^»J?, ^ cf^'
Digitized by the Internet Archive
in
2011 with funding from
Boston Library Consortium IVIember Libraries
http://www.archive.org/details/beranalytischeOOritz
über analytiicbe Urteile
Eine Studie
zur Phänomenologie des Begriffs
i
j
m^'i . '
—
••!
Inaugural-Differtation
zur Erlangung der Doktorwürde
der pbilofopbifd^en Fakultät
(I.Sektion) der K. Ludwig -Maximilians- Uni
verfitätzu Münd)en
vorgelegt von
Hermann Rifeel
aus Bicrftadt beiWiesbaden
gefallen
am
17.Mai
1915 in GalizienHalle a. d. S.
Max
Niemeyer 19163F
n/
Eingereicht
am
18.Juli 1914Genehmigt auf Antrag der Herren Profefforen
Baeumker
undKülpe
Inbaltsverzeid)nis.
Seite
§ 1. Die Beftimmungen bei Kant l
§ 2. Schwierigkeiten in der
Anwendung
der Kantfcben Unterfd>eidung.Eine Erläuterung Kants . -. 2
§3. Der Begriff und die ihn erfüllenden Merkmale 4
§4. flnalytifcbe Merkmale als die erfüllenden Merkmale 8
§5. Die Relativität des Unterfcf)iedes zwifd^en analytifcben und fyntbe^
tifd)en Urteilen 10
§6. Die Relativität des Subjektbegriffs in analytifcben Urteilen
...
14§7. Die Relativierung des Unterfcbiedes analytifcber und fyntbetifcber
Urteile und Kant 21
§8. Zufammengefetjte Husdrücke 26
§9. Gemeinte Merkmale 30
§ 10. Meinen und Vorftellen 34
§11. Der Meinungsfinn 47
§ 12. Die Aktualität der Meinungsintention in zufammengefetjten flus»
drüdken 56
§13. Mitgemeinte Merkmale. Qualitätsbegriffe 63
§ 14. Komplizierte Qualitätsgegenftände. »fllle Körper find ausgedehnt
.... fchwer« 68
§15. Kategoriale analytifche Prädikate. »7
+
5=
12« 73§16. Phänomenologifches über empirifdbe und qualitative Begriffe. Gat=
tungsmerkmale 83
über analytifd)e
Urteile.Eine Studie zur
Phänomenologie
des Begriffs.§ 1.
Die Beftimmungen bei Kant.
Die analytifcben Urteile find feit
Kant
einThema
der Er- kenntnistheorieund
Logik. In der »Kritik der reinen Vernunft«(Einleitung IV) lautet die grundlegende
Beftimmung:
»In allen Ur=teilen,
worinnen
das Verhältnis eines Subjektszum
Prädikat ge=dacht
wird (wenn
ichnur
die bejahenden erwäge,denn
auf die verneinenden ift nachher dieAnwendung
leidbt), ift diefesVerhältnis auf zweierlei Art möglich.Entweder
das PrädikatB
gehörtzum
Subjekt
R
als etwas,was
in diefem BegriffH
(verfteckterweife) enthalten ift; oderB
liegtganz
außerdem
BegriffH, ob
eszwar
mit demfelben inVerknüpfung
fteht.Im
erften Fallnenne
id> dasUrteil
analytifd),
indem anderen fynthetifch.«
fils eine Folge (oder Erläuterung?) diefer Definition erfcheint die weitereBeftimmung:
»flinalytifd)e Urteile (die bejahenden) find alfo die=jenigen, in welchen die
Verknüpfung
des Prädikats mitdem
Sub"jektdurd) Identität« . . . »gedacht wird« (»diejenigen aber, in
denen
diefe
Verknüpfung ohne
Identität gedacht wird, follen fynthetifdie heißen«).Für den Erkenntniswert
der analytifd^en Urteile ergibtfich daraus,daß
fie»zum
Inhalte der Erkenntnis nichts hinzu- tun« (Proleg. § 2, a). Siekönnen
deshalb aurf> Erläuterungsurteile genanntwerden,
weil »fie durch das Prädikatnidhtszum
Begriff des Subjekts hinzutun, fondern diefennur
durd^ Zergliederung in feine Teilbegriffe zerfallen, die in felbigem fdion (obgleid) verworren) ge=dad)t waren«.
So
ftehen fie— »dem
Inhalte nach« (Proleg. § 2)—
im
Gegenfa^zu den
fynthetifd)en, die unfere Erkenntnis »erwei=2
Hermann
Ri^el,tcrn«. Die analytifd^cn Urteile find natürlidb a priori.
»Denn
eswäre
ungereimt, ein analytifcbes Urteil aufErfahrungzu gründen«
(Kritik d. r.V. B. 11). Ihr
modaler
Urteilscbarakter ift aUo der der Notwendigkeit.Kant
verweift zurBegründung
hierfür aufden Sa^
des Widerfpruchs
»Denn
weil das Prädikat eines bejahenden analy- tifd^en Urteils fchon vorherim
Begriff des Subjekts gedad)t war,fo
kann
esvon ihm ohne
Widerfpruch nicht verneintwerden«
(Proleg. § 2, b). flls Beifpiele analytifd)er Urteile führt
Kant
an:»Hlle
Körper
find ausgedehnt«, »Gold ift ein gelbes Metall«(Proleg. § 2, b), ferner gewiffe methodifd>e
Vorausfe^ungen
der Geometrie (B. 16),wie
»a=
a, dasGanze
ift fich felber gleid),oder (a
+
b))a, d. i. dasGanze
ift größer als fein Teil«. Synthe»tifch
dagegen
ift das Urteil: »HlleKörper
find fchwer«.Im
befon=deren gilt: »Mathematifd^e Urteile find insgefamt fynthetifd).
«
§ 2.
Srfjwierigkeiten in der Anwendung der Kantfd>en Unterfcheidung. Eine Erläuterung Kants.
Daß
die analytifd)en Urteile eine eigenartigeund
logifcf) be=red)tigte Urteilsklaffe darftellen, ift
nur
vereinzelt beftrittenworden.
Dagegen
ftießman
allgemein bei derAnwendung
der Kantfd)enBeftimmungen
auf Schwierigkeiten,und
feit Kants Zeiten läuft die Diskuffion darüber, obman
Urteile gewiffen Inhaltes als analytifdie bezeichnen dürfe oder nid^t.Gerade
Kants Beifpiele botenden
Rnlaßz^u diefen Erörterungen. In der Tat ift dieFrage
unabweisbar,warum
der Begriff des Körpers dieAusdehnung,
Undurchdringlich- keit, Geftalt (B. 12), nicht aber dieSd)were
als analytifcheMerk»
male
enthalte, der Begriff »Gold«dagegen —
felbftwenn
er nid)t»ausführlich« ift
-
Gewid^t, Farbe, Zähigkeitund
die Eigenfd)aft, daß er nicht »roftet« (B. 756). Nichtminder
bietet dasmathematifd>e Beifpiel »7+
5=
12«zu Bedenken
Anlaß. Ift es nicht doch ana- lytifd)?Wie Kant
fici^ die Löfung der Schwierigkeiten hinüchtlich derempirifcben Beifpiele dad)te,
kann man
erfd)ließen ausAusführungen, die er in der transzendentalen Methodenlehre machte.Wir werden davon
fprechen. Hinfichtlich des Beifpieles »7+
5=
12« aber hat er felbft feineMeinung
erläutert indem
Brief an J. Schuldvom
25.
