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13. März 1982

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Landsleute vormerken: Pfingsten Bundestreffen in Köln

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UNABHÄNGIGE W O C H E N Z E I T U N G FÜR DEUTSCHLAND

J a h r g a n g 3 3 — F o l g e 11 Erscheint wöchentlich

Postvertriebsstück Gebühr bezahlt

13. März 1982

Landsmannschaft Ostpreußen e. V

Parkallee 84/86, 2000 Hamburg 13

C 5524 CX

Sowjetunion:

Im Kreml bald

Wachablösung?

Die Nachfolger Breschnews in den Startlöchern

W e r immer die Fotos von Leonid Breschnew sieht, wird den Eindruck gewinnen, d a ß Alter und Krankheit hier ihr W e r k getan haben. Das war bei Besuchen des sowjetischen Parteichefs in Bonn au- genfällig und die aus Moskau über das Fernsehen ü b e r s p i e l t e n Bilder zeigen einen Mann, von dem schwerlich zu glauben ist, daß er die Sowjetunion in das n ä c h s t e Jahrhundert führen wird.

So ist es kein Wunder, wenn Sowjetexperten bei Analyse der jüngsten aus Moskau vorliegenden Nachrichten zu der Annahme kommen, d a ß sich im Kreml in aller Kürze Ä n d e r u n g e n vollziehen wer- den. Nicht zuletzt wird im Zusammenhang mit die- sen Meldungen auf v e r s t ä r k t e Aktivitäten der Po- litbüromitglieder hingewiesen und man macht auf gewisse Symptome aufmerksam, die im Jahre 1953 beim Tode Stalins und 1964 kurz vor dem Sturz Chruschtschows augenfällig waren.

Es ist zwar nicht zu leugnen, d a ß G e r ü c h t e über einen Sturz oder Rücktritt Breschnews in den letz- ten Jahren mehrfach kursierten, ohne d a ß das vor- ausgesagte Ereignis eingetreten wäre. Jetzt jedoch, so heißt es, stelle sich das Problem der Nachfolgere- gelung sozusagen dringend, denn Breschnew sei ein gesundheitlich schwer angeschlagener Mann, der nur unter ständiger ärztlicher Betreuung in der Lage sei, wenige Stunden am Tag zu arbeiten. Ein gele- gentliches „Aufflackern" k ö n n e über den Ernst des Gesundheitszustandes des Parteichefs nicht hin- w e g t ä u s c h e n .

Wechsel im Kreml sind immer mit einer A r t »Ge- heimnis" umwittert. So weiß zum Beispiel ein Schweizer Nachrichtendienst zu berichten, der ehemals zweite Mann der Sowjetunion und langjäh- rige M i n i s t e r p r ä s i d e n t A . Kossygin sei unter ge- heimnisvollen U m s t ä n d e n gestorben. Der Dienst will aus zuverlässiger sowjetischer Quelle wissen, Kossygin habe begonnen, die Mitglieder des Polit- b ü r o s mit bissiger Kritik an der Wirtschaft zu schockieren. Zur Abhilfe der wirtschaftlichen Mise- re, so heißt es, habe Kossygin die Einführung marktwirtschaftlicher Elemente vorgeschlagen.

Ferner habe sich Kossygin mit religiösen Überle- gungen beschäftigt, die er insbesondere nach sei- nem Herzinfarkt intensivierte. Solche Regungen je- doch passen schwerlich in das Bild, d a ß der Öffent- lichkeit von einem »kämpferischen Atheisten"

vermittelt wird. Kossygin sei dann aus „gesundheit- lichen G r ü n d e n " zum Rücktritt gezwungen worden.

A l s er dann ernsthaft erwogen haben soll, sich dem Christentum zuzuwenden, sei er unter Hausarrest gestellt und völlig isoliert worden. Sollten diese M u t m a ß u n g e n zutreffen, wären die mit seinem Tod in Zusammenhang stehenden G e r ü c h t e v e r s t ä n d - lich.

Was nun Bresc hnew angeht, so wird sein weiteres Schicksal, das heißt sein Verbleiben in den Amtern

Bonner Perspektiven:

davon abhängig sein, was von dem Politbüro als zweckdienlich angesehen wird. Schon mit dem Tode des kommunistischen Chef-Ideologen M i - chail Suslow, der Ende Januar dieses Jahres ver- starb, wurde deutlich, daß die Zeit der alten Männer sich ihrem Ende n ä h e r t und damit die Frage der Nachfolge in den Vordergrund tritt.

Politische Beobachter zweifeln daran, d a ß auf Breschnew sogleich eine Persönlichkeit mit glei- cher Machtfülle folgen wird. Sie schließen vielmehr nicht aus, daß sich die „Anwärter zunächst mitein- ander engagieren müssen" und d a ß sich erst im Laufe der Zeit herauskristallisiert, wer der eigentli- che Nachfolger Breschnews sein wird. Es werden verschiedene Namen genannt.

Die meisten Chancen werden heute dem 68jähri- gen Politbüro-Mitglied J . Andropow eingeräumt, der im Jahre 1956 für die Niederlage des Ungarn- Aufstandes zeichnete und lange Jahre für die Be- ziehungen zwischen den kommunistischen Par- teien zuständig war. Entscheidend dürfte sein, daß Andropow seit 1967 als Chef des allmächtigen Ge- heimdienstes fungiert und mit dem K G B eine Hausmacht besitzt, gegen die ein anderer Bewerber schwerlich aufzukommen vermag. Es sollte hier daran erinnert werden, daß nach dem Tode Stalins der damalige KGB-Chef Berija fast zur No. 1 der So- wjethierarchie geworden wäre. Ihm ist damals Chruschtschow zuvorgekommen, der, wie es heißt, Berija w ä h r e n d einer Politbürositzung durch Gene- ral Moskalenkow erschießen ließ.

In der letzten Woche kursierte in Moskau das Ge- rücht, Breschnew sei bereits gestorben. W ä h r e n d der Kreml sonst auf derartige G e r ü c h t e nicht zu rea- gieren pflegt, erfolgte in diesem Falle eine indirekte Reaktion dadurch, d a ß Breschnew beim Besuch einer Frauenversammlung im Bolschoi-Theater ge- zeigt wurde.

Angesichts dieser Situation raten Ostexperten, die Entwicklung im Kreml abzuwarten und zu prü- fen, ob die nachfolgende Führungsgarnitur beweg- licher ist als Breschnew. W i r wagen jedoch daran zu zweifeln, d a ß Breschnews Nachfolger, wer immer es sein wird, das Rad der sowjetischen Politik um 180 Grad herumwerfen könnte. Rainer Probst

Ost-Kredite:

P o l e n s R e g i e r u n g s c h e f J a r u z e l s k i , m e h r P o l i t - G e n e r a l als A r m e e f ü h r e r , v e r s i c h e r t e d e r S o w j e t f ü h r u n g b e i s e i n e m M o s k a u b e s u c h absolute L i n i e n t r e u e . D i e K r a n z n i e d e r l e g u n g a m L e n i n - M a u s o l e u m ist m e h r als eine f o r m e l l e P f l i c h t ; sie s y m b o l i s i e r t d i e Ü b e r e i n s t i m m u n g

d e r p o l n i s c h e n F ü h r u n g mit d e n sowjetischen E r w a r t u n g e n ap-Foto

Schleswig-Holstein:

Aufgalopp zu den Landtagswahlen

H . W . — Wenngleich auch Kommunalwahlen nicht gleichwertig sind den Wahlen zu den Landta- gen oder gar zum Bundestag, so sind sie mitunter dennoch geeignet, als Stimmungsbarometer zu

Pleitegeier breitet seine Flügel aus

Jetzt selbst Moskau und die „DDR" in Zahlungsschwierigkeiten

J e d e M e n g e A u s s t e i g e r

Zeichnung aus Handelsblatt

Wirtschaftsfachleute weisen darauf hin, daß der Ostblock, und zwar auch die Sowjetunion und die

„DDR", zunehmend in wirtschaftliche Schwierig- keiten geraten und daher die von westlichen Län- dern gewährten Kredite problematisch und die fäl- ligen Tilgungsraten akut gefährdet sind. Angesichts der immer neuen Hiobsbotschaften, die sich jetzt selbst auf bisherige „Stabilitätssäulen" im Ostblock beziehen, ist verständlich, daß die Banken i m W e - sten wenig Neigung zeigen, neue Kredite für Ost- länder zu gewähren.

