MEDIZIN
trag behielte. Bereits etablierte Pro- tokolle könnten direkt über die ört- liche Ethikkommission genehmigt werden.
Eine weitere Aufgabe der zen- tralen Kommission wäre die Ein- bindung der nationalen in interna- tionale Sicherheitsstandards (EU, OECD, WHO).
Auch gesundheitspolitisch bri- sante Fragen wie Gentransfer auf Bevölkerungsebene, wie er zur Impfung, Seuchenbekämpfung oder
KURZBERICHT / FÜR SIE REFERIERT
Korrektur endemischer Erbkrank- heiten denkbar wäre, müßten durch die zentrale Kommission reguliert werden. Gelingt es, alle kritischen Fragen durch Integration der rele- vanten wissenschaftlichen und ge- sellschaftlichen Kräfte zu lösen, wird der somatische Gentransfer einen sehr wertvollen Beitrag zu einer spezifischen und neben- wirkungsarmen Therapie sowohl bei erblichen wie erworbenen Er- krankungen leisten.
Deutsches Ärzteblatt
91 (1994) A-3180-3184 [Heft 46]
Anschrift für die Verfasser:
Prof. Dr. phil. Wolfram Ostertag Heinrich-Pette-Institut für experimentelle Virologie und Immunologie an der
Universität Hamburg
Studien
mit vielen Autoren:
Der Beitrag des einzelnen
Z
ahlreiche wissenschaftliche Ar- beiten erscheinen mit den Na- men von mehreren Autoren, biswei- len mehr als zehn.Hat in solchen Fällen der Be- griff „Autorenschaft" überhaupt noch einen Sinn?
Dieser Frage gingen Shapiro et al. in einer Fragebogen-Umfrage nach. Ausgewählt wurden unter festen Kriterien 200 Arbeiten mit mehr als vier Autoren aus fünf grundlagen-wissenschaftlichen und fünf klinischen führenden Zeit- schriften in den USA.
Die veröffentlichten Ergebnis- se der Studie beruhen auf den An- gaben von 184 Erstautoren; sie be- antworteten die Fragen über die Mitwirkung von insgesamt 1 091 ge- nannten Autoren. Bewertet wurden
schließlich die Daten von 1 014 Au- toren.
Erfragt wurde die Beteiligung an sechs Arbeitsfeldern, die zur Er- stellung einer wissenschaftlichen Studie gehören.
Die Konzeption der Fragestel- lung, das Studiendesign, die Be- schaffung von Material und Unter- lagen (wozu bei klinischen Studien auch das Zurverfügungstellen von Probanden gehörte), die Zusam- menstellung der Daten, ihre Analy- se und Interpretation sowie das Schreiben und die Revision der Ar- beit.
Unterschieden wurde zwischen Erstautoren, Zweitautoren, „mittle- ren" Autoren (Stelle 3 bis n-1) und den zuletzt genannten Autoren.
Die erstgenannten Autoren wa- ren — so die Ergebnisse — in allen oder den meisten der sechs Arbeits- felder substantiell beteiligt.
Bei den folgenden Autoren wa- ren die Angaben der Erstautoren überaus unterschiedlich: Im Median waren Zweitautoren an drei, „mitt- lere" Autoren an zwei und Letztau- toren an vier Arbeitsgebieten betei- ligt.
Aber die Unterschiede waren groß: Von den mittleren Autoren war der gleiche Prozentsatz (etwa neun Prozent) an allen Aufgaben beteiligt wie an keiner.
Einen genaueren Hinweis gab die Aufschlüsselung derjenigen Au- toren, die nur an einer der sechs Aufgaben beteiligt waren.
58 Prozent von ihnen wurden in der Kategorie „Beschaffung" tätig.
Das betraf die Bereitstellung und
Betreuung von Probanden, Labor- arbeiten oder -materialien und ähn- liche Tätigkeiten.
Bei Multicenter-Studien war dieser Effekt besonders stark ausge- prägt.
Im Ganzen zeigte sich, daß 26 Prozent der Autoren nur in den Ge- bieten „Beschaffung" und „Daten- sammeln" tätig waren.
An den eigentlichen „intellek- tuellen", wissenschaftlichen Ar- beitsfeldern von der Studienkon- zeption bis zum Schreiben waren sie nicht beteiligt.
In diesen Ergebnissen sehen Shapiro et al. eine Verwässerung des Begriffes „Autor", die sie nicht mehr für erträglich halten.
Sie sehen darin ein Abweichen von den Regeln des Internationalen Komitees der Redakteure medizini- scher Zeitschriften, in denen es heißt, daß nur solche Autoren ge- nannt werden sollen, die entschei- dende Beiträge zum „intellektuel- len" Bereich eines Forschungsvor- habens geleistet haben.
Nur diese Autoren seien in der Lage, die Ergebnisse einer solchen Studie auch zu verantworten und zu verteidigen. In einer Fußnote sollte darüber hinaus auch angegeben werden, welcher Autor zu welchem Arbeitsgebiet beigetragen hat — und Shapiro et al. führen das in ihrer Arbeit auch beispielhaft vor. bt
Shapiro, D. W.; N. S. Wenger, M. E Sha- piro: The Contribution of Authors to Multiauthored Biomedical Research Pa- pers. JAMA 1994; 271: 438-442.
Dr. David W. Shapiro, 130 Washington Ave, Palo Alto, CA 94301-3945, USA
A-3184 (44) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 46, 18. November 1994