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er selbst nicht Briefmar- ken sammelt, hat keine Ahnung, welche Möglich- keit er ausser acht lässt, sich ein ganzes Wissensgebiet zu erschliessen, das in einzigartiger Weise die Allgemeinbildung erweitert.Erst seit dem Gespräch mit unserem Autor wissen wir, dass Liebhaber Briefmarken einerseits zu Länder- sammlungen, anderseits zu Mo- tivsammlungen zusammentragen und ordnen. Eine Ländersammlung zu
vervollständigen, kann sich überaus schwierig und vor allem äusserst kostspielig gestalten. Die Motivsamm- lung dagegen lässt dem Sammler mehr Spielraum,fordert aber sein systemati- sches Denken und seinen Spürsinn nicht weniger und ist- vielleicht - gar nie vollständig abzuschliessen.
Es war ursprünglich in keiner Weise das Ziel unserer Redaktionsarbeit, in diese Ausgabe über den Wald auch die Philatelie einzubeziehen; die Begeg- nung mit Förster Konrad Häne und
Ein Förster als Philatelist
Der Wald
seiner Sammlung hat durchaus neben- bei stattgefunden. Die vorliegende Dokumentation, die ihrem Besitzer den Zugang zur Weltausstellung öffnet. hat uns aber auf Anhieb gefesselt. Mit ihren Symbolen zum Thema Wald und Forstwirtschaft gewährt sie vertieften Einblick in den weiten Bereich des Waldes, in die Vielfalt seines Erschei- nungsbildes, zeigt sie seine Feinde und Nöte, seine Nutzung und nicht :::ulet:::t seine öffentliche und kulturelle Aufgabe und Ausstrahlung. J. F.
ein Briefmarkenmo tiv
Das Sammeln von Briefmarken nach Motiven erfreut ich zunehmender Beliebtheit. Als in der Forschung tätigem För ter liegt mir daran, mein Allgemeinwis en um den Wald zu erweitern. Da eine Motivsammlung nie voll tändig i t, gilt e laufend, neue Er- kenntnisse zu gewinnen und philateli-
tische euer cheinungen zu erwerben.
Gleichzeitig ehe ich, da s ich dem Laien die Aufgaben und die Bedeutung des Walde auf eine nicht alltägliche Art nahebringen kann. Meine Samm- lung Wald und For twirtschaft- ei e an Ausstellungen oder an Diavorträgen - hat wohl chon manchen aturkunde- unterricht bereichert.
Spürsinn und Kontakt mit Gleichgesinnten
Mit dem Motivsammeln begann ich 1976. Nach dem Studium ämtlicher Länder-Briefmarkenkataloge - da ind immerhin rund 11 000 Seiten - er teil- te ich eine Fehlli te und versucht , die gewün chtcn philat li ti chen Belege wie Einzelmarken, Postkarten, Stempel
hotel Journal Winter 1990
Von Konrad Häne
und andere mehr zu ergattern. Dazu ist ein guter Kontakt mit Gleichge inn- ten im In- und Ausland unumgänglich.
So bin ich Mitglied bei der Deutschen Motivgemein chaft owie beim Schweizeri chen Motiv arnmlerverein (SMV). In der Ortsgruppe Zürich de SMV, deren Leitung ich vor zwei Jahren übernommen habe kommen wir jährlich bis zehnmal zu arnmen. Wir hören Vorträge, di kutieren und tau-
chen Briefmarken untereinander. Seit 1985 beteiligte ich mich mit gutem Erfolg an Briefmarkenau tellungen.
Im vergangenen September i t meine
«Wald ammlung» an der ationalen Briefmarken-Au tellung «Helvetia 90» in Genf mit einer Gros vermeil- Medaille au gezeichnet worden - die Qualifikation für die Beteiligung an einer Weltau tellung!
Die Sammlung -
ein Gesamtbild des Waldes
Meine Sammlung umfa t z hn Haupt- gruppen. Die Gehölzarte11 ind unt r- teilt in adel- und Laubg hölze. B i
den Nadelbaumarten ind die Kiefern-, Eiben- und Wacholdergewächse, bei den Laubhölzern die Buchen-, Birken-.