November
1788. Dort führt er aus, daß die Begriffe »7+
5«und
»12«objektiv zwar
identifch feien, nid)t aberfubjektiv.
Diefelbe
Größe
fei durch eineverfchiedene Synthefis gedacht.Daher
über analytifrf)e Urteile. 3
komme
es,daß
das Urteil ȟberden
Begriff,den
ichvon
der Syntbefis habe« (7+
5) »hinausgeht,indem
es eine andere Hrt ('12')an
die Stelledererfterenfe^t«. Stattvon
der verfchiedenen Syntbefiszu
fprecben, durch weld^e diefelbeGröße
gedacht fei,können
wir mit beftem Recht auch fagen, diefelbeGröße
fei durch verfchiedene Begriffe gedacht. In diefem Sinne erklärte fchon Kants zeitgenöffi=fcher
Kommentator
Meilin:^»Der Sache
nach find '7+
5'und
'12'einerlei, nicht aber
den Begriffen
nach.«Wären
auch die Be- griffe gleich,dann wäre
das Urteil analytifch—
nachKant und
Meilin.Es
fehltedann
freilich einWefensmerkmal
der analytifchen Urteile, nämlich,daß
das Prädikat indem
Subjekt »verfteckterweife« ent- halten feinmuß. Denn
ein Prädikatbegriff, der zugleich Subjekt»begriff ift, verfteckt fich nicht in diefem
wie etwa
der Begriff »aus- gedehnt« indem
Begriff »Körper«. Inunferem
Beifpielkann man
aber fehr
wohl
fragen, ob nicht der Begriff '12' indem ganz
ver- fd^iedenen Begriff »7+
5« verfteckterweise enthalten ift. Hier führt alfo die Erläuterung Kants nicht weiter.In feiner Logik (§ 37) erweitert
Kant den
Begriff der analyti- fdben Urteile ganzim
Sinne derAusführungen
des Briefes an Schuld: »Die Identität der Begriffe in analytifchen Urteilenkann entweder
eineausdrückliche
(explicita) oder einen
icht au
s=d
rü
ckliche (implicita) fein.— Im
erfteren Falle find die analyti=fchen
Sä^e tautologifch.« Das Problem
der analytifdben Urteileim engeren
Sinne, d. h. bei nicht ausdrücklicher Identität der Begriffe,ift damit natürlich nicht gelöft.
Denn
dieFrage
ift gerade,was
ineinem
Begriff, deffenZufammenfe^ung
nicht ausdrücklidbangegeben
ift, enthalten fein kann.
Es
ift aber auchanzunehmen und man
hat in der Logik
immer davon
gefprochen,daß
ein Begriff fich aus mannigfachenMerkmalen
zufammenfe^e. Die Zergliederung des Begriffsmuß dann
dochwohl zu
analytifchen Urteilen führen. In der Tat fcheint es aus bloßer Hnalyfe des Begriffs »Körper« zu folgen, daß das Urteil »alleKörper
find ausgedehnt«notwendig wahr
feinmuß. Warum
finddann
aber nid)t andere Httributions=urteile
über den Körper
auch analytifd^?Warum
behauptet Kant,daß
dieSchwere kein
analytif*esMerkmal
fei,und warum
will es auchuns
erfdieinen,daß
das Urteil »alleKörper
find fd)wer«nicht
notwendig
gelten muffe? Hnderfeits fcheint in mathcmatifdien Urteilenwie
»7+
5=
12« dienahe
Verwandtfchaft der gleichgefe^ten1) Enzyklopädifcbes Wörterbuch der kritifchcn Pbilofopbie. (Nacb Vai= hingers
Kommentar
zuKants
Kritik der reinen Vernunft, S. 297.)4 Hermann Ri^el,
Ausdrücke
darauf binzuweifcn, daß es fich hierum
analytifcbe Ur-teile bandeln könne,
daß
rein ausdem
Begriff, d. h. aus derDcfini»tion
von
7, 5und
der des Addierens die Gleichheit mit 12 folge,was
Couturat neuerdingswieder
verfochten hat.Auch
hier ift es die Frage nadhden Merkmalen
des Begriffs,von
der alles abhängt.Welche
Beftimmungen
eines Subjektgegenftandes find fchon indem
Subjektbegriff mitgedacht? Gibt es keine fieberen Kriterien, fie
von anderen Merkmalen
des Subjektgegenftandeszu
unterfcheiden?Und wie
find die Begriffsmerkmale indem
Begriff enthalten?Was
heißt es, fie feien darin verfteckt, fie feien
nur
»unklar«, »ver-worren«
gedacht?So
weift das analytifdhe Urteil zurück auf eine einfachere logifAe Gegebenheit,den
Begriff,und
unfere Unterfuchung fieht fich vor dieAufgabe
geftellt,zu
entfd^eiden, welcheMerkmale
ineinem
Be-griff enthalten find. Sie
wird
dabei das phänomenologifcheWefen
des Begriffes felbft nach
manchen
Seiten erörtern muffen.§ 3.
Der Begriff und die ihn erfüllenden Merkmale.
Das Wort
Begriff ift vieldeutig. Deshalbmuß
bei einer Unter- fuchung über die analytifchenMerkmale
der Begriffe gefagt werden, inwelchem
Sinnevon
»Begriff« dieRede
ift. BeiKant
handelt es fichum den
Subjekts-und
Prädikatsbegriff.Damit
iftaberzugleich ein natürlicher Sinn desWortes
Begriffumgrenzt. Subjektund
Prädikat, die »Termini« des Sa^es, ftehen innennender
Funktion, fienennen
einen Gegenftand.Das
gehört alsgemeinfames Moment
zu
ihrem
Sinn, ungeachtet des vcrfd)iedenen Inhaltes derNennung
fowie des Unterfd^eidenden, das ihnen durch die verfdbiedene Sa^»
ftelle, d. h. durd) die fpezififdie Subjekts-
und
Prädikatsfunktion zu-kommen mag. Ausdrücke
aber, fofern fieden
Sinn haben, einen Gegenftand zu nennen, bezeid)nen wir gemeinhin als Begriffe.So
handelt die Logikvon
Begriffen,wenn
fie dieBegriffe »Sokrates«,»Menfch«, »rot« ufw.unterfucht. Begriffift ihr das
finnerfüllte Nennwort.
Ihr Intereffe geht dabei natürlich aufden W
ort-
fi
n n und
nicht aufden Wortlaut. So
unterfuchen wir hierden
Sinnnennender Worte
auf feineMerkmale.
