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Archiv "Medizinisch-technische Großgeräte: Sprunghafte Zunahmen" (08.08.1988)

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CT-Geräte CT 331 263 594

DSA-Geräte DS 328 81 409

NMR-Geräte MR 41 37

7

8

Bundesgebiet 1 869 927 2 796

Tabelle 1: Medizinisch-technische Großgeräte (Anfang 1988)

Gerätetyp Zahl der Geräte

Praxis') Kranken-

samt samt Code

Linksherz-Katheter-Meßplätze LH 184 9 193

Gamma-Kameras (inkl ECT) Linear- und Kreisbeschleuniger Co-60 und Cs-137 Geräte Nierenlithotripter

Gallenlithotripter

GK 655 513 1 168

LI 126 3 129

CO 165 20 185

NI 35 1 36

GA 4 0 4

1) Standort unabhängig von den Eigentumsverhält- nissen

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Medizinisch-technische Großgeräte:

Sprunghafte Zunahmen

nächste Zug ist die schleichende Entmündigung der Bürger im Status der Sozialversicherten: Wer die Ent- scheidung über seine Lebenssiche- rung an den Staat und seine Sozial- experten abgibt, über den wird gera- de in den kritischen Phasen seines Lebens — in Jugend und Alter, bei Krankheit und Schwangerschaft, bei Arbeitslosigkeit und Wohnungsnö- ten — entschieden, vielleicht wohltä- tig im Überfluß, gewiß schmerzlich bei Knappheit.

Der Schlußpunkt ist die durch- greifende Unterwerfung der Bürger unter die öffentlichen Gewalten.

Die Sozial- und Gesundheitsverwal- tung entwickelt ein bald feines, bald grobes Instrumentarium der sozialen Kontrolle, also von lernfesten Be- lohnungen und Bestrafungen, von Prämien und Bußen zur Steuerung der gewünschten Lebensführung ih- rer sozialen Klientele.

Die präventive Medizin ist für solche Kontrollaufgaben eines der wirksamsten Hilfsmittel: Sie verbin- det mit der Autorität der medizini- schen Wissenschaft das Kosten-Nut- zen-Kalkül der Gesundheitsökono- mie und das demokratische Gesell- schaftsideal des gleichen Glückes für alle, enthüllt damit vollends das Ge- sicht des modernen Sozialstaates:.

Herrschaft durch organisierte kol- lektive Daseinsvorsorge. Und Ge- sundheit ist eines der ersten Güter, das durch die Herrschaft erzeugt, verteilt und gesichert wird, und da- mit die „Gesunden" abhängig, ge- fügig und loyal macht. „Complian- ce" , ein anglophones Versteckspiel mit dem originären Ausdruck „Füg- samkeit", ist deshalb auch zum zen- tralen Problem einer Verhaltens- steuerung der Sozialversicherten ge- worden. Gesundheit wird zur be- herrschbaren Sache.

(Professor Dr. med. Horst Baier ist Lehrstuhlinhaber für Soziologie an der Universität Konstanz. Der leicht gekürzte Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung des Au- tors und des Verlages seinem Buch

„Ehrlichkeit im Sozialstaat" — Ver- lag A. Fromm, Osnabrück, 1988 — entnommen.)

Anfang 1988 wurden in der Bundes- republik Deutschland 2796 medizi- nisch-technische Großgeräte vorge- halten (Tabelle 1). Dies bedeutet ei- nen Anstieg um 224 Großgeräte be- ziehungsweise 8,7 Prozent gegen- über dem Vergleichszeitpunkt des Vorjahres. Von diesen zusätzlichen Großgeräten wurden 176 in Kran- kenhäusern und 48 in Praxen in Be- trieb genommen

Von den insgesamt installierten 2796 medizinisch-technischen Groß- geräten entfallen rund 87 Prozent auf Großgeräte, die grundsätzlich für diagnostische Zwecke eingesetzt werden, wobei auf die 1168 Gamma- Kameras mit 42 Prozent beinahe die Hälfte aller Großgeräte entfällt. Bei den Gamma-Kameras wurde auf ei- ne Unterscheidung nach Gerätety- pen verzichtet, da eine klare Zuord- nung in vielen Fällen nicht möglich ist. 1869 (67 Prozent) aller Großge- räte sind im Krankenhausbereich in-

stalliert, in dem auch fast alle Groß- geräte betrieben werden, die für the- rapeutische Zwecke eingesetzt wer- den. Demgegenüber dominieren in den Praxen der niedergelassenen Ärzte die Diagnostikgeräte, wobei der Anteil der CT-Geräte und Garn- ma-Kameras allein rund 84 Prozent aller in den Praxen betriebenen Großgeräte umfaßt.

