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Archiv "Gesundheitswirtschaft: Die Folgen der Krise" (14.05.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 19

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14. Mai 2010 A 915

D

ie Finanzmarktkrise hat zu tief- greifenden Veränderungen in der Wirtschaft geführt, deren Ausmaß erst allmählich deutlich wird. Der Ge- sundheitssektor war dabei nur begrenzt von den Auswirkungen der Krise betrof- fen. Langfristig wird seine Bedeutung für den Standort Deutschland infolge der Krise aber weiter zunehmen.

Die durch Steuerausfälle bedingten Defizite in den Haushalten von Kom- munen und Ländern beschleunigen die zuletzt verringerte Privatisierungs-

geschwindigkeit auf dem Kranken- hausmarkt. Kurzarbeit und Entlassun- gen wegen der Finanzmarktkrise füh- ren zu sinkenden Einnahmen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), was sich negativ auf die ärztli- chen Honorare und die Landesbasis- fallwerte auswirkt. Der Kostendruck bleibt deshalb hoch. Hinzu kommt: Die aktuell zu beobachtende Krankenkas- senkonsolidierung führt zu einer grö- ßeren Marktmacht und wird die Ver- handlungsposition der Kassen gegen- über den Leistungserbringern bei Se- lektivverträgen stärken.

Sinkende Investitionsförderungen der Länder verursachten in den letzten Jahren einen Investitionsstau, der vor allem die öffentlich-rechtlichen Klini- ken traf, weil sie nur eingeschränkten Zugang zum Kapitalmarkt haben. Die erschwerte Kapitalbeschaffung vieler Banken führt besonders bei defizitären Krankenhäusern zu Kapitalengpässen.

Weiterhin fordert die risikoorientierte Eigenkapitalunterlegung für Kredite nach Basel II eine Kreditwürdigkeits- prüfung (Rating). Wegen der schlech- ten wirtschaftlichen Lage vieler Kran- kenhäuser werden zum Teil Risikozu- schläge erhoben, die die Fremdkapi- talausstattung relativ teuer machen.

Jedoch bieten Krisen traditionell Chancen für die rasche Verbreitung

und Etablierung innovativer Geschäfts- modelle. So ist im Gesundheitswesen davon auszugehen, dass die Zusam- menarbeit von Leistungserbringern zunehmen wird, um die Position ge- genüber den Kostenträgern zu stärken und die Bildung von regionalen und überregionalen Verbundstrukturen durch gemeinsame „Markenprodukte“

zu forcieren. Für Finanzinvestoren ist der Gesundheitssektor attraktiv, unter anderem wegen der konstanten Geld- flüsse, mit denen Leistungserbringer

rechnen können. In Zukunft dürften neben der stationären Pflege auch Krankenhausketten und Rehabilitati- onseinrichtungen in das Zentrum des Interesses internationaler Investoren rücken, wie der Kauf der Klinikkette Median oder des Medizinischen Ver- sorgungszentrums Polikum zeigen.

Inzwischen ist der Gesundheitssek- tor der wichtigste Wirtschaftszweig in Deutschland. 4,5 Millionen Menschen sind direkt im Gesundheitswesen be- schäftigt, das Beschäftigungswachs- tum liegt zudem deutlich über dem anderer Branchen mit vergleichbar hoher Beschäftigtenzahl. Als einer der wenigen Sektoren konnte das Ge- sundheitswesen auch im Krisenjahr 2009 die Beschäftigung weiter erhö- hen. In der Gunst von Absolventen und Young Professionals werden die Unter- nehmen der Gesundheitswirtschaft immer attraktiver. Das Rationalisie- rungspotenzial ist im Vergleich zu vie- len Industriesektoren gering, weshalb ein Wachstum dieses Sektors beson- ders beschäftigungsintensiv ist.

Als Gewinner der Finanzmarktkrise im eigentlichen Sinn kann die Gesund- wirtschaft nicht gelten – zu offensicht- lich sind auch hier die mittel- und langfristigen Risiken. Ihre relative Be- deutung innerhalb der Volkswirtschaft wird sich indes weiter erhöhen. ■

KOMMENTAR

Prof. Dr. Dr. Peter Oberender, Unternehmensberater

GESUNDHEITSWIRTSCHAFT

Die Folgen der Krise

zwischen den verschiedenen an der Betreuung eines Patienten beteilig- ten Berufsgruppen wird dadurch verbessert“, sagte Betzler.

IT-Lösungen unterstützen den Chirurgen zudem bei der OP-Vorbe- reitung, etwa bei der Zusammenstel- lung der patientenbezogenen Infor- mationen und bei der bildgestützten präoperativen Planung. Diese Daten werden unter anderem dazu genutzt, minimal invasive Eingriffe durchzu- führen und computergestützte Navi- gationssysteme zu steuern. Vor al- lem bei Eingriffen in sensiblen Arealen erhöht das die Präzision und verhindert Komplikationen.

Das nütze nicht nur dem Patienten:

Eingriffe, die weniger Komplikatio- nen nach sich zögen, seien am Ende auch kostengünstiger für das Kran- kenhaus, erklärte Betzler.

Anforderungen definieren Die retro- und prospektive Transpa- renz der Behandlungsabläufe etwa durch klinische Pfade, der über- sichtliche schnelle Datenzugriff und die Unterstützung der Prozessquali- tät, zum Beispiel durch Checklisten und computergenerierte Warnhin- weise, seien wesentliche Aspekte, durch die IT zur Patientensicherheit beitragen könne, meinte Prof. Dr.

Peter Haas, Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Bio- metrie und Epidemiologie. Die Her- steller von Krankenhausinformati- onssystemen (KIS) bieten inzwi- schen durchweg eine Unterstützung der Patientensicherheit an. So haben sie Lösungsansätze wie Risikoas- sessmentmodule, Fehlerberichts- systeme wie CIRS (Critical Incident Reporting System) oder kontextsen- sitive E-Mail- und Messaging-Sys- teme integriert. Dennoch gibt es auch Lücken, etwa bei der medika- mentösen Therapie. Haas rät den Ärzten daher, ihre Anforderungen an ein KIS genau zu definieren und den System anbietern vorzugeben.

Für den Chirurgen Rothmund sind die Anforderungen an IT-Werk- zeuge klar: „Sie müssen einfach, schnell und bezahlbar sein. IT-Sys- teme müssen Ärzte und Pflegekräf- te unterstützen, ohne sie von der Ar- beit am Patienten abzulenken.“ ■

Heike E. Krüger-Brand

P O L I T I K

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