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120 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Mai 2014 | www.pta-aktuell.de

W

ir besitzen zwei

Gleichgewichts- organe – eines in jedem Ohr. Bei- de Vestibularapparate bestehen aus je fünf Komponenten: drei Bogen- gängen und zwei Vorhofsäckchen (Saculus und Utriculus), die auch als Makulaorgane bezeichnet werden.

Die Aufgabe der Gleichgewichts- organe ist es, die Position und die Bewegungen unseres Körpers im Raum zu registrieren. Alle Informa- tionen werden zum Hirnstamm und von dort zu höheren Zentren im Ge-

hirn weitergeleitet und verarbeitet.

Ebenfalls mit berücksichtigt werden die Signale, die über die Augen und das propriorezeptive System, also die Rezeptoren in Muskeln, Sehnen und Gelenke, ins Gehirn gelangen. Denn sie liefern ebenfalls Informationen über unsere Position im Raum. Alle drei Komponenten zusammen bil- den den Gleichgewichtssinn.

Das Prinzip der Reizübertragung funktioniert in den Bogengängen und Makulaorganen ähnlich: In beiden finden sich Felder von Haar- zellen mit je einer Gruppe von

Zilien auf ihrer Oberfläche, die in eine gelartige Flüssigkeit hinein- ragen. In den Makulaorganen befin- den sich in dieser Flüssigkeit zusätz- lich winzige Kristalle, die Otolithen.

Rotation und lineare Bewe- gung Die Bogengänge sind für die Registrierung von Drehbewegungen zuständig: Drehen wir den Kopf, bewegen sich mit den Bogengängen sowohl die Haarzellen als auch die Flüssigkeit mit, aber wegen ihrer Trägheit tritt bei der Flüssigkeit eine minimale Verzögerung auf. Dadurch

Anders als beim Hören

oder Sehen nehmen wir damit keine bewussten Ein- drücke wahr. Erst wenn er nicht einwandfrei funktioniert, merken wir, wie sehr wir von diesem Sinn abhängen.

Gleichgewicht

© Aleksey Mnogosmyslov / 123rf.com

PRAXIS UNSERE SINNE

ZENTRALE SCHWIN- DELFORMEN

Die Ursachen für Schwindel können auch im Gehirn liegen, wenn es hier – etwa durch Durch- blutungsstörungen auf- grund eines Schlaganfalls oder als Folge von schwer- wiegenden Erkrankungen – zu Ausfällen kommt.

Auch Tumoren können die Funktion des Gleich- gewichtssystems beein- trächtigen. Schwindel ist daher immer ein Grund einen Arzt aufzusuchen.

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Mai 2014 | www.pta-aktuell.de

werden die Zilien der Haarzellen umgebogen – und so die Drehbewe- gung registriert.

Die Makulaorgane ermöglichen es uns zum einen, die Lotrechte zu ermitteln, damit wir jederzeit ins Gleichgewicht zurückfinden. Dazu liegen die Kristalle in der Gallert- masse auf den Zilien der Haarzellen auf und werden von der Schwerkraft in dieser Position gehalten. Legen wir nun den Kopf zu Seite, rutschen Kristalle und Gallertmasse schräg nach unten – die Zilien der Haarzel- len werden umgebogen und signa- lisieren so die Abweichung aus der Lotrechten. Zum anderen nehmen wir mit den Makulaorganen Be- wegungen in der horizontalen und vertikalen Achse wahr, also etwa Beschleunigungen beim Autofahren oder im Aufzug.

Verrechnung aller Signale im Gehirn Je stärker die Zilien um- gebogen werden, desto mehr Ak- tionspotenziale werden über den Gleichgewichtsnerv ins Gehirn ge- sendet. Dort fließen die Informa- tionen aller Komponenten beider Seiten zusammen und werden mit- einander verrechnet. So erhält das Gehirn genaue und permanent ak- tualisierte Informationen über Posi- tion und Bewegung des Körpers im Raum. Eine enge Zusammenarbeit aller beteiligten Sinne ist zudem nötig, damit wir beispielsweise auch dann scharfe Bilder sehen können, wenn wir uns in Bewegung befinden.

