Haarausfall bei Männern
Neue Indikation für Finasterid beantragt
aarausfall bei Frauen kann erfolgreich mit Anti- androgenen und Östrogenen begegnet werden, für Männer sind die medikamentösen Maß- nahmen jedoch äußerst bescheiden. Dies könnte sich in Zukunft ändern, wie die Auswertung zweier Multizenter- studien nahelegt, in denen über 800 Männer über zwölf Monate mit Finasterid behandelt wurden: Bei 86 Prozent der Probanden gelang es, den Haarausfall zu stoppen. Je- der zweite Mann profitierte durch eine sichtbare Verdich- tung der Haare. Bis heute ist für die Therapie der andro- genetischen Alopezie beim Mann nur 17-alpha-Estradiol zur äußerlichen Anwendung zugelassen. Über die antian- drogene Wirkung hemmt dieses Östrogen die 5-Alpha- Reduktase, die Testosteron in das – für den männlichen Haarausfall entscheidende – Dihydrotestosteron umwan- delt. Die Effizienz läßt jedoch zu wünschen übrig.
ntschieden potenter scheint Finasterid zu sein, das als 5-Alpha-Reduktase-Hemmer zur Thera- pie der benignen Prostatahyperplasie (BPH) ent- wickelt wurde. Zwar haben sich bei dieser Indikation die hochgesteckten Erwartungen nicht voll erfüllt – doch bei einem Teil der Patienten zeigte sich als erfreuliche Ne- benwirkung ein verstärkter Haarwuchs. Aufgrund dieser Beobachtung wurden zwei Doppelblindstudien mit Fina- sterid und Plazebo bei insgesamt mehr als 1 500 Männern über ein Jahr angelegt. Schon bei dem etwas weicheren Zielkriterium, der globalen Übersichtsaufnahme des Kopfes, ergab sich ein Vorteil für Finasterid: Bei 48 Pro- zent der Verum-Patienten attestierte ein „geblindetes“
US-Dermatologen-Panel eine Verbesserung, bei Plazebo nur bei sieben Prozent. Als scharfes Kriterium diente die Haarzählung in einem fünfmarkstückgroßen Areal, das zur Wiederauffindung tätowiert wurde.
ährend unter Plazebo ein fortschreitender Haarverlust ausgezählt wurde (minus 21 Haa- re), fand sich unter Finasterid in 86 Prozent der Fälle eine Zunahme der mittleren Haardichte um 86 Haare im Testareal. Ein deutlicher Unterschied zwischen Verum und Plazebo zeigte sich bereits nach sechs- monatiger Therapie, zu der ein Fünftel (1 mg/die) der bei BPH üblichen Dosis (5 mg/die) eingesetzt wird. „Aus ei- nem Glatzkopf wird natürlich nie wieder ein Wu- schelkopf werden“, erklärte Dr. Hans Wolff bei einem Symposium an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Doch bei kontinuierlicher Einnahme von Fina- sterid könne möglicherweise die Ausbildung einer Glatze bei geringer Nebenwirkungsrate verhindert werden. Die Zulassung für die Indikation Haarausfall ist in den USA und Europa beantragt und wird für das kommende Jahr
erwartet. Dr. Renate Leinmüller
A-2220
S P E K T R U M AKUT
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(4) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 36, 5. September 1997