Wer
einnennendes Wort
verfteht,meint
einen Gegenftand— den
Gegenftand, welchen dasWort
nennt.Für verfchie-
d
en
e Gegenftände pflegen wirverfchiedene Worte zu
ge- brauchen, foweit derZweck
der Sprache dies erfordert. Die Ver-über analytifdje Urteile. 5 fcf)iedcnbcit der Gcgcnftände aber beruht auf der Verfd)iedenheit ihrer
Merkmale. Demgemäß wenden wir
zur Bezeidbnung eines Gegenftandes einWort
an odernid>t
an, jenad)dem
der Gegen=ftand beftimmte
Merkmale
aufweift odern
icht aufweift.Nur
weil diefer vormir
liegende Gegenftand beftimmte Eigenfdiaften oderMerkmale
hat— wie
die glänzende, roteund grüne
Oberflädbe, die Kugelgeftaltmitzwei
charakteriftifchen Eintiefungen, fowie eigen- artige taktile Qualitäten-,
fage ich, es fei ein Hpfel.Umgekehrt:
wenn jemand
behauptet, dies fei ein Hpfel, fo ftimme idb dieferBehauptung
zu, fofern der Gegenftand die Eigenf(f)aften des Hpfels hat. Soll ichden
Sinn desWortes
flpfel beftimmen, fo weife ichwiederum
auffeineMerkmale
hinund
fage, er ift einkugelförmiges, glattes, rotes oder grünes Gebilde . . .und
dergleid)en.Und nun
liegt es
nahe zu
fagen: Hlle diejenigenMerkmale
eines Gegen- ftandes,um
derentwillen idb ein beftimmtesWort
zur Bezeichnung des Gegenftandesanwende,
aufGrund
derenmir
einWort zu
Rechtangewendet
erfcheintund
die infofernden
Sinn desWortes
be- dingen, die,wie wir
je^t zufammenfaffendim
flnfd)lußan
Hufferl^fagen
können, den
Sinn, dieBedeutung
eines Wortes,»erfüllen«
—
fie muffen aucf) die analytifchenMerkmale
des Gegenftandesfein.Sie find es, die verfteckterweife in
einem
Subjektbegriff enthalten find, die »in felbigem fd^on (obgleichverworren)
gedachtwaren«.
Die bedeutungerfüllenden
Merkmale
erfüllen dieBedeutung nur
deshalb, weil dieBedeutung
diefeMomente
irgendwie enthielt.Bcdeutungs fremde Merkmale
erfüllen ja nicht die Bedeutung.Für
die Möglicfjkeit der Erfüllungkommt
es vielmehr darauf an,was
in der nodb unerfüllten Bedeutungsintention liegt. Hiermuß
freilich vor einer naheliegenden Verwechfelung
gewarnt werden:
Was
in einer nod) erfüllten Intention liegt, ift nid)t das,was
ichan meinem Vorftellungsbild
desgemeinten
Gegenftandes vor- finde oder gar alsneu
entdecke.Ganz
abgefehen davon,daß
vielen Bedeutungsintentionen gar kein Vorftellungsbild entfpridbtund daß
das Vorftellungsbild nicht die Intention felbft, fondern eineMög-
lidbkeit der Erfüllung derIntention ift,
wie wenn
idbetwa
erkenne:was
ich je^t vorftelle, ift das,was
ich meinte (mitdem Wort
flpfel z. B.),kann
ichan einem
Vorftellungsbildmanches
entdecken,was mir
gar nicht aufgefallenwar,
als idbden
»Begriff des (vorge-1) Logifchc Unterfucbungen, II. S.50, S.504 (I.Hufl). Ideen zu einer reinen Phänomenologie
und
phänomenologifd)en Pbilofopbie, S.273, S.283 imJahrbuch fürPhilofopbieund
pbänomenologifdbe Forfcbung. Bd.I.2
6
Hermann
Ri^el,ftellten) Gegcnftandcs bildete«. Ich
weiß
z. B.was
eine Eifenbabn»fabrkarte ift, aber icb entdecke erft nad)träglich,
daß
fieimmer den Datumsftempel
des Ausgabetages trägt. Ich entded<e es bei der Betrachtung einer Fabrkarteund
in derVergegenwärtigung
frühererExemplare —
d. b.an
Vorftellungsbildern fold^erExemplare —
,an denen
esmir
damals nidbt aufgefallen war.Das neue Merkmal erfüllte
alfo nid^tmeine Meinung
bei diefer Feftftellung, fondern bereid)erte, »erweiterte« deren Beftand.Die zu erfüllende
Meinung
ift an dasWort
als deffen Sinn ge=knüpft.
Genau
gefprodben ift aber nid)t jede mitdem Wort
ver- knüpfteMeinung der
Sinn desWortes
, fondern häufignur
einmir
gerade einfallender Sinn. Selbftbeim
Verfudb,den
Sinn desV^7ortes anzugeben, alfo bei einer Befinnung auf
den
Sinn, verfehle id> oftden
rid)tigen Sinn des Wortes, u. z.md)t nur
infolge der Sd)wierigkeit, die fürden
Sinnd)arakteriftifd>enHusdrüd<e zu
finden,fondem
aud) deshalb, weilmir
ein Sinn vorfd)webt, der Heb mit dergenauen Bedeutung
des Wortes nid>t deckt.Wenn
i&> z. B. an=geben
foll,was
dasWort »Bank«
bedeutet, fomag
esvorkommen, daß
irf) an einebeftimmte
Rvtvon Bank
denke, ein freibeweg=lid^es
Möbel von
Holzund
mit Rücklehne, foetwa wie
es aufDürers
Hieronymusftich fcbrägzu dem
Tifch des Heiligen fteht.Es
fälltmir
zunäd>ft nid^t ein, daß aud) eineWandbank wie
die aufdem^
felben Blatt, oder daß eine fteinerne
Gartenbank ohne Lehne
aucf) eine»Bank«
ift, daß alfo der Sinn desWortes
weiter ift, als ich dachte. Deshalb aberwar
dasWort Bank beim
erftenHören
für mid) dod> finnvoll, es hatteden
Sinn einerhölzernen Lehn
=bank.
Rbev
diefer Sinn ift nid)tder
Sinn desWortes
Bank.^Wir
muffen alfo unterfcheiden zwifchendem von den Umftänden
des jeweiligen Wortverftändniffes abhängigenund
infofern »relativen«Sinn
und dem
»abfoluten«,dem
endgültigen, eigentlid)en Sinn des Wortes.Der
abfolute Sinnkann dann
nod) zweierlei fein: der durch Läuterung allerindividuellen
Wortauffaffungen entftan=dene
Sinn, oder derfpr
achüblid^e Sinn, welcher alle mitdem Wort
bezeichneten Gegenftände unter einen allgemeinen Begriff faßt,wobei
es fi* natürlich bei äquivokenWorten nur um
die jeweilsvon einer Bedeutung
des vieldeutigenWortes
betroffene Gegen»1)
Sigwart,
LogikP, 329. finm. fprid)t davon, »daß gemäß der Ent»ftebung des VerftändniffesderWörterficbzunäcftft dieVorftellung einerReibe von einzelnen Objekten mit
dem
Worte verknüpft, ebe die allgemeineWort- bedeutung als folcbezum
Bewußtfein kommt«, fius gutenGründen (f.§ 11) reden wir inbeiden
Fällen vondem Sinn
des Wortverftändniffes.über analytifd^e Urteile. 7 ftandsgruppc bandelt.
Wie
eskommt,
daß wirden
abfoluten Sinn eines Wortes nicht fofort erfaffen,warum
wirzwar
auf die unter einen Begriff fallenden Gegenftände,wenn
wir üewahrnehmen und benennen
wollen, fofort das entfprechendeeine Wort anwenden
(die
Lehnbank
fowohlwie
dieWandbank
gleich alsBank
erkennen),während uns
einTyp
diefer Gattung nicht fofort anden anderen
erinnertund
fo der Sinn des Begriffes nicht vor Verfchiebungen gefchü^tbleibt, iftpfychologifchwohl
nichtunverftändlich.Für
unfere Unterfuchung ift es natürlich ein Erfordernis,daß über den
Sinn, indem
einzu
analyüerenderHusdruck genommen
ift, keinerlei Zweifel befteht. Dies iftum
fomehr
erforderlich, alsman
in der Theorie der analytifchen Urteileden
vermeintlich individuellenund
jeweils wechfelnden Huffaffungsünn des Subjektwortes
über
die analytifcheNatur
eines Urteils entfcheidenließund
dadurch dieGrenz»linic zwifchen
dem
analytifchenund dem
fyntbetifchen Urteilzu
einer fließendenmachte.Wir
muffen alfo da,wo
Zweifel beftehen können,den
Sinn des Subjektwortes feftumgrenzen.
