Zeichnung: Gerd Gluck/CCC
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Federico Fellini FEUILLETON
Frage: In Amerika?
Fellini: Das ist ja eine alte Versu- chung von mir. Aber es gibt da so viele Probleme, die mir un- überwindbar erscheinen. Ich schäme mich auch ein bißchen, daß ich nicht den Mut habe, das einfach zu machen. So finde ich immer tausend Entschuldigun- gen, um es bleibenzulassen.
Frage: Wie steht es mit der Verfil- mung von Kafkas „Amerika"?
Fellini: Ach, das ist eins der Pro- jekte wie der „Orlando Furioso"
oder „Jerusalemme e liberata", bei denen warte ich immer auf die definitive Idee der Umset- zung. Kafkas „Amerika" hat
mich fasziniert wegen einer Ana- logie: Kafka hat Amerika in sei- nem Buch so präzise beschrie- ben, ohne jemals dagewesen zu sein. Das ist selbst für uns, die schon viele amerikanische Filme gesehen haben, ganz präzise, wie es immer präziser ist, sich Dinge vorzustellen als sie selbst erlebt zu haben. Ich bin von die- ser Vorgehensweise sehr ange- tan. Ich fände es spannend, ei- nen Film über Amerika zu ma- chen, ohne jemals dagewesen zu sein.
Frage: Waren Sie denn schon mal in Amerika?
Fellini: Ja, ein paar Mal, aber im- mer nur im Hotel —wie hier auch.
Vom Rest habe ich nichts gese- hen. Wahrscheinlich werde ich noch eines Tages am Nordpol in einem Iglu sitzen und den Eisbä- ren erzählen, wie das nun ist mit dem Fernsehen.
Frage: Wo würden Sie einen Film über Amerika drehen?
Fellini: Im Teatro 5 in der Cine- cittä natürlich, quasi als ein um- gedrehter Christoph Columbus.
Federico Fellini wurde von Petra Gall / Agentur Zebra, Berlin, fotografiert.
Geschenke des Himmels
Konfessionelle Novitäten auf dem Büchermarkt
Propagiert werden Bestseller und deren Stars meist bei den Belletristik- und Sachbuchverle- gern. Doch nicht selten stellen sich — als „Geschenk des Him- mels" die wahren Langzeiterfol- ge in den Programmen der kon- fessionell ausgerichteten Buch- verlage ein. So hat der „TV-Pfar- rer" Jörg Zink mit seinen Bü- chern mittlerweile eine Gesamt- auflage von fast zehn Millionen Exemplaren erreicht. Pater Phil Bosmans dominierte mit seinen Titeln jahrelang sogar auf der
„Spiegel"-Bestsellerliste. Und Karl Rahner gehörte ebenso zu den Auflagen-Millionären, wie dies bei Hans Küng der Fall ist.
Ja, in diesem Buchmarkt-Feld tä- tige Verleger scheinen eine treue Gemeinde zu haben. Das läßt sich aus dem breitgefächerten Novitäten-Angebot schlußfol- gern, mit dem die Bücher-Produ- zenten in diesem Frühjahr auf- warten. Die Trends auch dies- mal: der Blick zurück, der Blick nach vorn und neu hinzugekom- men die Beschäftigung mit Reli-
gionsgruppen jenseits Europas und des Christentums sowie mögliche Gemeinsamkeiten.
So bietet Herder z. B. den Titel
„Buddha für Christen" an. Bei Grünewald heißt das Thema
„Der unbekannte Christus im Hinduismus". GTB Siebenstern lädt unter dem Titel „Offene Tü- ren" zu Begegnungen mit Chri- sten in China ein. Bei Walter geht es um „Afrikanische Befrei- ungstheologie". List präsentiert
„Indische Heilige". Um Entste- hung und Aufbau des „Jüdi- schen Kalenders" geht es bei Athenäum, um die „Propheten in der Bibel" bei Knecht und um
„Legenda Aurea", das Leben der Heiligen" bei Pattloch.
Anlaß zu vielschichtigem Ge- sprächsstoff dürften auch noch andere Publikationen liefern. So der von Jens, Küng und Kuschel herausgegebene Band „Theolo- gie und Literatur, zum Stand des Dialogs" (Kindler). Oder Helmut Thieleckes Gedanken zur Zu- sammenkunft des Christentums
„Auf der Suche nach dem verlo- renen Wort" (Hoffmann und Campe). Aber auch Bücher wie
„Zwei Kirchen — eine Moral?"
(Pustet) oder „Ungewisses Jen- seits? Himmel, Hölle, Fegefeuer"
(Patmos) werden ihre Leser fin- den. W. Christian Schmitt 972 (70) Heft 14 vom 2. April 1986 83. Jahrgang Ausgabe A