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Aufbereitung von Arzneipflanzen mittels Mikrowellenenergie

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NAC HER NTETECH N OLOGIE

Dieter von Hörsten, Göttingen, und Theodor Kartnig, Graz

Aufbereitung von Arzneipflanzen mittels Mikrowellenenergie

Die Behandlung von pflanzlichen Produkten mit Mikrowellen ist seit Jahrzehnten bekannt. Auch im Be­

reich der Aufbereitung von Arznei­

und Gewürzpflanzen bieten sichfür diese Technologie interessante An­

satzpunkte, die bisher nur wenig erforscht worden sind. Im Vorder­

grund stehen hierbei die Trocknung und Entkeimung dieser hochwerti­

gen Produkte. Aber auch weitere Einsatzgebiete, wie beispielsweise die Abtötung von Schädlingen, eine gezielte Vorbehandlungfür die Wei­

terverarbeitung oder die Herstel­

lung komplett neuartiger Produkte, sind denkbar.

D r. Oieter von Hörsten ist Akademischer Rat am Institut für Agrartechnik der Georg·August-Univer­

sität Göttingen (Direktor: Prof. Dr. W. Lücke), G utenbergstr. 33, 37075 Göttingen, e mail: dhoerst@gwdg.de

o.Univ.-Prof. Dr. Mag. Theodor Kartnig leitet das Institut für Pharmakognosie der Kari-Franzens­

Universität Graz, Universitätsplatz 4/1, A-8010 Graz, e mail: theodor.kartnig@kfunigraz.ac.at

Schlüsselwörter

Arzneipflanzen, Mikrowellen, Trocknung, Entkei­

mung, Aufbereitung

Keywords

Medicinal plants, microwave, drying, decontamina­

tion, processing

Literaturhinweise sind vom Verlag unter LT 99428 e rhältlich oder über I nternet http://www.landwirt­

schaftsverlag.com/landtech/local!fliteratur.htm abrufbar.

206

A

rzneipflanzen stellen aufgrund der in ihnen enthaltenen Substanzen wie etwa ätherische Öle, Alkaloide, Gerb-, Bitter- und Schleimstoffe für die pharmazeutische In­

dustrie eine wichtige Rohstoffquelle dar. Ne­

ben der Wildsammlung erfolgt häufig ein Anbau auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die aufnehmende Hand stellt je­

doch hohe Anforderungen an die Qualität der Produkte, die durch die Ernte- und Nach­

erntetechnologie beeinflusst wird. Dies be­

trifft insbesondere den Gehalt an wertbe­

stimmenden Inhaltsstoffen, die Belastung mit Mikroorganismen (Keimzahl) und das Aussehen des pflanzlichen Rohmaterials.

Um diese Anforderungen zu erfüllen, ist ei­

ne schnelle Konservierung des Rohproduk­

tes notwendig, damit stoffliche Umsetzun­

gen die Qualität nicht beeinträchtigen. Arz­

neipflanzen oder deren Organe werden daher in der Regel unmittelbar nach der Ernte ge­

trocknet und aufbereitet. Nachfolgend wird über den Einsatz von Mikrowellenenergie zur Aufbereitung von Arzneipflanzen be­

richtet, welche eine schnelle Trocknung bei Erhalt der wertbestimmenden Inhaltsstoffe und gleichzeitiger Reduktion der Keimbe­

lastung zulässt.

Versuchseinrichtung

Die Versuche zur Mikrowellenbehandlung von Arzneipflanzen wurden in einer mess-

Vorteile

thermische Wirkung mit großer Eindringtiefe

schnelle Produkt­

erwärmung

physikalische Methode (Einsatz auch in öko­

logischer Bewirt­

schaftung; Alternative zu chemischen Be­

handlungsmethoden;

keine Rückstände)

