und drei Viertel der Ova- rialkarzinome befinden sich zum Diagnosezeit- punkt bereits im Stadium III oder IV. Trotz radikaler Ope- ration und nachfolgender Che- motherapie sterben daran cir- ca 6000 Frauen jährlich in Deutschland.
Mit der Übernahme der Taxane zu Platin in die First- line-Therapie entstand ein
„weißer Fleck“ in der Sec- ond-line-Medikation – sie ist nicht definiert. Während Pa- tientinnen mit Spätrezidiven eine erneute Operation ange- boten werden kann und – im Fall einer Platin-Sensitivität – eine erneute Chemothera- pie mit Platin und Taxol sinn- voll ist, ist das therapeuti- sche Arsenal für Frauen mit
Frührezidiv selbst bei kleine- rer Tumorausdehnung relativ erschöpft.
Eine Operation bringt eben- so wenig Vorteile wie eine er- neute Platintherapie. Anthra- zykline scheinen mit einer Ef- fizenz von 20 Prozent Remis- sionen noch am besten abzu- schneiden, sagte Dr. Andreas du Bois (Wiesbaden) bei ei- ner Veranstaltung der Essex Pharma während des Gynä- kologenkongresses.
Problematisch bei dieser Substanzgruppe ist jedoch die Kardiotoxizität bei steigen- den kumulativen Dosen. Die- sem ist man nun mit einem galenischen Trick begegnet:
Das Zytostatikum Doxorubi- cin wurde in Liposomen ver- packt, um eine andere Organ- verteilung zu erreichen; zu- sätzlich erfolgte eine Pegylie- rung, bei der – bildlich ge- sprochen – die Liposomen auf der Oberfläche mit „Schwänz-
chen“ versehen werden, da- mit sie länger im vaskulären System verweilen und der Abbau in der Leber verzögert erfolgt. Mit Caelyx® werde so eine höhere Konzentration im Blut und eine verlängerte Halbwertszeit bei reduzierter Immunogenität erreicht, er- klärte Dr. Hans-Peter Lipp (Tübingen).
Um die Wirksamkeit zu be- urteilen, wurde das pegylier- te, liposomale Doxorubicin in einer randomisierten Phase- III-Studie bei knapp 500 Pati- entinnen mit Rezidiv über- prüft im Vergleich mit Topo- tecan. Beide Substanzen er- wiesen sich als gleichwertig hinsichtlich Ansprechen, pro- gressionsfreiem Intervall und Gesamtüberlebenszeit (53,4 versus 51,1 Wochen). Art und Häufigkeit der Nebenwirkun- gen unterschieden sich: Unter Caelyx ist eine Palmar-Plan- tar-Erythrodysästhesie am häufigsten, unter Topotecan traten häufiger höhergradige Nebenwirkungen (Myelosup- pression) auf.
Aufgrund dieser Daten stuf- te du Bois die neu „verpack- te“ Substanz als eine interes- sante Option in der Therapie des fortgeschrittenen Ovari- alkarzinoms ein (die europäi- sche Zulassung liegt bereits vor); bei platin-sensitiven Formen biete sich die Kom- bination mit Carboplatin ge- radezu an.
Obwohl die ideale Thera- pie für Frauen mit Rezidiven derzeit noch fehlt – die aktiv- sten Chemotherapeutika sind definiert: Taxane, Topoisome- rase-Hemmer, Anthrazykline, Gemcitabin und Vinorelbin.
Kombinationen können beim platin-sensiblen Tumor die Ef- fektivität wahrscheinlich stei- gern, beim insensitiven eher nicht. Dr. Renate Leinmüller V A R I A
A
A2254 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 97½½Heft 34–35½½28. August 2000
R
Arthrose-Therapie
Hox alpha hemmt die knorpelschädlichen Zytokine
Rund 20 Millionen Patienten leiden in Deutschland unter arthrotischen Verände- rungen an mindestens einem Gelenk. Die häufig eingesetzten nichtsteroidalen Anti- rheumatika (NSAR) wirken nur symptoma- tisch und haben Nebenwirkungen.
Auf der Suche nach einer kausalen Thera- pie konzentriert sich die Rheuma-Forschung auf die beiden Zytokine TNF-alpha und In- terleukin-1-beta. Dies aus drei Gründen: Pa- tienten mit Arthrose und Rheumatoider Ar- thritis haben erhöhte Zytokin-Spiegel in den betroffenen Gelenken. TNF-alpha fördert die Produktion knorpelabbauender Enzyme (Kollagenase und Stromylesin). Auch schüt- tet der Körper bei hohen TNF-alpha-Spie- geln vermehrt Prostaglandin E2 aus.
In diesen Entstehungsprozess der Arthrose greift Hox alpha mit dem Wirkstoff 13-Hy-
droxyoctadecatriensäure ein, wie In-vitro-Be- funde zeigen. „Im Bioassay haben wir am menschlichen Leukozyten durch Lipolysac- charid-Stimulation eine Entzündungsreakti- on simuliert. TNF-alpha und IL-1-beta sind deutlich gestiegen. Die gleichzeitige Inkubati- on von Hox alpha hemmt die Synthese dieser Zytokine dosisabhängig“, so Molekularbiolo- gin Sonja Klingelhöfer (Strathmann AG).
Hox alpha hemmt die knorpelschädlichen Zytokine um bis zu 70 Prozent. Diese Effekte bestätigten sich auch im Tiermodell. Prof. Re- nate und Prof. Steffen Gay (Zürich) lösten bei Ratten durch Injektion von Myobac- terium butyricum eine Arthritis aus. Die eine Gruppe der Tiere wurde vier Wochen lang mit Hox alpha behandelt, die andere erhielt Placebo. Ergebnis: In der Hox-alpha-Gruppe kam es zu einer signifikanten Hemmung der Knorpel-Erosion.
Hox alpha enthält einen zytokinhemmen- den Wirkstoff der Brennnessel in hoher Kon- zentration. Im Gegensatz zu anderen TNF-al- pha-Präparaten, die als monoklonale Anti- körper die Zytokine der Protein-Ebene ein- fangen, verhindert Hox alpha schon deren
Freisetzung. EB
Ovarialkarzinom
Neue Option für die Second-line-Therapie
Unternehmen