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Flächentrocknung von Arzneipflanzen mit Luftentfeuchtung

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3.2011 | landtechnik

Pflanze und technik 167

Thomas Ziegler, Teodor Teodorov und Jochen Mellmann

Flächentrocknung von Arznei- pflanzen mit Luftentfeuchtung

Die Trocknung von Arznei- und Gewürzpflanzen ist sehr energie- und kostenintensiv. Am ATB wurde deshalb ein Verfahren für die chargenweise Flächentrocknung entwickelt, bei dem Wärmepumpen mit konventioneller Lufterwärmung durch Erdgas oder Heizöl kombiniert wer- den. Die industrielle Umsetzung erfolgte in Kooperation mit zwei großen Agrarbetrieben in Thüringen. Energieeinsparungen von bis zu 50 % gegenüber der konventionellen Flächentrock- nung sind möglich, wenn Wärmepumpen mit interner Wärmerückgewinnung eingesetzt werden und die Abwärme von Blockheizkraftwerken genutzt wird.

Schlüsselwörter

Trocknung, Wärmepumpen, Wärmerückgewinnung, Energieeffizienz, Arzneipflanzen

Keywords

drying, heat pumps, heat recovery, energy efficiency, medicinal plants

Abstract

ziegler, thomas; teodorov, teodor and Mellmann, Jochen

Fixed bed drying of medicinal plants using dehumidification of air

landtechnik 66 (2011), no. 3, pp. 167–169, 3 figures, 10 references

drying of medicinal and spice plants is highly energy- consuming and cost-intensive. hence, a procedural manner for batch-type fixed bed drying was developed where heat pumps are combined with conventional air heating by natural gas or fuel oil. industrial application was realized in coop- eration with two large agricultural companies in thuringia.

compared to conventional air heating, energy savings of up to 50 % are possible when heat pumps are equipped with internal heat recovery and waste heat from combined heat and power plants is used.

n In Deutschland werden auf einer Gesamtfläche von ca. 10 000 ha mehr als 100 Arten Arznei- und Gewürzpflanzen angebaut. Je nachdem, welche Pflanzenteile die Inhaltstoffe enthalten, werden die einzelnen Arten als Kraut-, Blüten-,

Frucht- oder Wurzeldrogen klassifiziert. Aufgrund der groß- en Artenvielfalt werden in der Erntezeit von Mai bis Oktober Trockner unterschiedlicher Bauart eingesetzt. Hordentrockner finden überwiegend in kleinen oder mittleren Baugrößen An- wendung. Für größere Durchsätze sind kontinuierlich arbei- tende Bandtrockner und chargenweise arbeitende Satztrockner geeignet. Letztere werden auch als Flächentrockner bezeich- net. Bandtrockner werden häufig für Produkte eingesetzt, die vor der Trocknung zerkleinert werden, z. B. Petersilie [1].

Arznei- und Gewürzpflanzen werden von hochspeziali- sierten Agrarbetrieben produziert, die meist über nur eine Trocknerbauart verfügen. Insbesondere in den östlichen Bun- desländern haben große Flächentrocknungsanlagen eine lange Tradition (Abbildung 1). Die Hauptvorteile dieses schlagkräfti- gen Mehrzweck-Trocknungsverfahrens sind der vergleichswei- se einfache Anlagenaufbau, die unverzügliche Trocknung ohne Zwischenlagerung und ein relativ geringer Arbeitskräftebedarf.

Nachteilig ist ein bisher hoher spezifischer Energiebedarf (bis zu ein Liter Heizöl oder eine äquivalente Menge Erdgas pro kg Trockenware), der auf ungleichmäßige Strömungsverteilungen

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Abb. 1 NEU

Trocknungsgut / Drying product Durchfahrt / Crossing

Abluft / Exit air Frischluft /

Fresh air

Recirculating air Umluft /

Abb. 1

Schema eines Flächentrockners:

1 = Wärmeübertrager, 2 = Radiallüfter, 3 = Flächenrost, 4 = Rostbegrenzung, 5 = Brückenkran mit Greifer Fig. 1: Schematic of a fixed bed dryer:

1 = Heat exchanger, 2 = Radial fan, 3 = Perforated floor, 4 = Grate border, 5 = Gantry crane with grabber

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Pflanze und technik

der Luft, inhomogene Gutverteilungen auf den Trocknungsros- ten, mangelhafte Umluftführung und auf hohe Wärmeverluste zurückzuführen ist [2].

Trocknung mit Wärmepumpen

Bei der konventionellen Flächentrocknung wird die Trock- nungsluft üblicherweise mit Erdgas oder Heizöl erwärmt. Um Verluste an ätherischem Öl zu minimieren, sollte eine Trock- nungstemperatur von ca. 40 °C nicht überschritten werden. Auf diesem Temperaturniveau können Wärmepumpen mit hohen Leistungszahlen betrieben werden. Hohe Investitionskosten erfordern jedoch eine sorgfältige Auslegung und einen sach- gerechten Betrieb der Wärmepumpen, um die wirtschaftlichen Vorteile der Energieeinsparung wirksam werden zu lassen.

