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Konzeptionsmöglichkeiten einer ökologischen und ökonomischen Sanierung einer einzelnen bestehenden Wohnung

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Academic year: 2022

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(1)

Konzeptionsmöglichkeiten einer ökologischen und öko- nomischen Sanierung einer einzelnen bestehenden

Wohnung

in Plattenbauten der 60er und 70er Jahre

Conceptual options for an ecological and economic ren- ovation of a single existing apartment

in prefabricated buildings of the 60s and 70s

Masterarbeit Master`s thesis

zur Erlangung des akademischen Grades

Diplom-Ingenieur für technisch-wissenschaftliche Berufe

der Fachhochschule FH Campus Wien Masterstudiengang Architektur - Green Building

Vorgelegt von:

Daniel Schützinger, BSc Personenkennzeichen

1810325016 Erstbegutachterin:

Dipl.-Ing. (FH) Carmen Dilch, MSc. MRICS Zweitbegutachter:

Dipl.-Ing. Martin Aichholzer

Abgabetermin 06.07.2020

(2)

Erklärung:

Ich erkläre, dass die vorliegende Masterarbeit von mir selbst verfasst wurde und ich keine anderen als die angeführten Behelfe verwendet bzw. mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfe bedient habe.

Ich versichere, dass ich dieses Masterarbeitsthema bisher weder im In- noch im Ausland (einer Beurteilerin/einem Beurteiler zur Begutachtung) in irgendeiner Form als Prüfungsar- beit vorgelegt habe.

Weiters versichere ich, dass die von mir eingereichten Exemplare (ausgedruckt und elekt- ronisch) identisch sind.

Datum: ... Unterschrift: ……….

(3)

Ich möchte mich zunächst bei meiner Betreuerin, Frau Dipl.-Ing. (FH) Dilch für die hilfsbereite und kompetente Unterstützung bei der Erstellung dieser Arbeit bedan- ken. Vielen Dank für Ihr laufendes Feedback, welches stets neue Sichtweisen er- öffnete und gute Ideen förderte.

Für das interessante Interview und die zur Verfügung gestellten Unterlagen möchte ich mich bei Frau Schöller-Priesner bedanken, welche durch ihre Praxiserfahrung und ihr Fachwissen eine wertvolle Hilfe war.

Nicht zuletzt möchte ich meiner Familie und meinen Freunden danken, die mich während meines Studiums und insbesondere bei der Verfassung dieser Arbeit un- terstützt haben.

(4)

Die Arbeit befasst sich mit den Konzeptionsmöglichkeiten einer ökologischen und ökonomischen Wohnungssanierungen in Plattenbauten der 60er und 70er Jahre.

Das Hauptaugenmerk liegt in den Möglichkeiten und dem Potential, das es im Rah- men der Sanierung einer einzelnen Wohneinheit auszuschöpfen gilt.

Zunächst wird auf die Eigenschaften von Bauwerken der 60er und 70er Jahre ein- gegangen und die baurechtlichen und bautechnischen Grundlagen ermittelt. Zudem wird auf die Grenzen der Sanierungsmöglichkeiten sowohl in Mietwohnungen als auch in Eigentumswohnungen eingegangen.

Im folgenden Schritt werden mögliche Sanierungsmaßnahmen behandelt und deren unterschiedliche ökologische und ökonomische Auswirkungen betrachtet und ana- lysiert. Wesentlich sind hierbei Grundrissveränderungen, thermische Optimierun- gen, Entsorgung von möglichen Altlasten und der Einsatz von ökologischen Bau- stoffen. Bezüglich der Baustoffauswahl der zu ersetzenden Materialien, wird ein Be- wertungssystem entwickelt, das neben den ökologischen Kennzahlen auch die re- levanten Bauteileigenschaften berücksichtigt und auswertet. Weiters wird auf die eventuelle Erforderlichkeit der Erneuerung der Elektroinstallationen und auf eine mögliche Initiierung eines Photovoltaikanlagen-Projektes eingegangen.

Aufbauend auf den Untersuchungen, wird eine bereits durchgeführte Wohnungssa- nierung erforscht und analysiert. Dabei werden die Sanierungsmaßnahmen hin- sichtlich der Qualitätsverbesserung der Wohneinheit und deren Umweltverträglich- keit hinterfragt und nach nachhaltigen Alternativlösungen gesucht.

Auf Basis der gewonnen Erkenntnisse werden anschließend ökologische und öko- nomische Konzeptionsvarianten einer Wohnungssanierung anhand eines Fallbei- spieles erarbeitet. Die Ergebnisse werden verglichen und zu Maßnahmenkatalogen zusammengefasst.

Abschließend werden die Erkenntnisse betrachtet und die wesentlichsten Parame- ter, die für eine gesamtheitlich nachhaltige und wirtschaftliche Wohnungssanierung relevant sind, zusammengefasst.

(5)

This work is about the conceptual possibilities of ecological and economical reno- vations of apartments in prefabricated buildings of the 60s and 70s. The focus is on the possibilities and the potential that can be used in the context of a single residen- tial unit as part of a renovation.

First, the properties of buildings from the 1960s and 1970s are dealt with and the building law and construction principles are determined. In addition, the limits of the renovation options in rented apartments and condominiums are discussed.

In the following step, possible remedial measures are discussed and their different ecological and economic effects are considered and analysed. The essentials are the changes in the floor plan, thermal optimisation, disposal of possible contami- nated sites and the use of ecological building materials. Referring the choice of building materials for the materials to be replaced, an evaluation system is devel- oped that considers and evaluates relevant component properties in addition to the ecological key figures. Furthermore, the possible necessity of renewing the electri- cal installations and the possible initiation of a photovoltaic system project are dis- cussed.

Based on investigations, an apartment renovation that has already been carried out is researched and analysed. The renovation measures carried out in terms of quality improvement of the residential unit and its environmental compatibility are ques- tioned and sustainable alternative solutions are sought.

Based on the knowledge gained, ecological and economic design options for apart- ment renovation are then worked out using a case study. The results are compared and summarised in catalogues of measures.

Finally, the findings are considered and the most important parameters that are rel- evant for a holistically sustainable and economical apartment renovation are sum- marised.

(6)

CO2 Kohlenstoffdioxid EPS expandiertes Polystyrol

GWP Globales Erwärmungspotential

MRG Mietrechtsgesetz

PCB Polychlorierte Biphenyle

PCP Pentachlorphenol

PEI Primärenergieinhalt

PEI n.e. Nicht erneuerbarer Primärenergieinhalt

PV Photovoltaik

PVC Polyvinylchlorid

WEG Wohnungseigentumsgesetz

WNF Wohnnutzfläche

(7)

Altlasten contaminated sites Grundrissveränderung floor plan change Konzeptionsvarianten concept variants

Mietrechtsgesetz tenancy law

ökologische Baustoffe ecological building materials

Plattenbauten prefabricated buildings

thermische Optimierungen thermal optimizations Wohnungseigentumsgesetz residential property law

Wohnungssanierung apartment renovation

(8)

D

ANKSAGUNG

... I K

URZFASSUNG

... II A

BSTRACT

... III A

BKÜRZUNGSVERZEICHNIS

... IV S

CHLÜSSELBEGRIFFE

... V

I

NHALTSVERZEICHNIS

... VI

1.1. Einleitung ... 1

1.2. Motivation und Problemdefinition ... 1

1.3. Methodik ... 2

1.4. Aufbau der Arbeit ... 2

2. G

RUNDLAGEN

... 4

2.1. Entwicklung des Wohnraumes in den 60er und 70er Jahren ... 4

2.2. Plattenbauten ... 13

2.3. Rechtliche Grundlagen ... 17

3. V

ERGLEICH VON UNTERSCHIEDLICHEN

S

ANIERUNGSANSÄTZEN

... 22

3.1. Änderung der Raumaufteilung ... 23

3.2. Thermische Optimierung ... 28

3.3. Sanierung von typischen Altlasten und kritischen Baustoffen ... 36

3.4. Schadstofffreie und umweltschonende Baustoffe ... 40

3.5. Erneuerung der elektronischen Wohnungsinstallation ... 61

3.6. Errichtung einer gemeinschaftliche PV-Anlage ... 63

4. A

NALYSE

W

OHNUNGSSANIERUNG

, U

FERGASSE

1, 3500 K

REMS

... 66

5. K

ONZEPTAUSARBEITUNG

W

OHNUNGSSANIERUNG

... 73

5.1. Wohnung – Flotowgasse 20, 1190 Wien ... 73

5.2. Änderung der Raumaufteilung ... 76

5.3. Thermische Optimierung ... 79

5.4. Sanierung der Altlasten und kritischen Baustoffen ... 80

5.5. Schadstofffreie und umweltschonende Baustoffe ... 81

5.6. Erneuerung der elektronischen Wohnungsinstallation ... 82

5.7. Fazit – Konzeptausarbeitung Wohnungssanierung ... 83

6. Z

USAMMENFASSUNG UND

A

USBLICK

... 86

Quellenverzeichnis ... 89

(9)

Diagrammverzeichnis ... 100

Anhang A ... 101

Anhang B ... 108

Anhang C ... 110

Anhang D ... 115

(10)

1.1. Einleitung

Bei neuen Wohnbauprojekten gewinnt eine nachhaltige, umwelt- und ressourcen- schonende Bauweise und Umsetzung eine immer größere Bedeutung. Dies zeigt sich besonders durch den Wunsch nach Gebäudezertifizierungen, die als Qualitäts- merkmal für nachhaltige Gebäude gelten. Bei Neubauten können von Anfang an die Aspekte der Nachhaltigkeit in der Planung und Ausführung berücksichtigt werden.

