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Die Hochwasserkatastrophe 2002: Massnahmen zur Bergung und Rettung von Archivalien

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DIE HOCHWASSERKATASTROPHE 2 0 0 2

^ J < M B

othek der Hamburger Kunsthalle / Petra Wolters.

- Hamburg, Hochschule für Angewandte W i s ­ senschaften, FB Bibliothek u n d I n f o r m a t i o n , Dipl.-Arb.,2003.

3 U d o Herkert: Feuer, Wasser, Archivare: Notfall­

vorsorge in den Staatsarchiven B a d e n - W ü r t ­ tembergs http://www.lad-bw.de/lad/bestands- erhaltung/be2_herkert.html (geladen a m 08.07.

2003).

DIE HOCHWASSERKATASTROPHE 2002 - MASSNAHMEN ZUR BERGUNG UND RETTUNG VON ARCHIVALIEN

Dr. Manfred Anders - (ZFB Zentrum für Bucherhaltung GmbH, Leipzig)

D i e Hochwasserkatastrophe i m August 2002 in Österreich, Tschechien u n d Ostdeutschland hatte nicht nur viele Menschen in Existenznot gebracht, s o n d e r n auch Bibliotheken u n d Archive. G a n z e Bibliotheksbestände, riesige Mengen U r k u n d e n , notarielle Schriftstücke aus k o m m u n a l e n u n d kirchlichen Einrichtungen sind buchstäblich die D o n a u , Elbe u n d Mulde heruntergeflossen. A n der M u l d e in G r i m m a vernichtete das Wasser allein 500 Meter Archivgut, nicht irgendwelche bedruckten Papiere, sondern z u m Teil einmalige historische D o ­ kumente, Ratsprotokolle, Urkunden, Pläne, alte Zei­

t u n g e n , zusätzlich U r k u n d e n aus Verwaltungs­

archiven, Bauakten, Standesamturkunden u n d Per­

sonalakten.

Eine wichtige Voraussetzung für den Beginn der Bergung stellte die logistische Klärung u n d die enge Z u s a m m e n a r b e i t m i t den Behörden vor O r t dar.

Teilweise waren die Ortschaften n o c h abgeriegelt u n d durften nur m i t Sondergenehmigung oft erst Tage später angefahren werden. Schwierig gestalte­

te sich teilweise auch die Anfahrt z u m Bergungsort.

Keller mussten erst ausgepumpt werden, bei m a n ­ chen bestand sogar die Gefahr des Einbruches der Fundamente. Viele Bücher u n d D o k u m e n t e fanden sich in bis zu 50 c m Schlamm wieder. Die Z u s a m ­ mensetzung des Schlamms war ungewiss u n d v o n der Umgebung, z. B. v o n gebrochenen Rohrleitun­

gen, v o n Flüssen, Kloaken etc. abhängig, die m i t Ö l oder Fäkalien verunreinigt waren. Viele Materialien standen tagelang unter Wasser u n d k o n n t e n erst nach A u s p u m p e n der Keller geborgen werden.

Schnelles Handeln hat in solchen Fällen bekannt­

lich oberste Priorität. Es zeigte sich jedoch, dass viele Einrichtungen n u r unzureichend darüber infor­

miert waren, wer solche Leistungen anbietet u n d w i e m a n die Bergung organisiert. A u c h w a r die K o m m u n i k a t i o n gestört, da weder Strom n o c h ö f ­ fentliche Telefonleitungen funktionierten. Es zeig­

te sich, dass beste Notfallpläne nichts helfen, wenn nicht wichtige Kompetenzen, Verantwortlichkeiten u n d Finanzierungsmöglichkeiten geklärt sind u n d

keine Freigabe der Gelder erfolgt. Selbst für einma­

lige, bedeutende oder wertvolle Bestände war die Finanzierung nicht gesichert. Ermutigend war i m Allgemeinen die Anteilnahme u n d die prinzipiell zugesagte Unterstützung. Spenden trafen mit gro­

ßer Zeitverzögerung ein. D i e Kulturstiftung der Länder hatte die Notwendigkeit schnellen Handelns erkannt u n d unbürokratische Wege u n d Mittel ge­

funden, u m wichtige Materialien bergen u n d ein­

frieren z u k ö n n e n . (So w u r d e n 10 Projekte m i t 10.000 Euro unter der Voraussetzung genehmigt, dass es sich u m wichtige Materialien handelt). Dies war aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. In der Regel warteten Bibliotheken u n d Archive auf Finanzierungszusagen, während nasses Papier auf­

quoll u n d bei warmen Temperaturen sich schnell Schimmel bildete. Wertvolle Zeit ging verloren, in der das Material nicht geborgen u n d eingefroren wurde. Nur durch ein schnelles Einfrieren können z. B. nasse Bücher vor dem Auflösen der Leimung, vor Zerstörung der Bindungen, Zersetzungs- u n d Zerstörungsprozessen, durch Quellen, Ausbluten der Tinten u n d Farben und besonders dem Zerfalls- prozess durch Schimmelbildung bewahrt werden.

