• Keine Ergebnisse gefunden

Gugerli, F., Holderegger, R., & Bolliger, M. (2015). Genetische Ressourcen. In A. Rigling & H. P. Schaffer (Eds.), Waldbericht 2015. Zustand und Nutzung des Schweizer Waldes (pp. 82-83). Bundesamt für Umwelt BAFU; Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schn

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Gugerli, F., Holderegger, R., & Bolliger, M. (2015). Genetische Ressourcen. In A. Rigling & H. P. Schaffer (Eds.), Waldbericht 2015. Zustand und Nutzung des Schweizer Waldes (pp. 82-83). Bundesamt für Umwelt BAFU; Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schn"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

82

> Waldbericht 2015 Zustand und Nutzung des Schweizer Waldes BAFU / WSL 2015

4.6 Genetische Ressourcen

Felix Gugerli, Rolf Holderegger, Markus Bolliger

> Grosse genetische Vielfalt trägt zur Erhaltung der Biodiversität bei und ist Voraussetzung dafür, dass sich Baumarten an das zukünftige Klima anpassen können.

> Die Schweiz setzt grösstenteils auf natürliche Verjüngung im Wald, wodurch die genetische Vielfalt bewahrt bleibt und gleichzeitig genetisch angepasste Bäume ausgelesen werden.

> Sonder- und Naturwaldreservate decken viele Anforderungen für die Erhaltung der genetischen Ressourcen ab. Besonders wertvolle Waldreservate können ausserdem den international anerkannten Status von Generhaltungsgebieten bekommen.

> Bei Neupflanzungen wird Saatgut aus ausgewählten regionalen Samenerntebeständen verwendet. Die natürlich entstandene genetische Vielfalt bleibt so gesichert.

Genetische Vielfalt

Die genetische Vielfalt ist ein wichtiger Teil der Biodiversi- tät und trägt dazu bei, an verschiedene Standorte angepasste Baumbestände zu sichern. Sie ist zudem eine Voraussetzung dafür, dass sich einheimische Baumarten an sich ändernde Umweltbedingungen anpassen, auch in Zukunft überleben und sich erfolgreich fortpflanzen können. Eine hohe genetische Vielfalt ist somit eine Voraussetzung dafür, dass der Schwei- zer Wald seine Funktionen erfüllt und dies auch unter verän- derten Umweltbedingungen weiterhin tun kann. Wie lässt sich seine grosse genetische Vielfalt bewahren? Möglichst viele Bäume müssen über Pollen und Samen zur nächsten Genera- tion beitragen. Ein Austausch von Genvarianten zwischen den Beständen hilft, diese zu vernetzen und dadurch die geneti- sche Vielfalt regional zu erhalten (Abb. 4.6.1).

Erhaltungsmassnahmen

Die Schweiz hat sich international zum Schutz ihrer geneti- schen Ressourcen im Wald verpflichtet. Als Unterzeichnerstaat von Forest Europe, dem paneuropäischen forstpolitischen Prozess auf Ministerebene, hat sich die Schweiz verpflich- tet, die entsprechenden Resolutionen umzusetzen. Massge- bend bezüglich der genetischen Vielfalt ist die an der ersten Ministerkonferenz in Strassburg 1990 gefasste Resolution

«Conservation of forest genetic resources». Sie wird über das Programm EUFORGEN (European Forest Genetic Resources Programme) umgesetzt, in dessen technischen Arbeitsgrup- pen die Schweiz mitwirkt. Gegenwärtig wird ein europäisches Informationssystem zur Erfassung der forstgenetischen Res- sourcen geschaffen (EUFGIS). Die Länder sind aufgefordert, für prioritäre Baumarten – auf nationaler Ebene – Bestände

zur Erhaltung der genetischen Ressourcen auszuweisen, soge- nannte gene conservation units (GCUs).

Die genetischen Ressourcen im Schweizer Wald werden durch zahlreiche Massnahmen bewahrt und gefördert. Natur- verjüngung trägt dazu bei, dass sowohl die Artenvielfalt als auch die genetische Vielfalt einheimischer Baumarten erhal- ten bleiben (Kap. 4.2). Auch Waldreservate (Kap. 4.9) begüns- tigen die genetische Vielfalt: In Sonderwaldreservaten werden gezielt einzelne Arten gefördert, und in Naturwaldreservaten wird gänzlich auf menschliche Eingriffe verzichtet. Gewisse

Abb. 4.6.1 Genetische Vernetzung bei der seltenen Baumart Speierling im Kanton Schaffhausen: Die Linien stellen die Pollenausbreitung zwischen Einzelbäumen (Punkte) dar.

Illustration nach Kamm et al. 2012

0 1 2 4

km N

(2)

> 4 Biologische Vielfalt 4.6 Genetische Ressourcen 83

Waldreservate sind für die Sicherung der genetischen Vielfalt einzelner oder mehrerer Baumarten besonders wertvoll und können den Status als Generhaltungsgebiete zugeteilt bekom- men. Diese lösen die «Wälder von besonderem genetischem Interesse», wie sie beim Waldbericht 2005 verwendet wurden, ab. Gegenwärtig ist die ETH Zürich vom BAFU beauftragt, zusammen mit den Kantonen Generhaltungsgebiete für fol- gende Baumarten zu etablieren: Arve, Buche, Weisstanne, Fichte, Eibe, Schwarzpappel und Elsbeere.