Bei bestehenden Gebäuden, die zum Zeitpunkt ihrer Errichtung weniger unter Be- rücksichtigung dieses Schwerpunktes realisiert wurden, birgt die nachträgliche Ein- bringung der Umweltverträglichkeit eine wesentliche Herausforderung.

Diese Arbeit befasst sich mit Wohnungen in Plattenbauten der 60er und 70er. Diese vorgefertigten und variantenreiche Fertigteilsysteme besitzen durch ihre wesentli- chen Merkmale, die stark von Wirtschaftlichkeit und von geringer Bauzeit geprägt wurden, viel Potential, das es bei einer Sanierung auszuschöpfen gilt. Weiters ka- men zu der damaligen Zeit Baustoffe zum Einsatz, die nach heutigem Kenntnis- stand einen schädlichen Einfluss auf Menschen und Umwelt haben.1

1.2. Motivation und Problemdefinition

Diese Arbeit soll die Möglichkeiten aufzeigen, die sich durch den kleinen Maßstab einer einzelnen Wohneinheit im Rahmen einer Sanierung ergeben. Die Spezifikati- onen und Besonderheiten der damaligen Plattenbauten sollten berücksichtigt und an eine zeitgemäße Nutzung angepasst werden.

Das Ziel der Arbeit ist daher die Beleuchtung von nachhaltigen und umweltscho- nenden Sanierungskonzepten, in dem Rahmen einer einzelnen Wohneinheit in ei- nem Plattenbau der 60er und 70er Jahre in Österreich. Aus einer Analyse von un- terschiedlichen möglichen Maßnahmen und einer bereits durchgeführten Sanie- rung, wird die Essenz einer innovativen und ökologischen Sanierungskonzeption in Varianten dargestellt. Diese kann künftig als Leitfaden herangezogen und praktisch umgesetzt werden.

1 Sanier.de: Häuser 70iger Jahre. In: https://www.sanier.de/altbausanierung/baualtersstufen/ haeu- ser-70iger-jahre (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

(11)

1.3. Methodik

Nach Ermittlung der bautechnischen und baurechtlichen Grundlagen werden ver- schiedene Möglichkeiten von Sanierungsmaßnahmen verglichen und ausgewertet.

Die Herangehensweise und Maßnahmen einer bereits abgeschlossenen Woh- nungssanierung werden analysiert und auf dessen Umweltverträglichkeit geprüft.

Unter Berücksichtigung dieser Erkenntnisse, werden neue Ansätze und umwelt- schonende Umsetzungsmöglichkeiten beleuchtet, um eine bestehende Wohnung unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu sanieren und modernisieren. Anhand einer bestehenden Wohnung wird erläutert, welche Chancen und mögliche Herausforde- rungen sich bei einer nachhaltigen Sanierung ergeben. Abschließend werden für diese Beispielwohnung umweltschonende und ökologische Varianten zur Verbes- serung des Marktwertes konzeptioniert und ausgearbeitet.

1.4. Aufbau der Arbeit

Die Arbeit gliedert sich in sechs wesentliche Bereiche. Zu Beginn wird in der Einlei- tung die Thematik auf dessen Problemstellung erörtert. Im zweiten Teil wird die Ent- wicklung des Wohnraumes in Bezug auf die Anforderungen und Bedürfnisse der Bewohner der 60er und 70er Jahre dargestellt. Danach wird auf die Besonderheiten der Plattenbauten eingegangen, welche die bautechnische Basis darstellen, die bei Eingriffen in den Bestand zu beachten sind. Weiters werden rechtliche Grundlagen hinsichtlich der möglichen Sanierungsmaßnahmen in Mietwohnungen und Eigen- tumswohnungen erhoben und aufgearbeitet.

Der dritte Abschnitt beinhaltet eine Analyse unterschiedlicher Sanierungsmaßnah- men und deren Umweltverträglichkeit. Dies betrifft die Entfernung von Materialien, Änderungen der Raumaufteilung, thermische Optimierungsmaßnahmen, den Ein- satz von umweltschonenden Baustoffen und der Erneuerung der Elektrotechnik.

Weiters wird auch die Möglichkeit der Anschaffung einer gemeinschaftlichen PV- Anlage erläutert.

Die Maßnahmen einer bereits durchgeführten Wohnungssanierung werden im vier- ten Teilbereich analysiert. Hierbei werden die ergriffenen Maßnahmen kritisch hin- terfragt und mögliche ökologische Alternativen geprüft.

(12)

Im fünften Teil werden Konzeptionsvarianten einer gesamtheitlichen ökologischen Sanierung einer Beispielwohnung dargestellt. Zunächst werden die Gegebenheiten der Beispielwohnung analysiert und spezifische Sanierungsziele definiert. Insbe- sondere wird auf den Einsatz und die Verarbeitung von klimafreundlichen Materia- lien und moderne Nutzungsmöglichkeiten eingegangen. Ansprechende Ausgestal- tungen der Wohneinheit werden konzeptioniert und geplant, um den Anforderungen von künftigen Bewohnern gerecht zu werden.

Abschließend werden die wesentlichsten Erkenntnisse im sechsten Abschnitt zu- sammengefasst und kritisch beleuchtet.

(13)

2. Grundlagen

Grundlage einer ökologischen Konzeption einer Wohnungssanierung in Gebäuden dieser Zeitperiode, stellt selbstredend die Bausubstanz und Beschaffenheit der je- weiligen Wohneinheit dar. Da sich die Arbeit mit Wohnungen in Plattenbauten der 60er und 70er befasst, wird zunächst auf die wesentlichsten Charakteristika und Merkmale dieser Wohngebäude eingegangen und diese analysiert. Plattenbauten wurden im Werk industriell vorgefertigt und bieten durch ihre damaligen Anforde- rungen und Ausführung viel Entwicklungspotential.

2.1. Entwicklung des Wohnraumes in den 60er und 70er Jahren

Durch den finanziellen Aufschwung Österreichs kam es in den 60er Jahren zu dem sogenannten „Bau-Boom“, der mithilfe der Plattenbauweise bewältigt wurde.2 Nach der Forschungsarbeit von Peter Marchart, lag der Schwerpunkt in den 60er Jahren jedoch stark innerhalb der Wohneinheiten, wobei zunehmend Individualität und Komfort in den Vordergrund rückte. Dies lässt sich an den wirtschaftlichen Fas- saden ablesen. Ein Beispiel dafür ist die Großfeldsiedlung in der Erzherzog-Karl- Straße und Eipeldauerstraße im 21. und 22. Bezirk.3

Abbildung 1: Foto, 1210 & 1220 Erzherzog-Karl-Straße, Großfeldsiedlung, Eipeldauerstraße (Mar- chart, Peter: Wohnbau in Wien. 1923-1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.133)

2 Atlas Sanierung. Instandhaltung, Umbau, Ergänzung: Giebeler, Georg u.a. 1. Auflage. München:

Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG 2008. S.194

3 Marchart, Peter: Wohnbau in Wien. 1923-1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.43

(14)

Ab den 70er Jahren wurden neue Ideen und Entwurfsansätze, wie beispielsweise flexiblere Wohnungsgrundrisse, in den Wohnbau in Plattenbauweise implementiert.

