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Archiv "Patientenblut-Management: Kluger Umgang mit einem wertvollen Gut" (19.08.2013)

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A 1546 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 33–34

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19. August 2013

PATIENTENBLUT-MANAGEMENT

Kluger Umgang mit einem wertvollen Gut

Blut ist knapp und teuer. Ein Forschungs- projekt unter Leitung des Universitäts - klinikums Frankfurt/M. untersucht, wie sich der Einsatz von Fremdbluttrans - fusionen optimieren lässt.

V

or allem in Ferienzeiten und in Hitzeperioden lässt die Blut- spendebereitschaft erheblich nach.

Aber auch die demografische Ent- wicklung trägt mit dazu bei, dass Blut zunehmend zu einer knappen Ressource wird. Denn immer mehr älteren Patienten mit einem wach- senden Transfusionsbedarf stehen immer weniger mögliche Blutspen- der gegenüber. Die Weltgesundheits- organisation (WHO) fordert daher seit 2011 die Einführung eines Pa- tient Blood Management (PBM).

Gleichzeitig bedeuten Bluttrans- fusionen immer auch ein poten - zielles Risiko für den Patienten.

Studien zufolge könnte die Gabe von Fremdblutkonserven mit ei- ner erhöhten Mortalität, Morbidität und einem erhöhten Infektionsrisi- ko verbunden sein. Unnötige Trans- fusionen sollten daher vermieden werden.

Vor diesem Hintergrund hat das Universitätsklinikum Frankfurt/M.

zusammen mit den Unikliniken in Bonn, Kiel und Münster ein Projekt zum Patientenblutmanagement ge- startet. Ziel ist es, die Patientensi- cherheit zu erhöhen und den Ein- satz von Fremdbluttransfusionen durch drei Maßnahmen zu optimie- ren: durch die spezielle Vorbehand- lung von Anämie-Risikopatienten vor elektiven operativen Eingrif- fen, durch eine strenge Indikations- stellung zur Bluttrans fusion und durch Maßnahmen zur Minimie- rung des Blutverlustes während und nach der Operation (Kasten).

Frankfurt übernimmt dabei für Deutschland die Federführung in diesem Bereich der Versorgungs-

forschung. „Das ist die erste größere Untersu-

chung weltweit zu diesem Thema“, erklärte Prof. Dr. med. Kai Zacha- rowski, Direktor der Klinik für An- ästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie. „Wir freuen uns, dass wir dieses wichtige Anliegen der WHO gemeinsam mit unseren Partnern erstmalig in Deutschland in die Praxis umsetzen können.“

Insgesamt sollen bis Ende 2015 mehr als 100 000 Patienten in die Studie einbezogen werden.

Auch in ökonomischer Hinsicht könnte sich das PBM für die Kran- kenhäuser rechnen: Das Universitäts- klinikum Frankfurt etwa wendet für das Management von Blutkonserven einschließlich Laborleistung derzeit

sieben Millionen Euro jährlich auf.

Circa zehn Prozent dieser Kosten lie- ßen sich nach Schätzungen der Ex- perten durch das PBM, zum Beispiel aufgrund weniger Komplikationen und kürzerer Liegezeiten, einsparen.

Umgesetzt wird das Projekt in en- ger Kooperation mit den chirurgi- schen Kliniken. Während der Im - plementierungsphase bis September und danach finden Fortbildungen für Ärzte und Pflegepersonal auf allen chirurgischen Stationen statt, berich- teten die Projektkoordinatoren Priv.- Doz. Dr. med. Patrick Meybohm und Dr. med. Dania Fischer. Nach der vollständigen Einführung wird das PBM-Programm bei allen stationär aufgenommenen erwachsenen chir - urgischen Patienten eingesetzt.

Die Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerzthera- pie des Universitätsklinikums Frank- furt koordiniert zusammen mit dem Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie, DRK-Blutspen- dedienst Baden-Württemberg – Hes- sen, das Projekt. Das PBM stößt auf großes Interesse: 15 weitere Klini- ken wollen sich anschließen. Die Be- gleitforschung übernimmt das Insti- tut für Bio statistik und mathema - tische Modellierung am Universi- tätsklinikum Frankfurt. Infos: www.

patientbloodmanagement.de.

Heike E. Krüger-Brand

Die erste Komponente des PBM bilden die Vorbe- handlungen von anämischen Risikopatienten vor operativen Eingriffen. Durch ein standardisier- tes Prüfverfahren wird ermittelt, wie massiv der Blutmangel ist und wie hoch das Risiko für eine Bluttransfusion wäre. Hierfür werden unter ande- rem spezielle Geräte zur nichtinvasiven Messung des Hämoglobinwertes eingesetzt. Bei Bedarf wird ein interdisziplinäres Fachkonsil einberufen, das medizinische Maßnahmen festlegt, durch die die Blutarmut reduziert und damit der Einsatz von Blutkonserven beim Eingriff ohne gesundheitliche Risiken vermieden werden kann.

Die zweite Säule zielt auf den möglichst ratio- nalen Einsatz der Blutkonserven auf Basis der Querschnittsleitlinien zur Therapie mit Blutkompo- nenten und Plasmaderivaten der Bundesärztekam- mer ab. Hierfür wurde eine Transfusionsbedarfs-

Checkliste entwickelt, mit der in jedem Einzelfall die Entscheidung für oder gegen den Einsatz einer Blutkonserve überprüft wird.

Die dritte Säule umfasst weitere Maßnahmen, die den Blutverlust während und nach der OP mi- nimieren. Dazu zählt beispielsweise die restriktive Handhabung von Blutentnahmen. So werden statt der üblichen Röhrchen zur Blutentnahme kleinere aus der Kinderklinik eingesetzt und die Entnahmeintervalle vergrößert. Bei Risikooperatio- nen werden routinemäßig Cell-Saver-Geräte ge- nutzt, die das Patientenblut auffangen und als Ei- genblutkonserve aufbereiten. Wärmedecken ver- hindern zudem ein Auskühlen der Patienten, da bei Unterkühlung die Blutgerinnung eingeschränkt funktioniert. Eine patientennahe Gerinnungsdia - gnostik (ROTEM-und Multiplate-Analyse) wird auf den chirurgischen Stationen umgesetzt.

KLINISCHE UMSETZUNG

P O L I T I K

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