So gewinnen Restauratoren Zeit für eine weitere Be­

handlung, da jetzt keine Gefahr mehr für eine wei­

tere Schädigung besteht. O f t waren die Bücher sehr stark verschlammt u n d die Seiten regelrecht zusammengebacken. Deshalb sind sie vor d e m Ein­

frieren unbedingt zu rei­

nigen. Beim Reinigen ist zu beachten, dass so we­

nig Dreck wie m ö g l i c h ins Innere des Buches ge­

langt, i n d e m m a n das B u c h möglichst unter kaltem Wasser fest z u ­ s a m m e n g e d r ü c k t ab­

spült. Verworfene Bücher sollten vor d e m Einfrie­

ren in ihre ursprüngliche F o r m gebracht werden,

Abb. i: Archivmaterial

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da sich das Papier i m nassen Zustand besser formen lässt. Nach d e m T r o c k n e n müsste es d a f ü r erst wieder befeuchtet werden.

Werden die Materialien rechtzeitig u n d schnell eingefroren, sind verhältnismäßig geringe Kosten gegenüber später erforderlichen Restaurierungs- arbeiten notwendig. Z u r damaligen Zeit tat m a n sich jedoch schwer mit generellen finanziellen Z u - sagen, weil noch der Überblick über das A u s m a ß der Schäden fehlte.

N u n ist über ein Jahr vergangen u n d es besteht die Möglichkeit zu einem effektiven Erfahrungsaus- tausch. Er schafft die Basis für eine bessere Notfall- vorsorge für die Zukunft. A u f den vielfältigen Fach- tagungen zu diesem T h e m a stellte sich wieder ein- mal heraus, dass dieses Wissen seit Jahrzehnten vorhanden ist. M a n beobachtet allerdings i m m e r wieder, dass trotz intensiver Auseinandersetzungen nach Katastrophen eine konsequente Veränderung der Situation k a u m oder nur in kleinen Teilen statt- findet. M i t d e m Erstellen eines Notfallplanes oder dessen H e r u n t e r l a d e n aus d e m Internet ist höchstens ein A n f a n g getan. A n g e s i c h t s h o h e r Kosten für die Restaurierung h a b e n präventive M a ß n a h m e n , wie die Notfallvorsorge, einen sehr h o h e n Stellenwert. Es müssen Konzepte m i t k o n - kreten M a ß n a h m e n zur Schadensbehebung u n d Vorbeugung vorliegen, die auf die Situation vor O r t in den einzelnen Institutionen abgestimmt sind.

Das beginnt bei geeigneten baulichen M a ß n a h m e n , Ausstattung der Archive oder Bibliotheken, Feuer- schutz. W a s s e r f ü h r e n d e Leitungen s i n d in d e n A r c h i v r ä u m e n zu vermeiden. Es sollten Notfall- boxen bereitliegen, die mit Plastiksäcken, Folien- schweißgerät, Schutzbekleidung ( H a n d s c h u h e , Gummistiefel), Signierstiften ausgestattet sind. D i e erfolgreiche Bewältigung eines Notfalls hängt z u m großen Teil v o n vorbereitenden Festlegungen, den Rettungsmaßnahmen, v o n den Verantwortlichkei- ten, geklärten K o m p e t e n z e n u n d der effektiven Koordinierung der Arbeiten mit Feuerwehr, Ret- tungsdienst u n d technischem Hilfswerk ab. D a z u bedarf es abgestimmter A b l a u f - u n d A l a r m p l ä n e u n d eines geschulten Personals.

