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Homöopathiewirkungist am ehesten ein Plazeboeffekt

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Academic year: 2022

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Aijing Shang vom Departement für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern hat zusammen mit Koautorinnen und -au- toren der Debatte um das Verhältnis von Homöopathie und Allopathie eine weiteres Kapitel hinzugefügt. Ihre Studie ist kürzlich in «The Lancet» publiziert und dabei – eher ungewöhnlich – von einem Kommentar und einem Editorial begleitet worden. Das Aufsehen war also von vornherein gross.

«Die Homöpathie ist eine breit eingesetzte, aber kontroverse Komplementär- oder Al- ternativtherapie», schreiben die Autoren zur Ausgangslage ihrer Untersuchungen.

Während der Herstellung der homöopathi- schen Arzneimittel erfolge die Potenzie- rung bis hin zu Verdünnungen, die kein Molekül der Originalsubstanz mehr ent- hielten, aber von denen angenommen werde, dass irgendwie Information auf das Lösungsmittel übergegangen sei, was beim derzeitigen Wissensstand doch als nicht plausibel erscheine. Viele Leute glaubten daher, dass allfällige Wirkungen der Hömöopathie auf unspezifischen Pla- zeboeffekten beruhten.

Für ihre statistischen Analysen betrieben die Autoren eine ausgedehnte Literatursu- che nach plazebokontrollierten Homöopa- thiestudien und stellten diesen konventio- nelle Studien mit derselben Indikation und denselben Outcomes zur Seite. In die Ana- lyse fanden je 110 homöopathische und al- lopathische Studien Eingang. Die mediane Studiengrösse umfasste 65 Teilnehmende (10 bis 1573). 21 (19%) Homöpathie- und 9 (8%) konventionell-medizinische Studien waren nach den Kriterien der Autoren von höherer Qualität, also doppelblind und adäquat randomisiert. In beiden Gruppen – sowohl bei homöopathischen als auch bei konventionell-medizinischen Therapien – zeigten kleine Studien und Studien schlechterer Qualität mehr positive Be- handlungsergebnisse als in grösseren und guten Untersuchungen.

Bei Einschränkung der Analyse auf grosse Studien guter Qualität errechneten die Au- toren für die 8 Homöopathiestudien eine

Odds Ratio von 0,88 (95%-Konfidenzinter- vall 0,65–1,19) und für 6 konventionelle Studien eine Odds Ratio von 0,58 (95%-KI 0,30–0,85). Dies führte Aijing Shang und Mitautoren zur Interpretation, dass in den plazebokontrollierten Studien von Homöo- pathie und konventioneller Medizin Bias vorhanden sind. Berücksichtigt man diese in der statistischen Analyse mittels Funnel Plot und Metaregressionsmodellen ergibt sich eine schwache Evidenz für einen spezi- fischen Effekt homöopathischer Heilmittel, aber eine starke Evidenz für spezifische Wirkungen konventioneller Interventio- nen. «Dieses Ergebnis ist kompatibel mit der Vorstellung, dass die klinischen Effekte der Homöopathie Plazeboeffekte sind», schreiben die Schweizer Autorinnen und Autoren.

In der Diskussion räumen sie ein, dass sie davon ausgingen, dass die in plazebokon- trollierten Studien beobachteten Homöo- pathieeffekte durch eine Kombination von methodologischen Mängeln und Publika- tionsbias erklärbar seien. Die Einflüsse von Publikationsbias, Datenkosmetik, schlech- ter Methodik und so weiter sind in konventionell-medizinischen Studien aber kaum geringer. Therapeuten, die die Ho- möopathie parktizieren, erwähnten gegen- über den Autoren bei der Diskussion der Ergebnisse, dass die klassische Homöopa- thie und die homöopathische Therapie von chronischen Störungen und Krankheiten in Studien mit längerem Follow-up Evidenz für spezifische Effekte zu Tage treten liesse.

Sie hätten diesen Gesichtspunkten in zu- sätzlichen Analysen Rechnung getragen, aber keine Hinweise gefunden, die diese Aufassung stützen könnten, schreiben die Autoren. Schliesslich betonen sie, dass ihre Analyse und die Studien, auf denen sie be- ruht, ausschliesslich die enge Frage nach spezifischen Effekten homöopathischer Heilmittel im Auge hatte. Kontexteffekte können solche therapeutischen Interven- tionen aber ganz massgeblich beeinflus- sen. Hier kommt die Therapeut-Patient- Beziehung ins Spiel, und von Homöopa-

thiepraktikern ist bekannt, dass sie in der Lage sind mit ihren Patienten sehr intensive Allianzen zu schmieden, die auf gemein- sam geteilten Überzeugungen hinsichtlich der Wirksamkeit der Homöopathie grün- den, und zusammen mit weiteren kulturel- len Faktoren heilungsfördernd wirken. An- statt immer weitere plazebokontrollierte Homöopathiestudien in die Welt zu setzen, sollte sich die zukünftige Forschung auf das Wesen der Kontextfaktoren und auf den Platz der Homöpathie in den Gesundheits- wesen konzentrieren, meinen Aijing Shang und Kollegen.

Unter dem Titel «Das Ende der Homöopa- thie» bringt «The Lancet» ein begleitendes Editorial, das dazu auffordert ein für alle- mal mit selektiven Analysen, voreingenom- menen Studienberichten oder weiterer Forschung zur Aufrechterhaltung der Ho- möopathie-versus-Allopathie-Debatte auf- zuhören. Von den Ärzten verlangt die Fachzeitschrift, dass sie den Mut und die Aufrichtigkeit aufbringen, ihren Patienten den fehlenden Nutzen der Homöopathie zu erklären und sich gleichzeitig selbst Defizite der modernen Medizin in der Be- friedigung des Bedürfnisses der Patienten nach persönlicher Betreuung einzugeste- hen. Das Verlangen nach Alternativthera- pien, die als ganzheitlich empfunden und dem auf Krankheiten fixierten, Technologie getriebenen Modell der Schulmedizin gegenübergestellt werden, stellt eine viel grössere Bedrohung der konventionellen Medizin dar als die Pseudoargumente über angebliche Behandlungsnutzen absurder Verdünnungen. Beifällig erwähnt das Edi- torial auch den Entscheid der Schweizer Regierung, die Homöopathie und vier weitere Komplementärtherapien aus der Grundversicherung herauszunehmen.

Ein Kommentar schlägt einen philosophi- schen Tonfall an und spricht vom «Wachs- tum der Wahrheit», die immer eine Funk- tion des gerade herrschenden Irrtums ist.

(Quelle: Lancet 2005; 366: 726–732)H.B.

Mit statistischen Methoden geprüft:

Homöopathiewirkung

ist am ehesten ein Plazeboeffekt

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