Der Schwerpunkt verlagerte sich, im Gegensatz zu den 60er Jahren, in den Bereich der Gestaltung anstatt der Schaffung von Wohnraum. So wurden neue Formen des Wohnraumes, wie Maisonettewohnungen, Split-Level-Wohneinheiten und Saalwohnungen, hervorgebracht. Diese Entwicklungen versprachen für die Bewoh- ner bedarfsgerechte Anpassungsmöglichkeiten und erhöhte Flexibilität.4

Dies wird durch eine Studie, die von der „Wirtschaftskammer Österreich“ 2007 in Auftrag gegeben wurde bestätigt. So wurden zwar menschliche Bedürfnisse wie Schutz, Besonnung, Wärme und Hygiene bereits in den 60er Jahren befriedigt, je- doch der Wunsch nach Natur, Sonnenterassen, Gärten und andere Komponenten der Freizeitgestaltung wurden erst in den 70er Jahren berücksichtigt.5

Ein Beispiel dafür ist die in Abbildung 2 ersichtliche Wohnhausanlage am Schöpf- werk im 12. Wiener Gemeindebezirk.6

Abbildung 2: Foto, 1120 Am Schöpfwerk (Marchart, Peter: Wohnbau in Wien. 1923-1983. Wien:

Compress Verlag 1984. S.160)

4 Marchart, Peter: Wohnbau in Wien. 1923-1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.43

5 Massiv-Bauweise im sozialen Wohnbau in Wien: Amann, Wolfgang u.a. 2007. S.38

6 Marchart, Peter: Wohnbau in Wien. 1923-1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.160

(15)

Ein Beispiel für den Wunsch nach Flexibilität ist das in Montagebauweise errichtete Objekt im 22. Wiener Gemeindebezirk bei Trabrenngründe, bei dem die Größe der Wohnungen dem Generationenwechsel folgt. So kann durch eine Zuordnungsän- derung der Räume die Entwicklung eines Familiengrößenzyklus angepasst wer- den.7

Abbildung 3: Grundriss und Schnitt, 1220 Trabrenngründe (Marchart, Peter: Wohnbau in Wien. 1923- 1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.194)

Nach einer Wohnungserhebung von „Statistik Austria“ hatte die durchschnittliche Wohnungsgröße in Österreich in der Bauperiode 1961 bis 1970 eine Fläche von 92,2 m². Diese entwickelte sich in der Zeitspanne 1971 bis 1980 auf eine gemittelte Wohnungsgröße von 102,7 m².8

Durch die Vereinheitlichung von Bausystemen, die der Einsatz der Montagebau- weise ermöglichte, wurde eine Vergrößerung der Wohnnutzfläche (WNF) erzielt. So war es bis Beginn der 70er Jahre erforderlich, die Wohnungsgrößen, aufgrund der

7 Marchart, Peter: Wohnbau in Wien. 1923-1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.88

8STATISTIK AUSTRIA: Wohnen 2018. Durchschnittliche Wohnfläche pro Wohnung nach wohn- spezifischen und soziodemographischen Merkmalen. In: https://www.statis-

tik.at/wcm/idc/idcplg?IdcService=GET_PDF_FILE&dDocName=123361 (letzter Zugriff 05. 07.

2020)

(16)

steigenden Bedürfnisse und Anforderungen der Bewohner, laufend zu erhöhen.

Auch danach war die allgemeine Meinung, dass es notwendig sei, diese Entwick- lung weiter voranzutreiben. Um den Wohnkomfort zu steigern, wurden größere Sa- nitärräume mit der Option eines zweiten Waschbeckens oder einer Waschmaschine umgesetzt. Wohnzimmer und Küchen wurden großzügiger realisiert und oftmals wurde ein Handwaschbecken im WC ergänzt.9

Raumaufteilung und Grundrisskonzeption

Mit dem Fortschreiten der Plattenbauweise änderte sich das konstruktive Gebäude- konzept einer Mittelmauerkonstruktion, dessen Lastableitung durch eine innenlie- gende mittige Mauer und dessen parallel liegenden Außenwänden erfolgt, zu einer Querwandbauweise.10

Die Querwandbauweise zeichnet sich durch tragende Innenwände aus und ermög- licht so neue Formen der Grundrissgestaltung. Die nichttragenden Außenwände dienen oftmals nur der Horizontalaussteifung.11

Die Querwandbauweise schuf durch ihre erforderliche Rasterung, neuartige Para- meter für die Grundrissgestaltung. So wurden 1962 beispielsweise in der Großfeld- siedlung Grundrisslösungen realisiert, die auf den Typenplänen von den Architekten O. und P. Payer beruhen.12

9 Marchart, Peter: Wohnbau in Wien. 1923-1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.84

10 Marchart, Peter: Wohnbau in Wien. 1923-1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.85f.

11 Atlas Sanierung. Instandhaltung, Umbau, Ergänzung: Giebeler, Georg u.a.: 1. Auflage. München:

Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG 2008. S.204

12 Marchart, Peter: Wohnbau in Wien. 1923-1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.85f.

(17)

Abbildung 4: Grundriss Typ 801, 1210 & 1220 Erzherzog-Karl-Straße, Großfeldsiedlung, Eipeldau- erstraße (Marchart, Peter: Wohnbau in Wien. 1923-1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.132)

Die Abbildung 4 zeigt eine Variante eines 3-Spänner-Typs, bei dem drei Wohnein- heiten pro Geschoss von einem Stiegenhaus erschlossen werden. Diese zeichnet sich durch die Erreichbarkeit des Vorraumes, Küche und Wohnraumes vom Ein- gang her aus. Die privateren Schlafräume werden mit einem Gang erschlossen, der an den Wohnbereich anschließt. Von diesem Gangbereich lassen sich auch die Sa- nitärräume wie Badezimmer und WC erreichen. Bei diesem Grundrisskonzept wurde pro Wohneinheit eine eigene Installationseinheit gebildet.13

13 Marchart, Peter: Wohnbau in Wien. 1923-1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.86

(18)

Abbildung 5: Grundriss Typ 80CC, 1210 & 1220 Erzherzog-Karl-Straße, Großfeldsiedlung, Eipeldau- erstraße (Marchart, Peter: Wohnbau in Wien. 1923-1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.132)

Der in Abbildung 5 dargestellte, als 2-Spänner geplante Grundrisstyp verdeutlicht die planerischen Möglichkeiten, die durch die Querwandbauweise geboten wurden.

So ist eine zweiseitige Belichtung und Querlüftung des Wohnbereiches einfach zu gewährleisten, welche bei der Mittelmauerkonzeption kaum möglich waren.

Gegen Ende der 60er Jahre wurden vermehrt individuelle Wohnungsgrundrisse re- alisiert. So wurden beispielsweise in der Krottenbachstraße 122, im 19. Wiener Ge- meindebezirk eine kleinteilige verspielte Bebauung geschaffen, die sich an dem Maßstab der Umgebung anpasst. Wie in Abbildung 6 ersichtlich, variieren die un- terschiedlichen Raumaufteilungen der Wohneinheiten.14

Trotz statischem Erschließungskern mit einer einheitlichen Treppe, konnte auch mit der Fertigteilbauweise eine vielseitige und flexible Raumaufteilung erfolgen. Somit können mit diesem System sowohl 2-, 3- und 4-Spänner-Erschließungsvarianten umgesetzt werden.

14 Marchart, Peter: Wohnbau in Wien. 1923-1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.88

(19)

Abbildung 6: Grundriss, 1190 Krottenbachstraße 122 (Marchart, Peter: Wohnbau in Wien. 1923- 1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.129)

Das Konzept der Querscheibenkonstruktion ließ schmale tiefe Grundrisse zu, wobei die Orientierung der Wohnungen zweiseitig erfolgen konnte. So wurde beispielhaft bei der Erneuerung eines Blockbaus in der Panikengasse 12-16 im 16. Bezirk eine Trennung zwischen Wohnbereich und Schlafbereich geschaffen. Wie in Abbildung 7 ersichtlich, wurden die Sanitärbereiche als auch die Küche, die in den Wohnbe- reich eingebettet war, innenliegend angeordnet.15

15 Marchart, Peter: Wohnbau in Wien. 1923-1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.88

(20)

Abbildung 7: Grundriss, 1160 Panikengasse 12-16 – Koppstraße 61 – Ganglbauergasse 7-13 (Mar- chart, Peter: Wohnbau in Wien. 1923-1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.168)

Des Weiteren wurde in einem mehrgeschossigen Mehrparteienhaus eine Anleh- nung an ein Einfamilienhaus entwickelt, indem diverse Lösungen von Maisonette- Wohnungsgrundrissen geschaffen wurden. Ein Beispiel dafür ist die, in der Abbil- dung 8 dargestellte, Blockbausanierung in der Ottakringer-Straße 5-7 im 17. Bezirk von Architekt Josef Krawina. Dieser Entwurfsansatz ermöglicht eine vertikale Tren- nung von Wohnzone zum Schafbereich. Somit wurden gleichzeitig die Installations- schächte von WC, Badezimmer und Küche effizient übereinander zusammenfasst.

