhabend, zeichnet er sich doch gerade durch die Vermeidung unnötigen Schwulstes und die Konzentrierung so auf den sachlichen Inhalt vor vielen Autoren der späteren Zeit aus.

'Omari's Sprache ist , eben in ihrer Prägnanz , nicht immer leicht

verständlich , noch häufiger nicht leicht zu übersetzen. Aber der

Inhalt seiner Werke macht trotz gewisser offenkundiger Fehler, die

mit unterlaufen , den Eindruck großer Zuverlässigkeit und ist für

S6 uns , wenn wir das Ganze nach den bisher zugänglichen Stücken

beurteilen dürfen , eine so reiche Quelle neuer Belehrung über die

verschiedensten Gebiete, daß die ägyptische Bewegung zur Wieder¬

belebung der arabistischen Studien wirklich kaum einen bessern

Anfang zur Verwirklichung ihrer Ziele machen könnte, als indem

«sie, wie sie plante, die Masälik al-'Absär herausgeben würde*).

In Kairo soll man bereits durch Photographieren der verschiedenen

Teilhandschriften ein vollständiges Exemplar des großen Werkes

zusammengebracht haben. Es ist dringend zu wünschen , daß der

1) Vgl. auch Martin Hartmann, Das arabische Strophengedicht, S. 35.

2) Siehe Ahmed Ziki Bey, Memoire sur les moyens propres !i determiner en Egypte une renaissance des lettres arabes (Le Caire 1910), S. 10 ff.

(7)

E. Hartmann, Politische Geographie des Mamlükenreichs. 7

Plan der Herausgabe — sei es auch mit den dergleichen Arbeiten

im Orient leider oft noch zu stark anhaftenden Mängeln — recht

bald ausgeführt wird.

3. Der Ta'rif bil-Mustalah as-Sarif.

Die Schrift at- Ta'rif bil-Mustalah aS-i§arif , ünterweisung 5

über das [im] königliche[n Bureau-Dienst geltende] Konventionelle"

ist ein Handbuch, das alles oder doch allerhand für die Praxis des

Kanzleidienstes speziell nötige Wissen kurz zusammenfassen will.

Das Buch, das jedenfalls nach 741 = 1340/1, einem in ihm noch

ausdrücklich genannten Datum, entstanden ist, enthält in sieben 10

Kapiteln 1. Formulare für Schreiben an muslimische und nicht¬

muslimische Fürsten und Würdenträger ; 2. Bestimmungen und For¬

mulare für Dekrete und Diplome ; 3. Eidesformeln ; 4. Sicherheits¬

briefe und andere Kontrakte ; 5. eine Darstellung der administrativen Einteilung des Mamlükenreiches ; 6. eine Schilderung des Nachrichten- 16 Wesens; 7. allerlei Realia.

Die Schrift ist für die Praxis bestimmt und sie ist aus der

Praxis entstanden. 'Omar! nimmt gelegentlich auf Ereignisse aus

seiner eigenen Amtstätigkeit Bezug. Das macht den großen Wert

des Buches aus , daß es nicht eine aus zeitlich weit auseinander- 20

liegenden Quellen blind kompilierende Studierstubenarbeit ist, sondern seinem Wesen nach auf offiziellem aktenmäßig zuverlässigen Material

beruht. Damit ist natürlich nicht gesagt, daß al-'Omari sich bei

der Abfassung des Buches nicht an die Arbeit von Vorgängern an¬

gelehnt habe. Al-'Omarl's Ta'rif steht seiner Art nach ja nicht »s

als vereinzelte Erscheinung in der arabischen Literaturgeschichte.

Das Werk reiht sich vielmehr einer ganzen Kategorie von Schriften

ein, die, im Einzelnen in der mehr oder weniger systematischen

Anordnung und der Art der Ausführung abweichend, aus der Praxis

und für die Praxis des Bureaudienstes entstanden, kurz als eine Art 90

von Staatshandbüchern bezeichnet werden können. Und daß es

solche Schriften schon vor al-'Omari gab, zeigt der Känün Diwän

ar-Rasä'il von as-Sairaf 1 1). Der Ta'rif unterscheidet sich freilich

von den späteren Staatshandbüchern wesentlich dadurch , daß er

nicht eine systematische Darstellung des Verwaltungsapparates bietet, ss

sondern an erster Stelle Korrespondenz- und Diplom-Formulare ent¬

hält. Das erinnert daran, daß al-'Omarl's von ihm selbst (z. B.

Ta'rif, S. 68, Z. 9) angeführter Lehrer Sihäb ad-Dln Mahmüd*) in

seine uns erhaltene und zweimal (1298 und 1315) gedruckte Stilistik

Husn at-Tawassul 'ilä Sinä'at at- Tarassul Proben aus seiner amt- 40

liehen Korrespondenz eingefügt hat. In der Tat steht das Werkchen

al-'Omarl's in der Ausführung etwa in der Mitte zwischen Arbeiten

wie der seines eben genannten Lehrers und den Darstellungen der

1) Ed. 'All Bahgat, Kairo 1905. 2) Siehe oben S. 5.

(8)

8 R. Hartmann, PolMüche Geographie de» Mamlükenreichs.

Staatsverwaltung. Da es seinem Zwecke nach sich entschieden zu

der letzteren Gattung stellt, so sind naturgemäß diese Staatshand¬

bücher auch die ersten Hilfsmittel für das Verständnis des Ta'rif.

Zunächst kommt unter diesen des 812 = 1468 verstorbenen

8 IJalll az-Zähirl^) Zubdat KaSf al-Matnälik in Betracht, weil diese Schrift vollständig herausgegeben ist von Ravaisse (Paris 1894)*).

So ähnlich der Zweck dieses Buches dem von al-'Omarl's Ta'rif

ist, so grundverschieden ist der Geist, der sich in beiden kundgibt:

bei al-'Omarl sachliche Trockenheit, bei QalTl unterhaltsame Ge-

10 schwätzigkeit; dort schlichte, aber pünktliche Mitteilung der Daten, hier sorglose Auswahl unter dem Gesichtspunkte der Erbaulichkeit.

Das Wesen der Zubda, oder doch wenigstens ihrer geographischen Abschnitte, glaube ich in meiner Dissertation ,Die geographischen Nachrichten über Palästina und Syrien in IJalil az-?ähiri's zubdat

15 kaSf al-mamälik' (1907)«) genügend gekennzeichnet zu haben*),

^alil scheint nur an vereinzelten Stellen von al-'Omari abhängig

zu sein. Natürlich sind sachliche Parallelen sehr häufig, und da

ist nicht immer zu entscheiden , ob IJ^lil auf 'Omarl oder beide

auf gemeinsamer Vorlage beruhen ; selbst da nicht immer, wo IJalil,

»0 wie in den Poststationenlisten, die Vorlage durch unglaubliche Nach¬

lässigkeit verdirbt.

Schon vor ^aWI schrieb 'Abu 'l-'Abbäs al-KalkaSandi (f 821

= 1418)") sein großes Hand- und Nachschlagebuch für Staats¬

beamte mit dem Titel $uih al-'A'sä fi Kitäbat al-'Insä\ dessen

»5 Edition mit zwei Bänden (Kairo 1331) begonnen ist. Der erste

Band eines Auszugs daraus, unter dem Titel Z)au' as-Subk al-

Musfir, liegt seit 1324 = 1906 in einem Kairoer Druck vor*).

Und nach der Gothaer Handschrift eines andern Auszuges hat Wüsten¬

feld in den Abhandlungen der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften 80 zu Göttingen, Bd. 25 ,Die Geographie und Verwaltung von Ägypten"

übersetzt'). Al-KalkasandT , ein Kompilator großen Stils, führt

häufig auch al-'Omari wörtlich an, und zwar sowohl die Masälik

al-'Absär als den Ta'rif. Al-Kalkasandi hat aber nicht etwa blind

abgeschrieben. Der Charakter seines Werkes steht hoch über dem

S6 des IJalil, ja er hat gelegentlich den 'Omar! direkt korrigiert.

Andere Werke derselben Schriftgattung, wie der sehr bedeut¬

same aus der Zeit des Sultans Barsbaj (825—842 = 1422—1438)

stammende Diwän al-'InSä', der in einer Pariser Handschrift er¬

halten ist (Nr. 4439 des Katalogs von de Slane), konnten nicht

1) Siehe Brockelmann, II, 135.

2i Zitiert als: Halll, ed. Kavaisse.

3) Zitiert als: Halll, Übers.

4) Ich benutze die Gelegenheit, um den dort S. 4 ausgesprochenen auf Rosenmüller beruhenden Irrtum zurückzunehmen, daß die Oxforder Handschrift das Kapitel Uber Jerusalem nicht enthalte. Auch die Stationenlisten des Ravaisse- schen Textes lassen sich gelegentlich mit Hilfe des Bodleianus verbessern.

