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Kunsttherapie in der Sozialen Arbeit Handlungsfelder, pädagogische Ziele und Interventionen

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Academic year: 2021

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Bachelorarbeit

Kunsttherapie in der Sozialen Arbeit

Handlungsfelder, pädagogische Ziele und Interventionen

vorgelegt von Sarah Pietsch

Studiengang Soziale Arbeit Sommersemester 2018

URN: urn:nbn:de:gbv:519-thesis2018-0377-5

Erstgutachter: Frau Prof. Dr. Júlia Wéber Zweitgutachter: Herr Dr. Thomas Markert Abgabetermin: 18. Juni 2018

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„Die Kunst

ist eine Vermittlerin

des Unaussprechlichen“

Johann Wolfgang von Goethe

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung 1

1 Was ist Kunsttherapie? 2

1.1 Entstehung der Kunsttherapie 3 2 Kunsttherapie in der Sozialen Arbeit 7 2.1 Rechtliche Rahmenbedingungen 9

2.2 Arbeitsfelder 11

2.2.1 Die Akutstation 12

2.2.2 In der Tagesklinik 14

2.2.3 Ambulante Gruppe 15

3 Pädagogische Ziele der Kunsttherapie 17 4 Zielgruppenspezifische kunsttherapeutische Intervention 19 4.1 Bei Patienten mit Traumastörung 21

4.2 Bei Kindern 23

4.3 Bei Jugendlichen als berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme 26 4.4 Bei straffällig gewordenen Erwachsenen 30 4.5 Bei alten Menschen mit Demenz 32 4.6 Malort als „besondere“ Form der Kunsttherapie 36 5 Zusammenfassung und Ausblick 38

Literaturverzeichnis 41

Abbildungsverzeichnis 46

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Einleitung

Durch die stetig wachsenden Problemfelder in der Sozialen Arbeit, ist es ebenso wichtig, nicht nur verbal mit dem Klienten über seine Probleme oder Emotionen zu sprechen, sondern auch nonverbal mit ihm zu kommunizieren. Denn der Mensch neigt dazu Emotionen nicht offen vor anderen zu zeigen, da dies in ihm ein Schamgefühl auslöst und um dieses Gefühl zu umgehen, verzichtet die Kunsttherapie vielmehr auf die verbale Kommunikation und nutzt eher die nonverbale Variante durch das Malen von Bildern oder das Entstehen von Skulpturen. Die Klientin wird dahingehend motiviert, selbst zu entscheiden was sie offen legt und in welchem Umfang sie dies zulässt. Denn die Sprache reicht oft nicht aus, um das auszudrücken, was einem zutiefst bewegt und wer sich die Zeit nimmt und sich einen kreativen Raum schafft, kann viele Prozesse in Gang setzen und sich auf seine Ressourcen besinnen.

In der folgenden Bachelorarbeit soll nun die Kunsttherapie und die Soziale Arbeit näher beleuchtet und die Frage beantwortet werden:

„Welche Gemeinsamkeiten hat die Soziale Arbeit mit der Kunsttherapie und wie können beide Berufsfelder klientenorientiert miteinander agieren, ohne dem Patienten das

Gefühl einer Therapie zu unterbreiten?“

Um diese Fragestellung zu beantworten, werden folgende Gliederungspunkte bearbeitet:

Einführung, was ist Kunsttherapie, Kunsttherapie in der Sozialen Arbeit, pädagogische Ziele der Kunsttherapie, zielgruppenspezifische kunsttherapeutische Intervention und die Zusammenfassung.

Die Frage und die Gliederungspunkte verdeutlichen die Schnittmenge der Sozialen Arbeit zur Kunsttherapie. Deshalb soll in dieser Arbeit auch der Zusammenhang zwischen den beiden Berufsfeldern genauer vollzogen werden.

So wird im ersten Kapitel zunächst, in Form eines Überblicks, die Kunsttherapie mit der Entstehungsgeschichte dargestellt. Bei dieser Darstellung wird der Schwerpunkt auf die klientenzentrierte Psychotherapietheorie nach Carl Rogers gelegt und wie diese Lehre die Kunsttherapie nachhaltig beeinflusst hat. Im Anschluss an die kurze Darstellung bietet es sich an, eine inhaltliche Klassifikation der Kunsttherapie und die Gemeinsamkeit mit der Sozialen Arbeit einzuführen.

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Nachdem im ersten Kapitel dieser Arbeit die Kunsttherapie näher erläutert wurde, wird im zweiten Kapitel mehr auf die Kunsttherapie und die Soziale Arbeit eingegangen. Dort wird beschrieben, welche rechtlichen Rahmenbedingungen in der Kunsttherapie, in Verbindung mit der Sozialen Arbeit, vorrangig genutzt werden und in welchen Arbeitsfeldern die Kunsttherapie agieren kann. Dabei werden die stationären und die ambulanten Bereiche in der Kunsttherapie näher erläutert.

Im dem Kapitel wurden die Handlungsfelder näher beschrieben, in denen die Kunsttherapie und die Soziale Arbeit gemeinsam mitwirken. Anschließend werden im dritten Kapitel die pädagogischen Ziele dargestellt, welche die Sozialen Arbeit und die Kunsttherapie anstreben. Anhand der Gegenüberstellung sollen die pädagogischen Ziele der Kunsttherapie und der Sozialen Arbeit miteinander verglichen und deren Kompatibilität analysiert werde.

Im vierten Kapitel werden die zielgruppenspezifischen und kunsttherapeutischen Interventionen näher erläutert. Dabei liegt der Ansatz auf der Intervention der Kunsttherapie in jeder Ziel- und Altersgruppe. Wie interveniert die Kunsttherapie bei Traumatisierten, bei Kindern, bei Jugendlichen, bei Erwachsenen und wie bei älteren Menschen. Des Weiteren werden spezifische Problemfelder der Zielgruppen dargestellt, unter anderem im Umgang mit straffällig gewordenen Erwachsenen oder bei demenzerkrankten alten Menschen.

Im abschließenden Kapitel soll dann ein Resümee mit Ausblick gezogen und die Antwort auf die anfangs genannte Frage gegeben werden. 1

1 Was ist Kunsttherapie

Das Wort „Kunsttherapie“ besteht aus dem Begriff „Kunst“, der umgangssprachlich „erworbene Fertigkeit“ beziehungsweise „besonderes Geschick“ in einem beliebigen Kompetenzbereich definiert (vgl. Duden online o.J., o.S.), während (Kauppert/ Eberl 2016, S. 9) Kunst auch als ein Medium der Kommunikation bezeichnet werden kann. Heyl und Schäfer (2016, S. 12) bezeichnen demnach Kreativität als Fähigkeit, Neues hervorzubringen.

1 Im Textfluss wird beliebig, aufgrund der gendersensiblen Schreibweise, zwischen der männliche und der

weibliche Form gesprungen, um eine leichtere Lesbarkeit herzustellen und um beide Geschlechter zum gleichen Teil zu repräsentieren.

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Bei dem Begriff „Therapie“, wird ein Verfahren bezeichnet, um psychische und psychosomatische Leiden zu lindern oder zu heilen (vgl. Schuster 2014, S. 2). Die bezeichnete Therapie (hier: die Kunsttherapie) bedient sich eines innerpsychologischen oder psychomotorischen Ausdrucks (vgl. Menzen 2013, S. 9).

Die Ambivalenz2 in der Kunsttherapie besteht darin, dass die Kunst einerseits auf die

Kraft der Veränderung, der Befreiung und des Auf- und Ausbruchs verweist und andererseits die Therapie auf die Kraft des Bewahrens, Schützens gerichtet ist und insbesondere auf Menschen, die aus krankheitsbedingten Gründen in eine Krise geraten (vgl. Mechler-Schönach 2012, S. 19).

Die Kunsttherapie sieht den Klienten nicht als Objekt seiner Krankheitssymptome, sondern als Subjekt seines Potenzials, also als ein Mensch, dem Fähigkeiten und Können zugetraut wird (vgl. von Spreti/ Martius/ Förstl 2012, S. 6).

Die künstlerischen Werke (zum Beispiel Bilder oder Skulpturen), die in der kunsttherapeutischen Arbeit entstehen, bietet der Klientin Schutz, um sich von ihrem Erleben (dies könnten zum Beispiel Probleme im Umfeld sein oder traumatische Erlebnisse), was sie innerlich beschäftigt, zu distanzieren. Die entstandenen künstlerischen Werke sind Stellvertreter für Hoffnung, Wünsche, Ängste, Erinnerungen und Visionen (vgl. Titze 2012, S. 2). Die Kunsttherapie möchte die Menschen dahingehend begleiten, ihr Erleben in eine erträgliche und angenehme Form zu bringen, damit der Klient wieder ein „normalen“ Alltag, mit Berücksichtigung seines Erlebens, führen kann (ebd., S. 4). Daher dient die Kunsttherapie als ein unterstützendes therapeutisches Angebot, das mit nonverbalen Mitteln arbeitet und aus diesem Grund auf die Sprache nicht unbedingt angewiesen ist (vgl. Spangenberg 2011, S. 18).

1.1 Entstehung der Kunsttherapie

Ein fundamentales Element, welche auch für die Entstehung der Kunsttherapie mitverantwortlich ist, ist die Kreativität. Die renommierte Künstlerin Natalie Rogers (2002, o.S.) beschrieb die Kreativität wie folgt:

2 Unter Ambivalenz versteht man den Begriff der Doppelwertigkeit, Doppelgerichtetheit, ein von Bleuler

im Jahr 1910 eingeführter Begriff, verstanden als Grundsymptom der Schizophrenie: zur gleichen Zeit bestehende angenehme und unangenehme Gefühle, zwei einander widersprechende Aussagen, einander widersprechende Wünsche und Wertungen, gleichzeitiges Bestehen von Ja und Nein. Freud verwendete wenig später diesen Begriff zur Kennzeichnung von neurotischen Personen, die z.B.in extremer Form zwischen Liebe und Hass schwanken (vgl. Spektrumverlag online 2018, o.S.)