Natürlich ift esdann
für das Ergebnis unferer Unterfuchung belanglos, ob diefer Sinn gerade der fprachübliche ift.Hn jedem
Sinn einesWortes
, auchdem
willkürlich feftgefe^ten, läßt fich unterfud^en, ob er analytifcheMerkmale
^ enthältund
welcher Hrt diefe find.Es
ift keinEinwand gegen
das Ergebnis folcher Unterfuchung,wenn
feftgeftelltwerden
kann,daß
der fprachübliche Sinn diefeMerkmale
nicht aufweift.Hier handelt es fich
eben um
einen anderen Sinn,um
ein anderes Unterfuchungsobjekt.Im
übrigenkann
auch deshalb der Sinn will=kürlich feftgefe^t
werden,
weil es fich ja nichtdarum
handelt, das Vorhandenfeind
iefes oderjenes
analytifchenMerkmals
feftzu=ftellen (wodurch eigentlich der Sinn diefer oder jener wird), fon»
dern
um
dieNatur
der analytifchenMerkmale
überhaupt (feien fie diefe oder jene)und
ihre Fähigkeit,notwendige
Urteile entftehenzu
laffen.Hnmerkung.
Vielen Logikern ift die HUgemeingültigkeit derBedeutung
ein Kennzeichen des Begriffsim
logifchen Sinn.Jeder durch ein
Wort
zufällig geweckte nicht fprachübliche oder fprachkritifch geforderteSinnwäre dann
kein logifd^es Gebilde.Man mag den
»logifchen Begriff« in diefem Sinn feftfe^en.Wir
bleiben,1}
Den
analytifchen Merkmalen des Gegenftandes entfprecften—
im SinnunferesProblems—
die analytifchenMerkmaledesBegriffs alsdiejenigen, die auf Grund einer zu notwendigen Urteilen füfjtenden Zergliederung des Begriffs indem
Begriff vorgefunden werden.2*
8 Hermann Rt^et,
wenn
wir als Begriffjeden,
auchden vom
konventionellen oderkritifch fixierten Sprachgebrauch abweichenden
Wortünn
geltenlaffen,durchaus
im
Gebiet logifcher Betrachtungen— eben
weil wirim
Gebiet des
Sinnes
bleiben.Denn
derSinn alsfolcheriftdasThema
der Logik. Begriffe, Urteile> Schlüffe find Sinnesgegebenheiten.
§ 4.
Hnalytifdbe Merkmale als die erfüllenden Merkmale.
Die erfüllenden
Merkmale
eines Gegenftandes find diejenigen Eigenfdjaften desfelben, aufGrund
deren id) ihn benenne, die indem Namen
mitbetroffen find, denn,wenn
jene Eigenfchaftenfehlten,würde
id>den Namen
nidbtanwenden.^
Deshalbwar zu
ver-muten, daß
Urteile, dievon einem
Gegenftand ein erfüllendesMerk»
mal
ausfagen, analytifche Urteile feien. Beifpiele folcher Urteilewären
alfo:»Der Rabe
ift fd)warz«, »die Perle iftrund«,
»der Stein ift hart«, »dieTanne
trägt Nadeln«, »Meerwaffer ift falzig«,»das
Haus
hat Fenfter«, »das Verbredhen ift gefe^widrig«, »die Familie ift einVerwandtfchafts verband«
, »das Recht ift einegefe^liche Norm«,
»ein Teftament ift einele^twillige
Ver=fügung«
und
dergleid>en.Der
Begriff Eigenfchaft oderMerkmal
ift hier in redit
weitem
Sinnegenommen —
wie dies auch die Spradbe erlaubt,da
faft alles,was von einem
Gegenftand gilt, als feine Eigenfchaft bezeichnetwerden
darf. Liegen hiernun
wirk»lieh analytifche Urteile vor?
Wer
nicht durch die vermuteteDeu=
tung der analytifchen Urteile
voreingenommen
ift,wird
das gegenȟber
einigen diefer Beifpiele mitgutem Grund
bezweifeln.»Der Rabe
ift fchwarz«, »Meerwaffer ift falzig«—
das fcheinen dod) Ur-teile
zu
fein, die auf derErfahrung beruhen und
nicht »nachbloßen Begriffen« gelten (B. 17).Hber
»Erfahrungsurteile als folche find insgefamt fynthetifch« (B. 11). Deshalb fehlt diefenSä^en
auch ein anderesWefensmerkmal
der analytifchen Urteile-
, dieNotwendig-
keit.
Man wird gewiß
nid)tbehaupten
wollen,daß
die fdhwarzeFarbe dem Raben und
der Salzgehaltdem Meere
nichtnur
tat- fächlich, fondern mit ftrenger Notwendigkeitzukomme,
fo wiedem
Dreieck die 2
R
betragendeWinkclfumme, daß
mitandern Worten
es gar nid)t
anders fein könne, daß
es einen nichtfd^warzenRaben und
Meerwafferohne
Salzgehalt gar nichtgeben könne.
1)
Ob
er ineinem folgen Fall nicht docf> mit Recf>t angewendet wer»den kann, ift damit nicht entfchieden, wie fich zeigen wird.
über analytifd>c Urteile. 9
Wir
muffen vielmehr die Möglicf)keit,daß
es aud) anders fein könne, zugeftehenund
erfahren in der Tat oft eine Korrektur folcher Tat- fachenurteile durch die Erfahrung. Ein notwendiges Urteil aberkann
nicht korrigiertwerden,
eswäre
abfurdanzunehmen,
der darin behauptete Sad)verhaltkönne
fid)im
empirifdbenEinzelfall als nicht beftehend erweifen.Demgegenüber werden
diejenigen, die jedes Urteil für analy=tifd> halten, deffen Prädikat ein erfüllendes
Gegenftandsmerkmal
bezeidhnet, geltendmad)en, daß
die Notwendigkeit der angeführten Urteile deshalb nicht bezweifeltwerden
dürfe, weil ihre Prädikatedo<i> tatfä<i)lidf)
im
Subjektbegriff enthalten feien, weil ich z. B. untereinem Raben nur
einenfd)warzen
Vogel verfteheund mir nur
ein folcf^er alsRabe
gelte.Einen
fd)warzen Gegenftand aber fd>warzzu nennen
fei nidbtnur
einwandfrei, fondern fei ein apo=diktifcbes Urteil, das mit
Evidenz und
Notwendigkeit gälte. Eine foldbeErwägung
fagt jedodh nichts Neues. Sie gibt janur dem Gedanken
Husdrud<, welcherzu
der hierbekämpften Deutung
der analytifd)en Urteile führte. DerartigeErwägungen können
irren.In
keinem
Fallkönnen
fie Tatfachen aus der Welt fchaffen.Es
ift aber eine Tatfad)e,daß
derRabe nur
tatfädblich fchwarz iftund daß
esdenkbar
ift, er fei nicht fchwarz, fondern zeige fich (vielleicht inZukunft
durdb Variation) in eineranderen
Farbe.Die
Merkmale
eines Gegenftandes finde ich in derErfahrung
vor,und
deshalb hängt es auchvon meiner Erfahrung
ab, durchwieviel Merkmale
ich einen Gegenftandzu beftimmen vermag,
inwie vielen
folcherMerkmale mein
Begriff Erfüllung findet.Der
Zoologe erkennt einenRaben
nochan ganz anderen Merkmalen
alsan den
äußerlichen, diejedem bekannt
find.Wenn nun
die Prä=dikation erfüllender
Merkmale
ein analytifches Urteil ift,wie
die inFrage
ftehcnde Theorie behauptet, fo muffen viele Urteile fürden
Zoologen analytifch fein, die es fürden
Laien nicht find.Denn
zoologifch^wiffenfchaftliche
Merkmale
desRaben
finddem
Laien etwas Neues, durch fiewird
feinBegriffvom Raben
nicht erfüllt, fondern bereichert (nicht »erläutert«, fondern »erweitert«). Hier ftoßenwir
alfo auf die fchon
erwähnte
Relativierung der analytifchen Urteile.Die Verfechter diefer Relativität fprechen
zwar
nichtvon
»erfüllen-den Merkmalen«,
aber fie laffen fidf) dochvon dem Grundgedanken
der »Erfüllungstheorie« leiten. Siegehen von
derAnnahme
aus, dieMerkmale
einesGegenftandes feien indem
Begriffdes Gegenftan»des zufammengefaßt, der Begriflr fei nichts anderes als der Inbegriff der darin
zufammengefaßten Merkmale.