5) Siehe Brockelmann, II, 134. 6) Zitiert als: KalkasaudI, Dau', 1) Zitiert als: Kall<asandl, Übers.

(9)

R. Hartmann, Politische Geographie des Mamlükenreichs. 9

benutzt werden. Das gilt auch von einer eigenartigen Überarbeitung

des Ta'rif, dem in Mailand vorhandenen, in KalkaSandi's Pau' bis¬

weilen zitierten Tatkif at-Ta'rif (vgl. H. Lammens in Revue de

rOrient Chretien, IX (1904), S. 154 und Martin Hartmann in Zeit¬

schrift für Assyriologie, XXIII (1909), S. 258 ff.). Sollte diese 6

Schrift, die jedenfalls ein beredtes Zeugnis für die Verbreitung des Ta'rif ablegt, wirklich eine Überarbeitung von christlicher

Seite sein, so würde sie uns vielleicht den Weg zeigen, auf dem

gewisses in diesen Staatshandbüchern oder ihren Quellen enthaltenes

Material — schon in früherer Zeit — den Pranken bekannt wurde, lo

Daß dies der Fall war, beweist z. B. unzweideutig die interessante altfranzösische »Devise des chemins de Babiloine" aus den Jahren

1289—1291, die in den Publications de la Society de l'Orient

Latin. Sörie Geographique III. Itineraires Pran^ais, S. 237—252

gedrnckt und von Schefer in den Archives de l'Orient Latin , III, 15

89—101 besprochen ist. Das Stück enthält detaillierte Angaben

über die Besatzungen der Grenzfesten der islamischen Gebiete und

über die Wege, die für einen etwaigen Einfall in Unterägypten in

Betracht kommen konnten. Es muß aus offiziellen Quellen geschöpft

sein , wie sie teilweise gerade in den arabischen Handbüchern für ao

Beamte zu erkennen sind. Und der Gedanke, daß einheimische

Christen die Vermittlerrolle gespielt haben , würde durch den

Charakter des Tatkif beträchtlich an Wahrscheinlichkeit gewinnen.

Da der Ta'rif m zahlreichen Handschriften erhalten ist, wurde

er von den europäischen Orientalisten schon früh benutzt. So hat 25

schon Hammer-Purgstall in den Sitzungsberichten der Wiener

Akademie , XII , 543 ff. und 599 ff. eine eingehende Inhaltsangabe

und kurze Auszüge aus dem Buch mitgeteilt. Der unermüdliche

Quatremfere hat es in seiner Übersetzung von Makrizl's Sulük

(Histoire des Sultans Mamlouks de l'Egypte . . . par Taki-eddin- so

Ahmed-Makrizi , trad. ... par Quatremfere, Paris 1842) verwertet,

besonders in seiner Abhandlung über den Barld (a. a. 0. II, 2,

S. 87 ff.). In neuerer Zeit hat u. a. Goldziher in der Revue des

Etudes Juives XLIV: Melanges Judeo-Arabes, XIII die Eidesformel

für die Juden besprochen ; und für die Geschichte des Südän sowie ss

Abessiniens und Nubiens haben C. H. Becker (Der Islam, I, 174 ff.)

und J. Marquart (Die Benin-Sammlung des Reicbsmuseums für

Völkerkunde in Leiden, Leiden 1913, S. CCXLIIlff und CCCVIff.)

wertvolle Nachrichten aus ihm geschöpft.

4. Vorbemerkungen zur Übersetzung von Kapitel 5 und 6. 40

In der vorliegenden Arbeit sind die geographischen Abschnitte des Ta'rif übersetzt: Kapitel 5, das eine Übersicht der administra¬

tiven Einteilung des Mamlükenreichs enthält , und Kapitel 6, das

den staatlichen Nachrichtendienst und seine Wege schildert. Der

erstere Abschnitt bietet nicht so sehr Detailmaterial zur mittelalter- 45

(10)

10 R. Hartmann, FoliUsche Geographie des Mamlükenreichs.

liehen Geographie des Orients; sein "Wert liegt vielmehr gerade darin, daß er kurz und trocken die offizielle Provinz- nnd Distrikts-

Einteilung darstellt. Ohne daß uns die Behandlung von Ägypten

und Syrien in des Verfassers Masälik al-'Absär zugänglich ist,

6 können wir nach dem, was wir vom Charakter dieses Werkes wissen

und in den Zitaten aus ihm bei al-KalkaSandi bestätigt finden, den

Unterschied zwischen ihm und unserm fünften Kapitel dahin be¬

stimmen, daß dort — in den Masälik — mehr der wissenschaft¬

liche Geograph , hier — im Ta'rif — mehr der Statistiker zum

10 Wort kommt. An Darstellungen der offiziellen Einteilung besteht

wenigstens für Syrien kein Überfluß; es ist charakteristisch, daß

G. Le Strange in seinem Palestine under the Moslems (London

1890) keine wirklich genaue Übersicht über die politische Ein¬

teilung Syriens unter den Mamlüken geben konnte. In so fern

15 stellt Kapitel 5 von Ibn Fadlalläh al-'Omarl's Ta'rif eine Ergänzung

zu der bekannten geographischen Literatur dar.

Kapitel 6 darf wohl von allgemein kulturgeschichtlichem Stand¬

punkt aus auf Interesse hoffen. Es ist jedenfalls die eingehendste

Darstellung des Verkehrs- und Nachrichtendienstes des Mamlüken-

»0 reiches, die bisher zugänglich ist. Und was z. B. über den Licht¬

signaldienst und die Organisation zum Abbrennen der mesopota-

mischen Steppen erzählt ist, scheint mir ziemlich ohne Parallele.

Daß al-'Omarl zur Schilderung des Nachrichtenwesens berufen war,

ergibt sich schon daraus, daß es in das Ressort des Kätib as-Sirr

M ftllt. Außerdem berichtet er nicht bloß , daß sein Oheim Saraf

ad-Din an dessen Reorganisation mitgewirkt habe, sondern erzählt

auch von seinen eigenen Maßnahmen auf diesem Gebiet. Dieser

Abschnitt enthält überdies manchen Beitrag zu unserer Kenntnis

der historischen Topographie des Orients.

so Die vorliegende Arbeit war schon vor Jahren begonnen. Die

Ausarbeitung meiner oben S. 8 genannten Dissertation hatte mich

darauf geführt. Im Jahre 1910 glaubte ich dem Abschluß ganz

nahe zu sein. Mein verehrter Lehrer, Herr Prof. Dr. C. F. Seybold

in Tübingen, hatte damals die Güte, einen großen Teil der Arbeit

86 durchzusehen und mich auf verschiedene Fehler und Lücken auf¬

merksam zu machen. Ich möchte ihm dafür wie auch für die

weitgehende Hilfe, die er mir damals mit seiner reichhaltigen Biblio¬

thek gewährte, meinen herzlichen Dank aussprechen. Anstatt die

Arbeit dann aber rasch zu Ende führen zu können, war ich ge-

*o nötigt, sie Jahre lang liegen zu lassen. Im Wesentlichen blieb es

so bis zum Sommer 1915. So, wie sie jetzt vorliegt, ist sie das

Resultat völliger Umarbeitung. Freilich bin ich mir bewußt, daß

ich an vielen Punkten zu keiner Sicherheit gekommen bin. Viel¬

leicht wird an besonders fraglichen Stellen ein Hinweis auf die

45 Schwierigkeiten am raschesten zur Lösung führen.

Der Übersetzung ist der Kairoer Druck vom Jahre 1312 =

1895 zugrunde gelegt. Dazu sind die Handschriften von Berlin

(11)

R. Hartmann, Politische Geographie des Mamlükenreichs. W

(Ahlwardt Nr. 8639), Leiden (Nr. 350) — teilweise —, Gotha

(Nr. 1657), Leipzig (Nr. 659), London, British Museum, (Nr. Add: 7466),

verglichen, die im Folgenden mit B, L, G, R, BrM bezeichnet sind.

Die Kollation hat im Ganzen die Brauchbarkeit des Druckes er¬

geben. Natürlich enthält er eine Reihe von Fehlern und läßt die 5

Punktation mancherlei zu wünschen übrig. Wo sich die Korrektur

nicht von selbst versteht, wird sie in den Anmerkungen angegeben

sein. Ebenso wird auf alle wesentlichen Abweichungen in den

Handschriften aufmerksam gemacht. Über das Verhältnis der Hand¬

schriften zu einander läßt sich, da die Kollation auf die zwei Kapitel 10 beschränkt blieb und die Handschriften nicht gleichzeitig eingesehen

werden konnten, nichts Abschließendes sagen. Die Codices L, R

und bis zu einem gewissen Grad auch BrM scheinen den andem

gegenüber einen einheitlichen, im ganzen älteren Typus darzustellen.