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„Die Kreativität ist wie die Freiheit: Wenn man einmal davon gekostet hat, kann man nicht mehr ohne sie auskommen. Sie ist eine transformative Kraft, die den Selbstwert

und die Selbstbestimmung stärkt.“

Die Kunsttherapie entwickelte sich zuerst aus methodisch-experimentellen Einzelaktionen aus der Psychotherapie und der gestalterischen Erlebnispädagogik, ohne speziell eine Psychotherapeutin oder eine Kunsttherapeutin zu sein. Die ersten offiziellen Versuche, die künstlerischen und gestalterischen Prozesse des personenzentrierten Ansatzes, wurden relativ spät in die Praxis integriert. Vorreiter des personenzentrierten Ansatzes ist die Amerikanerin und Künstlerin, Natalie Rogers, die Tochter des Psychologen und Psychotherapeut Carl Rogers. Sie bot gestalterische Spiel- und Ausdrucksmaterialen an, die zur Auflockerung in den Pausen dienten.

Ihr personenzentrierter Ansatz wird in vier mediale Formen unterteilt:  Das Bild

 Die Sprache  Die Bewegung

 und die Skulptur (vgl. Groddeck 2014, S. 128).

Diese kreative Erweiterung der personenzentrierten Psychotherapie betrifft auch die konzeptionelle Grundlage, durch Carl Rogers entwickelt, der klientenzentrierten Psychotherapietheorie (ebd., S. 129). Die klientenzentrierte Psychotherapie besteht nicht nur aus dem kreativen Arbeiten, sondern in der anschließenden gemeinsamen wertfreien Betrachtung des Kunstwerkes. Also um einen authentischen Ausdruck ohne Leistungsanforderungen und Wertung (vgl. Spangenberg 2011, S. 21).

Lützenkirchen (2011, S. 124) ist der Meinung, dass jedes Individuum über eine angeborene Selbstverwirklichungstendenz verfüge (Aktivierungstendenz) und die Hauptaufgabe dieser psychosozialen Beratung ist die Schaffung günstiger Entwicklungsbedingungen zu fördern (Carl Rogers Lehre der persönlichkeitstheoretischen Grundannahme). Ziel dieses Beratungsprozesses nach Carl Rogers ist es, dem Klienten zu einer besseren Anpassung an seine lebensweltlichen Erfahrungen zu verhelfen und sein Selbstwertgefühl zu stärken, damit Selbstheilugsprozesse stattfinden können.

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In der Theorie der Kreativität im klientenzentrierten Konzept von Carl Rogers gibt es drei zentrale Verhaltensmerkmale:

Akzeptanz (Wertschätzung des Klienten durch den Berater)

o Anteilnahme am Erleben des Klienten, die nicht besitzergreifend ist, sondern eine Wertschätzung (diese ist an keine Bedingungen geknüpft)

Empathie (Einfühlendes Verstehen des Beraters gegenüber dem Klienten)

o Damit sind Empfindungen gemeint, die der Klient vielleicht verspürt

Kongruenz (Echtheit, Authentizität des Beraters dem Klienten

gegenüber)

o Grundlegenste Bedingung, die den positiven Therapieverlauf fördert

Diese Verhaltensmerkmale sind weniger erlernbare Techniken, sondern Grundeinstellungen, die man durch die eigene Persönlichkeitsentwicklung entfalten kann (ebd., S. 125 f.).

In England, circa im Jahre 1985, integrierte Liesl Silverstone die kunsttherapeutischen Elemente in die Praxis. Auch Liesl Silverstone bezieht sich auf die kreativen Prozesse nach Carl Rogers‘ Theorien.

Ende der 1980er-Jahre entwickelte sich die klientenzentrierte Kunsttherapie als eine kreative Psychotherapie in Deutschland. In Deutschland könnte die Kunsttherapie als eine Zusammenarbeit zwischen dem Patienten und der Therapeutin definiert werden, die innerhalb eines festgelegten zeitlichen und räumlichen Rahmens mit bildnerischen Werken erfolgt. Diese Form der Psychotherapie sollte offen sein für kreative und experimentelle Verfahren, also durch das Einbeziehen von kreativen Gestaltungselementen in die personenzentrierte Psychotherapie (vgl. Groddeck 2014, S. 129).

Solch eine klientenzentrierte Kunsttherapie durchläuft (ebd., S. 130 ff.) folgende fünf Phasen:

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 Erste Phase: Kontaktaufnahme

o Konzentration auf das Erleben, um genauer die Emotionen, die Bedürfnisse, die Ziele und Absichten des Klienten zu verstehen

o Unterstützung der kreativen Kräfte der Klientin

o In dieser Phase kommt es oft zu einem Konflikt des gestalterischen Könnens und dem eigenen Selbstbildes des Klienten

o Ansprechen des inneren Bildes, die die Rede der Klientin begleitet  Zum Beispiel: „Ich stelle mir das gerade ganz konkret vor, was Sie

da sagen, und es erscheint mir so, als ob sie auf einem Hochseil stünden …“ oder „Haben Sie ein inneres Bild von dem, was Sie da schildern?“

 Zweite Phase: Mal- und Gestaltungsaktion

o Hier entstehen die ersten Ideen für einen Gestaltungsprozess o Interventionsmöglichkeiten in dieser Phase wären:

 „Experimentieren Sie ruhig, probieren Sie alles aus, was Ihnen einfällt.“

 „Lassen Sie Ihre Hände einfach mal vom inneren Fühlen leiten.“  „Auch Strichmännchen können etwas deutlich machen ...!“  „Sie können das Ganze gerne auch wie ein Kinderbild gestalten,

machen Sie es so, wie ein Kind das malen würde!“  Dritte Phase: Werkbesprechung

o Der Therapeut und die Klientin sitzen nebeneinander und schauen auf das Produkt

o Hierbei ist es wichtig, dass die Therapeutin keine gestalterische Bewertung vornimmt

o Folgende Fragen der Unterstützung können dem Klienten helfen sich zu äußern:

 „Wie geht es Ihnen jetzt da innen drin, wenn Sie hier vor dem Bild sitzen?“

 „Was sind die wichtigsten Dinge auf dem Blatt?“  „Welche Botschaft geht für Sie von diesem Bild aus?“

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 Vierte Phase: Aha-Erlebnis

o Hierbei muss die Therapeutin darauf achten, ob sich beim Klienten ein Felt Shift3 zum Thema einstellt

o Äußerungen der Therapeutin können sein:

 „Da ist jetzt etwas Neues hinzugekommen, zu dem was Sie schon wussten, plötzlich bilden sich neue Verknüpfungen in Ihrem Kopf/Herz/Körper?“

 „Welche Stelle auf dem Bild hat Sie zu dieser neuen Einsicht geführt?“

 Fünfte Phase: Transfer in den Alltag

o In dieser Phase wird die Klientin angeregt, die neuen Einsichten aus der Kunsttherapie mit in ihren Lebensalltag mitzunehmen

o Folgende Interventionsmöglichkeiten können hilfreich sein:  „Wie könnte das alles draußen zur Anwendung kommen?“

 „Möchten Sie wissen, welche Gedanken und Phantasien ich zu Ihrem Bild/Objekt habe?“

2 Kunsttherapie in der Sozialen Arbeit

Die Sozialpädagogik (mit ihrer eingesetzten Kunst als methodisches Mittel) hat ihren Standort zwischen Kunsttherapie und Kunstpädagogik. Denn die Soziale Arbeit hat nicht die Absicht durch Kunst zu heilen und möchte auch nicht zur Kunstfähigkeit erziehen, sondern vielmehr durch künstlerische Mittel zur Selbstbefähigung verhelfen (vgl. Lützenkirchen 2011, S. 36).

Kreative Lösungen gehören mit zu den wichtigsten Fähigkeiten im Umgang mit Menschen. Dabei wird der Begriff „Kreativität4“ als ein Problemfindungsprozess oder

aber auch als Problemlösungsstrategie bezeichnet (vgl. Northoff 2013, S. 179) und wird in der Sozialen Arbeit ganzheitlich, offen und zielgerichtet auf das Individuum bezogen verstanden (vgl. Meis/ Meis 2012, S. 42 f.). Daher unterscheidet man zum einen

3 Unter Felt Shift versteht man den gefühlten Wandel in neue Sichtweisen und Gefühlszuständen als Folge

des Focusing-Prozesses (Erforschung des kreativen Wandel, der Problemlösungen kennzeichnet, und analysiert, was geschieht, wenn Erkenntnis, Umstrukturierung und Integration tatsächlich und spürbar erfolgen) (vgl. Spektrumverlag online 2018, o.S.)

4 Der Begriff „Kreativität“ stammt vom lateinischen Wort „creare“ und bedeutet so viel wie: erschaffen,

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kreativitäts-fördernde Faktoren (dies beschreibt häufig das Selbstbewusstsein, das Selbstvertrauen und die Neugier) und zum anderen kreativitäts-hemmende Faktoren (dies beschreibt die Reizüberflutung, die Beaufsichtigung und die Beobachtung) (ebd. 2012, S. 46 f.).