Ganz wichtig dabei ist die D u r c h f ü h r u n g prakti- scher Übungen. Erst in der Praxis zeigen sich Feh- ler u n d Mängel aufgestellter Pläne. In diesem Z u - sammenhang ist auch zu erwähnen, dass es notwen- dig ist, Prioritäten für die Bergung v o n Beständen zu setzen. Bestände mit großer historischer Bedeu- tung sollten die höchste Priorität erhalten u n d des- halb sollte schon vorab eine Mittelfreigabe für de- ren Rettung im Katastrophenfall vorliegen. In Notsi- tuationen ist es wichtig, dass m a n sich a u f die zu ergreifenden M a ß n a h m e n konzentrieren kann, was schon schwierig genug ist. Durch unnötige a d m i - nistrative Fragen k a n n sonst die D u r c h f ü h r u n g wichtiger Aufgaben gebremst oder behindert wer-

den u n d ein u n n ö t i g großer Verlust durch Z e i t - verzögerungen entstehen. Die Akademie für Krisen- m a n a g e m e n t , N o t f a l l p l a n u n g u n d Zivilschutz ( A K N Z ) in Ahrweiler bietet Hinweise u n d Erfah- rungsberichte mit entsprechenden Hilfeleistungen an. Jede Institution sollte selbst aktiv werden u n d eigene Pläne ausarbeiten, die auf ihre Institution u n d die jeweiligen Bedingungen zugeschnitten sind.

Die Trocknung von nassem Schriftgut

Insgesamt wurden i m Z F B bis heute ca. 75 Tonnen Bücher, Archivalien, Karten u n d M i k r o f i l m e ge- trocknet, wobei die Vorgehensweise die folgende war:

- Bergen

- Dokumentieren

- Reinigen (mit kaltem Wasser, S c h w a m m etc.) Dies ist jedoch nicht bei allen Materialien m ö g - lich. Ist ein Entfernen des feinteiligen Schlamms nicht m ö g l i c h , verbäckt dieser w ä h r e n d des Trocknens zu teilweise zementartigen Krusten, die sich nur schwer v o m Papier entfernen lassen.

- Verpacken in Tüten, Vereinzelung durch Kunst- stofffolien mit d e m Ziel, die Bildung von großen Papierklumpen b e i m Einfrieren zu verhindern, deren H a n d l i n g w ä h r e n d der T r o c k n u n g er- schwert ist u n d das Material belastet.

- In F o r m bringen (mittels Kunststoff- oder Pa- pierbanderolen oder Mullbinden), da nach der Trocknung Verformungen wesentlich schwerer zu beheben sind.

- Gefriertrocknung - hier gibt es verschiedene Verfahren, v o n der G e f r i e r t r o c k n u n g unter Normaldruck, die sehr schonend aber auch sehr l a n g s a m verläuft, bis h i n zur technisch sehr aufwendigen Vakuumgefriertrocknung. W i c h - tig für das Ergebnis ist, dass es sich u m eine echte Gefriertrocknung handelt u n d nicht u m eine konventionelle thermische Trocknung, bei der letztlich das Wasser aus d e m Papier „gekocht"

wird - m i t allen verheerenden Konsequenzen für das Material.

- Aufarbeitung (z. B. in F o r m pressen, konserva- torische u n d restauratorische M a ß n a h m e n ) - Erschließung

- Verpacken

Die Gefriertrocknung

Die Gefriertrocknung ist zur schonenden Trock- nung wasserdurchnässter Materialien ideal geeignet u n d verhindert die Nebenerscheinungen einer k o n - ventionellen Trocknung.

Durch eine echte Gefriertrocknung wird das Was- ser gasförmig entfernt, o h n e dass das gefrorene Wasser auftaut. Mit d e m Überspringen des flüssi- gen Aggregatzustandes ( S u b l i m a t i o n ) k ö n n e n Transportvorgänge u n d die damit einhergehenden Schädigungen vermieden werden.

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Nebenerscheinungen einer konventionellen ther- mischen Trocknung sind:

- Verhornung v o n Papier

- Migration v o n Tinten, Farben, etc.

- Bildung v o n Wasserrändern u n d anderen farbi- gen Ablagerungen

- Weitere Verklebung von Papier

- Schäden an den Einbandmaterialien u n d der Bindung

Eine echte Gefriertrocknung bedeutet, dass bei Parametern unterhalb des Tripelpunktes v o n Was- ser gearbeitet wird, das heißt unter 0° C u n d unter- halb v o n 7,6 m b a r Druck.

Phasendiagramm des Wassers

Druck

[hPaJ

10 7 6

HeiWufl- trocknung

Vakuumtrocknung Tripelpunkt

• Gefriertrocknung

Temperatur

100 t"Cl

Die Vakuumgefriertrocknungsanlage des ZFB

Sie besteht aus einer V a k u u m k a m m e r für das zu trocknende Material und einem großen Kondenser z u m Ausfrieren des sublimierten Wassers.