Dieses Konzept der Schachtführung wurde oftmals durch eine Zusammenlegung mit der Nachbarwohnung nochmals effizienter umgesetzt, welches eine Spiegelung der Wohnungsgrundrisse voraussetzte.16

16 Marchart, Peter: Wohnbau in Wien. 1923-1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.88

(21)

Abbildung 8: Grundriss, 1170 Ottakringer-Straße 5-7 – Hernalser Gürtel 23 (Marchart, Peter: Wohn- bau in Wien. 1923-1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.178)

Gegen Ende der 70er Jahre wurden jedoch zunehmend die funktionellen Bezüge innerhalb der Wohneinheiten vorrangig betrachtet. So wurden oftmals die strenge Bündelung der Installationspunkte zu Gunsten einer optimaleren Grundrisslösung aufgelöst.17

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die vom Babyboom geprägten 60er Jahre eine Steigerung Wohnungsgröße zur Folge hatten. Mit steigender Haushalts- größe rückten auch die Komfortansprüche der Nutzer an die Wohnungen in den Vordergrund.18

17 Marchart, Peter: Wohnbau in Wien. 1923-1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.88

18 Massiv-Bauweise im sozialen Wohnbau in Wien: Amann, Wolfgang u.a. 2007. S.36

(22)

2.2. Plattenbauten

Es gibt mehrere unterschiedliche Definitionen für Bauwerke, die in Plattenbauweise errichtet wurden.

Nach dem Portal „Bauetz_Wissen_“ ist der Plattenbau ein Fertigteilbausystem, bei dem die Produktion der Bauteile von der Baustelle in eine Werkshalle verlegt wird.19 Die Definition dieser Bauart des „Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache“ ist die Bauweise, bei der die Bauwerke aus wandgroßen Stahlbetonelementtafeln, die industriell vorgefertigt wurden, errichtet werden.20

Dem Portal „Austria-Forum“ werden Bauwerke, die mittels „Elementbauweise aus vorgefertigten Betonbauteilen zur Herstellung gelangen“, Plattenbauten genannt.

Deckenplatten und Wandscheiben werden auf der Baustelle zu einem Gesamtge- bäude errichtet.21

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass industriell vorgefertigte Gebäude all- gemein als Plattenbauweise bezeichnet werden. Als wichtigster Baustoff wurde Be- ton verwendet.

Geschichtlicher Hintergrund

Bereits in den 1920er und in den Anfängen der 1930er Jahre wurden weltweit Ar- chitekten der Moderne auf die Möglichkeiten der Technik des industrialisierten Bau- ens aufmerksam. 1918 setzte der Architekt Grosvenor Atterbury erstmals Großfor- mattafeln zur Errichtung der Siedlung Forest Hills Gardens in New York ein.22 Wie in Abbildung 9 dargestellt, wurde nach diesem Vorbild wurde auch in Berlin die erste Plattenbausiedlung durch den Architekten und Stadtbaurat Martin Wagner

19 Baunetz_Wissen_: Industrialisierter Wohnbau der 70er Jahre/Plattenbauten. In: https://www.bau- netzwissen.de/altbau/fachwissen/baualtersstufen/industrialisierter-wohnungsbau-der-70er-jahre- plattenbauten-148206 (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

20 DWDS: Plattenbauweise. In: https://www.dwds.de/wb/Plattenbauweise (letzter Zugriff 05. 07.

2020)

21 Austria-Forum: Plattenbau. In: https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Plattenbau (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

22 Jeder m² du: Ursprünge des industriellen Bauens. In: https://www.jeder-qm-du.de/ueber-die- platte/detail/vorlaeufer-der-platte/ (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

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initiiert. Jedoch setzten sich die Plattenbauten aus mehreren Gründen zu der dama- ligen Zeit noch nicht durch. Die lag einerseits an einer zu schwachen Stringenz der Vorfertigung und Montage und andererseits an einer zu geringen Seriengröße. Wei- ters waren die Plattenelemente zu schwer und die Baustellenkräne zu unbeweg- lich.23

Abbildung 9: Foto, Martin Wagner. Splanemannsiedlung 2011 (Jeder m² du: Ursprünge des indust- riellen Bauens. In: https://www.jeder-qm-du.de/ueber-die-platte/detail/vorlaeufer-der-platte/ (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

Erst zwischen 1960 und 1980 entstanden in europäischen Städten und unter ande- rem auch in Österreich zahlreiche Plattenbauten. Eines der ersten Projekte in Ös- terreich stellt die Wohnhausanlage in der Großfeldsiedlung dar. Es wurde die erste österreichische Montagebaugesellschaft „Montagebau-Wien GmbH“ gegründet, die ihre Arbeit an den Wohnbauten in Fertigbauweise begann. Weiters wurde erstmals mit der Einführung der Fertigteilbauweise der Begriff „Generalunternehmer“ einge- führt.24

Die vorgefertigten Bauteile wurden in kürzester Zeit auf der Baustelle montiert und waren zu der damaligen Zeit ein Zeichen für einen hohen Wohnstandard. Der Grund

23 Jeder m² du: Ursprünge des industriellen Bauens. In: https://www.jeder-qm-du.de/ueber-die- platte/detail/vorlaeufer-der-platte/ (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

24 Massiv-Bauweise im sozialen Wohnbau in Wien: Amann, Wolfgang u.a. 2007. S.67f.

(24)

für die rasante Entwicklung dieser vorgefertigten Bauvariante war die drastische Wohnungsnot nach Ende des Zweiten Weltkrieges, sodass zu der Zeit zahlreiche fließbandgefertigte Großsiedlungen entstanden.25

Mit der Einführung der vorgefertigten Plattenbauweise wurden 1964 spezielle Pla- nungs- und Ausführungsrichtlinien verfasst. Diese wurden aus Erkenntnissen der praktischen Erfahrungen der Schule in Altmannsdorf gewonnen, die im „Schnell- bauverfahren“ errichtet wurde. Aus diesen Richtlinien ging hervor, dass Fertigteil- bauten schlüsselfertig zu planen und auszuführen waren. Dabei war auch der freie Wettbewerb zu berücksichtigen, indem nicht schon im Planungs- und Ausschrei- bungsprozess ein bestimmtes Fertigteilsystem begünstigt wurde.26

Abbildung 10: MA 19, Interconstrukt, Planungs- und Bauorganisations GmbH (Marchart, Peter:

Wohnbau in Wien. 1923-1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.126)

Bautechnik des Plattenbauverfahrens

Das Plattenbauverfahren zählt zu der Gruppe des Fertigteilbaus, da die Errichtung der Gebäude durch das Zusammensetzen der Bauteile vor Ort erfolgte. Wie in Ab- bildung 10 dargestellt, wurden vorgefertigte Betonplatten für Wand- und Decken- scheiben eingesetzt. Die Tragkonstruktion bestand teilweise auch aus einer

25 Austria-Forum: Plattenbau. In: https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Plattenbau (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

26Marchart, Peter: Wohnbau in Wien. 1923-1983. Wien: Compress Verlag 1984. S.67f.

(25)

konventionellen Ortbetonskelettkonstruktion, bei der die Fertigteilplatten lediglich in der Fassadenebene eingesetzt wurden. Diese boten die Möglichkeit einer optischen Anpassung der äußerlichen Erscheinung, indem beispielsweise Waschbeton, ge- säuerter Beton oder geschliffener Beton eingesetzt wurden. Weiters bestand die Möglichkeit werkseits bereits eine Wärmedämmung mit Putz aufzubringen.27

Vor- und Nachteile des Plattenbaus

Die wesentlichen Vorteile des Plattenbauverfahrens waren, dass viele Arbeits- schritte in einer witterungsunabhängigen Fertigungshalle erfolgen konnten. Danach wurden die Bauteile rasch auf der Baustelle zusammengefügt, woraus eine hohe Zeitersparnis resultierte. Außerdem konnten Qualität und Beschaffenheit der vorge- fertigten Bauteile bereits vor der Errichtung geprüft werden. Ein wesentlicher Aspekt der Vorfertigung der Elemente war, dass bereits vor der Produktion im Werk, die Planung der Haustechnik abgeschlossen sein musste, da Vorkehrungen wie Leerverrohrungen und Dosen bereits einbetoniert sein mussten. Durch den Prozess der Standardisierung wurde eine geringere Herstellungsdauer der Bauteile begüns- tigt, jedoch ergaben sich auch erhebliche Einschränkungen der Gestaltungsfrei- heit.28

27 Austria-Forum: Plattenbau. In: https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Plattenbau (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

28 Austria-Forum: Plattenbau. In: https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Plattenbau (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

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2.3. Rechtliche Grundlagen

Um bei einer Sanierung rechtliche Schwierigkeiten mit anderen Beteiligten vorzu- beugen, sollten zuvor die rechtlichen Rahmenbedingungen geprüft werden. Als rechtliche Grundlage ist im Wesentlichen entscheidend, ob es sich um eine Miet- wohnung oder um eine Eigentumswohnung handelt.

