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Keller, H. M. (1990). Der Wald als Wasserspeicher: ein Ausgleichsbecken der Natur. Schweizer Hotel-Journal, 20(4), 36-38.

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Ein Ausgleichsbecken der Natur

Der Wald

als Wasserspeicher

Nur etwa mehr als ein Viertel der Schweiz i t von Wald bedeckt, gleich- wohl ist er ein eindrückliches Land-

chaftselement. Einerseits bedeutet der Wald Schutz gegen Lawinen, Stein-

chlag und Hochwasser, anderseit Er- holungsraum im weiten Sinne, zudem liefe1t er erneuerbare Ressourcen wie Holz und Wasser. Es wäre wohl wünschenswert, da s ein Wald alle diese Aufgaben gleichzeitig erfüllen könnte. An seiner Eigenschaft als Was- ser peicher erkennen wir, dass diesem Wunsche Grenzen gesetzt ind.

Der Wald in seinen sieht- und unsichtbaren Ausmassen

Für die Wasserspeicherung spielen die oberirdische, sieht- und messbare Gestalt de Waldes sowie eine unter- irdi chen, wenig bekannten Au ma e eine wichtige Rolle. Stämme, Ä te, Zweige, owie Blätter und adeln von Bäumen jeden Alters ergeben, zu am- men mit Sträuchern, Kräutern und Bodenstreu, den oberirdischen Teil de Waldes. Veränderungen des Waldbil- des im Laufe der Jahre zeiten, aber auch über längere Perioden hinweg ind in den chnellwüchsigen Mittel- landwäldern der Schweiz augenfällig;

in langsamwüch igen Nadelwaldbe- ständen des Gebirge ind sie oft nur schwer erkennbar. Über den Waldbo- den, eine Entwicklung eine Mächtig- keit, über seine Fähigkeit, Was er und Nährstoffe zu peichern, über die Durchwurzelung des Erdreiche. mit Haupt-, Neben-und Feinwurzeln wissen wir wenig. Von Bodenorgani. - men, vom Abbau der Streu und der gefallenen Blätter, Nadeln und Zw ige zu Nähr-und Mineral toffen hab n wir 36

Von Hans M. Keller

vielleicht eine leise Ahnung. Je nach geologischem Untergrund können die Verhältnisse auf engem Raum zudem stark variieren.

Ein Speicher, der sich leert und wieder füllt

Wenn es regnet oder schneit, wird ein Teil des gefallenen iederschlages im Kronendach des Waldes zurückgehal- ten. Je dichter das Kronendach, desto grösser ist dieser vorübergehende Wa servorrat, der ich al hauchdünner Wa serfilm um Blätter, Nadeln und Zweige legt. Pro Quadratmeter Wald- boden kann die e W a errnenge zwei bis fünf, in seltenen Fällen bis zehn Liter ausmachen. Er t wenn das ganze Kronendach na i t, fällt der weitere Regen auf den Waldboden. Hört der Niederschlag auf, wird es je nach Wetter eine be timmte Zeit dauern, bi die Krone wieder trocken i t. Im Sommer dauert die ein paar Stunden, im Spätherb t und Winter reicht dazu oft ein ganzer Tag nicht aus. Infolge dieser Wa serspeicherung gelangt eine beachtliche Menge iederschlag wa - ser gar nie in den Boden. So fallen in den Wäldern de chweizeri eben Mittellande jährlich nur etwa 70 bi 80 Prozent des iederschlage auf den Boden. In den regen-und chnee- reichen Voralpen dagegen 'ind e 85 bi 90 Prozent.

Den zweiten bedeutenderen Wa er- peicher bildet d r Waldboden.

