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Archiv "Brauchen wir Berater bei der Arzneitherapie?" (06.05.1983)

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Memorandum der Arzneimittelkommission zur Lage der Klinischen Pharmakologie

„Neue Erkenntnisse über bekannte Arzneistoffe sowie die Entwicklung immer neuer Wirkprinzipien erfor- dern eine verstärkte objektive Infor- mation besonders der niedergelas- senen Ärzte, die über 80% aller Arzneimittel verordnen.

Insbesondere brauchen die neuap- probierten Ärzte eine vertiefte Aus- bildung in praktischer Arzneiverord- nung. Deshalb ist es notwendig, daß der Unterricht in den klinisch therapeutischen Konferenzen wäh- rend des praktischen Jahres inten- siviert und zum Ende des klinischen Studiums eine mündliche Prüfung über Arzneitherapie als viertes Prü- fungsfach eingeführt wird.

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft setzte große Hoffnungen in die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz vom 10./11. 5. 1979, an den medizini- schen Fakultäten Lehrstühle oder Abteilungen für Klinische Pharma- kologie einzurichten, und begrüßte den Beschluß des 81. Deutschen Ärztetages, die Teilgebietsbezeich-

nung ,Klinische Pharmakologie'

zu

schaffen. Die Arzneimittelkommis- sion der deutschen Ärzteschaft stellt drei Jahre nach diesen Be- schlüssen fest, daß nur fünf der 26 medizinischen Fakultäten den Emp- fehlungen der Kultusministerkonfe- renz entsprochen haben und von den Landesärztekammern erst we- nige Ermächtigungen zur Weiterbil- dung im Teilgebiet Klinische Phar- makologie ausgesprochen werden konnten.

Da die Kürzung der Etatmittel die Versäumnisse der vergangenen Jahre unabänderlich festzuschrei- ben droht, ruft die Arzneimittelkom- mission der deutschen Ärzteschaft die Fachvertreter der Pharmakolo- gie sowie die Vertreter aller anderen klinischen Fächer auf, mit Nach- druck darauf hinzuarbeiten, daß Forschungs- und Lehreinrichtungen für Klinische Pharmakologie ge- schaffen werden. Die Klinische Pharmakologie sollte nicht, wie so vieles andere, dessen Wiege eben- falls in der Bundesrepublik stand, zum Importartikel werden."

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen FORUM

Brauchen wir

Berater bei der Arzneitherapie?

Mit Recht ist auf dem Deutschen Ärztetag in Mannheim 1978 und bei seiner Fortsetzung in Köln dar- auf hingewiesen worden, daß eine weitere Spezialisierung der Medi- zin die Gefahr einer Zersplitterung in sich birgt. Andererseits machen der enorme Erkenntniszuwachs auf vielen Gebieten der konserva- tiven Medizin und die fortschrei- tende Technisierung der Diagno- stik und in den operativen Fächern zunehmend erforderlich, daß der dort Tätige sich auf ein bestimm- tes Teilgebiet seines Fachs kon- zentriert, ohne dadurch für den

Rest seines Fachgebietes an Kom- petenz einzubüßen. Die Gefahr ei- ner „Überspezialisierung" scheint vielmehr darin zu liegen, daß der Spezialist seine Tätigkeit auf das- jenige Fachgebiet beschränkt, auf dem er sich besonders kompetent fühlt, ohne die Konsultation mit anderen Fachgenossen zu su- chen.

Das Ideal ist das Team, in dem jedes Mitglied ein gleich gutes Ba- siswissen, im Fach jedoch ver- schiedene Spezialkenntnisse mit- bringt.

Das trifft selbstverständlich für die Zusammenarbeit unter den gro- ßen Fachgebieten nur begrenzt zu. Der Internist wird sich weitge- hend auf den Rat des Ophthalmo- logen verlassen, während jedoch der letztere etwas von innerer Me- dizin verstehen muß, um z. B. sei- nen Glaukom-Patienten, der zu- gleich einen Bluthochdruck hat, richtig behandeln zu können.