Sanierung einer Mietwohnung

Die gesetzliche Grundlage für eine Mietwohnungssanierung bildet das Mietrechts- gesetz (MRG), welches ein Bundesgesetz ist. Der Vermieter hat im Rahmen des MRG nach §3 (1) unter Berücksichtigung der rechtlichen, wirtschaftlichen und tech- nischen Umständen dafür zu sorgen, dass das Objekt und Mietgegenstände den ortsüblichen Niveau entsprechen und keine wesentlichen Gefahren für die Sicher- heit und Gesundheit der Bewohner bestehen. Weiters hat der Vermieter laut MRG

§4 (1) nützliche Verbesserungen des Hauses oder der Mietgegenstände nach Mög- lichkeit durchzuführen, soweit diese bezüglich der allgemeinen Erhaltung zweck- dienlich sind.29

Laut MRG §9 (1) hat der Hauptmieter die Möglichkeit eine Veränderung des Miet- gegenstandes vorzunehmen. Dazu muss er die Verbesserungsmaßnahmen dem Vermieter anzeigen, der diese innerhalb von zwei Monaten ablehnen kann. Unter gewissen Umständen kann der Vermieter seine Zustimmung für Veränderungen nicht verweigern, wenn diese im MRG aufgelisteten Voraussetzungen erfüllt sind. 30

1. Die Veränderungen müssen nach dem Stand der Technik ausgeführt wer- den.31

2. Die Änderungen dienen einem wichtigen Interesse des Hauptmieters und entsprechen der verkehrsüblichen Ausübung.32

29 MRG. BGBl 1981/520 idF BGBl I 2018/58

30 MRG. BGBl 1981/520 idF BGBl I 2018/58

31 MRG. BGBl 1981/520 idF BGBl I 2018/58

32 MRG. BGBl 1981/520 idF BGBl I 2018/58

(27)

3. Die Gewährleistung einer einwandfreien Ausführung ist gegeben.33 4. Die Kosten der Veränderung übernimmt der Hauptmieter.34

5. Es entstehen keine Beeinträchtigungen schutzwürdiger Interessen eines an- deren Mieters oder des Vermieters.35

6. Es erfolgt keine Schädigung des Hauses betreffend auch des äußeren Er- scheinungsbildes.36

7. Die Veränderungen dürfen keine Gefährdung für die Sicherheit von anderen Personen und Sachen darstellen.37

Weiters hat der Hauptmieter nach MRG §10 (1) Anspruch auf Ersatz für Aufwen- dungen, die in zwanzig Jahre vor Beendigung des Mietverhältnisses zur wesentli- chen Verbesserung gemacht wurden, abzüglich der jährlichen Abschreibung.38

Optionen einer Mietwohnungssanierung OHNE Zustimmung

(bzw. kein Einspruchsrecht) MIT Zustimmung Malen oder Tapezieren39 Einbau eins Badezimmers39

Verlegen/Verfliesen eines Bodens39 Entfernung einer nichttragenden Innenwand39 Anbringung von Radiatoren39 Einbau einer Toilette39

Errichtung von Infrastrukturleitungen39

Tabelle 1: Optionen einer Mietwohnungssanierung

33 MRG. BGBl 1981/520 idF BGBl I 2018/58

34 MRG. BGBl 1981/520 idF BGBl I 2018/58

35 MRG. BGBl 1981/520 idF BGBl I 2018/58

36 MRG. BGBl 1981/520 idF BGBl I 2018/58

37 MRG. BGBl 1981/520 idF BGBl I 2018/58

38 MRG. BGBl 1981/520 idF BGBl I 2018/58

39 Mario, Kopf: Wohnungssanierung: So gehen Sie dabei richtig vor. In: https://kurier.at/wirtschaft/im- mobiz/wohnungssanierung-so-gehen-sie-dabei-richtig-vor/199.273.748 (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

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Sanierung einer Eigentumswohnung

Die Grundlage für eine Sanierung des Wohnungseigentumsobjektes stellt das bun- desweite Wohnungseigentumsgesetz (WEG) dar. Als Miteigentümer einer Liegen- schaft gilt das Wohnungseigentum als das dingliche eingeräumte Recht, über ein Wohnungseigentum allein zu verfügen und ausschließlich zu nutzen.40

Der Wohnungseigentümer darf nach WEG § 16 (2) Änderungen an seinem Woh- nungseigentumsobjekt auf seine Kosten durchführen. Dabei sind jedoch fünf Vo- raussetzungen zu erfüllen. 41

1. Änderungen dürfen keine Schädigung des Hauses verursachen. Weiters darf keine Beeinträchtigung der schutzwürdigen Interessen der anderen Eigentü- mer und keine Gefährdung der Sicherheit der Bewohner bestehen.42

2. Bei Änderungen, die auch allgemeine Teile einer Liegenschaft betreffen, wird vorausgesetzt, dass die erforderlichen Maßnahmen der Übung des Verkehrs gemäß entspricht oder einem wichtigen Interesse eines Wohnungseigentü- mers dient. Somit kann der Einbau einer Toilette oder Wasserentnahme- stelle, Errichtung von Gas-, Strom-, Wasser oder Fernsprechleitungen, Er- richtung von Beheizungsanlagen und das Herstellen eines Hörfunk- oder Fernsehempfangsanschluss jedenfalls nicht untersagt werden.43

3. Werden bei Änderungsmaßnahmen auch Wohnungseigentumsteile oder Zu- behörobjekte verwendet, so muss der andere Eigentümer dies nur zulassen, wenn es keine dauernde und wesentliche Beeinträchtigung zur Folge hat. In diesem Fall ist des Weiteren eine angemessene Entschädigung zu leisten.44 4. Bei der Erforderlichkeit einer behördlichen Bewilligung einer Änderung, die

von den anderen Eigentümern nicht untersagt werden darf, dürfen sie die erforderliche Zustimmung nicht verweigern.45

40 WEG. BGBl 2002/70 idF BGBl I 2018/58

41 WEG. BGBl 2002/70 idF BGBl I 2018/58

42 WEG. BGBl 2002/70 idF BGBl I 2018/58

43 WEG. BGBl 2002/70 idF BGBl I 2018/58

44 WEG. BGBl 2002/70 idF BGBl I 2018/58

45 WEG. BGBl 2002/70 idF BGBl I 2018/58

(29)

5. Diese zuvor aufgezählten Bedingungen gelten auch für die Übertragung von Zubehörobjekten und auch Änderungen im Bestand, die unmittelbar räumlich angrenzender Wohnungseigentumsobjekte.46

Bauliche Veränderungen, wie beispielsweise eine Änderung der tragenden Wände, eine Umwidmung oder der Einbau einer zweiten Wohnungseingangstüre sind nur mit Zustimmung der Eigentümergemeinschaft erlaubt, falls Beeinträchtigungen der schutzwürdigen Interessen oder Schädigungen des Hauses möglich sind. Weiters ist die Zustimmung der anderen Eigentümer erforderlich, wenn beispielsweise eine Umwidmung der Wohnung in eine Arztpraxis angedacht wird. Jedoch sind unwe- sentliche Änderungen, wie der Einbau eines Ofens oder Entfernung einer nichttra- genden Innenwand auch ohne Zustimmung der anderen Eigentümer gestattet.47 Wie zuvor erwähnt hat der Eigentümer einer Wohnung das Nutzungsrecht an sei- nem Wohnungseigentum und kann mithilfe der erforderlichen Behördengängen Än- derungen auf seine Kosten übernehmen. Bei gewissen Änderungen ist jedoch die Zustimmung der anderen Eigentümer notwendig. Wenn des Weiteren derartige An- passungen auch allgemeine Teile der Liegenschaft umfasst, müssen diese Maß- nahmen der Übung des Verkehrs entsprechen oder einem besonders relevanten Interesse des Wohnungseigentümers dienen.48

Handelt es sich um Sanierungsmaßnahmen, die schützenswerte Interessen der an- deren Wohnungseigentümer beeinträchtigt, das äußere Erscheinungsbild des Hau- ses verändert oder eine potenzielle Gefahr für Personen und Sachen bedeutet, ist eine Zustimmung aller anderen Wohnungseigentümer erforderlich. Eine Mehrheit

46 WEG. BGBl 2002/70 idF BGBl I 2018/58

47 Österreichischer Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI): Änderungen am Wohnungseigentums- objekt. In: https://www.ovi.at/recht/wohnungseigentum/aenderungen-am-wohnungseigentumsob- jekt/ (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

48 Österreichischer Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI): Änderungen am Wohnungseigentums- objekt. In: https://www.ovi.at/recht/wohnungseigentum/aenderungen-am-wohnungseigentumsob- jekt/ (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

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der Eigentümer, eine baubehördliche Bewilligung oder die Zustimmung der Haus- verwaltung ist für eine Genehmigung unzureichend.49

