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Archiv "Wichtiger Teilerfolg bei AIDS: Neues Pentamidin-Präparat zur Therapie der Pneumocystis-carinii-Pneumonie" (08.06.1989)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

A

ls lebensrettendes Me- dikament hat das Bun- desgesundheitsamt En- de März '89 das Pentami- din-Isethionat (Pentacarinat®

300) zur Therapie der Pneu- mocystis-carinii-Pneumonie (PcP) zugelassen, welche die häufigste Todesursache bei AIDS darstellt. Das von Rhö- ne-Poulenc entwickelte neu- artige Salz des Pentamidin steht jetzt zur i. v.- (und i. m.-)Applikation zur Verfü- gung und soll — ein beschleu- nigtes Zulassungsverfahren vorausgesetzt — vor Ablauf dieses Jahres auch als Aero- sol eingeführt werden. In die

— vergleichsweise sehr gut verträgliche — inhalative Ap- plikationsform werden große Hoffnungen bezüglich der Therapie und auch der Pro- phylaxe der AIDS-assoziier- ten PcP gesetzt, wie von Prof.

Dr. med. Manfred L'age, Au- guste-Viktoria-Krankenhaus, Berlin, und Frau Prof. Dr.

med. Eilke B. Helm, Universi- tätsklinik Frankfurt, bei einer von Rhöne-Poulenc veran- stalteten Fachpresse-Konfe- renz Ende April in Frankfurt zu erfahren war.

Die PcP weist bei AIDS- Patienten im Unterschied zu anderen immunsupprimier- ten Patienten einige Beson- derheiten auf, welche die Therapie noch weiter er- schweren:

• Erstens dauert die sym- ptomatische Phase der PcP bei AIDS im Mittel 28 Tage, bei „Non-AIDS" dagegen nur fünf Tage.

• Zweitens läßt sich bei Non-AIDS-Patienten in der Regel innerhalb von etwa zehn Tagen eine Elimination der Erreger erzielen, wäh- rend Lungenbiopsien bei AIDS-Patienten noch weit in die symptomfreie Phase hin- ein pneumocystis-positiv blei- ben. Entsprechend ist die Re- zidivrate bei AIDS extrem hoch.

• Und drittens: Cotrimo- xazol — bei Non-AIDS-Pa- tienten das Mittel der ersten Wahl — wird von AIDS-Pa- tienten sehr viel schlechter vertragen; die Raten der zum Teil sehr gravierenden Ne-

benwirkungen unter der i-.v.- Therapie betragen bis zu 65 Prozent, im Vergleich zu rund zehn Prozent bei Non- AIDS-Patienten.

Diese Situation hat zu ei- ner Renaissance von Penta- midin geführt, das in Form des neuentwickelten Salzes Pentamidin-Isethionat erst- mals ohne Hilfstoffe verab- reicht werden kann. Dadurch ist die Pentamidin-Therapie besser verträglich geworden.

Dennoch: Auch unter der i. v.-Therapie mit Pentami- din-Isethionat treten schwere Nebenwirkungen auf: Hypo- und Hyperglykämien, Pan- kreatitis, kardiale Arrhyth- mien, Leukopenien, Throm- bozytopenien und Nierenver- sagen. Um einen Blutdruck-

abfall zu verhindern, sollte die Infusion langsam über sechzig Minuten hinweg er- folgen.

Zwei große Vorteile be- sitzt Pentamidin-Isethionat gegenüber Cotrimoxazol:

Pentamidin-Isethionat be- wirkt keine Knochenmarks- depression, was besonders bedeutsam ist vor dem Hin- tergrund, daß die meisten AIDS-Patienten in diesem Stadium eine Basistherapie mit dem knochenmark-toxi- schen Zidovudin erhalten.

Außerdem wurde bislang un- ter Pentamidin-Isethionat — im Unterschied zu Cotrimo- xazol — keine Allergisierung beobachtet, so daß dieses Medikament auch für eine Prophylaxe geeignet er- scheint, ohne daß man damit die Chance einer effizienten Akuttherapie verschenkt.

