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Faktenblatt zur Ernährungssicherheit

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Academic year: 2022

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Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF Bundesamt für Landwirtschaft BLW

072.10-00003 \ COO.2101.101.7.516680 Januar 2016

Faktenblatt zur Ernährungssicherheit

Nr. 7: Einkaufstourismus und Preisentwicklung im In- und Ausland

1 Facts & Figures

- Die Detailhandelsumsätze betrugen im Jahr 2015 total 97,5 Mrd. Franken, davon 50,8 Mrd. im Food-Bereich (Lebensmittel, Getränke, Tabakwaren) und 46,8 Mrd. Non-Food-Bereich (z.B. IT- Geräte, Möbel, Kleider, Bücher).

- Das SECO schätzt die Grössenordnung des Einkaufstourismus auf rund 10 Mrd. Franken1, was 10% der Detailhandelsumsätze entspricht.

- Eine im Januar 2016 publizierte Studie der Credit Suisse (CS) geht davon aus, dass der

Einkaufstourismus 2015 rund 11 Mrd. Franken betrug, was einer Zunahme von 8% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die CS geht davon aus, dass 73% der Schweizer Bevölkerung in maximal einer Stunde Fahrzeit einen ausländischen Supermarkt erreichen. Diese 73% geben jährlich insgesamt 35 Mrd. Franken im Lebensmitteldetailhandel aus. Damit beträgt der maximale potentielle

Umsatzverlust bei Lebensmitteln in diesem Einzugsgebiet 35 Mrd. Franken.

- Gemäss einer Hochrechnung der Universität St. Gallen verliert der Schweizer Detailhandel in den Branchen Lebensmittel, Drogerie, Bekleidung, Sport und Einrichtung knapp 9 Mrd. Franken pro Jahr durch den Einkaufstourismus. Die Lebensmittelbranche ist mit 2,8 Mrd. Franken am stärksten betroffen. Eine Erhebung von Coop zeigt, dass Fleisch weiterhin den Spitzenplatz im Einkaufskorb einnimmt, vor Milch und Butter sowie Früchten und Gemüse.

- Die Mindestkursaufhebung verstärkt den Druck auf den Schweizer Detailhandel. BAKBASEL rechnet für 2015 mit einem nominalen Umsatzminus von -2,1% gegenüber 2014. Dies entspricht dem stärksten Rückgang der letzten 35 Jahre.

1Zum Einkaufstourismus gibt es keine offiziellen Statistiken, nur Schätzwerte.

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- Ein Konsumentenpreisvergleich von verschiedenen Milch-, Fleisch- und Eierprodukten in der Schweiz und in Deutschland zeigt, dass die Preise in der Schweiz 2- bis 4.5-mal so teuer sind wie in Deutschland (s. Grafik oben).

2 Folgerungen

- Der Einkaufstourismus hat in den letzten Jahren - insbesondere infolge des Erstarkens des Schweizer Frankens - deutlich zugenommen. Auch wenn damit argumentiert werden kann, dass der Hauptanreiz für den Einkaufstourismus bei den Non-Food-Produkten liegt, kaufen Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten Lebensmittel im Umfang von rund 3 Milliarden Franken im grenznahen Ausland ein.

- Der Einkaufstourismus ist in erster Linie eine Folge der Hochpreisinsel Schweiz. Will man ihn begrenzen, so muss man die Ursachen für die hohen Lebensmittelpreise in der Schweiz angehen (Abbau tarifärer und nichttarifärer Handelshemmnisse, u.a. Erleichterung von Parallelimporten).

Eine regulatorische Limitierung des Einkaufstourismus durch tiefere Freimengen, Beschneidung der Möglichkeiten für Mehrwertsteuerrückerstattung oder mehr Kontrollen am Zoll sind

Symptombekämpfung. Solche Massnahmen sind nicht zielführend, da sie den Wettbewerb vermindern und die Preisinsel Schweiz verstärken.

- Auch im Landwirtschafts- und Ernährungssektor wirkt nur eine verstärkte Konkurrenzfähigkeit gegenüber dem Ausland (Qualität, Diversität, Preis etc.) dem Einkaufstourismus längerfristig entgegen. Aus diesem Grund sind agrarpolitische Massnahmen ins Auge zu fassen, welche die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft langfristig verbessern.

- Hingegen führen agrarpolitische Massnahmen, welche zu einer Verteuerung der Lebensmittelpreise in der Schweiz beitragen (Erhöhung Grenzschutz, interne

Preisstützungsmassnahmen etc.), zu zusätzlichem Einkaufstourismus. Sie schaden darüber hinaus dem Tourismusland Schweiz, da sie die Konkurrenzfähigkeit des Schweizer Hotel- und

Gastgewerbes schwächen. Damit wird letztlich auch die Nachfrage nach inländischen Lebensmitteln reduziert.

3 Quellen

- SECO: Zahlen und Einschätzungen zum Detailhandel (Aktennotiz an DC vom 18. November 2015) - IRM-HSG (Medienmitteilung, 30. Juni 2015): Prof. Dr. Thomas Rudolph, Dr. Liane Nagengast,

Frauke Nitsch, Studienautorinnen Forschungszentrum für Handelsmanagement an der Universität St.Gallen (IRM‐HSG)

0.00 5.00 10.00 15.00 20.00 25.00 30.00 35.00 Vollmilch

Butter Emmentaler Schweinekotelettes Rindshackfleisch Poulet ganz Pouletbrust Eier Bodenhaltung (10er-Pack)

Vergleich Konsumentenpreise Schweiz und Deutschland (Sept. 2015)

Preis Deutschland (CHF) Preis Schweiz (CHF)

1 Euro = 1.05 CHF

Quelle: BLW

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- Credit Suisse: Retail Outlook 2016: https://www.credit-

suisse.com/media/production/pb/docs/unternehmen/kmugrossunternehmen/retail-outlook-2016- de.pdf

- Credit Suisse: INVESTMENT STRATEGY & RESEARCH, Economic Research, Branchenmonitor Schweiz, 3. Quartal 2015 (S. 13)

- Coop: Einkaufstourismusstudie 2009 - BAK Basel, 2015:

http://bakbasel.ch/fileadmin/user_upload/BAKBASEL_Medienmitteilung_Prognosen_fuer_den_Sch weizer_Detailhandel.pdf

- BLW: Daten Marktbeobachtung

Referenzen

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