• Keine Ergebnisse gefunden

Fahrrinnenanpassung von Unter- und Außenelbe für 14,5 m tiefgehende Containerschiffe

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Fahrrinnenanpassung von Unter- und Außenelbe für 14,5 m tiefgehende Containerschiffe"

Copied!
129
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Fahrrinnenanpassung von Unter- und Außenelbe für 14,5 m tiefgehende

Containerschiffe

Planergänzungsunterlage II 3

Finte

Auftraggeber:

WSA Hamburg Hamburg

15.10.2015

(2)

Auftraggeber: WSA Hamburg Moorweidenstr. 14 20148 Hamburg

Titel: Überprüfung der Aussagen zur FFH-Erheblichkeit in Hinblick auf die Finte

Auftragnehmer: BIOCONSULT

Schuchardt & Scholle GbR Reeder-Bischoff-Str. 54 28757 Bremen

Telefon 0421 · 620 71 08 Telefax 0421 · 620 71 09 Internet www.bioconsult.de eMail info@bioconsult.de

Klenkendorf 5 27442 Gnarrenburg Telefon 04764 · 92 10 50 Telefax 04764 · 92 10 52

Bearbeiter: Jörg Scholle

Bastian Schuchardt

Datum: 15.10.2015

(3)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

Inhalt

Zusammenfassung ... 10

1. Einleitung ... 14

2. Vorgehensweise und Datengrundlage ... 16

2.1 Vorgehensweise ... 16

2.2 Datengrundlage ... 16

3. Lebenszyklus der Finte ... 18

4. Erhaltungsziele der Finte in den FFH-Gebieten der Tideelbe ... 19

5. Erhaltungszustand der Finte ... 22

5.1 Offizieller Status nach IBP 2011 ... 23

5.2 Aktualisierte Bewertung ... 24

5.3 Fazit ... 26

6. Zur Toleranz der Finte gegenüber Sauerstoffmangel ... 28

6.1 Allgemeines zur Bedeutung von Sauerstoffmangel für Fische ... 28

6.1.1 Letale Schädigungen ... 29

6.1.2 Subletale Auswirkungen ... 31

6.2 Sauerstoffbedarf verschiedener Entwicklungsstadien der Finte ... 33

6.3 Bedeutung der Dauer und Wiederholungshäufigkeit von Sauerstoffmangelsituationen ... 36

6.4 Orientierungswerte Sauerstoffgehalt ... 37

7. Aktuelle Sauerstoffverhältnisse in der Tideelbe ... 41

7.1 Entwicklung der Sauerstoffgehalte ... 42

7.2 Aussagen zu den Sauerstoffverhältnissen auf Grundlage stark aggregierter Daten 43 7.3 Aussagen zu den Sauerstoffverhältnissen auf Grundlage hochaufgelöster Daten an ortsfesten Dauermessstellen ... 46

7.3.1 Unterschreitungen von Sauerstoffwerten von 3 und 4 mg/l ... 46

7.3.2 Aussagen zur Sauerstoffsituation 1984 – 1986 ... 47

8. Auswirkungen der aktuellen Sauerstoffmangelsituationen auf die Finte ... 50

8.1 Anwendung der O2-Orientierungswerte für den Zeitraum 2011 – 2014 ... 50

8.1.1 Regeln ... 51

8.1.2 Ergebnis retrospektive Einschätzung der Sauerstoffbedingungen 2011 – 2014 ... 53

8.2 Gegenüberstellung Fintenei- und Larvendichten vs. Sauerstoff für die Jahre 2011 – 2014 ... 55

8.3 Exkurs: Fintenvorkommen während O2-Mangelsituationen in den Jahren 1985/86 ... 63

9. FFH-Verträglichkeit ... 66

9.1 Methodisches ... 66

9.1.1 Erhaltungsziele ... 66

9.1.2 Hinweise zur Bewertungsmethodik ... 67

(4)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

9.2 Ergebnisse ... 70

9.2.1 „Delta 0 mg/l-Szenario“ ... 70

9.2.1.1 Auswirkungen ... 70

9.2.1.2 Bewertung des „Delta 0 mg/l Szenarios“ ... 71

9.2.2 „Delta -0,2 mg/l-Szenario“ ... 72

9.2.2.1 Veränderungen der Sauerstoffsituation ... 72

9.2.2.2 Auswirkungen ... 72

9.2.2.3 Bewertung des „Delta -0,2 mg/l Szenarios“ ... 84

9.3 Gesamtfazit ... 86

Literatur ... 87

Anhang 1 ... 92

Anwendung des aktualisierten Bewertungsschema (Kriterium „Zustand der Population“)... 92

Bewertungsschema nach BfN (2011) ... 92

Aktualisiertes Bewertungsschema nach Bioconsult (2015) ... 94

Anhang 2 ... 107

Ergebnisse Anwendung Orientierungswerte (Istzustand 2011 - 2014, Delta – 0,2 mg/l)... 107

Anlage ... 114

BFG (2015c) Erläuterungen zum Szenario „Delta –0,2 mg O2/l“ ... 114

(5)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

Abbildungen und Tabellen

Abb. 1: Lebenszyklus der Fintenpopulation der Elbe. Quelle THIEL (2008). ... 18 Abb. 2: Schutzgebietskulisse und Funktionsräumliche Gliederung (FR) nach

ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR (2011b). ... 21 Abb. 3: Mortalität vs. Sauerstoffkonzentration nach 48 h Expositionszeit

(Laborversuch) für 4 juvenile Individuen der Fischarten Maccullochella peelii (Dorschbarsche), Macquaria ambigua (Austral. Goldbarsch), Bidyanus bidyanus (Austral. Silberbarsch) und Tandanus tandanus (Welsartige).

Quelle: SMALL et al. (2014), leicht verändert. ... 29 Abb. 4: 100 %ige-letale Sauerstoffkonzentration (LC100 ) für adulte Fische (Rauten),

juvenile Fische (Dreiecke) sowie Eier & Frühlarven (Quadrate) mit geringer

Toleranz gegenüber Sauerstoffmangel. ... 31 Abb. 5: Aufenthaltshäufigkeit juveniler Stinte entlang eines Sauerstoffgradienten. ... 33 Abb. 6: Lage der ortsfesten Messstationen im Zeitraum 2011 – 2014 mit Angaben zu

den Dauermessstationen. ... 41 Abb. 7: Boxplots der Längsprofilmessungen (Monate Mai-September) der

Sauerstoffgehalte im Hauptstrom der Tideelbe (km 586 - 727) in den Jahren 1980 – 2014. Die Boxplots zeigen den Median. Der obere und untere Rand der Boxen markieren das 75 und 25 Perzentil, die Balken die Minimum- und Maximumwerte. Die Kreise weisen Ausreißer aus, die mehr als 1,5

Boxengrößen vom Rand der Box entfernt sind. ... 42 Abb. 8: Räumliche und zeitliche Verteilung der Sauerstoffgehalte in der Tideelbe für

die Jahre 2011 bis 2014 mit Darstellung der Messpunkte und Angabe der verwendeten Anzahl an Messdaten (n)., 2011: n = 2270, 2012: n = 2265,

2013: n = 2331, 2014: n = 2853.Quelle: BFG 2015b. ... 44 Abb. 9: Räumliche und zeitliche Verteilung der Sauerstoffgehalte in der Tideelbe für

die Jahre 1984 bis 1986. Bild aus BfG (2015b) ... 49 Abb. 10: Lage der Messstationen der hier zu Grunde gelegten Sauerstoffdaten sowie

eine grobe Abgrenzung des Laich- und Aufwuchsareals sowie des

Transitabschnitts (Abwanderung) der juvenilen Finten... 51 Abb. 11: Mittlere Individuenzahl juveniler Finten (AG 0+) aus Sommer 2015 (Anfang

August) an den Fangstationen Tinsdal (km 639 TD), Lühesand (km 650, LS), Glückstadt (km 670, GS) sowie Brunsbüttel (km 680, BB).

Vertrauensintervall:: Wahrscheinlichkeit von 95 %, dass das Intervall den

wahren Mittelwert einschließt. ... 54 Abb. 12: Mittlere Finteneidichte (Ind./100 m³) im Zeitraum von Mitte April – Mitte

Juni als wöchentliches Mittel, differenziert für die Jahre 2011 – 2014 (Bilder links). Bilder Mitte: Anteil (%) der Messwerte < 3 mg/l als Einzelwerte (rot) und als 6 h-Äquivalente (blau); Bilder rechts: die Anzahl der Ereignisse (6 h- Äquivalente) von < 3 mg/l O2 im Zeitraum (15.04. – 30.06. bezogen auf den Tideelbeabschnitt von km 629 – km 651 für die Jahre 2011 – 2014 (Quelle

BfG 2015b). ... 57

(6)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

Abb. 13: Mittlere Finteneidichte (Ind./100 m³) im Zeitraum von Mitte April – Mitte

Juni als wöchentliches Mittel, differenziert für die Jahre 2011 – 2014 (Bilder links). Bilder Mitte: Anteil (%) der Messwerte < 4 mg/l als Einzelwerte (rot) und als 6 h-Äquivalente (blau); Bilder rechts: die Anzahl der Ereignisse (6 h- Äquivalente) von < 4 mg/l O2 im Zeitraum (15.04. – 30.06. bezogen auf den Tideelbeabschnitt von km 629 – km 651 für die Jahre 2011 – 2014 (Quelle

BfG 2015b). ... 58 Abb. 14: Mittlere Fintenlarvendichte (Ind./100 m³) im Zeitraum von Mitte April – Mitte

Juni als wöchentliches Mittel, differenziert für die Jahre 2011 – 2014 (Bilder links Bilder Mitte: Anteil (%) der Messwerte < 3 mg/l als Einzelwerte (rot) und als 6 h-Äquivalente (blau); Bilder rechts: die Anzahl der Ereignisse (6 h- Äquivalente) von < 3 mg/l O2 im Zeitraum (15.04. – 30.06. bezogen auf den Tideelbeabschnitt von km 629 – km 651 für die Jahre 2011 – 2014 (Quelle

BfG 2015b). ... 59 Abb. 15: Mittlere Fintenlarvendichte (Ind./100 m³) im Zeitraum von Mitte April – Mitte

Juni als wöchentliches Mittel, differenziert für die Jahre 2011 – 2014 (Bilder links). Bilder Mitte: Anteil (%) der Messwerte < 4 mg/l als Einzelwerte (rot) und als 6 h-Äquivalente (blau); Bilder rechts: die Anzahl der Ereignisse (6 h- Äquivalente) von < 4 mg/l O2 im Zeitraum (15.04. – 30.06. bezogen auf den Tideelbeabschnitt von km 629 – km 651 für die Jahre 2011 – 2014 (Quelle

BfG 2015b). ... 60 Abb. 16: Fintenei- und Larvendichten Ind./100 m³ (als Ind. log +1) im

Untersuchungszeitraum Mitte April - Mitte Juni der Untersuchungsjahre 2011

– 2014. ... 62 Abb. 17: Verschneidung der Anzahlen juveniler Finten (Ind./h/80 m²) und den

Sauerstoffverhältnissen in der Tideelbe (km 590 – 720) im Juli und August 1985 (Fintendaten: MÖLLER 1988, Sauerstoffauswertung: BfG 2015b).