Boom seit 1972

Im Jahre 1972, dem Zeitpunkt der Verabschiedung des Kranken- hausfinanzierungsgesetzes (KHG) und der damit verbundenen staat- lichen Krankenhausplanung, gab es in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt 352 medizinisch-techni- sche Großgeräte; davon wurden et- wa 70 Prozent therapeutisch einge- setzt. Während sich in den folgen- den Jahren die Zahl der Therapiege-

A-2206 (28) Dt. Ärztebl. 85, Heft 31/32, 8. August 1988

(2)

■ Krankenhaus Praxis Gerätetyp Zahl der Geräte

350

300

250

200

150

100

-50 50

0

Quellen: Ernst Bruckenberger; Bedarfspläne; eigene Erhebungen und Firmeninformationen. Für 1988 zusätzlich Länderumfrage durch den Krankenhausausschuß der AGLMB

193 112

76 36 81

0 317 594 317 277

0 24 409 24 385

0 0 78 0 78

30 810 1 168 780 358

LI 48 93 129 45 36

CO 198 207 185 9 —22

NI 0 1 36 1 35

GA 0 0 4 0 4

Therapie 246 301 354 55 53

Summe 352 1 564 2 796 1 212 1 232

Tabelle 2: Zunahme der Großgeräte von 1972 bis 1988

Gerätetyp Zahl der Großgeräte Zunahme

1972 1982 1988 1972-1982 1982-1988

Diagnostik 106 1 263 2 442 1 157 1 179 LH

CT DS MR GK

Abbildung 1: Jährliche Zunahme der Großgeräte von 1982 bis 1988 Abbildung 2: Zunahme von 1982 bis 1988 nach Gerätetypen räte nur unwesentlich erhöhte, hat

sich die Zahl der Diagnostikgeräte, vor allem durch die Gamma-Kame- ras, vervielfacht (Tabelle 2).

Die mit Abstand stärkste Zu- nahme an Großgeräten im Praxisbe-

reich war in den Jahren 1985 und 1986 festzustellen. Ein Zusammen- hang dieser Zunahme mit der Dis- kussion um die Einführung einer

„Großgeräte-Richtlinie" des Bun- desausschusses der Ärzte und Kran-

kenkassen ist wahrscheinlich. Die besten Voraussetzungen, den Ab- satz von Großgeräten zu steigern, schaffen offensichtlich gesetzgeberi- sche oder sonstige Aktivitäten, die eigentlich das Ziel haben, an Hand von nicht operationalisierbaren Meßzahlen oder ähnlichen Vorga- ben, den Absatz von Großgeräten zu reduzieren (Abbildung 1).

Zunahme nach Krankenhaustypen

Im Krankenhausbereich entfiel von 1982 bis 1988 die mit Abstand stärkste Zunahme auf DSA-Geräte, gefolgt von den Gamma-Kameras und den CT-Geräten. Im Praxisbe- reich war in diesem Zeitraum die Zunahme bei den Gamma-Kameras nur unwesentlich größer als bei den CT-Geräten. Die Zunahme bei den NMR-Geräten hält sich mit 41 be- ziehungsweise 37 Geräten in beiden Bereichen die Waage (Abbildung 2).

Anschrift des Verfassers:

Leitender Ministerialrat Dr. jur. Ernst Bruckenberger Krankenhausreferent

Niedersächsisches Sozialministerium Hinrich-Wilhelm-Kopf-Platz 2 3000 Hannover 1

A-2208 (30) Dt. Ärztebl. 85, Heft 31/32, 8. August 1988

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