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Archiv "Sozialarbeit und Gesundheitswesen" (11.03.1976)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Kostendämpfung im Krankenhaus

sich ein Mehraufwand von 100 Pro- zent. Demgegenüber ließe sich eine Ersparnis von 330 Prozent für die folgenden Tage errechnen.

Nach Angaben des Landesverban- des der Bayerischen Ortskranken- kassen, München, wird der „modi- fizierte" degressive Pflegesatz zur Zeit nur im Krankenhaus Traun- stein und in einer Privatklinik in Neustadt bei Coburg angewandt. In Traunstein wird zu einem Grundbe- trag von 82,50 DM für den ersten bis einschließlich neunten Tag ein täglich gleichbleibender Zuschlag von 65 DM erhoben. Zusätzlich zu diesem Grundbetrag kommt bei längerer Verweildauer eine Fall- pauschale von 650 DM. Auch wenn dieses Modell nur eine sehr undif- ferenzierte Degression bietet, so liegt doch die durchschnittliche Verweildauer dieses Hauses mit 13,9 Tagen nicht nur mit Abstand unter dem Bundesdurchschnitt, sondern auch deutlich unter der Durchschnittsverweildauer bayeri- scher Krankenhäuser.

Die Verweildauer im Münchner Raum für interne Abteilungen schwankt zwischen sieben und 18,7 Tagen. Das ergibt sich zwangsläu- fig aus der unterschiedlichen Zu- sammensetzung des Krankengutes.

Kliniken mit einer großen Zahl an kostenintensiven diagnostischen Eingriffen, wie beispielsweise En- doskopien, Laparoskopien, Aorto- graphien und Herzkatheteruntersu- chungen kommen selbstverständ- lich auf eine wesentlich niedrigere Verweildauer als andere Kliniken, in denen beispielsweise mehr adi- pöse Diabetiker mit Diät behandelt werden. Der Krankenhausträger er-

hält aber in aller Regel für den ko- stenintensiven Diagnostikaufenthalt die gleiche Pauschale wie für die wesentlich billigeren Tage einer Diätbehandlung.

Leere Betten kosten Geld

Leerstehende Betten stellen einen Verlust für das Krankenhaus dar.

So werden die leitenden Ärzte nicht selten von der Verwaltung

oder von Krankenhausträgern auf- gefordert, dafür zu sorgen, daß die Betten belegt werden. Stationsärz- te werden teilweise angewiesen, Entlassungen nicht vor den Wo- chenenden durchzuführen, damit keine finanziellen Verluste entste- hen. Dieses erfolgt nicht selten bei Patienten, die bereits entlassungs- fähig sind. Akutkranke werden da- durch eventuell nicht aufgenom- men, weil kein Platz vorhanden ist.

So werden viele Patienten, die nur für einige Tage aufgenommen wer- den, erst nach einigen Wochen entlassen. Beim linearen Tagessatz besteht für den Krankenhausträger sogar noch der ökonomische An- reiz, die Behandlungsdauer über das notwendige Ausmaß zu ver- längern. Für jeden ist es einsichtig, daß die ersten Krankenhaustage hohe Kosten verursachen, durch La- borleistungen, Röntgen, EKG und Operationen. Es ist überhaupt nicht einzusehen, warum die ersten Tage nicht deutlich höher bewertet wer- den sollten. Krankenanstalten mit kostenintensiven Untersuchungen stehen sich schlechter als Häuser ohne diese Aufwendungen. Wir sind daher der Meinung, daß diese Tage deutlich höher bewertet wer- den müssen.

Diese Vorschläge sollen keine fer- tigen Rezepte zur Kostensenkung liefern, sondern die Diskussion um den degressiven Pflegesatz intensi- vieren und Modellerprobungen an- regen. Bevor radikale, dirigistische Maßnahmen ergriffen werden, soll- ten alle Möglichkeiten ausge- schöpft werden, die vom ärztlichen Standpunkt vertretbar sind.