Nach einer Rechtsprechung gehören Fenster zu den allgemeinen Teilen des Hau- ses, da sie ein Bestandteil der Außenhaut des Hauses zählt. Wenn ein Eigentümer im Rahmen seiner Wohnungssanierung seine Fenster austauschen wird das äu- ßere Erscheinungsbild des Hauses angetastet und somit wird die Zustimmung aller anderen Eigentümer erforderlich sein.50

Optionen einer Eigentumswohnungssanierung OHNE Zustimmung

(bzw. kein Einspruchsrecht) MIT Zustimmung Einbau einer Wasserentnahmestelle51 Umwidmung der Nutzungsart52

Einbau einer Toilette51 Einbau zweiter Wohnungseingangstüre51 Errichtung von Infrastrukturleitungen51 Errichtung eines Wintergartens51

Errichtung von Beheizungsanlagen51 Errichtung einer Terrasse auf einem Flachdach51 Entfernung einer nichttragenden Innenwand52 Errichtung einer PV-Anlage52

Innendämmung52 Fensteraustausch52

Einbau einer nichttragenden Innenwand52 außenliegendes Klimagerät53

Einbeziehung von Gangteilen53

Verglasung einer Loggia53

Tabelle 2: Optionen einer Eigentumswohnungssanierung

49 Wohnrecht für Wohnungseigentümer: Änderungen in der Wohnung. In: https://wien.arbeiterkam- mer.at/service/broschueren/wohnen/Wohnrecht_Wohnungseigentuemer_2017.pdf (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

50 Wohnrecht für Wohnungseigentümer: Änderungen in der Wohnung. In: https://wien.arbeiterkam- mer.at/service/broschueren/wohnen/Wohnrecht_Wohnungseigentuemer_2017.pdf (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

51 Österreichischer Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI): Änderungen am Wohnungseigentums- objekt. In: https://www.ovi.at/recht/wohnungseigentum/aenderungen-am-wohnungseigentumsob- jekt/ (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

52 Wohnrecht für Wohnungseigentümer: Änderungen in der Wohnung. In: https://wien.arbeiterkam- mer.at/service/broschueren/wohnen/Wohnrecht_Wohnungseigentuemer_2017.pdf (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

53 Mario, Kopf: Wohnungssanierung: So gehen Sie dabei richtig vor. In: https://kurier.at/wirtschaft/im- mobiz/wohnungssanierung-so-gehen-sie-dabei-richtig-vor/199.273.748 (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

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3. Vergleich von unterschiedlichen Sanierungsansätzen

In diesem Kapitel werden die Teilbereiche einer gesamtheitlichen Sanierung einzeln betrachtet und dessen Varianten der Umsetzung in Bezug auf deren Umweltver- träglichkeit analysiert. Weiters wird ein Kriterien-basiertes Bewertungssystem für Bauteile geschaffen und eingesetzt, das einen transparenten Vergleich der ökologi- schen Kennzahlen unter Berücksichtigung weiterer Faktoren ermöglicht. Die Ergeb- nisse werden gegenübergestellt und auf deren Stärken und Schwächen geprüft.

Sanierungsschwerpunkte von Wohnungen in Plattenbauten

Die starke Rasterung des Gebäudes, die dem hohen Vorfertigungsgrad geschuldet ist, wirkt sich wesentlich auf die Grundrisse der einzelnen Wohnungen aus. Da die Raumaufteilung den Anforderungen und Lebensweise der Menschen der 60er und 70er Jahre entsprechend konzipiert wurde, ist diese im Zuge einer Sanierung, an- zupassen. Dabei sind Veränderungen vorzugsweise im Rahmen des bestehenden Rasters vorzunehmen, um einen erheblichen Mehraufwand zu vermeiden.54

Soll die energetische Qualität einer einzelnen Wohnung verbessert werden, besteht aufgrund der erforderlichen Zustimmung der Eigentümergemeinschaft oft keine Um- setzmöglichkeit einer Außendämmung. Trotz bauphysikalischer Vorbehalte kann eine Anbringung einer nachträglichen Innendämmung angedacht werden. Die In- nendämmung ist zwar der Außendämmung in einigen Bereichen unterlegen, den- noch bietet sie die bessere Alternative, als den Wärmeschutz vollständig zu ver- nachlässigen.55

Um die thermischen Energieverluste weiter zu reduzieren, ist die Qualität der ver- bauten Fenster zu prüfen und die Möglichkeit einer Ausbesserung, Sanierung oder einem Austausch abzuwägen.56

54 Sanier.de: Häuser 70iger Jahre. In: https://www.sanier.de/altbausanierung/baualtersstufen/ haeu- ser-70iger-jahre (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

55 Sanier.de: Innendämmung. In: https://www.sanier.de/daemmung/anwendungsgebiete/fassa- dendaemmung/innendaemmung (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

56 Sanier.de: Ausbesserung, Sanierung oder Austausch?. In: https://www.sanier.de/fenster/sanie- rung-und-austausch/ausbesserung-sanierung-oder-austausch (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

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In Bezug auf eine barrierefreie Nutzung der Wohneinheiten sind oftmals auch einige Anpassungen zu bedenken. Dazu zählen schwellenlose Türen zu privaten Freibe- reichen, wie Garten, Balkonen oder Loggien. Auch eine bodengleiche Dusche und Türverbreiterungen können relevant sein.57

3.1. Änderung der Raumaufteilung

Als wesentliches Ziel bei einer Wohnungssanierung gilt die Verbesserung der Wohnbedingungen für die Bewohner und somit auch eine Steigerung der Vermark- tungspotentials. Zu den funktionalen Hauptmängeln in Plattenbauten der 60er und 70er Jahre zählen die kleinen Individualräume, familienunfreundliche Küchen, zu kleine Bäder, fehlende Barrierefreiheit und allgemein unzureichende Bewegungs- flächen.58

Die tragenden Innenwände wurden aus Normalbeton hergestellt, während die nicht tragenden Innenwände aus Beton- oder Gipswänden hergestellt wurden. Die sta- tisch irrelevanten Innenwände können im Zuge des Umbaus und innerhalb der rechtlichen Rahmenbedingungen des WEG und MRG entfernt werden.59

Bei der Konzeptionierung einer Wohnungssanierung ist festzulegen, ob Änderun- gen des Grundrisses für eine Wertsteigerung erforderlich sind. Im Wesentlichen gilt, dass die Kosten für die Umgestaltungsmaßnahmen die finanziellen Aufwendungen eines theoretischen Neubaus nicht übersteigen sollen. Mit einer bestandsorientier- ten Planung kann eine Wohnwertverbesserungen wirtschaftlich umgesetzt wer- den.60

57 Sanierungsgrundlagen Plattenbau. Wohnungsanpassung in Block- und Plattenbauten: Baasch, Helga u.a. Berlin: Fraunhofer IRB Verlag 2002. S.12

58 Sanierungsgrundlagen Plattenbau. Wohnwertverbesserung durch Grundrißveränderung: Baasch, Helga u.a. Berlin: Fraunhofer IRB Verlag 1999. S.3 f.

59 Atlas Sanierung. Instandhaltung, Umbau, Ergänzung: Giebeler, Georg u.a. 1. Auflage. München:

Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG 2008. S.204

60 Baasch, Helga.; Paap, Helga.; Rietz, Andreas.: Sanierungsgrundlagen Plattenbau. Wohnwertver- besserung durch Grundrißveränderung. Berlin: Fraunhofer IRB Verlag 1999. S.5

(33)

Änderungen der raumtrennenden Elemente

Bauliche Änderungen an der tragenden Gebäudestruktur erfordern einen statischen Nachweis. Weiters müssen bei Wanddurchbrüchen von einer Breite von mehr als einer Türbreite ein erheblicher konstruktiver Aufwand wie Rahmenkonstruktionen angedacht werden. Leichte Innenwände, die keine tragende Funktion erfüllen, kön- nen innerhalb einer Wohneinheit im Rahmen des vorgegebenen Trennwandzu- schlags geändert werden. Durchbrüche in Spannbetondecken sind kaum durchzu- setzen und daher sollte auf bestehende Deckendurchbrüche zurückgegriffen wer- den.61

Für eine Änderungen der Raumaufteilung, die statisch relevante Wände betrifft, ist nach dem MRG bei Mietwohnungen jedenfalls die Zustimmung des Vermieters er- forderlich. Dieser darf seine Zustimmung auch verweigern, wenn diese Verände- rung eine Gefahr für die Sicherheit von Personen und Sachen birgt.62

Auch bei Änderungen von nichttragenden Trennwänden ist die Zustimmung des Vermieters erforderlich, da hierfür weiters eine Bauanzeige erforderlich ist.63