Relevant ist die nicht „abdeckte“ Fläche der Abbildung Juli (J) und August (A) 64

Abb. 18: Ergebnis der exemplarischen Modellierung zur räumlichen Projektion der

Quertransektdaten (Finteneier). ... 77 Abb. 19: Ergebnis der exemplarischen Modellierung zur räumlichen Projektion der

Quertransektdaten (Fintenlarven). ... 78 Abb. 20: Mittlere Fangzahlen Frühjahrsdaten adulter Finten im Zeitraum 2011 – 2014.

Vertrauensintervall: Wahrscheinlichkeit von 95 %, dass das Intervall den wahren Mittelwert einschließt. Gewässertyp 22.3, IBP-Funktionsraum 3, Fangstationen N = 2, ohne Hahnöfer NE) und assoziierte

Bewertungskategorie (rechts). A = hervorragend, B = gut, C = mittel – schlecht. Letzte Spalte, letzte Zeile: Bewertung auf der Grundlage des Gesamtmittels. Vorletzte Zeile: Bewertung nach Aggregationsregel für Unter

– und Hauptkriterien. ... 98 Abb. 21: Mittlere Fangzahlen (Herbstdaten) juveniler Finten im Zeitraum 2011 – 2013

(Übergangsgewässer, Fangstationen N = 4) und assoziierte

Bewertungskategorie (rechts). ... 101 Abb. 22: Anzahl (Ind./100 m³) Finteneier (Bild links oben) und Fintenlarven (Bild

rechts oben) im Zeitraum 2011 – 2014 bei km 643 und km 650 (IBP-

Funktionsraum 3) als Einzelwerte (jeweils April – Juni) sowie mittlere Ei- und

Larvendichte differenziert nach Untersuchungsjahr. ... 103

(7)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

Tab. 1: Aktuelle offizielle Bewertung der Finte im Funktionsraum 3, der Bereiche

unterschiedlicher FFH-Gebiete subsummiert. ... 23 Tab. 2: Bewertungskategorien für die Kriterien „Habitatqualität“ und

„Beeinträchtigungen“ für FFH-Gebiete mit Bedeutung für die Finte (Quelle

ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011c - Funktionsraum 3). ... 26 Tab. 3: Artspezifische Angaben zur letalen Sauerstoffkonzentration differenziert nach

Entwicklungsstadium. ... 31 Tab. 4: Übersicht über Informationen zu Wirkungen von Sauerkonzentrationen

(mg/l) auf Alosa-Arten. Quelle: zusammengestellt nach Angaben in BFG

2015a... 35 Tab. 5: Übersicht über Informationen zu Wirkungen von Sauerkonzentrationen

(mg/l) auf Alosa-Arten. Quelle: zusammengestellt nach Angaben in BFG

2015a... 36 Tab. 6: Sauerstoff-Orientierungswerte Ästuare (Thames Tideway Strategy Group).

Auszug aus TURNPENNY et al. (2006). ... 38 Tab. 7: Übersicht über die Kriterien zur fachlichen Einschätzung mit Blick auf

potenziell letale Beeinträchtigungen für 3 mg/l- O2-Orientierungswert der

Finte. ... 52 Tab. 8: Übersicht über die Kriterien zur fachlichen Einschätzung mit Blick auf

potenziell subletale Beeinträchtigungen für 4 mg/l- O2- Orientierungswert der Finte. (Für den Zeitraum Juli – September gelten die identischen

Kriterien). ... 53 Tab. 9: Abgeschätzte Wahrscheinlichkeit der Auswirkungen auf Finteneiern und -

larven durch O2-Mangelsituationen auf der Grundlage der hier abgeleiteten O2-Orientierungswerte für den Zeitraum Mitte April – Ende Juni und

tatsächliche Ei- und Larvendichten an der Messstation km 643 (Mitte April –

Mitte Juni). * = Vergleiche Regeln zu den Orientierungswerten... 61 Tab. 10: Vergleich Ist vs. „-0,2 mg/l-Annahme“ (als Differenz zum Istwert) bezogen

auf Häufigkeiten (%) sowie Anzahl (n) von Unterschreitungsereignissen (Anzahl von Ereignissen mit einer Dauer von >6 h) für den 3 mg/l-- Orientierungswert (unten) und Wahrscheinlichkeits-Einschätzung von möglichen letalen Beeinträchtigungen der Finte durch die

Sauerstoffverhältnisse („Regeln“ für die Kategorien s. Kap. 8).

Seemannshöft (km 629), Blankenese (km 634), Station D1 (km 643), Station D2 (km 651), HNE (Hahnöfer Nebenelbe, km 635 – 643). Datengrundlage:

Sauerstoffauswertung BfG (2015b) der Jahre 2011 – 2014, Laich-

Aufwuchsphase 15.04. bis 30.06. ... 74 Tab. 11: Mittlere Häufigkeit (Ind./100 m³) und prozentuale Verteilung der Ei- und

Larvendichten auf die Tideelbeabschnitte (A1: km > 650 bezieht auf MS D2;

A2: km 640 – 650 bezieht sich MS D1, A3: km < 640 bezieht sich auf die MS Seemannhöft & Blankenese, A4: Hahnöfer NE bezieht sich auf die MS HNE 1,

HNE2). Daten aus Anfang Mai (6.5., 8.5, Mitte Mai (15.5./16.5). ... 79 Tab. 12: Grundlage für die Abschätzung der Verlustrate auf der Grundlage der

Sauerstoffdaten (Auswertung BFG 2015b). Die Verlustrate (M) wird abschnittsweise ermittelt (MA1, MA2…). Die Berechnung erfolgt anhand der

Formel unterhalb der Tabelle. ... 80 Tab. 13: Überschlägig abgeschätzte Verlustraten von Finteneiern und Larven für das

Reproduktionsgebiet der Finte (km 630 – km 669) gewichtet durch die

(8)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

„Bedeutung der Abschnitte“ (s.o. prozentuale Verteilung der Ei- und

Larvendichten). ... 81 Tab. 14: Bewertungsschema Population Finte, BfN-Kriterien und aktualisierter

Vorschlag: Orientierungswerte für die Unterkriterien (Abundanz &

Altersstruktur adulte Finten sowie Abundanz juveniler Finten), Quelle

BIOCONSULT 2015. ... 95 Tab. 15: Bewertungsschema Population Finte, BFN-Kriterien und aktualisierter

Vorschlag Orientierungswerte für Abundanz des Aspekts „Eier & Larven“.

WRRL = Wasserrahmenrichtlinie. ... 96 Tab. 16: Datengrundlage (Tideelbe) für die Testbewertung mittels des modifizierten

FFH-Bewertungsschemas. ... 98 Tab. 17: Langjährige Fintenfangzahlen (Adulte) aus dem Zeitraum 2000 – 2014 in der

Tideelbe, dargestellt als gleitender Mittelwert aus jeweils 3

Untersuchungsjahren. ... 99 Tab. 18: Langjährige Fintenfangzahlen (Juvenile) aus dem Zeitraum 2000 – 2013

(2014 keine Daten) dargestellt als gleitender Mittelwert (blaue Ganglinie)

aus jeweils 3 Untersuchungsjahren. ... 102 Tab. 19: Zusammenfassende Übersicht über die Ergebnisse der Testbewertung des

Kriteriums Abundanz Finteneier für die Einzeljahre und ihre Aggregation

sowie für den Gesamtdatensatz (Jahre 2011 – 2014). ... 104 Tab. 20: Zusammenfassende Übersicht über die Ergebnisse der Testbewertung des

Kriteriums Abundanz Finteneier für die Einzeljahre und ihre Aggregation

sowie für den Gesamtdatensatz (Jahre 2011 – 2014). ... 106 Tab. 21: Beispielhafte Informationen zur Ei- Larvendichte von Alosa spp. in

verschiedenen Ästuaren (ohne Anspruch auf Vollständigkeit. ... 106 Tab. 22: Häufigkeiten (%) sowie Anzahl (n) von Unterschreitungsereignissen (Anzahl

von Ereignissen mit einer Dauer von 6h) für den 3 mg/l-(oben) und 4 mg/l- Orientierungswert (unten) bezogen auf die Daten der Dauermessstationen

im Elbeabschnitt km 629 bis km 651. ... 108 Tab. 23: Häufigkeiten (%) sowie Anzahl (n) von Unterschreitungsereignissen (Anzahl

von Ereignissen mit einer Dauer von 6h) für den 3 mg/l-(oben) und 4 mg/l- Orientierungswert (unten) bezogen auf die Daten der Dauermessstationen im Elbeabschnitt km 629 bis km 651 und Einschätzung einer möglichen

Beeinträchtigung der Finte durch die Sauerstoffverhältnisse. ... 109 Tab. 24: Vergleich Ist vs. „-0,2 mg/l-Annahme“ (als Differenz zum Istwert) bezogen

auf Häufigkeiten (%) sowie Anzahl (n) von Unterschreitungsereignissen (Anzahl von Ereignissen mit einer Dauer von >6 h) für den 4 mg/l-- Orientierungswert und Wahrscheinlichkeits-Einschätzung von möglichen Beeinträchtigungen der Finte durch die Sauerstoffmangel („Regeln“ für die Kategorien s. Kap. 8). Seemannshöft (km 629), Blankenese (km 634), Station D1 (km 643), Station D2 (km 651), HNE (Hahnöfer Nebenelbe, km 635 – 643). Datengrundlage: Sauerstoffauswertung BfG (2015b) der Jahre