Seine durchwurzelten Teile reichen in den Bergen häufig nur einen halben Meter oder wenig r ti f hinab. Zwar dicht durchwurz lt, kann ein Quadrat- meter Waldboden vielleicht 50 Liter Was er oder weniger peichem. And r-

seits gibt es unter günstigen klimati- schen und geologischen Verhältnis en Waldböden, in denen Wurzeln bis in eine Tiefe von drei Metern reichen und deren mächtige, durchwurzelte Bo- denhorizonte pro Quadratmeter bis fünfmal mehr Wasser aufzunehmen vermögen. Diese Speichervolumina sind aber nur bei trockenem Boden voll nutzbar, was selten und nur nach Trockenzeiten der Fall ist. Im übrigen ändert ich der Wassergehalt, als Spiegelbild der Witterung, laufend:

Bei Regen wird, wenn einmal das Kronendach durchtränkt i t, Was er in den Boden nachgeliefert. Im Sommer- halbjahr, bei schönem und regenfreiem Wetter, entziehen die Wurzeln dem Boden Wa er, es wird gleich am in die adeln und Blätter gepumpt und dort durch Spaltöffnungen al Wa er- dampf an die Atmosphäre abgegeben.

Die er al Tran piration bezeichnete Proze s erbringt im Sommer beträchtli- che Lei tungen. Täglich verdun ten pro Quadratmeter vier bi ech Liter. Bei zunehmender Trockenheit de Boden verringert ich die e Menge und inkt auf einen Liter pro Quadratmeter oder auf noch weniger ab. Der Bodenwa -

ergehalt ändert ich tändig, owohl ai onal wie täglich, bei ommerlichen Gewittern ogar tündlich.

\'on Schnee und Schneeschmel:e Im Winter fällt ieder chlag auch in Form von Schnee. Im Wald wird ein Teil de eu chnee in den Baumkro- nen zurückgehalten, ·o da die Schneed cke auf d m Boden in der Regel bedeutend dünner i t al au er- halb de Walde . ur m aldlü ken oder -lichtung n finden i h man hmal

hotel 1oumal W,nter 1990

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hotel Journal Winter 1990

Emil Zbinden (geb. 1908): «Napf-Blappach», 1969, Holzstich 19,9 x 31 ,5 cm. Eigentum:

Aebi & Co AG, Maschinenfabrik, Burgdorf Der Wald gestaltet die Landschaft in vielfälti- ger Weise. Die Gliederung in Wald und Nichtwald kennzeichnet auch den winterli- chen Wasserhaushalt. Die unterschiedliche Ablagerung von Schnee und die zeitlich gestaffelte Schmelze bewirken sowohl Abwechslung wie auch Ausgleich der ober- und unterirdischen Wasserspeicher der Landschaft.

mächtigere Schneedecken als aus er- halb des Walde . San t aber gilt: je dichter der Waldbestand, de to gerin- ger die Schneedecke.

In einer vielfältigen Land chaft ergibt ich demnach ein unterschiedliche Bild. Am meisten Schnee wei en die waldfreien Flächen auf, gefolgt von lückigen Wäldern und dichtstehenden Waldbe tänden. adelwälder wieder- um zeigen auf vergleichbaren Flächen weniger Schnee al Laubwälder. Im Frühling gelangt die e Schneedecke, ein Wa erspeicher in fe tem Zu tand.

zur Schmelze. Eine gleichmä ige Schneedecke hätte eine gleichmäs ige Schmelze zur Folge, welche gleichzei- tig viel Schmelzwa er und omit auch Hochwa er zur Folge haben kann.

Dank der in Topographie und Vegeta- tion bedeckung vielfältigen Land chaft findet in der Schweiz die Schnee- schmelze nicht überall gleichzeitig statt: Be onnte Hänge chmelzen zuer t und am chnell ten, im chatten dicht teh nder Waldbäume chmilzt der Schnee päter und lang amer, in tieferen Lagen beginnt die S hmelze

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früher, in höheren setzt ie oft er t ein, wenn die Täler bereits ausgeape1t sind. Häufig sind die Waldböden gegen

Ende der Schmelzperiode mit Was er gesättigt, der Bodenwa ser peicher i t voll, o da Starkregen im Spätfrüh- ling vom Boden kaum mehr aufgenom- men werden können. In solchen Situa- tionen i t die obere Grenze der abfluss- hemmenden Wirkung des Walde erreicht. Das Nieder chlag wa er kann im gesättigten Boden nicht mehr ge peichert werden, o dass auch Waldbäche und Waldflüs e gelegent- lich nicht ungefährliche Hochwa er führen. In olchen Fällen ist oft auch die Wirkung de Walde auf die me- chani ehe Festigung des Boden und der erosion gefährdeten Bacheingänge beeinträchtigt. Je nach Bodenart nimmt mit zunehmendem Was ergehalt die Rutschgefahr an Hängen zu.