Selbst Ärzte weitgehend autarker Disziplinen, wie Anästhesisten, müssen nicht nur mit der operati- ven Technik weitgehend vertraut sein, sondern auch die internisti- schen Risikofaktoren abschätzen können, um optimal tätig zu werden.

Ein besonderes gegenseitiges Verständnis für die Probleme des jeweiligen Faches erfordert die Beratung durch den diagnosti- schen Spezialisten, wie den Rönt- genologen, klinischen Chemiker, Mikrobiologen und schließlich den Pathologen, welche entschei- dende Grundlagen für das aktuelle bzw. zukünftige therapeutische Handeln liefern, ohne es selbst be- stimmen zu dürfen.

Durch den Beschluß des 81. Deut- schen Ärztetages 1978, das Teilge- biet Klinische Pharmakologie für Ärzte für Pharmakologie zu eta- blieren, wurde der erste entschei- dende Schritt einer Entwicklung nachgeholt, die sich in den angel- sächsischen und skandinavischen Ländern sowie in der Schweiz und in den Niederlanden bereits voll- zogen hatte. Dort gehört der kli- nisch erfahrene Berater in Arznei- mittelfragen nicht nur zum Stab der meisten Universitätskliniken, sondern auch der großen Kran- kenhäuser. Die Position des klini- schen Pharmakologen gegenüber seinen am Krankenbett tätigen Kollegen ist noch um vieles prekä- rer als diejenige der diagnostisch beratend tätigen Spezialisten. Er soll nämlich nicht mehr und nicht weniger tun, als die Arzneitherapie seiner Kollegen zu optimieren, oh- ne selbst therapeutisch tätig zu sein.

Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 18 vom 6. Mai 1983 65

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Klinische Pharmakologie

Immer spezifischer und differen- zierter wirkende neue Arzneimittel stellen erhöhte Anforderungen an das Wissen des Arztes über deren Wirkungsmechanismus und deren gezielten Einsatz.

Nachdem die Arzneimittelfor- schung ihre jahrelange Stagnation überwunden zu haben scheint und eine Reihe neuer, die bisherige Therapie revolutionierender Fer- tigarzneimittel angekündigt bzw.

eingeführt wurden, werden die An- sprüche an den Arzt bei der Aus- wahl des für den einzelnen Patien- ten am besten geeigneten Arznei- mittels weiter zunehmen. Anderer- seits besteht kein Zweifel daran, daß der Arzt über viele in der Bun- desrepublik angebotene Arznei- mittel vom Hersteller noch nicht umfassend und objektiv informiert wird. Das betrifft sowohl die An- wendungsgebiete und insbeson- dere die Risiken wie auch die pharmazeutische Qualität.

Bei der Wahl des für den einzelnen Patienten und seine Erkrankung geeignetsten Arzneimittels, d. h., bei der Differentialtherapie, kann der Arzt sich zwar auf eine Reihe bewährter Lehrbücher und Veröf- fentlichungen in kritisch redigier- ten Fachzeitschriften stützen; lei- der gründet sich nur ein Teil die- ser Informationen auf zufallsfreie vergleichende Studien an Patien- ten. Ein Großteil der ihm angebo- tenen Informationen zur Arznei- mittelwahl in solchen medizini- schen Zeitschriften, die Beiträge vornehmlich als Füllsel zwischen den Anzeigen oder als Vorausset- zung für die Insertion annahmen, oder Vorträge auf gewissen „ge- sponserten" Fortbildungsveran- staltungen sind für ihn jedoch kaum eine Hilfe.