Gerade für die Sowjetunion ist die Situation wenig erfreulich: W e n n Moskau die von ihm instal- lierten kommunistischen Pleitestaaten weiterhin

„gesund" wissen will, m u ß man tief in die eigene Ta- sche greifen. So kostet beispielsweise Kuba jährlich

1,5 Milliarden Dollar, während für die Polen sogar 4 Milliarden in Ansatz gebracht werden. Kenner der wirtschaftlichen Situation Polens sind allerdings der Auffassung, daß der hier genannte Betrag in kei- ner Weise ausreicht und daß man Warschau mit zu- sätzlichen Leistungen unter die Arme greifen muß.

Dabei hat die Sowjetunion ihre eigenen Sorgen.

So z. B. macht die dritte Getreidemißernte Einfuh- ren für 12 Milliarden Dollar unumgänglich. Doch selbst der Sowjetunion stehen Devisen keineswegs in u n b e s c h r ä n k t e r H ö h e zur Verfügung. Es heißt vielmehr, daß diese Bestände bereits vor einem Jahr auf acht Milliarden Dollar zusammengeschmolzen seien und es wird befürchtet, d a ß sie alsbald er- schöpft sein könnten, wenngleich die Sowjetunion auch versucht, durch massive Goldverkäufe in aller Welt ihren Devisenbestand aufzubessern. Interes- sant ist in diesem Zusammenhang auch, daß sowje- tisches Diesel- und Heizöl auf den freien Märkten Westeuropas angeboten wird, während der Kreml die Lieferungen an seine Satelliten gleichzeitig kürzte. Davon ist die „DDR" mit zwei Millionen Tonnen betroffen, wodurc h denn Ost-Berlin zu teu- ren Importen gezwungen wird.

Interessant ist, daß die amerikanischen Banken die „DDR"-Planwirtschaft jetzt auf ihrer Bonitätsli- ste vom 37. auf den 44. Platz heruntergestuft haben und es ist anzunehmen, d a ß eine solche Entwick- lung zwangsläufig zu einer Beeinträchtigung der eu- ropäischen Bereitschaft führt, der „DDR" weiterhin bedenkenlos neue Kredite einzuräumen. E. B.

fungieren, und mit Sicherheit werden die Bundes- tagsparteien das Ergebnis vom letzten Sonntag, da die Schleswig-Holsteiner zur Wahl ihrer kommuna- len Parlamente aufgerufen waren, mit Sorgfalt regi- striert haben. Bei Kommunalwahlen in den Kom- munen, in Dörfern und kleinen Städten, handelt es sich vorwiegend um eine Persönlichkeitswahl. Dort kennt man den oder die Kandidaten aus dem Alltag und vermag sich eher ein Urteil zu bilden als denn in mittleren oder gar in Großstädten, wo die Kandida- ten zwar einige Wochen auf Plakaten figurieren, aber ansonsten dem Wähler nicht unbedingt per- sönlich bekannt sind. Man geht sicherlich nicht fehl, wenn man sagt, d a ß gerade in den großen und kreis- freien Städten — wie in Kiel, Lübeck, Flensburg und N e u m ü n s t e r — das Image der Parteien für das Votum der Wähler von Entscheidung ist.

Gehen wir von der Tatsache aus, daß der Men- schenstamm im nördlichsten Bundesland mehr un- terkühlt kritisch, als emotionell entflammbar ist, so ist zu dem Ergebnis der Kommunalwahlen zu sagen, daß die Unionsich als Sieger betrachten kann, wäh- rend die Sozialdemokraten erhebliche Verluste hinnehmen mußten und die FDP sozusagen noch einmal mit einem blauen Auge davonkam. Fast 43 000 Stimmen wurden für die „Grünen" abgege- ben, die im Landesdurchschnitt damit 3,1 %erreich- ten.

Man kann sicherlich davon ausgehen, d a ß bei Kommunalwahlen andere Gesichtspunkte gelten als etwa bei der Wahl zum Bundestag. Da aber diese Kommunalwahl die erste Wahl nach der Bundes- tagswahl war, ist es nicht uninteressant zu untersu- chen, wie sich das W ä h l e r v e r h a l t e n seit 1980 ver- ändert hat. Die Union, die 1980 nur 38,9% verbu- chen konnte, kletterte um 11,2%, die Sozialdemo- kraten fielen um 12,1 % und die Freien Demokraten, die zum Bundestag noch 12,7 % der Stimmen erhiel-

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Politik

ten, sanken um 5,9 % in der Wählergunst. Zieht man

• die Kommunalwahl 1978 zum Vergleich heran, so gewann die C D U 0,9 %, während die SPD 5,9 % ver- lor und die FDP einen Schwund von 0,5 % hinneh- men mußte.

Der Bundesgesc häftsführer der SPD, Peter Glotz, machte die Verdrossenheit der Bürger für das schlechte Abschneiden seiner Partei verantwort- lich und meinte, im Vordergrund sozialdemokrati- scher Arbeit müsse nun die Mobilisierung der Wäh- ler stehen. Oballerdings bei einer höheren Wahlbe- teiligung das Ergebnis für die Bonner Koalitionspar- teien günstiger ausgefallen wäre, bleibt eine A n - nahme1, die zunächst nicht zu beweisen ist. Da war wohl der SPD-Landesvorsitzende Jansen der Wirk- lichkeit näher, als er meinte, Bonn habe seinen Schatten bis an die Kieler Förde geworfen und es handele sie h bei dem in Schleswig-Holstein erziel- ten Ergebnis um eine „Niederlage der gesamten Partei". Und damit dürfte Jansen den Tatsachen ge- recht werden. Die unverkennbaren Schwierigkei- ten in der Bonner Koalition und jene angeblichen oder tatsächlichen Skandale, die in den letzten Wo- chen in den Medien auslührlich behandelt wurden, dürften auf das Wahlverhalten nicht ohne Einfluß geblieben sein. Die geringere Wahlbeteiligung ge- genüber 1978 könnte auch aus dem Potential des Bonner sozialliberalen Lagers kommen; gerade hier sind Wähler verstört und ratlos und fragen sich, wie es weitergehen soll. Auch sollte zu denken geben, daß in einer Arbeiterstadt wie Neumünster die Union die absolute Mehrheit gewinnen konnte und die SPD selbst in der Landeshauptstadt Kiel ihre Vorherrschaft einbüßte. In Bonn wird man schwer- lich landespolitische Aspekte für dasschlechte A b - schneiden heranziehen können; hier sollte man sich vielmehr fragen, ob nicht neben anderen Er- scheinungen die steigende Arbeitslosigkeit, die un- verkennbare Finanzmisere und die Parteiquerelen nicht der eigentliche Grund für das schlechte A b - schneiden — und vielleicht auch für das „Kommen"

der „Grünen" ist.

Die Union wird mit diesem Aufgalopp zu den Landtagswahlen des Jahres 1982 zufrieden sein.

Schon die nächsten Monate werden zeigen, ob der in Schleswig-Holstein aufgetretene Trend sich bei den Landtagswahlen fortsetzen wird. Sollte dem so sein, kann man voraussagen, daß eine derartige Entwicklung sich schwerlich zu Nutz und Frommen der Bonner Koalition auswirken würde.

Ein preußischer Konservativer und Philosoph

Zum Tod von Hans-Joachim von

In einer Rede, abge- druckt i n d e m Buch „In der M i t t e des Jahrhun- derts", zitierte H a n s - J o - a c h i m v o n M e r k a t z d e n Satz, der ü b e r d e m Rat- haus v o n K ö n i g s b e r g stand: „ W e r dient ge- m e i n e m Nutz, eigenen v e r g i ß t , e i n recht poli- tisch M e n s c h ist." M a n ist versucht, dieses W o r t wie des Redners eigene L e b e n s m a x i m e z u lesen.

Er, der g e b ü r t i g e Pommer, dessen Vorfahr als General F r i e d r i c h d e m G r o ß e n i m S i e b e n j ä h - rigen K r i e g gedient hat, erfüllte gern seine Pflicht, i n d e m er einer gerechten Sache diente.

E i n m a l war es das Recht als h ö c h s t e s Gut, dann der Staat in Freiheit.

M i t 40 Jahren m u ß t e der aus seiner H e i m a t vertriebene Jurist als Referent i m K a i s e r - W i l - helm-Institut u n d i m I b e r o - A m e r i k a n i s c h e n - institut ganz v o n v o r n beginnen. Er s t i e ß zur Deutschen Partei, die als n i e d e r s ä c h s i s c h e Regionalpartei diesen N a m e n i h m verdankt, wurde M i t g l i e d des Landtags u n d juristischer Zuarbeiter i m Parlamentarischen Rat. H a n s - C h r i s t o p h S e e b o h m u n d er, nahezu gleich alt, arbeiteten auf das engste zusammen. 1949 zog er in den Deutschen Bundestag ein und g e h ö r - te i h m zwei Jahrzehnte an. U n d als dritter w ä r e H e i n r i c h H e l l w e g e z u nennen, als V o r s i t z e n - der der D e u t s c h e n Partei u n d z u s a m m e n m i t S e e b o h m u n d v o n M e r k a t z z u d e n M i n i - strablen z ä h l e n d , weshalb sie K o n r a d A d e n a u e r i n seine Kabinette berief.