Doch haben z. B. L und R auch gemeinsame Fehler. So trefflich 15

die Leipziger Handschrift auch ist, jedenfalls scheint mir Völlers im Katalog der Handschriften der Universitätsbibliothek zu Leipzig,

II, 208 sie überschätzt zu haben , wenn er in ihr das Diktat des

Verfassers vermutet. Es finden sich in ihr Auslassungen, die direkt

sinnstörend wirken, und Abweichungen, die durch Zitate bei andern %o

Autoren ziemlich sicher als fehlerhaft erweisbar sind. Die Berliner

Handschrift hat ein paarmal spätere Auffüllungen , die zum Teil

für uns von Wert sind. Die Differenzen in den verschiedenen Hand¬

schriften sind jedoch nicht zahlreich, und im Ganzen ist der Text

durchaus einheitlich überliefert. ss

Für die Bearbeitung mußten die schon oben erwähnten ver¬

wandten Schriften von IJalil a^-IZähirl und al-Kalkasandi natürlich in erster Linie beizuziehen sein. ^^^^I s geographische Übersicht

freilich ist für uns bei seinem völligen Mangel an Verständnis für

Exaktheit hier nicht viel wert. Dagegen sind seine Angaben über so

die Postrouten trotz der Ungenauigkeit, die sich auch hier geltend

macht, die wichtigste Parallele für unser Kapitel 6. In fjalil.

Übers, sind sie und die 'Omari-Itinerare für Syrien nebeneinander¬

gestellt.

Viel wichtiger ist al-Kalkasandl, von dessen Werk ich haupt- ss

sächlich den Auszug Bau' und Wüstenfeld's Übertragung benutzt

habe. Al-Kalka^andl liest sich an manchen Stellen fast wie ein

Kommentar zu al-'Omari's Ta'rif. So verdanken wir ihm viele

wertvolle Erläuterungen. Leider sind die Abschnitte über das Post¬

wesen in den, so weit mir bekannt, bis jetzt erschienenen Bänden 40

der Text-Ausgaben noch nicht enthalten. Einen gewissen Ersatz

dafür haben wir in dem von Sprenger,' Die Post- und Reiserouten

des Orients, S. 9 f. mitgeteilten Abschnittchen aus einem Werk, das

den Titel Kalaid al-Öumän führt. Es ist Nagm ad-DTn al-Kalka-

Sandl's^) Schrift Kalaid al-öumän fi Mustalah Muküiabä.t Ahl 15

1) Siebe Brockelmann, II, 134.

4

(12)

12 R. Hartmann, Politinche Geographie des Mamlükenreichs.

az-Zamän (British Museum Nr. 3625 = Suppl. Nr. 1020 = Lee

Nr. 131), stammt also von des älteren KalkaSandl Sohn, der seines

Vaters Buch gewiß nicht unbenutzt gelassen hat^).

Für den Verlauf der Straßen tun ferner Itinerare und Reise-

s berichte aus dem späteren Mittelalter gute Dienste , so die schon

genannte ältere Devise des chemins de Babiloine und an manchen

Stellen besonders der von 'Abu '1-Bakä' b. Jahjä b. al-öi'än*)

stammende von R. V. Lanzone herausgegebene ,Viaggio in Palestina

e Soria di Kaid Ba . . . fatto nel 1477« (Torino 1878), ferner die

10 Reisen des 'Abd al-Ranl an-Näbulusi«), von denen neben den Aus¬

zügen von V. Kremer, Flügel und Gildemeister in Sitz.-Ber. Akad.

Wien, V, 1850 und ZDMG. 16 und 36 auch die Tübinger Hand¬

schrift Ma VI, 28 benützt ist.

Die Anmerkungen sollen auch denen, die mit der geographischen 15 Literatur der Araber nicht näher vertraut sind, zu leichter Orien¬

tierung weiterhelfen. Daher ist für Syrien stets auf das trotz seiner

zahlreichen Mängel recht nützliche Buch von Guy Le Strange,

.Palestine under the Moslems" (London 1890)*) verwiesen; wo der

Verweis fehlt, kommt der betreffende Ort also in diesem Werk

so nicht vor. Da für Ägypten eine derartige Zusammenstellung des

vorhandenen Materials fehlt — das Buch von Else Reitemeyer,

Beschreibung Ägyptens im Mittelalter (Leipzig 1903) trägt anderen Charakter — ist hier öfter direkt auf die wichtigsten arabischen

Handbücher, wie Jäküt {Mu'gam, ed. Wüstenfeld, Leipzig 1866—

!6 1873) oder Makrizl's Ijitat (1. Ausg. Büläk 1270; 2. Ausg. Kairo

1324—1326) verwiesen. Übrigens verfügen wir ja für Ägypten

über eine so reiche Literatur aus der Mamlukenzeit wie wohl für

kein anderes Land des Orients. Als besonders nützlich sei die

statistische Aufzählung der Gemeinden aus dem Jahr 777 = 1375

so von Jahjä b. al-öi'än"*) unter dem Titel at-Tuhfa as-Sanijga

bVasma al-Biläd al-Mi^rijja (hg. Kairo 1898 von B. Moritz)

hervorgehoben«), die mir in dem Exemplar von Herrn Prof Seybold

zur Verfügung stand. Durch seine Liebenswürdigkeit war mir auch

das für die moderne Geographie Ägyptens unentbehrliche Werk

S5 Boinet-Bey, Dictionnaire geographique de l'Egypte zugänglich. Außer¬

dem ist von den Handbüchern von Amelineau, Geographie d'Egypte

ä l'Epoque Copte (Paris 1893)') und Quatremfere, Memoires g6o-

graphiques et historiques sur l'Egypte, I, II (Paris 1811)") reich¬

lich Gebrauch gemacht. Auf Verweisungen auf den Baedeker da-

40 gegen ist im Allgemeinen verzichtet.

1) Der von Sprenger mitgeteilte 1 gab die einzige Abweichung: Sprenger, statt t:i^.i\. Zitiert als: K. 6.

"J-

3) Siehe ebenda, II, 345 5) Siehe Brockelmann, II, 131.

7) Zitiert als: Amelineau.

'assus steht fol. 32». Vergleichung er- a. a. O. S. 10, Z. 11 v. u. lies <SOjxJ!

2) Siehe Brockelmann, II, 30.

4) Zitiert als: Le Str.

6) Zitiert als: Ibn öi'än.

8) Zitiert als: Quatremere.

4

(13)

M. Hartmann, Politische Geographie des Mamlükenreichs. 13

Der Gesichtspunkt, daß in den Anmerkungen dem weniger

Bekannten mehr Beachtung geschenkt ist als dem Bekannteren,

wird wohl auf Billigung hoffen können. Im übrigen ist es freilich

Geschmackssache, wie weit die Anmerkungen ausgedehnt werden

sollen. Ich habe versucht, eine Mittellinie einzuhalten. Erschöpfung 6

der einschlägigen Literatur konnte selbstverständlich nicht beab¬

sichtigt sein. Doch ist mir auch manches Werk , das ich gerne

beigezogen hätte , unzugänglich geblieben. Soweit in der Auswahl

Willkür vorliegt, kann ich nur um freundliche Nachsicht bitten.

Diese muß ich auch für die Übersetzung in Anspruch nehmen, lo

Sie legt mehr Wert auf engen Anschluß an den arabischen Text,

als auf angenehme Lesbarkeit. Vor allem ist darauf verzichtet

durch freie Wendungen über die nicht gerade selten tatsächlich

vorhandenen Schwierigkeiten hinwegzukommen. Ich glaube, daß es

zweckdienlicher ist, das offen zu erkennen zu geben, und tue das is

auch auf die Gefahr hin, daß Mißverständnisse dann leichter zu

entdecken sind.

Übersetzung.

Kapitel V. 172

Über die Qebietszone jeder Herrschaft^) und die zu ihr 20

gehörenden Städte, Burgen und Landstriche.

Was die Gebietszone jeder Herrschaft angeht, so werde ich

den Gebietsbereich *) des Islam vornehmen nebst dem , was seinen

Bureaubeamten zu schreiben vorkommt; und zwar beginne ich mit

al-Kähira (Kairo)«), das heutzutage die Metropole der Herrschaften 25

und die Hauptstadt der Lande ist: es ist ja in unserer Zeit die

Residenz des Chalifats*) und der Sitz des Reiches, der Born der

Gelehrten nnd der Haltepunkt der Reisenden. In seiner Gefolg¬

schaft ist Ost und West, Ferne und Nähe insgesamt außer Indien.

