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Conedera, M., & Brändli, U. B. (2015). Nicht einheimische Baumarten. In A. Rigling & H. P. Schaffer (Eds.), Waldbericht 2015. Zustand und Nutzung des Schweizer Waldes (pp. 78-79). Bundesamt für Umwelt BAFU; Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und

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> Waldbericht 2015 Zustand und Nutzung des Schweizer Waldes BAFU / WSL 2015

4.4 Nicht einheimische Baumarten

Marco Conedera, Urs-Beat Brändli

> In der Schweizer Forstwirtschaft spielt der Anbau nicht einheimischer Baumarten eine kleine Rolle: Sie machen – wie schon im Waldbericht 2005 aufgezeigt – nur 0,6 Prozent aller Bäume aus.

> Die meisten nicht einheimischen Waldbaumarten wurden aktiv eingeführt und stellen heute keine Bedrohung für den Schweizer Wald dar.

> Unter besonderen Umweltbedingungen können sich nicht einheimische Arten invasiv ausbreiten. Ein Beispiel dafür ist der Götterbaum, dessen Ausbreitung seit dem Waldbericht 2005 erstmals auch in der Verjüngung erkennbar ist.

Neophyten

Die Schweizer Flora enthält heute rund 300 Neophyten, wel- che Populationen bilden und sich somit mehr oder weniger etabliert haben (Landolt et al. 2010). Sie machen etwa 10 Pro- zent der gesamten Schweizer Flora aus (Lauber et al. 2012). In anderen mitteleuropäischen Ländern sind die Anteile der Neo- phyten an der gesamten Flora ähnlich gross. Auch im Wald kommen Neophyten vor. Einige davon sind nicht einheimische Baumarten, die von der Waldwirtschaft genutzt werden und hierfür vom Menschen eingeführt wurden. Sie sind nützlich, und ihre Bestände werden kontrolliert. Andere Neophyten breiten sich ohne Zutun des Menschen aus. Wenn sie sich so stark ausbreiten, dass sie einheimische Arten verdrän- gen und dadurch das Gleichgewicht von Waldlebensräumen und natürlichen Waldgesellschaften stören, werden sie von den Fachleuten als invasiv bezeichnet. Diejenigen Pflanzen, welche sich als besonders invasiv erweisen, sind auch in der Liste der verbotenen invasiven gebietsfremden Organismen aufgeführt (Freisetzungsverordnung 2008, Anhang 2). Auf der Liste befindet sich ausserdem 1 Baumart, der Essigbaum (Rhus typhina). Zusätzlich stehen 2 weitere Baumarten und 3 Sträucher beziehungsweise Lianen wegen ihres invasiven Verhaltens auf der Schwarzen Liste der invasiven Arten der Schweiz. Die Liste enthält 16 weitere Pflanzenarten, die vor- wiegend in der Krautschicht wachsen und von denen einige das Potenzial haben, sich im Wald invasiv auszubreiten (Nobis 2008).

Exoten im Schweizer Wald

Als Exoten werden nicht einheimische Baumarten bezeichnet.

Ihr Anteil im Schweizer Wald ist seit 1985 stabil geblieben und beträgt 0,6 Prozent (Brändli et al. 2015). Wenn die Exo- ten in der Artenmischung auf einer LFI-Probefläche mehr als 50 Prozent des Holzvorrates ausmachen, bezeichnen Fach-

leute den Exotenanteil als dominant. Zwischen 1995 und 2013 ist der Anteil der von Exoten dominierten Waldfläche gemäss Landesforstinventar LFI nicht signifikant gewachsen, nämlich von 0,4 auf 0,5 Prozent. Am häufigsten sind solche Waldbestände im westlichen und zentralen Mittelland sowie im östlichen Jura (Abb. 4.4.1).

Nicht einheimische Baumarten kommen fast ausschliess- lich in tiefen Lagen bis 1000 m ü. M. vor. Die meisten Exoten sind Arten, die für die Holzgewinnung eingeführt wurden (Tab. 4.4.1). Da sie bewirtschaftet werden, ist ihre Verjüngung kontrolliert, was vom LFI 2009/13 bestätigt wird: Die Arten sind im Jungwald kaum vertreten, mit Ausnahme von Dou- glasie und Roteiche. Die meisten eingeführten Waldbaum- arten verhalten sich nicht invasiv und stellen somit heute keine ökologische Bedrohung für den Schweizer Wald dar (Weber 2002). In einigen mitteleuropäischen Ländern ist der Anbau exotischer Baumarten eine wichtige Einkommensquelle für die Forstwirtschaft. In der Schweiz dagegen ist sie vernachläs- sigbar: Die hierzulande aus Exoten produzierte Holzmenge ist so gering, dass nur für die häufigsten Exoten ein Nischenmarkt besteht. In Zukunft könnte sich das ändern. Der Klimawandel könnte dazu führen, dass vermehrt nicht einheimische Baum- arten gepflanzt werden oder dass diese sich natürlicherweise ausbreiten.