2011 – 2014, Laich- Aufwuchsphase 15.04. bis 30.06. ... 110 Tab. 25: Vergleich Ist vs. „-0,2 mg/l-Annahme“ (als Differenz zum Istwert) bezogen

auf Häufigkeiten (%) sowie Anzahl (n) von Unterschreitungsereignissen (Anzahl von Ereignissen mit einer Dauer von >6 h) für den 3 mg/l-- Orientierungswert. Seemannshöft (km 629), Blankenese (km 634), Station D1 (km 643), Station D2 (km 651), HNE (Hahnöfer Nebenelbe, km

(9)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

635 – 643). Datengrundlage: Sauerstoffauswertung BfG (2015b) der Jahre

2011 – 2014, Abwanderungsphase Juli bis September. ... 111 Tab. 26: Vergleich Ist vs. „-0,2 mg/l-Annahme“ (als Differenz zum Istwert) bezogen

auf Häufigkeiten (%) sowie Anzahl (n) von Unterschreitungsereignissen (Anzahl von Ereignissen mit einer Dauer von >6 h) für den 4 mg/l — Orientierungswert. Seemannshöft (km 629), Blankenese (km 634), Station D1 (km 643), Station D2 (km 651), HNE (Hahnöfer Nebenelbe, km 635 – 643). Datengrundlage: Sauerstoffauswertung BfG (2015b) der Jahre

2011 – 2014, Abwanderungsphase Juli bis September. ... 112

(10)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

Zusammenfassung

Aufgabenstellung

Die vorliegende Studie behandelt die vom BVerwG im Beschluss vom 02.10.2014 (7 A 14.12) genannten nachbesserungsbedürftigen Belange zum Thema „Finte“.

Methodik

Für die Bearbeitung des Wirkpfades „Sauerstoffmangel“ wurde umfangreiches aktuelles Datenma- terial ausgewertet.

Hierzu gehörten v. a. die Ergebnisse des seit 2011 jährlich durchgeführten Fintenmonitorings des WSA Hamburg sowie Ergebnisse aus dem ästuarinen WRRL-Fischmonitoring der FGG Elbe für den Zeitraum 2000 – 2014 und eine detaillierte Analyse der aktuellen Sauerstoffsituation in der Unterelbe durch die BfG. Zudem wurden eine umfangreiche Literaturrecherche durchgeführt und Gespräche mit internationalen Experten geführt.

Die Ermittlung von möglichen sauerstoffbedingten Auswirkungen auf den Erhaltungszustand der Finte erfolgte auf der Grundlage der o. g. Daten anhand von zwei Szenarien („Delta 0 mg/l“ - keine O2-Veränderung und „Delta -0,2 mg/l“ - geringe O2-Veränderung) unter Anwendung verschiedener methodischer Ansätze.

Gesamtergebnis

Das „Delta 0 mg/l Szenario“ führt nicht zu einer Veränderung der derzeitigen Sauerstoffbedingun- gen, so dass es auch nicht zu zusätzlichen Beeinträchtigungen der Fintenpopulation kommt. Eine Erheblichkeit ist damit von vornherein auszuschließen.

Das „Delta -0,2 mg/l Szenario“ führt zwar zu einer schwachen Zunahme von Sauerstoffmangelsitu- ationen, so dass entsprechende Beeinträchtigungen der Finte nicht von vornherein auszuschließen sind. Unter Einbeziehung der vorgesehenen Reduzierung der Hopperbaggerung zugunsten der Finte werden die möglichen Auswirkungen des „Delta -0,2 mg/l-Szenarios“ jedoch insgesamt als nicht erheblich beurteilt und damit die Einschätzung in BIOCONSULT (2010), nunmehr auf einer hinreichend verbreiterten Datenbasis, bestätigt.

Hinweisbeschluss des BVerwG zur Finte

In der vorliegenden Unterlage werden die im Beschluss des Gerichts unter den Randnummern 25 - 30 benannten Fragestellungen behandelt. Die im Hinweisbeschluss des BVerwG vom 02.10.2014 (BVerwG 7 A 14.12) formulierten Fragestellungen zur Finte (wörtliches Zitat) werden wie folgt beantwortet:

(11)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

Rn. 25

„In den Planfeststellungsbeschlüssen werden erhebliche Beeinträchtigungen der Finte durch eine vorha- benbedingte Verschlechterung der Sauerstoffsituation im Hauptlaichgebiet verneint (S. 1043, 1100/1101 und 1708). Nach Auswertung der aktuellen wissenschaftlichen Literatur durch BIOCONSULT im "Gutach- ten zur FFH-Erheblichkeit bei der FFH-Verträglichkeitsprüfung zur Fahrrinnenanpassung Unter- und Au- ßeneibe" vom 5. Mai 2010 sei im Ergebnis kein Zusammenhang sicher nachweisbar, dass Sauerstoffman- gelsituationen den Rekrutierungserfolg tatsächlich reduzierten (S. 1766).“

Vor dem Hintergrund der aus der Literatur abgeleiteten Informationen zur Toleranz der Finte gegenüber Sauerstoffmangel und der Sauerstoffsituation der Tideelbe sind für den Istzustand letale und subletale Beeinträchtigungen von Finteneiern und Larven wahrscheinlich. Die Verschnei- dung aktueller Sauerstoff- mit aktuellen Fintendaten lässt einen solchen Zusammenhang jedoch nicht erkennen. Für die Jahre 2011 - 2014 korrelieren niedrige Ei- und Larvenzahlen zeitlich nicht mit geringen Sauerstoffgehalten.

Rn. 26

„Diese Bewertung geht von einem fehlerhaften rechtlichen Ansatz aus. Nach der ständigen Rechtspre- chung des Bundesverwaltungsgerichts darf die Verträglichkeitsprüfung nur dann mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen werden, wenn keine vernünftigen Zweifel daran bestehen, dass erhebliche Beein- trächtigungen vermieden werden (Urteil vom 14. Juli 2011 - BVerwG 9 A 12.10 – BVerwG 140,149 Rn. 59

= Buchholz 406.400 § 61 BNatSchG 2002 Nr. 13). Ist der Erhaltungszustand geschützter Arten in einem FFH-Gebiet schlecht, sind hinzutretende Beeinträchtigungen eher als erheblich einzustufen als bei einem guten Erhaltungszustand. Davon ausgehend bestehen zumindest vernünftige Zweifel daran, dass erhebli- che Beeinträchtigungen der Finte durch eine Verschlechterung der ohnehin kritischen Sauerstoffsituation in ihrem Hauptlaichgebiet ausgeschlossen werden können.“

Die Fintendaten aus dem laufenden Monitoring des WSA Hamburg sowie aktuelle Literaturangaben zeigen, dass sich der Fintenbestand in den letzten Jahren vergrößert hat. Vor diesem Hintergrund kann der Aspekt „Zustand der Population“ als ein Teilkriterium für die Bewertung des „Erhaltungs- zustandes“ der Finte aktuell mit „gut“ (B) eingeordnet werden (s. auch Rn. 27).

Durch das „Delta -0,2 mg/l Szenario“ wird die Beeinträchtigung der Finte über den Wirkpfad Sauerstoff gegenüber dem Status quo schwach erhöht. Unter Berücksichtigung der aktuellen Befunde, der erweiterten Daten- und Informationslage sowie unter Einbeziehung der vorgesehenen Reduzierung der Hopperbaggerungen zugunsten der Finte ist jedoch insgesamt eine Verschlechte- rung des Erhaltungszustandes der Finte mit der nach dem Maßstab der FFH-Richtlinie hinreichen- den Sicherheit auszuschließen.

Rn. 27

„Nach den übereinstimmenden Angaben der Beteiligten in der mündlichen Verhandlung ist der Erhal- tungszustand der Finte in den FFH-Gebieten "Schleswig- Holsteinisches Elbästuar und angrenzende Flä- chen" und „Unterelbe" einheitlich mit "C" zu bewerten. Zudem ist unstreitig, dass es in Teilen des Haupt- laichgebiets der Finte unterhalb des Hamburger Hafens (Schwingemündung bis zum Mühlenberger Loch) in den Sommermonaten zu Sauerstoffmangelsituationen kommt, in denen der Sauerstoffgehalt unter den

(12)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

Wert von 3 mg/l sinkt. Der (Mindest-)Sauerstoffbedarf der Finte liegt nach den Feststellungen in den Planfeststellungsbeschlüssen bei ca. 3 bis 4 mg/l (vgl. S. 1043), nach dem von den Planfeststellungsbe- hörden eingeholten Gutachten von BIOCONSULT (2010, S. 100) liegt der Optimalwert mit > 7 mg/l jedoch deutlich höher. Die frühen Entwicklungsstadien der Finte gelten laut Integriertem Bewirtschaf- tungsplan (IBP) für das Elbeästuar (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011a, b) als besonders empfindlich gegenüber Sauerstoffmangel (S. 62). Nach Einschätzung des IBP gefährdet die Lage des Laichgebiets im Sauerstofftal der Tideelbe die Reproduktion der Finte (S. 21 und 64).“

Unter Anwendung eines im Auftrag der Länder (HH, Nds) überarbeiteten FFH-Bewertungsschemas wird das Kriterium „Zustand der Population“ von vorher „C“ auf nun „B“ eingeordnet (s. auch Rn.

26). Die verbesserte Einstufung des Kriteriums „Zustand der Population“ wird durch Ergebnisse der Analyse einer umfangreichen und aktuellen Datenbasis sowie auch unter Berücksichtigung jüngerer Literaturdaten plausibel. Trotz der im Vergleich zu 2010/2011 besseren Einstufung des Kriteriums

„Zustand der Population“ von „C“ auf „B“ bleibt der „Erhaltungszustand“ der Finte bezogen auf die Gesamtbewertung allerdings unverändert bei „C“.

