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Archiv "Klapperschlangenbisse: Falsche Angaben zur Spezies" (17.06.2005)

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M E D I Z I N

A

A1752 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 24⏐⏐17. Juni 2005

von Patientenkollektiven im Zeitraum von 1990 bis 2004 zeigen darüber hin- aus, dass eine Verbesserung der Situa- tion bisher nicht erreicht wurde. Dies ist nicht nur in Deutschland der Fall.

Ähnliche Untersuchungen aus den USA belegen für die Zeit zwischen 1990 und 1998 ein durchschnittliches Operationsalter von 4 bis 6 Jahren bei Orchidopexie, verglichen mit einem Durchschnittsalter von 4,3 Jahren im eigenen Patientenkollektiv von Januar 2000 bis Juni 2004 (1).

Entgegen den Erwartungen wurde der Hodenhochstand bei Kindern mit schweren Begleiterkrankungen in 18,8 Prozent der Fälle zeitgerecht vor Ende des zweiten Lebensjahres behandelt, dagegen nur bei 11,6 Prozent der Kin- der ohne schwere Begleiterkrankun- gen. Der höhere Anteil an zeitgerech- ter Behandlung bei Kindern mit schweren Begleiterkrankungen mag dabei an der intensiven kinderärztli- chen Betreuung liegen, die eine zeitge- rechte Zuweisung zur Operation er- möglicht hat.

Unter dem Gesichtspunkt einer späteren Fertilitätsstörung ist der The- rapiezeitpunkt, insbesondere bei Jun- gen mit bilateralem Hodenhochstand, besonders wichtig, weil die Fertilitäts- störung nicht durch den normalen kontralateralen Hoden kompensiert werden kann. Epidemiologische Lang- zeituntersuchungen ergaben, dass bei bilateralem Hodenhochstand die spä- tere Fertilität deutlich eingeschränkt ist, sowohl gemessen an der Zahl der Samenzellen im Spermiogramm als auch hinsichtlich der Rate der einge- tretenen Vaterschaft (2, 5, 6).

Während bei unilateralem Maldes- census testis eine Vaterschaft in etwa 90 Prozent der Fälle erreicht wird und damit statistische Unterschiede zu ei- nem Normalkollektiv nicht nachweis- bar sind (6), sinkt die Vaterschaftsrate nach bilateralem Maldescensus testis auf etwa 60 Prozent (5). Diese Unter- suchungen beziehen sich dabei zum Teil auf Patientenkollektive, die nach heutigen Erkenntnissen nicht zeitge- recht bis zum Ende des zweiten Le- bensjahres operiert wurden. Beson- ders Kinder mit bilateralem Hoden- hochstand profitieren hinsichtlich ei- ner Fertilitätsverbesserung von einer

zeitgerechten Operation. Im Patien- tenkollektiv (1/2000 bis 6/2004) war dies aber nur bei 17 Prozent der Kin- der mit bilateralem Hodenhochstand der Fall.

Obwohl nur geringe Erfolgsaussich- ten für eine Hormontherapie nach dem zweiten Lebensjahr bestehen und eine operative Therapie auf diese Wei- se weiter verzögert wird, waren 26 von 35 vorbehandelten Kindern älter als zwei Jahre.

Die Untersuchung belegt, dass bei der zeitlichen Therapieplanung des Maldescensus testis noch erheblicher Aufklärungsbedarf besteht.

Manuskript eingereicht: 13. 9. 2004, angenommen:

25. 10. 2004

Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2005; 102: A 1750 –1752 [Heft 24]

Literatur

1. Barthold JS, Gonzales R: The epidemiology of conge- nital cryptorchidism, testicular ascent and orchio- pexy. J Urol 2003; 170: 2396–2401.

2. Cortes D, Thorup JM, Visfeldt J: Cryptorchidism: as- pects of fertility and neoplasms. A study including data of 1,335 consecutive boys who underwent te- sticular biopsy simultaneously with surgery for cryp- torchidism. Horm Res 2001; 55: 21–27.

3. Hadziselimovic F, Herzog H: Hodenerkrankungen im Kindesalter. Stuttgart: Hippokrates-Verlag 1990.

4. Herrinton LJ, Zhao W, Husson G: Management of cryptorchidism and risk of testicular cancer. Am J Epi- demiol 2003; 157: 602–605.

5. Lee PA, Coughlin MT: Fertility after bilateral crypt- orchidism. Evaluation by paternity, hormone, and se- men data. Horm Res 2001; 55: 28–32.

6. Miller KD, Coughlin MT, Lee PA: Fertility after unilate- ral cryptorchidism. Paternity, time to conception, pre- treatment testicular localization and size, hormone and sperm parameter. Horm Res 2001; 55: 249–

253.