Die Kreativität zeichnet sich nach Northoff (2013, S. 182) durch folgende Eigenschaften aus:

 Problem-Sensitivität (Offenheit der Umwelt gegenüber)  Flüssigkeit (sich schnell und flüssig zu erinnern)

 Flexibilität (Zugangsmöglichkeit zum Problem finden)  Originalität (die Bereitschaft, Dinge anders zu sehen)  Elaboration (von der Idee zum konkreten Plan zu gelangen)  Umstrukturierung ( ungewöhnliche Konstellationen herzustellen)  Intensität des Denkens (Fähigkeit, in die Tiefe zu gehen)

 Analysierende Fähigkeit (das Ganze in Einzelteile zu zerlegen)

 Synthetisierende Fähigkeit (Einzelteile zu etwas Neuem zusammenzustellen)

 Kohärenz5 der Organisationen (Fähigkeit zur Komposition)

In der Sozialen Arbeit gilt das bildnerische Gestalten als eine ganzheitlich, ausgerichtete und ressourcen- sowie handlungsorientierte Methode und kann mit präventiven wie rehabilitativen Bestreben eingesetzt werden. Dabei soll in der präventiven Ansicht die Bewältigungsfähigkeit freigesetzt und der Fehlentwicklung vorgebeugt werden. Im rehabilitativen Bestreben sollen die Fähigkeiten mobilisiert und an das Handlungspotenzial angeknüpft werden (vgl. Lützenkirchen 2011, S. 40).

In der Sozialen Arbeit zählt die ästhetische Praxis zum Handlungsfeld der Kulturarbeit, bei der die wesentlichen Aufgaben die ästhetische Bildung und die Förderung der allgemeinen Entwicklung sind. Die Besonderheit des ästhetischen Lernens liegt in der Betonung der Wahrnehmungskomponente und der Deutungsoffenheit. Dabei geht es um die Selbstwahrnehmung des Klienten und um die differenzierte, subjektive Wahrnehmung zu dessen Umwelt (ebd. 2011, S. 43).

Bei der Interpretation der künstlerischen Werke ist jedoch Vorsicht geboten, da künstlerisch-ästhetische Äußerungen mehrdeutig und situationsabhängig sind und da

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kann zum Beispiel die Farbe schwarz als Aggressiv interpretiert werden, aber in einem anderen Kontext eine ganz andere Bedeutung besitzen. Daher dürfen Interpretationen oder Diagnosen auf Grundlage der ästhetisch-bildnerische Werke nur Fachleuten (wie Sozialpädagoginnen oder Psychologinnen) vorbehalten bleiben. Denn die Aufgabe des Sozialarbeiters liegt nicht in der Therapie, sondern vielmehr darin, der Klientin beim Umgang mit dem konflikthaften und emotional aufgeladenen Material wertschätzend zu helfen. Dafür benötigt die Sozialarbeiterin keine therapeutische Zusatzausbildung, um mit den belastenden Themen (zum Beispiel einem Trauma) der Klienten angemessen umgehen zu können (vgl. Meis 2012, S. 87 f.).

Nach Lützenkirchen (2011, S. 178) sind folgende sozialpädagogische Methoden in der täglichen Arbeit mit Klienten wichtig:

 Psychosoziale Beratung  Soziale Einzelhilfe

 Case-Management (Unterstützungsmanagement)  Soziale Netzwerkarbeit

 Soziale Gruppenarbeit

 Familien- und Vernetzungsarbeit

 Empowerment (Form der Selbstorganisation)  Erlebnispädagogik

2.1 Rechtliche Rahmenbedingungen

Die Sozialarbeiter, die eine Zusatzausbildung als Kunsttherapeut absolvierten, sind nach Menzen (2013, S. 19) im Rahmen des

 § 35a Sozialgesetzbuch Achtes Buch (SGB VIII) – Kinder und Jugendhilfe - Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche,

o Anspruch: wenn die seelische Gesundheit länger als sechs Monate von dem für ihr Lebensalter abweicht und dadurch die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben beeinträchtig ist

o Stellungnahme ist einzuholen vom Arzt oder Psychotherapeuten (vgl. Gesetze im Internet 2018, § 35a SGB VIII)

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 dem § 30 Sozialgesetzbuch Neuntes Buch (SGB IX) – Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderung - Frühförderung bei Entwicklungsverzögerung,

o Verordnungsermächtigung: das Bundesministerium für Arbeit und Soziales wird ermächtigt, Näheres zum Inhalt und zur Ausführung des persönlichen Budgets, zum Verfahren sowie zur Zuständigkeit bei Beteiligung mehrerer Rehabilitationsträger zu regeln (ebd., § 30 SGB IX)  dem § 29 SGB IX – Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderung

- Förderung der Selbsthilfe Behinderte,

o persönliches Budget: die Leistungsberechtigten sind an einer Dauer von sechs Monate gebunden

o Regelungen über die Ausrichtung der individuellen Förder- und Leistungsziele, die Erforderlichkeit eines Nachweises zur Deckung des festgestellten individuellen Bedarfs, die Qualitätssicherung sowie die Höhe der Teil- und des Gesamtbudgets (ebd., § 29 SGB IX)

 den §§ 10 – 12 Jugendgerichtsgesetz (JGG) - Weisungen der Jugendgerichtshilfe zur Erziehungsförderung

o der Richter kann auferlegen: Weisungen zu befolgen, die sich auf den Auf-enthaltsort beziehen, bei einer Familie oder in einem Heim zu wohnen, eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle anzunehmen, Arbeitsleistungen zu erbringen, an einem sozialen Trainingskurs teilzunehmen, einen Aus-gleich mit dem Verletzten zu erreichen (ebd., § 10 JGG)

o die Richterin bestimmt die Laufzeit der Weisung und kommt der Jugend-liche seiner Weisung nicht nach, dann kann die Richterin ihn in Jugendar-rest verhängen (ebd., § 11 JGG)

 dem § 71 Sozialgesetzbuch Zwölftes Buch (SGB XII) – Sozialhilfe – Altenhilfe o Alten Menschen soll neben den üblichen Leistungen auch Altenhilfe

gewährt werden

o Altenhilfe kommt in Betracht bei:

o Leistungen zu einer Betätigung und zum gesellschaftlichen Enga-gement, wenn sie vom alten Menschen gewünscht wird,

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o Leistungen bei der Beschaffung und zur Erhaltung einer Wohnung, die den Bedürfnissen des alten Menschen entspricht,

o Beratung und Unterstützung in allen Fragen der Inanspruchnahme altersgerechter Dienste,

o Leistungen zum Besuch von Veranstaltungen oder Einrichtungen, die der Geselligkeit, der Unterhaltung, der Bildung oder den kul-turellen Bedürfnissen alter Menschen dienen (ebd., § 71 SGB XII)

Bei diesen genannten Rahmenbedingungen kann die Sozialarbeiterin ohne notwendige Psychotherapieerlaubnis handeln.

Möchte man sich als Kunsttherapeut selbstständig machen, so muss man sich den Anforderungen des Amtsarztes vor Ort (hier: Heimatort des Kunsttherapeuten, wo er sich mit einer Praxis niederlassen möchte) stellen und sich den Maßgaben des Heilpraktikergesetzes6 (HPG) und seiner Prüfung unterziehen. Daher sollte man beachten, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen noch nicht ausreichend geregelt sind, aber dennoch in der Praxis gehandhabt werden. Ebenso haben die Krankenkassen ihre eigenen Vorgaben für Zulassungsanträge zur Behandlung und Kostenerstattung (vgl. Menzen 2013, S. 29).

2.2 Arbeitsfelder

Der Kunsttherapeut wurde in einem Beschluss vom 19. März 2009 zur neu geschaffenen Berufsgruppe der Spezialtherapeuten7 zugewiesen (ebd., S. 23).

Den Zugang zur Kunsttherapie erhält die Patientin durch den behandelnden Arzt oder durch das therapeutische Team mittels einer Überweisung. Wurde die Patientin in die Kunsttherapie aufgenommen, so erhält die Patientin eine Orientierung über den Ablauf dieser Therapie, der Verbindlichkeit sowie die Erklärung zur Frage, wie man den Patienten bei seinen Problemen durchs Malen helfen kann (vgl. Wendlandt-Baumeister 2012, S. 143). Auch der Kunsttherapeut muss mit Abwehrreaktionen der Klientin

6 Unter HPG versteht man ein Gesetz über die berufsmäßige Ausübung der Heilkunde ohne Bestallung

(vgl. Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz. Gesetze im Internet 2018, o.S.)

7 Dieser Begriff ist eine Sammelbezeichnung für nicht-ärztliche und nicht-psychologische Behandler im

Rehabilitationsprozess, wie z.B. Ergotherapeuten, Sport- und Bewegungstherapeuten, Physiotherapeuten (vgl. Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2018, o.S.)

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rechnen, da sich die Klientin oft aus Scham zurückhält, ihr die Worte fehlen um sich auszudrücken oder sie den Kunsttherapeuten nicht mit seiner Geschichte belasten möchte. Treten solche Abwehrreaktionen auf, so ist es wichtig, dass die Kunsttherapeutin seinem Klienten zu verstehen gibt, dass sie die Geschichte hören und seine Bilder sehen möchte (ebd., S. 144).

Die Kunsttherapeuten können in verschiedenen Bereich arbeiten, zum Beispiel in folgenden Arbeitsfeldern:

 Psychosomatik

 Psychotherapie/Psychiatrie  Prävention

 Reha/Nachsorge

Aber auch in folgenden Institutionen können Kunsttherapeuten tätig sein:  in Krankenhäusern und Tageskliniken

 in Kindergärten/Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe

 im Rahmen des Psychologischen Dienstes an Schulen und in anderen  in Altersheimen

 in Rehabilitationszentren  in Justizvollzugsanstalten

 in Selbsthilfeprojekten (vgl. Deutscher Fachverband für Kunst- und Gestalttherapie e.V. 2018, o.S.)

