Aus Bund und Ländern
Sinkende Bettenzahl gefährdet Existenz von Kinderkliniken
DATTELN. Durch den fortgesetzten Bettenabbau im kinder- und jugendmedizini- schen Bereich sind viele Kinderkliniken und -abtei- lungen in ihrer Existenz be- droht. Das beklagt die Gesell- schaft der Kinderkranken- häuser und Kinderabteilun- gen in Deutschland (Gkind), ein Zusammenschluß von et- wa 85 Kinderkliniken und -abteilungen. Viele Kinderkli- niken würden zu klein, um noch wirtschaftlich arbeiten zu können. Setze sich der Ab- bau fort, werde sich die jetzt schon lückenhafte stationäre Versorgung von Kindern und Jugendlichen vor allem in den neuen Ländern untragbar verschlechtern.
„Gkind“ fordert, Kinder ausschließlich in Kinderkran- kenhäusern und -abteilungen stationär zu behandeln. Um die Öffentlichkeit auf den Bettenabbau aufmerksam zu machen, plant sie für den Weltkindertag (20. Septem- ber 1998) bundesweite Aktio- nen. Kliniken, die daran teil- nehmen möchten, erhalten bei der Gkind, c/o Vestische Kinderklinik, Lloydstraße 5, 45711 Datteln, weitere Infor-
mationen. AE
Zentrale Datenbank für mehr Transparenz im Gesundheitswesen
HAMBURG. Einen Über- blick über das deutsche Ge- sundheitswesen – Ärzte, Krankenhäuser, Apotheken und andere Leistungserbrin- ger – sollen Patienten bis zum Jahresende erhalten. Um eine umfassende Datenbank zu er- stellen, haben die Ärztekam- mer Hamburg, die Betriebs- krankenkassen und der Infor- mationsdienst „Infomed“ En- de April eine bundesweite Fragebogenaktion gestartet.
Mit ihr sollen nach Auskunft der Ärztekammer qualitäts- gesicherte Informationen er-
faßt werden, etwa Facharzt- bezeichnungen, Zusatzquali- fikationen und Sprachkennt- nisse, aber auch geprüfte Son- derverfahren oder das Um- feld und die Erreichbarkeit der Praxis oder Klinik.
Nach Auskunft der Mut- tergesellschaft von Infomed, der Ludwigshafener MD Me- dicus, reagieren die Initiato- ren der Umfrage damit auf die Forderung nach mehr Transparenz für Patienten, die unter anderem Verbrau- cherorganisationen und der Sachverständigenrat im Ge- sundheitswesen erhoben hat- ten. Ärzte, Krankenhäuser, Apotheker und andere Lei- stungserbringer können die Fragebögen unentgeltlich bei Infomed anfordern: telefo- nisch unter 06 21/5 49 00 64 oder per Fax on demand un- ter 06 21/5 49 33 31. Die Ein- tragung in die Datenbank ist ebenfalls kostenfrei. AE
Ausland
UNO startet weltweite Kampagne gegen AIDS
MOSKAU. Das UN- AIDS-Programm hat eine weltweite Kampagne gegen die Immunschwächekrank- heit gestartet, mit der es vor allem junge Menschen errei- chen will. Weltweit infizierten sich täglich 7 000 Menschen zwischen zehn und 24 Jahren mit dem HI-Virus, sagte der Direktor des Programms, Pe- ter Piot. Bereits zehn Millio- nen Menschen dieser Alters- gruppe seien infiziert.
Die UNO habe den Auf- takt der Kampagne nach Moskau gelegt, um auf den
„astronomischen Anstieg“
bei den AIDS-Fällen in Ost- europa und den ehemaligen Sowjetrepubliken aufmerk- sam zu machen. In der ehe- maligen Sowjetunion gebe es weit mehr als 100 000 Neu- infektionen mit HIV, die mei- sten davon seien im vergan- genen Jahr aufgetreten.
Von den ehemaligen So- wjetrepubliken ist die Ukrai- ne der UNO zufolge am schlimmsten betroffen. 1997
wurden 15 000 Fälle regi- striert, drei Jahre zuvor wa- ren es 44. In Rußland liegt die Zahl in diesem Jahr bei 7 900 gegenüber 158 vor vier Jah-
ren. afp
Tschernobyl: 12 500 Helfer gestorben
KIEW. In den zwölf Jahren seit der Reaktorka- tastrophe von Tschernobyl sind 12 519 Menschen gestor- ben, die an den Aufräumar- beiten beteiligt waren. Diese Zahl nannte der ukrainische Gesundheitsminister Andry Serdjuk Ende April. Alle To- desopfer seien zuvor in Tschernobyl zur Einmaue- rung des Reaktors und zu Aufräumarbeiten eingesetzt worden. Nach Angaben sei- nes Ministeriums waren in der Ukraine insgesamt 350 000 Menschen daran be- teiligt, die Folgen des Un- glücks zu beheben. 83 Pro- zent von ihnen litten heute an Schilddrüsen- oder Blutkrebs sowie an Erkrankungen der Herzkranzgefäße, sagte Serd- juk.
Im April 1986 hatte sich in dem Kernkraftwerk in Tschernobyl der bisher größ- te Reaktorunfall in der Ge-
schichte der zivilen Nutzung der Atomenergie ereignet.
Damals wurden große Teile der Ukraine, Weißrußlands, Rußlands und Nordeuropas hoher Strahlenbelastung aus- gesetzt. In der örtlichen Be- völkerung ist die Häufigkeit von Schilddrüsenkrebs seit- her um das Hundertfache ge-
stiegen. afp
Australien:
Embryonen beseitigt
MELBOURNE. Zum er- sten Mal werden in Austra- lien Hunderte von Embryo- nen in Fortpflanzungskliniken
„beseitigt“. Ein Gesetz von 1995 sieht vor, Embryonen nicht länger als fünf Jahre einzufrieren. Anfang des Jah- res sollten die Embryonen erstmals aufgetaut werden.
Einige Kliniken hatten je- doch einen dreimonatigen Aufschub bekommen, um El- tern für die möglichen Kinder zu finden. Manche der be- fruchteten Eizellen lagerten schon zwölf Jahre.
1996 wurden in Großbri- tannien 3 300 Embryonen vernichtet (DÄ 33/1996). Da- mals prostestierte vor allem die katholische Kirche gegen die Vernichtungsaktion. afp
A-1139 Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 19, 8. Mai 1998 (19)
P O L I T I K NACHRICHTEN
Jährlich sterben weltweit rund 585 000 Frauen an Geburts- und Schwanger- schaftskomplikationen. Mehr als 99 Prozent der Todesfälle ereignen sich in den Entwicklungsländern. Wichtigste Ursachen für die Müttersterblichkeit sind Blutverlust und nachgeburtliche Infektionen. Jedes Jahr werden rund 75 Mil- lionen Frauen ungewollt schwanger. Täglich werden 55 000 dieser uner- wünschten Schwangerschaften unsachgemäß abgebrochen. Das Resultat sind jährlich 80 000 Todesfälle, die durch eine qualifizierte medizinische Betreu- ung hätten verhindert werden können, schätzt die Weltgesundheitsorganisation.