Der im IBP benannte O2-Zielwert für die Tideelbe ist nicht gleichzusetzen mit Minimalanforderun- gen zur Vermeidung letaler und subletaler Schädigungen von Fischen. Insofern ist die in den letzten Jahren konstatierte Zunahme des Fintenbestandes bei gleichzeitigem Verfehlen des O2- Zielwertes nicht widersprüchlich. Eine Einschränkung der Eignung des Reproduktionsgebietes in Folge von Sauerstoffgehalten unterhalb des Zielwertes ist auf der Grundlage der Ergebnisse des aktuellen Fintenmonitorings (Vorkommen Finteneier und Larven) für die Jahre 2011 – 2014 nicht ersichtlich.

Rn. 28

„BIOCONSULT (2010) verweist darauf, dass keine konkreten Daten darüber vorlägen, ob und in welchem Ausmaß der Faktor „Sauerstoffdefizit" den Reproduktionserfolg der Finte tatsächlich reduziere. Es sei nicht auszuschließen, dass die Sauerstoffdefizite die Reproduktion beeinträchtigen könnten, deutliche Effekte seien bisher jedoch nicht beschrieben worden (S. 101). Die Auswirkungen des geplanten Vorhabens auf den Rekrutierungserfolg der Finte seien insgesamt auf der verfügbaren Daten- und Erkenntnislage nicht sicher zu beurteilen. Ein Zusammenhang sei nicht sicher auszuschließen; es erscheine allerdings plausibel, dass eine mögliche vorhabenbedingte Beeinträchtigung der Finte über diesen Wirkpfad nur schwach sei.

Es bestehe Untersuchungsbedarf (S. 107).“

Die im Jahr 2010 getroffene Annahme, dass eine mögliche Beeinträchtigung der Finte durch eine Veränderung der Sauerstoffgehalte um 0,2 mg/l nur schwach ist, bestätigt sich auf der Grundlage umfangreicher aktueller Daten und den Auswertungsergebnissen. Die im Rahmen der vorliegenden Studie vorsorglich abgeschätzte zusätzliche Mortalität von Finteneiern und Larven erhöht sich nur schwach. Die Einschätzung in BIOCONSULT (2010) wird, nunmehr auf einer verbreiterten und aktualisierten Datenbasis, insgesamt bestätigt.

Rn. 29

„Die Erkenntnislage zum Einfluss von Sauerstoffmangel auf die Reproduktion der Finte war danach bei Erlass der Planfeststellungsbeschlüsse zu dürftig, um vernünftige Zweifel auszuschließen. Die spezifische Wasseroberfläche ist im Abschnitt von km 635 bis km 639 schon im Ist-Zustand besonders ungünstig und

(13)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

wird durch die Anlage der Begegnungsstrecke (km 636 bis km 644) zusätzlich negativ beeinflusst. Selbst wenn dies nur zu einer geringen Zunahme der Zahl und Intensität von Sauerstoffmangelsituationen führt (vgl. BIOCONSULT 2010, S. 104), können diese Auswirkungen angesichts der dargestellten Erkenntnisde- fizite zur Beeinflussung des Rekrutierungserfolgs durch Sauerstoffmangel und des ungünstigen Erhal- tungszustands der Art nicht ohne Weiteres als unerhebliche Bagatelle gewertet werden.“

Wie bereits unter Rn. 28 ausgeführt, kann die zusätzliche Erhöhung der Mortalität von Finteneiern und Larven durch eine Reduzierung der O2-Gehalte um 0,2 mg/l als schwach eingeordnet werden.

Zur Bewertung der Erheblichkeit der Beeinträchtigungen s. Antwort zu Rn. 26.

Rn. 30:

„Der Wirkpfad "Sauerstoff' bedarf daher genauerer Betrachtung. Soweit die Beklagten in der mündlichen Verhandlung geltend gemacht haben, aufgrund neuerer Erkenntnisse aus dem dreijährigen Monitoring von BIOCONSULT könne ein Einfluss von Sauerstoffmangelsituationen auf die Reproduktion der Finte nunmehr ausgeschlossen werden, mögen sie diese Erkenntnisse in das ergänzende Verfahren einbrin- gen.“

Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde der „Wirkpfad Sauerstoff“ auf einer seit dem Jahr 2010 deutlich erweiterten Datenlage zur Finte, der erweiterten Kenntnisse der Toleranz der Finte gegenüber Sauerstoffmangel sowie der umfangreichen Auswertungen zur aktuellen Sauerstoffsitu- ation der Tideelbe vertieft betrachtet. Die resultierenden Erkenntnisse lassen sich den Kommenta- ren zu den vorstehenden Rn. entnehmen.

(14)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

1. Einleitung

Die Träger des Vorhabens haben sich nach dem Beschluss des Bundesverwaltungsgerichts vom 02.10.2014 (BVerwG 7 A 14.12) zu den Planfeststellungsbeschlüssen für die Fahrrinnenanpassung der Unter- und Außenelbe für 14,5 m tiefgehende Containerschiffe zur Überarbeitung bzw.

Ergänzung verschiedener Planunterlagen entschlossen, die Gegenstände eines ergänzenden Verfahrens werden sollen.

BIOCONSULT Schuchardt & Scholle GbR wurde vom Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Hamburg, Geschäftsstelle Weitere Fahrrinnenanpassung, beauftragt, den Hinweisen des Gerichts bezogen auf das Schutzobjekt Finte und Sauerstoff nachzugehen und die Unterlagen entsprechend nachzubear- beiten. Diese Nacharbeiten betreffen ausschließlich die Aussagen zur Finte (Alosa fallax) im

„Gutachten zur FFH-Erheblichkeit bei der FFH-Verträglichkeitsprüfung zur Fahrrinnenanpassung Unter- und Außenelbe“ (BIOCONSULT 2010), das im Auftrag der Planfeststellungsbehörde angefertigt worden war.

In der vorliegenden Unterlage werden die im Beschluss des Gerichts unter den Randnummern 25 - 30 benannten Fragestellungen behandelt. Die im Hinweisbeschluss des BVerwG vom 02.10.2014 (BVerwG 7 A 14.12) formulierten Fragestellungen zur Finte lauten wie folgt (wörtliches Zitat):

(Rn. 25): „In den Planfeststellungsbeschlüssen werden erhebliche Beeinträchtigungen der Finte durch eine vorhabenbedingte Verschlechterung der Sauerstoffsituation im Haupt- laichgebiet verneint (S. 1043, 1100/1101 und 1708). Nach Auswertung der aktuellen wis- senschaftlichen Literatur durch BIOCONSULT im "Gutachten zur FFH-Erheblichkeit bei der FFH-Verträglichkeitsprüfung zur Fahrrinnenanpassung Unter- und Außeneibe" vom 5. Mai 2010 sei im Ergebnis kein Zusammenhang sicher nachweisbar, dass Sauerstoffmangelsitu- ationen den Rekrutierungserfolg tatsächlich reduzierten (S. 1766).“

(Rn. 26): „Diese Bewertung geht von einem fehlerhaften rechtlichen Ansatz aus. Nach der ständigen Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts darf die Verträglichkeitsprüfung nur dann mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen werden, wenn keine vernünftigen Zweifel daran bestehen, dass erhebliche Beeinträchtigungen vermieden werden (Urteil vom 14. Juli 2011 - BVerwG 9 A 12.10 – BVerwG 140,149 Rn. 59 = Buchholz 406.400 § 61 BNatSchG 2002 Nr. 13). Ist der Erhaltungszustand geschützter Arten in einem FFH-Gebiet schlecht, sind hinzutretende Beeinträchtigungen eher als erheblich einzustufen als bei ei- nem guten Erhaltungszustand. Davon ausgehend bestehen zumindest vernünftige Zweifel daran, dass erhebliche Beeinträchtigungen der Finte durch eine Verschlechterung der oh- nehin kritischen Sauerstoffsituation in ihrem Hauptlaichgebiet ausgeschlossen werden kön- nen.“

(Rn. 27): „Nach den übereinstimmenden Angaben der Beteiligten in der mündlichen Ver- handlung ist der Erhaltungszustand der Finte in den FFH-Gebieten "Schleswig- Holsteini- sches Elbästuar und angrenzende Flächen" und „Unterelbe" einheitlich mit "C" zu bewer- ten. Zudem ist unstreitig, dass es in Teilen des Hauptlaichgebiets der Finte unterhalb des

(15)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

Hamburger Hafens (Schwingemündung bis zum Mühlenberger Loch) in den Sommermona- ten zu Sauerstoffmangelsituationen kommt, in denen der Sauerstoffgehalt unter den Wert von 3 mg/l sinkt. Der (Mindest-)Sauerstoffbedarf der Finte liegt nach den Feststellungen in den Planfeststellungsbeschlüssen bei ca. 3 bis 4 mg/l (vgl. S. 1043), nach dem von den Planfeststellungsbehörden eingeholten Gutachten von BIOCONSULT (2010, S. 100) liegt der Optimalwert mit > 7 mg/l jedoch deutlich höher. Die frühen Entwicklungsstadien der Finte gelten laut Integriertem Bewirtschaftungsplan (IBP) für das Elbeästuar (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011a, b) als besonders empfindlich gegenüber Sauer- stoffmangel (S. 62). Nach Einschätzung des IBP gefährdet die Lage des Laichgebiets im Sauerstofftal der Tideelbe die Reproduktion der Finte (S. 21 und 64).“

(Rn. 28): „BIOCONSULT (2010) verweist darauf, dass keine konkreten Daten darüber vor- lägen, ob und in welchem Ausmaß der Faktor „Sauerstoffdefizit" den Reproduktionserfolg der Finte tatsächlich reduziere. Es sei nicht auszuschließen, dass die Sauerstoffdefizite die Reproduktion beeinträchtigen könnten, deutliche Effekte seien bisher jedoch nicht be- schrieben worden (S. 101). Die Auswirkungen des geplanten Vorhabens auf den Rekrutie- rungserfolg der Finte seien insgesamt auf der verfügbaren Daten- und Erkenntnislage nicht sicher zu beurteilen. Ein Zusammenhang sei nicht sicher auszuschließen; es erscheine al- lerdings plausibel, dass eine mögliche vorhabenbedingte Beeinträchtigung der Finte über diesen Wirkpfad nur schwach sei. Es bestehe Untersuchungsbedarf (S. 107).“