Denn das ist fern entrückt und weit entlegen , so daß uns Dinge so

1) mamlaka ist der Name für die grofien Provinzen des Mamlükenreichs, die den Teilfürstentümern entsprechen, in die nach Saladin's Tod das grund¬

sätzlich doch als Einheit gedachte Ejjübidenreich unter den verschiedenen Fürsten (malik) aus seinem Haus zerfiel; mamlaka bezeichnet also nun eine Provinz, ohne dafi im Wort selbst das Moment der Unterordnung unter oin gröfieres Ganze enthalten wäre. In diesem technischen Sinn wird es im Folgenden stets mit „Herrschaft' Ubersetzt.

2) Hier ist mamlaka in allgemeinerem Sinn gebraucht: unter der mam¬

laka, dem Reich des Islam ist — mit beträchtlicher Übertreibung — das Mam- lükenreich verstanden.

3) Über die Entwicklung von Misr al-J^ähira s. C. H. Becker, Enzyklo¬

pädie des Islam, I, 850 ff.

4) Seit Sultän Baibars 659 = 1261 in dem Bestreben, auch für seine Herrschaft einen Schein von Legitimität zu gewinnen, einem dem Blutbad von Bardäd entronnenen angeblichen 'Abbäsiden als Chalifen in seiner Gewalt ein Asyl in Kairo gewährte.

(14)

14 M. Hartmann, Politische Geographie des Mamlükenreichs.

von dort berichtet werden, üher die wir staunen, und Kunde uns

von dort zu Ohren kommt, die uns ungewohnt ist"-).

Korrekterweise sollten wir alle Gebietszonen rings um Kairo

gruppieren. Wir wollen ihm jedoch das von den Grenzen der

5 ägyptischen Lande umschlossene Gebiet gesondert zuweisen und dann um die Metropole jeder Herrschaft deren Zone herumgruppieren, worauf dann [schließlich] alles [wieder] auf Kairo hinauskommt

173 und [gleichsam] in sein Meer jene Ströme ausmünden.

Ägypten wird von vier Grenzen umfaßt. Die Südgrenze

10 zieht sich vom Strand von al-Kulzum^) in der Gegend von 'Ai^äb^)

über das Gebiet der Hadäriba^) hin zu den Rüm^) von Nubien

hinter den Katarakten, die beim Eintritt des Nil in das Minen¬

gebirge liegen«), [und weiter] nach der äthiopischen') Wüste. Die

Ostgrenze zieht sich an das Meer von al-Kulzum hin; was

15 zwischen diesem und dem Laufe des Nil liegt, ist überwiegend

unzugängliches Sand-, Stein- und Bergland, und das Küstengebiet

an dieser Grenze wird Barr al-'Agam^) genannt. Dann dehnt sie

1) Indien ist das Wunderland, vgl. Buzurg b. Sahrijär's 'Agä'ib al-Hind (ed. van der Litb, Leiden 1883—1886).

2) D. h. genauer: vom Strand des Bahr al-Kulzum, wie bei den Arabern las Rote Meer heifit (vgl. C. H. Becker, Enzyklopädie des Islam, I, 604 f.). Über al-Kulzum, das alte Kl)|sma bei dem heutigen Suez, vgl. Quatremere, Egypte, I, 151—189 ; Baedeker, Ägypten', S. 180; C. Küthmann, Die Ostgrenze Ägyptens (Diss., Berlin 1911), S. 5ff.

3) 'Aidäb im Mittelalter äufierst wichtiger Hafenort an der Westküste des Roten Meeres, der den Verkehr zwischen Innerafrika und Arabien vermittelte (s. C. H. Becker, Enzyklopädie des Islam, I, 222; vgl. ferner Amelineau, S. 160), das Aidip der heutigen Karten, das von Karl Ritter, Geogr.-Statist. Lexikon, 9. Aufl., charakterisiert ist als , Hafenort in Nubien, am Roten Meer, mit Handel'.

4) Die Hadäribia) sind ein Zweig der Buga(Bega)-Völker, und zwar der, der nach dem Vertrag mit Mutawakkil im Jahre 241 = 855/6, vielleicht im Zu¬

sammenhang mit der Vermischung mit den RabT'a noch vor 300 = 912 zu¬

erst den Islam annahm und die leitende Rolle unter den Buga an sich brachte.

Ihr Gebiet reiohte nordwärts bis zu den Goldminen von al-'AUäkl und 'Aidäb.

Der Stamm ist noch heute unter demselben Namen bekannt und wird bald als Tochter-, bald als Schwesterstamm der Bisärin angesehen. Vgl. J. Marquart, Die Benin-Sammlung des Reichsmuseums für Völkerkunde in Leiden, S. CCCXIff., ferner die Artikel Bedja und Bishärln in der Enzyklopädie des Islam.

5) D. h. offenbar den Christen in Nubien. Über das Absterben des Christen¬

tums in Nubien vgl. J. Marquart a. a. 0. S. CCLVIff. (Wüstenfeld in seiner KalkasandT-Übersetzung , S. 37 liest ar-Razm, ohne eine Erklärung zu geben).

6) Die berühmten Goldminen von al-'AUäkT, deren Besitz die Politik der Araber in Ägypten sehr wesentlich mitbestimmte, liegen seitwärts zwischen dem ersten urd dem zweiten Katarakt.

7) Ich übersetze fahrä al~HabaSa so nacb dem Vorschlag von J. Mar¬

quart, a. a. 0., S. CXXXVII, dem auch E. Littmann in Internat. Archiv für Ethnographie, XXII, 262 zustimmt. Als Südgrenze ist also nicht etwa eine be¬

stimmte I inie angegeben, sondern ein breiter Streifen Landes. Das entspricht wohl der Wirklichkeit: die Grenze war hier sehr unbestimmt.

8) barr kommt in mancherlei Bedeutungen vor, die etwa auf einen Grund¬

begriff „Massiv", „Masse' hinweisen! So heißt barr im Gegensatz zu bahr ,Meer': „Festland', Leicht erklärt sich weiter, wie barr für das genauere

(15)

R. Hartmann, Politische Geographie des Mamlükenreichs. 15

sich von der Gegend von as-Suwais^) und der ostwärts von der

Birhat al-RurunduP), in der Gott den Pharao ertrinken ließ, an¬

hebenden Richtung weiter aus, so daß sich die Grenze nach [der

Wüste] der Wanderung der Israeliten {Tih Bani 'Israil)*) hin¬

zieht, bis sie auf die syrischen Grenzstrecken trifft. Die Nord- s

grenze — die Ägypter nennen sie die Meeresgrenze *) — ist

[zunächst] zwischen az-Za'ka^) und Bafah^) in der Gegend von

barr mukfir „Wüste" gesagt wird. Für Ägypten , wo dem fruchtbaren Tal des Nils (al-bahr) die beiden Wüstenstriche längs desselben zur Seite stehen, verstünde man die von den Wörterbüchern für das Begriffspaar barr und bahr gegebenen Bedeutungen „wasserloses* bzw. „wasserreiches Land". Wenn bei al-'Omarl aber die beiden üferseiten des Nil als barr bezeichnet werden, so liegt dabei nicht die Bedeutung „Wüste" zugrunde , denn der Ausdruck wird auch vom Kulturland der beiden Uferseiten gebraucht. Wieder eine andere Weqdung des Begriffs liegt in dem Gegensatz barr und safaka „Zentralgebiet"

und „Außenprovinz", „Kernland" und „Mark" vor. — An unserer Stelle handelt es sich sachlich um Wüstengebiet, die heute sogenannte arabische Wüste. Die 'Agam, die „Welschen", nach denen das Gebiet benannt ist, sind wohl die Buga, die wenigstens im Süden desselben wohnten und wohnen.

1) Suez 1st im Mittelalter ein unbedeutender Küstenplatz; vgl. JSküt, III, 198.

2) Der Name Birkat al-Il'^rundid für die Bucht von Suez begegnet bei späteren arabischen Autoren mehrfach (vgl. Kalkasandi, Dau', S. 228, Übers., S. 37; Halll, ed. Rpvaisse, S. 25; MakrlzI, Hitat, 1. Ausg., 1,17; 2. Ausg., I, 26; ZDMG. 3, 169). Dasselbe Wort kommt in altchristlichen Pilgerschriften unter den Formen Surandala, Arandara, AqccvSovXh (Corp. Script. Eccl. Lat., XXXIX, S. 118 und 187; Oriens Christianus, II, 77) als Name der Ortslage von Db''N Ex. 15, 27 vor, die schon früh deutlich am Wädi Rarandel (s. Baedeker, Palästina', S. 175) gesucht wurde (vgl. Greßmann, Mose und seine Zeit, S. 412 ff.).

Vgl. auch R. Weill, La Presqu'ile du Sinai (Thfese, Paris 1908), S. 101 ff., 223 ff.

3) Siehe Le Str., S. 29 f.

4) Wie von Arabien aus Syrien der Norden ist, sodaß Säm den Norden und Syrien bezeichnet, so ist für den Ägypter die Richtung nach dem Heer die nördliche; daher heißt bahrt direkt „nördlich".