M i t 40 J a h r e n vis ä vis de rien, m i t 50 J a h r e n Bundesminister für Bundesangelegenheiten, s p ä t e r zeitweise auch noch Bundesjustizmini-

Merkatz / Von Dr. Herbert Hupka MdB, Vizepräsident des Ostdeutschen Kulturrats

die E i n s i c h t u n d d e n A u s b l i c k ü b e r , daß uns allen g e m e i n s a m der V e r l u s t der Werte und eine W e l t o h n e W e r t e drohe, eine Welt des M a t e r i a l i s m u s u n d der Ferne v o n den Idealen eines c h r i s t l i c h e n H u m a n i s m u s .

Er bekannte sich zur H e i m a t und zum Vater- ster u n d Bundesvertriebenenminister. N a c h

s i e b e n e i n h a l b j ä h r i g e r Z u g e h ö r i g k e i t z u d e n verschiedenen K a b i n e t t e n A d e n a u e r s s c h i e d er i m Herbst 1962 e n d g ü l t i g aus der Regie- rungsverantwortung aus.

A b e r der V e r a n t w o r t u n g für das G a n z e w o l l - te er sich k e i n e n A u g e n b l i c k entziehen. A l s konservativer D e m o k r a t wollte er politische Substanz und das geistige Erbe der deutschen N a t i o n behaupten, bewahren u n d weiterge- ben. Im Ostdeutschen Kulturrat sah er nahezu zwei Jahrzehnte eine W i r k u n g s s t ä t t e . 1978 schied er mit 73 J a h r e n aus. E i n W o r t , gespro- chen v o n d e m schweizerischen Schriftsteller F r i e d r i c h D ü r r e n m a t t , gefiel i h m sehr, weshalb er es an den Beginn eines A u f s a t z e s ü b e r seine u n d die des Ostdeutschen Kulturrats A r b e i t stellte: „Das deutsche V o l k m u ß lernen, auf lange Sicht an sich u n d seine Einheit z u glau- ben, ohne einer Neuauflage eines s c h w ä r m e r i - schen N a t i o n a l i s m u s z u verfallen. Es w i r d z u - gleich seine F ä h i g k e i t beweisen m ü s s e n , seine Lage z w i s c h e n d e m r o m a n i s c h e n u n d slawi- schen Europa m i t f ö d e r a t i v e n M i t t e l n u n d ohne G e w a l t t ä t i g k e i t z u meistern", e i n W o r t , das a u c h v o n M e r k a t z selbst formuliert haben k ö n n t e .

Sein eigenes W i r k e n umschrieb er so, i n d e m er v o m O s d e u t s c h e n K u l t u r r a t sagte: „Sein W i r k e n soll mehr u n d mehr nicht allein d e m K o n s e r v i e r e n , sondern d e m P r o m o v i e r e n die- nen." A b e r s e l b s t v e r s t ä n d l i c h wollte er zueist u n d zurecht das Bewahrenswerte bewahren.

U n d bewahrenswert waren i h m die uns ü b e r - lieferten W e r t e , ohne d a ß er sich hier einer be- sonderen A u f f ä c h e r u n g bedient h ä t t e . D e n g r ö ß t e n W i d e r s a c h e r sah er i m N i h i l i s m u s . Gerade i n d e n letzten J a h r e n ging manches G e s p r ä c h dieses p r e u ß i s c h e n P h i l o s o p h e n i n

land, z u g l e i c h aber a u c h z u r Freiheit und zu e i n e m die N a t i o n e n i n s i c h verbindenden Eu- ropa. A u f der T ü r s c h w e l l e seiner eigenen Be- hausung i m freien T e i l Deutschlands war er nicht stehengeblieben. Er widersprach auf das heftigste einer „auf G e w a l t gegründeten F r e m d b e s t i m m u n g " u n d forderte die Selbst- b e s t i m m u n g für das eigene V o l k ein. Aber in seiner Z u k u n f t s v i s i o n hatte Europa seinen P l a t z : „Die e u r o p ä i s c h e K u l t u r ist die Kultur einer auf p e r s ö n l i c h e r Freiheit aufgebauten L e b e n s o r d n u n g . Sie ist humanistisch, weil sie v o m M e n s c h e n b i l d unantastbarer Men- s c h e n w ü r d e g e p r ä g t ist."

M i t v o n M e r k a t z z u debattieren, war großer G e w i n n . A u c h w e n n m a n nicht jede seiner An- sichten teilen konnte, nie w ä r e es zu einem hef- tigen Streit g e k o m m e n . Er pflegte den Ton des V e r b i n d l i c h e n u n d w o l l t e behutsam gewin- nen. N i c h t nur für seine eigene Überzeugung, z u der er mannhaft stand, sondern auch für den O s t d e u t s c h e n K u l t u r r a t , dessen geistige Prä- gung u n d s i n n v o l l e A r b e i t i m A l l t a g ihm an- vertraut war.

E i n M a n n der ersten Stunde, wie man dieje- nigen tapferen Patrioten nennt, die in schwer- ster S t u n d e m i t H a n d angelegt haben, damit aus d e n T r ü m m e r n das demokratische Ge- m e i n w e s e n B u n d e s r e p u b l i k Deutschland als der bisher einzige freie Teilstaat ganz Deutsch- l a n d entstehe, hat uns a m 25. Februar 1982 im 77. Lebensjahr verlassen, e i n P r e u ß e , ein Kon- servativer, e i n P h i l o s o p h , e i n Patriot.

Fernsehen:

Agitation statt Aufklärung

Der „unvergessene Krieg" ist für Schulen ungeeignet

Wie unseren Lesern bekannt, haben wir in der Folge 10 unserer Zeitung unter der Überschrift „Der WDR und die .höhere' Wahrheit" auf eine eindeuti- ge Bild- und Textverfälschung in dem Film „Der un- vergessene Krieg" hingewiesen. Es kann kein Zwei- fel darüber bestehen, daß es sich um einen eindeuti- gen sowjetischen Propagandafilm handelt, der schwerlich geeignet ist, ein objetives Bild zu vermit- teln.

Dennoch hält die Bundesregierung diese 15teilr- ge Serie für geeignet, an Schulen vorgeführt zu wer- den. Sie meint, es könne keinen Zweifel daran geben, daß diese Fernsehserie einen Beitrag zum Nacherleben eines schwerwiegenden Stückes Zeit- geschichte darstellt. Hierzu schreibt die Bundes- tagsabgeordnete Ursula Benedix-Engler im

„Deutschland-Union-Dienst":

Die Meinung in Österreich sei anders. DasÖster- reichische Fernsehen habe sich geweigert, diese sowjetische TV-Serie zu übernehmen. Die Wiener

„Kronenzeitung" habe dazu geschrieben, der „Strei- fen triefe von russischem Chauvinismus, die Serie stelle die Tatsachen auf den Kopf..."

Dieser Mammutstreifen — so schreibt die Abge- ordnete — enthält erhebliche Geschichtsklitterun- gen. So versucht der Film den Eindruck zu er- wecken, daß die Sowjets vor dem Zweiten Welt- krieg — also vor dem Überfall auf die UdSSR — immer friedlich waren: Kein Wort von Litauen, von Lettland, von Estland, von Finnland. Er vermittelt

ein geradezu liebenswürdiges Bild vom kommuni- stischen Regime und suggeriert dem Zuschauer, daß die UdSSR heute noch ein Trauma trage, und deshalb ein übertriebenes Sicherheitsbedürfnis habe. So sei die sowjetische Überrüstung zu erklä- ren, für die man deshalb Verständnis haben müsse.

