A 554 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 12|
26. März 2010 Unter der Telefonnummer 116 117sollen Menschen, die in nicht le- bensbedrohlichen Notfällen medi- zinische Dienste und Beratung be- nötigen, künftig überall in der EU Hilfe erhalten. Ziel ist es, den Anru- fer mit einem kompetenten telefo - nischen Beratungsdienst oder ei- nem qualifizierten Arzt zu verbin- den, der per Telefon medizinische Hilfs- oder Beratungsleistungen, beispielsweise außerhalb der regu- lären Sprechstunden, am Wochen- ende oder an Feiertagen, anbieten kann, wenn die übliche Hilfe nicht erreichbar ist.
Nach dem Beschluss der EU- Kommission müssen die EU-Staa- ten sicherstellen, dass die nationa- len Regulierungsbehörden für Te - lekommunikation die Nummer ab dem 15. April 2010 zuweisen kön- nen. Zum selben Zeitpunkt soll Op- fern von Straftaten unter der Num- mer 116 006 Unterstützung gewährt
werden. ps
BERATUNG
EU-weite Hotline für medizinische Dienste
Was ist ein angeborener Immunde- fekt? Warum ist die frühe Diagnose lebensrettend? Welche Therapiefor- men gibt es, und wer ist der richtige Ansprechpartner für Patienten und mögliche Betroffene? Diese Fragen werden auf www.dsai.tv, der TV-
Plattform für angeborene Immun- defekte, beantwortet. Die Deutsche Selbsthilfe Angeborene Immunde- fekte e.V. (dsai) will mit dem In - formationsangebot die Öffentlich- keit über angeborene Immundefek- INTERNET-TV
Angeborene Immundefekte
te aufklären sowie Ärzte und mögli- che Betroffene für das Krankheits- bild sensibilisieren.
Expertenschätzungen zufolge lei- den in Deutschland circa 100 000 Menschen an einem angeborenen Immundefekt. Vor allem Kinder und
Jugendliche gehören zu den Betroffenen. Doch nur 2 000 Patienten sind bisher diagnos- tiziert, denn der Defekt wird aufgrund seines unspezifi- schen Krankheitsbildes von Ärzten häufig gar nicht oder erst viel zu spät erkannt.
Patienten können über ihre Erfahrungen berichten und Immunologie-Experten sowie niedergelassene Ärzte Lehr- filme zum Thema einstellen.
Die ersten Videos sind bereits online, darunter Berichte aus Immun- defektambulanzen, Fakten zu Be- handlungskosten, die politische Ar- beit der Selbsthilfegruppe – das inter- aktive Portal bündelt die relevanten Informationen zum Thema. EB In Deutschland leiden nach Aus-
kunft der Deutschen Tinnitus-Liga circa 1,5 Millionen Menschen stark unter chronischem Tinnitus. Wissen- schaftler aus Mainz und dem schwe- dischen Linköping starten eine bun- desweite Studie zur Untersuchung eines internetbasierten Selbsthilfe- trainings. Interessenten können ab April 2010 an der Studie teilnehmen.
Forschungspartner sind die Abtei- lungen für Klinische Psychologie der Universitäten in Mainz (Prof. Dr.
Wolfgang Hiller) und in Linköping (Prof. Gerhard Andersson).
Bei der Behandlung des chroni- schen Tinnitus geht es nicht um die Heilung, sondern vielmehr um eine bessere Bewältigung der Ohrgeräu- sche. Dazu wurden verschiedene psychotherapeutische Ansätze zur Verringerung der Tinnitusbelastung entwickelt. In der Studie wird die Wirksamkeit eines internetbasierten TINNITUS-STUDIE
Internetbasiertes Selbsthilfetraining
Selbsthilfetrainings untersucht, das in Schweden erarbeitet und für den Einsatz in Deutschland angepasst wurde. Die Vorstudien der schwedi- schen Arbeitsgruppe zeigen, dass Teilnehmer des Programms eine deutliche Verringerung der Tinni- tusbelastung erreichen konnten.
Zunächst erhalten die Betroffe- nen Informationen zu Tinnitus und den damit einhergehenden Proble- men. In den folgenden Trainings-
Mikroskop - aufnahme einer
Lymphozyte
Foto: Wikipedia
wochen erlernen sie Strate- gien, wie sie besser mit ih- rem Tinnitus umgehen und die dadurch bedingte Be- lastung selbst verringern können. Das Training er- fordert Eigeninitiative der Betroffenen und selbst- ständiges, aktives Arbeiten an den eigenen Problemen.
Zusätzlich werden die Stu- dienteilnehmer per E-Mail regelmäßig von einem Therapeuten betreut. Das Programm läuft circa zehn Wochen und ist für die Teil- nehmer kostenfrei.
Die Behandlung richtet sich an Betroffene, die seit mindestens sechs Monaten Tinnitus haben und sich dadurch belastet und im tägli- chen Leben beeinträchtigt fühlen.
Wer an der Studie teilnehmen will, erhält unter www.kbt.info/titus wei- tere Informationen. KBr Anhand einer
Informationsbro - schüre klärt ein Arzt in seiner Praxis eine Patientin über Hörsturz und Tinni- tus auf.
Foto: dpa