So verjüngt sich zum Beispiel die Douglasie in Deutsch- land auf warmen, trockenen, bodensauren und nährstoff- armen Standorten stark und vermag dort andere Baumarten zu verdrängen (Tschopp et al. 2012). Das Invasionspotenzial nicht einheimischer Baumarten und die daraus folgenden ökologischen und ökonomischen Auswirkungen auf den Wald beziehungsweise die Waldwirtschaft sind heute noch nicht genau abschätzbar. Um die Kenntnisse zu verbessern, müssen diese Arten, auch im Hinblick auf den Klimawandel, genauer erforscht werden.

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> 4 Biologische Vielfalt 4.4 Nicht einheimische Baumarten 79

Invasive Gehölze

Damit sich Bäume und andere Gehölze invasiv ausbreiten können, braucht es bestimmte Umweltbedingungen, die meis- tens nur lokal gegeben sind: beispielsweise ein mildes Klima, kombiniert mit brachgelegten landwirtschaftlichen Flächen oder mit gestörten oder sich selbst überlassenen Waldbestän- den. Heute finden wir solche Voraussetzungen insbesondere in den Tieflagen der Alpensüdseite und teilweise in den Haupt- alpentälern vor.

Ein Beispiel eines invasiven Neophyten ist der Götter- baum. Diese aus China stammende Laubbaumart verdrängt auf der Alpensüdseite die einheimischen Pflanzen und besie- delt vorwiegend Rohböden sowie brachgelegte, an den Wald angrenzende Wiesen. Die geflügelten Samen des Götterbaums

können in grossen Mengen über Hunderte von Metern ver- frachtet werden, sodass er sich vor allem auf gestörten und vorübergehend offenen Waldflächen wie Schlag oder Wald- brandgebieten ausbreitet. Das LFI 2009/13 stellte den Götter- baum bereits im Jungwald fest.

Auf der Alpensüdseite wachsen viele Flächen zu, die vom Menschen nicht mehr genutzt werden. Dabei handelt es sich vorwiegend um ehemalige Rebberge und verlassene Kastanienniederwälder in der Nähe von Seen. Die Kraut- und Baumschicht solcher Flächen wird sowohl von einheimischen als auch von nicht einheimischen Pflanzenarten besiedelt. Von den einheimischen Arten wachsen vor allem Efeu und Stech- palme ein, von den nicht einheimischen Arten sind es meist immergrüne Gehölze aus umliegenden Gärten, beispielsweise Kampferbaum, Kirschlorbeer und echter Lorbeer, dornige Öl- weide oder Hanfpalme. Auch auf der Alpennordseite wurde dieselbe Ausbreitungstendenz festgestellt. Dort können sich Kirschlorbeer oder Henrys Geissblatt invasiv verhalten. Letz- teres ist eine verholzte Liane, welche im Wald die Verjüngung zu unterdrücken vermag (Weber 2005).

Abb. 4.4.1 Anteil der von Exoten dominierten Waldfläche pro Wirtschaftsregion. Quelle: LFI 2009/13

0,7

0

0,3

0 0

0

0

0

0

0,6

0,9

4,2

2,5 0,2

Schweiz: 0,5 % 0,1–0,5 %

<0,1 % 0,6–1 % >1 %

Tab. 4.4.1

Stammzahl und Stammanteil von Exoten im Schweizer Wald. Gezählt wurden Bäume ab einem Brusthöhendurchmesser von 12 Zentimetern. * Für die Holzgewinnung eingeführte Exoten. Quelle: LFI 2004/06

Art Wissenschaftlicher Name Anzahl Anteil (%)

Robinie* Robinia pseudoacacia 1 065 000 0,21

Douglasie* Pseudotsuga menziesii 1 041 000 0,21

Schwarzföhre* Pinus nigra 222 000 0,04

Strobe* Pinus strobus 77 000 0,02

Roteiche* Quercus rubra 141 000 0,03

Zuchtpappeln* z. B. Populus x canadensis 81 000 0,02

Götterbaum Ailanthus altissima 63 000 0,01

Übrige Exoten 502 000 0,10

Exoten total 3 192 000 0,64

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