Ahorn- und Palmengewäch e auf ge- führt. Im Kapitel Waldbau und Bestan- desformen werden Gebirg -, Mittel- und iederwald owie der Urwald in ihren Eigenarten, ihrem Vorkommen und mit ihren Vor- und achteilen darge tellt.
Die Gruppe Verjüngung und Bestan- desbegründung i t unterteilt in die natürliche Verjüngung durch Stock- aus chlag owie durch Samenanflug (leichter Samen wie Birke, Ahorn.
Fichte, Föhre) oder durch Samenauf- chlag ( chwerere Samen. etwa Eiche).
Bei den kün tlichen Verjüngung arten werden er chiedene Pflanzmethoden auf Briefmarken gezeigt.
Die Arbeitswissenschaft umgrenzt die Bereich Unfallverhütung. den ma- nuellen und mas hineilen Holzein-
chlag. den Holztran port, die Holzla- gerun0 owie da for tliche lngenieur- we en, vor allem erbauungen. 1it philat li tisch n Bel gen i r in b on-
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»SCHÜTZT DEN WALD
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1 Schweiz 1975. Bergahornblatt mit Frucht. In unseren Wäldern wachsen Berg-, Spitz- und Feld- ahorn. Im Herbst fasziniert das rötlich bis goldgelb leuchtende Laub.
2 Fürstentum Liechtenstein 1980.
Buchen auf Matrula im Frühling. In der Schweiz ist die Rotbuche mit einem Anteil von rund einem Fünftel die häufigste Laubbaumart. Sie erreicht, je nach Standort, eine Höhe von gegen 40 Metern
.Das Holz dient vor allem zur Herstel- lung von Möbeln.
3 Österreich 1985. Jahr des Waldes. Die Markenblock-Ausgabe zeigt gesunden Wald umgeben von geschädigten Baumbeständen mit einigen Schadstoffverursachern.
Würde das Bild des «gesunden Waldes » aus dem Block heraus- getrennt, ginge die Aussage der Darstellung verloren.
4 Russland 1980. Sibirische Kiefer (Föhre). Die Sibirische Kiefer, eine nahe Verwandte imse- rer im Gebirge heimischen Arve, ist gut erkenntlich an den yerschieden farbigen Nadeln mit dreieckigem
Querschnitt. Die Nadelbüschel bestehen, anders als bei unserer gewöhnlichen Waldföhre , ausfü.nf Nadeln.
5 Bundesrepublik Deutschland 1979. Blätter, Blüten und Früchte der Rotbuche. Die Blätter der Rotbuche (Gemeine Buche) sind grobgezähnt und spitz. Die männli- chen Kätzchen sind fast kugelig, die weiblichen Blüten stehen aufrecht.
die ( essbare) Frucht (unten rechts) ist braun und dreikantig in einem vierteiligen, stacheligen Frucht- becher.
6 Finnland 1971. Baumfällen und Transport von Nut::.hol:stämmen.
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Für tentum Liechtenstein 19 0.
För ter beim Abmessen von ut:- holzstämmen.
hotel joumal Winter 1990
hotel journal Winter 1990
Fürstentum Liechtenstein 1980.
Buche in Mischwald Schaan
. DieMarke wurde zu Beginn der achtziger Jahre zur schönsten Briefmarke der Welt erklärt.
Ein idealer Mischwald besteht aus etwa vier bis acht Baumarten, wobei sowohl Nadel- wie auch Laubholz vertreten sein sollten. Die Pflege eines Mischwaldes ist auf- wendiger und schwieriger als diejenige eines Reinbestandes, dafür ist der Misch» ald wesentlich weniger anfällig für Krankheiten
und widerstand fähiger gegenextrerne Witterungseinflüsse.
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PtceaabiesEPICEA
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I Zypem 1979. Die Zeder kann bis 2000 Jahre alt werden. Ihr Holz war, vor allem im Libanon, schon im 3. Jahrtausend v. Chr.
begehrt. Es wurde für den Schiff und Hausbau verwendet. Zedemöl diente der Einbalsamierung.
