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Archiv "Kinderlager in Rumänien" (05.07.1990)

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Mit der Technologie und dem Wunsch international — und das heißt, vor allem in Großbritannien und USA — Anerkennung zu finden, kam die Umorganisation und die Se- questrierung innerhalb der Medizin.

Spezialisierung, Abhängigkeit von modernen Geräten und der mißver- standene Professionalismus der Art, der behauptet, man dürfe dieses und jenes nicht tun, es sei denn, man ha- be das und das vorher getan, haben dem Gesundheitswesen mehr ge- schadet als Bürgerkriege, Arznei- mangel und die Abwesenheit ratio- neller Verwaltung.

Die Studenten und die Facharzt- kandidaten wachsen in einer Umge- bung heran, die der Struktur nach weitgehend der der europäischen Universitätsabteilungen ähnelt. Kein Wunder, daß wenn sie nach Europa oder in die USA gelangen, sie ihrer Heimatuniversität Ehre bringen.

Aber wenn sie sich in einem Bezirks- krankenhaus zurechtfinden sollen, müßte man sie genau für dieses vor- bereiten.

Makerere hat gelehrt, mit wenig apparativer Hilfe hervorragende Me- dizin zu praktizieren. Dieses Ideal- bild ist verlorengegangen. Die besten von Makerere sind nach Übersee ge- gangen und, obwohl die meisten jun- gen Ärzte heimgekehrt sind, sind sie zu Spezialisten wie Kinderchirurgen oder Allergologen geworden. Nun sind sie alle akademische Lehrer und sind immerzu damit beschäftigt, ihre Machtbereiche abzugrenzen und die technischen Vorbedingungen der Spezialität durch Anschaffung neuer Geräte (meistens aus dem Lande, in dem sie die Superspezialität erlernt haben) zu vervollkommnen.

Wenn der Zögling einer solchen Schule fern von der Hauptstadt der Wirklichkeit begegnet, reagiert er (genau wie der Afrikaner, der im Norden studierte und der Europäer, der in die Mission kommt) je nach Veranlagung in charakteristischer Weise. Er tut alles, was er kann, um in die Hauptstadt zurückzukehren;

oder er bleibt und überweist beinahe jeden Patienten zu den nächsten Spezialisten — obwohl er weiß, daß die meisten Überwiesenen nicht ein- mal die Reise antreten werden; oder er versucht alles und jedes und schei-

tert dabei; oder er tut nichts und fängt an zu trinken. Daß man den- noch überall in Afrika Ausnahmen findet, daß es dennoch in jeder Ge- gend einzelne gibt, die Beispielhaftes leisten, ist ein Beweis für die Tatsa- che, daß Talent und Hingabe wichti- ger sind als allein die Ausbildung.

Nun brechen aber diese Hoch- burgen der Medizin zusammen, weil auch sie nicht verwaltet, gewartet, versorgt und finanziert werden. Die Komplexität macht diese Großkran- kenhäuser noch viel verwundbarer und nicht nur trifft man Endoskopi- sten ohne Endoskope und Endokri- nologen ohne Labor, aber manchmal gibt es keinen Strom, keine Spritzen und keine Bettpfannen, weil allein der Betrieb des Großkrankenhauses das gekürzte Budget verschlingt. Für die Behandlung von Kranken bleibt nichts übrig. Die Studenten glänzen jedoch weiterhin in ihren Examina.

Im Jahr 1985 kann sich die Ärz- teschaft auch hier in Afrika nicht mehr allgemeiner Hochachtung er- freuen. Nicht nur hat sie sich in ein inneres Exil zurückgezogen, um von den Politikern in Ruhe gelassen zu werden, sondern sie ist vielfach von Hoffnungslosigkeit gelähmt — zumal die Kranken die Mängel des gesam- ten Gesundheitswesens damit erklä- ren wollen, daß die Ärzte an nichts anderem als an Geld interessiert sei- en. Obwohl eine solche Verallgemei- nerung immer und überall unge- rechtfertigt ist, es ist überaus offen- sichtlich, daß die Ärzteschaft auch in Afrika in zunehmendem Maße das eigene Interesse voranstellt und oft auch scheinheilig handelt. Dies trifft vor allem auf berufsständische Gre- mien zu, während die einzelnen Ärz- te wahrscheinlich oft nicht in der La- ge sind, Schlagworte und Realitäten voneinander abzugrenzen. Auch in Afrika ist es selbstverständlich, daß alles und immer nur im Interesse der Patienten geschieht.. .

Anschrift des Verfassers:

Imre J. P. Loefler, M. D. FRCS (Ed.)

Nairobi Hospital Argwings-Kodhek Road P.O. Box 47964

Nairobi/Kenya

Kinderlager in Rumänien

Der Deutsche Bundestag hat sich kürzlich mit der Lage in Rumä- nien beschäftigt. Thema war auch die menschenverachtende Behand- lung der behinderten Kinder dort (dazu auch Heft 24/1990). Einige Auszüge aus der Bundestagsdebatte:

Gerlinde Hämmerle, SPD: Die humanitär herausforderndste Aufga- be für uns und die westliche Welt ist die sofortige Beseitigung des unsäg- lichen Elends der behinderten Kin- der in den Vernichtungseinrichtun- gen. Cighid ist zum grausigen Symbol dafür geworden. Wer den hilflose- sten der Menschen, den behinderten Kindern, so etwas antut, muß geäch- tet werden. Wer sich aber anschickt zu helfen, dem muß mit allen Mitteln geholfen werden. Ich bitte alle Frak- tionen des Deutschen Bundestages, konkrete Hilfe zu leisten.

Dr. Helmut Lippelt, DIE GRÜ- NEN: Ich denke, es sind drei Bilder, die uns vor Augen stehen, wenn wir an Rumänien denken. Das erste Bild ist das von dem furchtbaren System der Kinder-KZs. Soviel ich weiß, sind bis jetzt 24 solcher Verwahran- stalten, Verhungeranstalten und Verkrüppelungsanstalten bekannt- geworden. Wir haben auch schon ei- ' nige Fotos von Verantwortlichen ge- sehen und deren Sprüche gehört, daß man in diesem System doch nichts habe machen können. Natür- lich deutet, wenn wir darüber spre- chen, ein Finger auf uns zurück, denn Euthanasie war das alles dann immer doch noch nicht, so schreck- lich das auch ist. Natürlich haben wir denen zu danken, die spontan nach Rumänien gefahren sind — den Jour- nalisten, den Helfern, den Ärzten.

(Beifall bei allen Fraktionen) Helmut Schäfer, Staatsminister im Auswärtigen Amt: Hier ist zu Recht auf die erschütternden Zu- stände in den rumänischen Kinder- heimen hingewiesen worden. Wir sind alle gleichermaßen betroffen von den entsetzlichen Berichten über das Leiden der Kinder. Die Bundesregierung ist deshalb mit psychiatrischen und karitativen Or- ganisationen in Verbindung getre- ten, um mitzuhelfen, dieses furcht- bare Leid zu mildern. EB Dt. Ärztebl. 87, Heft 27, 5. Juli 1990 (39) A-2151

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