DiefeMerkmale
find natür-10
Hermann
Ri^cl,lieb diejenigen,
wegen
dereneinem
Gegenftand einbeftimmtesWort zukommt und von mir
zur Bezeichnung eines folgen Gegenftandesangewendet
wird, d. h. die »erfüllendenMerkmale«. Da
esvon dem
Stand meines Wiffens abhängt, welcheund
wievielMerkmale
id) in
meinem
Begriffzufammengefaßt
habe,kann
ich auchim
Sinne jener Theorie je nachdem Stand meines
Wiffens verfd)ieden=artige
und
verfd)iedenvieleMerkmale
ausmeinem
Begriff duvdh Zergliederung herauslöfenund
dadurd) analytifche Urteile gewinnen.Vom
individuellen Subjektbegriff alsdem
Inbegriff der nach Hrtund
Zahl durchmeine
perfönlicheErfahrung
beftimmtenMerkmale
hängt es alfo ab,ob
ein Urteil analytifch oder fynthetifd) ift.§5.
Die Relativität des Unter fchiedes zwifchen analytifchen und fynthetif d)en Urteilen.
Ein Vertreter der
Lehre von
der Relativität des Unterfchiedes zwifchen analytifd)enund
fynthetifchen Urteilen ift Schleiermacher.Er
fagt in der Dialektik § 308:»Der
Unterfchied zwifd>en analy«tifd)en
und
fynthetifchen Urteilen iftvon
hier^ aus gefehennur
relativ.«
Und
S. 506, 5:»Der
Unterfd)ied zwifchen analytifrf)enund
fynthetifchen Urteilen ift ein fließender...« »Dasfelbe Urteil (Eis fchmilzt)
kann
ein analytifches fein,wenn
das Entftehenund
Ver=gehen
durd) beftimmte Temperaturverhältniffe fchon inden
Begriff des Eifesaufgenommen war, und
ein fynthetifches,wenn
nochnicht.« Hierzu
bemerkt
Sigwart, der Schleiermachers Hnficht durch- ausbilligt (LogikP, S. 141): »Die Differenz fagt alfonur
einen ver=fchiedenen Zuftand der Begriffsbildung aus.
Huf
das Kantifche Bei=fpiel angewandt:
Ehe
ich dieErfahrung mad)e,
die michzu dem Sa^e
berechtigt: alleKörper
find fchwer,habe
ichden
Begriff des Körpersnur
duvd) dieMerkmale
derHusdehnung
ufw. gebildet;nad)dem
ich fie aber gemacht habe,kann und muß
ich dasMerk- mal
derSd)were
mit inden
Begriff des Körpersaufnehmen, um
die vollftändige Erfahrung auszudrücken,
und mein
Urteil, alleKörper
find fchwer, ift
nun
ein analytifches; ich könnte je^t mit diefem Begriffezu
weiterer Erfahrung fchreiten, z.B. fagen, alleKörper
find elektrifdh, alle
Körper
findwarm. Wäre mein
Begriff derHus-
1) Nämlich weil unfcr Denken fortfd>reitet
vom
»primitiven«zum
»ab=foluten« Urteil (dem Inbegriff aller »voUftändigen« (etwa
=
fingularen) Ur=teile und weil diefem Fortfcf)ritt dieEntwidtlung unferesBegriffsfyftems ent=
fprid>t (§§306, 307).
über analytifchc Urteile. 11 druck einer voUftändigen Erkenntnis« ... »fo
wären
alle Urteile der=art analytifd)«.
Man
fiebt,daß
die analytifcbenMerkmale,
d. h. die«jenigen, welche auf
Grund
der Hnalyfe des SubjektbegrifFesdem
Gegenftand mit Notwendigkeit zugefcbrieben
werden,
für Sdbleier»madber und
Sigwart nichts anderes find als die erfüllendenMerk-
male.Nur
diejenigenMerkmale, an denen
ich einen Gegenftandals Gegenftand beftimmter Rrt erkenne,
um
derentwillen ich alfo berechtigt bin, ein beftimmtesWort
aufden
Gegenftandanzuwen=
den —
die erfüllendenMerkmale
alfo-, kann
ich »inden
Begriffaufnehmen«. Umgekehrt: Wenn
einMerkmal
inden
Begriff auf-genommen
ift, fowird
esmeinen
Begriff erfüllen, d. h. feinerfeits dieAnwendung
des entfprechendenWortes
zulaffen.Darum
heißt es ja auch bei Sigwart (Logik I", S. 140),daß
»ein Teil derMerk- male«
eines Dinges (nämlich der jeweils bekannte) indem
Begriff»zuf
ammengefaßt und
zur Bezeichnung diefer Klaffevon Dingen verwendet worden
ift«.Die Relativitätstheorie,
wie
fie Schleierma(herund
Sigwart entwickeln, in ähnlicher Weife aber auch andere, z. B. Trendelen-burg
SErdmann
^, v. Hfter^ vertreten, führt die fchon befprocheneKonfequenz
mit fich,daß
für ein Erfahrungsurteilnotwendige
Gültigkeitin Hnfpruchgenommen werden muß.