Durchbrüche oder sonstige Änderungen von tragenden Wänden, erfordern bei Ei- gentumswohnungen nach dem WEG jedenfalls die Zustimmung aller anderen Mit- eigentümer, da diese Maßnahmen eine Gefahr für die Sicherheit von Personen und des Hauses zur Folge haben könnten. Maßnahmen, die Innenwände betreffen, die keine tragende Funktion erfüllen, ist keine Zustimmung erforderlich.64

Änderung des Sanitärraumes

Die Sanierung der Nassräume, stellt aufgrund der Ausgangslage eines meist zu kleinen Bades, eine wesentliche Optimierungsaufgabe dar. Dies hat im Rahmen der technischen, wirtschaftlichen Möglichkeiten und dem Spannungsfeld von

61 Baasch, Helga.; Paap, Helga.; Rietz, Andreas.: Sanierungsgrundlagen Plattenbau. Wohnwertver- besserung durch Grundrißveränderung. Berlin: Fraunhofer IRB Verlag 1999. S.9

62 MRG. BGBl 1981/520 idF BGBl I 2018/58

63 Mario, Kopf: Wohnungssanierung: So gehen Sie dabei richtig vor. In: https://kurier.at/wirtschaft/im- mobiz/wohnungssanierung-so-gehen-sie-dabei-richtig-vor/199.273.748 (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

64 WEG. BGBl 2002/70 idF BGBl I 2018/58

(34)

unveränderbaren Deckendurchbrüchen, Lüftungsschächte oder andere Hinder- nisse zu erfolgen.65

Bei einer Sanierung von Sanitärraumes ist es erforderlich, den vorhandenen Platz und Abmessungen platzsparend zu nutzen und wassersparende Toiletten einzu- bauen, um eine Minimierung des Installationsbereiches zu ermöglichen.

Abbildung 11: Beispielgrundriss, innenliegender Sanitärraum und Küche, Installationsbereich kü- chenseitig zugänglich (Oehler, Gisela: Sanierungsgrundlagen Plattenbau. Bäder, Küchen und deren Installationsbereiche. Berlin: Fraunhofer IRB Verlag 2000. S.20)

Durch das Entfernen von Wandteilen ist oftmals die Stabilität und Standsicherheit der Zelle gefährdet und muss berücksichtigt werden. Ein Abbruch der Sanitärraum- zelle ist möglich, jedoch ist in der Regel ein neues Rohrbündel, Schachtverkleidung und Traverse erforderlich. Es bietet sich auch die Möglichkeit der Implementierung eines Sanitärraumes in einen ehemaligen Wohnraum. Hierbei sind

65 Oehler, Gisela: Sanierungsgrundlagen Plattenbau. Bäder, Küchen und deren Installationsberei- che. Berlin: Fraunhofer IRB Verlag 2000. S.1

(35)

Sperrmaßnahmen an Wänden und Fußböden, ein neuer Fußbodenaufbau, ein sta- tischer Nachweis und Wand und Deckendurchbrüche erforderlich.66

Die Verlegung des Nassraumes birgt zusätzlich die Gefahr eines Wasserschadens für das Haus und stellt somit klar eine potenzielle Gefahr für die Sicherheit der Per- sonen, des Hauses und anderer Sachgegenstände dar. Wie bei Änderungen der raumtrennenden Elemente, ist bei diesen Maßnahmen sowohl bei Mietwohnungen nach dem MRG und Eigentumswohnungen nach dem WEG jeweils die Zustimmung des Vermieters oder der anderen Miteigentümer einzuholen. Jedoch kann der Ver- mieter die Schaffung eines zweiten Badezimmers untersagen.67

Das Abschlagen der Fliesen kann oftmals einen erheblichen Zeitaufwand darstellen und somit die Kosten für Maßnahmen in Nassräumen erhöhen. Weiters ist die Größe der zu verfliesenden Fläche wesentlich für den ökonomischen Aufwand. Je- doch durch die erforderlichen Kosten für die Ausstattung ist ein größeres Badezim- mer verhältnismäßig nicht wesentlich kostspieliger als ein kleinerer Sanitärraum.

Die Erforderlichkeit einer Umplanung der Elemente ist kritisch zu prüfen, da eine Weiterverwendung der bestehenden Leitungen und Rohre angestrebt werden sollte. Die Materialkosten sind hierbei nicht schwerwiegend, dafür aber die Arbeits- zeit des Handwerkers durch die Neuverlegung.68

Verbesserung des Schallschutzes

Unzureichender Schallschutz kann für den Nutzer einer Wohnung Stress verursa- chen und eine Belastung darstellen Deswegen sollte im Rahmen einer Wohnungs- sanierung auch eine schallschutztechnische Verbesserung der Wohneinheit stets bedacht werden.69

66 Baasch, Helga; Paap, Helga; Rietz, Andreas: Sanierungsgrundlagen Plattenbau. Wohnwertver- besserung durch Grundrißveränderung. Berlin: Fraunhofer IRB Verlag 1999. S.11

67 Mario, Kopf: Wohnungssanierung: So gehen Sie dabei richtig vor. In: https://kurier.at/wirtschaft/im- mobiz/wohnungssanierung-so-gehen-sie-dabei-richtig-vor/199.273.748 (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

68 Sanier.de: Was kostet ein neues Bad. In: https://www.sanier.de/badezimmer/was-kostet-ein- neues-bad (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

69 Sanier.de: Schallschutz und Schalldämmung für Innenwände. In: https://www.sanier.de/schall- schutz/schallschutz-und-schalldaemmung-fuer-innenwaende (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

(36)

In Plattenbauten wurde bis 1970 überwiegend ein Verbundestrich aus Fließanhydrid und Zement verbaut, während die erforderliche Trittschalldämmung durch einen weichfedernden Bodenbelag gewährleistet wurde. Im Zuge einer Sanierung sind lose Verbundestriche zu entfernen und durch geeignete Fußbodenaufbauten zu er- setzen.70

Um eine Verbesserung des Schallschutzes zu erreichen, ist es oftmals erforderlich den Fußbodenaufbau zu erneuern. Dies ist meistens prinzipiell möglich, jedoch darf das Gewicht der neuen Konstruktion nicht die Masse des entfernten Aufbaus über- schreiten. Für das Aufbringen eines schwimmenden Estrichs ist ein statischer Nach- weis erforderlich.71

Weiters wird im Falle des Ersetzens eines Bodenbelages oftmals eine Trittschall- schutzentkopplung mithilfe einer Weichfaserplatten, Schaumfolien oder Polysterol- platten geschaffen. Somit wird der Oberboden von der tragenden Unterkonstruktion getrennt.72

Eine ökologischere Alternative sind die umweltfreundlichen Materialien Kork, Ko- kosfaser und Holzfaserplatten. Aus ökologischer Sicht sollte auf Trittschalldämmun- gen aus Kunststoff verzichtet werden.73

Eine weitere Möglichkeit einem unzureichenden Schallschutz entgegen zu wirken stellt eine Vorsatzschale vor einer Innenwand dar, welche einfach und rasch zu be- werkstelligen ist. Diese Vorsatzschale besteht aus einer tragenden Struktur, einer Trennwanddämmung und einer biegeweichen Platte.74

70 Baasch, Helga; Paap, Helga; Rietz, Andreas: Sanierungsgrundlagen Plattenbau. Wohnwertver- besserung durch Grundrißveränderung. Berlin: Fraunhofer IRB Verlag 1999. S.16

71 Baasch, Helga; Paap, Helga; Rietz, Andreas: Sanierungsgrundlagen Plattenbau. Wohnwertver- besserung durch Grundrißveränderung. Berlin: Fraunhofer IRB Verlag 1999. S.11

72 Sanier.de: Bodenbelag: Unterbau. In: https://www.sanier.de/bodenbelag/bodenbelag-unterbau (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

73 Ökologisch bauen: Trittschalldämmung. In: https://www.oekologisch-bauen.info/baustoffe/boden- belaege/trittschalldaemmung.html (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

74 Sanier.de: Schallschutz und Schalldämmung für Innenwände: Schallschutz und Schalldämmung für Innenwände richtig planen. In: https://www.sanier.de/schallschutz/schallschutz-und-schalldaem- mung-fuer-innenwaende (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

(37)

Eine andere Option stellt die Auswahl von Materialien mit einer schalldämmenden Wirkung dar. So können schallabsorbierende Elemente, wie beispielsweise Tep- pichböden, Vorhänge oder Bauteile aus Kork eingesetzt werden. Fenster und Türen stellen wie im thermischen Bereich die Schwachstellen einer Wohnung dar, jedoch können Vorhänge eine Verbesserung bewirken. Dies stellt oftmals eine gute Alter- native zu kostspieligen Schallschutzfenstern dar, die auch oftmals aufgrund der rechtlichen Grundlagen des MRG oder WEG nicht getauscht werden können.75

3.2. Thermische Optimierung

Bei den Gebäuden der 60er und 70er ist aufgrund des großen Volumens, der oft- mals verbauten Verbundfenster und der integrierten Wärmedämmung mit einem Energieverbrauch von 85 kWh/m²a zu erwarten. Die Maßnahmen einer nachträgli- chen thermischen Aufwertung ist umso effektiver, je höher der ursprüngliche Ener- gieverbrauch vor den Sanierungsmaßnahmen war.76

Viel Energie geht in Form von Wärme, über die Gebäudehülle, wie Außenwände und Fenster verloren. Zusätzlich begünstigen Wärmebrücken die Schimmelbildung.