5) az-Za'ka kommt vor allem in den Stationen-Verzeichnissen vor: Halll (ed. Ravaisse), S. 119; K. Ö.; Viaggio di Kaid Ba, S. 40; Devise des chemins de Babiloine („Zaheca"); Marino Sanuto s. ZDPV. XXI, 121 (Zasque), doch auch sonst vereinzelt: JSküt, II, 91 [az-Za'kä). Eingehend spricht davon 'Abd al-Ranl an-NSbulusI (cod. Tubing. Ma 28, fol. 18511): keine Ortschaft sei dort, kein Chan, sondern, wie er in den Versen des Muhammed Kibrlt (um 1630, s.

Brockelmann, II, 393) schildert, nur ein Brunnen salzigen Wassers._ „Wir sahen aber dort eine weiße Kuppel und ein großes Gebäude, in dem der Saih Zuwajjid begraben ist, ein heiliger frommer Mann von den Wüstenarabern, zu dem sie solcben Glauben haben, daß sie bei ihm die Wertdeposita an Gold und Silber, Schmuck und sonstigem Hab und Gut hinterlegen, ohne bei ihm für ihre Habe Furcht zu hegen. Das Tor seiner Wallfahrtskapelle ist stets geöffnet; doch niemand kaun etwas davon wegnehmen. Das haben die Beduinen und andere erprobt. In den Schutz seiner Kapelle flüchtet sich, wer etwas zu fürchten hat, und wer einen getötet hat; und niemand wagt ihn anzugreifen und zu fassen".

Über den heutigen Zustand der Lokalität vgl. [Erzherzog Ludwig Salvator,]

Die Karawanenstraße von Ägypten nach Syrien (Prag 1879), S. 64; Schumacher in Pal. Explor. Fund, Quarterly Statements, 1886, S. 185ff.; Musil, Arabia Petraea, II, 1, S. 227 f.

6) Raf all, antikes Raphia, vgl. Hildesheimer, Beiträge zur Geographie 4

(16)

R. Hartmann, Politische Geographie des Mamlükenreichs.

aä-Sagaratäni (,den beiden Bäumen')^) — ich denke kaum, daß

die beiden Bäume heute noch bestehen , vielmehr bezeichnet der

Name die Stelle des Baumes, an dem das Volk die Lappen auf¬

hängt*) und sagt, das seien die Schlüssel des Sandes«) —, dies

5 ist bei den vom syrischen Meer abgerückten Dünen nahe bei az-

Za'ka. Die Bäume aber, die sich an dem jetzt unter dem Namen

al-ffarrüia (,der Johannisbrotbaum")*) bekannten Ort befinden •—

früher hieß er al 'ÜSS^); man hatte dort einen Prei-Chan gebaut

und ein Wasserwerk angelegt, aus dem das Wasser in ein Bassin

10 läuft, aus dem die Vorüberkommenden und die Rastmachenden

Wasser schöpfen können *) —, sind, wenn sie auch groß sind, doch

jung im Vergleich zu der Zeit derer, die den Ländern die Grenzen

gesteckt haben'), und haben nichts mit dem zu tun, was diese

erwäbnt haben. Dann nimmt diese Grenze die Richtung am Ufer

16 hin längs dem syrischen Meer«). Die Westgrenze hat ihren

äußersten im kultivierten Land gelegenen Punkt im Kulturgebiet von al-'Iskandarija'"), nimmt die Richtung über al-Lujüna^^) nach Palästinas, S. 67ff.; Thomsen, Loca Sancta, 1, 99; Le Str., S. 517; Musil, Arabia Petraea, II, 1, S. 226 und II, 2, S. 59.

1) ,Die beiden Bäume" erwähnen schon Ibn Hordädbeh und al-Ja'kübi als syrisch - ägyptischen Grenzpunkt (Bibliotheca Geograpborum Arabicorum, VI, 83; VII, 330), s. ferner Ibn al-Fakih (ebd. V, 57), al-Muhallabi (gest. 386

= 996) bei Jäküt, III, 661. Vgl. Musil, Arabia Petraea, II, 2, S. 59.

2) Offenbar ein sog. Fetzenbaum, vgl. Goldziher, Muhammedanische Studien, II, 349 ff ; Douttd, Magie & Religion dalls l'Äfrique du Nord, S. 436 ff.; Palästina- Jahrbuch, VI, 97 ff.

3) Weil in dieser Gegend das Sandgebiet ar-Kaml beginnt, vgl. al-MakrIzI, Hi{at, 1. Ausg., I, 182f.; 2. Ausg., I, 295; Quatremfere in der Anm. zu seiner Übersetzung von MakrIzT, Sultans Mamlouks, I, 1, S. 20.

4) Die al-lfarrüba, ,der Johannisbrotbaum" genannte Örtlichkeit, .die in all den verwandten Itinerarien figuriert (vgl. auch Ibn BatJüta, ed. Defrimery et Sanguinetti, I, III), ist noch heute unter diesen Namen wohlbekannt, vgl.

[Erzherzog Ludwig Salvator,] Die Karawanenstraäe von Ägypten nach Syrien, S. 61; A. Musil, Arabia Petraea, II, 1, S. 288. Das .Karrobier" der Devise des chemins de Babiloine ist aber gewiß eher als Verschreibung aus Karrobier

= caroubier aufzufassen, denn als türkischer Plural, wie Schäfer in Archives de l'Orient Latin, II, 90 will.

5) al-'Uss — die Aussprache mit u gibt die Londoner Handschrift an — ist, wie schon ZDMG. 64, 691 bemerkt ist, offenbar das ,Heus" des Marino Sanuto.

6) Alle Handschriften haben ^^^SmJ anstelle des ^'sXmj des Drucks.

7) . . . d. h. die alten Geographen (s. oben Anm. 1), auf die dann auch das folgende dakarühu geht.

8) D. h. das Mittelmeer. 9) D. i. Alexandrien.

10) äJ^jJÜ! geben die meisten Handschriften (BrM XJ^JLJl), der Druck, sowie der hier al-'Omarl wiederholende IJalll (ed. Ravaisse, S. 25); Kalkasandi, Dau' hat sjjJukiU! ; Wüstenfeld in Kalkasandi Übers, gibt dafür ,Lybien"; wäre das richtig, so würden gewiß die meisten Handschriften dies haben. Vermut-

4

(17)

R. Hartmann, Politische Geographie des Mamlükenreichs. 17

al-'Ämidain^) , [weiter] nacb al-'Äkaba'''): das ist der äußerste

Punkt von Ägypten; dann biegt die Grenze über die Oasen süd¬

wärts über as-$a'id^), bis sie auf die Südgrenze triflft.

Nun aber ist es Zeit, die [einzelnen] Gebietszonen*) durchzu¬

nehmen. So beginnen wir denn : 6

Ägypten hat zwei .Seiten", eme Südseite») und eine

Nprdseite»). Die Südseite ist die umfangreichere, langgestrecktere

und ertragsreichere von beiden. Sie setzt sich zusammen aus

[folgenden Provinzen] *):

al- Öiza '), das ist am nächsten davon bei Kairo, westlich vom Nil. lo

Gegenüber seinem südlichen Teil liegt das Gebiet von 'Itfik^) 174

lieh ist unser xi^AÜ! mit dem von al-MakrIzI, Histoire des Sultans Mamlouks, trad. Quatremere, I, 2, S. 76 erwähnten Ki^xUt identisch. Man könnte daran denken, ob nicht auch das xaj^ , ^ir^y^ Hordädbeh (Bibliotheca Geo¬

grapborum Arabicarum, VI, 84), das XaJ^I des Kudäma (ebd. VI, 220), das

&^^aJ^ des MukaddasI (ebd. III, 214 und 245), das KaJ^S des IdrTsT (Description de l'Äfrique, ed. Dozy et de Goeje, S. 137) damit zusammenzustellen seien, wenn nicht tatsächlich das LLa>9^ des Ja'kübl (Bibliotheca Geograpborum Arabicorum, VII, 342) sich als Lösung dieser Rätsel nahelegen wUrde: ganz sicher scheint mir diese Identifikation freilich nicht.

1) ? 1

2) al-'Akaha (vgl. Bibliotheca Geograpborum Arabicorum, III, 245; VII, 342) ist der Catabathmus der Alten (vgl. Forbiger, Handbuch der alten Geographie, II, 823) am Busen von Solium.

3) D. h. Oberägypten.

4) BrM v_i).iiÄ.!i .

5) Wörtlich: Kibla-Seite, bzw. Meer-Seite (s. oben S. 15, Anm. 4).

6) In den ersten Jahrhunderten des Islam bildete die Verwaltungseinheit in Ägypten die Küra. Die .ATüra-Einteilung war aus der römischen Einteilung in pagi (Gaue) hervorgegangen. Der wirtschaftliche Rückgang Ägyptens bedingte im Laufe der Zeit eine immer stärkere Vergrößerung der Verwultungseinheiten.