Nachstehend werden die wichtigsten Praxisfelder in der Kunsttherapie genauer erläutert.

2.2.1 Die Akutstation

Durch die Doppelqualifikation, als Sozialarbeiter und als Kunsttherapeutin, ist dieser an Kliniken gern gesehen und kann unter der Leitung eines Facharztes bei psychischen und psychosomatischen Störungen und bei verhaltensauffälligen Jugendlichen hinzugezogen werden (vgl. Menzen 2013, S. 24). Dabei sind die Akutstationen in der Regel geschlossene Stationen und haben im Allgemeinen eine gute personelle Ausstattung. Auf der Akutstation befinden sich überwiegend Patienten mit einer Selbst- oder Fremdgefährdung, bei denen das psychiatrische Störungsbild ein besonderes Maß an Betreuung erfordert. Darüber hinaus werden Patienten aufgenommen, deren

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Krankheitsbild noch diagnostisch unklar erscheint und bei denen eine intensive Beobachtung notwendig ist (vgl. Rentrop 2012, S. 243). Die Akutstation bietet dem Patienten erstmals nach langer Zeit wieder einen geregelten Tagesablauf. Dabei ist es wichtig, dass der Tagesablauf nicht mit zu vielen Aktivitäten ausgestattet ist, damit keine Überforderung stattfinden kann.

Die Kunsttherapie auf einer Akutstation ist durch die Arbeitsweise und die genutzten Materialien ausreichend flexibel, sodass sie in einem freien Zimmer auf- und wieder abgebaut werden kann (ebd., S. 244).

Zu Beginn einer kunsttherapeutischen Behandlung in einer Akutstation gilt es, Hemmungen beim Patienten abzubauen, da viele Patienten nicht an ihre künstlerischen Fähigkeiten glauben und meist nur fehlende gestalterische Betätigung in der Schulzeit vorweisen können. Die Kunsttherapie hat die Möglichkeit, die Belastbarkeit und das Durchhaltevermögen eines Patienten einzuschätzen, um weitere Hinweise auf Diagnostik und Therapie zu geben. Nicht nur die Gestaltung eines Bildes kann Hinweise auf Konflikte oder Probleme aufzeigen, sondern auch die Beteiligung sowie Art und Weise einer Äußerung in den Besprechungen. Dabei ist es sinnvoll, mehrere Bilder eines Patienten zu sammeln, um diese mit dem Arzt und dem Kunsttherapeuten zu besprechen. Solch Gespräche dienen dem Entwicklungsfortschritt und den nachvollziehbaren Veränderungen.

Der Großteil der Patienten auf einer Akutstation leidet an einer schizophrenen Psychose, aber auch Patienten mit einer bipolaren affektiven Störung, Persönlichkeitsstörungen und mit demenziellen Erkrankungen (ebd., S. 245) sind auf einer Akutstation zu finden. Im Tagesablauf kommt es gelegentlich zu Erregungszuständen8, etwa bei Patienten mit einer

akuten schizophrenen Erkrankung und bei Patienten mit einer Manie. Aber auch bei Patienten mit einer Borderline-Störung kommt es häufig zu Impulsausbrüchen (ebd., S. 247).

Des Weiteren schlägt ebenda (2012, S. 247) folgende Möglichkeiten vor, wie man auf solch derartige Situationen (Impulsausbruch, Erregungszustand) reagieren kann:

 Ruhe bewahren und ein Gespräch anbieten

 Stationspersonal hinzuziehen, da man mit einem gespannten und aggressiven Patienten nicht allein bleiben soll

8 Als Erregungszustand wird eine seelische Verfassung bezeichnet, in der ein Mensch eingeengt auf eine

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 Unbeteiligte Personen bitten, sich zurückzuziehen

 Emotional belastende Situationen sollte der Kunsttherapeut in einer Supervision nachbesprechen, auch wenn es dafür keine Garantie gibt

 Notfallsituation immer mit dem betroffenen Patienten nachbesprechen, im Sinne der Transparenz der Handlungsoptionen und zur Vorbeugung einer Traumatisierung.

2.2.2 In der Tagesklinik

Die tagesklinische Behandlung wird in Zukunft eine zentrale Therapieform für die akut psychiatrischen Erkrankungen sein. Die Zuweisung in eine Tagesklinik erfolgt durch eine psychiatrische Klinik oder direkt durch die ambulant behandelnden Ärzte.

Der tägliche Aufenthalt der Patienten in solch einer Tagesklinik ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die notwendigen medizinischen Diagnostiken, Therapieeinstellungen und Verlaufsbeurteilungen der akut psychiatrischen Erkrankungszustände geleistet werden können. Die Grundlage solch eines Therapiekonzepts ist das Zusammenspiel aus einer medizinisch-psychiatrischen Diagnostik und einer Therapie mit einer syndromorientierten Zusammenstellung von verhaltenstherapeutisch orientierten Gruppen- und Einzeltherapien, zum Beispiel von kognitivem Training, Sporttherapie, Entspannungsverfahren, kreatives Schreiben oder Depressionsbewältigung. Diese Verfahren sind inhaltlich auf das Therapieziel ausgerichtet. Das Ziel ist es, die Gefahr eines Rückfalls abzusehen und abzuwenden. Die Kunsttherapie eignet sich als Ideengeber für gruppenübergreifende gemeinsame Projekte und Unternehmungen, denn das schafft hohe Akzeptanz bei den Patienten und trägt zu einem positiven Klima in der Tagesklinik bei (vgl. Frieß 2012, S. 158). Die Teilnahme soll als gewinnbringend für die Patienten erlebt werden. Dazu bedarf es einer behutsamen Hinführung zur Gestaltungskraft, gerade wenn Einschränkungen der Fähigkeiten zur Abstraktion und Symbolisierung vorhanden sind. Daher wird sich auf eine exakte strukturierende Themenvorgabe, Formen und Materialien, kontinuierliche Verstärkung in Form von Lob und Motivation, Hilfe in Form von verbalen Anweisungen und nonverbalen Anleitungen durch das Mitgestalten in der Therapie konzentriert. Das Ziel dabei ist, die bildnerische Gestaltung zu fördern, sodass sich eine positive Besetzung der eigenen Bilder entwickeln kann (vgl. Pfeiffer 2012, S. 259) und das den Patienten durch kreative Verfahren der Ausgleich zur leistungsorientierten Therapien angeboten

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werden kann. Darüber hinaus sollen Konzentrationsfähigkeit, Aufmerksamkeit und Selbstvertrauen weiter gefördert und auch Anzeichen von Überforderung erkannt und nutzbar gemacht werden. (ebd., S. 263).

2.2.3 Ambulante Gruppe

Einige Absolventinnen der Kunsttherapie haben den Wunsch, sich nicht nur auf dem kunsttherapeutischen Feld weiterzubilden, sondern sind ebenso daran interessiert sich im ambulanten Bereich selbstständig zu machen (vgl. Menzen 2013, S. 29), da immer mehr Patienten große Probleme bei ihrer Entlassung aus der psychiatrischen Klinik aufweisen. Es fehlt den Entlassenen oft eine Anbindung an soziale Strukturen (persönliche Beziehungen, im Beruf oder im familiären Umfeld), um sich ein „normales Umfeld“ aufbauen zu können. Denn oft sind sie mit ihren kommunikativen Bedürfnissen alleine. Die ambulante Gruppe kämpft, wie viele andere Institutionen (wie Tagesklinik, sozialpsychiatrische Dienste) um das finanzielle Überleben und daher reicht das Angebot für die Patienten häufig nicht aus, um ihnen eine sinnvolle soziale Nachsorge zu gewährleisten (vgl. von Spreti 2012, S. 264).

Um in solch eine ambulante Gruppe zu gelangen, um weiterhin kreativ tätig zu sein, können sich die klinikentlassenen Patienten an ein Gespräch mit dem Kunsttherapeuten wenden, durch den dann eine Vermittlung an eine ambulante Kunsttherapie erfolgt (ebd., S. 265). Wurde die ehemalige Patientin in eine ambulante Kunsttherapie vermittelt, erfolgt in dieser auch der Ersteindruck des gesundheitlichen Befindens der ehemaligen Patientin, bei dem zunächst unter anderem geklärt wird, ob es bereits notwendig ist eine ambulante Weiterführung der Therapie in Anspruch zu nehmen oder ob noch ein paar Wochen gewartet werden kann. Da es sonst schnell zu einer Überforderung des gesundheitlich gebesserten Patienten kommen kann, weil dieser mit neuen Kontakten in der neuen ambulanten Therapiegruppe konfrontiert wird.

In einer ambulanten Gruppe geht es um den Austausch, die Problemerörterung und die Kreativität (ebd., S. 266). In solch einer Gruppe sind die Patienten untereinander im Kontakt, daraus erschließen sich des Öfteren auch Freundschaften und auch die soziale Verantwortung zueinander. Dem ungeachtet treten in der Gestaltungszeit die Gespräche in den Hintergrund, da sich die Patienten intensiv mit ihren Werken beschäftigen. Die Gestaltungsthemen suchen sich die Patienten selbstständig aus, da jeder unterschiedliche Erlebnisse, Gefühle und innere Bilder in der Woche gesammelt hat (hier ist die

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Zeitspanne von der einen Sitzung zur nächsten Sitzung gemeint, da jede Klientin einen unterschiedlichen Tagesablauf besitzt). Etwa 20 Minuten vor Gruppenende wird mit dem Malen aufgehört, damit noch Zeit übrig bleibt, um die Materialien wegzuräumen, die Tische zu säubern und die Bilder gemeinsam aufzuhängen. Es findet nur ein kurzer Austausch über den künstlerischen Ausdruck, die Technik und die Bildaussage statt (ebd., S. 268).

