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Archiv "Schwere MRSA-Infektionen: Stellenwert von Linezolid wird klar" (02.11.2012)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 44

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2. November 2012 A 2207 SCHWERE MRSA-INFEKTIONEN

Stellenwert von Linezolid wird klar

Klinische Studie belegt Vorteile für Linezolid gegenüber Vancomycin

bei der Therapie nosokomialer Pneumonien mit multiresistenten Erregern.

S

eit den 1990er Jahren nehmen in den Kliniken nosokomiale Infektionen deutlich zu. Im Vorder- grund stehen der Methicillin-resis- tente Staphylococcus aureus (MRSA) und Vancomycin-resistente Entero- kokken, in letzter Zeit vermehrt auch Imipenem-resistente Acineto - bacter baumannii. Nach Angaben von Dr. med. Béatrice Grabein, LMU München, schwanken die MRSA- Raten in Deutschland je nach Pa - tientenkollektiv von null bis 35 Pro- zent (in Einzelfällen sogar 60 Pro- zent) und liegen im Mittel bei circa 20 Prozent.

Dabei sei zu bedenken, dass Nor- malstationen und medizinische In- tensivstationen geringer belastet sind als chirurgische Intensivstationen.

Ausgehend davon, dass etwa 75 Pro- zent aller Patienten kolonisiert sind und circa 25 Prozent eine Infektion ausprägen, sollte bei der Aufnahme von Risikopatienten, aber auch sol- chen, die mit Nutztieren (besonders Schweinen) arbeiten, ein risiko - adaptiertes Screening bei Nase, Ra- chen, Wunden, Leiste oder Rektum erfolgen. Auch Kontaktpersonen, wie Mitpatienten von MRSA-Trä- gern, sollten in die Untersuchung einbezogen werden, um die Erre- gerverbreitung einzudämmen. Nach Meinung von Grabein sei zu erwä- gen, auch die Meldepflichten ent- sprechend auszuweiten, vergleich- bar den USA, Großbritannien und Frankreich.

Goldstandard Vancomycin hat hohe Nephrotoxizitätsrate

Bei der Behandlung von MRSA-in- fizierten Patienten gilt Vancomycin seit Jahrzehnten als Goldstandard, obwohl gerade im Hinblick auf die MRSA-Pneumonie die geringe Pe- netration des Wirkstoffs in das Lun- gengewebe und die hohe Nephroto- xizitätsrate aus der praktischen kli-

nischen Erfahrung bekannt sind.

Bislang fehlt aber eine Studie, die den Übergang zum besser wirk - samen, jedoch teureren Linezolid (Zyvoxid®) untermauert. Diese liegt jetzt unter dem Akronym ZEPHyR*

vor, wie Dr. med. Frank-Rainer Kle- fisch aus Berlin berichtete.

In die Studie eingeschlossen wa- ren Patienten über 18 Jahre mit ra- diologisch oder klinisch dokumen- tierter Pneumonie und MRSA in der Ausgangsprobe der Atemwege und einer prognostizierten Überlebens- zeit von mehr als 72 Stunden. Nach Protokoll erhielten insgesamt 1 184 Patienten entweder Linezolid i. v.

600 mg alle zwölf Stunden über sie- ben bis 14 Tage (bei Bakteriämie 21 Tage) oder Vancomycin i. v. 15 mg/

kg alle zwölf Stunden mit Dosisan- passung und -optimierung entspre- chend Protokollvorgaben der Studie durch unverblindete Studienapothe- ker. Alle Patienten erhielten zur Si- cherheit gegen mögliche gramnega- tive Erreger ein Antibiotikum ohne MRSA-Wirksamkeit.

Signifikante Unterschiede in der Heilungsrate gab es in der Linezo- lidgruppe (per Protokoll) bei Ende der Therapie mit 83,3 Prozent ver- sus 69,9 Prozent; am Studienende in der Linezolidgruppe mit 54,8 Pro- zent versus 54,9 Prozent (modified Intention to treat), am Therapieen- de mit 80,1 versus 67,8 Prozent.

Diese Ergebnisse stimmten auch mit der mikrobiologischen Erfolgsrate von 82,6 versus 54,1 Prozent (The- rapieende) beziehungsweise 61,4 versus 50,0 Prozent (Studienende) überein. Die geringere Nephrotoxi- zität von Linezolid im Vergleich zu Vancomycin war ein wesentlicher Vorteil für die schwerkranken Pa- tienten im kritischen Status.

Die Mortalitätsanalyse bei den beiden Behandlungsgruppen ergab keine Unterschiede. Klefisch führte

dies auf das Design der Studie zu- rück, die nicht auf das Herausarbei- ten von Mortalitätsunterschieden ab- zielte, zumal auch der Switch von Vancomycin auf Linezolid bei The- rapieversagern bereits nach 48 Stun- den zugelassen war. Als Resultat nannte Klefisch die Überlegenheit von Linezolid gegen das bislang als Goldstandard angesehene Van- comycin.

Kosten-Nutzen-Relation von Linezolid abwägen

Mit der ZEPHyR-Studie sei klar er- kennbar, wann man Vancomycin einsetzen dürfe und wann Linezolid trotz höherer Kosten bevorzugt wer- den müsse, erklärte Dr. med. Peter Walger, Universitätsklinikum Bonn.

Wie schwierig die Situation im Hin- blick auf die MRSA-Pneumonie ist, zeigte auch eine „bedrückende“ Be- trachtung anderer Vancomycin-Al- ternativen. Tigecyclin ist in Europa für Pneumonien nicht zugelassen, Daptomycin ist vermutlich pulmo- nalschädigend, und Rifampicin und Fosfomycin sind nur als Kombinati- onspartner einsetzbar. Ältere Sub- stanzen wie Clindamycin oder Co- trimoxazol sind bei schweren Lun- geninfektionen ungeeignet.

In den Empfehlungen der Ameri- can Thoracic Society und der In- fectious Disease Society of America ist Vancomycin die First-line-Sub- stanz bei nosokomialen Pneumo- nien. Nach Angaben der Paul-Ehr- lich-Gesellschaft 2010 sollte bei Sepsis, septischem Schock und ho- her MRSA-Rate bei Pneumonie mit Linezolid behandelt werden.

Dr. phil. Barbara Nickolaus

Pressegespräch Zyvoxid®: „Neue klinische Daten zur Therapie von MRSA-Pneumonien – die ZEPHyR- Studie, Veranstalter: Pfizer Deutschland, Berlin

*ZEPHyR = Linezolid in the treatment of subjects with nosocomial pneumonia proven to be due to methicillin-resistant Staphylococcus aureus

P H A R M A

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