In der Fätimidenzeit, wohl durch den 'Amir al-öujüs Badr al-6amäll (gest.

487 = 1094), vollzog sich der Übergang von der alten Gau-Einteilung in die Provinz-Einteilung. Durch den Kataster des Muhammed an-Näsir b. Kalä'ün vom Jahr 715 = 1315 wurde die Einteilung des Landes in 15 Provinzen (A'mät) — abgesehen von den Hauptstädten, wichtigsten Grenzfestungen und gewissen entlegenen Gebieten, die nicht eingeschlossen waren — festgelegt, wie sie in den GrundzUgen noch heute in der Mudlrljen-Einteilung fortlebt. Das ist die Einteilung, die des Zeitgenossen al-'Omarl Darstellung zugrunde liegt.

Vgl. C, H. Becker in der Enzyklopädie des Islam, II, Ulf.

7) Über aUGiza, noch beute die Hauptstadt einer Mudlrlje, vgl. C. H.

Becker in der Enzyklopädie des Islam, I, 856

8) 'Itfih oder 'Itßh, 'Atfih, Aphroditopolis der Alten, Ort mit 4300 Ein¬

wohnern, seit 1834 der Mudlrlje von al-Giza einverleibt; vgl. C. H, Becker in der Enzyklopädie des Islam, I, 524 f.

Zeitschrift der D. M. G. Bd. 70 (1916). 2

(18)

18 E. Hartmann, Politische Geographie des Mamlükenreichs.

östlich vom Nil auf der üferseite^) von Kairo anschließend an die

Birkat al-ffabaä^) und die Gärten des Wezirs«).

Dann folgt auf al-Öiza gegen Süden zu auf derselben üfer-

seite das Gebiet von al-Bahnasä*).

6 An das Gebiet von al Bahnasä schließt im Westen al-Fajjüm »)

an. Zwischen beiden sind unzugängliche Sandstrecken. al-Bajjüm

ist das Land, dessen Strom dauernd anhaltend fließt und in welchem

das Wasser wie in Damaskus in Arme geteilt wird , indem man

nur die Wasserverteilung durch Kanäle kennt.

10 Dann folgt auf al-Bahnasä gegen Süden zu al'Usmünain^);

darin ist mit eingeschlossen at-Tahäwija'').

Dann folgt darauf das Gebiet von Manfalüt^).

Dann folgt darauf das Gebiet von 'Usjüt^).

Dann folgt darauf das Gebiet von 'Ihmim^^). 'Ihniim ist

16 östlich vom Nil, und in der Nähe davon liegen seine alten Spuren, die in allen Landen berühmten und in allen Zungen sprichwörtlich

bekannten Tempelruinen i^). Wenn es selbst auch östlich vom Nil

1) barr s. oben S. 14, Anm. 8.

2) Die Birkat al-Habae im Siiden von Cairo hat ihren Namen von KatSda b. Kais b. Habasi as-Sadafl. vgl. Kalkas. Übers., S. 61; MakrizI, Hita}, 1. Ausg., II, 152; 2. Ausg., III, 247 ff.

3) Die Gärten des Wezirs südlich von der Birkat al-HabaS sind so genannt nach 'Abu '1-Farag Muhammad b. al-Maixibl (gest. 478 = 1086), vgl.

MakrIzI, Hitat, 1. Ausg., II, 157; 2. Ausg., III, 254 ff.

4) al-Bahnasä, das alte Oxyrynchos, im Mittelalter berühmt durch seine Tuchindustrie, heute kleines Dorf in der Mudlrlje von al-Minje. vgl. Quatremere, Egypte, I, 253—258 und besonders C. H. Becker in der Enzyklopädie des Islam, I, 601.

5) Über al-Fajjüm, den alten Gau von Arsinoe (Moeris-See) s. Quatremfere, Egypte. 1, 391—416; Amelineau, S. 337ff.; B. Moritz in der Enzyklopädie des Islam, II, 41 ff.

6) al-'üsmünain, Hermopolis Magna, ist heute ein Ort von kaum 4000 Einwohnern in der Mudirije von 'Asjüt, vgl. C. H. Becker in der Enzyklopädie des Islam, I, 502 f.

7) Name einer früheren Küra, nach deren Vorort, das durch seine Woll¬

industrie bekannte Tahä (vgl. Bibliotheca Geograpborum Arabicorum, III, 202;

Edrisi, S. 46; Jäküt, III, 516 f.) so genannt, s. Kallias. Übers., S. 94. Der von b. ö. zu al-Bahnasä gerechnete Ort zählt heute nach B. B., S. 434 nur 1600 Einwohner. Vgl. noch Amelineau, S. 471 f

8) Manfalüt, das auch b. &. als Provinzhauptstadt erwähnt, ist noch heute nach B. B. eine Stadt von 15 000 Einwohnern in der Provinz 'Asjüf. Vgl.

Jäliüt IV, 669; Quatremire, Egypte, I, 217 ff.; Amelineau, S. 237 f.

9) 'Ufjut, in neuerer Zeit 'Asjüt gesprochen, altes Lycopolis, noch jetzt Mudlrlje-Hauptstadt mit 42 000 Einwohnern, vgl. C. H. Becker in der Enzy¬

klopädie des Islam, I, 523.

10) 'Ilimim, auch 'Alimlm, Chemmis-Panopolis, die Klosterstadt Schenute's, aus der auch einer der Begründer des Süfitums stammen soll. Du 'n-Nün, ist jetzt eine Stadt von 28 000 Einwohnern in der Mudlrlje von Girgä. Vergleiche C. H. Becker in der Enzyklopädie des Islam, I, 246.

11) al-Baräbi, plur. von al-Barbä = kopt. perpe „der Tempel". Die Buinen von 'Ihmlm erscheinen den arabischen Autoren fast als die merkwürdig¬

sten in Ägypten. Für ihre Verwüstung gibt MakrizI, Hifat, 1. Ausg., I, 239, 2. Ausg., I, 387 das Jahr 780 = 1378/9.

(19)

R. Hartmann, Politische Geographie des Mamlükenreichs. 19

liegt, so sind doch sein ganzes Gebiet und all seine Fluren west¬

lich davon.

Dann folgt darauf das Gebiet von Küs^). Küa ist ebenfalls

östlich vom Nil; und ebenda ist der größte Teil des bewohnten

Bodens und des Acker- und Saatlands. Westlich vom Nil ihm t

gegenüber liegt das als Rarb Kamülä^) bekannte Gebiet; das ge¬

hört zu den Unterbezirken von Küs und seinem Gebiet.

Dann kommt 'Uswän^); das gehört zum Amt von Küs und

sein Wäll ist abhängig von jenem. Von der Strecke zwischen Küs

und 'üswän gelangt man in die Wüste von 'Aidäb hinaus, bis man lO

'Aidäb *) erreicht. Das ist ein Hauptort am Meere , von welchem

man nach Öudda^) übersetzt. Es liegt dort eine Truppenabteilung

von Küs. Sein Wäli ist zwar vom Sultän eingesetzt, doch ist er

dem Wäll von Küs untergeordnet. Der Wäll von Küs ist der

größte und höchste der Walls von Ägypten. i6

Das ist das Gesamtgebiet der Südseite; es umschließt die

beiden Sa'id, das untere und das obere*). Das untere umfaßt

alles, was unterhalb von 'Üsmünain bis nach Kairo liegt, und das

obere alles, was oberhalb von al-'USmünain his nach ' Usioän liegt.

Was da gesät wird und geerntet, was es an Brot aufbringt und 20

an Milch gibt, das ist zum überwiegenden Teil westlich vom Nil.

Was sich östlich vom Nil findet, ist nur wenig und steht [dem

andern] nach, nicht umgekehrt.

Die-Nordseite umfaßt alles Land unterhalb von al-öiza

bis zur Gegend der Mündung des Nil ins Syrische Meer bei Dimjät'^) 25

1) Küß, vicus Apollonis, entwickelte sich im späteren Mittelalter, seit der Fätimidenzeit , infolge der Verlegung des von Westen nach *Aidäb führenden Pilgerwegs auf die von Küs nach Südosten gehende Straße, zu einem bedeuten¬

den Verkehrsmittelpunkt und zur größten Stadt von ganz Oberägypten. Im 15. Jahrhundert scheint der Rückgang eingesetzt zu haben. Doch ist Küs noch jetzt ein Ort von 12 600 Einwohnern in der Mudlrlje von Kanä. Vgl. Ibn

"öubair (ed. de Goeje), S. 57 ff.; Jäljüt, IV, 201; MakrlzI, Hitat. 1. Ausg., I, 237, 2. Ausg., I, 381f; Quatremfere, Egypte, I, 192—216; Amelineau, S. 399f.