Seit den frühen 70er-Jahren ist das Interesse an der Nut- zung von Wärmepumpen zur Trocknung unterschiedlicher Pro- dukte beständig gewachsen [3–5]. Seit einigen Jahren wächst auch das Interesse an der Anwendung der Wärmepumpentech- nik für die Trocknung von Arznei- und Gewürzpflanzen [6–10].

Hinsichtlich der Luftführung gibt es eine Vielzahl an Schal- tungsvarianten. Eine Auswahl ist in Abbildung 2 schematisch dargestellt. Die Trocknerabluft wird jeweils als Wärmequelle für den Verdampfer der Wärmepumpe genutzt und dort durch Taupunktunterschreitung abgekühlt und entfeuchtet. Bei ge- schlossener Betriebsweise wird die Trocknungsluft komplett im Kreis gefahren und im Kondensator der Wärmepumpe wieder auf die erforderliche Trocknungstemperatur erwärmt. Bei guter Wärmeisolierung arbeitet der Wärmepumpentrockner weitge- hend unabhängig von den äußeren klimatischen Bedingungen und kann insbesondere auch während der Nacht energieeffizi- ent betrieben werden. Der Kältemittelkreislauf ist aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht dargestellt.

Ein Vorteil der geschlossenen Betriebsweise mit interner Wärmerückgewinnung (WRG) ist eine erhebliche Steigerung

der Energieeffizienz. Durch den Plattenwärmeübertrager, der zwischen der Trocknerabluft und der im Verdampfer abgekühl- ten und entfeuchteten Trocknerzuluft angeordnet ist, sinkt die erforderliche Kälteleistung des Verdampfers und damit die Antriebsleistung des Kältemittelverdichters. Der Betrag der zurückgewonnenen Wärme ist umso größer, je höher die Ab- lufttemperatur im Verlauf der Trocknung steigt. Bei gleicher Heizleistung der Wärmepumpe können dadurch mit fortschrei- tender Trocknung prozentual ansteigende Energieeinspa- rungen realisiert werden. Ein entsprechender Versuchstrock- ner im halbtechnischen Maßstab wurde am ATB entwickelt und 2009 in Betrieb genommen. Zahlreiche Trocknungsversuche mit unterschiedlichen Produkten bestätigten die Ergebnisse der theoretischen Untersuchungen [10].

Industrielle Umsetzung des kombinierten Trocknungsverfahrens

Da der spezifische Energiebedarf im Verlauf der Trocknung immer weiter steigt, sollte ab einem bestimmten Zeitpunkt auf konventionelle Lufterwärmung umgeschaltet werden. Eine Wärmepumpe kann so im täglichen Rhythmus für mehrere Trockner eingesetzt werden, was die Investitionskosten für die gesamte Trocknungsanlage beträchtlich reduziert. Die Trock- nungszeiten unterschiedlicher Produkte sollten beim Anlagen- Layout berücksichtigt werden. Dies gilt auch für die von den Betrieben bevorzugten Bewirtschaftungsvarianten.

Je nach Produktart dauert die Flächentrocknung von Arz- nei- und Gewürzpflanzen 3–4 Tage. Die Schütthöhe variiert dabei zwischen ca. 0,5 und 1,2 m. Blütendrogen wie Kamille werden üblicherweise innerhalb von drei Tagen getrocknet.

Krautdrogen, wie Pfefferminze oder Melisse, benötigen ca. vier Tage Trocknungszeit, da sie als Ganzpflanzen getrocknet wer- den und auch die Stängel vollständig getrocknet sein müssen.

Krautdrogen können nach 1–2 Tagen umgelagert und zur Ener- gieeinsparung auf etwa der halben Rostfläche zusammengelegt werden. Dies ist bei Kamilleblüten nicht möglich.

Abbildung 3 zeigt schematisch zwei Flächentrocknungsan- lagen für Arznei- und Gewürzpflanzen in Thüringen. Anlage (a) wurde für die Blütentrocknung von Kamille konzipiert und be- steht aus zwei gleichen Teilsystemen. Die Hauptkomponenten sind jeweils drei Trocknungsroste, drei Gasheizungen und eine Elektrowärmepumpe. Zunächst wird ca. 1 Tag mit beiden Wär- mepumpen (geschlossener Betrieb mit Luftentfeuchtung) und anschließend ca. 2 Tage mit konventioneller Lufterwärmung getrocknet. Über ein System von Luftkanälen und -klappen werden die Wärmepumpen jeden Tag auf jene beiden Trock- nungsroste geschaltet, die mit frischer Ware belegt werden. Auf diese Weise entsteht ein Drei-Tages-Rhythmus. Die Rostfläche beträgt insgesamt ca. 312 m². Bei einer Kapazität von etwa 1,2 t Trockenware pro Tag wurden die Energiekosten bereits im ersten Betriebsjahr (2007) um mehr als 30 % reduziert.

