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Archiv "PSYCHIATRIE: Schlußwort" (12.03.1982)

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Die Information:

Bericht und Meinung Psychiatrie

meinkrankenhäusern wich- tig. Bekanntlich leben 6() Prozent der niedergelasse- nen Nervenärzte in Städ- ten. In den 11 Monaten seit Beginn unserer Arbeit in Frankenthal haben wir et- wa 600 Patienten behan- delt (bei 60 Betten), davon etwa 45 Prozent Sucht- kranke. Die zweitgrößte Gruppe bilden Patienten mit endogenen Psychosen (20 Prozent), Alterspatien- ten (10 Prozent), wobei wir gemäß unserem Konzept die Patienten vorher nicht auswählen. Dabei sahen wir uns durchaus in der La- ge, die Patienten suffizient zu behandeln. Daß wir nur

„Leichtkranke" und keine Suchtkranken behandeln, wie unterstellt wird, trifft nicht zu. Das bezieht sich sowohl auf „Kriseninter- vention" als auch auf län- gerfristige Behandlungen.

Limitierender Faktor ist al- lein die Bettenkapazität, da noch keine Aufnahme- pflicht besteht. Die Be- hauptung, die psychiatri- schen Fachkrankenhäuser seien zusätzlich belastet durch Abteilungen an All-

gemeinkranken häusern, halte ich daher für falsch.

Schließlich ist unsere Ab- teilung keineswegs „iso- liert", wie vermutet wird, da die Zusammenarbeit mit den anderen Fachdiszipli- nen im Hause, mit den um- liegenden Krankenhäusern und speziell mit den nie- dergelassenen Nervenärz- ten des Einzugsgebietes sehr gut ist. Außerdem wür- de ich begrüßen, wenn sich die Kooperation mit der Pfalzklinik noch weiter ver- bessern ließe. Der Dialog ist ja bereits auf verschie- denen Ebenen in Gang ge- kommen.

Dr. med.

Harald Meyer-Kronemann Arzt für Neurologie und Psychiatrie

— Psychotherapie — Psychiatrische Abteilung Städtisches Krankenhaus 6710 Frankenthal

Schlußwort

Es war zu erwarten, daß sich Kollegen, die in einer psychiatrischen Abteilung am Allgemeinkrankenhaus tätig sind, melden, denn ich habe zwar nicht diesen Kollegen, doch deren Ab- teilung den „Fehdehand- schuh" hingeworfen, wie es in einem der beiden Briefe heißt.

Nachdem ich in den ver- gangenen 30 Jahren, so- wohl im Großstadtbereich als auch auf dem Lande, sowohl in einer psychiatri- schen Fachabteilung als auch in psychiatrischen Fachkrankenhäusern, im In- und Ausland tätig war, ändern die genannten Hin- weise, wie emotionellen Angriffe, keinen Satz an meinem Beitrag: bürger- nah statt gemeindenah.

Es tut mir nun leid, daß ich die sicher nicht leichte Ar- beit der Kollegen und des gesamten therapeutischen Personals in derartigen psychiatrischen Abteilun- gen am Allgemeinkranken- haus mit meinem Artikel nicht erleichtere, sondern eher belaste, da ich ihnen vorwerfe, Minipsychiatrie am Ort und Zweiklassen- psychiatrie im Einzugsge- biet eines bestehenden psychiatrischen Fachkran- kenhauses zu fördern.

Ich wünsche daher dem therapeutischen Personal dieser Abteilungen, daß es ermöglicht wird, diese Ab- teilungen zum psychiatri- schen Kriseninterventions- zentrum mit „Rund-um- die-Uhr-Ambulanz" umzu- funktionieren, indem dieje- nigen Patienten, die im Zu- sammenhang mit einer Persönlichkeitskrise ambu- lant oder ein bis zwei Wo- chen stationär zu behan- deln sind, gegebenenfalls im Vorfeld eines entfernter liegenden psychiatrischen Fachkrankenhauses, dort betreut werden. Im Interes- se einer konsequenten Ar-

beitsteilung und zur Ver- meidung eines „Feindbil- des" zwischen Kriseninter- ventionszentrum und psychiatrischem Fachkran- kenhaus, empfehlen sich hierzu gegenseitige

Personalaustauschmög- lichkeiten und möglichst die Schaffung einer ge- meinsamen Trägerschaft.

