• Keine Ergebnisse gefunden

Kampf dem Krampf

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Kampf dem Krampf"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

PRAXIS

60 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Sonderheft Senioren | www.diepta.de

K

rämpfe treten eher selten auf. Oft in Ver- bindung mit sportli- cher Tätigkeit, erhöh- tem Alkoholkonsum oder Infekten, die mit erhöhtem Flüssigkeitsverlust einherge- hen, klingen sie fast genauso schnell wieder ab, wie sie ent- standen sind. Das gilt zumin- dest für den Großteil der Bevöl- kerung. Bei Senioren sieht die Sache zum Teil leider anders aus. Der typische ältere Kunde klagt vor allem über nächtliche Wadenkrämpfe. Diese lassen ihn abrupt aufwachen und auch nicht direkt wieder einschlafen.

So haben sie, abgesehen von

den einhergehenden Schmer- zen, teilweise auch Einfluss auf den nächsten Tag. Doch warum sind in erster Linie Senioren betroffen?

Muskelkontraktion Um die Entstehung eines Krampfs zu verstehen, beleuchten wir zu- nächst kurz die Muskelkontrak- tion eines gesunden Menschen.

Ein Muskel zieht sich aufgrund von Neurotransmittern zusam- men, die durch den synapti- schen Spalt von einer präsynap- tischen Nervenzelle zu einer postsynaptischen Muskelzelle wandern. Soll sich ein Muskel anspannen, wird über Nerven-

zellen ein Aktionspotential in Richtung dieses Muskels gelei- tet. Trifft das Aktionspotential in der Nervenzelle ein, öffnen sich spannungsgesteuerter Cal- ciumkanäle. Calcium-Ionen strömen in die Zelle ein und sorgen dort für die Freisetzung verschiedener Neurotransmitter in den synaptischen Spalt, die die benötigten Rezeptoren an der postsynaptischen Muskel- zelle aktivieren. Es kommt zu einer Muskelkontraktion. Ein Krampf entsteht in der Regel nicht, wie von vielen Kunden vermutet, im Muskel selbst, sondern oft auf der Ebene der präsynaptischen Nervenzellen.

Warum trifft es eher Senio- ren? Es gibt eine Fülle von The- orien, die das Thema Muskel- krämpfe erklären sollen. Leider fehlen endgültige Aussagen, deshalb steht bislang nur eine S1-Leitlinie zu diesem Thema zur Verfügung. Die häufigste Ursache ist wahrscheinlich der veränderte Elektrolythaushalt im Alter. Viele Senioren trinken zu wenig Wasser und zu viel Kaffee. Insbesondere Magne- sium und Kalium werden da- durch zu viel ausgeschieden.

Dem Körper fehlt es so an den Elektrolyten, die als Gegenspie- ler zu Calcium und Natrium die Muskeln relaxieren. Hinzu

Kampf dem Krampf

Er kommt aus dem Nichts: Ohne Vorwarnung verspürt der Betroffene einen starken,

ziehenden Schmerz. Wadenkrämpfe gehören nicht zu den schlimmsten Diagnosen,

können aber die Lebensqualität einschränken.

WADENKRÄMPFE

© Dr_Microbe / iStock / Getty Images

(2)

ANZEIGE

Wissen Sie eigentlich, was genau sich hinter den Buchstaben P, T und A verbirgt?

Bislang haben wir uns online immer an den Rubriken Praxis, Themen und Aktion aus dem Heft orientiert. Damit Sie künftig noch schneller unsere aktuelle Ausgabe direkt auf einen Blick und durch einen Klick finden, haben wir aus unseren Rubriken Praxis, Themen und Aktion die Rubrik Aktuelle Ausgabe gemacht. Hier finden Sie alle Artikel aus dem Heft in die jeweilige Kategorie sortiert, einfach und ohne lange zu suchen.

AUSGABE AKTUELLE

Informationen unter www.diepta.de/aktuelle-ausgabe

auf www.diepta.de – Jetzt noch einfacher zu finden, ohne lange zu suchen.

© mactrunk / iStock / Getty Images

Anzeige_hoch_aktuelle_Ausgabe_103x297mm.indd 1 30.08.21 11:21

kommt bei Senioren die ge- störte Blutzirkulation. Insbe- sondere die Beine werden häu- fig nicht richtig durchblutet, was Krämpfe begünstigt.