2 Frankreich 1985. Die Fichte, auch Rottanne genannt, gehört zur Familie der Kieferngewächse. Sie erreicht bei uns eine Höhe von gegen 50 Metern. Ihre Nadeln sind vierkantig und spiralförmig um den Zweig angeordnet, ihre Zapfen sind hängend, im Gegensatz zu denjenigen der Weisstanne, die aufrechtstehen.
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dere der Holztransport gut dokumen- tiert, sei es die Arbeit mit dem «Zappi»
oder das Rollen der utzholzstämme auf Geleisen, dann der Transport durch Flösserei, durch Seilbringung oder mittels Raupenschleppern und zu guter Letzt mit Hilfe von Tieren, nämlich Pferden, Ochsen und Elefanten.
Raritäten
Die Hauptgruppe Forstschutz macht auf die grossen und kleinen natürlichen Feinde des Waldes aufmerksam. Es sind dies zunächst die anorganischen Einflüs e wie beispielsweise Erosion (Bodenabtragung durch Wasser oder Wind), Über chwemmung, Stürme, Hitze und Dürre owie Lawinen. Als weitere «WaldfeindeY> folgen das Feuer, die tierischen und die pflanzli- chen Schädlinge und deren Bekämp- fung - und der Men eh ... ? Erwähnens- wert in dieser Gruppe ist die 1964 im Iran erschienene Briefmarke, welche den Ulmensplintkäfer zeigt, einen von etwa 225 in Europa vorkommenden Borkenkäfern. Diese Briefmarke zeigt als einzige auf der Welt den «Kanibali Borki»! Zu dieser Gruppe gehört auch das älteste Dokument meiner Motiv-
ammlung: ein Brief, adres iert
«An unsern Forst-und Wildmeister zu Lolditz», au dem Jahre l683!
Die Hauptgruppe Vermessung und Kartierung ist philateli ti eh nur pär- lich vertreten. Das Kapitel Forstein- richtung, Bewirtschaftung und Ver- waltung enthält zum Teil bi 150 Jahre alte Belege von öffentlichen und privaten For tverwaltungen.
Die Gruppen Handel mit Forsterzeug- nissen und Verwendung behandeln die verschiedenen Holz ortimente, deren Verarbeitung und Verwendung. Dazu gehören auch ebennutzungen de Walde , beispiel wei e das Jagdwe eo, die Verwertung von Baumrinden, amt einer von einem ru i chen Gefange- nenlager aus ver andten Po tkarte au Birkenrind ! Schmuckr i ig gehört ebenfall dazu, owie e sbare Wald- pflanzen, vor allem Beeren und Pilze.
Vom Umweltschutz bi :ur Rodun°
Da letzte und zugleich grö ste Kapitel i t mit Forstpolitik üb rschrieben. Es beginnt mit atur- und Land chaft -, Pflanz n-, Umwelt-und G wä er- schutz owie der Wa erver orgung.
Weit r Unt rkapiteJ incl die arional- parks, der Wald als Erholung tätt
sowie der Einnuss des Waldes auf die Umgebung, auf Religionen, Kunst, Brauchtum (Weihnachten, Sagen und Märchen usw.) und die Bedeutung des Waldes für das Militär. Interessant sind auch die Belege über forstliche Aus- stellungen, Kongresse, Holzgewerk- schaften und Försterverbände.
Den Abschluss der umfangreichen Sammlung bildet da Unterkapitel
«Der Wald als amenspender». Viele Ortsnamen, Ortsbezeichnungen und Regionen verdanken ihre amenge- bung dem Wald. So etwa Ort. chaften wie Wald, Walde, Waldkirch. Wald- stätte, Trachselwald (das sich vom Wald der Drechsler ableitet), Ob-und
idwalden usw. Intere sant ist auch die Ableitung von Rüti, Rüthi, Rütli und Reutenen. welche ihren Ursprung der Landgewinnung durch «Wald- rodung mit der Axt» zu verdanken haben. Als Gegensatz eien die Orts- namen Schwandep, Schwendi genannt, die auf die <<Rodung mit Feuer»
(schwenten) zurückzuführen ind.
Konrad Hän , För-ter.
W L, ktion Waldbau. Oberwil-Lieli
hotel JOUmal Winter 1990