Während folglich die eigene Er- fahrung mit häufiger verordneten Arzneimitteln in der Regel Richt- schnur seines Handelns ist, bedarf er in besonders gelagerten Fällen des Rates eines in Arzneimittelfra- gen besonders versierten, aber mit seinen praktischen Problemen vertrauten Kollegen. Da eine nicht

geringe Zahl experimentell tätiger Pharmakologen die letztere Vor- aussetzung nicht erfüllt, haben in vielen Ländern klinisch-pharma- kologisch ausgebildete Kollegen diese Funktion übernommen.

Daß auch in der Bundesrepublik ein starkes Bedürfnis für eine Konsultation in Arzneimittelfragen in Krankenhäusern der Schwer- punkt- und Regelversorgung und den Fachkrankenhäusern besteht, ergab eine von der Medizinisch- Pharmazeutischen Studiengesell- schaft durchgeführte Umfrage.

Rund 3/4 von den die Anfrage be- antwortenden 83 Krankenhäusern erachteten die Mitarbeit des klini- schen Pharmakologen im eigenen Bereich für wünschenswert. 12,5 Prozent der Häuser der Regelver- sorgung und 7,2 Prozent der Fach- krankenhäuser befanden sie dar- über hinaus für unerläßlich; insge- samt hielten 94 Prozent der ausge- werteten Krankenhäuser klinisch- pharmakologische Beratung für notwendig.

Diesen Desiderien stehen ernüch- ternde Fakten gegenüber: 97,5

Prozent der Krankenhäuser haben keinen klinischen Pharmakolo- gen, 94 Prozent sehen keine Mög- lichkeit, einen solchen einzustel- len. 71 Prozent können keinen Mit- arbeiter für diese Tätigkeit abstel- len, und 64 Prozent hätten noch nicht einmal einen Arbeitsraum für ihn.

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und ihre Mitglieder haben sich in den letz- ten beiden Dezennien immer wie- der für eine Etablierung und Insti- tutionalisierung der klinischen Pharmakologie in der Bundesre- publik eingesetzt. Die aktiven Mit- glieder der Arzneimittelkommis- sion haben deshalb auf der jüng- sten Gesamtsitzung das hier (auf der vorstehenden Seite) wiederge- gebene Memorandum zur Lage der klinischen Pharmakologie for- muliert und dem Vorstand der Bundesärztekammer vorgelegt, der seine Zustimmung gegeben hat. K. H. Kimbel

FORUM

Widerstreit zwischen Forschungs- nutzen und Patienten- interesse

Zu dem Artikel von Norbert Jachertz

in Heft 6/1983

Statt Anzeige

. Es ist bedrückend, die Ärzte- Funktionäre mehrheitlich im Schulterschluß mit SPD-Daten- schützer Bull zu sehen, der be- hauptet, die behandelnden Ärzte sähen das Problem wie er. In Wahrheit sind die forschenden Ärzte, die sich im Interesse der Pa- tienten gegen Blockade der For- schung durch überzogenen Da- tenschutz wenden, natürlich auch behandelnde Ärzte, nur wissen sie besser als jene Funktionäre, daß die Forschung von heute die The- rapie von morgen ist. Irgendje- mand hat doch den Code der an- onymisierten Daten, behauptet Ja- chertz, und er spricht gar von

„freiem Markt für Personenda- ten". Dieser Jemand ist bei ärztli- cher Forschung immer ein Arzt, der der Schweigepflicht unter- liegt. Unter Vernünftigen gilt, daß nur Kundige mitreden sollten. Wo ist der Kompetenznachweis der selbsternannten „Medizin-Infor- matiker"? Nicht einmal die Con- tergan-Katastrophe hätte geklärt werden können, wenn die For- schungsgegner damals schon ge- siegt hätten.

Jene Ärzte, die im Interesse einer besseren Medizin sich gegen die Blockade der Forschung wenden, handeln nicht nur in Übereinstim- mung mit dem Wissenschaftsrat, mit dem Grundgesetz und mit 68 Heft 18 vom 6. Mai 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A

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