Obwohl wirksame und gut verträgliche Impfstoffe ver- fügbar sind, ist immer noch jährlich mit rund fünf Fällen von Diphtherie in Deutsch- land zu rechnen; einer der Er- krankten stirbt daran. Das Toxin des Erregers Coryne- bacterium diphtheriae schä- digt vor allem das Myokard.
Typisch sind lokale Entzün- dungszeichen im Bereich der oberen Luftwege und im Larynx mit fest haftenden Belägen. Diphtherie-Impf- stoffe enthalten inaktiviertes Toxin (Toxoid).
Im ersten Lebensjahr wer- den drei Impfungen in Kom- bination mit Tetanus- und Pertussistoxoid, Haemophi- lus influenza b (Hib), inakti- vierten Poliomyelitis-Viren (IPV) und Hepatitis B emp- fohlen. Auffrischungen müss- ten im zweiten Lebensjahr und im Alter von sechs bis zehn Jahren durchgeführt werden, dann lebenslang alle zehn Jahre, erinnerte Dr.
Ulrich Heininger (Basel) bei der Einführungs-Pressekon- ferenz Boostrix® (Smith Kline Beecham) in München.
Auch gegen Tetanus gibt es wirksame und gut verträg- liche Impfstoffe; trotzdem kommen in Deutschland jähr- lich noch bis zu 15 Fälle vor.
Das Toxin des Erregers Clo- stridium tetani verursacht to- nische Muskelkontraktionen mit der Folge von zentralner- vösen Komplikationen und Behinderung der Atmung.
Wie gegen Diphtherie beste-
hen auch gegen Tetanus im Erwachsenenalter große Im- munitätslücken, da die emp- fohlenen Auffrischimpfun- gen unvollständig oder gar nicht vorgenommen werden.
Vergleichbar ist die Situa- tion bei Pertussis, auch wenn durch Kinder-Impfprogram- me gegen Keuchhusten die Zahl der erkrankten Kinder drastisch verringert werden konnte. Aber es erkranken jedes Jahr immer noch nahe- zu 40 Millionen Menschen an Pertussis, und über 300 000 sterben infolge der Infektion mit Bordetella pertussis.
Pertussis werde zuneh- mend eine Erkrankung der Er- wachsenen, berichtete Heinin- ger. Da eine induzierte oder erworbene Immunität gegen diese Krankheit höchstens zehn Jahre anhält, haben trotz einer in manchen Ländern flächendeckenden Grundim- munisierung der Säuglinge viele der Jugendlichen und Er- wachsenen einen unzureichen- den Pertussis-Schutz. Das gilt für die USA, Frankreich und Deutschland.
Umsetzung der EU-Richtlinien Bei Sä glingen und Klein- kindern wird die Keuch- husten-Erkrankung aufgrund der typischen Symptomatik der drei Krankheitsstadien (Stadium catarrhale, Stadium convulsivum und Stadium decrementi) von den Ärzten schnell und sicher diagnosti-
ziert, nicht so dagegen bei Jugendlichen und Erwachse- nen. Deshalb sollte in diesem Alter bei jedem Husten, der zwei Wochen lang anhält und sich in der Nacht verschlim- mert, an eine Pertussis-Er- krankung gedacht werden.
Selbst eine hohe Durch- impfungsrate gegen Pertussis im Rahmen von Kinder-Impf- programmen reicht nicht aus, um den Erregerzyklus bei Ju- gendlichen und Erwachsenen zu unterbrechen. Daher be- kräftigte Heininger die For- derung nach einer konse- quent durchgeführten Auf- frischimpfung zehn Jahre nach der Grundimmunisie- rung und zur weiteren Auf- rechterhaltung der Immuni- tät alle weiteren zehn Jahre.
Moderne Kombinationsimpf- stoffe wie Boostrix erleich- tern heute die Auffrisch- impfung zusammen mit Diph- therie und Tetanus.
Die Ständige Impfkom- mission empfiehlt die erste Auffrischimpfung gegen Per- tussis bis zum Erreichen des 18. Lebensjahres. Empfohlen wird auch, dass alle nicht oder unvollständig immunisierten Kinder und Jugendlichen ei- ne vollständige Grundim- munisierung erhalten. Nur so kann ein hoher Immunitäts- grad in der Bevölkerung sichergestellt werden. Wie Prof. Fred Zapp (Mainz) berichtete, sollen auch die arbeitsmedizinischen EU- Richtlinien umgesetzt wer- den. Danach soll erwachse- nen Personen, die im Rah- men der beruflichen Tätigkeit einem Infektionsrisiko mit Bordetella pertussis ausge- setzt sind (Mitarbeiter von Kinderkliniken und -horten), eine kostenfreie Untersu- chung und gegebenenfalls Impfung angeboten werden.
Wie die zur Grundimmu- nisierung von Säuglingen und Kleinkindern bereits erfolg- reich eingesetzte Kombinati- onsvakzine Infanrix®enthal- te auch Boostrix® Tetanus- und Diphtherie-Toxoid so- wie einen hochimmunogenen azellulären Pertussis-Impf- stoff mit den drei wichtigsten Pertussisantigenen: Filamen- töses Hämagglutinin, Pertac- tin und Pertussis-Toxin in hoch gereinigter Form, je- doch in deutlich niedriger Konzentration, erläuterte Dr.
Jussi Mertsola (Turku, Finn- land). Durch die azelluläre Pertussis-Komponente ist die neue Auffrisch-Vakzine be- sonders gut verträglich. Nur leichte lokale Reaktionen an der Einstichstelle wurden in Einzelfällen beobachtet, die innerhalb weniger Tage abge- klungen sind. Siegfried Hoc
K U R Z I N F O R M I E R T
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A-940 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 14, 7. April 2000
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