Eine ambulante Kunsttherapie zu gründen, ist ein lohnendes und wichtiges Geschehen in einer psychiatrischen Klinik, um eine optimale Nachsorge der Patienten zu gewährleisten (ebd., S. 269).

Nach Lützenkirchen (2011, S. 25) hat die Gruppenarbeit9 folgende Voraussetzung für das Gelingen:

 Arbeitsaufträge dürfen nicht fehlen

 Gruppenunerfahrene Teilnehmer müssen behutsam an die Situation herangeführt werden

 Der Arbeitsort muss geeignet sein

 Die Trainerin muss kompetent und präsent sein  Eine Ergebnispräsentation muss ermöglicht werden

 Bei Misserfolgen soll der Trainer den Fokus auf den Prozess statt auf das Ergebnis legen

 Der Zeitfaktor muss gemanagt werden, da die Mitglieder unterschiedlichen Zeitbedarf haben

Ebenda (2011, S. 24) werden die Nachteile einer Gruppenarbeit geäußert:  Ineffizienz durch Ablenkung

 Gefahr der Konkurrenz und Rivalität

 Unterschiedliches Kompetenzniveau kann zu Abwertung, Langeweile oder Unterforderung/Überforderung führen

 Gefahr des Rückzugs, des Sich-Versteckens

 Einschränkung der Konzentration durch Ablenkung

9 Lützenkirchen (2011, S. 24) definiert „Gruppenarbeit“ wie folgt: „soziale Gruppenarbeit ist eine Methode

der Sozialarbeit, die den Einzelnen durchsinnvolle Gruppenerlebnisse hilft, ihre soziale Funktionsfähigkeiten zu steigern und ihren persönlichen Problemen, ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des öffentlichen Lebens besser gewachsen zu sein“

(20)

3 Pädagogische Ziele der Kunsttherapie

Ziel der kunsttherapeutischen Arbeit ist es, dass sich die Klienten in den eigenen Bildern gegenüber treten, die Materialien als Hilfe zur Erfahrung begreifen und den Gestaltungsprozess mit dem eigenen Erleben verbinden (vgl. Titze 2012, S. 2).

In der ästhetischen Praxis der Sozialen Arbeit werden viele Fähigkeiten gefördert. Diese Fähigkeiten werden in körperliche, kognitive, emotionale und soziale Ressourcen und Potenziale unterteilt (vgl. Lützenkirchen 2011, S. 37).

Förderlich ist hierbei eine anregende und abwechslungsreiche Umwelt, die keine Dominanz von Reizarmut oder Reizüberflutung vorweist (vgl. Northoff 2013, S. 188). Folgende Fähigkeiten werden in der ästhetischen Praxis der Sozialen Arbeit laut Lützenkirchen (2011, S. 37) gefördert:

 Körperliche Fähigkeit

Zu den körperlichen Fähigkeiten zählen: Funktionsverbesserung, Training der Muskulatur und Fähigkeiten im Umgang mit Material, Technik und Werkzeug (ebd., S. 37).

 Kognitive Fähigkeit

Hierbei geht es um die Art und Weise, wie die Menschen Informationen ihrer Umwelt aufnehmen und verarbeiten. Dabei geht es um den geistigen Stil, dem Denken und Lernen (vgl. Northoff 2013, S.182 – 183).

Zu den kognitiven Fähigkeiten gehören: Selbststeuerung, Problemlösestrategien, Ausdrucksfähigkeit, Aufmerksamkeit, freies Denken, Gewinnung neuer Sichtweisen, Interpretationsfähigkeit, Motivation, Lernfähigkeit und Konzentration (vgl. Lützenkirchen 2011, S. 37 – 38).

 Emotionale Fähigkeit

Darüber hinaus zählt ebenda (2011, S. 38) unter anderem folgende Fähigkeiten auf: Eigenverantwortung, Gefühle wertschätzen/ zulassen/ ausdrücken, Selbstvertrauen, Selbstbestimmung, Anerkennung eigener und fremder Leistung und Frustationstoleranz.

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 Soziale Fähigkeit

Bereitschaft Regeln einzuhalten, Rücksicht auf andere zu nehmen, Toleranz, Sozialkompetenz, Kontaktfähigkeit, Integration, Kommunikationsfähigkeit und Gestaltung/ Strukturierung von Zeit und Freizeit gehören zu den sozialen Fähigkeiten, so ebenda (2011, S. 39).

Zu den Angeboten der Gestaltungspädagogik gehört unter anderem die Förderung der Sozialkompetenz/ Sach- und Fachkompetenz/ Selbstkompetenz und Persönlichkeitsbildung, sowie besondere Zugangsmöglichkeiten zu schwer erreichbaren Klienten/ Beziehungsgestaltung mit Klienten und besondere nonverbale Ausdrucksmöglichkeiten. Auch die Chance zur Erweiterung der Persönlichkeitsentwicklung, sowie Stärkung des Problemlösungsverhaltens und des Selbstbewusstseins und der Lebensfreude (ebd., S. 39).

Die Ziele der Sozialen Arbeit und die Ziele der gestaltungspädagogischen Intervention10

decken sich. Zu der Sozialen Arbeit gehören, laut Lützenkirchen (2011, S. 40), folgende pädagogische Ziele:

 Aktivierung von Vermittlungsprozessen zwischen Ich und Wirklichkeit

 Integration auseinander entwickelter Persönlichkeitsdimensionen11  Freiheit von Beschränkung

 Autonomieerfahrung

 Selbstwertgefühl, Kompetenzerfahrung

 Selbstwirksamkeitserfahrung und Selbstbewusstwerden  Entfaltung der Selbstkräfte und Ausdrucksmöglichkeiten  Ressourcenaktivierung

 Erlebnisaktivierung zur Persönlichkeitsentfaltung  Problembewältigung

 Förderung der Kommunikations- und Kontaktfähigkeit

10 Unter dem Begriff „Intervention“ versteht man eine geplante und gezielt eingesetzte Maßnahme, um

Störungen vorzubeugen, die zu beheben oder deren negative Folgen einzudämmen (vgl. Spektrumverlag online 2018, o.S.)

11 Unter Persönlichkeitsdimension versteht man die „Big Five“ der menschlichen Persönlichkeit. Unter

„Big Five“ versteht man folgende Persönlichkeitsfaktoren: 1) Neurotizismus (Neigung zu emotionaler Labilität, Ängstlichkeit und Traurigkeit), 2) Extraversion (Neigung zur Geselligkeit und zum Optimismus; Gegenpol: Introversion als Neigung zur Zurückhaltung), 3) Offenheit für Erfahrung (Neigung zur Wißbegierde, Interesse an neuen Erfahrungen), 4) Verträglichkeit (Neigung zum Altruismus, zur Kooperation und Nachgiebigkeit) und 5) Gewissenhaftigkeit (Neigung zur Disziplin, zu hoher Leistungsbereitschaft Leistung, zur Zuverlässigkeit) (vgl. Spektrumverlag online 2018, o.S.)

(22)

 Umwelt-und Lebensweltbezug  Subjektzentrierung

In den Handlungskonzepten der Sozialen Arbeit spielen die Förderung von Ressourcen (Entdeckung und Festigung der Kompetenzen) und Empowerment (Ressourcenaktivierung, also die Befähigung, die Defizite zu akzeptieren, um belastende Lebenslagen zu bewältigen) eine tragende Rolle (ebd. 2011, S. 41). Die kunsttherapeutischen Maßnahmen in der Sozialen Arbeit bieten einen Zugang zu Lösungsmöglichkeiten, sie ermöglichen die Integration vom Bewusstem und Unbewusstem, sowie den Ausdruck jenseits von Sprache und die Projektion psychischer Inhalte auf das Werk. Ebenso wird die Aufmerksamkeit auf etwas Positives gelenkt, um einen sozialen Bezug herzustellen (ebd., S. 42).

Framing und Brugger (2009, S. 140) sind ebenfalls der Meinung, dass Kunsttherapie geeignet ist zum Abbau von psychischem Stress, zum Aufbau positiver Selbsteinschätzung, zur Stärkung des Selbstwertgefühls, zur Aktivierung von Gefühlen und Erinnerung und zur Wahrnehmungsschärfung.

4 Zielgruppenspezifische kunsttherapeutische Intervention

Bevor das erste Setting12 mit einem neuem Klienten stattfinden kann, wird eine kleine Einführung in dem geschützten Raum bei der Kunsttherapeutin durchgeführt, um dem Klienten alles ausführlich zu zeigen und zu erläutern. Wird solch eine Einführung vergessen, dann besteht für die Kunsttherapeutin die Gefahr, dass der Klient sich hilflos und orientierungslos fühlt (vgl. Spangenberg 2011, S. 30).

Wichtig bei der Arbeit mit Materialien in der Kunsttherapie ist, dass diese von einer guten Qualität und einfach zu handhaben sind, damit das Werk des Patienten durch seine Leuchtkraft der Farben (hier die Farbe mit Acryl) bestärkt wird (vgl. Wendlandt-Baumeister 2012, S. 141). Ebenso ist es wichtig, dass die Soziale Arbeit auf künstlerische Perfektion und gestalterisches Talent verzichtet und eher eine entspannte Atmosphäre mit dem Klienten aufbaut (vgl. Northoff 2013, S. 188). Kreative Medien schaffen eine Brücke zum Unbewussten, denn sie öffnen Erlebnisräume und sind Formen des Ausdrucks, die weit über die Sprache hinausgehen (vgl. Hölzle/ Jansen 2009, S. 83). Hierbei geht es nicht

12 Unter dem Begriff „Setting“ wird die Gesamtheit der Umweltmerkmale, die auf unser Verhalten Einfluss

nehmen (z.B. auf therapeutische Prozesse, Umweltverhalten, ästhetisches Erleben) (vgl. Spektrumverlag online 2018, o.S.)