Mit dem Alter verkürzen sich zusätzlich die Muskeln. Was einst als Muskelgewebe genutzt wurde, wird vom Körper durch Fettgewebe ersetzt. Die Anzahl der Sarkomere, die die kleinste Einheit jeder Muskulatur bil- den, geht zurück. Der Muskel verkürzt sich somit wortwört- lich. Er passt sich an die Belange des Menschen an, damit der Körper die eingesparte Energie in anderen Bereichen effizienter nutzen kann. Das bringt leider auch spürbare Nachteile mit sich. Alltägliche Erledigungen und Routinearbeiten, die nie ein Problem darstellten, wirken plötzlich wie Hochleistungs- sport. Senioren können mit der Gruppe der jungen Sportler gleichgesetzt werden, die sich bei Übungen übernommen haben und somit zu Muskel- krämpfen neigen. Auch hier hängen die Gründe mit den Nervenzellen zusammen. Bei zu hoher Kraftanstrengung gerät die Neurotransmitter-gesteu- erte Muskelentspannung aus dem Gleichgewicht. Es kommt zum Krampf.

Therapie Um Wadenkrämpfe prophylaktisch oder akut zu be- handeln, gibt es mehrere Opti- onen. Zuvor jedoch müssen alle Krampfursachen ausgeschlos- sen werden, bei denen Sie einen Arztbesuch empfehlen müss- ten: Grunderkrankungen, die oft mit Wadenkrämpfen einher- gehen, sind unter anderem Po- lyneuropathien, Stoffwechseler- krankungen oder seltene Myopathien. Zusätzliche Symp- tome sind beispielsweise Läh- mungserscheinungen, Schwel- lungen oder minutenlang anhaltende Wadenkrämpfe. Ist der Verdacht auf schwerwie-

gende Grunderkrankungen ausgeräumt, bietet die Selbst- medikation verschiedene Mög- lichkeiten zur Auswahl. Das wichtigste sind prophylaktische Dehnübungen, die den Muskel leicht beanspruchen. Je nach- dem, wie leistungsfähig der Kunde körperlich ist, sollte er sich beim Physiotherapeuten über individuelle Übungen in- formieren.

Als Therapie in Tablettenform hat sich Magnesium etabliert.

Grundsätzlich korreliert der Einsatz mit der oben erläuterten Funktion der Muskelkontrak- tion: Magnesium kann auf- grund der Ähnlichkeit zu Cal- cium die Calcium-Kanäle blockieren und somit den Calci- um-Einstrom mindern. Wenn Calcium zu einer Kontraktion führt, dann führt der Gegen- spieler Magnesium zur Relaxa- tion. Die empfohlene Menge an Magnesium liegt bei Männern mit 350 Millligramm (mg) pro Tag knapp über der Menge für Frauen, die bei 300 mg ange- setzt wird. Wichtig ist es, das richtige Salz zu wählen. Organi- sche Citrat- oder Orotat-Salze werden besser aufgenommen als anorganische Oxid-Salze.

Studien konnten den Zusam- menhang zwischen Magnesi- umsubstitution und weniger Muskelkrämpfen bisher nicht vollständig belegen.

Ist die Lebensqualität deutlich eingeschränkt oder häufen sich die Wadenkrämpfe, kann der Arzt den Wirkstoff Chininsulfat verschreiben. Dieser Wirkstoff erhöht die Zeit, in der der Mus- kel nach der Kontraktion nicht erneut angesteuert werden kann. Weiterhin hat Chininsul- fat einen positiven Einfluss auf die Verteilung von Calcium in den Muskelfasern.  n

Manuel Lüke, Apotheker und PTA-Lehrer für Gefahrstoffkunde

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Klimamaßnahmen liefern weit über das Klimaziel (SDG 13) hinaus wichtige Beiträge zur Agenda 2030 im Allge- meinen und zum Wasserziel (SDG 6) im Speziellen. Es wird aber auch

Abstract    Die Ergebnisse einer Umfrageserie zu den wirtschaftlichen Folgen der Corona- Krise unter Schweizer Unternehmen zeigen, dass die Schweizer Wirtschaft hart getroffen

Während der Schwangerschaft sollte Para- cetamol nicht über einen längeren Zeitraum, in höheren Dosen oder in Kombination mit anderen Arzneimitteln angewendet werden,

Nervenzellen berühren sich nicht, dennoch werden Informationen von Nervenzelle zu Nervenzelle übertragen.. Am Endknöpfchen eintreffende Impulse bewirken die Freisetzung

Ganglien von Sympathikus und Para- sympathikus als auch an der motori- schen Endplatte des somatischen Ner- vensystems, wo die Erregung einer Nervenzelle auf eine Muskelzelle der

steht unter anderem: «Wenn der Online-Shop dem Käufer das Produkt aus Versehen zwei Mal schickt, muss der Käufer beide Produkte bezahlen.» Gilt diese AGB-Bestimmung, wenn der

nenklappen defekt, fließt das nach oben gepumpte Blut wieder zurück und die Vene füllt sich schnell.. Hoch

Doch das ist noch lange nicht alles, womit sich die Venengesundheit Ihrer Kunden bewahren lässt.. Hier noch einiges