(Rn. 29): „Die Erkenntnislage zum Einfluss von Sauerstoffmangel auf die Reproduktion der Finte war danach bei Erlass der Planfeststellungsbeschlüsse zu dürftig, um vernünftige Zweifel auszuschließen. Die spezifische Wasseroberfläche ist im Abschnitt von km 635 bis km 639 schon im Ist-Zustand besonders ungünstig und wird durch die Anlage der Begeg- nungsstrecke (km 636 bis km 644) zusätzlich negativ beeinflusst. Selbst wenn dies nur zu einer geringen Zunahme der Zahl und Intensität von Sauerstoffmangelsituationen führt (vgl. BIOCONSULT 2010, S. 104), können diese Auswirkungen angesichts der dargestellten Erkenntnisdefizite zur Beeinflussung des Rekrutierungserfolgs durch Sauerstoffmangel und des ungünstigen Erhaltungszustands der Art nicht ohne Weiteres als unerhebliche Bagatel- le gewertet werden.“

(Rn. 30): „Der Wirkpfad "Sauerstoff' bedarf daher genauerer Betrachtung. Soweit die Be- klagten in der mündlichen Verhandlung geltend gemacht haben, aufgrund neuerer Er- kenntnisse aus dem dreijährigen Monitoring von BIOCONSULT könne ein Einfluss von Sau- erstoffmangelsituationen auf die Reproduktion der Finte nunmehr ausgeschlossen werden, mögen sie diese Erkenntnisse in das ergänzende Verfahren einbringen.“

(16)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

2. Vorgehensweise und Datengrundlage

2.1 Vorgehensweise

Um die im Hinweisbeschluss angesprochenen Aspekte vertieft zu bearbeiten, ist der Bericht wie folgt strukturiert:

Kapitel 2 bis 4: Darstellung verschiedener Grundlagen und der Vorgehensweise

Kapitel 5: Da der Erhaltungszustand der Finte auch den Bewertungsmaßstab für die Beurteilung der Erheblichkeit beeinflusst, erfolgt in diesem Kapitel eine Darstellung der behördlichen Bewer- tungen und eine Darstellung der aktuellen Aktivitäten der Länder zur Überarbeitung des bisherigen Bewertungsschemas zur „Finte“. Auf dieser Grundlage wird die vorhandene Bewertung testweise aktualisiert.

Kapitel 6: Für die Beurteilung der möglichen Auswirkungen des Vorhabens muss die Empfindlich- keit der Finte einschließlich ihrer Entwicklungsstadien gegenüber Sauerstoffmangelsituationen bekannt sein; die verfügbare Wissensbasis wird in diesem Kapitel zusammengestellt und zu „O2- Orientierungswerten“ verdichtet, bei deren Unterschreitung unter Beachtung der Dauer- und Wiederholungsperiode Beeinträchtigungen der Finte anzunehmen sind.

Kapitel 7: Für die Beurteilung der möglichen Auswirkungen des Vorhabens muss die aktuelle Sauerstoff-Situation bekannt sein; sie wird deshalb in Kap. 7 beschrieben.

Kapitel 8: Auf der Basis der Ergebnisse der vorangegangenen Kapitel werden die möglichen Folgen der aktuellen Sauerstoffmangelsituationen auf die Finte für die Jahre 2011 – 2014 retrospektiv analysiert und bewertet; dies ist wichtige Voraussetzung für die spätere Analyse der vorhabensbe- dingten Auswirkungen.

Kapitel 9: Des Weiteren erfolgt eine Analyse der Veränderung der Sauerstoffgehalte auf der Grundlage von Sauerstoffszenarien. Es werden zwei Sauerstoffszenarien betrachtet. Auf der Basis der vorangegangenen Kapitel werden Auswirkungen auf die Finte analysiert und die FFH- Verträglichkeit bewertet.

2.2 Datengrundlage

Folgende Informationen und Daten sind für die hier zu bearbeitende Fragestellung zu berücksichti- gen:

• Eine wesentliche und unverzichtbare Datengrundlage für die vom BVerwG 7 A 14.12 formulier- ten Fragestellungen (z.B. Kenntnisse über Abgrenzung des Hauptlaichareals und des Hauptre- produktionszeitraumes, Grundlage für eine FFH-Bewertung des Erhaltungszustandes der Finte, Grundlage für die Verschneidung der aktuellen Sauerstoffgehalte mit Fintendaten, Bedeutung

(17)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

der Nebenelben für die Finte etc.) bilden aktuelle Untersuchungsergebnisse aus dem laufenden Monitoring zur Finte, das im Auftrag des WSA Hamburg seit 2011 durchgeführt (BIOCONSULT 2011, 2012, 2013, 2014) wurde/wird. Die genannten umfangreichen Untersuchungen sind Teil einer bereits freiwilligen Umsetzung der Anordnungen AII 4.2.2 und 4.2.3 des (beklagten) Planfeststellungsbeschlusses durch den Vorhabensträger.

• THIEL et al. (2015): Untersuchungen zur Beurteilung des Laicherbestandes in der Tideelbe 2014. Universität Hamburg, Centrum für Naturkunde, Zoologisches Museum Abteilung Ichthyo- logie. AG: WSA Hamburg

• Ergebnisse aus weiteren Untersuchungen zur Finte in der Tideelbe (u.a. LIMNOBIOS 2012a, MÖLLER 1984, 1988)

• Ergebnisse zur Sensitivität ästuariner Fische gegenüber Sauerstoffmangelsituationen (Litera- turdaten).

• BfG Bericht 1849 (BFG 2015a): Literaturstudie zum Sauerstoffbedarf verschiedener Entwick- lungsstadien der Finte Alosa fallax.

• BfG-Bericht 1855 (BFG 2015b): Sauerstoffverhältnisse in der Tideelbe.

• BfG (2015c): Erläuterungen zum Szenario „Delta -0,2 mg/l. Datenauswertung vor dem Hintergrund des Sauerstoffszenarios „Delta -0,2 mg/l“, Anlage zum vorliegenden Bericht.

• Ein im Auftrag der Bundesländer Hamburg und Niedersachsen aktualisierter Ansatz zur Bewertung des Zustands der Finten-Population in den Wattenmeer-Ästuaren im Sinne der FFH- RL (BIOCONSULT 2015).

(18)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

3. Lebenszyklus der Finte

Als Grundlage für die folgenden Kapitel werden nachstehend einige allgemeine artspezifische Informationen zum Lebenszyklus der Finte und die Bedeutung des hier betrachteten Tideelbeab- schnitts für die Finte aufgeführt.

Die Finte zählt zu den heringsartigen Fischen (Clupeidae) und verbringt die meiste Zeit ihres Lebens im Meer; wohl überwiegend im Küstenbereich in 10–20 m Wassertiefe (MOHR 1941). Im Alter von etwa 2–4 Jahren zieht die Art in Schwärmen im Frühjahr zum Laichen in die Flüsse.

Während die nahverwandte Alse (Alosaalosa) z.T. weiter in die Flüsse zur Reproduktion aufsteigt, bleibt die Finte (Alosa fallax) überwiegend in den Unterläufen. Der Beginn der Laichwanderung wird u.a. durch die Wassertemperatur ausgelöst (> 12 °C) (MAITLAND & HATTON-ELLIS 2003).

Die Reproduktion der Finte erfolgt etwa zwischen Mitte April und Ende Mai bei Temperaturen um 12 – 15 °C in der limnischen Unterelbe zwischen etwa km 630 und km 650 und vereinzelt wohl auch in der oligohalinen Zone stromab von km 650 (u.a. GERKENS & THIEL 2001, BIOCONSULT 2006, OESMANN & PEZENBURG 2008). Die nicht haftenden Eier werden ins freie Wasser abgege- ben und flottieren bis zur Entwicklung vorwiegend grundnah mit der Gezeitenströmung hin und her. In dieser Zeit weisen Eier und jüngere Larvenstadien ihre größten Dichten im limnischen Bereich auf. Während die adulten Tiere nach dem Laichen wieder ins Küstenmeer abwandern (APRAHAMIAN et al. 2003, MOHR 1941), wandern die Juvenilen erst etwa ab Juli stromab und halten sich bis zum Spätsommer noch im unteren Ästuar auf. Sie wandern dann im Herbst mit einer Größe um 10 cm ins küstennahe Meer ab (EHRENBAUM 1936, THIEL et al. 1996), um im nächsten Frühjahr/Sommer, wenn sie gerade ein Jahr alt sind, erneut bis zum Herbst in das äußere Ästuar einzuwandern (APRAHAMIAN 1988). Abb. 1 veranschaulicht den Lebenszyklus der Finte.

Abb. 1: Lebenszyklus der Fintenpopulation der Elbe. Quelle THIEL (2008).

(19)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

4. Erhaltungsziele der Finte in den FFH-Gebieten der Tideelbe

In der Tideelbe gibt es eine Reihe von FFH-Gebieten, die in einem engen funktionalen ökologischen Zusammenhang stehen und in denen u.a. die Finte zu den Schutzobjekten zählt. Die räumliche Abgrenzung der einzelnen Gebiete hat zum großen Teil ‚hoheitliche’ Gründe, insofern als die Tideelbe teilweise auf schleswig-holsteinischem, auf niedersächsischem und hamburgischem Gebiet liegt und u.a. die Landesgrenzen auch gleichzeitig die Abgrenzung der FFH-Gebiete bestimmen.

Aus formalen Gründen wird die Fintenpopulation im Sinne der FFH-Richtlinie jeweils gebietsspezi- fisch bewertet. Im Folgenden soll ein kurzer Überblick über die jeweiligen fintenbezogenen Erhaltungsziele und die gebietsspezifischen Gesamtbewertungen gegeben werden. Es zeigt sich, dass der Erhaltungszustand der Finte trotz identischer Datenlage z.T. unterschiedlich bewertet wurde. Die folgende kurze Übersicht umfasst die FFH-Gebiete der Elbe mit fintenbezogenen Erhaltungszielen. Die dargestellten gebietsbezogenen Bewertungen beziehen sich auf die Informa- tionen aus dem IBP Elbe (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011a, b).

