Tabelle 3: Operative Eingriffe und ihre Komplikationen
Eingriffe Anzahl Komplika-
tionsrate in % 8329
4741 3467 3399 2795 2584 2118 1976 779 449 357 319 274 261
5,2 6,1 6,5 4,5 5,9 9,4 9,1 5,2 5,5 7,7 5,3 6,6 4,0 8,4 1. Sectio
2. Vaginale Hysterektomie und Scheidenraffung 3. Abdominale Hysterektomie
4. Vaginale Hysterektomie
5. Adnektomie (pathologische Adnexe) 6. Abdominale Hysterektomie und Adnektomie
(pathologische Adnexe)
7. Abdominale Hysterektomie und Adnektomie (normale Adnexe)
8. Ablatio mammae 9. Scheidenraffung
10. Vaginale Hysterektomie und Adnektomie (normale Adnexe) und Scheidenraffung 11. Vaginale Hysterektomie und Adnektomie
(normale Adnexe)
12. Vaginale Hysterektomie und Adnektomie (pathologische Adnexe)
13. Adnektomie (normale Adnexe)
14. Vaginale Hysterektomie und Adnektomie (pathologische Adnexe) und Scheidenraffung Tabelle 1: Vergleich
1. Studie 2. Studie Eingriffe
Komplika- tionen Risiko- faktoren
7 12 6 19
16 6
Tabelle 2: Grundlage der Qualitätssicherung Zahl der Kliniken 101 Zahl der Operationen 32 213 Operationen pro Klinik:
—Durchschnitt 319
—Maximal 881
—Mittel 353
—Minimal 33
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
ÜBERSICHTSAUFSATZ
Qualitätssicherung in der operativen Gynäkologie
Auf freiwilliger Basis haben sich innerhalb eines Jah- res 101 Frauenkliniken an einer Studie zur Qualitäts- Günther
Stark
sicherung in der operativen Gynäkologie beteiligt.Jede Klinik erhielt zum Abschluß der Erhebung ihre eigenen Ergebnisse und die der Gesamtstudie.
„2. postoperative Studie — Gyn. 84”
Aus der Frauenklinik im Klinikum Nürnberg (Vorstand: Professor Dr. med. Günther Stark)
.•
ber die Ergebnisse der ersten
In Studie zur Qualitätssicherung
in der operativen Gynäkologie, an der 85 Kliniken mit insgesamt 55 000 operativen Eingriffen teil- genommen haben, haben wir 1982 in dieser Zeitschrift berichtet. Auf- grund dieser Studie ergaben sich für die Fortführung einige wesent- liche Konsequenzen. So ließ sich nachweisen, daß zwei große Ope- rations-Gruppen statistisch nicht optimal von Klinik zu Klinik vergli- chen werden konnten.
Die erste Gruppe umfaßte die mei- sten operativen Fälle, wie zum Bei-
spiel Sterilisationen, die in einer großen Zahl durchgeführt wurden, bei denen aber die Komplikations- rate so klein war, daß sie nicht re- levant war.
In der zweiten Gruppe waren die weniger häufigen Eingriffe wie zum Beispiel die Radikaloperation nach Wertheim, die die größte Komplikationsrate hatte, die aber fallmäßig so selten gemacht wur- de, daß ein Vergleich wegen der kleinen Zahl nicht möglich war.
Das war der Grund, weswegen wir bei der zweiten Studie sowohl die operativen Eingriffe als auch die
Komplikationen weniger erfaßt ha- ben. Bei den Operationen kamen nur die zur Auswertung, die auf- grund der ersten Studie am häu- figsten in unserem Fachgebiet durchgeführt werden und eine re- lativ hohe Komplikationsdichte haben. Bei den Komplikationen wurden nur die wesentlichen er- faßt. Einen Vergleich der ersten und zweiten Studie gibt Tabelle 1 wieder.
