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Archiv "30 Jahre Ludwig Sievers Stiftung: Zum 100. Geburtstag des Gründers" (26.03.1987)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Am 27. März 1887 wurde der niedersächsische Arzt Dr. Ludwig Sievers, der am 1. Juli 1968 im 82.

Lebensjahr verstorben ist, geboren;

wir gedenken anläßlich seines 100.

Geburtstages seines Lebenswerkes.

An seinem 70. Geburtstag, dem 27. März 1957, errichtete Ludwig Sievers die später nach ihm benann- te „Stiftung zur Förderung der wis- senschaftlichen Forschung über We- sen und Bedeutung der freien Beru- fe" in Hannover. Der Wille des Stif- ters Ludwig Sievers war Ausdruck einer zukunftsweisenden Aufgaben- stellung, geboren aus einem reich- haltigen berufspolitischen Erfah- rungsschatz. 40 Jahre lang hat er sein Leben und Schaffen in den Dienst der ärztlichen Standes- und Berufspolitik gestellt und darüber hinaus die Gesundheits- und Sozial- politik in Deutschland maßgeblich mitgestaltet. 1920 hatte er bereits das Studium der Rechtswissenschaft und anschließend der Medizin er- folgreich abgeschlossen und sich zum Syndikus des Ärzteverbandes in Niedersachsen und auch zum Vorsit- zenden der Ärztekammer für die Provinz Hannover wählen und beru- fen lassen.

Die Zeiten waren überwiegend ungut, in denen Ludwig Sievers für die Freiheit des Ärztestandes und darüber hinaus für die Freiheit der- jenigen, die wir heute als die klassi- schen freien Berufe bezeichnen, ge- stritten hat. Die jeweils nach harten Kämpfen für die berufliche Existenz der Kassenärzte errungenen Gelän- degewinne wurden durch Krieg, In- flation, Wirtschaftskrise und politi- sche Diktatur gefährdet. Die be- drohlichste Entwicklung sah Sievers in jenen Tagen des totalen Zusam- menbruchs 1945, als fast alles radi- kal in Frage gestellt wurde.

Er begann den zehnjährigen Kampf der Arzteschaft um die Neu- gestaltung eines Kassenarztrechts.

Dies sollte keine Restauration eines früheren Status werden, sondern es sollte die Chance, aus dem Nichts

Die Ludwig-Sievers-Medaille auf der Vor- derseite (oben) ein Portrait von Sievers

schöpfen zu dürfen, so genutzt wer- den, daß eine gedeihliche Weiter- entwicklung garantiert würde.

Auch die Jüngeren und ganz Jungen werden nicht vergessen, daß gerade Ludwig Sievers immer wie- der auf das entschiedenste für sie eingetreten ist, indem er die voll- ständige Aufhebung der Verhältnis- zahl bei der Zulassung zur kassen- ärztlichen und damit überhaupt erst zur freiberuflichen Tätigkeit zu er- fechten suchte.

Ihm war ein Teilsieg beschie- den, nachdem das Gesetz über Kassenarztrecht 1955 die Verhältnis- zahl drastisch herabsetzte. Den end- gültigen Durchbruch erzielte dann erst eine Entscheidung des Bundes- verfassungsgerichts vom Jahre 1960.

Um das Werk von Ludwig Sie- vers heute, 30 Jahre nach seinem 70.

Geburtstag richtig würdigen zu kön-

nen, muß man sich in den Gang der geschichtlichen Entwicklung hinein- denken. Aber nicht nur die Ärzte- schaft hat besonderen Grund, an Ludwig Sievers dankbar zurückzu- denken. So schrieb das DEUT- SCHE ÄRZTEBLATT in seiner Ju- biläumsausgabe für Ludwig Sievers vor 30 Jahren bereits, daß er im grö- ßeren Zusammenhang des Existenz- kampfes aller freien Berufe jeweils gedacht und gehandelt hat. Für ihn war die Verteidigung der Freiheit ärztlicher Berufsausübung die Ver- teidigung einer der größten und stärksten Bastionen, nämlich der Freiheit der freien Berufe schlecht- hin. Und so war es auch folgerichtig, daß er gemeinsam mit dem ersten Präsidenten des Deutschen Anwalt- vereins nach dem Krieg, Emil von Sauer, den Bundesverband der Frei- en Berufe mitbegründete.