Schleswig-Holstein

Folgende direkt oder indirekt fintenbezogene Erhaltungsziele sind für die schleswig-holsteinischen FFH-Gebiete DE-0916-391 „S-H Wattenmeer und angrenzende Küstengebiete“ sowie DE-2323-392

„Schleswig-holsteinisches Elbästuar“ benannt.

Erhaltung (DE-0916-391)

• des Tideeinflusses mit charakteristischen Salz-, Brack- und Süßwasserzonierungen im Ästuarbereich,

• der weitgehend natürlichen hydrochemischen und hydrophysikalischen Gewässerzustände des Küstenmeeres und der Fließgewässer im Bereich der Flussmündungen,

• von weitgehend natürlichen Sedimentations- und Strömungsverhältnissen sowie einer natürlichen Dynamik in Flussmündungs- und Uferbereichen,

• barrierefreier Wanderstrecken zwischen Meer- und Flussunterläufen,

• bestehender Populationen.

Erhaltung (DE-2323-392)

Teilgebiet 1: Neufelder Vorland und Medemgrund; Erhaltung und ggf. Wiederherstellung

• der Populationen.

Teilgebiet 2: Elbe mit Deichvorland und Inseln; Erhaltung und ggf. Wiederherstellung

• sauberer Fließgewässer,

• möglichst geringer anthropogener Feinsedimenteinträge in die Laichgebiete,

(20)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

• eines der Größe und Beschaffenheit des Gewässers entsprechenden artenreichen, heimischen und gesunden Fischbestandes in den Neunaugen-Gewässern, insbesondere ohne dem Gewäs- ser nicht angepassten Besatz,

• eines natürlichen Beutefischspektrums,

• barrierefreie Wanderstrecken zwischen Meer- und Flussunterläufen,

• bestehender Populationen.

Teilgebiet 6: Elbe bei Brunsbüttel/St. Magarethen; Erhaltung und ggf. Wiederherstellung

• der Durchgängigkeit des Fließgewässers.

Das Gebiet fungiert als Transitstrecke, als Reproduktions- und Aufwuchsareal und erstreckt sich über weite Teile der Tideelbe (Funktionsräume 3 – 6, Abb. 2).

Niedersachsen

Folgende fintenbezogene Erhaltungsziele sind für die niedersächsischen FFH-Gebiete DE-2018-331

„Unterelbe“ sowie DE-2526-332 „Elbe zwischen Geesthacht und Hamburg“ formuliert.

• Erhalt und Förderung einer vitalen, langfristig überlebensfähigen Laicherpopulation; ungehin- derte Aufstiegsmöglichkeiten aus dem marinen Bereich bis in die Flussunterläufe in enger Verzahnung mit naturnahen Laich- und Aufwuchsgebieten in Flachwasserbereichen, Prielen, Neben- und Altarmen.

Von NLWKN (2011) (Fachbeitrag „Natura 2000“ im Rahmen des IBP Elbe) werden darüber hinaus weitere Teilziele für die Arten des Anhangs II der FFH-RL (hier Finte) formuliert:

• „Erhaltung und Wiederherstellung einer vitalen, langfristig überlebensfähigen Population der Finte (Alosa fallax), die sich aus Laichfischen mehrerer Jahrgänge zusammensetzt; ungehinder- te Durchwanderbarkeit des Ästuars zwischen dem marinen Aufwuchs- und Überwinterungsge- biet sowie dem Laichgebiet und Aufwuchsgebiet der Fischlarven im limnischen Abschnitt des Ästuars; physiko-chemische Wasserparameter und chemischer Gewässerzustand beeinträchti- gen nicht den Reproduktionserfolg und die Larvalentwicklung. Die technisch bedingte Mortalität durch Kühl- und Brauchwasserentnahmen sowie die Verluste durch Ausbau- und Unterhal- tungsbaggerungen bei Eiern, Larven und Juvenilstadien sind gering und ohne nachhaltig nega- tive Auswirkungen auf die Bestandsentwicklung. Die verschiedenen Altersgruppen können entsprechend ihrer Referenzhäufigkeit nachgewiesen werden“.

Das Gebiet fungiert als Transitstrecke, Reproduktions- und Aufwuchsareal und erstreckt sich über die nach ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR (2011a, b) differenzierten Funktionsräume 3 bis 6 der Tideelbe (Abb. 2).

Hamburg

Finten sind auch in verschiedenen Hamburger FFH-Gebieten relevant, die sich nach ARBEITS- GRUPPE ELBEÄSTUAR (2011a, b) im Funktionsraum 3 der Elbe befinden: hierzu gehören DE-2424- 302 „Mühlenberger Loch/Neßsand“ und DE-2424-302 „Rapfenschutzgebiet Hamburger Stromelbe“.

Der Funktionsraum 3 (Abb. 2) ist für die Finte partiell als Reproduktions- und Aufwuchsareal von Bedeutung. Folgendes Erhaltungsziel ist formuliert:

(21)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

• Erhalt und Entwicklung des günstigen Erhaltungszustandes der Finte mit ihren als Nahrungs-, Aufwuchs- oder Laichgebiet genutzten Lebensstätten aus Flachwasserbereichen, bei Tide- hochwasser überstauten Süßwasserwatten, Stromkanten und Tiefwasserbereichen.

Wie das niedersächsische Gebiet befinden sich auch die genannten hamburgischen Gebiete im sogenannten Funktionsraum 1, dieser wird hinsichtlich seiner strukturellen Ausstattung potenziell als temporäres Aufwuchsgebiet eingeschätzt. Derzeit liegen aber keine Hinweise auf eine tatsächli- che Nutzung durch die Finte vor. Die Art wurde in den letzten Jahren lediglich sporadisch oberhalb von Hamburg nachgewiesen (vgl. BIOCONSULT 2014).

Abb. 2: Schutzgebietskulisse und Funktionsräumliche Gliederung (FR) nach ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR (2011b).

(22)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

5. Erhaltungszustand der Finte

Die Randnummern 28 und 29 des Hinweisbeschlusses fokussieren u.a. auf den Erhaltungszustand der Finte. Vor diesem Hintergrund wird im Hinweisbeschluss ausgeführt, dass „…bei einem bereits schlechten Erhaltungszustand geschützter Arten in einem FFH-Gebiet hinzutretende Beeinträchti- gungen eher als erheblich einzustufen sind als bei einem guten Erhaltungszustand…“.

Die offizielle Einordnung des Erhaltungszustandes der Finte basiert auf dem FFH- Bewertungsschema für Arten nach BFN (2011) und beruht auf Daten bis etwa 2011.

Das drei Kriterien (Zustand der Population, Habitatqualität, Beeinträchtigungen) umfassende Bewertungsschema wurde kürzlich im Auftrag der Länder Hamburg und Niedersachsen sowie in Abstimmung mit Schleswig-Holstein auf der Grundlage aktueller Daten und Erkenntnisse partiell (Kriterium „Zustand der Population“) überarbeitet (BIOCONSULT 2015). Eine Überarbeitung wurde von den Ländern für erforderlich gehalten, da die bisherigen quantifizierenden Bewertungskriterien einen großen Interpretationsspielraum zulassen. Der aktualisierte Bewertungsansatz ist seit Juli 2015 zwischen den o. g. Ländern abgestimmt. Die notwendige abschließende Abstimmung mit den übrigen Bundesländern sowie dem Bundesamt für Naturschutz steht noch aus.

Wie aus o. g. Randnummern des Hinweisbeschlusses deutlich wird, ist mit Blick auf die Beurteilung möglicher Beeinträchtigungen der geltende Erhaltungszustand der Finte von wesentlicher Bedeutung. Im Rahmen der zu bearbeitenden Fragestellung ist daher zu beleuchten, ob sich der Erhaltungszustand gegenüber dem Jahr 2010 auf der Grundlage aktueller Erkenntnisse ggf.

verändert hat. Folgende Aspekte machen eine solche „Neubetrachtung“ sinnvoll:

• eine gegenüber 2010 deutlich erweiterte Datenlage zur Finte (Monitoringdaten 2011 – 2014/15);

• aktualisiertes FFH-Bewertungsschema (Kriterium Zustand der Population). Die vorliegende Datenbasis ermöglicht dessen (testweise) Anwendung;

• Berücksichtigung aktueller Einschätzungen zur Fintenpopulation aus Untersuchungen Dritter (z.B. neuer Rote Liste Status).

Auf der Grundlage der erweiterten Datenlage wurde das Kriterium „Zustand der Population“ unter Anwendung des aktualisierten Schemas neu bewertet. Es sei darauf hingewiesen, dass die Anwendung (auch da die bundesweite Abstimmung noch aussteht) testweise erfolgte und nicht die derzeitige offizielle Bewertung des Erhaltungszustandes der Finte ersetzt (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR IBP 2011b). Zudem sei darauf verwiesen, dass sich die Aktualisierung ausschließlich auf das Kriterium „Zustand der Population“ bezieht. Die anderen Kriterien „Habitatqualität“ und

„Beeinträchtigungen“ blieben unverändert. Im Folgenden werden die Ergebnisse zusammengefasst dargestellt.

(23)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

Hinweis: Zur Nachvollziehbarkeit der Bewertung sind im Anhang dieses Berichtes sowohl die Grundzüge des BfN-Bewertungsschemas dargestellt sowie die überarbeiteten Aspekte des Bewertungsschemas beschrieben. Zudem sind im Hinblick auf die Bewertung die verwendete Datengrundlage und die Schritte zur Bewertung des Kriteriums „Zustand der Population“ im Detail dargestellt.

5.1 Offizieller Status nach IBP 2011

Die offizielle Bewertung des Erhaltungszustandes der Finte in der Tideelbe ist im IBP (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011b) zusammengestellt und variiert je nach FFH-Gebiet zwischen „gut“ (B) und „mittel-schlecht“ (C). Die Einordnung des Erhaltungszustandes ergibt sich aus den Einzelbewertungen der Kriterien „Zustand der Population“, „Habitatqualität“ und „Beein- trächtigungen“. Tab. 1 gibt einen gebietsspezifischen Überblick über die Bewertungen des Erhaltungszustandes der Finte (mit Ergänzungen durch LIMNOBIOS 2012a, b für das Land Hamburg).

Tab. 1: Aktuelle offizielle Bewertung der Finte im Funktionsraum 3, der Bereiche unterschiedlicher FFH-Gebiete subsummiert.