Lehmigtonige Böden werden bei na ser Witterung ra eh in tabil, und Rut- schungen sind auch in Waldgebieten unvermeidlich. Ist die Schneeschmelze einmal vorbei und beginnt die Wald- vegetation zu wachsen, also auch Wa er durch die Pumpwirkung der Wurzeln zu verbrauchen, dann wird die Bodenfeuchte ständig verringert; der Bodenwasser peicher gewinnt an Ka- pazität. Je nach Witterung nimmt der 38

Wassergehalt des Bodens zu oder ab.

iederschläge, die grösser sind als der Rückhalte peicher de Waldbe tandes, bewirken eine Zunahme, der Wasser- entzug durch Transpiration eine Ab- nahme.

Die Wirkung heftiger Sommergewitter hängt de halb tark davon ab zu welchem Zeitpunkt diese Wassermen- ge auf den Boden gelangt, ob noch viel Speicherkapazität vorhanden i t. ach nas en Tagen sind die Speicherreser- ven klein, und die Gefahr von Hoch- was er teigt.

Waldschäden und ihre Folgen Wenn etwa durch Pilze, Borkenkäfer, durch Sturmwinde, Lawinen, durch anhaltende Trockenheit, durch Wald- brand, Fro tperioden und andere klimatische Einflü se einz lne Bäume oder ganze Waldflächen betroffen werden, ent tehen Wald chäden, die

ich auch auf den Wa erhau halt au wirken können.

Da der Waldboden at Speicher einen w itau grö eren Einflu hat al der oberirdi ehe Teil de Waldes, i hier in r ter Linie die chädliche Wirkung auf den Waldbod n betra ht t: Am bc- d utend t n i t wohl die Reduktion der Tran pirati n v rlu te. Obw hl nicht in allen Teil n nachgewie, en, gilt die

Das Wasser, welches in Waldgebieten :u Tale fliesst, ist mancherlei Ursprungs. Es stammt

von der steten Quelle am Berg wie auch vom Regen bei heftigen Gewittern. Im Frühling schmilzt der Schnee im Wald infolge der Beschattung langsamer als im offenen Land;

der Schneespeicher nährt dort noch lange Zeil Bäche und Flüsse.

Aufnahme: Hans M. Keller

Annahme, dass mit zunehmender mechanischer oder biologischer Schä- digung auch die Transpiration der Waldbäume abnimmt. Somit wird der Wasserspeicher während regenfreier Tage im Sommer weniger entleert. und bei nächsten Starkregen steht weniger Speicherkapazität zur Verfügung: Die Abflussmenge im Gerinne teigt. Ist der ganze Wald zerstört oder gerodet.

so dass gar keine schützende und was erverbrauchende Vegetation dek- ke mehr da ist, zeigt sich die Wirkung am ausgeprägte ten. Dann bleibt der Waldboden meist feuchter als vorher.

die Gefahr der Bodenerosion wächst.

De halb i t in olchen Fällen eine rasche Wiederbegrünung. wenn auch nur mit Sträuchern und Kräutern. ehr wichtig.

Aus diesem Grund schreibt das eidge- nö ische For tge etz vor, da die ge etzlich festgelegten Waldflächen stet mit Bäumen be tockt sein ollen.

Ent tehen im Wald gleichwohl Blös- en, die sich er t nach geraumer Zeit wieder begrünen (la en), ind bei Starkregen vor allem im Gebirge Rut chungen, Ero ion und Hochwas ·er mit all ihren Schäden zu erwarten.

Leider ind in der Schweiz Fälle von deutlichen Waldveränderungen in bezug auf den Was er hau halt nicht dokumentiert und gerne en worden.

Eine Quantifizierung auf die e Wei e ist de halb chwierig.

L, Binnendorf

hOlel joumal W,nter 1990

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