Unstimmigkeiten führen zu Schwindel Was unser Gleichge- wichtssinn permanent leistet, wird uns meist erst bewusst, wenn es zu Problemen kommt. In der Regel äu- ßern sich Störungen in Form von Schwindel, Übelkeit oder Benom- menheit. Diese Symptome treten dann auf, wenn in einem der drei beteiligten Systeme – Gleichge- wichtsorgan, Eigensinn und Augen – ein Fehler passiert und somit die Meldung, die aus diesem System ans Gehirn geht, nicht zu den Informati- onen aus den anderen beiden passt.

Genau dies geschieht bei der häu- figsten Form des Schwindels, dem gutartigen Lagerungsschwindel.

Hier geraten kleine Kristalle oder

„Ohrsteinchen“ in die Bogengänge.

Typischerweise tritt der Lagerungs- schwindel dann auf, wenn Betrof- fene ihre Position ändern, sich etwa im Bett umdrehen oder aufrichten.

Durch diese Bewegung werden die Kristalle auf die Zilien gespült, bie- gen diese um – und lösen so einen Reiz aus, der nicht zur Position des Körpers passt. Die Folge ist eine kurze Schwindelattacke, die auch von Übelkeit begleitet sein kann. Als Behandlung dient ein sogenanntes Befreiungsmanöver: Eine bestimmte Bewegungsabfolge soll helfen die Kristalle wieder aus dem Bogengang hinauszubefördern.

Reisekrankheit und Höhen- schwindel Auch wenn uns im Auto oder auf einem Schiff schwindelig oder schlecht wird, liegt dies daran, dass die einzelnen Komponenten unterschiedliche Informationen melden: Wenn wir beispielsweise in einem Fahrzeug sitzen, registrieren die Rezeptoren in unseren Muskeln und Gelenken keine Bewegung, die Gleichgewichtsorgane dagegen spü- ren die Kurven, das Bremsen und Beschleunigen sehr wohl und die

Augen melden eine schnelle Bewe- gung. Die Konsequenz: Uns wird übel. Ähnlich ist zu erklären, dass manchen Menschen in großer Höhe schwindelig wird: Während Eigen- und Gleichgewichtssinn das leichte Schwanken unseres Körpers melden (ganz hundertprozentig still stehen wir nie), sehen wir am Horizont oder dem Boden keine Bewegung, weil sie

zu weit weg sind. Bei manchen Men- schen kommt das Gleichgewichts- system gut mit dieser Diskrepanz zurecht, bei anderen nicht – sie sind nicht schwindelfrei.

Ausfall des Vestibularapparats:

ein- oder beidseitig Eine Entzün- dung des Gleichgewichtsnervs kann zum Ausfall des Gleichgewichts- organs auf der betroffenen Seite füh- ren. Häufig sind Viren die Auslöser.

Nachdem die Entzündung abgeklun- gen ist, kehrt die Funktion in der Regel zumindest teilweise zurück.

Zudem kann das Gehirn einen Teil der Defizite kompensieren, sodass eine langfristige Beeinträchtigung des Alltags selten ist. Auch ein beid- seitiger Ausfall des Gleichgewichts- organs ist möglich – hier sind vor allem für das Ohr toxische Substan- zen als Verursacher zu nennen (z. B.

Gentamycin), gefolgt von der Meniè- re-Erkrankung und Hirnhautent- zündungen. Unter Morbus Menière versteht man eine Erkrankung des Ohrs, die sich durch die drei Sym- ptome Schwindel, Schwerhörigkeit und Tinnitus auszeichnet. Mög- licherweise ist ein zu hoher Druck im Ohr die Ursache für die Beschwer- den. Eine kausale Therapie existiert nicht, die Behandlung zielt darauf ab, die Beschwerden zu lindern.

Vielfach bleibt die Ursache jedoch unklar. Eine bilaterale Vestibulo- pathie, so der Fachausdruck, ist nicht reversibel. Typisch sind Schwindel- gefühle und Gangunsicherheit, vor allem in der Dunkelheit und auf un- ebenem Untergrund. ■

Dr. Anne Benckendorff, Medizinjournalistin

»Morbus Menière ist eine Erkrankung des Ohrs, die sich durch Schwindel, Schwer-

hörigkeit und Tinnitus auszeichnet.«

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