(Quelle: ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011b und Folgebewertung HH-Gebiete)

FFH-Gebiet Bezeichnung Land

Funktionsraum nach IBP 2011

(1) Kriterium Population

(2) Kriterium Habitatqualität

(3) Kriterium

Beeinträchtigungen Gesamtbewertung Mühlenberger

Loch/Neßsand DE 2424-302 HH 3 B B B/C B

Rapfenschutzgebiet DE 2424-303 HH 3 B C C C

SH-Elbästuar&

angrenzende Flächen DE 2323-392 SH 3 (- 6) B/C B/C C B/C

Unterelbe DE 2018-331 NI 3 (- 6) C C C C

Die Bewertungen beziehen sich im Wesentlichen auf die nach ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR (2011b) definierten Funktionsräume 3 und 4, die sich von km 633 – km 650 bzw. km 650 - km 682 der Tideelbe erstrecken. Insbesondere der Funktionsraum 3 besitzt eine hervorgehobene Bedeu- tung für die Finte (v.a. Hauptlaichgebiet, Aufwuchsareal für Larven und Juvenile), da sich nach aktueller Datenlage das Laichgeschehen auf den Funktionsraum 3 (Hahnöfer Nebenelbe, Hanskalb- sand, Neßsand) konzentriert.

Hinweise auf weitere Laichareale im Funktionsraum 4 gibt es nach ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR (2011b) bei Pagensand und am Südende der Glückstädter Nebenelbe. Die Bereiche um Lühesand, Bishorster Sand, Pagensand und Schwarztonnensander Nebenelbe sind als Aufwuchsgebiete vor allem der Fintenlarven (verschiedene Entwicklungsstadien) anzusehen.

Weitere nicht in Tab. 1 dargestellte FFH-Gebiete mit Bezug zur Finte sind im Funktionsraum 1 der Tideelbe lokalisiert (Abb. 2, Kap. 4). Hierzu gehören auf hamburgischem Gebiet „Heucken- lock/Schweenssand“ (DE-2526-302), „Hamburger Unterelbe“ (DE-2526-305), „Zollenspie- ker/Kiebitzbrack“ (DE-2627-301) sowie „Borghorster Elbelandschaft“ (DE-2527-303). Analog zum ebenfalls im Funktionsraum 1 befindlichen niedersächsischen Gebiet „Elbe zwischen Geesthacht und Hamburg“ (DE-2526-332) ist der Erhaltungszustand für diese hamburgischen Gebiete mit „C“

(24)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

bewertet (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011b). Der Funktionsraum 1 wird hinsichtlich seiner strukturellen Ausstattung als temporär, d. h. für bestimmte Entwicklungsstadien der Fintenlarven als potenzielles Aufwuchsgebiet eingeschätzt. Derzeit liegen aber keine Hinweise auf eine tatsächliche Nutzung durch die Finte vor. Wie bereits oben schon angemerkt, wurde die Art in den letzten Jahren lediglich sporadisch oberhalb von Hamburg nachgewiesen (vgl. BIOCONSULT 2014).

Zur Lage der Funktionsräume bzw. der FFH-Gebiete siehe (Abb. 2, Kap. 4).

5.2 Aktualisierte Bewertung

Kriterium „Zustand der Population“

Auf einer umfangreicheren Datengrundlage bis 2014 ist der Fintenbestand (hier: Kriterium

„Zustand der Population“) mittels des überarbeiteten Bewertungsschemas neu bewertet worden.

Die Teilbewertungsergebnisse seien hier im Ergebnis dargestellt (Details s. Anhang 1):

• Unterkriterium „Abundanz adulte Finten“ (obligatorisch) wurde für den Zeitraum 2011 – 2014 insgesamt mit „B“ (gut) bewertet.

• Unterkriterium „Abundanz juvenile Finten“ (fakultativ) wurde für den Zeitraum 2011 – 2014 insgesamt mit „C“ (mittel – schlecht) bewertet.

• Die „Altersstruktur des Laicherbestandes“ kann auf der Grundlage aktueller Daten mit „A“

(hervorragend) bewertet werden, da die adulten Finten durch mehr als vier Jahrgänge beider- lei Geschlechts repräsentiert wurden.

• Unterkriterium „Abundanz Finteneier“ wurde vorläufig bei hoher interannueller Variabilität der Einzeljahre („A“ bis „C“) für den Zeitraum noch mit „B“ (allerdings Tendenz zu „C“) bewertet.

• Unterkriterium „Abundanz Fintenlarven“ wurde vorläufig bei allerdings hoher interannueller Variabilität je nach Methodik insgesamt noch mit „B“ (Neubewertung auf der Grundlage aller Fangergebnisse) bzw. „C“ (Aggregation auf der Grundlage der Jahresbewertungen) bewertet.

Unter Berücksichtigung der in Kap. 5.1 dargestellten Aggregationsregeln (SCHNITTER & SCHÜTZ 2006) gilt folgendes:

• Werden innerhalb der Hauptkriterien in den Bewertungsschemata mehrere Parameter (Unterkriterien) definiert (dies ist hier der Fall, s.o.), so orientiert sich die Einschätzung an dem jeweils schlechtesten Einzelparameter. Falls aber mehrere Einzelparameter mit der Kategorie

„B“ bewertet werden, ist eine Abstufung auf „C“ nicht zwingend.

Vor diesem Hintergrund wird das Kriterium „Zustand der Population“ aktuell mit „B“ (gut) bewertet.

Im Vergleich zu der Bewertung aus BIOCONSULT (2010) „C“ sowie ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR (2011b) „C“ bzw. in Hamburger FFH-Gebieten „B“ hat sich der „Zustand der Population“ also positiv verändert.

(25)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

Plausibilität (Einstufung „Zustand Population“)

• Mit Blick auf die langjährigen Daten der Jahre 2000 – 2014 zeigt sich auf der Betrachtungs- ebene des gleitenden Mittelwertes eine deutliche Zunahme der Fangzahlen adulter Finten ab etwa dem Jahr 2010 (Tab. 17, Anhang 1). Auch MAGATH & THIEL (2013) beschreiben für die Elbe eine signifikante Zunahme der Fintenzahlen seit Anfang der 90iger Jahre. Nach THIEL et al. (2013) wird die Fintenpopulation im Bereich der deutschen Nordsee aufgrund einer positi- ven Bestandsentwicklung aktuell als nicht mehr gefährdet eingeschätzt (Rote Liste – Status V

= Vorwarnliste). Insgesamt ist die Bewertung „B“ für das Unterkriterium „Abundanz adulter Finten“ und „Altersstruktur Laicherbestand“ für die Elbe plausibel. Zudem wird nach neuen Ergebnissen der Laicherbestand durch mehr als vier Jahrgänge repräsentiert und die Alters- struktur (auf der Grundlage von Daten aus dem Jahr 2014) als ausgewogen bezeichnet (THIEL et al. 2015).

• Das nach BFN (2011) nicht obligatorische Unterkriterium „Abundanz Juvenile“ deutet anders als die Befunde zu den Adulten keine Veränderung über die Zeit an. Auf Grundlage der aktuel- len Daten (ausschließlich Herbstdaten) und des überarbeiteten Schemas ist dieses Kriterium als

„C“ einzustufen (Tab. 18, Anhang 1). Im Rahmen einer im Jahr 2011 von Hamburg durchge- führten Folgebewertung der hamburgischen FFH-Gebiete (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR (2011C) - Funktionsraum 3) wurde das Unterkriterium „Juvenile“ allerdings nicht bewertet (vgl.

LIMNOBIOS 2012a).

• Für eine Bewertung der Fintenlaichprodukte standen erstmals umfangreiche Daten zur Verfügung (Zeitraum 2011 – 2014). Die Ergebnisse zeigen, dass im Vergleich zu anderen Ästu- aren (Tab. 21 im Anhang) die in der Elbe (v.a. 2011) ermittelten Kennwerte bei ausgeprägter interannueller Variabilität überwiegend als hoch zu bezeichnen sind. Auch die im Jahr 2014 gegenüber 2011/12 deutlich geringeren Anzahlen in der Elbe stellen im Vergleich zu anderen Ästuaren oder zu anderen Erfassungszeitpunkten noch keine extremen Minima dar. Deshalb ist die Bewertung auf der Grundlage der aggregierten Teildatensätze (Jahre 2011 – 2014) mit „B“

plausibel.

(26)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

Hinweis (und Bezug auf aktuellste Monitoringdaten aus dem Jahr 2015): Auffällig und derzeit noch nicht belastbar zu erklären ist der seit 2011 im Untersuchungsgebiet km 643 und km 650 der Tideelbe verzeichnete Rückgang der Ei- und Larvendichten. Als Ursache sind sowohl die normale Variabilität von Parametern wie Wassertemperatur, Oberwasserabfluss, Abundanz der Fressfeinde etc. als auch weitere Faktoren möglich. Ein Zusammenhang mit den Sauerstoffverhält- nissen ist jedoch nicht plausibel, da diese 2012 bis 2014 deutlich günstiger waren als 2011. Sollte sich die Rückläufigkeit der Ei- und Larvenzahlen verfestigen, wäre das Unterkriterium „Eier- und Larven“, das aktuell mit der Kategorie „B“ bewertet wird, auf die Kategorie „C“ zurückzustufen.

Erste aktuelle Ergebnisse (Dichte Finteneier) aus dem Jahr 2015 zeigen allerdings wieder deutlich höhere Werte. Die Finteneidichte lag im Jahr 2015 im Vergleich zu den Jahren 2013 und 2014, die durch z.T. sehr geringe Anzahlen gekennzeichnet waren (s. Anhang 1), wieder höher. So erreichte die Eidichte in der ersten Maiwoche (8. Mai) bei km 651 im Mittel ca. 850 Ind./100 m³ (BIOCONSULT 2015). In Vorjahren wurden zu einem vergleichbaren Zeitpunkt (Anfang Mai) durchschnittlich 539 Ind./100 m³ (2013) und 59 Ind./100 m³ (2014) bei km 643 ermittelt (BIOCONSULT 2011, 2012, 2013, 2014).