Sievers war ein zutiefst politisch denkender Mann, ohne sich jemals parteipolitisch einseitig in Anspruch nehmen zu lassen. Von Hause aus eher konservativ geprägt, fand er herzliche Freundschaft sowohl zu dem legendären sozialdemokrati- schen Ministerpräsidenten von Nie- dersachsen Hinrich Kopf als auch zu dem den Christdemokraten naheste- henden Bonner Staatssekretär Sau- erborn, welcher für die Gesetzge- bungsinitiativen des Bundes auf dem Gebiet der Sozialversicherung fast eine Allkompetenz innehatte. Und so war es auch nicht verwunderlich, daß es unter der maßgeblichen Mit- wirkung von Sievers ermöglicht wur- de, ein Gesetz über das Kassenarzt- recht im Jahre 1955 zu verabschie- den, welches als Allparteiengesetz im Deutschen Bundestag die Zu- stimmung fand.

Jetzt begehen wir die 30jährige Wiederkehr des Vermächtnisses die- ses Mannes, seit dessen 80. Geburts- tag die Stiftung auch seinen Namen trägt. Am 27. März 1957 errichtete er in einer Urkunde seine Stiftung mit den folgenden Worten:

„Im Kampf um die Erhaltung und Festigung der Grundlagen ihrer beruflichen Tätigkeit, in dem heute zusammen mit der Ärzteschaft alle freien Berufe stehen, gilt es, die aus der Tradition geborene Idee des freien Berufs durch die Erforschung

30 Jahre Ludwig Sievers Stiftung

Zum 100. Geburtstag des Gründers

Dt. Ärztebl. 84 , Heft 13, 26. März 1987 (37) A-799

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ihres Wesens und ihrer Bedeutung für unsere Gesellschaftsordnung wissenschaftlich zu ergründen und zu untermauern, um das Band zu festigen, das alle diejenigen vereint, die ihr Leben dieser Idee verschrie- ben haben, und um ihnen unter Wahrung ihrer Eigenart den ge- meinsamen Weg in eine bessere Zu- kunft zu weisen und zu bahnen. Der Lösung dieser Aufgabe, deren Dringlichkeit mein Leben in der Be- rufspolitik mich erkennen ließ, durch Anregung und Unterstützung der wissenschaftlichen Forschungs- arbeit auf diesem Gebiet zu dienen, ist der Sinn der von mir ins Leben gerufenen Stiftung."

Damit war der Grundstein ge- legt für eine Arbeit, welche bis zu diesem Zeitpunkt an keiner deut- schen Hochschule und auch an kei- ner anderen außerhochschulischen Institution betrieben worden ist, nämlich die wissenschaftliche For- schung über das Wesen und die Be- deutung der freien Berufe.

Drei Schwerpunkte bestimmen die Tätigkeit der Ludwig Sievers Stiftung:

• In einer eigenen Schriftenrei- he werden Arbeiten auf dem Gebiet der freien Berufe gefördert;

• junge Wissenschaftler, wel- che an Themen aus dem Bereich der freien Berufe arbeiten, werden durch Fördermittel wie zum Beispiel für Doktor-Arbeiten oder Vorlesun- gen unterstützt;

• die Stiftung vergibt Förder- mittel zur Herstellung von Gutach- ten, welche Teilaspekte freiberuf- licher Tätigkeit zum Gegenstand ha- ben.

Die Ludwig Sievers Stiftung vergibt in unregelmäßigen Abstän- den einen Preis für die beste wissen- schaftliche Arbeit auf dem For- schungsgebiet der freien Berufe und darüber hinaus eine Anerkennung für Persönlichkeiten, die sich um die freien Berufe verdient gemacht ha- ben. Dieser nach dem Namen des Stifters benannte Preis wird nach seinem Statut entweder in der Form einer goldenen Medaille oder als Geldpreis verliehen. Während die Ludwig-Sievers-Medaille an eine hervorragende Persönlichkeit verlie- hen wird, deren Gesamtwerk es zu

würdigen gilt, geht der Geldpreis an solche Schriftsteller, die sich nach ei- ner öffentlichen Auslobung mit ih- rem Werk um die Ehrung beworben haben. Der Geldpreis wurde an drei Autoren vergeben: Fritz Rittner, Gerhard Gänsslen und Karl Heinz Weis. Träger der Ludwig-Sievers- Medaille sind bisher Altbundesprä- sident Professor Theodor Heuss, Dr. Friedrich Voges, Professor J. F.

