1 L¨ osungen zu Analysis 1/ 7. ¨ Ubung
1.1 Einleitung
1. Beispiel Intervallschachtelung in R. Seien (an)n∈N eine monoton wach- sende und (bn)n∈N eine monoton fallende Folge mit {an : n ∈ N} < {bn : n ∈N} und limn→∞(bn−an) = 0.
SATZ: Es gilt unter obigen Voraussetzungen limn→∞an = limn→∞bn. Beweis : Wir geben 2 Varianten an:
• Laut Voraussetzung ist die Folge (bn−an)n∈N eine Nullfolge und somit gilt das Konvergenzkriterium:
∀ǫ >0∃N ∈N∀n > N : |(bn−an)−0|< ǫ
Da allerdings ∀m ≥ k > N gilt aN+1 ≤ak ≤ am < bm ≤ bk ≤bN+1 folgt sofort
∀ǫ >0 ∃N ∈N∀n, k > N : |am−ak|<|bN+1−aN+1|< ǫ
∀ǫ >0 ∃N ∈N∀n, k > N : |bm−bk|<|bN+1−aN+1|< ǫ
Damit ist sowohl (an)n∈Nals auch (bn)n∈Neine Cauchyfolge und konvergiert daher in R. Somit folgt
nlim→∞bn− lim
n→∞an= lim
n→∞(bn−an) = 0 und die Grenzwerte sind gleich.
• Alternativ und einfacher ist die Feststellung: an, bnsind beide monoton und beschr¨ankt und daher konvergentan→x,bn→ y. Somit konvergiertbn−an
gegen die Differenz der Limites y−x. Nun gilt limn→∞(bn−an) = 0 und daher x=y= liman= limbn.
Wir wollen den Satz auf folgende rekursiv definierte Folge anwenden:
Sei 0< a1 =a < b1 =b und f¨ur alle n ∈N: an+1 = 2anbn
an+bn, bn+1 = an+bn 2 Wir zeigen, dass der Satz anwendbar ist:
BH 1: an ≤an+1 und bn ≥bn+1 ist gleichwertig zu an< bn
Beweis :
an< 2anbn
an+bn =an+1 ausmultiplizieren
⇔ a2n−anbn<0⇔an < bn analog
bn> an+bn
2 =bn+1 ⇔bn> an BH 2: F¨ur alle n ∈N gilt an< bn.
Beweis : Wir verwenden vollst¨andige Induktion:
(IA) a1< b1 laut Voraussetzung (IS) Sei an< bn. Wir setzen ein
an+1 < bn+1⇔ 2anbn an+bn
< an+bn 2
ausmultiplizieren
⇔
⇔4anbn< a2n+ 2anbn+b2nQuadrat⇔
⇔0<(an−bn)2
Damit haben wir eine Intervallschachtelung erreicht und damit sind beide Folgen konvergent.
Zu zeigen bleibt:
BH 3: limn→∞(bn−an) = 0 indem wir zeigen ∀n ∈N: bn−an≤ (b2n−−1a) Beweis : Wir zeigen das induktiv:
(IA) n= 1 : b−a≤b−a (IS) Die Aussage gelte f¨urn:
bn+1−an+1= an+bn
2 − 2anbn an+bn =
= (an−bn)2
2(an+bn) ≤ (an−bn)2
2(bn−an) = (bn−an)
2 ≤
≤ (b−a)
2n−12 = (b−a) 2n
BH 4: x= limn→∞an =√
ab= limn→∞bn =y
Beweis : Da nun der Satz anwendbar ist folgt x =y und aus xy =ab das Ergebnis sofort.
2. Beispiel Sei ¯C := C∪ {∞}. Dabei ist ∞ nur ein Symbol wir k¨onnten ebenso aschreiben. Eine komplexe Folge (zn)n∈Nkonvergiert gegen ∞genau dann wenn:
∀M ∈R, M >0 ∃N ∈N∀n ≥N : |zn|> M
Es ist sofort klar, dass man cn := |zn| als Folge in R auffassen kann und schliesst cn→+∞ ⇔zn→ ∞ wenn man in obige Formel cn substituiert.
Gegeben p(z), q(z) Polynome mit komplexen Koeffizienten, sodass der Grad von pgr¨osser als der von q ist. Wir zeigen:
BH:
p(n) q(n)
n∈N
→ ∞
Beweis : Sei p(n) =aknk+· · ·+a0 und q(n) =blnl+· · ·+b0.
Dass der Betrag einer Zahl gegen ∞ strebt ist offensichtlich gleichwertig dazu, dass das Quadrat des Betrages gegen∞ strebt. Um das nachzupr¨ufen reicht es zu wissen, dass Quadrieren aufR+ eine monotone Bijektion ist.