Tatsache ist, daß Produktionsplan und Drehbuch- entwürfe dieser Filmserie bis in kleinste Einzelhei- ten von der Abteilung „Agitation und Propaganda"

des Zentralkomitees der KPdSU überwacht und ge- steuert wurden, und daß der Film präzise bis zur Kapiteleinteilung der parteioffiziellen zwölfbändi- gen „Geschichte des großen vaterländischen Krie- ges" folgt. Dieser Streifen, den man der Erwachse- nengeneration der westlichen Welt — wegen den mit Anspruch auf Dokumentation dargebotenen Täuschungen — nicht zumutet, soll geeignet sein, bei einer Schülergeneration zur Wahrheitsfindung zu führen, die über äußerst mangelhafte Geschichts- kenntnisse verfügt und von einer Lehrergeneration unterrichtet wird, deren Mangel an eigenem Erle- ben in der Regel ebenfalls nicht von einem Bemü- hen um objektive Würdigung dieses Kapitels deut- scher Geschichte ausgeglichen wird? Abscheu vor dem Krieg und jeder kriegerischen Auseinander- setzung ist eine Sache — einer Schülergeneration das vergangene Kriegsgeschehen nit den Augen des damaligen Feindes, der heute ein gewaltiges Waffenpotential auf die Bundesrepublik gerichtet hat, nahezubringen, eine andere Sache.

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UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Chefredakteur: Hugo Wellems

Verantwortlich für den redaktionellen Teil Kultur, Unterhaltung, Frauenseite:

Silke Steinberg Geschichte, Landeskunde,

Soziales und Aktuelles:

Horst Zander Mitteldeutschland, Jugend:

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Ostpreußische Familie:

Ruth Geede Literaturkritik:

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M o s k a u e r F r i e d e n s p l a n

Sowjetunion:

aus „Berliner Morgenpost'

Kreml lockt „Friedensfreunde"

Letztlich sollen Gegner des N ATO-Doppelbeschlusses mobilisiert werden

zu verbieten. A u ß e r d e m sei der Kreml auch bereit, über die Begrenzung militärischer Aktivitäten im Indischen und Pazifischen Ozean zu verhandeln.

Alle diese Angebote des Kremls sind nicht neu und zielen wohl darauf, Zeit zu gewinnen. Denn Moskau rechnet damit, d a ß es den westeuropäi- schen Regierungen nicht gelingt, den NATO-Dop- pelbeschluß politisch durchzusetzen. Nach Ansicht informierter Kreise in Brüssel scheinen nämlich die .Friedensbewegung", vor allem aber die Gegner des Doppelbeschlusses innerhalb der Parteien, immer mehr an Gewicht zu gewinnen, was auch zu Rück- wirkungen auf die Rüstungskontrollmaßnahmen führt.

Die Sowjets wissen das natürlich auszunutzen.In Genf zum Beispiel ist von der Verhandlungsbereit- schaft Moskaus nichts zu spüren. „Die Sowjetunion ist noch nicht von der Notwendigkeit überzeugt ernsthaft zu verhandeln", sagte der Direktor der US- Abrustungsbehörde in Washington. Und westliche Beobachter in Geni stellten fest, daßsich die Sowjet- union an echten Verhandlungen überhaupt nicht beteiligt.

Moskau verläßt sich ganz auf Mitstreiter im We- sten, besonders auf „Freunde" in gewissen Parteien- Und Moskau ist, wie Breschnew selbst sagt, gedul- dig. Warum soll man auch verhandeln, wenn sich die Probleme- mit Hilfe des Westens selber erledj-

HWK Auf den offenen Brief einer australischen Frie-

densbewegung hat der sowjetische Parteichef Breschnew mit einem erneuten Angebot zur Ver- ständigung mit den USA reagiert.

Das in allen sowjetischen Presseorganen veröf- fentlichte Angebot steht, ob seines demonstrativ gemäßigten Tones, in starkem Gegensatz zu den Angriffen Reagansauf die Sowjetunion. Offensicht- lich zielt der Kreml damit auch auf die westeuropäi- schen „Friedensbewegungen". V o n ihnen ver- spricht man sich Druck auf die Regierungen der NATO-Staaten in Sachen Nachrüstung und Dop- pelbeschluß, indem man sich betont verhandlungs- bereit gibt und sich als friedfertig und geduldig hin- stellt.

Moskau wirft den Vereinigten Staaten vor, sie hintertrieben die Verhandlungen in Genf über die Begrenzung von Mittelstreckenraketen und verzö- gerten den Beginn neuer SALT-Verhandlungen.

„Die Sowjetunion ist zu jedem beliebigen Moment bereit (zu SALT-Verhandlungen), aber die ameri- kanische Seite schiebt den D i a l o g . . . immer wieder hinaus", erklärte Breschnew.

Der Parteichef wiederholte auch die Bereitschaft der UdSSR, einen Produktions- und Lagerstopp lür alle Kernwaffen zu vereinbaren, den Vertrag über das Verbot unterirdischer Kernwaffenversuche zu ratilizieren, der schon 1974 ausgearbeitet worden ist, sowie die Anwendung chemischer Kampfstoffe

gen

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13. M ä r z 1982 - Folge H _ Seite 3

tas C f i p m i f i r n b l a t t

Scheinwerfer

Politik ohne Maßstäbe

Ausländerproblem und Osthandel

V O N D r . H E I N Z B U R N E L E I T

Zu Beginn des Monats Februar 1982 erklärte die Bundesbeauftragte der Bundesregierung, Liselotte Funcke (FDP), in einem Gespräch mit der „Welt"

zum Problem der A u s l ä n d e r in unserem Land „Wir m ü s s e n den Anwerbestoppauf jeden Fall beibehal- ten, das Asylantenproblem wieder auf den Kernbe- stand wirklicher Verfolgung zurückführen und die Kriminalität unter den A u s l ä n d e r n , die illegale Be- schäftigung und die Manipulation beim Familien- nachzug sc härfer bekämpfen." Diese Forderungen beinhalten die Konsequenzen einer Einsicht, die of- fenbar von allen Parteien vertreten wird: Die Bun- desrepublik Deutschland, deren Bevölkerung auf relativ engem Raum lebt, darf kein Einwanderungs- land werden. Ebensowenig darf sie sich nach ihrem S e l b s t v e r s t ä n d n i s zu einem Vielvölkerstaat ent- wickeln.

In der Tat, die wachsende Brisanz des A u s l ä n d e r - problems liegt vor aller Augen. „Es war ein Fehler", r ä u m t e Helmut Sc hmidt ein, „so viele A u s l ä n d e r ins Land zu holen. Aber jetzt m ü s s e n wir aufpassen, d a ß wir nicht die A u s l ä n d e r diese Fehler entgelten las- sen." W e r wollte ihm dabei nicht z u s t i m m e n . . .

In den letzten drei Jahren stieg die Zahl des A u s - l ä n d e r z u s t r o m s um 650 000 auf fast 4,7 Millionen an.

Sie hat sich damit trotz des Anwerbestopps von 1973 — als Folge zunehmender Arbeitslosigkeit — mehr als verdoppelt. Unter Einfluß einer zweifellos erheblic hen Dunkelziffer dürfte ihre Zahl die 5 - M i l - lionen-Grenze ü b e r s c h r i t t e n und zu einem A u s l ä n - deranteil von etwa 8 % geführt haben. So konnte es geschehen, d a ß in vielen Schulen der Bundesrepu- blik Deutsch zur Minderheitensprache degradiert wurde. Die bildungsbedingten Folgen für die betrof- fenen deutschen Kinder liegen auf der Hand.

Nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) werden bei anhalten- der Zuwanderung und gleichbleibender Geburten-

nale bundesrepublikanische Gesellschaft umzu- wandeln und seine gesamtdeutsche Aufgabe ver- gessen zu machen.

Ein Konzept, das den Erfordernissen einer ver- nünftigen Zukunftsplanung und einer menschli- chen Lösung entspricht, ist nicht in Sicht. Statt des- sen werden sinnentleerende Begriffe verwendet, die lediglich zeigen, daß die Wortführer der Integra- tionstheorie nicht klar denken können. Da wird von

„Gast"-Arbeitern gesprochen, obwohl dieser Begriff per definitionem besagt, daß ein Gast eben nur auf bestimmte Zeit Gastfreundschaft beanspruchen kann. Da ist von ausländischen Mit-„Bürgern" die Rede, als ob jemand, der unsere Sprache häufig nur höchst unzulänglich beherrscht, der nicht alle Rechte und Pflichten — etwa den Wehrdienst — auf sich nehmen will, ein Mitbürger sein könnte.

Angesichts von 2 Millionen Arbeitslosen wird niemand behaupten wollen, daß heute die Wirt- schaft der Bundesrepublik Deutschland auf die Dauer ohne ausländische Arbeitskräfte nicht exi- stieren könnte. Ebensowenig kann der Feststellung widersprochen werden, d a ß der Verzicht auf befri- stete Arbeitsverträge, auf das Nachziehen der Fa- milien für die Bundesrepublik den geringsten Vor- teil gebracht h ä t t e . Ganz im Gegenteil: die kulturel- len, sozialen, nationalen und die damit verbunde- nen erheblichen finanziellen Probleme sind durch die ungezügelte Anwerbung erst geschaffen wor- den. M a n denke nur daran, d a ß 1981 von den 14,7 Milliarden Kindergeld rd. 2,3 Milliarden an Auslän- der gezahlt worden sind.