Dieherangezogenen
Beifpiele (Eis fchmilzt, ein
Körper
ift fchwer; . ..warm
. .. elektrifch) find ja auch Erfahrungsurteile,und
dieErfahrung
bewirkt die angeblicheErweiterung
des Subjektbegriffes, durd) deffen Zer- gliederungdann
das analytifrf)e Urteilgewonnen werden
foll. DiefeKonfequenz
ift,wie
gezeigt, unzuläffig.Es
ift keineswegs ein not-wendiger und
allgemeingültiger Sa^,daß
Eis fchmilztund daß
einKörper
fd>werund
elektrifd) ift.Es wäre
fonft wefensgefe^lid) unmöglich,daß
es auch anders feinkönnte,und
fold)eSä^e könnten
niemals einerAusnahme unterworfen
fein. Ja alle empirifchen Naturgefe^emüßten —
einmal aufgeftellt—
unabänderliche Gültig- keit haben.Dem
Geltungsgrad nad)gäbe
es keinen Unterfchied zwifchen empirifcherund
mathematifcher oder formal-logifcherWahr-
heit. Eine weitere
Konfequenz
der Relativierung des Unterfd^iedes zwifd)en analytifchenund
fynthetifchen Urteilenwäre
aber die,daß
ein Urteil bei feiner Entftehungund
erftenFormulierung
bloß tat- fäd)lichwahr wäre, dann
aber-
bei jederWiederholung
durch1) Logifd)e llnterfudbungen, II, S. 263.
2) LogikP, S.291 ff.
3) Prinzipien der Erkenntnislebre, S. 167.
12
Hermann
Ri^el,dcnfelbcn Urteilenden mit Notwendigkeit gelten müßte.
Denn dann
beruht es ja angeblid) auf einer Zergliederung des durdb das erft°malige Urteil erweiterten Subjektbegriffes.
Das
iftnun
offenbar widerfinnig.Denn
ein Urteil iftentweder
empirifcf) gültigund
einer möglichen Berichtigung durd) die
Erfahrung
unterworfen, oder es iftnotwendig
gültigund — eben
deshalb—
niemals durd) dieErfahrung zu
korrigieren.Es kann
feinen Gültigkeitsd>arakter nichtumwandeln,
fonftmüßte
es auch feinen Gültigkeitsgrundum=
wandeln.
Der
ift aberund
bleibt,was
ernun
einmal ift, die not=wendige
oder tatfächlicf)e Sad)verhaltsgegebenheit.Und was
foUdenn
eigentlicf) nach unferer Theorie jeneUmwandlung bewirken?
Nichts anderes als der Umftand,
daß
der Urteilende eszum
zweiten=mal
ausfprid)t.Dann
hat nämlich, fofern dieim
erften Urteil aus=gefprocftene
Erfahrung
nidbt vergeffen ift, der Subjektbegriff fid>erweitert
und
ift imftande, ein analytifdbes Urteilzu
begründen.Hber kann man
ernftlidbannehmen, daß
einund
dasfelbe Urteil durd) wiederholtes Husfprechenan Evidenz gewinne? Man
fieht,unfere Theorie behauptet nid)t
nur
die formale Relativität zweier Urteilsklaffen, fie ift aud)ihrem
erkenntnistheoretifd)enGrund»
gedanken
nach durchaus »relativiftifd)«.Von
einer fubjektiven Ope- ration des Urteilenden, derHufnahme
einesMerkmals
inden
Be-griff, läßt fie die Wahrheit des Urteils
abhängen und macht
fie fozu
einer Funktion dervon
Individuumzu Individuum
verfd)iedenen Erfahrung, ja fogar der wechfelndenErfahrung
innerhalb desfelbcn Individuums.Neu gegenüber dem
traditionellen Relativismus iftdabei dies,
daß
nid)t die Wahrheit überhaupt, fondernihr Charakter, ihr »Grad«von dem
Urteilsakt abhängig gedacht wird.Es
ift hier nicht der Ort,den
Relativismuszu
widerlegen,zumal
auf eine fo erfd)öpfendeund
fd)lagende Kritikwie
die Hufferls inden
«Logi»fd)en Unterfudiungen«
(Band
I, Kapitel 7) verwiefenwerden
kann.Man
darf es unbedenklid) als eine Evidenz in Hnfprud)nehmen, daß
aud) derGrad
derWahrheit
eines Urteils fich nid)t vichtet nachden
Urteilserlebniffen oder gar fold)en pfychifd)en Gefd)eh- niffen, wie die»Aufnahme
desMerkmals
inden
Begriff«und
die Zergliederung desSubjektbegriffs, diedem
Urteilsakt felbft voraus- gehen.Es
bedarf danachkaum
des Hinweifes auf die Widerfinnig- keiten, die unfere Theorie- wie
jeder Relativismus-
zur Folgehat: nid)t
nur muß angenommen werden, daß
ein Urteil feinen Geltungscharakter verändern könne, fondern esmüßte
aud) möglid)fein, daß es
zu
gleicher Zeitnotwendig und
bloß tatfäd)lid) gelten kann, weil ja Individuen verfchiedener Wiffensftufe es gleichzeitigüber analytifchc Urteile. 13 fällen
können und
es deshalb für das eine analytifch, fürdas andere fyntbetifd) wäre.Man wird
vielleicht verfucht fein,den Einwand
der Widerönnig- keit dadurchabzuwehren, daß man
fagt, er treffe gar nid)tden
Sinn der inFrage
ftehenden Theorie. Diefe wolle nämlichnur
befagen,daß
ein Urteil, jenachdem
das prädizierteMerkmal
inden
Subjektbegriffaufgenommen
fei oder nicht, miteinem anderen Überzeugungsgrad
ausgefprochen werde.Der
behauptete Sach=verhalt
werde
zuerft als ein neuer, aber tatfächlirf) feftgeftelltermitdem
Bewußtfein der Gültigkeithingenommen wie
alles Neue, durdf) das ich vielleicht überrafcht bin,von
deffen tatfäd)lid>er Gegebenheit mich jedod)meine
Sinne überzeugen.Dann
aberwerde
es ein fefter Befi^meiner
Erfahrung,und
es fei künftig für midh einZwang zu
glauben, esmuffe
fo fein.Zur Empfehlung
diefesGedankens mag man
darauf hinweifen,daß
ich ja fchrwohl
im=ftande bin, auch
notwendige Wahrheiten wie
bloß tatfächlich Feft=geftelltes
hinzunehmen.
Id>kann an
einenSa^
derMathematik
glauben,ohne
ihn nad) feinennotwendigen Gründen
einzufehen.Habe
ich aud) die Einficht in dieGründe gewonnen,
fo ift ermir zu
einer»notwendigen
Wahrheit«geworden,
fein Geltungsd)arakterift
umgewandelt.
Einer ioldhen Interpretationwerden
wir indeffen deshalb nid)t folgenkönnen,
weil fleden
Sinn der angefochtenen Relativitätstheorie pfychologifch umdeutet.Es
handelt iidh bei ihr ja nichtum mein
Bewußtfein der Gültigkeit,um Überzeugungs-
grade,um
die Art des feeling of belief, diemein
Urteilserlebnis fo oder fo färbt, fondern es ift dieRede von dem
Urteilund
feinem Gültigkeitsd>arakter.Das
find verfchiedene Dinge. Hatdenn
nicht ein mathematifcherSa^
feine eigene, keiner Bewußtfeinsweife ent»lehnte, fondern
nur
in derNatur
mathematifd^er Gegenftändewur-
zelnde Gültigkeit?Das
Urteil ift nicht der Urteilsakt, dieWahr-
heitscharaktere des Urteils find nidbt dieFürwahrhaltungen
des Urteilenden.Darüber wird man
nad) Hufferl nichtmehr
ftreiten.Will
man
die Relativitätstheorie fubjektiviftifd) interpretieren, fomag
fievon
Widerfinnigkeiten freiund
rid)tig fein, aber fie iftdann
keineBehauptung über
das analytifche Urteil, jene ideal- logifcheGegebenheit. Diefe allein ift derGegen
ftand unferer Unter- fuchungund
auf fie bezieht fich auch die Relativitätsthefe bei ihren verfd>iedenen Vertretern.Nur
unter einerBedingung
könnte derSa^ von
der Relativität des Unterfchiedesvon
analytifd)enund
fynthetifd>en Urteilen aud)im
ftreng logifd)en Sinne gelten, nämlichwenn
durch die Huf-14 Hermann Ri^el,
nähme
desneuen Merkmals
inden
Subjektbegriff diefer felbft ein anderergeworden
wäre.Denn dann
hätte das fpradblid) gleidbe Urteil bei feinerWiederholung
einenandern
Sinn als vorher.Es
handelte iidydann
freilich nicf)tmehr um dasfelbe
Urteil,denn
nicht der Wortlaut, fondern der Wortfinn entfcheidet
über
die Identität eines Urteils,zum
mindeften muffen in logifcf)er Betrach=tung finnesverfchiedene aber fpradblich identifd)eUrteile als
mehrere
Urteile gelten.