Für jeden operativen Eingriff muß- te ein Erhebungsbogen ausgefüllt werden, dessen Auswertung in Ta- belle 2 aufgeführt ist. Über Zahl
Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 44 vom 29. Oktober 1986 (55) 3037
Operative Gynäkologie
27,5 7036
1427 427 1 RF
2 RF 3 RF
21,8 4,4 1,3
Tabelle 4: Risikofaktoren (RF) Anzahl I % I gesamt % Malignom
Alter > 70
kardiorespiratorisch Diabetes
Hb <
8
g%Blutgerinnungsstörung Mehrfachnennungen
3524 2026 1575 365 253 174
10,9 6,3 4,9 1,1 0,8 0,5
24,5
Tabelle 5: Komplikationen Verlängerte Liegezeit 3,3%
(davon Wundhei- lungsstörungen) Intensivpflege Fieber Verletzungen Reoperationen
2,6%
0,9%
0,8%
1,0%
0,8%
Verstorben 0,2%
Gesamt 7,0%
50
Anzahl der Kliniken
0 5 10
0/0Gesamt-Komplikationsrate
Klinik: x Durchschnitt aller
Kliniken
und die Gesamtkomplikationsrateinformiert Tabelle 3. Insgesamt fanden wir in 24,5 Prozent Risiko- faktoren, an erster Stelle das Mali- gnom (siehe Tabelle 4).
Bei den Komplikationen (Tabelle 5) lag die verlängerte Liegezeit mit 3,3 Prozent an erster Stelle, wobei darin die Zahl von 2,6 Prozent Wundheilungsstörungen mit ent- halten ist. Alle anderen wesent- lichen Komplikationen lagen um 1 Prozent und weniger. Die Letalität aller Eingriffe wurde mit 0,2 Pro- zent registriert. Damit ergab sich eine Gesamt-Komplikationsrate von 7 Prozent im Durchschnitt.
Jede Klinik erhielt ihre Einzeler- gebnisse und gleichzeitig zum Vergleich die Werte der Gesamt- studie. Zusätzlich wurde ihr ein
Diagramm mitgeschickt für jeden operativen Eingriff, aus dem sie entnehmen kann, wie sie im Ver- hältnis zur Gesamtstudie mit ihrer Komplikationsrate liegt (ein Bei- spiel zeigt die Abbildung). Die Kli- nik hat dadurch die Möglichkeit zu vergleichen, ob sie mit ihren Er- gebnissen besser oder schlechter liegt als der Durchschnitt. Anhand der Risikofaktoren ließ sich erse- hen, ob zum Beispiel die Zusam- mensetzung des eigenen Kranken- gutes die Ursache der Abwei- chung war. Interessant ist, daß der Vergleich unserer beiden Studien (1980 und 1984) zur Qualitätssi- cherung zeigt, daß die Komplika- tionsraten für den jeweiligen ope- rativen Eingriff bei beiden Studien fast identisch sind. Eine Empfeh- lung für das weitere Vorgehen zur Qualitätssicherung in der operati-
Abbildung: Diagramm-Beispiel: abdominale Hysterektomie
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
3038 (56) Heft 44 vom 29. Oktober 1986 83. Jahrgang Ausgabe A
ven Gynäkologie gibt die nachste- hende Aufstellung:
> Durchführung auf freiwilliger Grundlage
> Anonym mit Code-Nummer
> Einfache und praktikable An- wendung
> Breite Basis (kleine wie große Kliniken)
> Ausreichende Fallzahl (Studie gegebenenfalls über zwei Jahre)
> Wenige Erhebungspunkte (Ein- griffe, Komplikationen, Risikofak- toren)
> Festlegung eines Standards:
(zum Beispiel Gesamtkomplika- tionsrate für den jeweiligen opera- tiven Eingriff beziehungsweise für Risikofaktoren).
Wir danken Professor Dr. Hans- Konrad Selbmann, Direktor der Abteilung für Medizinische Doku- mentation in Tübingen, für die sta- tistische Bearbeitung der Ergeb- nisse.
Literatur
(1) Stark, G.: Problematik der Qualitätssiche- rung in der Gynäkologie. Archiv of Gynecology 232, 1-4 (1981), 574-584 — (2) Stark, G.;
Schmidt, H.; Beck, L.: Qualitätssicherung in der operativen Gynäkologie. Deutsches Arzte- blatt 79/45 (1982), 37-40 — (3) Stark, G.: Quali- tätssicherung in der operativen Gynäkologie.
Archiv of Gynecology 238, 1-4 (1985), 517-524
Anschrift des Verfassers:
Professor
Dr. med. Günther Stark Vorstand der Frauenklinik
— Klinikum — Flurstraße 7 8500 Nürnberg 90