Das Problem harrt also einer Lösung, und zwar einer humanen. Sie wäre schon längst möglich ge- wesen, wenn die Bonner Regierung in der Vergan- genheit im wahrsten Sinn des Wortes deutsche In- teressenpolitik betrieben h ä t t e und nicht — in tota- ler Verkennung der weltpolitischen Realitäten —

A s y l s u c h e n d e i n F r a n k f u r t : In d e n letzten dre B u n d e s r e p u b l i k m e h r als v e r d o p p e l t u n d die

i J a h r e n hat s i c h die Z a h l der A u s l ä n d e r in der F ü n f - M i l l i o n e n - G r e n z e erreicht Foto Archiv

weitere 4,7 Milliarden Dollar. Hilfe aus dem Ost- block (einschließlich der Sowjetunion, versteht sich), d. h. von den sozialistischen Bruderländern, ist nicht zu erwarten. Sie n ä h e r n sich gleichfalls in mehr oder weniger raschem Tempo dem Staats- bankrott. Was seinerzeit von der beteiligten Wirt- schaft als erfreuliche Geschäftsbelebung begrüßt worden war, stellt sich heute für viele Banken und Industriekonzerne als existenzgefährdetes A b h ä n - gigkeitsverhältnis dar: Da in der CSSR, in der

„DDR", Jugoslawien, Polen und Rumänien die Wirt- schaftsergebnisse stagnieren oder schrumpfen, ist an Rückzahlungen der sich auf -zig Milliarden D M belaufenden Schulden nicht zu denken. (Es gehört zu den großen Rätseln unserer Gegenwart, daß die

Die Bundesrepublik Deutschland kann nach ihrem Selbstverständnis kein Vielvölkerstaat sein

rate bi*zum Jahre 2000 — also in 18 Jahren — etwa 7,8 Millionen A u s l ä n d e r in der Bundesrepublik Deutschland leben; biszum Jahre 2030sollenesgar 12, ^ M i l l i o n e n sein.

Solche Hochrechnungen werden zwar von den herrsc henden Ver an tw or tun g str äge rn in Bonn mit der Behauptung relativiert, durch Integration eines Teils der a u s l ä n d i s c h e n Arbeiter und ihrer Familien w ü r d e n sich die absoluten Zahlen von selbst redu- zieren. Hier macht man allerdings — wieder einmal

— die Rechnung ohne den Wirt. Denn es ist offen- sic htlich eine Tatsache, d a ß nach den bisherigen Erfahrungen nur 0,4 Prozent der A u s l ä n d e r die Chance wahrgenommen haben, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen — und das, ob- wohl ein großer Teil von ihnen nicht die Absicht hat, in ihr Heimatland z u r ü c k z u k e h r e n . V o n 100 Türken z. B. wollen 40, von den Italienern 21 und von den Griechen 16 bleiben. Meist genannter Grund: keine Arbeit in ihrem Vaterland.

Angesichts solcher Zahlen und Entwicklungen konnte es nicht ausbleiben, d a ß seit Jahren immer n a c h d r ü c k l i c h e r von einer „Zeitbombe" gespro- chen wird, deren Ticken nicht zu ü b e r h ö r e n sei. Den Versuch, die Forderung nach einer vernunftgetra- genen A u s l ä n d e r p o l i t i k als Ausdruck von Auslän- derfeindlichkeit, rechtsradikaler oder gar rassisti- scher Gesinnung zu disqualifizieren, kann man wohl nicht ernstnehmen. Er ist eher als das vergeb- liche B e m ü h e n zu werten, von der eigenen politi- schen Weltfremdheit und Unbedarftheit abzulen- ken, wenn hier nicht sogar ein politischer W i l l e sichtbar wird, dasdeutsche Volk in eine multinatio-

Illusionen nachgelaufen wäre. Das Problem läßt sich nur dadurch lösen, d a ß man, wie es im „Heidel- berger Manifest" deutscher Professoren vom 17.

Juni 1981 heißt, „nicht die Menschen zu den M a - schinen, sondern die Maschinen zu den Menschen bringt." Haben wir das Geld dazu?

Natürlich h ä t t e n wir es gehabt, und wir haben es offenbar — trotz unerträglicher Staatsverschul- dung und einem Anteil der Auslandsverschuldung in H ö h e von sechzig Milliarden D M —, wenn wir Otto Graf Lambsdorff, den Bundeswirtschaftsmini- ster, fragen hören, „wie dem ungebrochenen Frei- heitswillen der Polen auch eine reale wirtschaftli-

Bundesregierung bis heute noch nicht einmal eine Aufstellung der Gesamtschulden des Ostblocks ge- g e n ü b e r der Bundesrepublik auf den Tisch gelegt hat.) Hier hat sich also ein ungeheures Erpres- sungspotential angesammelt.

Damit stehen wir vor der entscheidenden Grund- satzfrage : Nutzt der Osthandel den Menschen oder den Diktaturen des roten Totalitarismus? Jene zu unterstützen und damit zu stabilisieren, die die Freiheit auf der ganzen W e l t vernichten wollen, kann nicht unsere Aufgabe, unser Interesse sein.

Der Denkfehler, den die W e s t e u r o p ä e r immer wie- der leichtfertig begehen — vor allem die soziallibe-

Arbeitsplätze durch das mit den Sowjets abge- schlossene Geschäft bereits 1985 endet.

Was kostet das Erdgasgeschäft ? Sicher ist so viel, daß wieder einmal 10 Milliarden D M von deutschen Banken auf verschlungenen Pfaden gen Moskau fließen werden. Weitere Kredite werden am Hori- zont bereits sichtbar — natürlich auch für Polen.

Großbritannien sperrt allerdings alle neuen Kre- dite für Polen und suspendiert die bereits bewillig- ten. In Genf haben die Vertreter von 65 Millionen Gewerkschaftsmitgliedern verlangt, daß jede Wirt- schafts- und Finanzhilfe für Polen gesperrt wird, so- lange der Genosse Jaruzelski die „Solidarität" un- terdrückt oder gar auslöscht. Beschränkter Ver- stand kalter Krieger ? Wenigstens die Drohung, d a ß Polen in Verzug gesetzt wird, wenn der Kreml weder bereit ist, die polnischen Schulden zu ü b e r n e h m e n noch eine Reliberalisierung zuzulassen, h ä t t e zu einer ü b e r z e u g e n d e n politischen Strategie gehört, wie es ein angesehener amerikanischer Bankier ausgedrückt hat: „Die Sowjetunion übt inPoteadje politische und wirtschaftliche Macht aus. Darum muß die Sowjetunion die Last der Finanzierung Po- lens und die Last der Verantwortung für die daraus resultierenden sozialen und wirtschaftlichen Ver- hältnisse übernehmen."

Für eine derartige Politik ist Bonn — wie nicht anders zu erwarten — nicht zu haben. Obwohl nach Grundgesetz und Eid verpflichtet, „Schaden vom deutschen Volk abzuwenden", haben die Herr- schaften in Bonn es bis heute versäumt, die einfach- sten Menschen- und Volksgruppenrechte für die

Westeuropäer halten ein marodes System durch Kredite und politische Liebedienerei am Leben

che Basis gesichert werden kann" und ob „nicht ge- rade wir uns b e m ü h e n müssen, einen Beitrag zur öko nomisc h e n Existenz dieses Landes zu leisten".

Polen, so haben wir in diesen Wochen erfahren, hat „im Westen" insgesamt 63 Milliarden D M Schulden, davon allein bei 44 Banken der Bundes- republik Deutschland etwa 16 Milliarden D M . Ein gutes Drittel davon ist durch staatliche Bürgschaft garantiert, d. h. im Ernstfall vom Steuerzahler zu tragen.

Der Ernstfall ist natürlich längst eingetreten, wenn auch nicht formal festgestellt. Polen m u ß 1982 Zinsen und Tilgungen im Umfang von 5,78 Milliar- den Dollar leisten. Das zur Existenz der Bevölke- rung notwendige Einfuhr-Minimum an Energie, Rohstoffen und Produktionsgütern beläuft sich auf

rale Koalition in Bonn —, besteht darin, ein marodes und marode bleibendes (kommunistisches) System durch gewaltige Kredite — sei es auch letztlich durch Vermehrung eigener Schuldenlasten — und durch politische Liebedienerei am Leben zu erhal- ten. Es geht eben nichts über einseitige Vergangen- heitsbewältigung und die Droge der „Entspan- nung". Hier liegen die geistigen Wurzeln des sog.