Sollte die psychiatrische Abteilung im Allgemein- krankenhaus für die Um- funktionierung in ein Kri- seninterventionszentrum zu groß geraten sein, wün- sche ich ihr den raschen Ausbau zum ausdifferen- zierten, psychiatrischen Fachkrankenhaus, das er- fahrungsgemäß minde- stens 200 Betten sowie zahlreiche Plätze für Wohnheime und andere flankierende Maßnahmen benötigt, wenn ein Ein- zugsgebiet konsequent, unter Vermeidung des Ab- schiebens gewisser Son- dergruppen, wie etwa chro- nisch rezidivierende Lang- zeitpatienten, geistig Be- hinderte, hochgradig akut psychotisch Kranke, psy- chisch kranke Rechtsbre- cher u. a., in ein anderes psychiatrisches Fachkran- kenhaus, versorgt werden soll.

Wir hatten bereits vor eini- gen Jahren die Direktoren einer großen Anzahl psych- iatrischer Fachkranken- häuser aus Schweden zu Besuch, die uns seinerzeit schon von der nachteiligen Entwicklung der Psychia- trie in einigen Gebieten Schwedens, durch die Er- richtung selbständiger psychiatrischer Abteilun- gen im Allgemeinkranken- haus, berichteten.

Italienische Psychiater, die mir berichteten, daß sie, wie in Italien auf politischer Ebene beschlossen, psy- chisch Akutkranke nur noch in Allgemeinkranken- häusern aufnehmen dür- fen, nannten dieses System der Behandlung psychisch Kranker im Allgemeinkran-

kenhaus, anstelle der Be- handlung im psychiatri- schen Fachkrankenhaus, kurz und bündig „lächer- lich".

Auf vielfältigen Wunsch von Kollegen, die in psych- iatrischen Fachkranken- häusern tätig sind, habe ich meinen Artikel „Bürger- nähe statt Gemeindenä- he. ..", an die zuständigen Ministerien der Bundeslän- der gesandt. Ich erhielt mehrere positive Stellung- nahmen, in denen insbe- sondere auf die Notwen- digkeit der Schaffung eines festen Einzugsgebietes hingeWiesen wurde, sofern derartige Abteilungen be- standen. ,Bemerkenswert war die Mitteilung des Bayerischen Staatsministe- riums für Arbeit und Sozial- ordnung, das mir mitteilte:

„Nach der Konzeption des Ersten Bayerischen Lan- desplans zur Versorgung psychisch Kranker und psychisch Behinderter, werden im Freistaat Bayern keine psychiatrischen Ab- teilungen in Allgemein- krankenhäusern geplant.

Die Gründe hierfür entspre- chen weitgehend den Ihren."

Da sich auch einer der bei- den Fachärzte aus der psychiatrischen Abteilung des Allgemeinkrankenhau- ses in Frankenthal, das sich im Einzugsgebiet un- serer Klinik befindet und die erst nach Fertigstellung meines Artikels eröffnet wurde, geäußert hat, haben die zuständigen Leitenden Ärzte und Fachärzte unse- rer Klinik die folgende Ant- wort*) zusammengestellt, die das übliche, zu erwar- tende Ergebnis bestätigt.

Wir empfehlen daher der Abteilung in Frankenthal die Weiterentwicklung zum

Kriseninterventionszen- trum, mit einer Rund-um- die-Uhr-Ambulanz für die

*) Siehe den nachstehenden Brief.

Ausgabe A/B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 10 vom 12. März 1982 15

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Die Information:

Bericht und Meinung Psychiatrie

300 000 Einwohner des Raumes Frankenthal-Lud- wigshafen, das im Verbund mit den niedergelassenen Nervenärzten und unserem psychiatrischen Fachkran- kenhaus zu einem sinnvol- len Glied in einer Versor- gungskette würde. In die- sem Kriseninterventions- zentrum bestände die Mög- lichkeit, Tag und Nacht Menschen mit Persönlich- keitskrisen ambulant oder kurzfristig stationär zu hel- fen. Damit würde einem Personenkreis Hilfe ange- boten, dem weder nieder- gelassene Nervenärzte noch psychiatrische Fach-

krankenhäuser ausreichen- de Hilfe zukommen lassen können.