(23)

nur um das künstlerische Ergebnis, sondern um den individuellen und kreativen Prozess (vgl. Hett 2011, S. 11). Denn jede Person besitzt seine eigene Ausdrucksweise, seine eigene Sprache und jeder hat seine eigene Form der Lebensbewältigung (vgl. Spangenberg 2011, S. 18).

Eine große Rolle, in der kunsttherapeutischen Intervention, spielt die Anregung der Sinne:

 das Sehen,  das Fühlen,  das Denken und

 das bildhafte Gestalten stimuliert die Menschen (ebd., S. 19).

Ebenda (2011, S. 37 ff.) gibt einen beispielhaften Aufbaue der ersten Sitzungen einer Kunsttherapie, die wie folgt aufgebaut sein kann:

 Bevor die ersten Sitzungen stattfindet, werden verschiedene Angebote mit der Klientin besprochen (natürlich unter der Berücksichtigung des Krankheitsbildes):

o Entspannungsübungen, Schließen der Augen, Atmungsübungen und Bewegungsübungen der Arme, Phantasiereisen, rezeptive Kunsttherapie, Bildbetrachtungen ausgewählter Kunstwerke, kreatives Arbeiten mit Farbe und Pinsel, Experimenteller Druck, Monodruck, Spiegelbild, Überraschungsbild, Skrippeltechnik

1. Sitzung: die Durchführung einer Übung aus dem oben genannten Angebot, die

vor der ersten Sitzung besprochen wurde. Mit solch einer Übung können die Klienten einen Abstand zum Alltag gewinnen. Nach der Entspannung erfolgt die Skrippeltechnik (Augen sind geschlossen und ein freies unbewusstes Kreisen mit dem Stift erfolgt). Dann öffnet der Klient wieder seine Augen und das Bild wird gemeinsam betrachtet. Fragestellung: „wie wirkt dieses Bild auf Sie oder an was erinnert es Sie?“. Wenn noch genügend Zeit vorhanden ist, dann kann man diese Zeit mit der rezeptiven Kunsttherapie (Postkartensammlung) füllen. Zum Abschluss erfolgt nochmal eine Entspannungsübung.

(24)

2. Sitzung: zu Beginn der nächsten Sitzung kann eine zehnminütige Fantasiereise

stattfinden. Im Anschluss soll die Klientin ihre Fantasiereise bildlich darstellen und die Klientin soll frei darüber berichten.

Dabei sollte nie außer Acht gelassen werden, dass die Sitzungen immer klientenorientiert aufgebaut werden, zwecks Krankheitsgeschichte, Ressourcenverluste oder wegen einem „schlechten Tag“ (ebd., S. 51)

Bei ausländischen Klienten erfolgt die kunsttherapeutische Behandlung mit Hilfe eines Sprachmittlers, der die komplette Therapiestunde begleitet und übersetzt (vgl. Wendlandt-Baumeister 2012, S. 142).

4.1 Bei Patienten mit Traumastörung

Die Traumastörung wird nach den ICD-10 F60-F69 zu den Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen codiert. In diesem Abschnitt des ICD-10 sind klinisch wichtige, meist langanhaltende Zustandsbilder und Verhaltensmuster aufgereiht (vgl. Krollner 2018).

Bei einer Traumstörung unterscheidet man in apersonale und personale Traumatisierung. Unter apersonale Traumatisierung versteht man Erlebnisse wie zum Beispiel Naturkatastrophen, während die personale Traumatisierung gravierende Erlebnisse sind wie zum Beispiel Folter, Vergewaltigung und Vernachlässigung. Die personale Traumatisierung führt dadurch häufig zu einer schwerwiegenden Beeinträchtigung (vgl. Reddemann 2012, S. 115). Des Weiteren unterscheidet man in I-Trauma und in Typ-II-Trauma. Typ-I-Trauma ist überwiegend einmalig, es passiert plötzlich und setzt häufig überraschend ein. Dazu zählen eben Naturkatastrophen wie Tsunamis, Hurrikans oder auch Verkehrsunfälle. Beim Typ-II-Trauma wirken die Erlebnisse über einen längeren Zeitraum kumulativ13 ein. Dieses Trauma wird durch Personen verursacht, wie beispielsweise bei Raubüberfällen, Vergewaltigung, Folter, Krieg und Geiselnahme (ebd., S. 116).

Bei der Kunsttherapie mit Traumatisierten werden Leiden und überlebensnotwendige Bewältigungsmechanismen gewürdigt, sodass die psychische Widerstandskraft und die darin enthaltene Ressourcen zu einer kreativen Überlebensform entwickelt werden. Es

13 Kumulativ bedeutet so viel wie: sich anhäufend, anwachsend, sich steigernd, sich summierend (vgl.

(25)

werden die Entwicklungen früher Symbolisierungsprozesse gefördert, die Wahrnehmung der Gegenwart unterstützt und die Affekt- und Dissoziationskontrolle erarbeitet (vgl. Rentsch 2012, S. 120). Dieses Konzept14 der Selbstregulierung und Selbstheilung kommt

häufig in der Psychodynamischen Imaginativen Traumatherapie, kurz PITT15 genannt, vor (vgl. Diegelmann 2007, S. 191).

In der Arbeit mit Traumatisierten ist es besonders wichtig, dass die Kunsttherapeuten achtsam und sorgsam mit den entstandenen Werken der Patientinnen umgehen und ihre Einzigartigkeit sehen lernen (vgl. Rentsch 2012, S. 121). Durch die imaginativen Fähigkeiten ist es möglich Grenzen zu überschreiten, Zeit und Raum einzuschränken und das Erleben neuer Möglichkeiten, die die Patienten nicht mehr oder noch nicht hatten. Dabei werden die Bereiche Tagträume, Erinnerung, Fantasie und Einbildungskraft umfasst und eng verbunden mit deren Kreativität (ebd., S. 122).

Nach Wendlandt-Baumeister (2012, S. 136) hat die Kunsttherapie folgende Behandlungsziele bei Patienten mit Traumastörung:

 Linderung der psychosomatischen Symptome  Stärkung des Selbstwertgefühls

 Aufbau von Fertigkeiten zur Handlungs- und Affektkontrolle  Integration dissoziativen Erlebnisinhalte

 Wiederherstellung der Beziehungs- und Bindungsfähigkeit.

Zu beachten ist dabei auch, dass die Patienten oft ihr traumatisches Erlebnis bildhaft darstellen. Dabei ist es die Aufgabe der Kunsttherapeutin, nicht nur die seelischen Inhalte zum Ausdruck zu verleiten, sondern müssen auch ihr Vorgehen danach ausrichten, dass ein Flashback16 vermieden wird (ebd, S. 137). Daher liegt das Augenmerk vielmehr darin, das geschwächte Selbst des Patienten wiederherzustellen und deren Entwicklung zu fördern (ebd., S. 139). Wichtig ist daher auch, dass ein intensiver therapeutischer Prozess

14 Das 3-Phasen-Model orientiert sich an Phase I: Affekt- und Dissoziationskontrolle durch Imaginations-

und Achtsamkeitsarbeit, Phase II: Traumakonfrontation und auf die letzte Phase der Integration, Trauern und Neuorientierung (vgl. Diegemann 2007, S. 191)

15 Der PITT ist ein innovativer Therapieansatz, der von Luise Reddemann (circa 1985) zur Behandlung

von Traumafolgestörungen entwickelt wurde. Besonders in der Behandlung bei komplexen Posttraumatischen Belastungsstörungen, dissoziativen Störungen und Persönlichkeitsstörungen hat sich PITT klinisch bewährt (ebd., S. 191)

16 Der Begriff „Flashback“ definiert Stangl (2018, o.S) als eine Wiederholung eines traumatischen

Gesche-hens, das für die betroffene Person nicht wie ein Erinnerungsbild, sondern als Wiederholung des traumati-schen Geschehens, als Realerlebnis, erfahren wird.

(26)

aufrecht gehalten werden kann, wenn die therapeutische Arbeit im Einzelsetting geschieht. Dies wird in der Regel durch zwei wöchentliche Einzelsitzungen von je 1 oder 1,5 Stunden vereinbart. Die kunsttherapeutische Einzelarbeit ist eine langfristige Behandlung von einem oder zwei Jahren und kann im Laufe der Zeit auf eine wöchentliche Einzelsitzung reduziert werden.

Auch können die Kunsttherapeuten selbst an die Grenzen ihrer eigenen Belastbarkeit gelangen, mit solch extremen Traumata, welche die Patienten mitbringen. Denn wenn die Kunsttherapeutin die Nähe-Distanz verliert (Flexibilität zwischen Empathie und Profession), kann sie selbst von einer Traumatisierung betroffen werden und Symptome aufweisen, die denen ihrer Klienten gleichen. Aus diesem Grund sind präventive Maßnahmen wie Supervision notwendig, aber auch die therapeutische Profession des Malens kann die Kunsttherapeutin für sich nutzen (ebd., S. 146).