2) Kamüla, Kamülä ist auch sonst wohlbekannt, s Edrisi, S. 49; Jäküt, IV, 177; Abu '1-Fedä (ed. Keinaud), S. 104; vgl. Amelineau, S. 391f.; Baedeker, Ägypten', S. 241. Rarb Kamülä = Kamülä-West nennt auch Kalkas., Dau',

S. 236. Daß die Lesart iiüj.*S L-»^ dem eJy*i bei b. Ö. S. 194 vor¬

zuziehen ist, dafür kann auch die Parallele des Namens "^ytii beigebracht werden, die sich bei B. B. findet.

3) 'TjHWän, auch 'Uswän, Syene, das heutige Assuan, vgl. C. H. Becker in der Enzyklopädie des Islam, I, 511 f.

4) Siehe oben S. 14, Anm^ 3.

5) Über Gudda, heute Gidda gesprochen, vgl. Enzyklopädie des Islam, I, 1086 f.

6) Neben der Zweiteilung ist auch eine Dreiteilung .ides Sa'id geläufig, vgl. C. F. Seybold in ZDMG. 62, 718.

7) Dimjät = Damiette, vgl. C. H. Becker in der Enzyklopädie des Islam, I, 949 f.

2*

(20)

R. Hartmann, Politische Geographie des Mamlükenreichs.

und RaSld^). Sie ist breiter als die Südseite. In ihr liegt cd-

175 'Iskandartja^), das ist die größte Stadt Ägyptens.

Von dem östlich vom Nil auf der mit Kairo zusammenhängen¬

den Uferseite gelegenen Teil davon sind am nächsten bei dieser

i Stadt »die Umgebungen' *), das sind die Ortschaften , deren Ver¬

waltung in der Hand des Wäll von Kairo liegt.

Dann kommt Kaljüb*);

dann aS-Sarkija (»die östliche [Provinz]'); deren Hauptstadt ist Bilbais'').

10 Von dem westlich von dem einen der beiden auseinanderlaufen¬

den*) Nilarme ') gelegenen Teil innerhalb dieser Seite «) ist am nächsten

bei al-öiza die Öazirat Bani Nasr^).

Dann kommt Manüf Die beiden letzteren bilden zusammen

ein einziges Amt. Den Namen hat es von Manüf; das war die

15 größte Stadt Ägyptens zur Zeit des Pharaos Moses ^^).

Dann kommt 'Abjär^^); das gehört ebenfalls zum Amt von

Manüf. Der wahre^«) Name von Manüf ist Manf (Memphis)^*).

I) Ragid — Rosette (vgl. Amilineau, S. 404f.; Jäküt, II, 871 f.) hat nach B. B. in neuerer Zeit 15 000 Einwohner und gehört zur Provinz al-Buhaira.

1) Alexandrien.

3) ad-Dawähl »die Umgebungen' von Kairo werden auch von Kalka¬

sandi und b. 6. als erste Provinz von Unterägypten aufgezählt.

4) ^aljül) (vgl. Amelineau, S. 390 f.) ist nach B, B. noch jetzt Mudlrlje- Hauptstadt mit 12 000 Einwohnern.

5) Bilbais, (s. Quatremfere, Egypte, I, 52 ff.; Amelineau, S. 333 ff.;

C. H. Becker in der Enzyklopädie des Islam , 1, 749) ist jetzt eine Stadt von etwa 10000 Einwohnern in as-SarkIja.

6) Statt des (jyl'SjaJ! JwaJJI ^^y^ lies mit BrM : (J^_X'SJftÄIi J^^yJl iS'^f' 7) Die beiden Hauptnilarme liefen damals im Wesentlichen ganz ebenso wie heute (vgl. Guest in JRAS. 1912, S. 941 ff.). Die Aufzählung der Provinzen bei al 'Omarl folgt der altep Landesgliederung in al-Hauf ai-^rkl (östlich vom Ostarm des Nil), Batn ar-üif (zwischen beiden Armen), al-Hauf al-Rarbl (westlich vom Westarm).

8) D. h. der Nordseite, s. oben S. 9.

9) Die »Insel der Banü Nasr" (vgl. Jäküt, II, 81) ist auch nach Kalka.?., Dau', S. 239, Übers.. S. 115; Halll, S. 35 mit Manüf vereinigt, während b. Ö., S. III sie als eigene Provinz aufzählt. Sie liegt aber nicht, wie unser Autor zu meinen scheint, südlich von Manüf, sondem, wie aus den Detailangaben des b. &. ersichtlich ist, eher nördlich davon. Vgl. auch Guest in JRAS. 1912, S. 959 und Karte. Ihr Hauptort ist, wie Kalkas. und Halll versichern, 'A/ijär (so auch Jäküt, I, 102; vgl. dazu femer Amelineau, S. 1). Dieser Ort ist ohne Zweifel mit dem Ebiär von Baedeker, Ägypten', S. 23 (und Karte) identisch.

10) Manüf, Munüf (vgl. Amelineau, S. 251f.; Jäküt, IV, 672), ist nach B, B. noch heute Mudlrlje-Hauptstadt mit 20 000 Einwohnern.

II) Dieser seltsame Irrtum al-'Omari's ist schon Kalkas. aufgefallen, der ihn ausdrücklich korrigiert (s. Dau', S. 239; Übers., S. 1J4).

12) Dieses 'Abjär ist natürlich die Hauptstadt der Gazirat Bani Na fr (s.

oben Anm. 9); es liegt also eine Verwechslung des Verfassers vor.

13) Die codd. R und BrM fügen gok.^V<jJI ein.

14) S. oben Anm. 11.

(21)

R. Hartmann, Politische Geographie des Mamlükenreichs. 21

Dann folgt darauf das Gebiet von al-Rarhija („der westlichen

[Provinz]'). Deren Hauptstadt ist Mahallat al-Marhüm^). Das

ist ein großes und ausgedehntes Amt, das Küs nahekommt.

Dann folgt darauf 'Usmüm^). Das ist bekannt als 'Usmüm

ar-Rummän („Granatapfel-'USmüm) wegen der zahlreichen sich dort »

findenden Granatäpfel«). Das ist das Gebiet von ad-Dakahlija und

al-Murtahija*).

Dann folgt darauf Dimjät — Gott schütze es —. Das ist eine

der Grenzfestungen und der nach langer Zeit [aufs Neue] befreite

Verlust*). Dorthin ergießt sich*) eine der zwei Mündungen des Nil. lo

Von dem westlich von dem zweiten Nilarm gelegenen Teil

sodann ist am nächsten bei al-öiza das Gebiet von al-Buhaira

(„Seeland") ; dessen Hauptstadt ist Damanhür al- Wah§ '). Dieses

Gebiet umfaßt unbewohnte Wüste und Beduinenstämme, und dazu

gehört die Birkat an-I^afrün („der Natronsee") «), von der von 15

kleiner Fläche so viel Ertrag gewonnen wird, wie sonst von nirgends

in der Welt bekannt ist; ist er doch etwa 100 Feddän groß und

erzielt eine Einnahme von etwa 100000 Dinar.

Dann folgt auf das Gebiet von al-Buhaira die Stadt al-'Iskan-

1) Mahallat al-Marhüm ist iieute nacli B. B. ein Ort von 9000 Ein- wolinern. al-'Omarl hat aber offenbar zwei der zahlreichen Mahalla mit einander verwechselt. Kalkas., Dau', S. 239, Übers., S. 144 macht wieder auf den Irrtum aufmerksam: Mahallat al-Marhüm liegt zwar in der Rarblja; deren Hauptstadt ist aber ein anderes Mahalla: Mahallat ad-Dakalä oder MaJiallat al-Kubrä, vgl. Jäküt, Mustarik, S. 386; Abu '1-Fedä, ed.' Reinaud. S. 1161;

AmÄlineau, S. 262 t Dies ist heute eine Stadt von über 30 000 Einwohnern.

2) 'Uimüm oder'Uimün, von andem gleichnamigen Orten unterschieden als 'U. Tannäh oder 'ü. ar-Rummän (s. Jäküt, I, 282; Abu '1-Fedä, ed.

Reinaud, S. 118 f; vgl, Quatremere, Egypte, I, 490 ff.; Amölineau, S. 170 f.), hat

nach B. B. heute 2200 Einwohner. ^

3) Da diese Provinz östlich vom Damiette-Arm , nördlich von as-SarkIja liegt, könnte es scheinen , als ob zur Zeit unseres Autors nicht dieser Nilarm, sondern etwa der von Tanis als der östliche Hauptarm gegolten hätte. Doch wird dies schon durch des Autors Worte über Dimjät deutlich widerlegt. Da¬

gegen dürfte die Reihenfolge in der Aufzählung der Provinzen vielleicht in der

"Tat einer in der Zeit zurückreichenden Tradition folgen, da dies noch der Fall war. Vgl. Guest in JRAS., 1912, S. 947.