Jahrhundertgeschäfts, des Erdgas-Röhren-Ge- schäfts, für das einmal mehr zehn Milliarden deut- sche Mark mobilisiert werden konnten.

Es zeichnet sich vor allem dadurch aus, daß die Sowjets mit der Lieferung von 40 Milliarden K u - bikmeter Erdgas pro Jahr 20 Milliarden D M und damit zahlreiche ökonomische, politische und na- türlich auch militärische Vorteile erhalten werden.

Ganz abgesehen davon, d a ß das gesamte Objekt ausschließlich durch Kredite aus dem kapitalisti- schen Westen finanziert wird, profitiert Moskau von diesem Geschäft auch sonst auf vielfältige Weise:

1. Mit der Steigerung seiner Erdgasförderung von bisher 435 auf 620 Milliarden Kubikmeter wird die Energieversorgung der staatskapitalistischen sowjetischen Wirtschaft wesentlich gestärkt.

2. Diese beträchtliche Erhöhung ihrer Devisen- einnahmen wird es der Sowjetunion ermöglichen, noch mehr als bisher Rohstoffe gegen die begehrte moderne westliche Technologie einzutauschen.

3. In Fortführung der sog. Entspannungspolitik der siebziger Jahre — Hauptmerkmal: Leistung ohne Gegenleistung — erlaubt das Erdgasgeschäft den rotfaschistischen Machthabern im Kreml, ihre Aufrüstungspolitik zu Lasten der Zivilwirtschaft noch mehr zu forcieren, weil es größere Mittel für die Beschaffung zivilwirtschaftlichen Investitionsbe- darfs aus dem Westen zur Verfügung stellt. Unaus- bleibliche Folge: die militärische Bedrohung West- europas wächst mit der Konsequenz entsprechen- der Nachrüstung für die freie Welt.

4. Die ö k o n o mi s c he n Vorteile für den Westen sind gleich null. Ganz abgesehen davon, daß die energiepolitische Abhängigkeit des Westens von der Sowjetunion wächst, ließe sich Erdgas auch aus anderen Regionen heranführen, z. B. durch Flüssig- gas-Tanker. Der einzige Unterschied: Die Milliar- den-Investitionen würden nicht zur Stärkung eines auf unsere Versklavung bedachten Feindes einge- vu A^ 11HSSR -Was einst als G e s c h ä f t s b e l e b u n g b e g r ü ß t w o r d e n war, stellt sich jetzt für setzt, sondern zur Schaffung dauerhafter Arbeits- K o n r e n r^ [ e ^ ^ jc on z e rn e ais e x i s t e n z g e f ä h r d e n d e s A b h ä n g i g k e i t s v e r h ä l t n i s dar platze im eigenen Land, während die Sicherung der

Hunderttausende unserer Landsleute in den deut- schen Ostgebieten einzufordern und durchzuset- zen.

Die alte Bankenweisheit hat sich wieder einmal bestätigt: Wer Tausende schuldet, denhatdieBank in der Hand. W e r Millionen schuldet, d e r hat die Bank in der Hand. W e r hat also wen in der Hand?

W i r den Osten oder der Osten uns ? Die Antwort auf diese Frage scheint einfach, wenn auch unglaublich.

Im Juni vergangenen Jahres stellte der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Ottfried Hennig MdB, im „Deutschland-Union-Dienst" fest: „Fast jeder Analytiker des Für und Wider übersieht, d a ß wir in der Frage der Gewährung oder Nichtgewäh- rung (von Krediten) nicht mehr völlig frei sind. In Artikel 5 des Abkommens über die Entwicklung und Vertiefung der langfristigen Zusammenarbeit mit der UdSSR auf dem Gebiet der Wirtschaft und Industrie vom 6. 5.1978 haben beide Seiten verein- bart, .hinsichtlich der Gewährung von Bürgschaften Anstrengungen zu unternehmen, damit mittel- und langfristige Kredite im Rahmen der in jedem der beiden Staaten bestehenden Regelungen zu mög- lichst günstigen Bedingungen gewährt werden'.

Ähnliche Vereinbarungen finden sich in A b k o m - men mit anderen Ostblockstaaten. Jede nicht öko- nomisch b e g r ü n d e t e Verweigerung von Krediten oder Kreditgarantien müßte mit dem sowjetischen Vorwurf der Vertragsverletzung rechnen. W i r haben schon eine fabelhafte Regierung!"

Das ist fürwahr Politik gegen die Interessen des eigenen Volkes.

Noch einmal: Statt diese bis zur Stunde noch nicht einmal gezählten Milliarden für Fabrikgrün- dungen mit deutschen Maschinen in den Heimat- ländern unserer Gastarbeiter einzusetzen und ihnen ein gesichertes Leben in ihrer angestammten Umwelt zu schaffen, hat sie der Kreml zur Forcie- rung seiner Aufrüstung eingesetzt. Mit Recht for- derte deshalb der Bundestagsabgeordnete Alfred Dregger am 4. Februar im Deutschen Bundestag als Beispiel einen „Marshall-Plan" für die Türkei: „Statt Milliarden in den Ostblock zu pumpen, wäre es bes- ser, sie unseren V e r b ü n d e t e n zukommen zu lassen."

Berlin-Kreuzberg ist heute die viertgrößte türkische Stadt, und 280 SS-20-Raketen bringen die Bundes- republik Deutschland immer deutlicher auf den W e g der Finnlandisierung.

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Inland

Innere Sicherheit:

Viel Spionage — jedoch wenig Abwehr

Die Opposition stellt im Parlament Fragen zu einem ebenso aktuellen wie brisanten Thema

Erstmals i m Verfassungsschutzbericht 1980 hat die Bundesregierung wieder etwas einge- hender ü b e r die Spionagebedrohung d u r c h Mitarbeiter der Nachrichtendienste k o m m u - nistischer Staaten in diplomatischen, konsula- rischen und Handelsvertretungen, aber auch in Büros wirtschaftlicher Unternehmen be- richtet. So notwendig und b e g r ü ß e n s w e r t diese Berichterstattung ist, wirft sie doch mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Deshalb haben A b g e o r d n e t e der O p p o s i t i o n an die Bundesre- gierung u. a. folgenden Fragenkatalog gerich- tet:

W e l c h e M a ß n a h m e n ergreift die Bundesre- gierung in den v o n ihr e r w ä h n t e n Fällen, d a ß in Firmen, an denen sich neben deutschen Part- nern ost- und s ü d o s t e u r o p ä i s c h e Staatshan- delsunternehmen beteiligen (gemischte Fir- men), erkannte A n g e h ö r i g e gegnerischer Nachrichtendienste als Mitarbeiter beschäf- tigt werden?

Hat die Bundesregierung H i n w e i s e darauf, d a ß „ g e m i s c h t e F i r m e n " auch zur F i n a n z i e - rung der D K P , ihrer N e b e n - und B ü n d n i s o r g a - nisationen beitragen? Geschieht das auch durch I n s e r a t e n a u f t r ä g e an P u b l i k a t i o n e n aus dem D K P - und ihrem B ü n d n i s - B e r e i c h ?

In welchen Branchen gibt es „ g e m i s c h t e Firmen"? Gibt es solche oder sonst unter k o m m u n i s t i s c h e m Einfluß stehende F i r m e n auch i m Bank- oder Versicherungswesen mit den dort gegebenen besonderen M ö g l i c h k e i - ten, nachrichtendienstlich verwertbare In-

Aus der Gesellschaft:

formationen ü b e r Personen und ihre V e r m ö - g e n s v e r h ä l t n i s s e zu b e k o m m e n ? In w e l c h e m Umfang sind solche oder ä h n l i c h strukturierte F i r m e n i m Transportwesen, insbesondere auch in der Binnenschiffahrt t ä t i g ?

W e l c h e M ö g l i c h k e i t e n sieht die Bundesre- gierung, der v o n ihr selbst als » d o m i n i e r e n d "

gesehenen Rolle der sowjetischen M i l i t ä r m i s - sionen bei der illegalen Beschaffung v o n N a c h - richten etwa i m Bereich der R ü s t u n g s i n d u s t r i e und der Energieversorgung, gegebenenfalls in A b s t i m m u n g mit den alliierten Stationie- r u n g s k r ä f t e n , angemessen zu begegnen?

