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Academic year: 2022

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298 Guido Oebel

Die Verfasser bleiben es auch schuldig zu argumentieren, was denn nun der spezifisch nationalsozialistische Gehalt der „rustschen Reform" gewesen sei; und das aus gutem Grund: Es gibt ihn nicht. Der Studie ist ja gerade zu entnehmen, dass es innerhalb der NSDAP sowohl vehemente Befürworter wie Gegner einer Recht- schreibreform gab, von einem einheitlichen Handeln oder einer einheitlichen Theorie der Nationalsozialisten kann also nicht die Rede sein. Und alle Varianten, die im Ν S diskutiert wurden, waren nichts originär Neues, sondern sind bereits vor 1933 in der Debatte gewesen, insofern ist es nicht verwunderlich, dass sie es nach 1945 waren - und zwar auch die Argumente der Reformgegner, bei denen sich nach 1945 zweifelsohne genauso personelle Kontinuitäten zur NS-Zeit feststellen lassen.

Letztlich entsteht der Eindruck, dass hier politische Geschichte für andere Interessen konstruiert wird, und zwar als Vehikel für grundsätzliche Erwägungen gegen die Rechtschreibreform, für die aber anscheinend die besseren linguistischen Argumente fehlen. Verschwörungstheorien von einer „Schweigespirale" runden das Bild ab.

Dirk Michel, Mannheim (michel@uni-mannheim.de)

Klaus-Peter Gapp: Objektlokalisation. Ein System zur sprachlichen Raumbe- schreibung. Wiesbaden: DUV 1997 ( = Studien zur Kognitionswissenschaft).

Guido Oebel

Das vorliegende Buch - gleichzeitig Dissertation des Autors - ist im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Graduiertenkollegs „Kogni- tionswissenschaft- Empirie, Modellbildung, Implementation" entstanden. Obschon seit der Erstveröffentlichung bereits fünf Jahre verstrichen sind, rechtfertigt diese Pionierleistung im Forschungsgebiet der Künstlichen Intelligenz eine verspätete Rezension. Gapps Ziel ist es, die Semantik der 78 häufigsten Lokalpräpositionen und -adverbien referenzsemantisch dahingehend zu formalisieren, dass ein möglichst universelles Applikationsmodell zur statischen Raumbeschreibung von Objekten in zwei- und dreidimensionalen Umgebungen entsteht, das sein operationalisiertes Ein-/Ausgabeverhalten empirisch zu validieren ermöglicht. Kurzum: es geht um „die Umsetzung visueller Informationen in natürlichsprachliche Beschreibungen", deren

„Vorteil auf den kompakteren und prägnanteren Möglichkeiten" von Sprache bei der „Übermittlung von Informationen gegenüber einer graphischen Repräsentation gleichen Informationsgehaltes" gründet (Herzog 1997:1).

Was dem besseren Verständnis einer auch weniger mit dieser Thematik vertrauten Leserschaft zugute kommt, ist die adressatenfreundliche Entscheidung des Autors zur Dekomposition der Aufgabe in zwei Teilziele: die Selektion eines adäquaten

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KURZREZENSIONEN 299

Referenzobjektes sowie die Berechnung einer rämlichen Relation zwischen dem zu lokalisierenden Objekt und dem gewählten Referenzpunkt. Basierend auf einer rein geometrischen 3-dimensionalen Repräsentation gelingt es dem Autor, mithilfe lokaler Relationen „Anfragen bezüglich [...] der Lokalisation von Objekten adäquat und effizient propositional zu beschreiben" (Herzog 1997:1).

Zunächst stellt G a p p etablierte Referenzsysteme zur Orientierung im Raum vor, wobei er bei Richtungspräpositionen traditionell nach den Gebrauchsarten intrin- sisch, deiktisch und extrinsisch unterscheidet. Im weiteren Verlauf präsentiert er die Grundlagen im Forschungsgebiet der Raumreferenz und diskutiert bestehende formale Ansätze zur prototypensemantischen Formalisierung von Raumdeskriptio- nen nach Hays, Herskovits, Bajcsy et al., zur zweistufensemantischen Formalisie- rung nach Bierwisch, Herweg und Lang sowie zur dreistufensemantischen nach Aurnague et al.

Im Folgenden stellt der Autor konkrete Operationalisierungen zur Raumreferenz vor, deren Ansätze er nach der Dimensionalität (2D: Abella & Kender, André et al., von Hahn et al., Hanßmann, Hußmann & Schefe, Wazinski; 3D: Carsten & Janson, Fuhr et al.) des jeweils betrachteten Raums gliedert.

Im Anschluss an diesen für das Allgemeinverständnis unverzichtbaren Überblick bestehender Theorien präsentiert G a p p sein mehrstufiges Modell zur „vollen"

Semantik räumlicher Relationen, wobei er deren spezifische Bedeutungen von der eigentlichen Kernsemantik trennt. Für letztere entwickelt er eine detaillierte Operationalisierung, anhand derer elementare und kompositionale Distanz- und Richtungsrelationen zwischen Objekten im zwei- und dreidimensionalen Raum evaluiert werden können. Anschließend verifiziert der Autor die Grundhypothesen seiner Operationalisierung, indem er den von ihm entwickelten Berechnungsansatz anhand empirischer Studien am Beispiel elementarer und kompositionaler projekti- ver Relationen validiert.