Ganz entscheidend für den Therapierfolg ist eine Früherkennung der Pneumo- cystis-carinii-Pneumonie, die häufig sehr rasch progredient verläuft. Wegen der anfäng- lich sehr diskreten Sympto-

matik — Hustenreiz, Fieber, Belastungsapnoe — gestaltet sich die Diagnose schwierig;

das Röntgenbild kann initial völlig unaufällig sein. Unbe- handelt oder falsch behandelt verläuft die PcP fast immer tödlich, erklärte Prof. L'age bei der Pressekonfrenz in Frankfurt; bei zu spätem Be- handlungsbeginn liege die Letalität bei über 60 Prozent.

Wird die PcP dagegen früh- zeitig erkannt und therapiert, läßt sich die Letalität auf 25 Prozent bei schweren bezie- hungsweise zehn Prozent bei leichteren Verlaufsformen reduzieren.

Die klassische Infusions- behandlung bei der AIDS as- soziierten PcP wird über drei Wochen hinweg durchge-

führt. Dabei ist laut Prof.

L'age sowohl unter Cotrimo- xazol als auch unter Pentami- din etwa ab dem zehnten Tag mit dem massiven Auftreten schwerer Nebenwirkungen zu rechnen, wobei die Neben- wirkungsprofile der beiden Medikamente unterschiedlich sind. Häufig werde ein Wech- sel von einem Medikament auf das andere erforderlich.

Ein Ausweg aus der hohen Toxizität der i. v.-Therapie zeichnet sich in Form der inhalativen Pentacarinat®- Therapie ab. Bei nur minima- ler systemischer Resorption ist die Verträglichkeit der in- halativen Therapie sehr gut.

Und auch bezüglich der Effi- zienz sind die ersten klini- schen Ergebnisse vielverspre- chend: Es wird bei leichteren Verlaufsformen über Hei- lungsraten zwischen 65 und 85 Prozent berichtet. Bei schwereren Formen schlug Prof. L'age folgendes Be- handlungskonzept vor: Zu- nächst wird die Pneumonie mit einer sieben- bis zehntägi- gen i. v.-Therapie zur Remis-

sion gebracht, und dann — be- vor die schweren Nebenwir- kungen auftreten — wird auf die inhalative P entacarinat®

Therapie umgestellt. Diese Strategie wird derzeit in einer Multizenter-Studie geprüft.

Angesichts der hohen Er- krankungsrate — achtzig Pro- zent der AIDS-Infizierten machen eine oder mehrere PcP-Episoden durch — stellt sich die Frage, ob man via Pentacarinat®-Inhalation ei- ne effektive Prophylaxe be- treiben kann. Auch diesbe- züglich liegen erste — vielver- sprechende — Ergebnisse vor.

Wie Frau Prof. Helm in Frankfurt berichtete, läßt sich die Rückfallquote durch eine regelmäßige Pentacarinat®- Inhalation drastisch reduzie- ren, wobei offenbar eine Ap- plikation von 200 mg alle vier- zehn Tage ausreichend schützt.

Abgesehen von der Sekun- därprophylaxe bei Patienten, die bereits eine PcP-Episo- de durchgemacht haben, er- scheint laut Frau Prof. Helm auch eine Primärprophylaxe bei Patienten mit ausgepräg- tem Immundefekt angeraten

— AIDS-Patienten mit einer T-Helferzell-Zahl unter 200 tragen erfahrungsgemäß ein sehr hohes Risiko, an einer Pneumocystis-carinii-Pneu- monie zu erkranken. In den USA ist das Pentacarinat®- Aerosol seit Januar sowohl zur Sekundärprophylaxe als auch zur Primärprophylaxe zugelassen.

Wie Dr. med. F. Wingen, Klinische Forschung bei Rhö- ne-Poulenc, Köln, in Frank- furt betonte, ist bei der inha- lativen Pentacarinat®-Thera- pie unbedingt auf die richtige Inhalationstechnik zu achten.

Derzeit könne lediglich ein spezieller Druckluftvernebler als tauglich angesehen wer- den; ein mobilerer Ultra- schallvernebler befinde sich noch in der Erprobung. Vom Gebrauch anderer Geräte wurde dringend abgeraten.

Um Bronchospasmen zu ver- hindern, soll vor der Pentaca- rinat®-Applikation ein Bron- chodilatator inhaliert werden.

Ulrike Viegener Wichtiger Teilerfolg bei AIDS

Neues Pentamidin-Präparat zur Therapie der Pneumocystis-carinii-Pneumonie

A-1780 (72) Dt. Ärztebl. 86, Heft 23, 8. Juni 1989

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