Hierbei gibt es viel Einsparpotential bezüglich Energie- und Heizkosten und allge- mein, um die Möglichkeit die Behaglichkeit und Gesundheit der Bewohner zu stei- gern.77

Da jedoch eine thermische Sanierung der Außenfassade und der Fenster allge- meine Bereiche des Hauses darstellt, ist eine Umsetzung durch einen Wohnungs- eigentümer oder Mieters nicht möglich.78

75 Sanier.de: Schallschutz und Schalldämmung für Innenwände: Schallschutz und Schalldämmung für Innenwände richtig planen. In: https://www.sanier.de/schallschutz/schallschutz-und-schalldaem- mung-fuer-innenwaende (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

76 Massiv-Bauweise im sozialen Wohnbau in Wien: Amann, Wolfgang u.a. 2007. S.7

77 Klima:aktiv: Thermische Sanierung im Geschosswohnbau. In: https://www.klimaak- tiv.at/dam/jcr:2fe35da0-52f4-408f-a9e4-4bc2228cd878/Brosch%C3%BCre%20thermische%20Sa- nierung%20im%20Geschosswohnbau.pdf (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

78 Österreichischer Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI): Änderungen am Wohnungseigentums- objekt. In: https://www.ovi.at/recht/wohnungseigentum/aenderungen-am-wohnungseigentumsob- jekt/ (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

(38)

Innendämmung

Allgemein ist die Dämmung der Außenwände der Innendämmung vorzuziehen. Im Rahmen einer Sanierung einer einzelnen Wohneinheit kann oftmals nur diese Vari- ante der nachträglichen Dämmung zum Einsatz kommen, da diese nach dem WEG nicht die Zustimmung aller anderen Wohnungseigentümer erfordert. Oftmals stellt die Option der Innendämmung aufgrund der Fehleranfälligkeit eine Kompromisslö- sung dar.79

Sanierungspotential durch Innendämmung

Eine Innendämmung kann unter Berücksichtigung von ökologischen und qualitati- ven Dämmsystemen und einer ordnungsgemäßen Montage zu einer Wertsteige- rung der Immobilie führen. Einerseits kann eine innenliegende Dämmung zu einem besseren Raumklima beitragen, andererseits birgt sie auch ein wesentliches Ener- gieeinsparpotential und somit auch eine Möglichkeit Kosten zu sparen.80

Die Innendämmung lässt sich durch deren innenseitige Anbringung, verhältnismä- ßig einfach anbringen und bewirkt zudem ein schnelleres Aufheizen der Innen- räume. Außerdem sind die Verkleinerung der WNF und Vermeidung von Wärme- brücken auch zu bedenken.81

Umsetzung mit verschiedenen Dämmbaustoffen

Für die Innendämmung werden üblicherweise Dämmstoffplatten aus expandiertem Polystyrol (EPS), Styropor, Polyurethan oder Mineralwolle eingesetzt. Durch deren äußerst nachteiligen ökologischen Kennwerte wird zu umweltfreundlicheren Alter- nativen wie Dämmstoffe aus Kalziumsilikat, Zellulose, Holzfasern, Kork, Schafwolle oder Hanf geraten. Diese sind zwar vergleichsweise kostenintensiver, die Vorteile

79 Sanier.de: Innenwanddämmung. In: https://www.sanier.de/innenausbau/innenwanddaemmung (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

80 Sanier.de: Innenwanddämmung. In: https://www.sanier.de/innenausbau/innenwanddaemmung (letzter Zugriff 05. 07. 2020)

81 Stahr, Michael: Sanierung von baulichen Anlagen. Nachhaltig – Ökologisch – Umweltgerecht.

Leipzig: Springer Vieweg 2018. S.171

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jedoch umfassen ausgezeichnete Dämmeigenschaften, Sicherheit bezüglich des Brandschutzes und ein gesundes Raumklima.82

Bezüglich der Vermeidung von Kondensat im Innenraum, stellen die wasserdampf- bindenden und wasserdampfabgebenden Mineralschaumplatten aus Kalziumsilikat eine sinnvolle Möglichkeit dar. Bei dieser Ausführungsvariante kann nämlich die Dampfsperre entfallen.83

Ausführung der Montage einer Innendämmung

Die grundlegende Thematik bei einer Innendämmung, um Schäden zu vermeiden, ist der Feuchteschutz. Je höher die Dämmstärke gewählt wurde, umso geringer fällt die Oberflächentemperatur der bestehenden Wand auf der Innenseite aus. Um Kon- densat in der fertigen Konstruktion zu vermeiden, ist somit die Stärke der Innen- dämmung auf 6-10 cm beschränkt. Um Diffusion vom Innenraum in die Dämmebene zu unterbinden, ist weiters eine Dampfsperre auf der Innenseite der Dämmung an- zubringen.84

Ökonomischer Einfluss einer Innendämmung

Bei einer ordnungsmäßigen Ausführung bietet die Innendämmung eine Heizkosten- ersparnis von 5-15 %. Einer Außenwanddämmung gegenübergestellt, ist dies noch knapp die Hälfte des Einsparungspotentials. Jedoch kann eine fehlerhafte oder qua- litativ mangelhafte Ausführung den gesamten positiven Effekt zunichtemachen und zu beträchtlichen Folgeschäden führen.85

82 Sanier.de: Innendämmung: Überblick über Dämmstoffe und Dämmmethoden. In: https://www.sa- nier.de/innenausbau/innendaemmung-ueberblick-ueber-daemmstoffe-und-daemmmethoden (letz- ter Zugriff 05. 07. 2020)

83 Energie Atlas. Material: Hegger, Manfred u.a. 1. Auflage. München: Institut für internationale Ar- chitektur-Dokumentation GmbH & Co. KG 2007. S.88

84 Energie Atlas. Material: Hegger, Manfred u.a. 1. Auflage. München: Institut für internationale Ar- chitektur-Dokumentation GmbH & Co. KG 2007. S.88

85 Sanier.de: Innendämmung: Überblick über Dämmstoffe und Dämmmethoden. In: https://www.sa- nier.de/innenausbau/innendaemmung-ueberblick-ueber-daemmstoffe-und-daemmmethoden (letz- ter Zugriff 05. 07. 2020)

(40)

Fenstersanierung

Ungenügende Wärmedämmung, mangelnder Schallschutz, allgemeine Schäden durch Feuchte und Bewitterung stellen oftmals wesentliche Gründe dar, Sanie- rungsmaßnahmen bezüglich der Fenster durchzuführen.86

Sanierungspotential durch Fenster

Der Dämmwert von Fenstern ist mit anderen Bauteilen kaum zu vergleichen, da sie in Bezug auf die Dämmfähigkeit die verlustreichsten Bauteile in einem Gebäude sind, jedoch die wichtige Funktion der natürlichen Belichtung und Belüftung erfüllen.

Zudem lassen sie solare Energie in den Innenraum, die nicht durch andere Heizsys- teme erzeugt werden muss. Wesentlich für die Energieeffizienz ist der U-Wert der Verglasung und des Rahmenmaterials. Bei der Auswahl ist zu beachten, dass auf- grund des geringeren Flächenanteils des Rahmens von 20-40 %, die Fensterver- glasung mit 60-80 % eine entsprechend höhere Auswirkung bezüglich des Energie- verlustes hat. Ebenso ist der wärmebrückenfreie Verbund zwischen Rahmen, Dich- tung und Glas von wesentlicher energetischer Bedeutung.87

Diagramm 1: Vergleich U-Wert von Glassorten (Datensätze: Stahr, Michael: Sanierung von bauli- chen Anlagen. Nachhaltig – Ökologisch – Umweltgerecht. Leipzig: Springer Vieweg 2018. S.210)

86 Allisat, Gerhard: Sanierungsgrundlagen Plattenbau. Fenster. Berlin: Fraunhofer IRB Verlag 1996.

S.48

87 Stahr, Michael: Sanierung von baulichen Anlagen. Nachhaltig – Ökologisch – Umweltgerecht.

Leipzig: Springer Vieweg 2018. S.205 5,6

3

1,1 0,4

5,6

3,1

1,9

0,9 0

1 2 3 4 5 6

MIN Ug-Wert W/(m²K) MAX Ug-Wert W/(m²K)

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