Während die bislang gängigen Theorien sich ausschließlich auf wenige Merkmale als Selektionskriterien beschränkten - etwa die Nähe potenzieller Referenten zum intendierten Objekt - geht G a p p nun einen Schritt weiter: Er entwickelt eine erweiterte Prozessoperationalisierung, die grundlegend an der Bestimmung eines kognitiv adäquaten Referenten beteiligt ist. Zu diesem Zweck untersucht G a p p den Einfluss objektspezifischer Merkmale ("visuelle Salienz: Farbe - Größe - Form, Mobilitätsgrad, inhärente Objektorientierung") sowie kontextspezifischer Merkma- le ("Identifizierbarkeit, Störobjekte, Distanz, funktionale Abhängigkeiten, Vorwis- sen, Vorerwähntheit") auf die Entscheidungsfindung zur Bestimmung so genannter bester Referenten (S.2). Hierbei präsentiert der Autor eindrucksvoll und nachhaltig seinen integrativen Ansatz, der einerseits kognitiven Plausibilitätsanforderungen mittels flexibler kontextunabhängiger Bewertungen der einzelnen Merkmale, ande- rerseits auch Performanzansprüchen in Bezug auf Berechnungsaufwand und Lauf- zeitverhalten standhält.

Zweifellos stellt die Gapp'sche Arbeit - wie Wahlster im Vorwort betont (S. VI) - einen „Meilenstein auf dem Weg zu einer formalen und operationalisierbaren Theorie der Raumreferenz dar", die vor allem empirischer Validierung standhält.

Nicht zuletzt durch die Verwendung von insgesamt 131, besonders für den Laien wertvollen illustrativen Abbildungen und Graphiken präsentiert der Autor einen wertvollen Beitrag zur kognitionswissenschaftlich orientierten Informatik, der u. a.

weitere wichtige Bezüge zur Computerlinguistik und Kognitionspsychologie enthält.

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Literatur

Herzog, Gerd (1997): Berechnungsverfahren fur räumliche Relationen in 3D-Szenen. In:

Memo 59, Universität des Saarlandes, SFB 314 (Visual TRAnslator). Unter:

http://www.dfki.de/vitra/index/node57.html, 1 - 2 . Guido Oebel, Saga (Japan) (oebel@cc.saga-u.ac.jp)

Judith Holuba: Zwischen Identitätsbewahrung und Anpassung. Die sprachliche Integration der Heimatvertriebenen im Raum Kaufbeuren/Neugablonz im Spannungsgebiet zwischen Dialekt und Hochsprache. München: ludici um 2000 ( = Die Entwicklung Bayerns durch die Integration der Vertriebenen und Flüchtlinge). 592 Seiten.

Guido Oebel

Die vorliegende Arbeit - gleichzeitig Dissertation der A u t o r i n an der Universität A u g s b u r g - w u r d e im J a h r 1997 d u r c h g e f ü h r t im R a h m e n des vom Bayerischen Staatsministerium f ü r Arbeit Sozialordnung, Familie, F r a u e n und Gesundheit initiierten F o r s c h u n g s p r o j e k t s „ D i e Entwicklung Bayerns d u r c h die Integration der Vertriebenen u n d Flüchtlinge". Ziel des Projekts ist es, die Auswirkungen durch die Umsiedlung von Vertriebenen u n d Flüchtlingen nach d e m Zweiten Weltkrieg auf mehrere Sphären in Bayern wie Gesellschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft aufzuzeigen. G e r a d e durch die j ü n g s t seitens P r a g wieder belebte Debatte um die Legitimität der unseligen Benes-Dekrete erhält H o l u b a s U n t e r s u c h u n g über die sprachlichen Verhältnisse in dem zunächst als ausschließliche Siedlung von vertriebe- nen Sudetendeutschen entstandenen Stadtteil von K a u f b e u r e n aktuelle Brisanz.

Die A u t o r i n geht mehreren Fragen nach, wie sich die wohl einmaligen Sprachver- hältnisse in der „ S p r a c h i n s e l " N e u g a b l o n z - benannt nach der ehemaligen Heimat- gemeinde im Sudetenland, G a b l o n z an der Neiße - h a b e n konstituieren können:

Welche S p r a c h f o r m e n sind bis heute in N e u g a b l o n z üblich (Kaufbeurer vs.

G a b l o n z e r Dialekt, U m g a n g s s p r a c h e K a u f b e u r e r vs. G a b l o n z e r Prägung, Hoch- sprache?), welcher S p r a c h f o r m e n bedienen sich N e u g a b l o n z e r in welchen Sprach- situationen (Beibehaltung des Heimatdialekts vs. A d a p t i o n des Allgäuer Dialekts?), welche sprachlichen Verhältnisse herrschen unter d e m Aspekt des Sprachkontakts mit Heimatvertriebenen im Stadtgebiet vs. U m l a n d von K a u f b e u r e n ? Zu diesem Zweck entwickelte H o l u b a einen 13 Seiten umfassenden Fragebogen mit Fragen überwiegend zur Selbsteinschätzung des Sprach Verhaltens der Probanden; d a r ü b e r hinaus fragte sie eine Liste von W ö r t e r n aus dem G a b l o n z e r bzw. K a u f b e u -

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