Eine besondere Verantwortung trägt die Schweiz für die genetische Vielfalt von Baumarten, die hierzulande einen Verbreitungsschwerpunkt haben, beispielsweise für die Arve oder die Eibe. Diese Verpflichtung gilt ebenso für Bestände, welche in der Schweiz entweder geografisch oder ökologisch am Rande ihres natürlichen Verbreitungsgebietes vorkommen, beispielsweise die inneralpinen Weisstannenbestände.

Für viele Baumarten bestehen in der Schweiz sogenannte Samenerntebestände. Dabei handelt es sich um Wälder, deren Bäume spezielle Eigenschaften haben und aus denen stand- ortgerechtes Saatgut für die Pflanzung von Jungbäumen ent- stammt. Die Samenerntebestände wurden nach bestimmten Kriterien wie Wuchsleistung oder -form ausgewählt, weshalb die genetische Vielfalt der darin enthaltenen Bäume eher ein- geschränkt ist. Dies wird aber teilweise aufgehoben durch die Tatsache, dass die in diesen Beständen geernteten Samen von Pollen bestäubt wurden, dessen Herkunft nicht kontrolliert werden kann. Speziell angelegte Samenplantagen und andere Formen der Ex-situ-Erhaltung sind in der Schweiz auf kleine Flächen und auf wenige Baumarten beschränkt (Tab. 4.6.1).

Sie sind nur in Ausnahmefällen eine Alternative zu natür- lichen Samenerntebeständen.

Genetische Ressourcen nutzen

In Zukunft wird das Klima in der Schweiz wärmer und tro- ckener. Die genetischen Ressourcen sind eine Grundlage für die Anpassungsfähigkeit der Wälder an diese Veränderungen und sollten genutzt werden. So können genetische Varianten von einheimischen Baumarten verwendet werden, die an Tro- ckenheit oder Wärme angepasst sind. Voraussetzung dafür ist,

dass bei Pflanzungen vermehrt auch die ökologische und nicht nur die regionale Herkunft beachtet wird. Erste Erkenntnisse dazu wird das Forschungsprogramm «Wald und Klimawan- del» bringen, an dem zurzeit gearbeitet wird. Dabei werden vor allem wirtschaftlich bedeutende Arten wie Fichte, Buche und Weisstanne, aber auch Eichen, genetisch untersucht. In Zukunft können vielleicht vermehrt Baumarten in Laubmisch- wäldern angepflanzt werden, die bereits in der Schweiz vor- kommen, aber bislang in der Waldwirtschaft kaum genutzt wurden, wie der Schneeballblättrige Ahorn oder die Elsbeere.

Tab. 4.6.1

Wälder von besonderem genetischem Interesse, Samenerntebestände und Samenplantagen in der Schweiz.

* Bestände mit beschränkt dokumentierten Eigenschaften und geringer Anzahl Samenerntebäume.

Quelle: Rudow et al. 2013, Nationaler Samenerntekataster 2014

Kategorie Anzahl Objekte Fläche Anzahl Arten

Wälder von besonderem genetischem Interesse 5 1157 ha 3

Ausgewählte Samenerntebestände 402 >2782 ha 34

Quellengesicherte Samenerntebestände* 1281 867 ha 35

Ex-situ-Samenplantagen und Klonarchive 15 13

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Ein wichtiger Grund dafür ist, dass die Marktbedingungen für die Schweizer Holzwirtschaft in Europa ungünstig sind; die Margen und Erlöse sind unter.. Druck

Die Studie zeigt, dass Holz hauptsächlich im Bauwesen zum Einsatz kam, daneben im Aussenbereich, für Möbel und Innenausbau sowie für Verpa- ckung und Holzwaren (Tab.. Seit der

Totholz und Habitatbäume sind für das Ökosystem Wald wichtig, weil rund 6000 Arten auf sie als Lebensraum oder Nahrungsquelle angewiesen sind.. Über 1700 Käferarten und 2700

Dazu gehören mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksweisen, dar- stellende Künste, gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste, Wissen und Praktiken im Umgang mit

«Bildung für eine nachhaltige Entwicklung» und «Umweltbildung» – die beide auch wald- pädagogische Themen umfassen  – sind in den Lehrplänen verankert und Bestandteil der

Die BWS der Wald- und Holzwirtschaft betrug im Jahr 2011 knapp 1 Prozent der gesamtschweizerischen BWS.. Zwei Drittel davon wurden in der Holzbearbeitung und -verarbei-

So können sie sich zum Forstwartvorarbeiter oder zur Forstwartvorarbeiterin ausbilden lassen, welche die Arbeiten im Wald organisieren. Auch auf der Stufe der Höhe- ren

Seit dem Waldbericht 2005 haben die reinen Laubwälder zugenommen und bedecken heute 25 Prozent der