Volrad Deneke und Professor Dr.

Dr. Werner Zeller.

Bösche

Chinesische und

deutsche Ärzte treffen sich in München

Die Deutsch-Chinesische und die Chinesisch-Deutsche Gesell- schaft für Medizin veranstalten ihre zweite wissenschaftliche Tagung diesmal in der Bundesrepublik, und zwar vom 18. bis 20. September 1987 im Ärztehaus Bayern, München.

Die erste gemeinsame Tagung war in Wuhan/VR China vom 25. bis 27.

September 1986 ausgerichtet wor- den. Sie war mit über 100 teilneh- menden Ärzten aus der Bundesre- publik Deutschland und über 300 Ärzten aus der VR China sehr er- folgreich.

Die diesjährige Veranstaltung beginnt mit einem Landeskund- lichen Seminar für die in der Bun- desrepublik tätigen chinesischen Medizinstudenten und Gastdozen- ten für Medizin sowie die aus China anreisenden Teilnehmer der nach- folgenden wissenschaftlichen Ta- gung. Dieses Seminar dient der In- formation über Geschichte, Geogra- phie, Bildungswesen, Gesundheits- wesen etc. der Bundesrepublik Deutschland.

Das wissenschaftliche Pro- gramm am 19. und 20. September 1987 beinhaltet folgende Themen:

Thoraxchirurgie unter besonderer Berücksichtigung des Oesophagus- karzinoms , Diagnostik und Therapie von Lebertumoren, Verbrennungs- behandlung, Nierenerkrankungen unter besonderer Berücksichtigung der Transplantation, eventuell Phy-

totherapie, Intensivmedizin und Gy- näkologie unter Berücksichtigung von Ovarialtumoren. Diese Themen werden von chinesischen und deut- schen Referenten behandelt.

Vortragsanmeldungen sowie Anmeldungen zur Tagung bis 30.

April 1987 an die Geschäftsstelle der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft für Medizin, Herbert-Lewin-Straße 5, 5000 Köln 41; Telefon 02 21/

40 04-2 38.

Die Deutsch-Chinesische Ge- sellschaft kann — dank Zuwendun- gen der Stiftung Volkswagenwerk — jetzt Doktoranden-Stipendien an zehn chinesische Ärzte vergeben.

Damit wird es einigen chinesischen Nachwuchs-Wissenschaftlern er- möglicht, in einem zweijährigen Aufenthalt in der Bundesrepublik ihre Dissertation zu schreiben. Die- se Stipendien werden in enger Füh- lungnahme mit der Partnergesell- schaft in China an anerkannten chi- nesischen Hochschulen ausgeschrie- ben. Voraussetzungen für die Ver- gabe dieser Stipendien sind eine gu- te Ausbildung mit überdurchschnitt- lich guten Noten, eine oder zwei wis- senschaftliche Publikationen in Chi- na, gute Deutschkenntnisse und eine Altersgrenze von 45 Jahren. Die chi- nesische Partnergesellschaft wird aufgrund der Bewerbungen eine Vorauswahl treffen.

Unterstützung nötig

Mit diesen Projekten sowie der Organisation eines Famulaturaus- tausches hat die am 26. Juni 1984 ge- gründete, eng mit der Bundesärzte- kammer zusammenarbeitende, Deutsch-Chinesische Gesellschaft für Medizin schon jetzt eine positive Arbeit im Sinne ihrer Zielsetzung geleistet. Die Gesellschaft hofft auf eine zunehmende Unterstützung der öffentlichen Stellen, insbesondere der Ministerien und Stiftungen mit ähnlichen Zielsetzungen, aber auch auf ein breites Interesse deutscher Ärzte im medizinischen Bereich täti- ger Personen. Wer an einer Mit- gliedschaft interessiert ist, möge sich an die Geschäftsstelle der Gesell- schaft wenden.

Renate Schiffbauer A-800 (38) Dt. Ärztebl. 86, Heft 13, 26. März 1987

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