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Cern - Trip

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Academic year: 2022

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Cern - Trip

CERN-Trip (17

Wir würden ja gerne mit denselben Worten beginnen wie tausend andere auch, etwa so: "Wie jedes Jahr fand auch heuer wieder ..." - "Die Fahrt war lang und anstrengend ... " - "In Zürich angekommen, gingen wir... " - "Sehr beeindruckt waren wir auch von ... "

Schlußendlich aber mußten wir uns eingestehen, daß in uns wohl bessere Geschichtenerzähler denn Balladen- sänger schlummerten, und besannen uns auf die Prosa, jegliche Lyrik über Bord werfend. Und so entstand ein

kleines Märchen:

Wolfgang Lukas

Babette Hebenstreit

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Aber das würde dann bestimmt niemand ernsthaft lesen wollen, geschweige denn dabei Begeisterung verspüren können. Also versuchen wir es lieber etwas kreativer. Kreativ waren wir nämlich schon während dieser Woche in der Schweiz, und als wir uns dort in den Zivilschutzbunkern, die uns als Unterkunft dienten, Gedanken über einen Reisebe- richt machten, beschlossen wir in unserer Euphorie, einfach in drei verschiedenen Sprachen unsere Dichtkunst unter Beweis zu stellen. Die führte zu einer Reihe von wahrhaft unglaubl ichen Reimen wie:

"Auch die Schweiz hat ihren Reiz!"

"Impre ive looks the SLS at PSI, I must confess."

"Les particle ont invi ible , mai l'accelerateur est vraiment incredible!"

Es waren einmal 7 kleine Physikstudenten. Sie waren alle noch jung und gänzlich unerfahren, und trotzdem hatten sie sich in den Kopf gesetzt, auszuziehen, um die weite Welt zu erkunden. Vor allem die Sagen und Legenden, die sich um ein magisches Artefakt rankten, den acceleratorus particulorum, hatten ihnen schon von Kindheit an keine Ruhe gelassen. Und eines Tages brachen sie gemeinsam auf, um in die unbekannten und berüchtigten Lande von Helvetien vorzudringen.

Die Reise war lange und beschwerlich, aber auch erfolgreich, denn sie stießen auf dem Wege auf weitere Gleichgesinnte, und so vermehrte sich ihre Zahl, bis sie beinahe vier Dutzend betrug. Viele dieser anderen Auserwählten waren aus dem orden angereist, in geringer Zahl aus Germanien, doch zum überwiegenden Teil aus den fernen Niederlanden.

Soweit gestärkt konnten sie sich ihrem Ziel immer weiter nähern. Doch auf der Reise gelangten sie an einige Orte, an denen kein Weg vorbeiführte; und das war gut so, denn so konnten sie sich den zahlreichen kleinen Wundem widmen und sich von den ortsansässigen Magiern und Alchimisten geistig vorbereiten lassen auf all das, wa ihnen noch bevorstehen sollte. Und so vergingen Tage und Nächte. Letztere mußten sie dicht gedrängt in Höhlen aus Stein verbringen, die so hefunter der Erde lagen, daß kein Sonnenstrahl sie dort je erleuchten konnte. Denn die Tavernen und Ga tstätten dieser Orte waren unerschwinglich für die jungen Abenteurer. Helvetien war nämlich auch ein sehr exklusives Land, in welchem nur die reichsten Men- schen wohnten.

Eines der mächtigsten Wunder war ein dem großen Weisen Paul Scherrer gewidmetes Bauwerk, das die Magier nur kurz "SLS" (Synchrotron Lichtquelle Schweiz) nannten. Es war ein ringformiges Gebäude, das sehr an die Legenden von fliegenden Untertassen erinnerte. In diesem sollten schon bald kleinste Partikelchen auf Bahnen im Kreise urnheIjagen und

Wahlnatan / Mai 2001

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22.4.2001)

Cern - Trip

Licht machen, doch war die Zeit noch nicht reif dafür.

Aber die kundigen Magier scheuten sich nicht, den Wissensdurst der jungen Abenteurer zu stillen und sie in zahlreiche Geheimnisse einzuweihen.

Schließlich führte sie die Reise in eine Region, in welcher man plötzlich nur noch die Sprache der Franken verstand. Doch auch diese Hürde konnte die Gruppe nicht schrecken, zumal sich doch immer wieder Menschen fanden, die zumindest der Sprache der Angelsachsen mächtig waren. Und mitten in jener Region türmte sich eines Tages vor ihren Augen das CERN auf. Es war kein Ungeheuer, und dennoch war es weit größer und beeindruckender, als sie es in ihren kühnsten Träumen auszudenken gewagt hätten. Auch mer wurden Teilchen im Kreise umhergejagt und auf unglaubliche Geschwindigkeiten bescWeunigt, um neue Erkenntnisse über das Universum zu gewinnen.

Der mächtigste Teil dieser gigantischen Stätte aber war noch nicht fertiggestellt. Hier sollten in baldiger Zukunft die Teilchen auf noch weit größere Wanderschaften geschickt werden, um bei den höchsten Geschwindigkeiten aufeinanderzuprallen, um sich augenblicklich in eine unvorstellbar große Menge Energie zu verwandeln und bei diesen und den folgenden Prozessen durch ihr Verhalten Aufschluß über das Wesen der Masse zu gewähren. Denn die Magier aus aller Herren Länder, die hier ihren Forschungen nachgingen, waren schon seit langer Zeit auf der verzweifelten Suche nach dem Fabelwesen

"Higgs-Boson", um ihr Weltbild endlich von Grund aufzufriedenstellend erklären zu können.

Da waren die Abenteurer - und unter ihnen insbeson- dere die 7 anfangs genannten - schwer beeindruckt.

Zahlreiche Wunder hatten sich ihren staunenden Augen offenbart. Und so beschwerlich die Strapazen auch gewesen sein mochten, so wußten sie doch eines mit Bestimmtheit: daß diese Reise sich wahrhaftig gelohnt hatte, und daß es nun ihre Pflicht und Bestimmung sein mußte, ihren Freunden davon zu berichten und ie davon zu überzeugen, selbst einmal eine solche Rei e zu unternehmen.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann studieren ie noch heute!:-)

Wahlnatan / Mai 2001

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