Kriterien Habitatqualität und Beeinträchtigung

Der Erhaltungszustand der Fintenpopulation wird wie oben beschrieben über die Einstufung der drei Hauptkriterien (Zustand der Population, Habitatqualität, Beeinträchtigungen) ermittelt. Neu bewertet wurde im Rahmen des vorliegenden Berichtes nur das Kriterium „Zustand der Population“

(s.o.). Die weiteren Kriterien „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“ sind nicht überarbeitet, so dass hier die bestehenden Bewertungen der Länder übernommen wurden. Für den Funktionsraum 3 gelten also die in Tab. 2 dargestellten Bewertungen.

Tab. 2: Bewertungskategorien für die Kriterien „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“ für FFH-Gebiete mit Bedeutung für die Finte (Quelle: ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011c - Funktionsraum 3).

Funktionsraum 3,

Weitere Kriterien zur Bewertung des Erhal- tungszustandes der Finte

Hamburg (DE 2424 - 302)

Niedersachsen (DE 2018 – 331)

Schleswig-Holstein (DE 2323 - 392)

Habitatqualität B C B/C

Beeinträchtigungen B C C

5.3 Fazit

Als ein wesentliches Ergebnis der Betrachtung zum Erhaltungszustand der Finte ist die unter Anwendung des überarbeiteten Bewertungsschemas veränderte Einstufung des Kriteriums

„Zustand der Population“ von vorher „C“ (vgl. BIOCONSULT 2010, ARBEITSGRUP- PE ELBEÄSTUAR 2011a, b) auf nun „B“ hervorzuheben. Dies gilt insbesondere für die FFH- Gebiete „Unterelbe“ und „Schleswig-holsteinisches Elbästuar“. Die verbesserte Einstufung des

(27)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

Kriteriums „Zustand der Population“ wird durch Befunde begründet, die sich aus der Analyse einer umfangreichen und aktuellen Datenbasis sowie auch unter Berücksichtigung jüngerer Literaturda- ten plausibel ergeben haben.

Trotz der im Vergleich zu 2010/2011 besseren Einstufung des Kriteriums „Zustand der Population“

von „C“ auf „B“ bleibt der „Erhaltungszustand“ der Finte bezogen auf die Gesamtbewertung allerdings unverändert bei „C“. Wie dargestellt erfolgte für die Kriterien „Habitatqualität“ und

„Beeinträchtigungen“ keine Neubewertung, hier ist also die bestehende Bewertung „C“ relevant (Kap. 5.1). Nach den Aggregationsregeln ist eine zweimal vergebene Kategorie (hier „C“ für

„Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“) für das Gesamtergebnis maßgeblich. Dies gilt für die Gebiete DE-2323-392 „Schleswig-holsteinisches Elbästuar“ (Schleswig Holstein) und DE-2018-331

„Unterelbe“ (Niedersachsen), während das Gebiet „Mühlenberger Loch“ (DE-2424-302) bereits im Jahr 2011 (ARBEITSGRUPPE ELBEÄSTUAR 2011a, b) bzw. 2012 (LIMNOBIOS 2012b) mit „B“

bewertet wurde.

(28)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

6. Zur Toleranz der Finte gegenüber Sauerstoffmangel

Zunächst werden einführend Literaturangaben zu grundlegenden Wirkmechanismen von Sauer- stoffmangel auf Fische zusammengefasst dargestellt.

In einem zweiten Teil werden die vorhandenen spezifischen Informationen zur Finte (Alosa fallax) bzw. verwandten Alosa-Arten zusammengetragen. Dieser Arbeitsschritt bezieht sich dabei im Wesentlichen auf eine Zusammenfassung der Literaturstudie der Bundesanstalt für Gewässerkunde zum Sauerstoffbedarf verschiedener Entwicklungsstadien von Alosa-Arten(BFG 2015a).

Basierend auf diesen Angaben und unter Beachtung von bereits bestehenden O2-Empfehlungen, Experteneinschätzungen sowie eigenen fachlichen Einschätzungen werden in einem dritten Schritt O2-Orientierungswerte abgeleitet, bei deren Einhaltung deutliche Beeinträchtigungen der Finte (sowohl der adulten als auch der Fischbrut) nicht anzunehmen sind.

6.1 Allgemeines zur Bedeutung von Sauerstoffmangel für Fische

Die Sensibilität der Fische gegenüber Sauerstoffmangelsituationen ist zum einen artspezifisch und zum anderen variiert diese teilweise auch in Abhängigkeit des jeweiligen Entwicklungsstadiums (Brut, juvenil, adult). Ferner können verschiedene biotische und abiotische Rahmenbedingungen wie insbesondere hohe Wassertemperaturen die Beeinträchtigungen durch Sauerstoffmangel verstärken, so dass bei gleicher O2-Konzentration die Mortalität höher oder niedriger sein kann (z.B. ALABASTA & LLOYD 1980, TURNPENNY et al. 2006, DAVIES-COLLEY et al. 2013, ELSHOUT et al. 2013).

Als wenig tolerant gelten v.a. Lachsartige (z.B. Lachs, Meerforelle), während andere Arten (z.B.

einige Karpfenartige) z.T. eine deutlich höhere Toleranz gegenüber geringen Sauerstoffgehalten aufweisen. Die Finte, die zu den Heringsartigen gehört, nimmt nach den derzeitigen Erkenntnissen eine Mittelstellung zwischen sehr sensitiven und sehr toleranten Spezies ein. Aufgrund des komplexen Zusammenspiels zahlreicher abiotischer und biotischer Faktoren bestehen bis heute noch gewisse Wissensdefizite z.B. in Bezug auf die Festlegung genereller artspezifischer Schwel- lenwerte für letale Effekte (O2-bedingte Mortalität) und insbesondere aber hinsichtlich anderer Effekte wie z.B. O2-bedingte Verhaltensänderungen, verringerte Vitalität oder verringertes Wachstum (z.B. ALABASTA & LLOYD 1980). Verschiedene Felduntersuchungen und Laborversuche geben generelle Hinweise zur Toleranz bzw. zur Auswirkung von Hypoxie auf die Fischfauna. Im Folgenden werden diesbezügliche Grundlagen zusammengefasst dargestellt.

(29)

15.10.2015 – Endfassung v2 BIOCONSULT Schuchardt & Scholle

6.1.1 Letale Schädigungen

Adulte und Juvenile

Bei Arten mit hohem Sauerstoffbedarf, z.B. juvenile Salmoniden (Forellen, Lachs), wurde eine hohe Mortalität festgestellt, wenn der Sauerstoffgehalt plötzlich auf deutlich < 3 mg/l fiel und über mehrere Tage auf dem niedrigen Niveau verblieb (ALABASTA & LLOYD 1980). BROOKER et al.

(1977) zufolge wurde eine nahezu 100 %ige Mortalität bei Salmoniden unter Sauerstoffbedingun- gen von 1 mg/l und 27 °C Wassertemperatur nach etwa 4 Tagen festgestellt, wobei aber bereits nach kürzerer Zeit erste Sterbefälle beobachtet wurden. Letale Schwellenwerte für andere nicht zu den Salmoniden zählenden Arten werden von KYLASHTORIN (1976) zwischen 0,4 mg/l für sehr tolerante Arten (z.B. Carassius carassius, Karausche) und bis zu 3 mg/l für weniger tolerante Arten (z.B. Leucicus leuciscus, Hasel) benannt. Allerdings werden von KYLASHTORIN (1976) keine Angaben zur zeitlichen Andauer solcher pessimalen Sauerstoffgehalte gemacht. Eine aktuelle Untersuchung zur Sauerstofftoleranz ergab für vier Süßwasser/Brackwasser-Fischarten Australiens artspezifisch z.T. unterschiedliche Ergebnisse (Abb. 3). Die zu den Barschartigen und Welsen zählenden Arten wurden über 48 h unterschiedlichen Sauerstoffbedingungen ausgesetzt, wobei unterschieden wurde zwischen den Reaktionen gegenüber Sauerstoffmangel im Frischwasser (freshwater) und sauerstoffarmen „Blackwater“ (O2-armes Wasser in Folge der Zersetzung organischen Materials; SMALL et al. 2014). Auf der Grundlage der Untersuchungsergebnisse wurde eine sauerstoffbedingte Mortalitätsrate ermittelt (s. Abb. 3).

Abb. 3: Mortalität vs. Sauerstoffkonzentration nach 48 h Expositionszeit (Laborversuch) für 4 juvenile Individuen der Fischarten Maccullochella peelii (Dorschbarsche), Macquaria ambigua (Austral. Goldbarsch), Bidyanus bidyanus (Austral. Silberbarsch) und Tandanus tandanus (Welsartige). Quelle: SMALL et al. (2014), leicht verändert.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Seit der in den Jahren 2007 und 2008 durchgeführten Basiserfassung im FFH-Gebiet „Unterelbe“ hat sich auch in den in dieser Unterlage behandelten Bereichen im Funktionsraum

„…Beeinträchtigungen (sowohl innerhalb einer Zustandsklasse als auch bei kurzzeitigem Klassen- wechsel) […] nach den unter Ziffer 11 (1) und (2) dargestellten Auffassungen

Der dahinter ste- hende Analogieschluss eines direkten und in dem Fall individuenbezogenen Vergleichs zwischen aktuellen und potenziellen Standorten ist unzutreffend und

− Vorkommen auf nährstoffreichen, meist kalkhaltigen, humosen Schlammböden überfluteter, nasser bis wechselnasser Ufer und Teichböden (Feuchtezahl 10 nach Ellenberg &amp;

Wie bereits bei den ursprünglichen Pflanzensippen aus Unterlage H.4a (Tabelle 4-2) sind auch unter den weiteren gefährdeten Pflanzensippen der Tabelle 6-1 solche Sippen, die

Fahrrinnenanpassung von Unter- und Außenelbe für 14,5 m tiefgehende Containerschiffe..

Abbildung 6-15: Richtigstellung von Unterlagen der Kläger zum VS-Gebiet „Unterelbe bis Wedel“: Vorkommen von Grünland zwischen Elbe-km 649 und 665 nach NABU (2014, oben)

Dort kommt es ausbaubedingt zu keinen Erhöhungen sondern zum Absunk des MThw um bis zu 2 cm (nach BAW in H.1a, S. Änderungen der Strömungsgeschwindigkeit sind für diese