Wir betrachten also
|p(n)|2 =p(n)p(n) = (aknk+· · ·+a0)(aknk+· · ·+a0), da n∈N⊆R. Somit ist f¨ur alle n∈N,
|p(n)|2 =akakn2k+ (akak−1+akak−1)n2k−1+· · ·+a0a0 eine reelle Zahl. Ebenso folgt
|q(n)|2 =blbln2l+ (blbl−1+blbl−1)n2l−1+· · ·+b0b0.
Setzt man nunb:= (2l+ 1)·max{|blbl|,|bl−1+blbl−1|, . . . ,|b0b0|}das Maxi- mum der ”Koeffizienten” von |q(n)|2 multipliziert mit ihrer Anzahl, so gilt bn2l ≥ |q(n)|2. Diese Aussage zeigt man mit Induktion nach l f¨ur endliche Summen reeller Zahlen: P2l
i=0ci <P2l
i=0maxci (siehe L¨osung zur 4. ¨Ubung 2. Bsp). Ausserdem gilt |p(n)|2 ≥ akakn2k. Damit sch¨atzen wir jetzt nach unten ab:
p(n) q(n)
2
= |p(n)|2
|q(n)|2 ≥ akakn2k
bn2l = akakn2(k−l) b
k > l
≥ nakak b
Offensichtlich ist der Ausruck rechts unbeschr¨ankt (nmal Konstante), strebt also gegen ∞, und somit
p(n) q(n)
2 → ∞ und nach der obigen Bemerkung
p(n) q(n)
→ ∞ und schliesslich p(n)q(n) → ∞ laut Definition.
3.Beispiel Eine stereografische Projektion bildet die Oberfl¨ache der Kugel K mit Gleichungx2+y2+(z−12) = 14 ohne NordpolN = (0,0,1) bijektiv auf die Ebene R2 ab. Um diesen Sachverhalt zu beweisen ermitteln wir explizit die Abbildungsvorschrift. Die Gerade die vom Nordpol und einem beliebigen anderen Punkt P = (ξ, ν, ζ) der Kugeloberfl¨ache S aufgespannt wird ist gegeben durch:
x y z
=
0 0 1
+λ
ξ η ζ−1
Geschnitten mit der Ebene z = 0 ergibt sich λ= 1−ζ1 . y= 1−ζη , x= 1−ζξ . Wir zeigen:
BH 1: Die zwei Abbildungen
σ : (ξ, η, ζ)(x, y) = η
1−ζ, ξ 1−ζ
τ : (x, y)(ξ, η, ζ) =
x
1 +x2+y2, y
1 +x2+y2, x2 +y2 1 +x2+y2
sind zueinander invers.
Beweis :
•
τ σ(ξ, η, ζ) =
ξ 1−ζ
1 +
η 1−ζ
2
+
ξ 1−ζ
2,
η 1−ζ
1 +
η 1−ζ
2
+
ξ 1−ζ
2, η
1−ζ
2
+
ξ 1−ζ
2
1 +
η 1−ζ
2
+
ξ 1−ζ
2
=
=
ξ(1−ζ)
(1−ζ)2+η2+ξ2, η(1−ζ)
(1−ζ)2+η2+ξ2, (ξ2+η2) (1−ζ)2+η2+ξ2
=
= ξ(1−ζ)
3
4−ζ+ (ζ− 12)2+η2+ξ2, η(1−ζ)
3
4−ζ+ (ζ−12)2+η2+ξ2, (ξ2+η2)
3
4 −ζ+ (ζ−12)2+η2+ξ2
!
=
Kreisgleichung: 14 =ξ2+η2+` ζ−1
2
´2
= ξ(1−ζ)
1−ζ ,η(1−ζ) 1−ζ ,
1
4 −(12−ζ)2 1−ζ
!
= (ξ, η, ζ)
•
στ(x, y) =
x 1+x2+y2
1−1+xx2+y2+y22
,
y 1+x2+y2
1−1+xx2+y2+y22
Erweitern mit 1 +x2+y2
= (x, y)
BH 2: τ(x, y)∈S\ {0}
Beweis : Wir zeigen, dass die erhaltenen (ξ, η, ζ) die Kreisgleichung 14 = ξ2 +η2 + ζ−122
erf¨ullen:
x 1 +x2+y2
2
+
y 1 +x2+y2
2
+
x2+y2 1 +x2+y2 −1
2 2
=
= 4x2+ 4y2+ (x2+y2−1)2 4(1 +x2+y2)2 =
= (x2+y2+ 1)2 4(1 +x2+y2)2 = 1
4 Falls nun ξ = η = 0 also falls gilt x = 0 und y = 0 folgt dementsprechen auchζ = 1+xx2+y2+y22 = 0 und es liegtζ = 1 nicht im Bild von τ, da∀x, y∈R2 :
x2+y2 1+x2+y2 <1
Somit ist τ = σ−1, der Satz 1.2.18 anwendbar und σ eine Bijektion von S\N →R2.