Die historische Entwicklung der Therapie von Hämorrhoiden schwankte vom „Abbrennen" und Abschneiden, ohne Kenntnis der fei- neren Anatomie, bis zur gezielten Ex- zision eines Schwellkörpersegments und der rekonstruktiven Naht der Schleimhaut in jüngster Zeit. Beide Extreme haben die Resultate der hier geschilderten Segmentresektion — ei- nes Mittelwegs — nicht übertroffen.
Da die Therapie von Hämorrhoiden aus prinzipiellen Erwägungen ihrer Entwicklung keine Alternative kennt, muß für das Stadium I die In- jektionsbehandlung, für Hämorrho- iden II. Grades der Injektionsbe- handlungsversuch und für den Ent- wicklungsgrad III ein operativer Ein- griff empfohlen werden. Nur dann können wir das Hämorrhoidalleiden sicher heilen.
Therapieergebnisse
Die Heilung von Hämorrhoiden durch die Injektion von 5prozentigem Phenol-Mandelöl ist im Stadium I der Krankheit in 98 Prozent der Fälle so- fort möglich. Nur bei 15 Prozent so
Behandelter rezidivieren bis zum dritten Jahr, selten einmal später die Symptome (Milligan und Morgan).
Hämorrhoiden II. Grades spre- chen auf die gleiche Injektionsthera- pie nur in 68 Prozent der Fälle an. 32 Prozent werden schon in den ersten Wochen rückfällig. Jetzt ist der ope- rative Eingriff zu empfehlen.
Hämorrhoiden III. Grades wer- den in zwei Drittel der Fälle nach ei- ner Injektion schnell rückfällig. Vier Jahre später ist nur noch ein ganz klei- ner Prozentsatz der so Behandelten beschwerdefrei geblieben. Bei ihnen ist die Exzision angezeigt.
Die operative Behandlung kennt keinen Rückfall, wenn alle drei ent- wickelten Hämorrhoidalsegmente entfernt worden sind. Eine vorsorgli- che Operation ist unmöglich. So wer- den besonders jüngere Menschen zwischen dem 20. und 40. Lebens- jahr, bei denen eine Indikation sowie- so selten gegeben ist, fehlende hyper- plastische Segmente später entwik- keln, wenn nur ein einziges oder zwei zum Beispiel sehr stark blutende Seg- mente zu einem operativen Eingriff zwingen. Aber hier kann manchmal eine korrekte Injektion den Kranken
dauernd symptomfrei machen. Wenn irgend möglich, sollte die Hämorrho- idektomie im Zweifelsfall lieber über die Lebenshälfe hinausgeschoben werden.
Literatur
1. Goligher, I. C.: Injection Treatment of Haemorrhoids. In: Surgery of the Anus, Rectum and Colon, 4. Auflage, Bailliere Tin- dall Verlag London (1981) 100
2. Lord, P. H.: A day-case procedure for cure of third degree haemorrhoids. Brit. J. Surg. 61 (1969) 747
3. Milligan, E. T. C.: Haemorrhoids. Brit. med.
J. 2 (1929) 412
4. Stelzner, F.: Die Hämorrhoiden und andere Krankheiten des Corpus cavernosum rekti und des Analkanals. DMW 88 (1963) 689 5. Stelzner, F.: Kontinenz, Superkontinenz und
Inkontinenz im Anorektalbezirk. DMW 90 (1965) 2275
6. Stelzner, F.: Die anorektalen Fisteln. 3. Auf- lage. Springer-Verlag Heidelberg (1981) 7. Stelzner, F.: Intra- und postoperative Zwi-
schenfälle bei Eingriffen am Mastdarm und After. Hrsg. Kremer u. a. Bd. II, Thieme Ver- lag (1985) 257
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med. Dr. rer.
nat. h. c. Friedrich Stelzner Chirurgische Universitätsklinik Sigmund-Freud-Straße 25 5300 Bonn 1
FÜR SIE REFERIERT
Interferon-Behandlung
von Condylomata acuminata
Die Maßnahmen zur Behand- lung von Condylomata acuminata sind bislang polypragmatisch, zum Beispiel chirurgische Exzision, Kryo- chirurgie, Elektrokauterisation, La- sertherapie und lokale Anwendung von Podophyllin, und allesamt nicht voll befriedigend. Humanes Leuko- zyten-Interferon besitzt antiprolife- rative und antivirale Eigenschaften.
In einer multizentrischen Place- bo-kontrollierten und doppelblinden Studie wurde der Effekt und die Verträglichkeit von Interferon al- pha-2b geprüft. Über drei Wochen wurden 3x wöchentlich 0,1 ml Pla- cebo oder (1 X 106 IU) Interferon lo- kal in Condylomata acuminata inji- ziert, und zwar mindestens in eine, maximal in drei Warzen. Die Nach- beobachtungsphase betrug insge- samt 16 Wochen. Von 296 in die Stu- die aufgenommenen Patienten wa-
ren 257 Patienten auswertbar. Eine Woche , nach Beendigung der Thera- pie unterschied sich der Effekt durch Interferon und Placebo am stärk- sten. 69 Prozent der mit Interferon behandelten Patienten zeigten eine Verkleinerung der gesamten War- zenfläche von mindestens 50 Prozent im Vergleich zu 15 Prozent der mit Placebo behandelten Patienten. Die direkt behandelten Warzen bildeten sich unter Interferon in 20 Prozent, unter Placebo in 2 Prozent vollstän- dig zurück. Nach 16 Wochen war die durchschnittliche Warzenfläche un- ter Interferon um 39,9 Prozent vom Ausgangsstatus verkleinert, unter Placebo um 46 Prozent vergrößert.
Je größer die Warzen waren und je länger sie bei Therapiebeginn be- standen, um so schlechter sprachen sie auf die Therapie an. Wegen un- erwünschter Wirkungen (Fieber,
Schüttelfrost, Myalgien, Schwäche- gefühl, lokaler Schmerzen, neurolo- gischer Nebenwirkungen oder Urti- caria) mußten insgesamt 13 Patien- ten (11 Patienten mit Interferon und 2 Patienten mit Placebo) die Studie vorzeitig beenden. Bei 30 Patienten traten unter Interferon eine passage- re Leukopenie , bei 2 Patienten eine Thrombozytopenie auf.
Diese nicht nebenwirkungsarme lokale Behandlung von Condyloma- ta acuminata mit Interferon scheint effektiv. Weitere Untersuchungen werden zeigen müssen, welcher Stel- lenwert ihr möglicherweise in Kom- bination mit anderen Therapiever- fahren zukommt. kue
Eron, L. J., et al, Interferon therapy for condylomata acuminata. N Engl J Med 315: (1986) 1059-1064
Dt. Ärztebl. 84, Heft 37, 10. September 1987 (37) A-2379