• Keine Ergebnisse gefunden

Brang, P., & Bolliger, M. (2015). Waldreservate. In A. Rigling & H. P. Schaffer (Eds.), Waldbericht 2015. Zustand und Nutzung des Schweizer Waldes (pp. 88-89). Bundesamt für Umwelt BAFU; Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Brang, P., & Bolliger, M. (2015). Waldreservate. In A. Rigling & H. P. Schaffer (Eds.), Waldbericht 2015. Zustand und Nutzung des Schweizer Waldes (pp. 88-89). Bundesamt für Umwelt BAFU; Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL."

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

88

> Waldbericht 2015 Zustand und Nutzung des Schweizer Waldes BAFU / WSL 2015

4.9 Waldreservate

Peter Brang, Markus Bolliger

> 2012 waren 4,8 Prozent der Schweizer Waldfläche als Reservate geschützt. Das ist fast doppelt so viel wie 2005.

> Das Ziel der Waldpolitik, bis zum Jahr 2030 10 Prozent der Waldfläche als Reservate auszuweisen, ist damit knapp zur Hälfte erreicht. Es gibt aber noch viel zu tun, vor allem im Mittelland und besonders, was grosse Waldreservate betrifft.

> In Naturwaldreservaten ist der Wald dichter und reicher an Totholz und Baumgiganten als im übrigen Wald.

> In Sonderwaldreservaten sorgen gezielte waldbauliche Eingriffe zugunsten bestimmter Lebensräume und Arten für eine hohe Biodiversität.

> Auch traditionelle Nutzungsformen des Waldes werden in Sonderwaldreservaten wieder aufgenommen und weitergeführt: Mittelwälder, Wytweiden und Selven bereichern die Landschaft und sind ideale Lebensräume für lichtliebende Arten.

Reservatstypen und Flächenziele

In der Schweiz gibt es zwei Typen von Waldreservaten: Natur- wald- sowie Sonderwaldreservate. In beiden hat die Förderung der Biodiversität Vorrang gegenüber anderen Waldfunktionen.

Naturwaldreservate werden sich selbst überlassen, während in Sonderwaldreservaten mit gezielten Eingriffen Lebensräume für bestimmte Pflanzen und Tiere geschaffen und aufgewer- tet werden. Im Jahr 2001 legte die Waldpolitik Flächenziele für Reservate fest: Bis ins Jahr 2030 sollen je 5 Prozent der Waldfläche als Naturwald- und als Sonderwaldreservate unter Schutz stehen. 2012 waren insgesamt 4,8 Prozent der Waldfläche geschützt: Bei den Naturwaldreservaten waren es 2,7 Prozent und bei den Sonderwaldreservaten 2,1 Prozent.

Die Ziele für das Jahr 2030 sind somit fast zur Hälfte erreicht (Abb. 4.9.1; Bolliger et al. 2012). Das ist ein Fortschritt gegen- über dem Waldbericht 2005, als erst 2,5 Prozent der Fläche unter Schutz standen.

Am bedeutendsten ist der Flächenanteil der Waldreser- vate im Jura. Im Mittelland und in den Voralpen wurden bis- her vor allem kleine Sonderwaldreservate ausgeschieden. Um- fassende Naturwaldreservate wurden hingegen in den Alpen und auf der Alpensüdseite geschaffen. Der grösste Handlungs- bedarf bei Naturwaldreservaten besteht im Mittelland.

Ein weiteres Ziel der Waldpolitik ist es, in der Schweiz 30 grosse Waldreservate mit mindestens 500 Hektaren Flä- che auszuscheiden. Heute gibt es 17 solche Reservate – die Schutzbemühungen sind damit auf gutem Wege. Allerdings zeigen sich enorme regionale Unterschiede. Im Mittelland ist es schwierig, grosse Reservate zu schaffen. Hier sind die Wäl- der wüchsig und gut erschlossen. Sie gehören zudem oft vielen

Eigentümern (Kap. 6.1), die alle selbst darüber entscheiden, ob in ihrem Wald ein Reservat eingerichtet wird. Bund und Kantone beraten sie dabei und fördern Waldreservate, indem sie den Verzicht auf die Holznutzung finanziell abgelten.

Ausserhalb von Waldreservaten wird ein Teil des Schwei- zer Waldes seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt (Kap. 4.3).

Er umfasst ähnliche Lebensräume wie Naturwaldreservate, obwohl er nicht unter Schutz steht.

Abb. 4.9.1 Flächenanteil von Naturwald- und von Sonderwald- reservaten an der Waldfläche. Quelle: BAFU

Flächenanteil in Prozent 4,0

0 1,0 2,0 3,0

0,5 1,5 2,5 3,5

Naturwaldreservate Sonderwaldreservate Jura

Mittelland Voralpen

Alpen Alpendseite

Schweiz

(2)

> 4 Biologische Vielfalt 4.9 Waldreservate 89

Naturwaldreservate

Naturwaldreservate sollen Lebensräume bieten, die auch im Urwald vorkommen und eine natürliche Waldentwicklung aufweisen: Die Bäume wachsen, verjüngen sich, altern und sterben. Dabei entstehen vielfältige Lebensräume für Flora und Fauna.