Prof. Dr. med.

Dr. Hans-J. Haase Ltd. Medizinaldirektor Ärztlicher Direktor der Pfalzklinik Landeck Weinstraße 100 6749 Klingenmünster 2

Therapiekette

Laut Angaben von Dr. Mey- er-Kronemann hat die Psychiatrische Klinik Frankenthal von Juni 1980

bis Mai 1981 rund 600 Pa- tienten stationär behan- delt. Nach unserer in der Klinik geführten Statistik sind bisher rund 100 Pa- tienten jährlich von dort zur Behandlung in die Pfalzklinik gekommen, so daß rein rechnerisch die dortigen Kapazitäten ei- gentlich ausreichen müß- ten, um aus der Stadt Frankenthal alle psychisch Kranken zu behandeln, aber dennoch sind 47 Pa- tienten im genannten Zeit- raum zu uns überwiesen und hier behandelt wor- den. Dies mag zum einen am Konzept der Klinik mit

entsprechenden Ansprü- chen oder an den Einwei- sungskriterien der nieder- gelassenen Kollegen liegen

— die vielleicht noch nicht ausreichend informiert sind — zum anderen aber auch daran, daß wohl auch Patienten aus entfernter liegenden Gemeinden zur Aufnahme gekommen sind und deshalb andere nicht aufgenommen werden konnten. Wie es auch im- mer sein mag, kann dies nicht im Sinne der Psychia- trie-Enquete sein.

Daß die Kontinuität der Be- handlung auch in einer

Gegen Husten:

Auf breiter Front:

Codiprent°

Codipront Kapseln/Saft/Tropfen

Zusammensetzung: 1 Kapsel enthält: Codein wasserfrei 30 mg, Phenyltoloxamin 10 mg, beide Substanzen gebunden an Ionen- austauschen 100 g Saft enthalten: Codein wasserfrei 200 mg, Phenyltoloxamin 66 mg, beide Substanzen gebunden an Ionen- austauscher. 1 g Lösung enthält: Codeinphosphat 10,5 mg, Phenyltoloxamindihydrogencitrat 4 mg. Anwendungsgebiete:

Akuter und. chronischer Reizhusten, Husten bei akuten und chronischen Bronchitiden, Husten bei Grippe sowie allergisch und infektiös bedingten Entzündungen der Luftwege. Gegen- anzeigen: Krankheitszustände, bei denen eine Dämpfung des Atemzentrums vermieden werden muß; Langzeitverabreichung bei chronischer Obstipation. Nebenwirkungen: In- seltenen

Fällen kann es zu Obstipation kommen.

Dosierung: Im allgemeinen nehmen jeweils morgens und abends Erwachsene und Jugendliche über 12 Jahre 1 Kapsel bzw. 1 Eßlöffel Saft, Kinder von 6-12 Jahren 2 Teelöffel, Kinder von 3-6 Jahren 1Teelöffel, Kinder von 1-3 Jahren 1/2 Teelöffel Saft. Codipront Saft ist auch für Diabetiker geeignet. Codipront Tropfen nach Angaben der Gebrauchsinformation. Hinweise:

Während der Schwangerschaft ist, wie bei allen anderen Medi- kamenten, die Indikation sorgfältig abzuwägen. Dieses Arznei- mittel kann, auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch, das Reaktionsvermögen soweit verändern, daß die Fähigkeit zur

aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol. Darreichungsformen und Pak- kungsgrößen: Codipront Kapseln: O.P. mit 10 Kapseln DM 8,95;

O.P. mit 20 Kapseln DM 16,50; O.P. mit 60 Kapseln DM 43,45;

A.P. mit 10 x 20 und 20 x 20 Kapseln. Codipront Saft: O.P. mit 100 g DM 8,95; 0.P. mit 200 g DM 17,05; A.P. mit 10 x 100 g. Codi- pront Tropfen: O.P. mit 15 g Lösung DM 5,90; O.P. mit 30 g Lösung DM 9,90; A.P. mit 5 x 30 g Lösung.

Codipront. cum Expectorans Kapseln/Saft

Zusammensetzung: 1 Kapsel enthält: Codein wasserfrei 30 mg,

16 Heft 10 vom 12. März 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A/B

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