Die V a k u u m k a m m e r ist mit Böden ausgestattet, die mit Hilfe v o n Flüssigkeit kontrolliert beheizt werden können. Der Abstand zwischen den einzel- nen Böden beträgt 10-22 cm. So kann die für die Sublimation benötigte Wärmeenergie auf kurzem Weg auf das Material übertragen werden.

D i e für die Sublimation notwendige Energie kann durch unterschiedliche Methoden eingespeist wer- den. D a der Trocknungsprozess v o n außen nach i n n e n verläuft, erwärmt sich das äußere Papier, nachdem es getrocknet wurde, auf die Temperatur, die durch den Energieeintrag bestimmt ist. U m hier das Papier vor einer thermischen Schädigung zu schützen, sollten z u m Energieeintrag nur Tempera- turen unter 50° C u n d eine Stapelhöhe v o n m a x i - mal 15-20 c m während der Trocknung zugelassen werden.

Die Anlage ist mit zwei V a k u u m p u m p e n bestückt:

- Einer g r o ß e n P u m p e , die a m A n f a n g z u m schnellen Erreichen des erforderlichen Vakuums eingesetzt wird,

- einer kleinen Pumpe, die während des Trocknungsprozesses das er- forderliche V a k u u m aufrechter- hält,

- sowie einem großen Kondenser, in d e m das aus d e m Trocknungsgut entfernte Wasser m i t Hilfe v o n flüssigem Stickstoff ausgefroren wird.

Verfahrensweise der Anlage

Das zu trocknende Material wird in die K a m m e r eingebracht. D u r c h ein V a k u u m von unter 1 mbar sublimiert das gefrorene Wasser. Materialien, die noch i m nassen Zustand in die Anlage k o m m e n , werden durch die Verdunstungskälte eingefroren.

Besser ist es allerdings, bereits gefrorenes Material in die K a m m e r zu geben. Durch den heizbaren Zwi- schenboden wird kontrolliert W ä r m e zugeführt, die eine weitere Sublimation des gefrorenen Wassers er- möglicht, jedoch nicht so viel, dass es z u m Auftau- en des Wassers k o m m t . Das zu trocknende Materi- al trocknet v o n außen nach innen. Die bereits ge- trockneten äußeren Schichten des Materials nehmen im trockenen Zustand die Temperatur der Böden an. Deshalb arbeitet m a n hier nur mit scho- nenden Temperaturen v o n unter 50° C. D i e Tem- peratur ist auf das zu behandelnde Material ab- stimmbar.

D a das sublimierte Wasser unter diesen Bedingun- gen ein V o l u m e n v o n 1.000 bis 10.000 m3 Wasser- d a m p f / k g Wasser e i n n i m m t , ist es nahezu u n m ö g - lich, mit einer V a k u u m p u m p e ein ausreichendes V a k u u m bereitzustellen. Deshalb wird der Wasser- d a m p f in der Anlage im Kondenser mit Hilfe v o n flüssigem Stickstoff bei -196° C ausgefroren. So kann ein gutes V a k u u m deutlich unter 7,6 mbar (bei uns unter 1 mbar) bereitgestellt werden. Das Ergeb- nis einer G e f r i e r t r o c k n u n g ist aber neben d e m Trocknungsprozess v o n den vorbereitenden M a ß - n a h m e n abhängig. Prinzipiell sollten stark verun- reinigte Materialien (z. B. durch eine Flut) möglichst gut vor dem Trocknen gereinigt werden. Nach dem Trocknen sind die Schlammreste schwer u n d meist nur mit Schäden v o m Papier entfernbar.

Besonders bei Büchern ist es n o t w e n d i g , sie möglichst wieder in Buchblockform zu bringen, da die Form des Papiers während der Trocknung bei- behalten wird. Ein späteres Einbringen in die ge- wünschte Form ist ohne ein Wiederbefeuchten des Papiers nicht möglich. Teilweise ist es hier auch erforderlich, den nassen Buchblock durch Bande- rolen oder ähnliches Material während des gesam- ten Trocknungsprozesses in Form zu halten.

Für die Vor- u n d Nachbereitung v o n Restaurie- rungsarbeiten stehen in unserem Hause sowohl alle technischen Möglichkeiten als auch die notwendi-

Abb.2:

Vakuumkammer mit Kondenser: geöffnete Vakuumkammer mit Trocknungsgut

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ge Fachkompetenz durch qualifiziertes Personal ( D i p l o m - R e s t a u r a t o r e n , Buchbinder, Chemiker, Maschinenbauer etc.) zur Verfügung.