Unter den Waldreservaten sind die zwei in der Schweiz verbliebenen Urwälder von Derborence (VS) und Scatlè (GR) (Kap. 4.3). Die übrigen Naturwaldreservate wurden vor der Unterschutzstellung während Jahrhunderten vom Menschen genutzt und geformt. Die Ergebnisse eines Naturwaldreservat- Monitorings zeigen, dass diese Wälder allmählich natürli- cher werden: Die Grundfläche und das Totholz nehmen zu, und die dicken Bäume werden häufiger (Heiri et al. 2012).

Die Grundfläche als Mass für die Bestandesdichte liegt im bewirtschafteten Wald bei rund 30 Quadratmetern pro Hekt- are, in Reservaten bei 40 Quadratmetern pro Hektare. In Naturwaldreservaten ist der Wald somit dichter als im Wirt- schaftswald. Auch das Volumen an Totholz (Kap. 4.5) ist mit rund 50 Kubikmetern pro Hektare höher als im Schweizer Durchschnitt mit 24 Kubikmetern pro Hektare (Herrmann et al. 2012). Zudem liegt in Naturwaldreservaten das Totholz häufiger in Form dicker Bäume und in fortgeschrittener Zer- setzung vor als im restlichen Wald und ist daher biologisch wertvoller. Baumgiganten mit Stammdurchmessern von 80 Zentimetern und mehr sind in Naturwaldreservaten 2- bis 3-mal so häufig wie in bewirtschafteten Wäldern (Abb. 4.9.2;

Kap. 1.3; Heiri et al. 2012). In Buchen-Naturwaldreservaten sterben lichtbedürftige Gehölzarten im dichter werdenden Wald mit der Zeit ab, und die Artenvielfalt der Bäume geht

dabei leicht zurück. Diese Entwicklung belegt die zuneh- mende Naturnähe der Naturwaldreservate. Bis sie aber als Urwälder bezeichnet werden können, dürfte es noch Jahrhun- derte dauern (Brang et al. 2011).

Sonderwaldreservate

In Sonderwaldreservaten fördern gezielte waldbauliche Ein- griffe die Biodiversität. So werden etwa Föhrenwälder ausge- lichtet, damit seltene Orchideen, Schmetterlinge oder Repti- lien darin leben können (Abb. 4.9.3). Manche Nadelwälder im Alpenraum werden durch Holznutzung offen gehalten, damit sie für Raufusshühner attraktiv bleiben. Mit Förderbeiträ- gen unterstützen Bund und Kantone diese Massnahmen, die regelmässig durchgeführt werden müssen. In Sonderwaldre- servaten können auch historische Kulturformen des Waldes erhalten werden. Viele lichtliebende Arten bevorzugen tra- ditionelle Nutzungsformen wie Mittelwald, Wytweiden oder Selven (Kap. 4.7).

Abb. 4.9.3 Ein lichter Föhrenwald am Steilhang bei Kyburg (ZH).

Seine regelmässige Auslichtung sorgt dafür, dass seltene licht- liebende Waldpflanzen gedeihen können. Foto: Albert Krebs Abb. 4.9.2 Im Naturwaldreservat Leihubelwald (OW) stehen

über 10 Baumgiganten pro Hektare. Foto: Markus Bolliger

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Ein wichtiger Grund dafür ist, dass die Marktbedingungen für die Schweizer Holzwirtschaft in Europa ungünstig sind; die Margen und Erlöse sind unter.. Druck

Die Studie zeigt, dass Holz hauptsächlich im Bauwesen zum Einsatz kam, daneben im Aussenbereich, für Möbel und Innenausbau sowie für Verpa- ckung und Holzwaren (Tab.. Seit der

Totholz und Habitatbäume sind für das Ökosystem Wald wichtig, weil rund 6000 Arten auf sie als Lebensraum oder Nahrungsquelle angewiesen sind.. Über 1700 Käferarten und 2700

Dazu gehören mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksweisen, dar- stellende Künste, gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste, Wissen und Praktiken im Umgang mit

«Bildung für eine nachhaltige Entwicklung» und «Umweltbildung» – die beide auch wald- pädagogische Themen umfassen  – sind in den Lehrplänen verankert und Bestandteil der

Die BWS der Wald- und Holzwirtschaft betrug im Jahr 2011 knapp 1 Prozent der gesamtschweizerischen BWS.. Zwei Drittel davon wurden in der Holzbearbeitung und -verarbei-

Die Einfuhr von Stammholz stieg zwischen 2007 und 2010 an, sank danach aber wieder und lag im Jahr 2012 fast 40 Prozent unter dem Mittel der letzten 20 Jahre.. Diese Ent-

So können sie sich zum Forstwartvorarbeiter oder zur Forstwartvorarbeiterin ausbilden lassen, welche die Arbeiten im Wald organisieren. Auch auf der Stufe der Höhe- ren