A-1238
M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 18, 5. Mai 2000 delt werden. Das früher so gefürchtete
Karbunkel kann heute durch die recht- zeitige Inzision eines Furunkels und die Gabe von penicillinasefesten Penicilli- nen verhindert werden.
Das Erysipel braucht eine Ein- trittspforte, zum Beispiel Tinea pedis, Ulcus cruris venosum oder eine chroni- sche Rhinitis. Es wird in 80 bis 90 Pro- zent durch S. pyogenes hervorgerufen, sodass Penicillin G das Mittel der er- sten Wahl ist.
Die Phlegmone ist eine Infektion durch S. aureus, jedoch auch durch S.
pyogenes. Sie muss mit Oxacillinen, Cephalosporinen oder Glykopeptid- Antibiotika angegangen werden.
Der „gramnegative Fußinfekt“
bei arteriellen Durchblutungsstörun- gen oder diabetischem Spätsyndrom braucht eine Eintrittspforte, zum Bei- spiel Tinea pedis. Therapie: Cephalos- porine Gruppe 2 – 3a oder Fluorchi- nolone Gruppe 2 oder 3, insbesondere wegen ihres größeren Verteilungsvolu- mens und somit besserer Penetration in das minder durchblutete Gewebe.
Die Borreliose ist in ihrer Früh- phase als Erythema chronicum migrans erkennbar. Sie ist durch Doxycyclin, in schweren Fällen durch eine intravenö- se Therapie mit Ceftriaxon zu behan- deln. Wichtig ist eine ausreichend lange Behandlung über 14 Tage.
Die Acne vulgaris reagiert gut auf Doxycyclin, wobei neben der antibak- teriellen möglicherweise auch eine an- tiinflammatorische Wirkkomponente eine Rolle spielt. Ähnlich kann bei der Rosazea durch Tetracycline eine Ab- heilung erzielt werden. Bei der Lues ist Penicillin die erste Wahl, alternativ Doxycyclin.
Die unkomplizierte Gonorrhoe und das Ulcus molle sprechen nach wie vor sehr gut auf die einmalige Gabe von Ceftriaxon i. v. oder Spectinomycin i. m. an. Durch die Möglichkeiten einer effektiven Antibiotikatherapie haben heute viele Haut- und Weichteilinfek- tionen ihre Schrecken verloren.
Prof. Dr. med. Dietrich Höffler, 2. Vorsitzender der
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) Medizinische Klinik III Klinikum Darmstadt Grafenstraße 9 64283 Darmstadt
KONGRESSBERICHT/FÜR SIE REFERIERT
Eine wichtige Rolle bei der Patho- genese der gastroösophagealen Reflux- krankheit spielt die transiente Relaxa- tion des unteren Ösophagussphinkters, sodass auch tagsüber gegen die Schwer- kraft ein Zurückfließen von Magenin- halt in die Speiseröhre möglich wird.
Die Autoren untersuchten bei 20 ge- sunden Freiwilligen die Ösophagusmo- tilität und das 24-Stunden-pH-Profil unter dem Einfluss des GABAB- Rezeptoragonisten Baclofen (Liore- sal). Die Probanden erhielten dabei in einer placebokontrollierten Studie 40 mg Baclofen oral. Unter Baclofen kam es zu einer Abnahme der transienten
Sphinkterrelaxation von 5,7 auf 2,2 pro Stunde und zu einem Anstieg des basa- len Sphinkter-Ruhedrucks von 8,7 ± 1,4 auf 10,8 ± 0,8 mmHg. Weitere Studien werden zeigen müssen, ob dieser Effekt auch bei Patienten mit gastroösopha- gealer Refluxkrankheit nachweisbar
ist. w
Lidums I, Lehmann A, Checklin H, Dent J, Holloway RH: Control of transient lower esophageal sphincter relaxations and re- flux by the GABABagonist Baclofen in normal subjects. Gastroenterology 2000;
118: 7–13.
Department of Gastrointestinal Medicine, Royal Adelaide Hospital, Adelaide, Aus- tralien.
Baclofen verhindert gastroösophagealen Reflux
In mehreren Studien konnte ge- zeigt werden, dass die Läsionen einer Refluxösophagitis bei H.-pylori-posi- tiven Patienten rascher abheilen als bei H.-pylori-negativen Patienten. Mit dem Rückgang der Prävalenz von Heli- cobacter pylori lässt sich ferner welt- weit eine kontinuierliche Zunahme der gastroösophagealen Refluxkrankheit nachweisen. Die Autoren berichten über Daten von 137 Refluxpatienten, bei denen der Helicobacter-pylori-Sta- tus untersucht wurde. H.-pylori-negati- ve Patienten wiesen signifikant häufi- ger schwere Ösophagitiden auf und bo- ten eine höhere Prävalenz des Barrett-
Ösophagus als H.-pylori-positive Pati- enten. Beim Einsatz von Protonen- pumpenblockern ließ sich jedoch bei der Erzielung und der Aufrechterhal- tung einer Remission kein Unterschied in der Dosierung zwischen H.-pylori- negativen und H.-pylori-positiven Pati-
enten nachweisen. w
Schenk BE, Kuipers EJ, Klinkenberg-Knol EC, Eskes SA, Meuwissen SGM: Helico- bacter pylori and the efficacy of omepra- zole therapy for gastrooesophageal reflux disease. Am J Gastroenterol 1999; 94:
884–887.
Department of Gastroenterology, Free University Hospital, P.O. Box 7057, 1007 MB Amsterdam/Niederlande.
Schützt H. pylori vor Refluxösophagitis?
Eine Feldstudie aus Tansania an 224 Schulkindern verglich die Palpati- on mit der Ultraschalluntersuchung bei der Bestimmung der Schilddrüsen- größe und untersuchte die Auswirkung der neuen WHO-Struma-Klassifikati- on mit nur noch zwei unterschiedlichen Strumagraden. Durch die neue Klassi- fikation, bei der eine Struma bereits bei palpabler Schilddrüse vorliegt, wurde eine bis zu 33 Prozent höhere Stru- mainzidenz festgestellt. Allerdings musste die verbesserte Sensitivität von 56 auf 80 Prozent mit einer verringer- ten Spezifität von 76 auf 29 Prozent er- kauft werden. Aufgrund häufiger Ab- weichungen der Strumaformen von dem postulierten Elipsen-Modell zeig-
te sich die Ultraschalluntersuchung der Palpation bei der Größenbestimmung nicht überlegen. Die Autoren halten aus Kostengründen die Palpation wei- terhin für die Methode der Wahl als Struma-Screening in Dritte-Welt-Län- dern. Darüber hinaus plädieren sie für eine Rückkehr zu den alten WHO-Kri- terien, die mit geringer Modifikation die Spezifität der Volumenbestimmung auf 90 Prozent erhöhen könnte. acc Peterson S et al.: Classification of thyroid size by palpation and ultrasonography in field surveys. Lancet 2000; 355: 106–110.
Prof. Hans Rosling, Division of Inter- national Health, Dep. of Public Health Sciences, Karolinska Institute, SE-171 76 Stockholm, Schweden.