Es
lägen alfo verfchiedene Urteile vor,und
die be- hauptete Relativität beftünde darin, daß die Bereidberungmeines
Wiffensvon dem
Subjektgegenftand mich veranlaßte, denfelben Sub- jektbezeichnungen jeweils einenandern
Sinn beizulegenund
daßvon
fo entftehenden bedeutungsverfchiedenen Urteilen das fpätere^ein analytifches Urteil fei. Diefes
neue
Urteil könnte natürlirf) not=wendig
gelten. Die Widerfinnigkeit,daß
dasfelbe Urteil verfchie=denen
Geltungsgrad habe, beftünde nichtmehr.
Um zu
entfdbeiden,ob
die Relativitätsthefe in diefer Faffung haltbar ift, muffen wir unterfuchcn,ob
wirklid) der Prädikatsbegriff empirifd^er Urteile durchneue Erfahrungen
ein anderer wird.Wir
verfolgen damit nichtnur
kritifcheZwed<e,
fondern unfere Unter- fud)ungwird uns
zugleid)den
eigentümlichen Sinn der Subjekt»begriffe empirifcher Urteile
erkennen
laffenund
damit eine Begriffs»klaffe
umgrenzen,
die wir fpäter in Gegenfa^zu
eineranderen —
derjenigen der «Qualitätsbegriffe«
—
ftellenwerden. Es wird
fichzeigen,
daß
»empirifd)e Begriffe«^nur
bedingungsweife (als zu=fammengefe^te Begriffe) Subjekte analytifcher Urteile fein können,
während
Qualitätsbegriffe eine zweite Klaffe analytifcher Urteile begründen.§6.
Die Relativität des Subjektbegriffs in analytifchen Urteilen.
Daß
üch der Subjektbegriff eines Urteils mit jederneuen
Er»fahrung
über den
Subjektgegenftand ändere, iftnur
eine Konfe»quenz
derMeinung,
daß der Begriff nidhts anderes fei, als der1) d. bi das in einem fpäterenUrteilsakt erfaßte, dasfpäter »realifierte«.
2) Wir entnehmen diefen Terminus der »Kritik der reinen Vernunft«
(B756,
n
712) zur Bezeichnung vonGegenftänden wieGold,Waffer (»Gegen=ftände der Sinne« nach Kant). Im Schlußkapitel unferer Darlegung wird
fich der Sinn des Husdrucks noch durch den Gegenfa^ zu den Qualitäts=
begriffen erhellen.
über analytifcbc Urteile. 15
»Inbegriff der darin
zufammengefaßten Merkmale«.^ Denn
dieferift
nur
fo lange derfelbe, als nichtneue Merkmale
»in ihn auf=genommen«
werden.Huch
der Sprachgebrauch fcheint ja zu be=ftätigen, daß die
Vervollkommnung
derErfahrung neue
Begriffefd)aflrt.
Wir
fagen, der Unterrichtetehabe von den Dingen
einenbefferen Begriff
wie
der Laie,umgekehrt
geftehenwir
bei unklarer Kenntnis, keinen rechten Begriffvon
der Sacf)ezu
haben.Und
überhaupt:
wie
foll üch Begriffvon
Begriff unterfd^eiden,wenn
nicht durch
den
Inhalt der darin gedadbtenMerkmale?
Gegen
diefe Hnfrf)auungvom
Begriff fprid)t freilid) derUm-
ftand,
daß
die Logikzwar jedem
Gegenftand einen Begriff zuordnet,daß
üe aber zwifdhen Begriffen, die denfelben Gegenftand betreffen, nichtmehr
unterfd)eidet, wenigftens nicht da,wo
es fichum
fd^lichtnennende
Gegenftandsbezeichnungen handelt,wie
in unferen Bei=fpielen. Sie kennt
nur den
Begriff »Rabe«, »Eis«, »Gold«.Wer dagegen
eine Relativität des Begriffes mitBezug
aufden
Wiffens=ftand des Urteilenden behauptet,
wie etwa
Sigwart, dürftevon
Be=griffen als eindeutig durd) ein
Wort zu
bezeichnendenPhänomenen
gar nicht fprechen.Hber
auch Sigwart folgt dod)dem Brauche
der Logik.Der
Begriff »Gold« z. B.muß aUo
für ihn finnvoll feinund
jedenfalls etwas anderes als einSammelname
fürbeliebig viele Inbegriffe, die üch aufden
GegenftandGold
beziehen.Denn was
eint diefe
zu dem
Begriff?^Warum
ftehen die verfd^iedenen In=1) Denkt
man
fid> im Sinne überkommener finfdjauungen den Begriff als ein Vorftellungsbild, fo können natürlich dieMerkmale eines folcbenVor=ftellungsbildes durch flnalyfe herausgehoben werden. Diefe »analytifchen«
Merkmalefinddanndie erfüllendenMerkmale.
Denn wenn
diefe imBildver=tretenen Merkmale auch alsMerkmale an einem Gegenftand vorhanden find,
wird diefer als ein unter denBegriff fallender erfdjeinen, dann wird er den
Begriff erfüllen. Für diefen Standpunkt ergeben fid> fo von felbft die cr=
füllenden Merkmale als die analytifchen, unfer Problem beantwortet fich fcheinbar ganz einfach. Freilid) ift dabei nicht bedad)t, daß die durd) folche Hnalyfe gewonnenen Merkmale aud) mitNotwendigkeit von
dem
Gegenftand auszufagen fein muffen.Daß
übrigens die genannte fluffaffungvom
Begriff falfch ift, werden wir unten (§ 10) im Hnfd)luß an die neuere phänomeno=logifche Kritik diefer flnfid>t noch einmal zufammenfaffend darlegen.
2) Bei Sigwart fteht an der genannten Stelle (Logik I, S. 140) der Ge=
danke, daß es fid)
um
denfelben Begriff handelt, unvereint nebendem
an=deren, daß verfchiedene Begriffe vorliegen: (irf) kann und
muß)
»das Merk=mal der Sd>were mit in den (!) Begriff des Körpers aufnehmen,
um
dievollftändigeErfahrung auszudrücken, und meinUrteil, alleKörperfindfchwer,
ift
nun
ein analytifches; irf> könnte je^t mit diefem (!) Begriffe zu weiterer Erfahrung fd>reiten...«16 Hermann Ri^cl,
begriffe nicht beziehungslos nebeneinander?