• oft Verbesserung der Produktqualität

Nachteile

meist höherer techni­

scher Aufwand, höhere Kosten für den Anlage­

bau

aus Gründen des Ar­

beitsschotzes ur1d der Energieversorgung ist der Einsatz vorwiegend

an stationäre Anlagen gebunden

• Anpassung der B ehandlungsparameter an das jeweilige Produkt ist notwendig Tab. 1: Vor- und Nachteile der Mikrowellenbe­

handlung pflanzlicher Produkte

Table 1: Advantages and disadvantages of microwave treatment on plant products

technisch vollständig ausgestatteten sta­

tionären Versuchsanlage durchgeführt. Hier­

bei ist von Bedeutung, dass sämtliche Hochfrequenz- und Produktparameter konti­

nuierlich während der Behandlung erfasst und aufgezeichnet werden können. Hierzu gehören beispielsweise die Produktmasse und -temperatur, die Luftzustände im Be­

handlungsraum und Messgrößen wie Sende­

leistung und reflektierte Leistung. Eine be­

sondere Schwierigkeit stellt die Messung der Produkttemperatm während der Behandlung dar. Hierfür wurden optische Temperatur­

messsysteme (IR -Oberflächentemperatur, faseroptische Temperaturmessung) verwen-

Droge

Bild 1:Trocknungszeiten ausgewählter Arzneidrogen nach der Mikrowellenbehandlung mit unter­

schiedlichen Leistungen

Fig. 1: Drying time of selected drug plants after microwave treatment with different capacities

54. Jahrgang LANDTECHN I K 4/99

(2)

Ci UJ ID 6

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Folium Althaeae

Folium

Crataegi Folium

Althaeae Folium Crataegi

Bild 2: Pilz- und Bakterienkeimzahlen nach der Mikrowel­

lentrocknung von Folium Althaeae und Folium Crataegi (verändert nach [5]) Droge

�---�---J �---�---J

Fig. 2: Mould and bacteria germ count after microwave drying of Folium Althaeae and Folium Crataegi [5]

Pilzkeimzahl Trocknungsvariante:

Bakterienkeimzahl Lufttrocknung bei Cl

Raumtemperatur · · · · 300 W illlllllli!l 600 W �

det. Dieser technische Aufwand für die Er­

mittlung unterschiedlichster produkt- und anlagenspezifischer Messgrößen ist unbe­

dingt notwendig, um reproduzierbare Ver­

suchsergebnisse zu erzielen. Die Vor- und Nachteile des Einsatzes von Mikrowellenen­

ergie für die Aufbereitung von Arzneipflan­

zen sind in Tabelle 1 dargestellt.

Wichtigstes Ziel bei der Aufbereitung pflanzlicher Produkte ist der Erhalt der wert­

bestimmenden Inhaltsstoffe und des Ausse­

hens, so dass der Wert und damit der Erlös des Produktes nicht gemindert werden. Die Mikrowellenbehandlung sollte zu kurzen Trocknungszeiten und gleichzeitig zu deutli­

cher Keimzahlreduktion führen. Zahlreiche Versuche zur Trocknung und Entkeimung von unterschiedlichsten Blatt-, Blüten-, Frucht, Kraut-, Samen- und Wurzeldrogen wurden durchgeführt.

Trocknung

Die Versuche zeigten, dass das Erwär­

mungsverhalten der Arzneipflanzen von vie­

len Faktoren wie Bauform der Mikrowellen­

anlage, vetwendete Produktmasse, Feuchte­

gehalt des Produktes, Zerkleinerung und Struktur des Pflanzenmaterials, Schicht­

dicke, Mikrowellenleistung (Feldstärke) und Behandlungsdauer beeinflusst wird. Die Trocknungsdauer wird durch die Verwen­

dung von Mikrowellenenergie gegenüber der konventionellen Trocknung drastisch re­

duziert. So werden j e nach Eigenschaften des Produktes und verwendeter Mikrowel­

lenleistung Behandlungszeiten von etwa fünf bis 90 Minuten benötigt. Kraut-, Blatt­

und Blütendrogen trocknen erheblich schneller als Frucht- und Wurzeldrogen (Bild 1). Eine Kombination der Mikrowel­

lentrocknung mit anderen Trocknungsver­

fahren, beispielsweise der Konvektions­

trocknung, ergibt für den Trocknungspro­

zess nach neuesten Erkenntnissen teilweise deutliche Vorteile, so dass der Energiever-

54. Jahrgang LANDTECHNIK 4/99

soo w 1200 w�

brauch bei nur unwesentlich längeren Trock­

nungszeiten und höheren Gehalten an wert­

bestimmenden Inhaltsstoffen vermindert wird [7] . Es ist jedoch zu beachten, dass be­

stimmte produktabhängige Grenztemperatu­

ren nicht überschritten werden dürfen.