Literatur bei den Verfassern

Anschrift der Verfasser:

Dr. med. Heinrich Kremer Prof. Dr. med. Hans Hess Medizinische Poliklinik der Universität Pettenkoferstraße 8 a 8000 München 2

THEMEN DER ZEIT

Sozialarbeit und Gesund- heitswesen

Eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach

Empirische Erkenntnisse über die Lage der Sozialarbeit, über das An- sehen und die Selbsteinschätzung der Sozialarbeiter förderte jetzt eine Studie des Instituts für Demo- skopie Allensbach zutage, die auf einer vom Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit fi- nanzierten Repräsentativbefragung basiert*). Die Studie, die jetzt von der Deutschen Zentrale für Volks- gesundheitspflege e. V., Frank- furt am Main, publiziert wurde, er- streckt sich auf einen Beobach- tungszeitraum von sechs Jahren (1968 bis 1973). Ausgehend von dem Wunsch nach Klärung der er- heblichen Nachwuchsprobleme in diesem Bereich des Gesundheits- wesens, ist es wohl auch besonde- res Anliegen der Initiatoren dieser dreistufigen Untersuchung, die So- zialarbeit fest im Gesundheitswe- sen zu verankern.

Die Ergebnisse der Befragung zei- gen, daß dies nicht so ohne weite- res möglich ist. Schon der erhebli- che Nachwuchsmangel belegt es:

Zwei Drittel der Planstellen sind nicht besetzt. Das trifft auf den öf- fentlichen Gesundheitsdienst wie auf das Krankenhaus zu — den zweiten Untersuchungsbereich der Befragung. Die Umfrage verdeut- lichte ferner, welches „dissonante"

Verhältnis zwischen Gesundheits-

Sozialarbeit im Gesundheitswesen. Un- tersuchungsergebnisse und Erkenntnis- se zur Lage der Sozialarbeit im Gesund- heitswesen aus der Sicht von Studen- ten, Sozialarbeitern und deren Vorge- setzten. Herausgeber: Deutsche Zentra- le für Volksgesundheitspflege e. V..

Frankfurt am Main, Feuerbachstraße 14 (1975).

740 Heft 11 vom 11. März 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Sozialarbeit

amt einerseits und Sozialarbeit an- dererseits besteht. Auf vier Ursa- chen läßt sich die Abneigung der vor allem jüngeren Sozialarbeiter, die auf dem Gebiet des öffentli- chen Gesundheitswesens tätig werden, zurückführen:

I> die hierarchische straffe Gliede- rung der Behörde;

I> „eine besonders progressive Personengruppe (die Sozialarbei- ter) stößt auf eine besonders kon- servative Behörde (das Gesund- heitsamt)";

I> der Statusunterschied zwischen Sozialarbeitern und Ärzten;

D das Gesundheitsamt wird als eher statisch und damit statistisch gesehen, der Sozialarbeiter sieht sich aber in seinem Denken und Handeln eher individualistisch aus- gerichtet.

Wenn auch diese Erkenntnisse, um ihnen entsprechenden Stellen- wert zu geben, einer eingehenden kritischen Durchleuchtung unterzo- gen werden müssen, muß jedoch der Meinung besondere Aufmerk- samkeit geschenkt werden, die

„die wechselseitige Abneigung von Gesundheitswesen, insbesondere dem Gesundheitsamt und der mo- dernen Sozialarbeit, auf die These statistisch-naturwissenschaftliches Denken gegen ganzheitlich indivi- dualistisches Denken zurückführt."

Will man diese Aussage nicht schrankenlos anerkennen, so wird doch verdeutlicht, daß Gesund- heitswesen und Sozialarbeit zwar nicht identische Zielsetzungen ver- folgen, andererseits aber ein mo- dernes Medizinverständnis eher unter Einbeziehung der sozialen Komponenten und unter Ausnut- zung aller sich bietenden Möglich- keiten und Ansatzpunkte der So- zialarbeit zu einer Harmonisierung dieser beiden unterschiedlichen Zielvorstellungen gelangen könn- ten. Das setzt einerseits den Abbau des festgestellten „sozialmedizini- schen Defizits" der Amtsärzte vor- aus, andererseits aber auch den Abbau des „medizinischen Desin-

teresses" eines großen Teils der Sozialarbeiter.

