DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
BRIEFE AN DIE REDAKTION
„von Anbeginn an" „relati- viert". In der Präambel der Berufsordnung der Ärzte- kammer Hamburg lautet der Passus des „Genfer Gelöbnisses": „Ich werde jedem Menschenleben von der Empfängnis an Ehr- furcht entgegenbrin- gen ..." Hier ist also klar die Rede von „Menschen- leben"; nicht von „irgend- welchem Leben", dessen
„Anfang" von irgendwel- chen Wissenschaftlern
„willkürlich" festgestellt werden kann.
Der Darwinismus hat sich in den letzten zwei Jahren als „Irrtum des Jahrhun- derts" herausgestellt. Aber die „Tatsache der Evolu- tion" wird noch immer Schülern in der Oberstufe und Studenten eingetrich- tert. Offensichtlich nach den „Lehrsätzen": „Die Evolution der Tier- und Pflanzenwelt wird von al- len hierin Urteilsfähigen als Tatsache angesehen, für die kein weiterer Be- weis nötig ist" (R. B. Gold- schmidt, American Scien- tist Bd. 40, S. 84, 1952).
„Die Evolution als ge- schichtliche Tatsache ist noch immer eine der am besten gesicherten Er- kenntnisse der Biologie — und damit auch die Ab- kunft des Menschen von niederen tierischen Vor- läufern ..." (Prof. Joachim Illies). Über die Stellung des Menschen im „System der Lebewesen" — Mensch
= oberste Stufe der „Säu- getiere" — werden bereits 10jährige Kinder im Biolo- gieunterricht „aufgeklärt";
vor allem über „Begattung und Befruchtung" in dem Biologiebuch „Das Tier"
(Klett-Verlag). Der Titel wurde inzwischen geän- dert in „Mensch, Tier, Pflanze".
Die Schwangerschaftsun- terbrechnung — heute „Ab- treibung" genannt — wurde in den USA im Jahr 1857
„legalisiert". Allerdings nicht — wie mancher heute vielleicht meinen könnte —,
weil es sich zum Zeitpunkt der Abtreibung „noch nicht" um ein „Menschen- leben" handelt. Die Be- gründung ist sehr viel schäbiger. Nach dem Prin- zip des „Dred Scott Falles"
von 1857 für die freigelas- senen Nachkommen von Sklaven sind „ungeborene Kinder" keine Bürger im juristischen Sinne und können darum getötet wer- den. Dieses „Prinzip" ist durch Beschluß des ober- sten Gerichtshofes im Jah- re 1973 erneuert worden.
Dr. med. Gisela Winkler Richard-Dehmel-Straße 5 2000 Hamburg 55
Wirksamkeits- nachweis
Überzeugt von der Red- lichkeit des Autors, bitte ich ihn, seine Ausführungen durch die Nennung von Wirksamkeitsnachweisen aus der 2200jährigen christlichen Fische-Psych- iatrie zu vervollständigen.
Henry Stahl, Arzt Berliner Straße 12 4830 Gütersloh 1
• Wird mit weiteren be- reits vorliegenden Zu- schriften fortgesetzt.
GYNÄKOLOGIE
Zu dem Artikel von Prof. Horst Lemtis („Gegenseitige gy- näkologische Untersuchun- gen"), in Heft 11/1985, Seite 724 ff.:
Auf vernünftige Weise
Schon Anfang der 70er Jahre schlossen sich unter der Leitung junger femini- stischer Kolleginnen in Berlin sogenannte Selbst- untersuchungsgruppen zusammen. Das prokla- mierte Ziel war, jungen Frauen ihren Körper zu zeigen, Untersuchungs-
gänge zu erklären und zu praktizieren. Sicher spiel- ten dabei auch emotionel- le Aspekte eine große Rol- le. Zum Beispiel auch Aversionen gegen männ- liche Gynäkologen, gegen die „unwürdige" Position auf dem gynäkologischen Stuhl. Die Reaktion der Ärzteschaft auf solche Praktiken schwankte zwi- schen Erstaunen, Entset- zen und Abwehr. Außer- dem war man geneigt, so etwas als lächerlich, wenn nicht sogar höchst unan- ständig zu bezeichnen.
Der Deutsche Ärztinnen- bund hat sich bei der Vor- bereitung seines Kongres- ses „Patienten machen sich selbständig" 1982 be- müht, Kolleginnen aus die- sem Umkreis zur Teilnah- me zu gewinnen. Das ist leider nicht gelungen. Of- fensichtlich gab es dort er-
ANERKENNUNG
Der folgende Brief wurde von der Redaktion aus dem Engli- schen übersetzt. Der letzte Satz wird im englischen Origi- nal zitiert:
Unfall in der Türkei
Ich bin Offizier der briti- schen Armee und bei ei- nem Nato-Stab in der Tür- kei stationiert. Am 2. Juli 1984 befand ich mich mit meiner Frau auf der Rück- fahrt von einem Urlaub.
Ohne eigene Schuld wur- den wir in einen sehr schweren Verkehrsunfall verwickelt; 12 Personen mußten ins Krankenhaus gebracht werden. Kurz nach dem Unfall hielt ein deutscher Reiseomnibus, und ein deutscher Arzt und sein türkischer Freund stiegen aus. Der Arzt unter- suchte rasch alle Verletz- ten, einschließlich meiner Frau. Seiner Ansicht nach war meine Frau am schwersten, wenn auch nicht lebensgefährlich, verletzt. Die beiden organi- sierten sofort ihren Trans-
hebliche Berührungsäng- ste.
Der Bericht von Professor Lemtis zeigt nun, auf wie vernünftige Weise diese Versuche durch die Initiati- ven von Studentinnen nun Eingang in die praktische gynäkologische Lehre ge- funden haben. Mir selbst ist während meiner eige- nen Ausbildung immer be- schämend bewußt gewor- den, welche .Zumutung doch unsere Ausbildungs- praktiken für die jeweils betroffenen Patientinnen sein mußten. Ich finde die- se Berliner Ansätze richtig und gerechtfertigt insbe- sondere in bezug auf die
Patienten.
Dr. Hedda Heuser
Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes e. V.
Brünnsteinstraße 13 8203 Oberaudorf
port ins Krankenhaus auf einem Sattelschlepper;
der Arzt sprach meiner Frau gut zu und begleitete sie die 20 Kilometer ins nächste Krankenhaus. Der Omnibus änderte seine ge- plante Route und folgte selbstverständlich. Im Krankenhaus berichtete der deutsche Arzt seinen türkischen Kollegen und setzte dann seine Reise fort.
Da ich am Unfallort bleiben mußte, konnte ich ihm we- der danken noch seinen Namen erfahren. Auch meine Frau fand keine Ge- legenheit dazu. Diesem na- menlosen Arzt möchten wir unseren tiefempfunde-
nen Dank aussprechen.
Wir sind beide wieder voll hergestellt.
His conduct and actions showed the highest credit to his country and profes- sion.
Major & Mrs. C. Harvey 366/9 Seker Apt., Atatürk Cad.,
lzmir, Türkei
1658 (10) Heft 22 vom 29. Mai 1985 82. Jahrgang Ausgabe A