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Archiv "Index für Spitzen- Wissenschaftler" (21.05.1987)

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nicht vorschnell zu urteilen, sondern erst zu erkennen und zu begreifen.

Das moralische Urteil, um das es mir geht, ist nicht ein Ziel für sich selbst, sondern ein Teil eines größe- ren und weiteren Ziels, nämlich der Hilfe für Suizidanten.

Gibt es eine Pflicht zu leben?

„Die meisten Menschen wollen gern leben", sagt Kuitert. „Aber aus die- sem Prinzip darf man keinen Zwang machen." Kuitert leugnet den unbe- dingten Zwang zu leben. In einer Analyse der jahrhundertelangen Leugnung des Rechts auf Selbsttö- tung weist er die logischen Zirkel- schlüsse nach:

Genau so wie Thomas von Aquin kann auch Kant das Argu- ment gegen Suizid nicht schlüssig be- antworten, ohne sich auf eine unbe- wiesene und nicht zu beweisende mo- ralische Natur des Menschen zu be- rufen, die Suizid als menschliche (moralische) Möglichkeit aus- schließt.

Kann man als Christ die Selbst- tötung akzeptieren? „Ja", sagt Kui- tert, „man kann" — auch wenn man sie als Katastrophe empfindet.

Ich halte mich daran, daß das Leben für Christen als ein Geschenk gilt, das sie von Gott empfangen ha- ben, aber daß diese Erkenntnis sie nicht verpflichtet, es noch für ein Ge- schenk zu halten, wenn es das nicht mehr für sie ist.

Kuitert sieht die Problematik, daß viele Versuche oder Ankündi- gungen, sich selbst zu töten, Hilfe- schreie sind, denen man sich stellen muß: „Jemanden, der sagt: Ich will nicht mehr, den muß man fragen:

Warum?", sagt Kuitert. „Man muß jemanden die Motive für seine Tat ablauschen. Man muß also helfen, weil man noch nicht weiß, was da- hinter steckt. Aber irgendwann muß man auch loslassen können, muß man zurücktreten. Dabei geht es nicht um unbedingtes Verstehen:

„Kein Suizidfall gleicht dem ande- ren, in jedem steckt etwas Unbe- greifliches."

Kuitert wirbt mit seinem Buch um Verständnis. Manchem Dilem- ma könne man in der Diskussion um Suizid aber nicht entgehen.

Zu hart gegenüber einem Suizi- danten wollen wir nicht sein, er be-

geht ja kein Verbrechen. Betonen wir das aber zu sehr, dann laufen wir Ge- fahr, wieder sanft zu werden und Menschen zu ermutigen, anstatt ih- nen entgegenzutreten, und das wollen wir auch nicht.

„Wir sind in den Niederlanden in der Diskussion sehr viel weiter", findet Kuitert, „auch, was die Macht der Medizin anbelangt." Ein letztes Dilemma zum Abschluß:

Wir können nicht mehr so ein- fach aus dem Leben heraus. Das Ge-

sundheitswesen bewacht und bewahrt

Harry M Kuitert

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Kreuz Verlag

unser Leben! Das ist der Grund, daß nicht nur Euthanasie, sondern auch Suizid neu beachtet werden muß .. . Es liegt mir nicht fern auszuspre- chen, daß wir in unserer Gesellschaft in Zukunft mehr Suizid nötig haben werden . . . Lungenentzündung, Herzinfarkt, Tuberkulose, viele Sor- ten von Krebs — es waren früher viel- leicht leichte oder harte Auswege, aber in jedem Fall Auswege aus dem Leben, die nun blockiert sind. Dar- um habe ich zum Schluß dafür plä- diert, daß Suizid sein darf, auch wenn er in den meisten Fällen eine tragische Katastrophe ist und ein Mensch verpflichtet ist, diese Kata- strophe zu vermeiden, wenn andere dadurch unwiderruflich Schaden nehmen. Sabine Dauth

Index für Spitzen- Wissenschaftler

„Diverse Hemmnisse stehen der Effizienz der Forschung in der Bundesrepublik entgegen. An guten Leuten fehlt es nicht, nur müßten diese aus der groben Masse heraus- gefiltert und dann — möglichst unbü- rokratisch — gezielt unterstützt wer- den." So war es in einer Titelge- schichte des Deutschen Ärzteblattes zum Thema: „Auslese von Spitzen- wissenschaftlern" zu lesen. Wie aber die Qualität von Wissenschaft- lern messen? Laut Dr. Siegfried Lehrl von der Abteilung für medizi- nische Psychologie und Psychopa- thometrie der psychiatrischen Klinik der Universität Erlangen—Nürnberg gibt es einen relativ einfachen Para- meter mit hoher Validität und Stabi- lität, durch den Wissenschaftler nach ihrer Produktivität und Quali- tät vergleichbar sind. Dies sei nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken, daß wissenschaftliche Produktivität und Qualität in einem engen Zusam- menhang stehen.

Der einfache Parameter ist der Science Impact Index (SII). Er ent- spricht der Anzahl der verschiede- nen Autoren, die einen Wissen- schaftler oder ein Institut im Bezugs- zeitraum eines Jahres zitieren. Den Wert ermittle man, so Dr. Lehrl, an- hand der Science Citation Index.

Wer sind nun die Leute, die aus der grauen Masse herausgefiltert werden müßten? Nach den Untersu- chungen der Abteilung für medizini- sche Psychologie und Psychopatho- metrie sind es in der Neurologie und Psychiatrie übereinstimmend Wis- senschaftler mit einem SII von 7 bis 29. Ab einem SII gleich 30 beginnen die hervorragenden Wissenschaftler.

Das Maximum liegt bei etwa 50.

Nach Lehrl müßten diese Bewertun- gen auf andere Fachgebiete über- tragbar sein. Nach den bisher durch- geführten Untersuchungen der Er- langer Abteilung könne man For- schern, die nach Angaben im Scien- ce Citation Index mehr als sieben- mal pro Jahr zitiert werden, zutrau- en, daß sie ihre Projekte in wis- senschaftlichen Kreisen durchset- zen. EB A-1496 (72) Dt. Ärztebl. 84, Heft 21, 21. Mai 1987

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