Stark geschädigte u n d verschmutzte, wertvolle Bücher mit Ledereinbänden u n d Holzdeckelein- bänden, die nach der Trocknung restauriert werden sollen, sollten aussortiert werden u n d direkt in die Restaurierung weitergereicht werden, w e n n hier eine wässrige Reinigung notwendig wird, bei der das Buch in einzelne Seiten zerlegt werden muss. Eine vorherige Trocknung macht hier keinen Sinn u n d stellt nur eine unnötige Belastung dieser wertvollen Bücher dar.

Fazit

Auch wenn in den meisten Fällen durch das En- gagement der Helfer vor O r t größere Schäden ver- hindert werden k o n n t e n , war trotzdem eine be- trächtliche Anzahl v o n Schäden zu verzeichnen. Für weitere restauratorische u n d konservatorische M a ß n a h m e n standen selten finanzielle Mittel zur Verfügung, so dass in der Regel eine Nachbearbei- tung ausgeschlossen war u n d die Materialien ge- trocknet u n d , w e n n nötig, d e k o n t a m i n i e r t u n d gereinigt w u r d e n . O f t handelte es sich auch u m Akten, die aus juristischen G r ü n d e n als Original a u f z u b e w a h r e n sind u n d eine kostenintensive Restaurierungsbehandlung nicht rechtfertigen würden. Allein die Kosten für die Gefriertrocknung waren für die meisten betroffenen Einrichtungen nicht aus eigener Kraft aufzubringen.

In dieser Situation erwies sich einmal m e h r die Effizienz des ZFB-Systems, alle Dienstleistungen aus einer Hand anzubieten. D u r c h die Flexibilität in der Organisation unseres Unternehmens waren wir in der Lage, kurzfristig stark erhöhte Kapazitäten an- zubieten. So war o h n e Zeitverzug eine kosten- günstige E n t k e i m u n g v o n bereits m i t S c h i m m e l befallenen Papieren möglich.

A u c h Angesichts der finanziellen Situation der meisten öffentlichen Einrichtungen u n d K o m m u - nen wäre es vermessen, Rückstellungen für Kata- strophenfälle zu fordern. Lehren sollten aus d e m Jahrhunderthochwasser dennoch gezogen werden, denn das Jahrhundert hat eben erst begonnen. Nie- m a n d weiß, w a n n uns die nächste Flut heimsucht.

I m Vorfeld sollten Entscheidungswege definiert u n d Verantwortliche b e n a n n t werden. Eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung zeigt, dass eine vernünf- tige Bergung weniger kostet, als die aufwendige Neubeschaffung der Daten, wie jetzt in mehreren Standesämtern der Region deutlich wurde.

Die alte Weisheit: Vorbeugen ist besser als heilen, beweist wieder einmal ihren Wahrheitsgehalt. Prä- ventiv k ö n n e n die erforderlichen Organisations- strukturen festgelegt werden, Kooperationsver- einbarungen (z. B. mit den Anbietern v o n Tiefkühl- kapazitäten u n d Gefriertrocknung) geschlossen

werden. I m Vorfeld sollten dringend Prioritäten u n d Kompetenzen zugewiesen sowie finanzielle Freiga- ben festgelegt werden. Nicht zuletzt müssen die er- arbeiteten Notfallpläne jedoch immer wieder aktu- alisiert u n d auch i n der Praxis geübt werden, denn viele Probleme, die i m Ernstfall auftreten, sind in der Theorie schwer als solche zu erkennen.

D i e Welle der Hilfsbereitschaft, die während der Flut ausgelöst wurde, war ein Hoffnungssignal für alle, denen unser kulturelles Erbe am Herzen liegt.

U m s o trauriger stimmt die Tatsache, dass damit für viele das T h e m a Rettung v o n Büchern u n d Archi- valien wieder für lange Zeit v o n der Tagesordnung verschwindet. K a u m j e m a n d macht sich bewusst, dass die Flut zwar ein bisher unbekanntes A u s m a ß hatte, die Katastrophe, die sich Tag für Tag in unse- ren Bibliotheken, Archiven u n d Museen abspielt, j e d o c h u m ein Vielfaches größer ist. W e n n m a n wirklich Gelder sparen möchte, sollte m a n jetzt so viel wie möglich entsäuern, bevor weitere Restau- r i e r u n g s m a ß n a h m e n n o t w e n d i g w e r d e n , deren Kosten etwa 100-mal so h o c h sind wie eine Ent- säuerungsbehandlung.

K L U G

Bestandserhaltung für die nächsten Generationen

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Referenzen

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