Keimzahlreduktion

Die Versuche zur Entkeimung der Arznei­

pflanzen zeigen, dass pilzliehe und bakteri­

elle Schaderreger durch die Mikrowellenbe­

handlung um etwa zwei Zehnerpotenzen (Bild 2) reduziert werden können [5]. Neue­

re Untersuchungen an Gewürzen ergaben, dass bei Anwendung einer Mikrowellen­

Dampf-Behandlung eine vollständige Pilz­

abtötung bei weitgehendem Erhalt der wert­

bestimmenden Inhaltsstoffe erreicht werden kann [ 6]. Getrocknete Produkte lassen sich aufgrund des schlechten Erwärmungsver­

haltens und der hohen thermischen Toleranz der Schaderreger nur sehr schlecht entkei­

men. Daher ist es sinnvoll, die Verfahrens­

schritte Trocknung und Entkeimung mitein­

ander zu kombinieren, so dass zwei Behand­

lungsmaßnahmen in einem Verfahrensschritt vollzogen werden.

Bild 3: Aussehen von Drogen nach Luft- und Mikrowel- 5

lentrocknung

4

(1 =schlechtes, m 2=durchschnittli- 3

ches, 3=gutes, 4=sehr gutes, 5=bestes Aussehen) Fig. 3: Appearance of drugs after air and microwave drying (l=bad, 2=average, 3=good,4=very good, 5=best appearance)

c Q) .r:. 2

Q) "'

"' :J 1

<(

Trocknungsvariante:

Lufttrocl<nung bei 0

Raumtemperatur

Inhaltsstoffe und Aussehen

Gehalt und Zusammensetzung der wertbe­

stimmenden Inhaltsstoffe sind gegenüber der schonenden Lufttrocknung bei Raum­

temperatur mit wenigen Ausnahmen nicht verschlechtert, zum Teil sogar verbessert.

Weiterführende Veröffentlichungen geben hierzu gerrauere Informationen [ 1 , 3, 4].

Das Aussehen der getrockneten Drogen ist fast immer deutlich besser als das der kon­

vektiv oder luftgetrockneten Vergleichsvari­

anten. Blattdrogen überzeugen durch eine intensivere Grünfärbung und größere Blatt­

teile nach der Trocknung. Blütendrogen sind nach der Mikrowellentrocknung sehr farbin­

tensiv und gegenüber den konventionell ge­

trockneten Varianten im Aussehen deutlich

"frischer". Fast alle Drogen zeigen nach der Mikrowellentrocknung ein Aussehen, wel­

ches die Produkte optisch als nicht getrock­

net erscheinen lässt. Weniger geeignet für die Mikrowellentrocknung sind beispiels­

weise Crataegus-Blätter, da diese in ihrer Farbintensität deutlich nachlassen. Auch Sa­

men- und Fruchtdrogen zeigen gegenüber konventionellen Trocknungsmethoden kaum verändertes Aussehen (Bild 3).

Zusammenfassung und Ausblick Durch die Verwendung von Mikrowellen ftlr die Aufbereitung von Arzneipflanzen wer­

den kurze Trocknungszeiten und eine Re­

duktion der Keimzahlen erzielt. Die Produk­

te haben gegenüber konventionell getrock­

neten Drogen fast immer ein deutlich verbessertes Aussehen, wobei Gehalt und Zusammensetzung der therapeutisch rele­

vanten Inhaltsstoffe bis auf wenige Ausnah­

men erhalten bleiben oder verbessert wer­

den. Die Bedingungen der Mikrowellenbe­

handlung sind jedoch an jedes Produkt speziell anzupassen, wobei produktabhängi­

ge Grenztemperaturen nicht überschritten werden dürfen. Für die verfahrenstechnische und energetische Optimierung der Aufberei­

tung weiterer Drogen, Gewürze und Pflan­

zen bedarf es weiterer Untersuchungen.

Droge

300W l!llil!!l 600W � 900 W � 1200 W �

207

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