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or kurzem schrieb mir mein Schulfreund Dr.med. Norbert Knoblach.
Er hatte seine Mutter besucht, die aufgrund osteoporoti- scher Wirbelbrüche ein Quer- schnittssymptom entwickelt hatte und deshalb in der Neu- rologischen Klinik in Bam- berg lag. Im Stationsgang fiel ihm dabei ein Anschlag auf, wonach es auf den Stationen nicht statthaft sei, unerlaubte Spiele zu spielen. Norbert machte sich so seine Gedan- ken über die Überflüssigkeit von Tautologien; andererseits wäre natürlich das Verbot er- laubter Spiele eine „contradic- tio in adjecto“, um mit Franz Josef Strauß zu reden. Diesem wiederum wäre solch ein Ver- bot arg gewesen, weil er er- klärtermaßen ein Schachbrett als eines von drei Dingen sogar auf eine einsame Insel
hätte mitnehmen wollen. Ge- rade bemerke ich meinen Denkirrtum, das Schachspiel ohne Wenn und Aber den un- erlaubten Spielen zugeschla- gen zu haben. Das mag daher rühren, dass der Karl-May- Verleger und Großmeister Lothar Schmid (ganz neben- bei, auch ein Bamberger) und ich beim Analysieren einer
Partie vor einer Fernsehsen- dung in einem Hamburger Restaurant (könnte in Bam- berg nie passieren!) darauf hingewiesen wurden, dass Spielen nicht erlaubt sei und obendrein, dass Schach im Mittelalter längere Zeit ein verdammenswürdiges Spiel war; hierin waren sich Islam und Christentum selten einig, in der Neuzeit war solch ein Verbot den Herren Khomeini und Mao Tse-tung vorbehal- ten. Die Herren starben, das Schachspiel lebt! Vor allem lebt das Schachspiel auch in der Neurologischen Klinik Bamberg, wie Norbert kurz danach feststellte, als er im Kli- nikgarten einen stei- nernen Schachtisch mit zwei Sitzbänken für die Spieler und ein Schild mit der Aufforderung entdeckte: „Fragen Sie auf der Station nach den Figuren!“ Glück- liche Ausnahme – du bist ein gutes Spiel, o Schach! Zumindest in
der Bamberger Neurologie.
In kühner Schlussfolgerung schlägt Norbert dies dem Chefarzt Prof. Dr. med. Peter Krauseneck zu, der bekannt- lich zu den besten Schach- spielern unter Deutschlands Ärzten zählt – was aber, wenn der Steinschachtisch mehr Jahre auf dem Buckel als un- ser geschätzter Chefarzt hat?!
Ganz jung jedenfalls ist die schöne Kombination, die Dr.
med. Ralf-Alexander Schön im letzten Jahr gelang.
Mit seinem letzten Zug Se2-g1 wollte Weiß den lästi- gen Eindringling auf h3 wie- der hinauswerfen. Sehen Sie, wie Dr. Schön als Schwarzer nun ein schnelles Matt aufs Brett zauberte?
Lösung:
E
s gibt Anlageberater zu- hauf, bei denen nicht ge- nug Aktien von Automo- bilkonzernen im Depot liegen können. Und wenn nicht, sol- len sie dann doch flugs ge- kauft werden, die Konjunk- turerholung zwinge diesen Schritt geradezu auf, profitie- re doch die Branche vor allem von größeren Lohntüten bei den Verbrauchern. Ist das wirklich ratsam?„DaimlerChrysler kriegt die Kurve“,titelte eben die Börsen- Zeitung euphorisch und liefer- te den Optimisten genug Was- ser auf die Mühle, die Aktie endlich zu erwerben. Vorder- gründig betrachtet lesen sich die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr auch ganz gut, zugegeben. Das Betriebsergeb- nis sieht mit plus 5,1 Milliarden Euro wirklich gut aus. Weiter- gelesen, was der Konzern denn insgesamt verdient hat, bleiben unterm Strich nur 0,4 Milliar-
den Euro übrig, und das ist ja echt bloß Magerkost.
Der krasse Unterschied zwischen operating profit und Konzernergebnis ist harsches Resultat von Restrukturie- rungskosten bei der Tochter Chrysler (wieder mal!) und enormen Abschreibungen auf die Luft- und Raumfahrtspar- te EADS. Die vorläufigen Zahlen beim Stuttgarter Kon- zern geben im Übrigen kei- nerlei Aufschluss darüber, ob Chrysler nun gesundet ist oder nicht.
Die Nettoumsatzrendite bei den Schwaben jedenfalls ist mit 0,3 Prozent auf einem er- schreckenden Niveau ange- kommen, und die Dividende wurde nicht wirklich verdient.
Bei VW stehen die Zeichen auch nicht besonders gut. Die Wolfsburger kündigten an, dass beim neuen Golf V die Klima- anlage im Wert von 1 225 Euro ohne jeden Aufpreis mit ent- halten sei.Mit anderen Worten:
Der Absatz des Golf V ver- läuft miserabel und bedarf der Alimentierung. Immerhin wird mit dem Preisnachlass der Preis um acht Prozent unterbo- ten. Es sieht so aus, als würde die Nachfrage nach dem wich- tigsten Umsatzbringer weiter schwach bleiben. Ein Durch- schlagen auf die Erfolgsrech- nung werden die Aktionäre noch zu büßen haben.
Wer sich in Sachen Autoak- tien pro und contra ein noch deutlicheres Stimmungsbild
verschaffen will, kann nicht umhin, sich in den USA um- zuschauen, die Lage dort ist meiner Erfahrung nach ein prächtiger Frühindikator, wie es hier kommen kann.
Das Geschäft überm Teich hat sich für die deutschen Au- tobauer im Januar nicht wirk- lich gelohnt, vorsichtig formu- liert. Im Gegenteil, der Start ins neue Jahr lief eher mies.
Mercedes-Benz fielen um 3,1 Prozent zurück, VW musste fassungslos gar einen brutalen Umsatzabsturz um gut ein Fünftel hinnehmen. Lediglich Porsche triumphierte (Cayenne) mit einem Zuwachs von 66 Prozent. Aber diesen Erfolg hat die Börse längst vorwegge- nommen,bei den anderen Wer- ten die schlechteren Aussich- ten jedoch (noch) nicht. Wer sein Depot in Schuss halten will, sollte also Kfz-Werte eher meiden. Andernfalls droht eine
Notbremsung. )
S C H L U S S P U N K T
[64] Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 713. Februar 2004
Unerlaubte Spiele
Dr. med. Helmut Pfleger
zu Autoaktien
Platt
Börsebius
Post Scriptum
Nach dem Springeropfer 1. ..
. Sh4+! (aber nicht 1. ..
.Sf4+
2.Kf3) musste Weiß dieses an-
rüchige Geschenk mit 2. gxh4
schlucken,worauf ihn indes die schwarze Dame mit 2.Dg4 matt
setzte.