Entspricht die Behandlung erkannter „lega- ler Residenten" gegnerischer N a c h r i c h t e n - dienste d u r c h die Bundesregierung der i n be- freundeten L ä n d e r n ? W e n n nein, was sind die G r ü n d e der Bundesregierung für ein abwei- chendes V e r h a l t e n ?

W a s tut die Bundesregierung ü b e r die V e r - öffentlichung des Verfassungsschutzberichtes hinaus, u m die betroffenen K r e i s e i n Politik u n d Wirtschaft auf die Gefahr der „ A b s c h ö p - fung" durch G e s p r ä c h s p a r t n e r , die Mitarbeiter gegnerischer Nachrichtendienste sind, auf- m e r k s a m zu m a c h e n ? S t ö ß t solche A u f k l ä r u n g auf Schwierigkeiten, und, w e n n ja, wie begeg- net die Bundesregierung solchen S c h w i e r i g - keiten?

Z u diesen Fragen e r k l ä r t e der Bundestags- abgeordnete C a r l - D i e t e r Spranger: W i r wis- sen, d a ß die Staaten des „ r e a l e n Sozialismus"

auf a l l e n L e b e n s b e r e i c h e n mit ä u ß e r s t e r In-

t e n s i t ä t Spionage treiben. W i r wissen, d a ß i n der Bundesrepublik D e u t s c h l a n d allein ü b e r 3000 „ D D R " - S p i o n e arbeiten. U n d wir wissen, d a ß die s o z i a l i s t i s c h e n L ä n d e r alle ihre Bot-

Fall Witzsch:

schatten, K o n s u l a t e , M i s s i o n e n u n d geschäft- l i c h e n V e r t r e t u n g e n für die Spionage einset- zen. N u r : w e i l w i r i n u n s e r e m Lande mit der B e k ä m p f u n g der n i c h t - a m t l i c h e n Spione ü b e r b e s c h ä f t i g t s i n d , hat unsere Spionageab- wehr offenkundig k e i n e a u s r e i c h e n d e n Kapa- z i t ä t e n für die a m t l i c h e n S p i o n e , die „legalen R e s i d e n t e n " . Es stellt s i c h die Frage: entweder die S i c h e r h e i t s b e h ö r d e n w i s s e n nichts, oder die Bundesregierung w i l l u m der „Entspan- n u n g s p o l i t i k " w i l l e n n i c h t s wissen. Es gibt k e i n e guten G r ü n d e , unsere Sicherheitsbe- h ö r d e n für ignorant z u h a l t e n .

Vorwürfe als haltlos erwiesen

Erster Teilerfolg für den suspendierten Studiendirektor

Pikantes von der Alster

Ein illustrer Gast beim Hamburger Matthiae-Mahl

K u r z vor den W a h l e n zur Hamburger Bür- gerschaft gewinnt man den Eindruck, als wende sich die Regierungspartei v e r s t ä r k t den Randgruppen unserer Gesellschaft zu. N u r so w ä r e es n ä m l i c h zu e r k l ä r e n , d a ß der sich jetzt zur W i e d e r w a h l anstehende B ü r g e r m e i s t e r K l a u s v o n D o h n a n y i z u m traditionsreichen, noch aus der Zeit der Hanse stammenden, M a t t h i a e - M a h l zu einer deutlichen V e r b e u - gung vor der alternativen Szene der Stadt her- beiließ.

N e b e n 350 G ä s t e n aus d e m K o n s u l a r k o r p s und Prominenten aus Politik u n d Wirtschaft, darunter der englische A u ß e n m i n i s t e r L o r d Carrington, hatte der A d e l i g e als einen Vertre- ter des kulturellen Sektors den für seine in punkto S e x u a l l e b e n wenig n a t ü r l i c h e N e i - gungen bekannten Schauspieler C o n n y Litt- mann geladen. C o n n y nutzte denn auch — wie zu erwarten — die sich i h m hier bietende G e - legenheit, für seine homosexuelle Richtung W e r b u n g zu machen, w e i d l i c h aus. Er erschien in Begleitung eines G e s p i e l e n an der Tafel, der sich mit Hilfe einer blonden L a n g h a a r p e r ü c k e und eines tief ausgeschnittenen K l e i d e s in ein attraktives L i e b c h e n verwandelt hatte, bei d e m nur der etwas sehr m ä n n l i c h e K ö r p e r b a u abschreckte. Die G ä s t e reagierten mit ge- mischten Gefühlen, nur d e m anwesenden Bundesminister Baum glaubte m a n förmlich ansehen zu k ö n n e n , d a ß er sich noch w ä h r e n d des Essens Gedanken ü b e r eine weitere Libe- ralisierung der die H o m o s e x u e l l e n in ihrer fre ien Entfaltung b e e i n t r ä c h t i g e n d e n Gesetze machte. W a r durch den Auftritt Littmanns mit dafür gesorgt, d a ß sich das M a t t h i a e - M a h l

„wieder e i n m a l als Hamburgs glanzvollste Selbstdarstellung" erwies, wie es eine g r o ß e Tageszeitung nach eingehender Prüfung fest- stellen zu k ö n n e n glaubt, setzte ein K o n t r a - punkt des Bundeskanzlers sozusagen noch das T ü p f e l c h e n auf das i :

In seiner A n s p r a c h e hob H e l m u t Schmidt die hohen Kulturwerte hervor, die sich, bisher jedenfalls, mit d e m N a m e n der Hansestadt verbanden. A b e r v e r m u t l i c h m u ß man sich damit abfinden, d a ß es nach Brahms, M e n d e l s - sohn-Bartholdy und T e l e m a n n eben heute der Schauspieler C o n n y L i t t m a n n ist, der neue A k z e n t e setzt. Das ist nun 'mal der Fortschritt.

R e a k t i o n ä r und antiquiert denkt dagegen, wer es bedauert, d a ß für den Honorargeneral- konsul der Republik M a l i das M a h l zur O u a l w u r d e : Er war es n ä m l i c h , d e m die gnadenlose Sitzordnung das zweifelhafte V e r g n ü g e n be- scherte, als Tischherr von C o n n y s „ F r e u n d i n "

zu fungieren. Beobachter berichten v o n d e m

nicht vorhandenen E n t z ü c k e n , mit d e m er der m u s k u l ö s e n „ D a m e " das Fleisch vorlegte.

A b e r irgendwie m ü s s e n ja andere L ä n d e r mit den Errungenschaften unserer Z i v i l i s a t i o n bekannt gemacht werden. N u r d u r c h diesen Z u s a m m e n h a n g k o m m t a u c h L i c h t i n eine Ä u ß e r u n g v o n D o h n a n y i bei H i n w e i s auf „die besondere soziale S e n s i b i l i t ä t , die Europa entwickelt hat", w o b e i er anmerkte, d a ß die U S A sie „erst noch erlernen m ü s s e n " . A m e r i k a w i r d sich bedanken.

H o c h a k t u e l l i m Z u s a m m e n h a n g mit der be- vorstehenden W a h l ist der Auftritt L i t t m a n n s auf d e m Fest des B ü r g e r m e i s t e r s , w e n n m a n auch andernorts das W e r b e n der S P D u m G r ü n e und Bunte beobachtet u n d sich gleich- zeitig vor A u g e n h ä l t , welches V e r h ä l t n i s die S o z i a l d e m o k r a t e n zur anderen g r o ß e n Bun- destagspartei, der C D U , anstreben: Im Gegen- satz z u m h o m o s e x u e l l e n Schauspieler Litt- m a n n glaubte der B ü r g e r m e i s t e r auf W a l t e r Leisler K i e p , seinen G e g e n k a n d i d a t e n i n der bevorstehenden W a h l , v e r z i c h t e n zu k ö n n e n , o b w o h l die Bundestagsparteien sonst bei sol- chen Gelegenheiten ihre ü b e r d e m vorder- g r ü n d i g e n W a h l k a m p f g e s c h e h e n stehenden G e m e i n s a m k e i t e n zu betonen pflegen.

W . O . G e y e r

E i n e n w i c h t i g e n Teilerfolg konnte der N ü r n b e r g e r Studiendirektor und F ü r t h e r Stadtrat H a n s - J ü r g e n W i t z s c h i n seinem K a m p f u m seine berufliche R e h a b i l i t i e r u n g er- zielen. B e k a n n t l i c h wurde W i t z s c h 1981 aus d e m s t ä d t i s c h e n Dienst des SPD-regierten N ü r n b e r g vorläufig suspendiert (wir berichte- ten d a r ü b e r ) .