Warum nehme
ich jedesneue Merkmal
inden
Begriff auf?Warum
drückt aucf) derneue
erweiterte Begriff eineErfahrung über den
Gegenftand des früheren aus?Es
liegtgewiß nahe anzunehmen,
daß dies allesnur
verftändlich fei,wenn
fich miteinem Wort
auch bei verfd>ie=dener Kenntnis
von dem
bezeicf)neten Gegenftandderfelbe
Be=griff verbinde, ja es fd)eint, daß foldbe
Fragen nur
die Tatfad)e diefer Begriffsidentitätzum Husdrudi
bringen. Jedenfalls gilt,daß
aucf) der beffer Unterrichtete mit
dem Wort
Gold dasfelbe meint, wie ein Menid) mit fd)led)terer Kenntnis.Der
Gegenftand desMeinens
ift bei beiden derfelbe,und
infofern darfman
fagen, fiehätten beide denfelben Begriff. Fiber audb
im
abfoluten Sinn ift es richtig.Gewiß
ift es keinBeweis
für die Identität des Begriffs,wenn
der gemeinte Gegenftand derfelbe ift, eskommt
aud) darauf an,wie
er gemeint ift, ob in fchlichterund
direkterNennung
oder inkomplexer
Weifeund
unter Hinweis auf eine befondere Seite des Gegenftandes.Um
dies in Hufferls^ Sprad)e auszu=drücken:
man muß vom
»Gegenftand« des Ausdrucksden
»Inhalt«des Husdrucks unterfd)eiden, das
»worüber
eretwas fagt«von dem
»was
er bedeutet oder 'betagt'«. DieHusdrücke »Der
Siegervon
Jena«und
»der Befiegtevon
Waterloo« fagen etwasüber
den=felben Gegenftand, aber fie befagen oder bedeuten Verfdhiedenes, es find verfd)iedene Begriffe. Solcf)es
kann
audh beiunkomplexen
Plusdrücken der Fall fein; »der Kaifer«und
»der König«,von einem Preußen
zur Bezeichnung des gegenwärtigen Inhabers derKrone angewandt,
beziehen firf) auf denfelben Gegenftand, aber üe bedeuten Verfchiedenes, es find—
auch inindividueller Intention—
verfchiedene Begriffe. Sie unterfcheidenfich
von
individuellen Eigen»namen
dadurd),daß
fie fozufagenden
Gegenftand durd) eine feiner Eigenfchaften bezeichnen, inunterem
Fall einen Menfchen durch feineWürde.
^Hnders
verhält es fid) offenbar in Begriffenwie
1) Logifd>e Unterfuchungen, 2.Hufl., ILBd., I.Teil, S.46.
2) Sie geboren zu den »mitbezeicbnenden«
Namen
im Sinne J.St.Millsund zwar zu der Klaffe der »mitbezeidbnenden individuellen Namen«.
Von
den Beifpielen Mills für diefc Klaffe ftebt »der gegenwärtigePrcmierminiftcr von England« (Syftem der dedukt.undindukt.Logik. Überfe^tvon Gomperz.S.34) mit »der Kaifer« und »der König« auf gleid>er Stufe. Die Beftim=
mungcn, an denen Mills Beifpiel reid>er ift als das unfrige, verfteben fid)
von felbft,
wenn
ein gegenwärtiger Engländer fd)led)tbin von»demPremier»minifter« fprid^t. Übrigens ift die Mitbezeicbnung bier eine andere als die=
jenige, welcbe Mill in Husdrüd^en wie »weiß«, »lang«, »tugendbaft« zu er=
kennen glaubt und zu deren Erklärung er fagt: »DasWort weiß bezcicbnet
über analytif(f)e Urteile. 17
»Eis«, »Gold«, »Rabe«. Sic
nennen
in direkter Weife ihren 6egen=ftand. Solche Begriffe find tatfädblicf)
dann
verfAiedcn,wenn
die gemeinten Gegenftände verfd)ieden find,genauer
gefprocf)en,wenn
der
Nennende
damit verfd)iedene Gegenftände bezeichnen will.Nun
will aber docf) ein Zoologe,
wenn
er aneinem
Gegenftände feiner Forfcftungneue
Feftftellungenvorgenommen
bat, nachher mitdem
Gegenftandswort nichts anderes bezeichnen. Ebenfo ift er mit
dem
Laien darüber einig,
daß
fie beideüber
denfelben Gegenftand reden. Hlfo aud) der Intention oderdem
Sinne nachgehen
die Begriffe beider auf dasfelbe. Dies ift,da
eine Begriffsdeutung fichnur
mitdem
vermeinten Sinnzu
befaffen hat, entfcheidend.Darum
ift ein Begriff
wie
»Rabe« für beide identifch,und
aud) das Urteil»der
Rabe
ift fchwarz« hat für beide denfelben Sinn.Wenn man
alfo fagt, der Zoologe habe einen befferen Begriff
von dem
Raben,fo fpricht
man
nichtvon dem
Begriff, der inUrteilsunterfuchungen alleinmaßgebend
ift, nämlichdem
logifchen.Man
will damitnur
ausdrücken,daß
der Zoologe eine beffere Kenntnisvon dem Raben
habe.
Hber
die Kenntnisüber
einen Gegenftand ift nicht die Be«dcutung
feinesNamens,
ift nicht der Gegenftandsbegriff. Sie ift als die Dispofitionzu
richtigen Urteilenüber den
Gegenftand etwas Pfychologifches, fiekann
als Kenntnis davon,daß
etwas ift, z. B.»daß der
Rabe
fchwarz ift«, als diefc »Bedeutungseinheit« einen objektiv"logifchen Sinn haben.Hber
als folche ift fie nicht der Be-griff »Rabe«, der ja vielmehr in ihr als Subjekt enthalten ift.
alle weißen Dinge, wie Sd)nee, Papier, den Meeresfchaum ufw. und fcbließt in ficb oder bezeichnet mit (connotat
würden
die Scbolaftiker fagen) das Attribut Weiße.« Wirwürden
beftrciten, daß das Wort weiß alle weißen Dinge mitbezeicbnet. Seine Intention gebt vielmehr einfach auf »weiß«, wie die des flusdrudis»Weiße«, den
Mill nicht fürmitbezeicbnend
hält, auf »Weiße« gebt.
Heinrich
(Unterfucbungen zur Lehrevom
Begriff. Göttingen 1910) gibt nach Hufferls Vorlefungen eine Einteilung der Begriffe in ein
facbe (S.99) undkomplizierte
Begriffe.Zu
den erfteren zählen vornehmlich dieEigenbegriffe,
die einen Gegenftand beftimmen »durch den Hin=weis auf den Gegenftand felbft«, »ohne jede Vermittlung begrifflicher Art«.
Ein komplizierter Begriff dagegen »befi^t eine
innere Gliederung, innereForm,
feineBedeutung hat entfprechendinnere kategoriale Form«
(S.115).Wo
findetnun
ein Ausdruck wie »derKaifer« feine Stelle?Wie ift hier das »worüberfagen« mit
dem
»befagen« verbunden? Heißt »derKaifer« foviel wie »derjenige, welcher Kaifer ift«?
Muß man
dann nicht auch einem folchen Ausdruck eine »innere kategoriale Form« zuerkennen?Die Unterfcheidung formloferEigenbedeutungen und geformterBedeutungen
findet fich übrigens bei Hufferlfdbon indenLogifchenUnterfucbungen, 1.Aufl., Bd.2, S.601 u. 603.