Die Studie des Allensbacher Insti- tuts konstatiert nicht nur die (an- geblich) „einäugige Betrach- tungsweise" überwiegend soma- tisch orientierter Mediziner, son- dern auch die „Berufsblindheit der Sozialarbeiter": „Offenbar sind die künftigen Sozialarbeiter gar nicht darauf vorbereitet, in ihrer nun be- ginnenden Berufstätigkeit neben den psychosozialen auch soma- tisch-biologische, also medizini- sche Gesichtspunkte zu berück- sichtigen." (S. 81)

Während sich diese Teilaspekte der Studie auf die Situation des Sozialarbeiters im Gesundheitsamt beziehen, stellt sich jedoch die Arbeit im Krankenhaussozialdienst als außerordentlich positiv dar.

Das liegt nicht nur im höheren Durchschnittsalter der Sozialar- beiter, wobei die Erkenntnis „im beruflichen Alltag werden aus Idealisten Realisten", sicherlich eine Rolle spielt, sondern auch daran, daß die Tätigkeit im Kran- kenhaus bereits von den Gegeben- heiten her als besonders prädesti- niert für die Tätigkeit des Sozialar- beiters angesehen wird. So stellen die Herausgeber fest, daß das Krankenhaus nicht nur bessere Be- dingungen hinsichtlich der gesell- schaftlichen Schichtung wie der Motivationen der Patienten, den präziseren Arbeitszielen (Rehabili- tation), sondern auch hinsichtlich der Arbeitsumstände (Teamarbeit, bessere Fortbildungsmöglichkeiten) bietet.

Der besondere Wert der breitan- gelegten Untersuchung liegt in dem deutlich erkennbaren Bemü- hen, den Überlappungsbereich Ge- sundheitswesen — Sozialwesen, durch die Berufsausübung der dort tätigen Personengruppen zu durchdringen. Nicht nur für Au- ßenstehende stellt er sich als Zone mit verwischten und undeutlichen Konturen dar. Gerade die auf Rückkoppelung und somit Über- prüfung der Ergebnisse angelegte Untersuchung bereichert das Ge-

biet der Sozialarbeitsforschung in der Bundesrepublik, insbesondere unter dem Aspekt des sozialen Wandels einerseits als auch in Kenntnis um die Bedeutung soma- tischer, psychischer und sozialer Faktoren für die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten ande- rerseits. Franz Stobrawa

ECHO

Zu: „Sprechstunden, Hausbesu- che, Vertretungen — Empfehlun- gen der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung" in Heft 32/1975, Seite 2241

Sprechstunden

„Auch am Montagvormittag und am Freitagnachmittag sollen die Kassenärzte Sprechstunden abhalten.

Dazu sind sie von ihrer Spit- zenkörperschaft ermahnt worden. Nach längeren Bera- tungen hat die Kassenärztli- che Bundesvereinigung (KBV) Empfehlungen zu Sprech- stunden, Hausbesuchen und Arztvertretungen herausgege- ben Hausbesuche sind zwar grundsätzlich Aufgabe des Hausarztes. Doch sind auch Fachärzte nicht nur in Unglücks- und Notfällen zur Hausbehandlung verpflichtet.

Das gilt dann, wenn die Er- krankung in ihr Fachgebiet fällt oder wenn sie die Ver- tretung eines Arztes über- nommen haben, der Hausbe- suche macht. Auch für die Zeit seiner Abwesenheit we- gen Urlaubs soll der Arzt eine ausreichende ärztliche Ver- sorgung der Patienten si- cherstellen. Die gesell- schaftspolitische Bedeutung dieser ‚Empfehlungen' wird vom Zentralorgan DEUT- SCHES ÄRZTEBLATT her- vorgehoben. Sie mache es Kritikern schwerer, heißt es, das vorhandene System am- bulanter ärztlicher Versor- gung wie bisher anzugrei- fen." (Albert Müller in „Die Welt")

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 11 vom 11. März 1976 741

Referenzen

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