4) Der Provinzname stammt aus einer älteren Landeseinteilung, in der Dakahla (s. Jäküt, II, 541; Amelineau, S. 509 f.; nach B. B. heute ein Dorf von 1200 Einwohnern) — und ebenso Murtähl (s. Jäküt, IV, 486) — Distrikts¬

mittelpunkt war.

5) Statt dos iiyJüJJJ*)^ des Druckes haben die Handschriften üÄÜÄÄ.»».« ;

das Zitat bei Kalkas., Dau', S. 239: .

6) Statt des L.^aLj. des Druckes haben die meisten Handschriften LjjJij, 7) Damanhür al- WaM (vgl. meinen Artikel in der Enzyklopädie des Islam, I, 940 f.) ist noch heute Mudlrlje-Hauptstadt und hat nach B. B. 32 000 Einwohner.

8) Vgl. hierzu Kalkas. Übers., S. 161. Üher den jetzigen Zustand der Natronseen siehe u. a. Schweinfurth & Lewin in Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde XXXIII (1898), 1—24.

(22)

22 R- Holtmann, PoKHiehe GeograpUe de» Mamlükenreichs.

darija, die strahlende Grenzwehr des Islam und der grünende Hort

des Reichs — Gott bewahre sie und verteidige sie ! — Es ist eine

Stadt ohne ausgedehntes Amt und ohne viele Ortschaften.

Das ist das Gesamtgebiet der Nordseite. Perner bleibt nichts

mehr übrig, worauf aufmerksam zu machen wäre, als Katjä^). Das

ist ein Ort im Sandgebiet, der für die Einnahme der öffentlichen

Lasten und die Bewachung der Wege bestimmt wurde. Seine

Verwaltung ist wichtig. Von dort aus wird , wer da kommt und

wer da geht, beobachtet.

Die Oasen *) laufen unter den Lehen ihrer Emire , die mit

ihrer Verwaltung betraut sind, jeder Lehensträger in seinem Lehen.

Ihr Ertrag ist gleichsam eine Abfindung darum , daß die Möglich¬

keit nicht bestehet, ihn so wie im übrigen Ägypten einzuziehen, da sie abgeschnitten^ im fernen Sand und in entlegener Wüste liegen.

Das ist die Gesamtheit der umgebenden Gebietszonen von Kairo

in Ägypten«) im Oberland und Unterland. Bei Gott ist das Ge¬

lingen.

Syrien in seiner ganzen Ausdehnung wird im Süden*) von

der öden Wüste Tih Bani Israil und der Wüste des Higäz und

der Samäwa^) begrenzt bis zum Eintritt des Euphrat in das 'Iräk^).

Diese Grenzländer gehören alle zur arabischen Halbinsel. Im Osten

wird es in seiner ganzen Ausdehnung vom Rand der Samäwa und

vom Euphrat begrenzt. Im Norden wird es begrenzt vom syrischen

Meer und im Westen von der oben erwähnten Grenze von

Ägypten. Diese Grenzen fassen zusammen , was bei der Einzel¬

behandlung einer weiteren Ausführung bedarf.

Sodann sagen wir: Die Leute haben über [den Begriff] „Syrien"

[verschiedene] Auffassungen : es gibt deren, die es nur als ein ein¬

ziges Syrien ansehen, und deren, die es als mehrere [Provinzen des

Namens] Syrien ansehen'): so sehen sie das Gebiet von Filastin

1) Katja (vgl. JSküt, IV, 144; Abu '1-Fed5, ed Reinaud, S. 108; Zeit¬

schrift für Assyriologie, XIV, 341; [Erzherzog Ludwig Salvator] Die Karawanen¬

straße von Ägypten nach Syrien, S. 10) ist auch von Ibn Battüta I, 112 als Zollstation geschildert, die täglich 1000 Golddinare einbringe.

2) Die Worte über die Oasen sollen offenbar erklären, weshalb diese nicht wie die anderen Teile Ägyptens verwaltet werden, sondern unmittelbar von den Lohenaträgern. Vgl. dazu C. H. Becker in der Enzyklopädie des Islam, I, 610.

3) Misr kann Landes- oder Stadtname sein. Da das dicht dabeistehende al-Kähira hier ersteres so gut wie sicher macht, ist jLIia^! von yux«J zu trennen, man müßte denn V-jJaL^l hier als „herumliegen in' deuten dürfen.

4) Die Himmelsrichtungen sind entsprechend dem antiken und mittelalter¬

lichen Weltbild etwas verschoben. Dem Autor schwebt ungefähr ein Karten¬

bild vor, wie es für Ptolemaeus Ch. Muller (Paris 1901) rekonstruiert hat.

5) as-Samäwa die syrisch-arabische Steppe, vgl. Le Str., S. 530.

6) ölyiiLj oIjsJ!

7) Die folgende geographische Gliederung von Syrien erinnert an die alte im Anschluß an die byzantinische Provinzeinteilung entstandene Einteilung in

(23)

R, Hartmann, Politische Geographie des Mamlükenreichs. 23

und das Heilige Land bis zur Jordangrenze als ein Syrien an —

man spricht dann von Obersyrien —; und sie sehen DimaSk und

sein Gebiet vom Jordan bis zu den unter dem Namen af-Tiwäl

bekannten Bergen als ein anderes Syrien an — das reicht bis zu

der Ortschaft an-Jvabk und was auf deren Linie liegt •—; und 5

sie sehen Süryä, d. i. Hims und sein Gebiet bis Rahbat Mälik

als ein [weiteres] Syrien an — Hamä und iSaizar rechnet man

dann zu dessen Unterbezirken ; dann gibt es [auch] deren , die

dazu nur Hamä ohne Saizar rechnen —; und sie sehen [endlich]

Kinnasrln mit seinem Gebiet und Halab von dem unter diesen lo

Distrikt fallenden Land bis zu den Öibäl ar-Rüm^) und den Biläd

al-'Awäsim waf-Turür^), d. i. dem Gebiet von Sis als ein [weiteres]

Syrien") an. Was aber 'Akkä und Taräbulus und das ganze

Meeresgestade betrifft , so wird alles , wovon ein Teil einem Teil

von den [Provinzen] Syrien gegenüberliegt, eben dazu gerechnet. 16

Wir haben auf all das aufmerksam gemacht, um es zur Kennt¬

nis zu bringen. Was aber das betrifft, was zu unserer Zeit giltig

ist und worauf die Eichtschnur unserer Behörde basiert ist, so will

unser Sulfän*), wenn er Biläd aS-Säm und Nä'ib aS-Säm sagt,

damit nur Dimask und dessen Statthalter und sein Amtsgebiet «o

von der Gegend von al-'Arii, der Grenze von Ägypten, bis ans Ende

von Salamja im Nordosten und bis ar-Rahba im reinen Osten

bezeichnen. Dazu ist in den Tagen unseres Sultans") das Gebiet yon

Öa'bar hinzugefügt worden, während es normalerweise mit Halab

verbunden sein sollte. So umfaßt denn nun die Herrschaft von '"

Dimask Obersyrien und was darauf folgt, und was wieder darauf 177

folgt, und einen Teil von Untersyrien. Außerhalb ihres Bereichs

fällt davon nur Hamä und was mit Safad und mit Taräbulus

und dessen Sondergebieten*) und al-Karak aus ihi-em Umfang

ausgenommen ist; und es sind innerhalb der Statthalterschaft ihres so

Statthalters die Statthalterschaft von Razza und die von DimaSk

und die von Hims und ein Stück von dem Gebiet, das normaler¬

weise in der Statthalterschaft von Halab sein mußte. All das

werden wir entsprechend dem heutigen Stand anführen.

die Gund PilaMln, al-' Urdunn, Dimaäk, Hims, ^innasrin, aber sie erinnert doch nur daran , und scheint in Wahrheit mehr geographisch als administrativ gedacht zu sein.

1) Die „Griechenberge' sind die kleinasiatisch-syrischen Grenzgebirge.

2) Über diese „Militärgrenze', die seit Härün ar-Easid im Jahr 170 = 786 zu einem eigenen 6und neben den fünf oben S. 22, Anm. 7 erwähnten erhoben wurde, vgl. Streck in der Enzyklopädie des Islam. I, 535 ff.

3) Die Handschriften L, R, BrM fügen hier richtig ein LeL^ ein, das im Druck fehlt.

4) Die Handschriften haben UilLJLw statt des ^^.jIJiLmJI des Druckes.

5) Es ist an-Näsir Muhammad b. Kaläun. reg. 693—694 (1293—1294), 698—708 (1298—1308), 709—741 (1309—1340).

6) Die Handscbriften haben xjlotJt),

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