7. Rübben H, Goepel M: 8. Leitlinie zum Kryptorchis- mus. Urologe A 1998; 37: 666–667.

8. Schneck FX, Bellinger MF: Abnormalities of the testes and the scrotum and their surgical management. In:

Walsh PC, Retik AB, Vaughan ED, Wein AJ, eds.:

Campbell's Urology. 8thedition, Philadelphia: Saun- ders 2002; 2353–2394.

9. Weidner W, Miller J, Schoeder-Printzen I, Rascher W:

Kryptorchismus – eine Betrachtung aus andrologi- scher Sicht. Urologe A 1996; 35: 111–114.

Anschrift für die Verfasser:

Prof. Dr. med. Gerhard Zöller Urologische Universitätsklinik Göttingen Robert-Koch-Straße 40

37099 Göttingen

E-Mail: gzoeller@med.uni-goettingen.de

Falsche Angaben zur Spezies

Die Haltung exotischer Tiere erfreut sich seit einigen Jahren zunehmender Beliebtheit. Neben Infektionsgefahren, die von diesen Tieren ausgehen (1), neh- men auch Unfälle mit exotischen Tie- ren zu.

Eine wesentliche Voraussetzung zur erfolgreichen Therapie von Schlangen- bissen ist die sichere Identifizierung des Tieres. Dabei sollte die aktuelle Taxo- nomie verwendet werden, um für den Patienten lebensgefährliche Verwechs- lungen zu vermeiden. Die von Schaper und Mitautoren genannte „Familie der Crotalidae“ existiert nicht.

Gemäß der aktuellen „EMBL-Rep- tile-Database“ gehören Klapperschlan- gen zur Familie der Viperidae, die sich dann in die Unterfamilien Crotalinae, Viperinae und Azemiopinae aufteilt.

Innerhalb der Unterfamilie Crotali- nae, die die Grubenottern beherbergt, sind neben den von Schaper und Mitau- toren genannten Genera Agkistrodon, Crotalus und Sistrurus derzeit 19 wei- tere Genera amerikanischer und asiati- scher Grubenottern zusammengefasst.

Klapperschlangen, deren gemeinsames Merkmal die in Abbildung 2 des Bei- trags gezeigte Rassel am Schwanzende ist, rekrutieren sich aus den beiden Ge- nera Crotalus und Sistrurus. Die vier Spezies des Genus Agkistrodon (A. bili- neatus,A. contortix,A. piscivorus,A. tay- lori) weisen dieses Merkmal jedoch nicht auf, sodass die Zuordnung zu den Klap-

zu dem Beitrag

Klapperschlangenbisse

Vergiftungen durch exotische Haustiere nehmen zu

von

Dr. med. Andreas Schaper Dr. med. Luc de Haro Dr. med. Martin Ebbecke Dr. rer. nat. Herbert Desel Dr. med. Claus Langer in Heft 51–52/2004

DISKUSSION

(2)

perschlangen, wie im Artikel von Scha- per und Mitautoren geschehen, nicht ge- rechtfertigt ist. In diesem Zusammen- hang sei auch darauf hingewiesen, dass das in Abbildung 2 des Beitrags gezeigte Tier keine Crotalus durissus terrificus ist.

Bei dem abgebildeten Tier handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um ei- ne Crotalus atrox (infrage kämen even- tuell noch Farbvarianten von Crotalus ruber oder Crotalus vegrandis).

Bei Bissen einiger Crotalus spp. kön- nen lokale Symptome gänzlich fehlen.

Deshalb ist die Kenntnis der beißenden Schlange von entscheidender Bedeu- tung, um zu vermeiden, dass Patienten unter der Annahme, bei dem Biss sei kein Gift injiziert worden, falsch oder unzureichend behandelt werden. Trotz des Fehlens lokaler Symptome können systemische Symptome mit einiger zeit- licher Latenz auftreten. Bei Unklarheit darüber, welches Tier gebissen hat, soll- te das Tier auf jeden Fall sichergestellt werden und die Spezies umgehend von einem Spezialisten bestimmt werden.

Hinsichtlich der Therapie sollte dar- auf hingewiesen werden, dass seit dem 2. Oktober 2000 CroFab (SAVAGE Laboratories, Altana Inc., Melville NY) die Zulassung der US Food and Drug Administration (FDA) hat. (Hier wird ausnahmsweise der Handelsname ge- nannt, da kein generischer Name für dieses Medikament existiert.) Außer- dem ist es derzeit in Deutschland nur im Serumdepot Berlin, im Zoo Stuttgart und in der Giftnotrufzentrale München vorhanden, kann aber über Apotheken durch die International Clinical Service GmbH mit Sitz in München importiert werden.