Vorgeworfen w u r d e n i h m eine V e r l e t z u n g der M ä ß i g u n g s p f l i c h t des Beamten wegen der Herausgabe eines Flugblattes, i n d e m z u e i n i - gen „heißen" T h e m e n u n d Fragen der Zeitge- schichtsforschung k r i t i s c h Stellung genom- m e n w o r d e n war. Des w e i t e r e n warf m a n W i t z s c h eine einseitige, i n d o k t r i n i e r e n d e U n - t e r r i c h t s t ä t i g k e i t i m F a c h G e s c h i c h t e vor, was der A n l a ß für seine v o r l ä u f i g e Suspendierung war, deren R e c h t m ä ß i g k e i t i n z w i s c h e n v o m Verwaltungsgerichtshof M ü n c h e n b e s t ä t i g t worden ist.

Im n u n m e h r i g e n Disziplinarhauptverfah- ren vor d e m U n t e r s u c h u n g s f ü h r e r der Landes- anwaltschaft A n s b a c h konnten die V o r w ü r f e h i n s i c h t l i c h i n d o k t r i n i e r e n d e r U n t e r r i c h t s t ä - tigkeit e i n d r u c k s v o l l widerlegt w e r d e n . D i e v o n seifen der Stadt a n g e f ü h r t e „ K r o n z e u g i n "

für einen angeblich einseitigen G e s c h i c h t s u n - terricht, die ehemalige W i t z s c h - S c h ü l e r i n Jutta Haunfelder, war nicht i n der Lage, vor d e m U n t e r s u c h u n g s f ü h r e r ihre f r ü h e r e n Be- hauptungen a u c h nur a n n ä h e r n d z u unter-

Konservative Aktion:

m a u e r n — ganz i m G e g e n t e i l , verwickelte sie sich in erhebliche W i d e r s p r ü c h e i n verschiede- n e n P r o t o k o l l a u s s a g e n , so d a ß l e t z t l i c h keine einzige i n k r i m i n i e r t e Ä u ß e r u n g Witzsch's ü b r i g b l i e b . W i e aus der Niederschrift der am

1. Februar 1982 g e m a c h t e n V e r n e h m u n g her- vorgeht, soll der p o l i t i s c h l i n k s angesiedelte

„Kollege", D r . T h i l o Castner, S c h ü l e r von W i t z s c h aufgefordert h a b e n , d e n verfolgten P ä d a g o g e n ö f f e n t l i c h z u belasten. N u r die S c h ü l e r i n H a u n f e l d e r ließ s i c h d a z u bewegen, m u ß t e n u n aber v o r d e m U n t e r s u c h u n g s f ü h r e r e i n e n R ü c k z i e h e r m a c h e n .

In dieser V e r n e h m u n g k a m aber auch noch weiteres P i k a n t e s ans T a g e s l i c h t : so hielt z. B.

die Lehrkraft F r a u V a l e n t i n - V e e s e r einen S c h ü l e r d a z u an, e i n e n V o r t r a g W i t z s c h ' s wäh- rend einer Klassenfahrt mitzuprotokollieren, u m i h n d a n n an e i n e m „ a u ß e r s c h u l i s c h e n A b e n d " m i t F r a u V a l e n t i n - V e e s e r z u bespre- c h e n . Offenbar ist e i n i g e n Gesinnungsfanati- k e r n jeder W e g recht, u m e i n e m „Kollegen"

mit anderer M e i n u n g die berufliche u n d priva- te E x i s t e n z z u z e r s t ö r e n .

N a c h d e m restlosen Z u s a m m e n b r u c h der V o r w ü r f e gegen W i t z s c h ' s UnterrichtstätiR- keit bleibt n u n m e h r nur n o c h die außerdienst- l i c h e „ G e s i n n u n g " v o n H e r r n W i t z s c h zu ver- h a n d e l n . D i e s aber sollte eines liberalen Rechtsstaates u n w ü r d i g sein. S. B.

Alternativen zur Politik der Regierung

Vorsitzender Pachmann fordert mit Nachdruck Vollbeschäftigung

E i n e echte A l t e r n a t i v e zur Politik der der- zeitigen Bundesregierung stellt der M a ß n a h - menkatalog dar, den die k ü r z l i c h g e g r ü n d e t e K o n s e r v a t i v e A k t i o n v o r s c h l ä g t , u m der a l l - gemeinen Krisenlage entgegenzuwirken.

A n die Spitze ihrer F o r d e r u n g e n stellt die v o n L u d e k P a c h m a n n g e f ü h r t e O r g a n i s a t i o n den Ruf nach V o l l b e s c h ä f t i g u n g u n d verbindet dies auch g l e i c h mit k o n s t r u k t i v e n V o r s c h l ä - g e n : V o r a l l e n D i n g e n , so hob P a c h m a n n i n einer Pressekonferenz hervor, k ö n n t e n die d u r c h die Blockade des W e i t e r b a u s v o n K e r n - kraftwerken festliegenden M i l l i a r d e n b e t r ä g e für e i n umfangreiches B e s c h ä f t i g u n g s p r o - g r a m m verwendet w e r d e n . A u c h die R ü c k f ü h - rung v o n nicht zu integrierenden A u s l ä n d e r n in ihre H e i m a t w ä r e nach seinen V o r s t e l l u n - gen geeignet, die A r b e i t s ä m t e r zu entlasten.

,Ihr da vorne — wie lange haltet ihr das noch d u r c h ? "

Zeichnung aus „Kölnische Rundschau"

Z u s ä t z l i c h z u d i e s e n M a ß n a h m e n wird eine a u c h aus a n d e r e n G r ü n d e n erforderliche k r ä f t i g e A u f s t o c k u n g des Verteidigungshaus- haltes gefordert, u m weitere A r b e i t s p l ä t z e zu schaffen.

A b e r a u c h auf a n d e r e n F e l d e r n tritt die K o n s e r v a t i v e A k t i o n m i t V o r s c h l ä g e n hervor:

So fordert sie d i e P r i v a t i s i e r u n g v o n großen Staatsbetrieben, u m die „ s c h r e c k l i c h e Rolle", die die Ä m t e r p a t r o n a g e der Parteien nach e i n e m f r ü h e r e n W o r t v o n H e l m u t Schmidt m a n c h m a l spielt, z u beseitigen. Betroffen h i e r v o n w ä r e n v o r a l l e m V W , Lufthansa und Preussag, aber a u c h — i n T e i l b e r e i c h e n — Bundespost u n d B u n d e s b a h n . Unabdingbar für eine V e r b e s s e r u n g der wirtschaftlichen Lage ist n a c h M e i n u n g der Konservativen a u c h die W i e d e r h e r s t e l l u n g des allgemeinen L e i s t u n g s w i l l e n s .

E i n e n w i c h t i g e n A n s a t z p u n k t ihrer Arbeit sieht die A k t i o n a u c h i n d e n U n i v e r s i t ä t e n , wo

— z u m i n d e s t n a c h h e r k ö m m l i c h e r Anschau- ung — die k ü n f t i g e n F ü h r u n g s s c h i c h t e n unse- rer Gesellschaft h e r a n g e b i l d e t werden. Damit dieses F e l d nicht d e n L i n k e n ü b e r l a s s e n bleibt, ist die K o n s e r v a t i v e A k t i o n i m letzten Viertel- jahr m i t z w e i V e r a n s t a l t u n g e n an der Seitedes Ringes freiheitlicher S t u d e n t e n (r.f.s.) an der U n i v e r s i t ä t M ü n s t e r hervorgetreten, wobei m a n s i c h s c h o n b e i m z w e i t e n M a l gegen die s c h ä u m e n d e W u t h u n d e r t e r mobilisierter L i n k e r d u r c h s e t z e n m u ß t e .

Bei so v i e l E n g a g e m e n t u n d politischem Ge- s t a l t u n g s w i l l e n ist es k e i n W u n d e r , d a ß immer m e h r B u n d e s b ü r g e r , die der derzeitigen Ent- w i c k l u n g k r i t i s c h g e g e n ü b e r s t e h e n , ihren W e g zur K o n s e r v a t i v e n A k t i o n finden.

N i c h t o h n e G r u n d verweist Pachmann bei der V o r s t e l l u n g seiner O r g a n i s a t i o n auf Paral- lelen zu den N e o k o n s e r v a t i v e n in den USA, die d e n W a h l s i e g v o n R o n a l d Reagan erst er- m ö g l i c h t h a b e n .

In d e n w e n i g e n M o n a t e n seit Bestehen der A k t i o n h a b e n s i c h 36 000 Personen zur Mitar- beit bereit e r k l ä r t . 40 Prozent d a v o n sind Ju- g e n d l i c h e , w o m i t sichergestellt sein dürfte, d a ß die K o n s e r v a t i v e n a u c h in diesem Lande eine Zukunft haben. H a n s F.schbach

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