4.2 Bei Kindern

Wenn bereits Kinder im Alter von zwei Jahren vier oder mehr Risiken ausgesetzt waren, zeigten sie in der Schulzeit schwere Lern- und Verhaltensstörungen und wurden im Jugendalter straffällig und hatten psychische Probleme (vgl. Hölzle/ Jansen 2009, S. 76). Ebenso leben Kinder eher in der Gegenwart als in der Vergangenheit, da sie noch keine Vorstellungen von ihrem gesamten Leben als eine Ganzheit haben und besitzen noch kein ausgeprägtes autobiografisches Gedächtnis. Denn Kindern fällt es schwer, zwischen subjektiven und objektiven Faktoren, zwischen Fantasien, Träumen und Wünschen zu unterscheiden (vgl. Rath 2009, S. 100). Man geht davon aus, dass kreative Tätigkeiten Kinder bei der Verarbeitung es Erlebten unterstützen und ein Gegengewicht zu den Belastungen des Alltags schaffen (vgl. Framing/ Brugger 2009, S. 137). Grundsätzlich kann durch kreative Medien die Kommunikation in Gang gesetzt und verbessert werden, da den Kindern die Möglichkeit geboten wird, sich in einem Schutzraum nonverbal zu äußern. Denn Kinder besitzen große Freude an kreativ-gestalterischen Tätigkeiten und gehen dabei ohne Vorurteile an die Arbeit (ebd., S. 139).

Auch spielt es eine untergeordnete Rolle, welches Geschlecht die Kinder besitzen, denn es muss darauf geachtet werden, dass von jedem Geschlecht mindestens zwei Kinder im Malprozess einbezogen werden, um einem gruppendynamischen Prozess gerecht zu werden (ebd., S. 142). Ebenso ist es wichtig, dass es sich um eine geschlossene Gruppe

(27)

handeln sollte, um so ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und somit ein Schutzraum geschaffen werden kann. In solch einer Gruppe müssen Regeln zur Kommunikation und zum gemeinsamen Umgang aufgesetzt werden, um jegliche Art von Gewalt auszuschließen (ebd., S. 142-143).

Durch den Umgang mit den biografischen Erfahrungen der Kinder, aus der geschlossenen Gruppe, können kreative Materialien nonverbale Ausdrucksmöglichkeiten für Gefühle und Empfindungen bieten (ebd., S. 145).

Bei Kleinkindern unterscheidet man eher die Bewegungsmuster vom Körper weg und wieder hin sowie die Rechts-Links-Bewegung und nicht von einem bildnerischen Verhalten. Kleinkinder beginnen zu erst mit dem Schmieren (sei es mit dem Brei, im Schlamm oder im nassen Sand), dabei haben sie keine speziellen Vorlieben und auch die Farbwahl hat keine spezifische Bedeutung (vgl. Heyl/ Schäfer 2016, S. 35). Im Anschluss erfolgen die ersten Kritzeleien, wo druckreiche Bewegungen mit dem Unterarm entstehen und abrupte Richtungswechsel entstehen. Bei den Kritzelzeichnungen steht die Bewegungslust im Mittelpunkt und es befasst sich mit zwei motorischen Abläufen, dem Greifen und Loslassen der Stifte und der Bewegung und Drehung des Armes (ebd., S. 36 f.). Je älter die Kleinkinder werden, desto eher entstehen die ersten Bilder, bei denen schon mehr darauf geachtet wird, dass sie nicht mehr über den Blätterrand hinaus malen. Hinzu kommt, das nun durch die Bilder Bedeutungen erzeugt werden und die Kinder die ersten konkreten Formen benennen können (ebd., S. 41 f.).

Folgende Inhalts- und Bedeutungsebenen werden von Heyl und Schäfer (2016, S. 42) zusammengefasst:

 Ebene des motorischen Handels (Bewegungsabläufe werden gesteuert)

 Ebene eines expliziten Formkonzepts (Verhältnis grafischer Elemente werden gesteuert)

 Ebene der gegenständlich definierten, externen Repräsentation (kleine Form steht für den Stein, große Form steht für den Vulkan)

 Ebene des emotionalen Ausdrucks (unmittelbare Erfahrungen mit dem Thema verarbeiten)

 Ebene der erweiterten ikonischen Repräsentation (Ähnlichkeitsbeziehung mit dem Thema/ Symbolspiel)

 Ebene der generellen Sinngenerierung durch Bilder (Spiel mit Bedeutung im Rahmen einer Kommunikationssituation)

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 Ebene der Kommunikation (agiert mit anderen)

 Ebene der zeichnerischen Symbole (Bildsymbol oder auch Schriftsymbol)

Wenn sich in den Kinderzeichnungen erste Konflikte oder Probleme zeigen, dann kann eine Kunsttherapie diagnostisch genutzt werden. Da die Kinder oft nicht über ihr Leid sprechen können oder manchmal sogar nicht dürfen, werden die Zeichnungen als Möglichkeit genutzt sich zu artikulieren. Aus diesem Grund werden Bilder genutzt, damit man einen Zugang zum Kind erhält, um mögliche Belastungen zu erkennen. Dabei lassen sich folgende verschiedene Beobachtungsbereiche differenzieren, um einen umfassenden Befund zu erhalten:

 Perspektive des Entwicklungsstandes zum Alter des Kindes o Welche Zeichen/ Motive/ Symbole tauchen auf?

o Wie sind die Formen ausgearbeitet und in welcher Größe sind sie dargestellt? o Was lässt sich zur Strichführung sagen?

o Welche Farben werden eingesetzt? (ebd., S. 58 ff.).  Emotionale Perspektive

o Auf was könnten bestimmte Bildsymbole hinweisen?

o Könnte der massive Einsatz einer bestimmten Farbe auf eine seelische Verfasstheit hinweisen?

o Wie ist die Pinselführung? Fest oder zart?

Heyl und Schäfer (2016, S. 60) äußern folgende Phänomene, die zu Fehlinterpretationen verleiten, wenn Kinder malen:

 Das Kind verwendet in seinem Bild massiv die Farbe Schwarz

o Wird gern von Kindern genutzt, da es einen schönen Kontrast zum weißen Blatt gibt

 Regression (langsamer Rückgang) in der Malentwicklung

o Erst wenn der Stillstand über einen längeren Zeitraum anhält, dann sollte die Ursache untersucht werden

 Figuren sind übergroß oder extrem klein

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 Gesichter haben einen ängstlichen Gesichtsausdruck

o Die meisten Linien lassen sich in ihrer Wirkung nur schwer steuern

Ebenso zu beachten ist das unterschiedliche Entwicklungstempo zwischen Jungen und Mädchen. Denn Mädchen versuchen viel früher an zu sprechen als Jungs. Mädchen zeigen auch viel mehr Empathie, Empfindsamkeit, soziale Ansprechbarkeit und sind kooperativer als das andere Geschlecht. Auch unterscheidet sich die Erkrankungshäufigkeit für psychische Störungen zwischen Jungen und Mädchen. Demnach kann die Entwicklung eines Kindes ungünstig beeinflusst sein, wenn ein Elternteil an einer psychischen Erkrankung leidet. Denn je höher die Anzahl der Belastungen sind, desto wahrscheinlicher ist mit Entwicklungsauffälligkeiten beim Kind zu rechnen (vgl. Frank 2012, S. 206).

Bilder sind für Kinder ein sichtbares und vorzeigbares Erfolgserlebnis, da sie zu einem besseren Verständnis beitragen. Denn anhand der Bilder, welche die Kinder malen, lässt sich ein Eindruck von therapeutischer Arbeit vermitteln (vgl. von Spreti 2012, S. 211).

4.3 Bei Jugendlichen als berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme

Vorab muss erst einmal der Begriff „Adoleszenz“ 17erläutert werden, um genauer auf

die Zielgruppe der Jugendlichen einzugehen. Dabei hilft die 5-fache Aufteilung der Adoleszenz von Schwab nach Fend (2009, S. 152):

 Präadoleszenz (10. - 12. Lebensjahr)  Frühadoleszenz (13. - 15. Lebensjahr)

 Mittlere (eigentliche) Adoleszenz (15. - 17. Lebensjahr)  Späte Adoleszenz (18. - 20. Lebensjahr) und der

 Postadoleszenz (21. - 25. Lebensjahr).

Die Entwicklung von Identität ist eine wichtige Aufgabe in der Adoleszenz, damit der Jugendliche in der Lage ist, seine soziale Rolle als Erwachsener in Anspruch zu nehmen (ebd., S. 156). Denn die Heranwachsenden richten lieber ihren Blick auf die Zukunft und

17 Unter „Adoleszenz“ versteht man die Bezeichnung für das Entwicklungsprozessuale des Jugendalters in

allen psychologischen Aspekten (z.B. Identitätsbildung, Aggression, Bezugsgruppenbildung) (vgl. Spektrumverlag online 2018, o.S.)

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assoziieren mit der unmittelbaren Vergangenheit kindliche Unmündigkeit und Abhängigkeit, mangelnde Urteilsfähigkeit und fehlende Zugangsberechtigungen (ebd., S. 164).

Nach Schwab (2009, S. 165) haben kreative Medien folgende Vorteile bei Jugendlichen:  Die Abwehr des Zurückblickens selbst kann von Beginn an oder im Verlauf zum Gegenstand des biografischen Arbeitsprozesses mit kreativen Medien gemacht werden

 Kreative Medien eigenen sich als Projektionsfläche für subjektive Einstellungen (Normen, ethische und moralische Wertvorstellungen etc.)

 Ein besonderes Merkmal biografischen Arbeitens mit kreativen Medien ist attraktive Gestaltungsfreiheit bei gleichzeitiger Regelverbindlichkeit

 Persönlich bedeutsame Symbole können bzw. sollen in die kreative Biografiearbeit eingebracht werden.

Somit lässt sich festhalten, dass die Arbeit mit kreativen Medien zukunftsorientiert ausgelegt sein kann (ebd., S. 165).

