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Medienempfehlungen zur Berichterstattung über Suizide

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Academic year: 2022

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Suizide,

Suizidversuche und Suizidalität

Empfehlungen

für die Berichterstattung in den Medien

Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung

Georg Fiedler, Dipl.-Psych.

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Therapie-Zentrum für Suizidgefährdete Tel.: (040) 42803 4112

Fax: (040) 42803 4949,

email: tzs@uke.uni-Hamburg .de

Univ.-Doz. Dr. Elmar Etzersdorfer Furtbachkrankenhaus Stuttgart Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Tel.: (0711) 6465 126

Fax: (0711) 6465 155 email: etzersdorfer@fbkh.org

Prof. Dr. Armin Schmidtke Universität Würzburg

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Tel.: (0931) 201 766 80

Fax: (0931) 201 766 90

email: clips-psychiatry@mail.uni-wuerzburg.de

Weitere Informationen finden Sie unter:

www.suizidpraevention-deutschland.de

Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention – Hilfe in Lebenskrisen e.V.

Nikolsburger Platz 6, 10717 Berlin www.suizidprophylaxe.de

Mai 2006 Dieses Faltblatt wurde erstellt im

Rahmen des Nationalen Suizid- präventionsprogramms auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) und kann bezogen werden von:

Nationales Suizid Präventions Programm für Deutschland (Sekretatiat) Tel.: (0931) 201-76670, Fax: (0931) 201-76690

E-mail: clips-psychiatry@mail.uni-wuerzburg.de

Interviews mit Angehörigen

Der Suizid oder der Suizidversuch ist für die Angehörigen häufig ein schwerer Schock.

Er hinterlässt Trauer und oft werden Schuldgefühle, Hilflosigkeit, Ohnmachtsgefühle, nicht selten ver- mischt mit Ärger und Wut über das Verlassenwerden.

Die Angehörigen befinden sich in der Regel daher selbst in einer psychischen Ausnahmesituation und benötigen Unterstützung. In dieser Situation erscheint ihnen der Suizid häufig unverstehbar, oder sie suchen nach extremen oder einfachen Erklä- rungen. Äußerungen von Angehörigen sollten daher vor diesem Hintergrund verstanden werden und nicht als Erklärung des Suizids oder Suizidversuchs.

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Der Einfluss von Medienberichten

In vielen Untersuchungen wurde der Einfluss von Medienberichten auf suizidales Verhalten nach- gewiesen. Die Publikation von Derek Humphry‘s “Final Exit“ hatte in New York eine Steigerung der Suizide mit den im Buch beschriebenen Methoden zur Folge.

Der Fernsehsendung „Tod eines Schülers“ folgte eine Erhöhung der Anzahl von Suiziden Jugendlicher.

Bei entsprechender Berichterstattung über Suizide von Identifikationsfiguren, wie prominenter Persönlich- keiten oder „Stars“, kann diese Verhalten von suizidalen Menschen als Vorbild genommen werden.

Berichte über „Amoktäter“, die sich anschließend das Leben nahmen, führten gehäuft in zeitlicher Nähe zu ähnlichen Folgetaten.

In Wien waren Mitte der 80er Jahre vor allem U-Bahn-Suizide häufig Gegenstand der Berichte in den Medien. Durch eine vom Österreichischen Verein für Suizidprävention initiierte zurückhaltende Bericht- erstattung in den Medien reduzierte sich die Zahl der U-Bahn-Suizide um mehr als 70 % und blieb seitdem auf niedrigem Niveau.

Empfehlungen zur Berichterstattung über Suizide

In der Berichterstattung sollte alles vermieden werden, was zur Identifikation mit den Suizidenten führen kann, z.B.:

■ Einen Suizid auf der Titelseite oder als „TOP-News“

erscheinen zu lassen oder den Suizid als beson- ders „spektakulär“ oder „bizarr“ hervorzuheben (z.B. einen über „das Internet verabredeten Suizid“ oder eine besondere Suizidmethode).

■ Ein Foto der betreffenden Person (besonders auf der Titelseite) zu präsentieren und Abschieds- briefe zu veröffentlichen.

■ Den Suizid als nachvollziehbare, konsequente oder unausweichliche Reaktion oder gar positiv oder billigend darzustellen. Es sollte auch nicht der Eindruck erweckt werden, etwas oder jemand habe „in den Suizid getrieben“.

(„Für ihn gab es keinen Ausweg“).

■ den Suizid romantisierend oder idealisierend dar- zustellen (”Im Tod mit seiner Liebsten vereint“).

■ Die Suizidmethode und den Ort detailliert zu beschreiben oder abzubilden (z.B. ein bestimm- tes Hochhaus, eine bestimmte Brücke) oder Orte zu erwähnen, an denen Suizide gehäuft vor- kommen.

■ Hinweise auf „Suizdforen“ im Internet oder Webseiten, die den Suizid propagieren, geben.

Präventive Berichterstattung

Suizidpräventiv kann sein, wenn z.B. berichtet wird:

■ Ein Suizid ist immer ein Zeichen für psychische Probleme.

■ Über Hintergründe der Suizidgefährdung und Möglichkeiten der Hilfe.

■ Über Warnsignale und Risikofaktoren und über konkrete überregionale und regionale Hilfs- angebote.

■ Ein einfühlsames Eingehen auf die Angehörigen und Ihre Trauer.

Suizidalität ist ein schwerwiegendes gesundheits- politisches und gesellschaftliches Problem. Jedes Jahr nehmen sich in Deutschland über 11.000 Personen selbst das Leben. Vermutlich deutlich mehr als 100.000 Menschen überleben einen Suizidversuch, oft mit schweren Verletzungen und nachhaltigen

gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Von jedem Suizid sind im Mittel 6 Angehörige betroffen, die nicht selten selbst in große seelische Not geraten.

Eine Bitte an die Medien

Die Medien haben eine bedeutende Rolle in der Gesellschaft bei der öffentlichen und individuellen Wahrnehmung von Problemen und Ereignissen. Sie haben Einfluss auf die individuellen und gesell-

schaftlichen Haltungen und Meinungen zur Suizidalität und zum Suizid.

Eine sensible Berichterstattung in den Medien kann daher eine präventive Wirkung haben. Die Mehrheit der Menschen, die einen Suizid erwägen, sind diesem Entschluss gegenüber ambivalent. Im Vordergrund steht häufig nicht der Wunsch zu sterben, sondern die Vorstellung, so wie bisher nicht weiterleben zu können.

Die betroffenen Personen befinden sich in einem extremen krisenhaften emotionalen und psychischen Ausnahmezustand.

In dieser Situation können Medienberichte über Suizide den Entschluss oder Impuls einerseits zum Suizid, andererseits aber auch zur Suche nach Hilfe beeinflussen.

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