CroFab enthält chromatographisch gereinigte Fab-Immunglobulin- frag- mente von Schafen, die mit dem Gift von Crotalus adamanteus, C. atrox, C.

scutulatus und Agkistrodon piscivorus immunisiert wurden. Eine gute Kreuz- wirksamkeit ist bei Vergiftungen durch Crotalus horridus atricaudatus, Agki- strodon contortix contortix, Sistrurus milliarius barbouri und Crotalus horri- dus horridus vorhanden. Bei der in dem Artikel von Schaper und Mitautoren dargestellten Zunahme von Klapper- schlangenbissen in Europa stellt CroFab sicherlich eine wichtige therapeutische Ergänzung dar.

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

Literatur

1. Schröter M, Roggentin P, Hofmann J, Speicher A, Laufs R, Mack D: Pet-snakes as a reservoir for Salmonella enterica subsp. diarizonae (Serogroup IIIb): a prospec- tive study. Applied and Environmental Microbiology 2004; 70: 613–615.

Priv.-Doz. Dr. med. Matthias Schröter Zentrum für klinisch-theoretische Medizin Institut für Infektionsmedizin

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52

20246 Hamburg

Schlusswort

Herrn Kollegen Schröter sei zunächst für die konstruktive und detailreiche Kritik unserer Arbeit gedankt. Die kor- rekte Identifizierung und Benennung der Giftschlange ist im Rahmen der Diagnostik eines Schlangenbisses natür- lich von entscheidender Bedeutung.

In der Notfallsituation – die meisten Bisse ereignen sich in den Abendstun- den und am Wochenende – ist der Schlangenhalter in der Regel der erfah- renste, verfügbare Schlangenexperte vor Ort. Daher müssen sich die behan- delnden Ärzte und Giftberater zumeist auf dessen Angaben verlassen. Die Er- fahrung der Autoren zeigt, dass dieses Vorgehen in der Regel für eine adäqua- te Therapieentscheidung ausreicht.

Die in Abbildung 2 des Beitrags dar- gestellte Klapperschlange wurde vom Halter als Crotalus durissus terrificus bezeichnet; eine durch den Leserbrief angeregte Nachbefragung zoologischer Experten ergab, dass es sich auch um ein Exemplar der verwandten Art Cro- talus atrox handeln könnte.

Herr Kollege Schröter kritisiert zu- dem die Verwendung des Begriffs „Cro- talidae“. Tatsächlich änderte sich vor ungefähr 20 Jahren die Taxonomie der Schlangen: Klapperschlangen werden seitdem als Unterfamilie Crotalinae der Familie der Viperidae zugerechnet. In die medizinische, und insbesondere auch in die klinisch-toxikologische Lite- ratur, hat diese Tatsache noch keinen umfassenden Eingang gefunden. Dieser Umstand zeigt sich auch in der kom- pletten Bezeichnung des von Herrn Schröter erwähnten neuen Antivenins,

dessen vollständige Name „CroFab – Crotalidae Polyvalent Immune Fab – Ovine“ lautet.

Die Ausführungen von Herrn Schrö- ter machen die Imponderabilien der Giftschlangenidentifizierung im Span- nungsfeld zwischen exakter zoologi- scher Bezeichnung und Praktikabilität in der Notfallsituation deutlich.

Dem interessierten Leser kann eine ausgesprochen hilfreiche, sehr konzise Zusammenfassung in einem der deutsch- sprachigen Standardwerke, dem Notfall- Handbuch Gifttiere von Junghanss und Bodio (1), zur Lektüre empfohlen wer- den.

Literatur

1. Junghanss T, Bodio M: Notfall-Handbuch Gifttiere.

Stuttgart New York: Georg Thieme Verlag 1996;

607–608.

Anschrift für die Verfasser:

Dr. med. Andreas Schaper

Giftinformationszentrum-Nord der Länder Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein Zentrum Pharmakologie und Toxikologie Bereich Humanmedizin, Universität Göttingen Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen E-Mail: aschaper@giz-nord.de

Zertifizierte Fortbildung:

Neutralität erforderlich

Die cme-Fortbildung im Deutschen Ärzteblatt ist didaktisch gut aufgebaut und optisch ansprechend gemacht. Al- lerdings sollten auch wissenschaftliche Seriosität, berufspolitische Neutralität M E D I Z I N

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 24⏐⏐17. Juni 2005 AA1753

zu dem Beitrag

Anorexia und Bulimia nervosa im Kindes- und Jugendalter

von

Dr. med. Kristian Holtkamp Prof. Dr. med. Beate Herpertz- Dahlmann

in Heft 1–2/2005

DISKUSSION

Referenzen

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