Stark verunsicherte Jugendliche wissen nicht, wie sie ihre Zukunft gestalten sollen und sind aus diesem Grund großen Belastungen ausgesetzt. Denn ohne die berufliche Orientierung ist es für die Jugendlichen nicht möglich, die Entwicklungsphase einer beruflichen Identität zu erwerben. Für junge Mädchen ist die Entwicklung der Geschlechterrolle noch eine weitere Entwicklungsaufgabe in der Adoleszenz. Bei den jungen Mädchen ist es daher noch erforderlich, eine Balance herzustellen zwischen dem gesellschaftlichen akzeptieren und der eigenen Sexualität (vgl. Bart/ Tumbrink 2009, S. 199). Durch diese fehlende Balance, welche die Jungen und Mädchen in dieser Phase durchleben, kann Gewalt als Entlastung von einem problematischen Alltag und als Strategie, sich den gesellschaftlichen Anforderungen zu stellen, gesehen werden. Jugendliche neigen zu Gewalt, weil ihnen alternative Lösungen fehlen (ebd., S. 200). Zu den kreativitätsfördernden Einflüssen gehören unter anderem die Assoziationsförderung durch gegenseitige Anregungen und die Aktivierung durch aufgabenorientierten Wettbewerb zwischen den Gruppen. Durch das emotionale Sicherheitsgefühl in der Gruppe entsteht ein Hemmungsabbau und es wird das Verständnis der anderen Gruppenmitglieder gefördert (vgl. Northoff 2013, S. 189). Die Teilnahme der Patienten in der Gruppe ist verbindlich. Der Umfang der Therapien der kunsttherapeutischen Gruppe, von maximal 6 Personen, liegt bei 12 Terminen. Diese

(31)

Termine finden einmal wöchentlich oder als Projektarbeit statt (vgl. Wendlandt-Baumeister 2012, S. 143).

Des Weiteren kann man ein Kunstprojekt als berufsvorbereitenden Workshop durchführen. Bei einem Angebot einer Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme ist die Agentur für Arbeit der Auftraggeber und schreibt diese Maßnahme öffentlich aus. Die gesetzliche Grundlage dafür bilden die § 61 und § 61a SGB III. Die Teilnehmer einer solchen Maßnahme sind junge Menschen unter 25 Jahren, die im Übergang von der Schule in den Beruf sind. Ziel dieser Maßnahme ist, das sich die Jugendlichen umfassend in den vorhandenen Berufsfeldern orientieren, sie erproben und schlussendlich eine Entscheidung zur Berufswahl treffen (vgl. Lützenkirchen 2011, S. 141). Denn die Eltern der Jugendlichen haben oft nicht das Wissen, was den Kindern fehlt und wie man diese Mängel ausgleicht, aber auch die Lehrer trauten den Jugendlichen nur in geringen Maße Erfolg zu, was dann häufig bei den Jugendlichen zu einer Abwärtsspirale führte (ebd., S. 142).

Nach Lützenkirchen (2011, S. 142) ist das vorrangige Ziel einer Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme eine nachhaltige Integration der benachteiligten Jugendlichen in den Arbeitsmarkt oder Ausbildungsmarkt. Demnach richtet sich diese Maßnahme an Jugendliche, die noch nicht reif genug sind für einen Beruf, an junge Menschen mit einer Lernbehinderung, einer Körperbehinderung oder einer psychischen Behinderung, an jungen Menschen mit Migrationshintergrund und an die Jugendlichen, die noch keine Erfolge bei ihrer Suche nach einem Beruf oder einer Ausbildung hatten. In der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme sollen Hemmnisse überwunden werden und wenn notwendig auch mit therapeutischer Hilfe. Die Inhalte des Konzeptes werden den Jugendlichen in Form von Unterricht und Training nach den Vorgaben der Agentur für Arbeit in vier Berufsfeldern (Metall, Kosmetik und Körperpflege, Gesundheit und Soziales sowie Wirtschaft und Verwaltung) vermittelt.

Um sich auf die Berufsausbildung vorzubereiten müssen die Teilnehmerinnen der Maßnahme regelmäßig ein Berichtsheft führen, Arbeitsmaterialien anschaffen und die besprochenen Regeln für die Bildungsmaßnahme einhalten (ebd, S. 142 f.).

Zu den wesentlichen Zielen und Aufgaben einer Bildungsmaßnahme zählen nach Lützenkirchen (2011, S. 143):

 Erweiterung des Berufswahlspektrums

(32)

 Individuelle lehrgangsbegleitende Beratung, insbesondere bei der Entscheidungsfindung sowie der Planung und Vorbereitung des Übergangs in Ausbildung, andere Qualifizierungsmaßnahmen oder Beschäftigung

 Vermittlung fachpraktischer und fachtheoretischer Grundkenntnisse und Grundfertigkeiten

 Erwerb betrieblicher Erfahrungen und die Reflexion betrieblicher Realität  Verbesserung der bildungsmäßigen Voraussetzungen zur Ausbildungsaufnahme  Stärkung der sozialen Kompetenzen und Unterstützung bei der Bewältigung von

Problemen

 Förderung und Einübung von Einstellungen und Fähigkeiten, die für eine erfolgreiche Bewältigung einer Ausbildung oder einer Arbeitsnehmertätigkeit notwendig sind

Die Jugendlichen sollen soweit geschult werden, damit ihre Kenntnisse und Fähigkeiten den definierten Anforderungen entsprechen. Außerdem lernen die Jugendlichen wie man erfolgreich Bewerbungsmappen und Anschreiben erstellt. Ebenso wie man sich auf ein Bewerbungsgespräch oder Eignungstest vorbereitet. Dabei werden Gespräche mit den Jugendlichen geführt, um den aktuellen Stand zu ermitteln, nach ihrem schulischen und privaten Hintergrund wird gefragt, damit man ein möglichst passgenaues Praktikum findet (ebd., S. 143 f.). Darüber hinaus wird die Übereinstimmung von Selbst- und Fremdbild des Jugendlichen überprüft, um zu sehen, wie realistisch der Teilnehmer seine Lage einschätzt und welche Anstrengungen er dafür aufbringen wird. Dabei werden auch die Kompetenzen wie Durchhaltevermögen, Konzentration und Sorgfalt in der Erledigung der Aufgaben überprüft. Jede erfolgreiche Erfüllung der Aufgaben wird gewürdigt und positiv verstärkt. Dadurch werden die Jugendlichen motiviert neue Wege zu gehen und sich selbst auch mal etwas zuzutrauen (ebd, S. 145).

Die Aufgabe der Sozialarbeiterin in einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme besteht darin, Alltagshilfen bereitzustellen und spezielle Hilfe bei auftretenden Krisen anzubieten. Dabei stehen sie dem Jugendlichen bei Fragen und Anliegen in regelmäßigen Sprechzeiten zur Verfügung. Darüber hinaus führen die Sozialarbeiterinnen Elterngespräche, Beratung und Einzelfallhilfe durch. Sie regen die Jugendlichen zur Eigeninitiative an und suchen nach neuen Möglichkeiten im sozialen Umfeld der Teilnehmer (ebd., S. 147 f.).

(33)

Ein Kunstprojekt kann bei solch einer Maßnahme hilfreich sein und geht meist eine komplette Woche. Dieses sollte anspruchsvoll sein und die sozialpädagogischen Ziele verfolgen. Diese Ziele bestehen darin, die Jugendlichen zu ermutigen und sie dabei zu unterstützen, sich frei in ihrer Bildsprache auszudrücken. Ein breitgefächertes Angebot an Materialien sollte bereitgestellt werden, das auch Jugendliche einlädt, die etwas zurückhaltender sind. Je länger die Jugendlichen an ihren Werken arbeiten können, desto größer wird der eigene Stolz über ihr Kunstwerk sein und sie werden andere an diesem Erfolg teilhaben lassen (ebd., S. 149 ff.). Das Kunstprojekt sollte immer eine Verbindung zum Lernfeld der Bildungsmaßnahme haben (ebd, S. 156)

Ebenso ist es wichtig, dass die Jugendlichen ihre eigenen Ressourcen entdecken und feststellen, dass doch viel mehr in ihnen steckt als sie selbst von sich erwartet hätten. Die Jugendlichen lernen in der Bildungsmaßnahme ihren eigenen Fähigkeiten zu vertrauen, um auch Unsicherheiten im Leben gewachsen zu sein und diese auch zu überwinden. Je mehr sie ihren eigenen Fähigkeiten vertrauen, desto stärker wird ihr Selbstvertrauen (ebd., S. 155).

4.4 Bei straffällig gewordenen Erwachsenen (Forensik)

Die Kriminalität18 ist im Jahre 2017 um fast zehn Prozent gesunken, lediglich die

Drogendelikte sind gestiegen. Die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) weist 5,76 Millionen Straftaten aus (vgl. Spiegel online 2018, o. S.).

Die Behandlung bei straffällig gewordenen Erwachsenen wird im § 61 Strafgesetzbuch (StGB) als „Maßregeln der Besserung und Sicherung“ niedergelegt. Der § 61 StGB beinhaltet die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus, in einer Entziehungsanstalt, in der Sicherungsverwahrung, aber auch die Führungsaufsicht und das Berufsverbot (vgl. dejure.org 2018, o.S.).

Dabei wird beim „Maßregeln“ nicht nur die Strafe zur Verbüßung einer Schuld verhängt, sondern auch auf die Richtung der „Besserung und Sicherung“ geschaut. Dabei verraten die Begriffe „Besserung und Sicherung“ die Reduzierung der Gefährlichkeit und sollen eine sichernde Funktion ausüben. Dabei hat das Strafrecht mit einer Zweiteilung zu tun, bei der es auf der einen Seite um die Schuldabgeltung geht und auf der anderen Seite die

18 Oberwittler (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung 2016, o. S.) definiert den Begriff „Kriminalität“

als schwerwiegende soziale Abweichungen und Regelverstöße, denn keine Gesellschaft ist frei von Straftaten und diese werden auch strafrechtlich verfolgt.

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