Anlage (b) wurde für die Ganzpflanzentrocknung von Kraut- drogen konzipiert, die am zweiten Tag der Trocknung von den Wärmepumpenrosten 1 und 2 auf die konventionellen Trock- Auswahl möglicher Luftführungsvarianten für die Wärmepumpen-

trocknung: K = Kondensator, T = Trockner, V = Verdampfer, WRG = Wärmerückgewinnung

Fig. 2: Selection of air flow arrangements appropriate for heat pump drying: K = Condenser, T = Dryer, V = Evaporator

1

V

K T

V

K T

V

K T

V

K T

Offener Betrieb / Open cycle

Geschlossener Betrieb mit WRG / Closed cycle with heat recovery

Geschlossener Betrieb / Closed cycle

Halboffener Betrieb / Semi-open cycle

Abb. 2 NEU Abb. 2

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nungsroste 3, 4 oder 5 umgelagert werden. Dadurch bildet sich ein Vier-Tages-Rhythmus. Die Rostfläche der modernisierten Halle beträgt insgesamt ca. 340 m² und wurde zur Ernteperiode 2010 in Betrieb genommen.

Die beiden Wärmepumpen sind jeweils mit einer hochef- fizienten internen Wärmerückgewinnung ausgestattet. Die Erwärmung der Trocknungsluft an den konventionellen Trock- nungsrosten 3, 4 und 5 erfolgt durch bereits vorhandene Wärme- übertrager, die an eine zentrale Heizungsanlage angeschlos- sen sind. Zusätzlich wurde ein Blockheizkraftwerk (BHKW) installiert, das mit Erdgas betrieben wird. Im Gegensatz zu thermischen Großkraftwerken, bei denen rund zwei Drittel der eingesetzten Primärenergie verloren gehen, kann die BHKW- Abwärme zur Reduzierung des Brennstoffeinsatzes in der kon- ventionellen Trocknungsphase genutzt werden. Darüber hinaus kann die vergleichsweise trockene und warme Abluft aus dem konventionellen Trocknungsbereich als Zuluft für eine weitere Trocknungshalle genutzt werden (nicht dargestellt).

Schlussfolgerungen

Energieeinsparungen von bis zu 50 % sind realisierbar. Insbe- sondere bei Produktionserweiterungen amortisieren sich die Investitionen innerhalb weniger Jahre. Dadurch werden mittel- fristig Kapazität und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Arz- nei- und Gewürzpflanzenproduktion gestärkt.

Literatur

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nung im halbtechnischen Maßstab – Experimentelle Ergebnisse am Beispiel Kamille und ökonomische Schlussfolgerungen. 20. Bernburger Winterseminar für Arznei- und Gewürzpflanzen, 23.–24. Februar 2010, Bernburg-Strenzfeld, S. 29–31

Autoren

Dr.-Ing. Thomas Ziegler ist wissenschaftlicher Mitarbeiter, Dipl.-Ing. Teodor Teodorov Versuchsingenieur und Dr.-Ing. Jochen Mellmann Leiter der Arbeitsgruppe Trocknung am Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V. (ATB), Abteilung Technik der Aufberei- tung, Lagerung und Konservierung, Max-Eyth-Allee 100, 14469 Potsdam.

E-Mail: tziegler@atb-potsdam.de, jmellmann@atb-potsdam.de

Danksagung

Dieses Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Ernäh- rung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) unter dem Förder- kennzeichen 22006107 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren. Die Autoren danken dem BMELV, der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V., der Agrar- produkte Ludwigshof e. G. und der Agrargenossenschaft Nöbdenitz e. G.

für die Unterstützung.

3

Abb. 3b NEU

WP# 1 # 2 WP

WP 1 WP 2

Gas# 3 # 4

Gas # 5

Gas Durchfahrt / Crossing

BHKW

b) Bewirtschaftung mit Umlagerung nach dem 1. Tag / Management with reloading after first day of drying

Vereinfachte schematische Darstellung von 2 Flächentrocknungsanlagen: WP = Wärmepumpe, Gas = Gasheizung, BHKW = Blockheizkraftwerk Fig. 3: Simplified schematic of two fixed bed drying plants: WP = heat pump, Gas = gas heater, BHKW = combined heat and power plant

Abb. 3

2

Abb. 3a NEU

Durchfahrt / Crossing WP 1

Gas Gas

# 1 # 2 # 3

WP 2

Gas Gas

# 4 # 5 # 6

a) Bewirtschaftung ohne Umlagerung / Management without reloading

Referenzen

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